Hamacher, Über einige Unterschiede zwischen der Geschichte literarischer & der Geschichte phänomenaler Ereignisse

March 18, 2018 | Author: underpuppy | Category: Aristotle, Poetics (Aristotle), Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Epistemology, Reality


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Texte zur Theorie undDidaktik der Literaturge�cpichte Herausgegeben von Marja Rauch und Achim Geisenhanslüke Philipp Reclam jun. Stuttgart . . . . . . · . . . .> . Stuttgan Cnamthmnellun�r. . . .·att�rgeschichte und Geistesgeschichte 50 KARL VJilTOR Deutsche Literaturgeschichte als Geistesgeschichte. . . . 85 Marken d<r Philipp Reclam jun. Srungut ISBN 978-3-15-018967-2 Il Theorie der Literaturgeschichte 106 www. 42 . 62 HORST ALBERT GLASER R. . .]ahrhzmderts 37 ERICH SCHM!OT Wege und Ziele der deutschen Litteraturgeschichte . Ein Rückblick . . RUDOLF UNGER Lite. 25 . C 2012 Phti ipp Redam jun. . Dichtung. 106 . . 18967 Alle Rechte vorbeholta.ECLAMS UNlVERSAL-BIBLlOTHEK Nr. Redam. . Erster Band . K. Prinud in Cerm•ny 2012 RECLAM. . 25 WILHELM SCflllRER Rezension zu Hermann Hcttncrs Litteraturgeschichte des 18. . KG.RSAL-BIBLIOTHEK sind eingetragene »Einleitung« zu Deutsche Literatur.de �'ALTER ßllNJAMIN Literaturgeschichte und Literaturwissenschat f . . . . . .rcclam. . Diuingen. UNIVERSAL-BIBLIOTHEK und RECLAMS UNIVE. 75 ]ÜRGEN FüHRMANN Ober das Sch1·eiben von Literaturgeschichte . .Inhalt E inl eitun g . GEORG GO'n'FR!ED GERV!NUS "Einleitung« zu Geschichte der Deutschen . . . GmbH & Co. . . . . Band . . GmbH� Co. Eine Sozialgeschichte. . . . . 9 I Geschichte der Literaturgeschichte . . . .G. liEINZ FINGERHUT GERHARD PLUMPE SLMONE WINKO 259 115 HANS ROBERT JAUSS Was ist Literawrgeschichte? . . Editorische Notiz 284 . Ein schwieriges Geschäft. . Ein systemtheoretischer Entwurf . . . . . . 243 . . 270 KARI. . . . . . .teratr. . III Literaturgeschichte und Kanonbildung Historisches Verstehen durch Literaturgeschtchte? Plädoyer für eine reflektierte Erinnerungsarbeit 163 HERMANN KORTE 183 HELGE BONHOLT UND GERH. 133 UWE JAPP Die literarische Beziehung 149 WERNER HAMACHER Ober einige Unterschiede zwischen de1· Geschichte literarischer tmd der Geschichte phänomenaler Ereignisse . 301 318 MARJA RAUCH Didaktik der Literaturgeschichte in Zeiten der Kompetenzorientierung . . . . . . . . . . . . . 214 Literat1�r-Kanon aJ. . . . . 331 349 . . . .U. 7 Historische Kanonforschung und Verfahren der Textauswahl . . . . . . Epochen -Kulturen .. . . . . . . . .. . . . . . . . . Zum Umgang mir. . . . . . . Literaturgeschichte in der Schule . .rwissenschaft . . .O RUPP 200 ULF 214 ALEIOA ASSMANN Kanonforschung als Provokation der Li. . . . STEPHEN GREENBLATT .s invisible hand-Phänomen 222 HERMANN KORTE 259 MAXTMIUAN NUTZ Didaktik der Literaturgeschichte . Epochen moderner Literatur. . .Inhalt 6 Inhalt IV Vermittlung von Literaturgeschichte .. . . ROLF GEISSLER Literatt� rgeschichte als Provokation der Literaturwissenschaft . ROLAND BARTHES Literatur oder Geschichte . . . . ABRAHAM UND . . . . . . . . . . . . . . . . Die Wiedergewinnung der historischen Dimension im Literaturunterricht . sie sollte nicht bloß Resultat. struk­ turierende Sprache und 9egensrändliche \Vuklicbkcit wa­ ren für ihn die beiden Dtmensionen geschichtlichen Han­ delns.WERNER HAMACHER Über ein ige Unterschiede zwisch'en der Geschichte literarischer und der Geschichte phänomenaler Ereignisse . sondern auch des Tuns der Erkenntnis erwies.. der sich darin als ein Held nicht bloß der Erkenntnis. und Geschichte war für ihn die Geschichte der Rückkehr. fähig sein. sondern ihre philosophische Verzeichnung selbst sollte die letzte. und zwar des sich selbst erscheinenden. für Hege! dagegen ging die Geschichte zu Ende. Wissen und Erscheinung. Selber sub­ stantiell geschichtlich.als Freischreibung und als Bewußtschreibung vollziehen. dank der in ihm vollzogenen Vereinigung des Begriffs und seiner \V!rk­ samkcit. Die­ ses Handeln des Begriffs. der Heimkunft und der Wieder. Geschichte war für Hege) Geschiclue des er­ scheinenden. und dieses Handeln selbst sollte. Daß sie von ihm zu den Akten genommen und abgeschlosse n wurde. ihren Antagonismus aufzulösen. Geschichtsschreibung sollte sich . sich selbst im Denken seines Werdens konkret werdenden Wissens. vollzogen von ibrem letuen Helden. war ibr buchstäblich letzter Akt..aneignung des in das Reich der Sinnlichkeit entlassenen und darin fremd gewordcncn Bewußtseins. indem er sie schrieb. sollte sich Geschichtsschreibung als Aufhebung der Geschichte in die politische Form des freien Rechtsstaates und weiterhin in die philosophische Form des spekulativen Systems. Denn durch ihn sollte Ge­ schichle nicht bloß in Gedanken erfaßt und als vergange­ nes Geschehnis im Buch des seiner selbst bewußten Gei­ stes verzeichnet werden. dieses zugleich historische und . die eschatologische historische Tat sein. wie immer inexplizit. Verfügungen. muß te er . Rede-Akt. die Geschichte also nichts anderes als dieses tätige Sein. Diese ergontologische Auslegung des Gescbichtsbegriffs­ das Sein des Geistes sei seine Tat. und zwar hier als Geist sich zum Gegenstande des Bewußtseins zu ma­ chen. Begriffsereignis. wird durch ihre schiere Identität