GartenhistorischeLiteratur2000_01

March 24, 2018 | Author: Darija Mavrič Čeh | Category: Greenhouse, Landscape Architecture, Horticulture And Gardening, Agriculture, Landscape


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1Vorwort Seit dem Bestehen des Fachbereiches Agrarwirtschaft und Landespflege konnte in nur wenigen Jahren ein umfangreicher Bibliotheksbestand angeschafft werden, der einer der umfangreichsten zu diesem Thema in Mecklenburg-Vorpommern ist. Neben den Neuerscheinungen wurde aufgrund der jungen Geschichte der Fachhochschule auch darauf geachtet, historische Literatur zu beschaffen, um Lücken zu schließen und den Bestand abzurunden. Der Ankauf des Buch- und Diasbestandes des ehemaligen Lehrer der Humboldt-Universität Professor Klaus-Dieter Gandert im Jahre 1998 ist hier ebenso zu nennen wie ein Konvolut aus dem Besitz eines Privatmannes aus Kronsberg/Taunus. Der Katalog und die Ausstellung haben sich zur Aufgabe gemacht, exemplarisch einige Werke aus den insgesamt DM 35.000.- teuren Beständen vorzustellen. Das Spektrum reicht dabei von einem Gartenführer des 18. Jahrhunderts bis zu nationalsozialistischen Landschaftsplanung der 1940er Jahre. Themen wie Obst- und Blumenzucht werden angesprochen, ebenso aber auch Gartengestaltung, Gartenarchitektur und Botanik. Selbst landwirtschaftliche Ratgeber fehlen nicht. In der Vorbereitungsgruppe unter Leitung von Professor Hermann Behrens und Professor Marcus Köhler wirkten die Studenten Torsten Bröcker, Jörg Freytag und Martin Heller mit. Die entsprechenden Artikel wurden mit den jeweiligen Anfangsbuchstaben gekennzeichnet. Ausschlaggebend für die Auswahl war nicht nur der Stellenwert der Literatur, sondern auch die persönlichen Vorlieben der einzelnen Autoren. Deutlich wurde dabei, daß die Bibliothek noch ausgebaut werden sollte, um Recherchen nicht ständig anderenorts vornehmen zu müssen, wie beispielsweise in der Gartenbau- Bibliothek der Technischen Universität Berlin und der Bibliothek des Botanischen Gartens, denen an dieser Stelle Dank gesagt sei. Es wird mit der Ausstellung auch die Hoffnung verknüpft, daß der einige hundert Bücher umfassende Bestand erweitert und weitere Projekte nach sich ziehen wird. Der wachsenden Bedeutung des Studienganges Landespflege entsprechend und ausgedrückt durch zahlreiche auch historisch ausgerichtete Forschungsvorhaben, soll hier entsprochen werden. Das Heftchen soll anregen, in der Sammlung zu arbeiten und sie auszubauen. Hermann Behrens, Marcus Köhler Fachbereich Agrarwirtschaft und Landespflege Anita Olsowski Hochschulbibliothek 2 Der Bestand Gandert Mit dem Ankauf der umfangreichen privaten Fachbibliothek und Diathek von Professor Dr. Klaus-Dietrich Gandert, emiritierter Professor an der Humboldt-Universität zu Berlin, konnte im Studiengang Landespflege ein Mangel teilweise behoben werden: Bekanntlich gibt es den Studiengang an der Fachhochschule erst seit wenigen Jahren. Der Bibliotheksbestand für diesen Studiengang enthält daher naturgemäß vor allem aktuelle Titel. An anderen Hochschulorten können vergleichbare Studiengänge auf z.T. jahrzehntelange Traditionen zurückblicken. Entsprechend „alt“ und traditionsbehaftet sind auch die dortigen Bibliotheksbestände. Durch die Übernahme der einschlägigen privaten Fachbibliothek hat die Fach- hochschule um Jahre „in die Vergangenheit aufgeholt“. Die Bibliothek und Diathek entstand in der mehr als 50jährigen Lehr- und Forschungstätigkeit Prof. Ganderts. Prof. Dr. Gandert wurde am 14.5.1925 in Berlin