überboten. Um die Möglichkeit der Apokatastasis epi�"temologisch zu sichern. Hege! war auf diese Symmetrie an­ gewiesen.164 Werner Hamacher kognitive Ereignis war ihm der privilegierte Gegenstand und die einzige Vollzugsform einer philosophischen Ge­ schichtsschreibung. die sich in Handlungen.en wollte. was er tut. jede Handlung. in ihnen auch n dlungen.postulieren. Um sich der fundamentalen A nalogie zu versichern. Institutionen und Prozessen vergegenständlicht haben. daß Erkennt­ nisse. alle res gestae sind bistoriae. deren Ereignisse Akte der Erkenntnis sind.auf die Äquivokation im Begriff der Ge­ schichte berufen und. Diese Vereinigung der beiden Bedeutungen müs­ sen wir für höherer Art als für eine bloß äußerliche Zufälligkeit ansehen: es ist dafür zu halten.wie man­ cher nach ihm . hat er sich . die sich in der Einheit des einen Wortes Geschichte darstellt . Die historia rerum gestarum gehön für Hege! selber zu den res gestae. ihn liest. sie ist das Geschehene nicht minder wie die Geschichtserzäh­ lung. und seine Tat ist. daß Ge­ schichtserzählung mit eigentlich geschichtlichen Taten und Begebenheiten gl ei chze itig erscheine. nicht durch Sprachökonomie oder Differenzierungstriigheit vereinigt. die zwischen faktischer Geschichte und Geschichtserkenntnis walten soll. ist aber die. sich. Erkenntnischarakter hätten. Erkenntnis­ leistungen. daß Erkennmis und Erkanntes. Geschichte Die Sache 1. sich für sich selbst auslegend zu erfassen (Hege!). die sich im Geschichtsbegriff. Bezeichnung und Bezeichnetes gleicher­ maßen Tat sind: Spnchtat.. Diese fundamentale Analogie zwischen Er- Geschichte literarischer uudphänomenaler Ereignisse 165 kennmis und Handlung. Diese innerliche Ge­ meinsamkeit von Geschichte und Geschichtserzählung. könnte sich aber das Bewußtsein als ihr Autor wiederer­ kennen und an ihnen als seiner Manifestation in der Er- . wenn anders er die kognitiven Investitionen. �nstitu­ aufgehoben bleiben dergestalt. sondern durch eine substantielle Gemeinsamkeit.in Übereinstimmung mit entsprechenden Annahmen auf an­ deren Gebieten seiner Theorie . unwie­ derbringlich in ihr zu versickern.mallen Ihren konstitunven Momenten. es ist eine in­ nerliche gemeinsame Grundlage. denn er isr nur. eine strenge sachliche Beziehung zwischen den möglichen Bedeutun­ gen des Wortes behauptet: vereinigt in unserer Sprache die objektive sowohl als subjektive Seite und bedeutet ebensogut die bistoriam rerum gestarum als die res gesras selbst. die sich denn auch in der geschichtlichen Gleichzeitigkeit ihres Erscheinens bewährt. wie es dem spekulativen Geist der deutschen Sprache nicht anders geziemt.Grundlinien der Philosophie des Rechts«(§ 343) schreibt: wie Hege! Die Geschichte des Geistes ist seine Tat. daß H � tionen und Prozesse.md ihre Darstellung sind also nicht durch ei­ nen äußerlichen Zufall. in die historische Wirklichkeit davor schütz.. ausspricht. und die begriffene Geschichte wiederum das Sein in seiner Tätigkeit als Aus­ leo r ng erfaßt -: diese ergontologische Deutung der Ge­ schichte als Wirklichkeit und Selbsterkenntnis des Geistes geht zurück auf die sprachontologische Annahme einer ungestörten und durch keinerlei »äußerliche Zufälligkei­ ten« störbaren Symmetrie zwischen dem kognitiven und dem performati. welche sie zusammen hervortJ"eibt (Hege!). Erkenntnis. wenn Hegel in den . und zwar . Nur in einer Ge­ schichte.•en Charakter sprachlicher Außerungen: Jede Erkenntnis sei Handlung. wenn Institutionen . - Ich will im folgenden v�rsuchen deutlich zu machen.nur unter der Bedingun g . Faßt man den Begriff der Geschichte ebenso radikal ergontologisch wie Hege!.wie die Literarur zum Beispiel. -und zw� rn emc �andlung der Auslegung aber d e n Schi� semer Ge� ch•chte bezeichnet. Sie basiert wie jene �uf d er J:Iomogenisierung inkompatibler Funktionen . daß sie Gesch ichte einer ihm homologen Erscheinung und daß sie Geschichte der Selbsterkenntnis des Bewußtseins in seiner Erscheinung ist. darunter auch >Kunst-< und •Lite­ raturgeschichte< . gehört die Beend­ barkett der Geschichte zu den Voraussetzungen ihres voll­ ständigen Begriffs: Geschichte gibt es für Hegel immer n�r a�� been?ete. daß die durch­ aus illegitime Verquickung von referen?losen Setzungsak­ ten und referenzbedürftigen Prädikationen schon bei Hegel zurSynthesis von geschichtlich gewordenen Fakten und aktueller Selbsterkenntnis führen sollte. konnten durch dte Ennnerung daran. die. �etgnungsgesc�chte d�s menschlichen Selbstbewußr­ sem� . weil die Ereignis­ sphare sowohl der Gesellsc haft wie der Literatur um­ standslos ästhetisierend als die Sphäre ihrer sinnlichen Er­ scheinung. wenn eine Gesetzesverfügung i n ihrer Tradierung kor­ rumpiert wurde. d1e Analog1e zw1schen heerarischem und histori­ schem �reignis zur B� is i hrcr Ceschichtskonzcption ma­ . Fällt die Voraussetzung der essentiellen Homo­ genität und Reversibilität von Erkenntnis und Ereignis. wenn Ereignis und Erkenntnis. daß ihre Geschichte. das sie installierte (und sei diesesSubjekt auch ein kollek­ tives mit Namen Bourgeoisie oder ein politökonomisches wie das Kapital). '!'heoret�er. Und w1e s1e kann s1e es nur sein. Und auch dieje­ mgen. die ihre Überlegungen über � d1e künsclenschen ProduktJOnen der jüngsten Moderne auf den Begriff der post-histoire abzustimmen versuchen. daß sie Ge­ schichte des Bewußtseins. die Literatur ist eine Institution nach einer anderen Logik operieren als der des Subjekts.Erkenntnis der Ieute historische Akt sein soll.166 \ll emer Hamacher scheinungswelt sich zum historischen Selbstbewußtsein steigern. gesetzt. �Je hnen von k me m anderen als Hege! gehäkelt worden � 1 •st. als vom Bewußtsei11 ihres Autors intendiert war. dann gibt e s Geschichte -und zwar so­ wohl >Weltgeschichte< wie auch alle erdenklichen Formen von Regionalgeschichte. k?nservativ�ren. so gibt es Ge­ schichte nur unter der Voraussetzung. zur Einsicht kommen. die Geschichte voll­ endet und derart erst ihren Begriff erfüllt. so fallt auch die Möglichkeit der reflexiven Selbstbeziehung und prozessualen Selbstkonstitution des Subjekts als Sub­ stanz hinweg. � ü�ten bedenke�. daß Handlung und Erkenntnis sich in der Erscheinung als ihrem Korrespon­ denzmedium durchdringen und durch es sich ineinander Geschichte literarischer t�ndphänomenaler Ereignisse 167 und in sich selbst verwandeln können. wenn performative und kognitive Sprach­ funktionen asymmetrisch zueinander sich verhielten. Da die Konversion des Bewußts �ins aus einem Gegenstande in eine Handlung . und daß dtese vorgeblich post-metaphysische nou­ veaute alle bestimmenden Elemente des spekulativen Ge­ s:hichtsbegriffs in sich aufgenommen hat. und •st wte dte Hegeische als Ereignisgeschichte zugleich . wie zum Beispiel Jauss. ihre Literaturgeschichte al­ les andere als eine Provokation darstellt. der den Kreis der Selbstdarstel­ lung und Selbsterkenntnis beschließt. wenn nämlich mehr und anderes in einer Aussage ei­ scheint. Geschichte gäbe es hingegen nicht. und wenn weiterbin ihre spekulative. Diejenige . chen. daß weder gesellschaftliche Ereignisse noch solche der Litera­ tur den Kat : gorien d :rSelbstrc�exion und der sie begrün­ denden Ph anomenahtat unterhegen und daß jede Ge- . Wenn Geschichtsschreibung Gcschicbtser­ keiUJtnis sein soll -und auch diese Annahme beruht auf der Gleichsetzung verschiedenartiger Sprachfunktionen -. daß sie sich nach einer Decke strecken. als die ihres Eräugnisses gedeutet wird. wenn also Ge­ schichtsschreibung Geschichte erst zur Geschichte soll machen können. im Augenbl ick seines Vergehens er­ faßt. Was bei der Er zählung der Geschichte ge­ schieht. die Ereignisse vor Troja. erscheinen zu lasse n. vo m Gesang des Demodokos ihm gle ichsam ent­ rissen wird und ihn a l s die >Witwe< seiner Geschichte zu­ rückläßt.r Macht. dem sie geschehen. sondern als Abschied vom ei­ genen und immer nur dem Scheine nach und auf \XIiderruf ei g ene n Leben. ist Abschied. Was ge schieht.. schwinden die Wangen dahin . sondern als feind�chen Anschlag auf den Teil der eigenen Person. also immer erst post festurn und unt. auch wenn es mythische Geschichte ist und sie überdies in einem my­ thologischen Epos dargeboten wird.. Und nur so ist die Erfahrung der Geschichtserzählung die Er­ fahrung der Geschichte noch einmal: nicht als Erlebnis. Eine der ältesten überlieferten Beschreibungen der Er­ fahr ung dessen. findet sich im achten Gesang der Odyssee. wie sie ihn sterbend und zuckend sieht. Od ysseus erfährt die Erzählung seiner Taten und Reden nicht als objektive Bestätigung und Bereicherung seiner subjektiven Erfahrung und genießt die Begegnung mit se iner Vergangenheit nicht als Wiedcraneignung und Verinnerung seines zum Epos veräußerten Lebens . ihr aber. die in diesen Kategorien. eine ästhetisie rende Restriktion ihres Sachgeb ietes betreibt. sondern zum Epos verselbständigt. wie das zur Allegorie ausgespo nnene Gleichnis andeutet. Aber die Metapher.g emäß. schluchzt hell auf. das Ende des mythischen Kamp­ fes be richte t. Die Erzählung der Geschichte des Ody sseus ist nicht die Restitution der vergangeneo Ereignisse seines Lebens und beförden nicht die re trospektive Selbstaufklärung über sein Handeln.ich zitiere nach Schadewaldts Prosaübersetzung -: den. die nicht mehr in sein. wie eine Frau um den Verlust ihres Mannes. an denen er selbst te ilh at te. so ndern entschieden und irreversibel ihre Entei gnung. wie es heißt. fr emd gewor- .. das erst im Schmerz des Abschieds al s ge­ sch ehenes und erst in der Gefahr seines Verlustes als er­ fahrenes.so würde Hcgcl den Akt geschichtlicher Selbsta uslegung deuten -. hinein. Aber während der Sän g er. bricht Odysseus in Tränen aus . wie die Metapher vom Auseinanderreißen der Körper von Mann und Frau es au ssp1�cht.st. der Bitte . sondern. rings um ih n ergossen. der die Okonomie seines Lebens und seines Geschlechts zu sichern bestimmt war. Mit der eigenen Leidensgeschichte in der Erzählung eines anderen konfrontiert. sie betreibt nicht die Aneignung einer Geschichte.) führen sie in die Knechtschaft. ob bewußt oder ohne ihr Wissen. Die Erzäh­ lung der Geschichte is t Raub arn Leben dessen. die als ver­ äußerter Besitz oder als Erbe vorgestellt würde.. Od ysseu s hat am Hofe des Phaia­ ken-Königs den Sänger Demodokos dazu gewon nen. ) . weint Odysseus nicht um sei ne ver­ n ge n e o Schmerzen und nicht um den Verlust seiner Ge­ ga fährten._daß sie Mühsal und Jammer habe. was Geschichte heißen kann. Und wie ein