geboren. Er studierte nach einer vorangegangenen fünfjährigen gärtnerischen Praxis von 1950 bis 1953 an der landwirtschaftlich- gärtnerischen Fakultät der Humboldt-Universität und erwarb dort sein Diplom in der Fachrichtung Garten- und Landeskultur. Danach war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Garten- und Landeskultur, dessen Prof. Dr. Georg Bela Pniower war, der in der Zeit von 1945 bis 1960 maßgeblich die Garten- und Landeskultur in der Sowjetischen Besatzungszone bzw. der DDR prägte. Später war Prof. Gandert am Institut für Grünanlagengestaltung tätig, das Reinhold Lingner leitete. Lingner war zusammen mit Frank-Erich Carl verantwortlich für die „Landschafts- diagnose der DDR“, bei der Gandert seinerzeit bereits als Kartierer tätig war. Die Arbeiten an der Landschaftsdiagnose, einer flächendeckenden Aufnahme von Landschaftsschäden in der DDR Anfang der 50er Jahre, prägten dort eine ganze Generation von Landschaftsarchitekten und Landesplanern. 1967 wurde Gandert zum amtierenden Direktor des Instituts für Grünanlagengestaltung ernannt. Nach seiner Habilitation wurde er 1980 zum Hochschuldozenten und 1990 noch zum Professor berufen. Prof. Dr. Gandert widmete sich Themenstellungen der Freiraumplanung, Landschaftspflege, Gestaltung ländlicher Siedlungen, Pflanzenverwendung in Grünanlagen und Landschaft, Rasenforschung sowie der Erforschung der Gartengeschichte und Aufgaben der Gartendenkmalpflege. Fast 200 Veröffentlichungen, darunter mehrere Fachbücher, zeugen von seiner Tätigkeit. In wichtigen Fachgremien, so der Fachgruppe Landschafts- architektur des Bundes der Architekten der DDR und fachlich orientierten Vereinigungen wie dem Zentralvorstand der Gesellschaft für Natur und Umwelt (GNU) im Kulturbund der DDR und in der GNU dem Zentralen Fachausschuß Dendrologie und Gartenarchitektur nahm er Leitungs- funktionen wahr und betrieb eine intensive Öffentlichkeitsarbeit, wodurch 3 er viele Menschen für die Erhaltung von Natur und Umwelt mobilisierte. Bis heute ist er der Herausgeber der Zwei-Jahres-Fach-„Zeitschrift für Gehölzkunde“. Der Bestand spiegelt das genannte Fächerspektrum wider. Er umfaßt mehr als 1.300 Titel; der Bücherbestand, der aus vielen, bereits selten gewordenen älteren und deshalb auch antiquarisch wertvollen Mono- graphien, Handbüchern, langen Zeitschriftenreihen, aber auch aus vielen anderen Schriften zu speziellen Parkanlagen und fachlich bedeutsamen Themen der Garten- und Landeskultur besteht, gibt Auskunft über fast alle für die Landespflege relevanten Fachgebiete. Im Prinzip konnte die Fachhochschule mit dieser Bibliothek einen Grundbestand an landespflegerischer Fachliteratur übernehmen. Anteilmäßig gut vertreten sind zahlreiche Schriften zu einzelnen Regionen auf dem Gebiet der neuen Bundesländer mit ihrer Geschichte, Architektur, Kultur, Landschafts- entwicklung, Natur- und Siedlungsgeschichte. Schwerpunkte des Bestandes bilden: Standardwerke zur Geschichte der Gartenkunst und Gartenkultur im In- und Ausland; Monographien und Schriften zu einzelnen Gärten und Parks, zu Gartenstilen, Anlagen in einzelnen Regionen, Gartendenkmalpflege; Werke zur Freiraumplanung; Bücher und Schriften zu Natur- und Landschaftsschutz, Heimatpflege, Landschaftsplanung; Zahlreiche Monographien und Schriften zur Verwendung der Pflanzen in Garten und Landschaft (Gehölze, Stauden, Sommer- blumen, Gräser, Wildkräuter, Kübelpflanzen, Wasserpflanzen, Dach- begrünung); Handbücher und Monographien zur Pflanzenbestimmung, Ökologie, zu