Weib weint. im Ge­ sang. der vor seiner Stadt und den Männern seines Volkes gefallen i. (. Geschichte ist. ist Abschied von der erfahrenen Geschichte.und einfühlen könnte und das sich in seiner Gegenwärtigkeit wieder und wieder reproduzieren ließe.er den Be­ dingungen seines Verschwindens und also nie als solches dar stellbar ist. so weint Odysseus um den Verlust seiner eigenen Geschichte. die Feinde aber(.sie. das sich über den eigenen Gatten ge­ worfen. als Zen·eißen der Kon­ tinuität des Lebens..so ließ Odysseus zum Erbarmen un ter den Brauen die Trä­ nen fließen (Homer). in dem erbärm­ lichsten Kummer.169 \\'Ierner Hamachcr Geschichte literarischer tmd phan<Jmenalcr Ereignisse schichtsschrcibung. der ihr bisher als Schutz ihrer Integrität und Si­ cherung ihres Hauses beistand. und Tränen quollen ihm aus den Lidern und benetzten seine Wangen. fundiert ist. in das man sich wieder hineinleben. die den durchaus unanschauli­ chen Prozeß des Verlustes der eigenen Geschichte mit ei- 168 Aber Odysseus schmolz hin. von Phänomenalität und Substanz zu tretben. die über dte Veranschau h­ ebung einer distinkten Bedeutung hina�sschießt und inso­ . Deshalb karm weder ein ganz kleines Lebe:wescn schön sein (die Anschauung [rheorta] verwirrt sich nämlich.naisthet6n] Größe nahekommt) noch ein ganz großes (die Anschauung [tbeorta] kommt nämlich nicht auf einmal [hama] zu­ stande. Der Gedankengang. und Ereignis zerreißt in deJ? Au�enb 1ck. Dichtung sei etwas Philosophische­ res und Ernsthafteres als Geschichtsschreibung.ur Geschichte und um die Beziehung der Geschichte (auch der Literatur) zur Literatur. Das Schöne beruht nämlich auf der Größe und der Anordnung. dem erbär� ­ lichsten Kummer schwinden die Wangen dahin • . ist schon früh und nachhalng m der 171 Ferner ist das Schöne bei einem Lebewesen und bei je­ dem Gegenstand. und dte u�­ teotionslos thetische Funktion. daß keine von beiden mehr auf ?ic. d e 1 thematisierten Verlust korrespondieren: das Detail. d1cse Metapher u n d m1r 1hr die Analogte Z � \ 1sc cn Ansc�auung . ausemandertreten Ge­ schichte ereignet sich also im literarischen . Kapitel. wie bei Gegenständen und Lebewesen eine bestimmte Größe erforderlich ist und . vielmehr entweicht den Anschauenden die Ein­ heit und die Ganzheit aus der Anschauung. die bewirkt. m dem s1e �u en �: mcht mehr dem. 1n thr Exzeß von Bildern produz1ert. beruht in nichts anderem als d:u: ­ in. dem Ber 1ch der Veranscbauhc. 1n das Feld der Nicht-Korrespondenz von Anschauung .chliche Funk� ionen. nicht nur dadurch bedingt. alle Korrespondenzreihen-und das he�t alle kogmn­ ven sprachlichen Formen ins Anakoluth. das der Bestimmung der Handlungsform der Tra­ gödie gewidmet ist. �o die Sprache aus ihrer Entsprecbungsfun�tton herau. wie wenn ein Lebewesen eine Größe von zehntausend Stadien hätte). von deren Zerstörung sie handelt.stntt und damit zugleich ihre ästhetische und ihre Re�CXI� ns­ schicht durchbricht. . . son­ dern verhält sich zu ihr formal als Anakoluth. der von Manfrcd Fuhrmann: 170 � � � - d Diese Dissoziation verschiedener sprachlicher Funktio­ nen. der aus etwas zusammengesetzt ist. fern ohne kognitive Relevanz ist.Text dort.von hinten mit Speeren den Rücken und die Schultern schlagen« u n d daß ihr . Demz. Homers vielbewunde�e . a ls Abbruch der Kontinuität zwischen dem thematisch Gemeinten und seiner erzählenden Explikation. stansche Metaphern m Geschichten aufzulösen. auf der Ebene formaler � � rres� ondenze � wie erberstellt -. Wie es um beider Beziehung zueinander besteHt sei: um die Beziehung der Literatur z.in . Ich zitiere nach der gelungensten deutschen Übersetzung.Wemer Hamacher Geschichte literarischer undphänomenaler Ereignisse nem sinnlichen Korrelat ausstattet und auf diese Weise die Kontinuität. hat keme Entsprechung mehr in der Erfahrung des Odysseus. Kunst der Digression. �oll ihrer argumentativen Prägnanz und ihrer dogmatischen Kraft wegen im Ausgang von der »Poetik« des Anstoteies skizziert werden. die � und des sinnfällig gemachten Smns zugeh?rt. der in Kapitel 9 der "Poetik« in der berühmt gewordenen Formulierung gipfelt. diejenige Be­ wegung. setzt im 7. bricht er in Tränen aus. wenn ihr Gegenstand einer nicht mehr wahrnehmbaren [a. die Kunst. Wo so wie sie ihr Protagen1St rucht mehr an sich halten kann.hu. Hätte sjch die Literatur um das Verdikt des Aristoteles gekümmert. abendländischen Ästhetik denunziert und als technischer Fehler geächtet worden. i der zwei verschied� e spr:a.ng die repräsentative.ufolge müssen. daß die Teile in bestimmter Weise angeordnet sind.. die sich auf die Totalität (h�km) der Handlung als eines Organismus und auf die mit ihr verbundene Schönheit (kal6n) bezieht. ande­ re durchsichtig ist. mit einer Erwägung ein. daß die Feinde der Prau . Geschichte ist bei ihm u n d vielleicht nicht nur bei ihm. es gäbe keine Ge­ schichte in der Literatur und folglich keine Geschichte der Literatur. es muß vielmehr auch eine be­ stimmte Größe haben. u nd Bedeutung. sie nicht nur nachzubilden. Auf diese substantielle Allgemeinheit des \Vrrklichen. sondern nur einem solchen Vermögen der Anschauung zu erkennen. so auch die F2bel n (mythos) eine bestimmte Ausdehnung haben.das übrigens den Überlegungen ähnelt. zugängliche Wrrkliche sind in verschiedener. du rch ihn vermittelt. (. Nur wenn sie das eidos der Hand­ lungen. Dichrung soll im striktesten Wort­ sinn ideologisieren. »dadurch. Dieses Sein. aber jenem allein theoriefähigen Bereich der �otwendigen oder nach Erfah­ ru �gsre geln wahrscheinlichen Wirklichkeit an.möglicherweise. theoretisie­ ren. •Denn der Geschichtsschreiber und der Dichter unterscheiden siebe. erkenntnis. kommt der Dichtkunst wie jeder anderen techne die onto- . die Kant in der dritten Kritik dem mathematisch Erhabenen widmet. als Propädeutik der Ontologie auftreten zu können. phänomenalisieren.verbirgt sich ein onto­ logisches: denn die Kategorien der Übersichtlichkeit und Einprägsamkeit. Sie ist nach der Dar­ stellung der aristotelischen Poetik nicht fähig.172 Geschichte li tera.. die sie darstellt. daß sie in ihren Werken ihre substantielle Gestalt vorstellig macht. logische Punktion zu. Das �! - - .) Die Dichtung teilt mehr das Allgemeine. denen das dichterische Werk im Unter­ schied zum historischen zu entsprechen hat. memhctt und fortwährenden Bestand für sic h in Anspruch nehmen kann. in der die Odyssee die Erfahnmg der Geschichte artiku­ liert.er zmd phänomenaler Ereignisse 173 Werner I-Iamacher diese übersichtlich (eztsjnopton) sein soll.u nd erin­ nerungsflüchtige Vielfalt und die Kontingenz und Form­ losigkeit ihrer Zusammenhänge Zl. die sich dem Gedächtnis leicht einprägt (eumnemoneuton) (Aristoteles). _ erkenntms. die Allge­ .theoretisches wie politisches . ein von der vergegen­ wärtigenden Wahrnehmung nicht Erfaßbares bleibt. das die Form der Einheit und der organischen Ganzheit. ei­ ner theoria.und erinnerungsfähigen Paradigma reinigt (Pom. aber nah miteinander verwandter Weise Philosophie und Dichtung bezogen. sondern sie für die Theorie dadurch zu vollenden (Physik 199a ts-17). die es selber auszeichnet. in der Form seiner Theorie wiederholt. Was als ganz Kleines oder ganz Großes ein anaisthet6n.ganz großen Gegen­ ständen und Ereignissen. nämlich auf das durch seine Form allgemeine und durch seine Form einer anschauenden Erkenntnis. auf die organische Einheit des Seins in seiner Bekundung. Unter diesem quantitativen Argument .t einem anschaulichen. Die ganze Dignität der Dichtung verdankt s1cb also threm Vermögen. i n dem alle Möglichkei­ ten der Erfahrung und des Handeins beschlossen liegen gibt sich aber als Erscheinung in der Wirklichkeit nicht i ohne weteres. Im Wort der Dichtung soll nicht bloß die rkl�chkeit. die ja von an�sthesierendcn Elementen ge­ trubt tst. ich zitiere aus dem 9. Da die faktische \Virklichkeit aber von ganz kleinen und. was geschehen könnte. Dichtung also soll nach Aristoteles die Wirklichkeit ästhetisieren. Anders die Geschichtsschreibung. von Anästhesien durchzogen ist. beziehen sich nicht allein auf den anthropologisch begrenzten Wahrneh­ mungsumfang von Lesern oder Zuschauern. soll das Ergebnis der poetischen Operation nach Aristoteles eine Anschauung sein. nicht. und zwar eine Ausdehnung. sondern. das Gebiet einer Theorie der Wirklichkeit zu betreten. In der Wirkung ihres Werks sollen also erkennende Wahrnehmung und selbst­ genügsames . k 1461 b)..Handeln zum Einst�nd kommen.-isch. die Geschichtsschreibung hingegen das Besondere mit. indem sie ihre unübersichtliche. Kapitel. die als kognitiver Akt das Gesetz der Wirklichkeit und in diesem am Ende ihre ideelle Selbsterzeugung erfaßt. ge­ hört also wohl der Wirklichkeit. zur Anschauung bringt. kann sie in Korrespondenz mit dieser Anschauung auch ihre Er­ kenn �is bewirken. Ganz im Gegensatz zu der Sprache der Ntchtkorrespondenz von Erzählung und Erkenntnis. sondern das Paradtgma def Wirklichkeit zur Er­ scheinung kommen. der andere. daß der eine das wirklich Geschehene mitteilt. . Kann im Hinblick auf die phänomenale Wirklichkeit des Seins. dann kann die Gescliichtsschreibung kein systematisch or�nisiertes Bild einer Totalität von ihnen bieten. daß die an ihr zu verzeichnen­ den Ereignisse sich niemals zwingend auf einen gemeinsa­ men Grund oder auf einen einigenden Sinn beziehen las­ sen. weil sie entwe­ der durch bloßen Zufall oder doch in relativer Unabhän­ gigkeit von Intentionen eintreten . zu einem Gegenstand der Theorie und des allgemeinen Verstehens zu werden. ohne daß sich ein einheitliches Ziel daraus ergäbe (1459a). daß ein Mensch von bestimmter Beschaffenheit weder nach der Wahr­ scheinlichkeit noch nach der Notwendigkeit bestimmte Dinge sagt oder tut: sein Verhalten. )« (Aristoteles). Aber nicht nur die Unausmeßbarkeit des historischen Fel­ des läßt jede Theorie der Geschichte scheitern. in dem sie auf ihre sub­ stantiell allgemeine Natur durchsichtig würden. daß es überhaupt ergrif­ fen.174 Wemer Hamachcr Geschichte literarischer undphänomenaler Ereiguisse 175 Allgemeine besteht darin. ist weder an ein allgemeines Gesetz der Natur noch an durchschnittliche Handlungskonventionen gebunden. das sich als das ganz Kleine oder das ganz Große der Anschauung und der Erkenntnis entzieht und jeder Anstrengung der Theorie als blinder Fleck begegnet. unfähig. ist durch nichts in ihrer spezifi­ schen Verfassung garantiert. Kapitel der "Poetik« konsta­ tieren. Aristotcles muß im 23. orga­ nische Gestalt finden kann. historische Phänomene sind als potentiell anästhetische immer am Rande der Phänomenalität angesiedelt. 