Windschutzanlagen, botanischer Nomenklatur, allgemeinen Botanik und Naturwissenschaften; Sammelwerke über Gartenbau, Zierpflanzen, Gartentechnik und Landschaftsbau; Zahlreiche Titel zu lokalen und regionalen Problemen von Kulturlandschaften; Sammelwerke und Spezialarbeiten zur Architektur- und Kunst- geschichte, zum Städtebau, Denkmalpflege, Siedlungsgeschichte, allgemeiner Kulturgeschichte, zu Biographien usw.; Zahlreiche Titel zur Dendrologie, Gehölzkunde und ihrer Anwendung. Hinzu kommt ein Spezialbestand zur Anlage und Pflege von Rasen. Der Wert der Bibliothek für Lehre und Forschung an der FH ist kaum adäquat zu beschreiben. So soll an dieser Stelle lediglich ein Eindruck von dem Teilbestand „Standardwerke zur Geschichte der Gartenkunst und Gartenkultur“ gegeben werden. Es finden sich u.v.a. die Monographien 4 von Jäger: Lehrbuch der Gartenkunst, Berlin u. Leipzig 1877; ders: Gartenkunst und Gärten sonst und jetzt, Berlin 1888; Lux: Schöne Gartenkunst, Esslingen 1907; Ranck: Geschichte der Gartenkunst, Leipzig 1909; Schumacher: Ein Volkspark - dargestellt am Hamburger Stadtpark, München 1926; Hallbaum: Der Landschaftsgarten, München 1927; Boeck: Alte Gartenkunst, Leipzig 1939; Le Blond: Die Gärtnerey..., (Faksimile- Druck der Ausgabe von 1731) Leipzig 1986; Elßholtz: Vom Garten-Baw (Faksimile-Druck der Ausgabe von 1684), Leipzig 1987; Schneider: Landschaftliche Gartengestaltung, Leipzig 1907; Migge: Die Gartenkultur des 20. Jahrhunderts, Jena 1913; Encke: Der Hausgarten, Jena 1907; Hampel: Die Deutsche Gartenkunst, Leipzig 1911; Landau/ Schneider: Der deutsche Garten, Berlin 1928; Brinkmann: Schöne Gärten, Villen und Schlösser aus 5 Jahrhunderten, München 1925; Reichow: Alte bürgerliche Gartenkunst, Berlin 1927; Shepherd/ Jellicoe: Italian Gardens of the Renaissance, London 1953; Carl: Kleinarchitekturen in der deutschen Gartenkunst, Berlin 1956; Ciolek: Gärten in Polen, Warszawa 1954; Hennebo: Geschichte der Deutschen Gartenkunst, Bd. I und II, Hamburg 1962/1965; ders.: Geschichte des Stadtgrüns, Hannover 1970; Hauser: Bauerngärten der Schweiz, Zürich und München 1976; Heyer: Historische Gärten der Schweiz, Bern 1980 oder Agnelli: Italienische Gärten und Villen, Herford 1988. Wie gesagt, das ist eine kleine Auswahl eines viel umfangreicheren Teilbestandes. Ungemein wertvoll ist auch der Teilbestand Zeitschriften. Er umfaßt nahezu lückenlose Reihen von bedeutsamen Fachzeitschriften, z.B. Das Gartenamt (Jahrgänge 1953-1990); Gartenkunst (vom 1. Jahrgang 1899- 1944/45); Deutsche Gartenarchitektur / Landschaftsarchitektur (vom 1. Jahrgang 1960-1997); die Jahrbücher Mitteilungen der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft e.V. der Jahre 1919 bis 1942 und spätere Ausgaben und darüberhinaus mehrjährige Reihen von der Gartenschönheit (1933-1944); Zeitschrift für Vegetationstechnik (1980-1990); Rasen-Turf- Gazon (1973-1976). Zum Bestand gehört auch die sehr umfangreiche, zahlenmäßig bisher noch nicht erfaßte, aber sicher mehr als 10.000 Exemplare umfassende Farbdia- Sammlung zu Fachthemen der Landespflege und von Studienreisen im In- und Ausland. Die Dias sind in speziellen Kassetten und Kästen thematisch geordnet, beschriftet und datiert. Die Aufnahmen erfolgten von 1954 bis 1997 und haben z.T. bereits dokumentarischen Wert. Aufgenommen wurden Grünanlagen aller Art mit zahlreichen Details, Freilandpflanzen und ihren Verwendungsformen, Gartenbauausstellungen, Landschaften und Maßnahmen der Landschaftsgestaltung und –pflege, bedeutsame Architektur, Denkmale, städtebauliche Motive und Gartentechnik. Speziell für Lehrzwecke sind repräsentative Sammlungen vorhanden von historischen Gartenanlagen, zur Gartenkunstgeschichte, zur Dorf- begrünung, Dorfökologie, Dorfentwicklung und –gestaltung, zu 5 Bauerngärten, ländlichem Wasserbau, Windschutz, Freilandpflanzen und ihrer Verwendung in Garten und Landschaft, insbesondere Verwendung von Gehölzen, Stauden, Sommerblumen, Wasserpflanzen, Wildkräutern, Rasen u.a. Die Dias wurden aufgenommen in der DDR, BRD, Polen, Tschechien und Slowakei (CSSR), Ungarn, Bulgarien, Österreich, Schweiz, Italien, Rußland, England, China, Japan u.a. Ländern. Auch für die Forschung und planerische Praxis haben die Dias einen unschätzbaren Wert. Sie können z.B. objektbezogene Vergleiche heutiger und früherer Ausstattungen von Gärten und Parks ermöglichen. Es war das Anliegen Prof. Ganderts, daß seine Sammlung weiterhin der Lehre und Forschung zur Verfügung steht. Das wird nunmehr gewährleistet. Als geschlossener Sonderbestand wird sie in die Bibliothek der Fachhochschule integriert und nach Aufnahme der Titel und der Inventarisierung der Diathek zur Nutzung für Lehre und – noch mehr – zur Forschung zugänglich sein. Derzeit wird durch eine studentische Hilfskraft im Studiengang Landespflege, Fachgebiet Landschaftsplanung/ Planung im ländlichen Raum darüber hinaus geprüft, welche Möglichkeiten es gibt, die Diathek zu kopieren und welche Kosten dies verursachen könnte. Ziel ist es, nicht dauernd mit dem Primärbestand, sondern mit gescannten Dias zu arbeiten. (H.B.) 6 Zur Titelgrafik von Matthias Jaeger, 1976: Der Auftrag. Lange hölzerne Parkbänke stehen willig wartend in voller Abendsonne. Bejahrte Bücher flüssig besprechend etablieren sich schlanke Fachtermina zu massigen Sätzen. Konditorhaufen jagende Brotbäume werden von Mühlenspendern und Lawinengalerien abgelöst. Nach abschließender Ästimation schreiend lassen beharrliche Wortbildungen die Gradation diffiziler Zitate erleben. Frühsommerlichen und süßen Einfällen nachsinnend rollt etwas Feines gemächlich vorüber. Leise flüstert der Realität enteilend die Lektüre: „Die ist rein. Geh jetzt heim.“ Jörg Freytag. 7 Alicia Amherst (Cecil) A History of Gardening in England, London: Bernard Quaritch, 1895, 398 Seiten mit Anhang, teilweise nicht aufgeschnittenen Bögen, zahlreiche photographische Illustrationen oder Reproduktionen nach Gouachen Howard Carters u.a., grüner Leineneinband mit Golddruckmotiven, handschriftl. Sign.: 1444 R.e Billard 15.3, Quart, Inv.-Nr. 13601/99 In dem Vorwort berichtet die Autorin von der Entstehung des Buches, welches sie durch Anraten von Percy Newberry 1891 begann. Das Vorhaben, zunächst einige publizierte Artikel zu verwenden und zu erweitern, wurde schnell zugunsten eines eigenen Buches ausgeweitet, welches sich zwar der ganzen englischen Gartengeschichte widmen möchte, jedoch durch unvermeidbare Kürzungen lediglich „serve as a handbook by wich to classify gardens, and fix the dates to which they belong.