32) -. die in ihm verwirklicht werden. so folgt auch in unmittelbar aneinander anschließenden Zeitab­ schnitten oft genug ein Ereignis auf das andere.m Umfang nach ins Unabsehbare reichen. hin­ gegen keine Gewähr dafür bietet.c. daß die Ereignisse bestimmter Zeitabschnitte in J einem rein zufälligen Verhältnis (betychen) zueinander stehen: · Denn wie die Seeschlacht bei Salamis und die Schlacht der Karthager auf Sizilien um dieselbe Zeit stattfanden. Die . dieses. nämlich von sich selbst her erschei­ nende Geschehnisse werden können: sie können sich ebensowohl dem Blick auch noch des geistesgegenwärtig­ sten Beobachters entziehen und also niemals als diese Phä­ nomene selbst zur Anschauung ko=en -. das un aubwürdig ist«. so >wirklich< es sei. ohne doch auf dasselbe Ziel gerichtet zu sein. Wenn die Phänomene der Geschichte ihre. so ist dagegen die Geschichte das weite Feld des Wirklichen. daß »das Unmögliche. das keine in sich geschlossene. daß ein Mensch von bestimmter Beschaffenheit nach der Wahrscheinlichkeit oder Notwen­ digkeit bestimmte Dinge sagt oder tut(. dadurch charakterisiert denken. indem es die Wirklichkeit übertrifft. der Satz gelten. Die Geschichtsschreibung hat das Nicht-Paradigmatisicrbare zum Vorwurf. das ia\tbwürdig ist. die in der Dichtung zur Anschauung kommt. .nämlich apo tou aueo­ matau ka� tes rycbes (1452a. l. sondern sie kann immer nur ein formloses Aggregat zusammen­ hangloser Einzelereignisse herstellen. Der nach den Launen der Tyche planlos in Partikularitäten sich verirrende Weltlauf ist. Und man darf das Besondere. über kein gemeinsames Telos und deshalb auch über keine theoriefähige Form verfügen: Das Unmögliche der Dichtung rangiert in der ontologi­ schen I-iierarchie deswegen höher als das Wirkliche der Geschichte. da sich in ihm keine Notwen­ digkeit aufweisen läßt. den Vorzug vor dem Möglichen. weil jenes das Paradigmatische ergreift. das Historische. weil die Möglichkeiten. sondern ebenso sehr der Umstand. verdient (1461 b). Und weiter: wenn historische Ereignisse durch kein gemeinsames Prinzip und durch keine leitende Vorstellung eines Zwecks mitein­ ander verbunden gedacht werden können. daß sie überhaupt im stren­ gen Sinne Phänomene. dem die Geschichtsschrei­ bung gilt. Denn Geschichte findet nicht innerhalb der Grenzen der Logik statt. um soviel weniger aber begriffen werden kann. Arisroteles hat mit seiner Unters cheidung zwischen Dich­ tung und Geschichtsschreibung. in der Geschichte zur Verwirklichung des Wesens einer Sache. Geschichts­ schreibung zur Mimesis ihrer Parusie wird. cham:e und Zufall. :. l. Trotz der unver­ drängba ren Rolle von fortuna.c. Seine lite­ rarische Artikulation findet es in den Werken der Histo­ riographie und der mißlungenen Dichtung nach Aristote­ les dort. so stellt sie sich in den Dienst der notwend. das Herausfinden des Nothwendigen. ilcre Sprache ist die der fremdartigen Ein­ schübe und der Einbrüche eines Heterogenen.oder moralisch-pro­ pagandistische Intention der Historiographen und Anna­ listen um so krasser hervortreten ließen.macbcr Harmonie zwischen Ereignis und Erkenntnis ist nur in <!er ästhetischen Erfahrung der Dichtung und in der theo­ retischen der Philosophie vollz.176 \ti'emer H11. aus ihnen eine aUgcmcinheitsfähige Erkennt­ nis zu ziehen.igen Allgemeinheit eines eidos und einer Idee. gie Absonderung des Zufälligen (Hum­ boldt). ein Ungeheures. obwohl sie für spätere poetologische und historiologische Werke zu einem Re­ kurstopos sonder Gleichen wurde.iehbar.821) mit den Sätzen: Die historische Darstellung ist. \'Xfenn Geschichtsschreibung aber die »Absonderung des Zufälligen« betreibt. ein Anakoluth. de­ ren »wahre Gestalt« und deren Erkenntnis sich nur um den Preis der Vcrleugnung und Verschweigung des Kon­ tingenten und damit einer nicht-ontologisierbareo Wrrk- · . das die Gesetze der Natur und des Denkens zerbricht. Ihre Würde haben sie als ein Davorhersag­ bares und Unwiederholbares.c. die sich poeti­ sc h äg l t. das Aristore­ les für die Dichtung aufgestellt hatte. die die Nachfolge von tjche und at�tomatia angetreten hatten. unterlag die Geschichtsschreibung wie ihre Theorie im all­ gemeinen einem offenbar unwiderstehlichen Zug zur Äs­ thetisier ung und Teleologisierung ihrer Gegenstände und ihrer Darstellungsweise. nämlich digressiven und nicht nach den Gesetzen der Notwendigkeit angelegten Fabel zerrissen wird (1451 b. Geschichtsschreibung vor und nach ihrer aristo- Geschichte literarucherundpbänomcnaler Ereignisse 177 t�lischen Theorie folgte Stilisations ri nzipien. wiederholt sich die Dis­ scher Stilisationsmittel ent krepanz zwischen Einsicht und Handlung als die zwi­ schen Erfahrung und Erkenntnis: denn die fundamentale Kontingenz und Partikularität historischer Ereignisse läßt es nich t zu. Historiographie ist episodisch. Geschichtsschreibung gehorchte zusehends dem Gebot der Ideo-Logisierung. Diese Bewegung. 