“ (S. X) Die Quellenstudien, d.h. Manuskripten und Büchern, fußende Schrift behandelt im Abriß die Gartengeschichte, angefangen von Klostergärten bis zu den zeitgenössischen des 19. Jahrhunderts. Amherst zitiert dabei nicht nur historische Gedichte, gibt zeitgenössische Ansichten wieder und stellt Pflanzenlisten zusammen, sie erwähnt auch die maßgeblichen Anlagen, die für andere Vorbild waren, oder aber noch besonders gut erhalten sind. Die Abbildungen stellen teilweise schon Raritäten dar, da sie Anlagen zeigen, die heute verfallen oder verändert sind. Deutlich wird, daß der Schwerpunkt der Arbeit auf den Tudor und elisabethanischen Gärten liegt, die in fast 200 Seiten besprochen werden. Diese Renaissancegärten sind stark von italienischen und französischen Einflüssen geprägt, formten jedoch eine eigenen Sprache, die als typisch englisch zu bezeichnen ist: Knotenbeete und Baumschnitt waren Hauptgestaltungselemente. Auch wenn die Autorin am Ende ihres Buches nicht detailliert auf die zeitgenössische Gartenkunst eingeht, so darf man dennoch vermuten, daß die Arts and Crafts-Bewegung, die alle gesellschaftlichen Kreise in England erfaßte, einen maßgeblichen Einfluß auf diese Ausrichtung hatte: Das Vorbild des 16. und beginnenden 17. Jahrhunderts wirkt nicht nur auf die Architektur und Innenausstattung, sondern auch in den Garten, der wieder formal angelegt wird. Dabei sind es nicht die neobarocken Terrassenanlagen wie Harewood (Abb. S. 296), sondern vielmehr kleinteilige Hausgärten mit Mauern, Blumenrabatten und Buchs, welche – von der Arts and Craft-Bewegung beeinflußt, in Anlagen wie etwa in Sissinghurst in den 1930er Jahren zu Ehre kommen. Im Anhang der Gartengeschichte befinden sich einige transkribierte Quellen, wir etwa ein Garten-Inventar von Wimbledon (S. 307-322) und 8 eine mit Friedrich Dochnahl 1 vergleichbare „Bibliography of Works on English Gardening. Printed Books“ (S. 323-378), welche den Zeitraum von 1516 bis 1836 abdeckt. Bereits 1829 veröffentlichte G.W. Johnson „A History of English Gardening: Chronological, biographical, literary and critical“, welches jedoch nur als Annäherung zu bezeichnen ist. Amhersts Buch ist somit der erste Versuch einer wissenschaftlichen Zusammenfassung, welcher in H. Avray Tippings Buch „English Gardens“ einen weniger ausführlichen Nachfolger fand. Eine kritische Kompilation der aktuellen Forschungsergebnisse brachte 1960 Miles Hadfield 2 , der jedoch keine Fortschreibung mehr fand. Die zeitgenössische Literatur widmet sich nicht mehr dem Überblick, sondern Teilbereichen und Monographien. In Deutschland fehlt gar entsprechende Literatur ganz. Allein Marie-Luise Gotheins „Geschichte der Gartenkunst“ geht in einzelnen Kapiteln auf sie ein. Alicia M.T. Amherst, die ihre Gartengeschichte in Didlington Hall in Norfolk beendete, trägt nach ihrer ersten Hochzeit den Namen Cecil, unter dem sie auch das unten genannte Buch schrieb. Später trägt sie den Namen Lady Rockley. Mit beiden Büchern hat sich Amherst einen bleibenden Namen geschaffen, wobei ihre Gartengeschichte auch heute noch zu einem Standardwerk der englischen Gartenforschung gehört. (M.K.) Thomas Blaikie (1750-1838) Journal de Thomas Blaikie. Excursion d’un botaniste écossais dans les Alpes et le Jura en 1775. Traduit de l’anglais avec introduction et notes par Louis Seylaz, Neuchatel: La Baconniere, 1935, 160 Seiten, 12 Tafeln, erschienen in 700 Exemplaren, hier Nr. 280, Quart, Inv.-Nr. 13805/99 Spätestens seit dem Gedicht „Die Alpen“, die der Berner Mediziner und Poet Albrecht von Haller (1708-1777) nach einer Reise 1729 edierte, fand die schweizerische Berglandschaft Eingang in die Literaturgeschichte. Er schildert dabei eine Welt der Ursprünglichkeit und des ländlichen Anstandes, welche von den Lesern als ein Gegenentwurf zum städtisch- höfischen Leben verstanden wurde. Alle alpentypischen Elemente tauchen auf, auch Pflanzen und Tiere. Der Botanik, die ihn besonders interessierte, widmete er einen breiten Teil bis hin zu botanischen