32-33).n dem sich Sprache und Er­ kenntnis fortgesetzt dissoziieren. In der Geschichtsschreibung. die Tragödie hätte ihre Entwicklung eingestellt. kulminiert in Wilhelm von Humboldts Schrift »Über die Aufgabe des Geschichtsschreibers« (1.sobald sie ihre eigentliche Natur verwirklicht hatte (autes physin)« (1449a. dadurch aber die spezifische Differenz zwischen historiegraphischer und ästhetischer Sprache verdeckte. Sie ist. 14-15). l. i. die politisch. und ver­ fuhr nach Regeln der Selektion und des Arrangements. daß sie in Dich­ tung permutierte. wo die organische Konsistenz der Darstellung von der ep isodisc h gewordenen. die sie in p d1e Nähe des Epos oder der Tragödie rückten. das in keinem ästhetischen Gebilde Platz findet. Die Inkohärenz zwischen Einsicht und Handlung in der historischen Welt. die den Anteil der Kontingenz am berichteten Geschehen ten­ denziell ausschlossen. ließe sich von der Geschichtsschrei­ bung nur umer der Bedingung auflösen. keine Tradition be­ gründet. das er freilich selber auch auf deren Geschichte ausgedehnt hatte in dem Satz. Die Grundlage von beiden ist das Erkennen der wahren Gestalt. wie die künstlerische. ein thein6n. Nachahmung der Natur. ver­ gleichbar der Allegorie in der Szene vom weinenden Odysseus. die durch automatia und ryche permanenten Erschütte­ rungen ausgesetzt ist. wenn Goethe im Alter von zwölf Jahren bei einem . Hypothetische und konjekturalgeschichtliche Erwägun­ gen müssen nur deswegen als unsirmig erscheinen. neben manchem an­ deren. daß sich über zwei Jahrtausende hin Philolo­ gen auf den erhaltenen ersten Teil der Schrift über die Poetik beziehen konnten. den die ästhetische Geschichtsschreibung und Ge­ schichtstheoric suggeriert. dann nu1· so. was geschehen ist. daß etwa 97.erbrocheo.: Walu·heit und die Handlung ihres Anspruchs auf Logik. wenn an­ ders er selbst an ihm nicht erblinden will. im Medium der Geschichte könnten wir die Notwendigkeit unsere. die durch keine Notwendigkeit be­ gründet sind und sich nicht als Elemente des Proz. da uur organische Gestalten von der Erinne­ rung aufbewahrt werden können. wenn man bedenkt. mit den Formen seiner Erkenntnis zur Konvergenz gebracht werden kann. gewinnt eine monströse Unwahr­ scheinlichkeit. muß s1e Jede Versenkung m historische Details. sie umzuändern oder umzudenken. .esses der Selbstaufklärung deuten lassen. um Literatur und Geschichte zu unterscheiden. muß den Zufall ausblenden. es gäbe. wird die Möglichkeit. Ideo-LogiSierung und Asthctmerung der . beraubt sie ihret. was sich nicht in die »wahre Gestalt« des Gangs der Geschichte fügt. Jedes Zu Spät läßt sie und h i ren Ge gensta nd auseinanderrreten. wenn Hider 1938 einem der auf ihn verübten Attentate erlegen wäre. mit dem Einge­ ständnis also. Wie 1hn Humboldt forde11:. als Versenkung lD 1hre eigene Grundlosigkeit und weiter�in �n ihr eigenes Y_er­ . . wenn die Griechen 490 bei Marathon den Persern unterle- Geschichte literarischer undphänomenaler Ereignisse 179 gen wären. der Satz. Geschichrsclu:eibung muß zur Gedicht­ schreibung. daß die Geschichte einen ganz anderen Ver­ lauf hätte nehmen können als sie's tatsächlich tat. Wenn Hegel darauf besteht.5 % der nachweisbaren Texte griechischer Historiographen verlo­ rengegangen sind (Strasburger). denn mit dem Eingeständnis. daß alle 18 Dialoge des Aristoteles verloren sind. Angesichts der Tatsache. Weil aber die Bercachrung der Geschichte in den paradig­ matischen Formen des Geschehenen die eigene Form wie­ dererkennen will. daß die historische und philosophi­ sche Erkenntnis nur die Macht habe. als Schein ausweisen. bestätigt und g�­ gr sichert denken zu können. keine deutsche Nachkriegsliteratur. selbst zur schieren Unwahrscheinlichkeit. damit die Intention auf Erkenntnis einen gesicherten Grund und der Glaube an die Alleinherrschaft intentiooalcn Handeins Konsistenz gewinnen kann.hätte eine andere Gestalt. um eine schon alt gewordene Gestair des Lebens noch zu verjün­ gen. Geschichte muß zur Natur werden. Aber daß die Erkenntnis für das I·Iandeln zu spät komme. Die europäische Ge­ schichte . die deutsche Literatur trüge ein anderes Gesieht. und immer zu spät komme. de­ figul·iert und. um sich als be �nd� t. droht.178 Wemer Hamach er möglichkeit menschlichen 1-!"�delns etablic�cn ka�� · Die Teleologisicrung. laß es in keiner Notwendigkeit und auch in keiner Erkennmisnotwendigkeit fundierte und doch höchst wirkungsmächtige Ereignisse gibt. daß sie n i der historischen Handlung ergonrolo­ gisch ihre eigene Substanz erfaßt. Alles. Unfall gestorben oder wenn er mit Lili Schönemann nach Amerika ausgewandert wäre.auch der Literatur . Der Bhck des Histonographen. vom amorphen und anästhetischen Zufall 7. Wenn es sachhaltige Erkenntnis geben kann. müßte sich das Eingeständnis der Zufälli g keit auch seines histo­ riographischen Unternehmens und der Zufälligkeit noch seiner eigenen Existenz verbinden. weil nur innerhalb dieser Grenzen das. das faktisch Gewor­ dene zu begreifen. vergessen zu werden.Geschichte muß ihren Ereignis-Spielraum in die Grenzen des von Natur her Notwendigen bannen. weil sie die unbeschädigte und verlustlose Gegenwärtigkeit des Sinns. eigenen Werdens zum Subjekt oder könnten wir doch zumindest die Genesis unserer le­ benswelt anschauen. daß sie für die Erkenntnis zu spät kommt. heißt auch. gessen fürchten. so um die Kor­ respondenz des Gedachten mit dem Geschehenen sicher­ zustellen. sondern nut. so epi­ stemologisch unbegründbar sie sei. die als Sozialgeschich­ te. dte Bcz1eh ng zu �hrer e• g e nen Vorgeschichte als kontin­ � gent exporueren.ung als phänomenale. . so rucht mehr tm Glauben. Augen der Wunderwelt! (Hölderlin) i Geschichte litera>-ischer und phänomenale•· Ereign Jsc � 181 Die p änomenalisierend� Anrufung der geschichtlichen Welt wud nach dem zweiten »wenn ich« zum Anakoluth abgebrochen. o ihr gcschicklichen. dte Jene astheusehe Totabrät und ihre kognitiven Korrelate ger � ze�brich�. also selber vom Vergehen entste�t. solange sie betrieben wurde. die sich nicht in der Ideali­ tät des Notwendigen erschöpft. in der Nähe jener episodischen Hetero­ gerutat.daß si� die Form ihres Sprecheos und . Das gilt nicht bloß für die krassen Formen determi­ nistischer Historiographie. Ste sprech en .en Nähe zu Jener äslhettschen Gestalt die Aristote­ l c:s er ichru �1gzugesc�riebcn hat.) Wo in Texten wie diesem das ästheti­ sch� eidos ze�bricht und das Subjekt der Erkenntnis nur al� msubstanttelles Bruchstück spricht. um die Kohärenz zwischen Erkenntnis und Geschehen. Und eben darin artikulieren sie ihre Gcschichtlichkeit. I Ihr fcur'gen. SICh mcht rn der Posirivität des Vorhandenen. (. von k�mer Notwend1gke1t. die sich gegen die Drohung der Kontingenz ge­ schichtlicher .Ereignisse zur Wehr setzen. und weiter in Apostrophen. der theoretischen Welt Griechenlands als der •Augen der Wunderwelt« und damit ihre Setz.das ja das Vergessen ist. Die Geschichte . ja die Inhärenz des Ereignisses in der Er­ kenntnis sicherzustellen. um eme� Rest semer etgenen theoretischen Kraft. die . In ihnen allen sind teleologische oder archäologische. spricht das Gedicht. und in diesem Anakoluth. löschet das Augenlicht I Mir aber nicht ganz aus. als ästhetische Gestalt abgebrochen: Himmlische Liebe! zärtliche! wenn ich dein I Vergäße. denen die Geschichte der Literatur un­ terworfen wird. daß sie auch anders und daß sie auch nicht hätten s�in k?nne ". wenn ich. 'Iota lität und Bedeutung in der . ist sie nichts weiter als eine nachträgliche Ideo-Logisierung der Geschichte und eine post-festum-Legiferierung ihrer eige­ nen Formen. So geschieht es in der Szene des weinenden Odysseus. Wenn �s dennoc 1. fo r�s p rtcht. die die Möglichkeit iltrer Erkenntnis und iltres intellektuellen Ge­ nusses begründen. die Anstoteies als das Eigentümliche der Ge- � � � � �d � .c. Form. die Lite atur dagegen. und Ein­ bruchstellen emer Möglichkeit. die Wüste der Ge­ . so in anderer Weise in Hölderli. Wollte man kritiz. . dem der Text entgegenzu­ wrrken sucht . In ihr wird die Apostrophe einer geschichtlich ge­ wordenen Welt. . keiner organischen Totalität und kemer Intention mehr sanktioniert werden kann. II Ihr lieben Inseln. zu bewahren: »Ihr waichen Thränen.180 Wemer Ha1nacher Solange Geschichtsschreibung als Prävention gegen die Formlosigkeit nicht-intentionaler oder n icht-funktionaler· und folglich nicht theoriefähiger Ereignisse dient.)« (l .setzt in lite­ rarischen Texten aus. Funktions-. In seinem Ausset­ ze_n . daß die literarischen Texte selber die fiktiven Regeln ihrer Erkenntnis als fiktive exponieren und durch­ brechen. großt.nämlich die ästhetisierte. Sie sind Instanzen einer Wirklichkeit.ns Ode »Thrä­ nen«. als regulative Fiktionen deuten. durch ihre leiten­ de_� Kateg?. so ist auch dagegen noch in Erinnerung zu bringen. die .dernentien das Gedicht sejne Erkenntnis­ lcistun9. scbt�h te noch zu emem Gegenstand theoretischer und äs­ thett cher Ansch�uung machen zu können. im schlimmsten Falle kausaltheoretische Vorstellungen am Werk.oft genug ausschließlich davon. � .istisch die Pro­ zeßvorstellungen.rien P�ozeß. sondern ebenso für die mode­ ratere Prozeßgeschichtsschreibung.oder Wtrkungsgeschichtc auftritt. die voll Asche sind und I Wüst und vereinsamet ohnediß schon. Literaturgeschichtsschrei­ bung stand.und eben auch literarischer . öffnet sich im Be­ retch d�r Phänomena tät und der Logik eine Zäsur. zur Bruchstelle ür f die fundierenden Kategorien ihrer Geschicht�schreibung werden: für >Funktion<. die sich in den Texten der Literatur artikuliert. . 5-15. S. Aber die kontrollier­ te Literatur ist kei. Hrsg.ne Literatur mehr. 10 1986 Max Niemeyer Verlag im Walrer de Gruyter Verlag GmbH & Co. KG. . Es ist. von W tlhelm Vossbmp und Eberhard Lämmert. D: \'\Ierner Hamacher: Über einige Unterseiliede zwischen der Geselllehre literarischer und der Geschichte phänomenaler Er­ eignisse.182 Werner Hamacher schichte darstellt. >Entwicklung< und >Subjekt< . wohl möglich -und innerhalb be­ stimmter Grenzen unvermeidlich -. 1986. In: Zwei Königskinder? Zum Verhä l tnis von Lireraror und Literaturwissenschaft. die ihr zu ent­ sprechen versucht. ßerlin. Es gibt keine Ge­ schichte der Gesch ichdichkeit. muß jede Literaturwissenschaft.schichtsschreibung. Literatur ist die Unmöglichkeitser­ klärung der Literarurge. die in der Literatur zur Sprache kommen. Wenn Literatur eine Bruch­ stelle ist. macht sich zum Astheten oder zum bürokratischen Verwalter historischer Akten. die Dissoziationsbe­ wegungen. . Tübiogen: Niemeyer. historiographisch z:u kontrollieren. zu ideologisieren und am Ende zum Vergessen zu bringen. Wer sie igno­ riert.
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