Beschreibungen 1 Dochnahl, Friedrich Jacob: Bibliotheca Hortensis. Vollständige Garten-Bibliothek oder Alphabetisches Verzeichnis aller Bücher, welche über Gärtnerei... und bildende Gartenkunst von 1750 bis heute erschienen sind, Nürnberg 1861 2 Hadfield, Miles: A History of British Gardening, London 1960 9 einzelner Pflanzen. Ähnlich wie Haller schreiben auch Salomon Gessner und Jean-Jacques Rousseau über die Alpen – der erste in seinen Gedichten, der zweite in seinem weitverbreiteten Roman „La Nouvelle Héloise“ (1761), der auch schweizerische Gärten behandelt. Der deutsche Gartentheoretiker Christian Cay Lorenz Hirschfeld bereist auf diesem Hintergrund die Schweiz und ediert 1768 in Bern "Das Landleben". 3 Es verwundert also nicht, wenn die Schweiz zunehmend ins Bewußtsein dringt und fast zu einer Art Modeland des 18. und 19. Jahrhunderts wird. Blaikie, der zur Zeit seiner Reise 25 Jahre alt war, wurde von den Medizinern John Fothergill (1712-1780) und William Pitcairn (1711-1791) in die Schweiz geschickt, um dort Pflanzen zu sammeln und deren Standortbedingungen zu erkunden. Diese Expeditionsreisen waren keinesfalls außergewöhnlich, setzte doch im 18. Jahrhundert geradezu eine Sammelwut bei Pflanzen ein. So ist anzunehmen, daß die beiden Mediziner, die sich in der Einfuhr von Pflanzen nach England einen Namen gemacht haben, in ihren eigenen botanischen Gärten in Upton bei Stradford und in Islington in London eine Art Alpinum aufbauen wollten. Das Problem dabei war, daß die in dem von Haller publizierten Standardwerk „Enummeratio Helvetica“ (1768) aufgeführten Pflanzen nicht nach der aktuellen unmißverständlichen binären von Carl von Linné entwickelten, sondern größtenteils nach der veralteten umständlich-deskriptiven Methode benannt wurden. Blaikie, der im botanischen Garten Edinburgh Erfahrungen sammeln konnte, oblag also die Aufgabe, Pflanzen ausfindig zu machen und zu bezeichnen. Vom April bis November 1775 dauerte seine Reise, die ihn hauptsächlich in die französisch sprechende Westschweiz und in den Kanton Bern führte. Obwohl er eine Ausbildung als Gärtner hatte, achtet Blaikie nur wenig auf Gärten. Besuche sind verzeichnet in Talèfre und Argentière bei Chamonix, Saint-Genix und in dem geometrischen angelegten Garten und Arboretum von Paul Gaussens (1720-1806) in Bourdigny. Er trifft in Bern den Ökonomen Samuel Engel (1702-1784), den Naturforscher Abraham Gagnebin (1707-1800), und in Neuchatel den Amateurgelehrten und Botaniker Jean-Laurent Garcin (1733-1781), im Vaadtland Peter und sein Sohn Abraham Thomas, die später einen regen Handel mit alpinen Pflanzen nach Großbritannien aufbauen werden. Zu einer Begegnung mit Haller kommt es aus Krankheitsgründen nicht, dafür berichtet Blaikie über Voltaire: „Ich empfing an jenem Tag die Visite des gefeierten Voltaire, der meine Pflanzensammlung sehen wollte. Er spricht Englisch und ist dabei, einer der größten Persönlichkeiten Europas und ein universeller Geist zu werden.“ (orig. frz., S.59) 3 Siehe auch Hirschfelds "Neue Briefe über die Schweiz", die nach Abschluß seiner "Theorie der Gartenkunst" 1785 in Kiel herausgab. 10 Anders als die oben genannten Literaten schreibt Blaikie nur für sich selbst, d.h. intellektuelle Kommentare fehlen zugunsten von Kurzbeschreibungen von Gegenden und Sitten. Sprachschwierigkeiten machen es sicherlich auch unmöglich, näher in die Volksseele zu schauen, weshalb er sich darüber auch nicht weiter ausläßt. Ihn interessiert vor allem die Pflanzenwelt, die er genau beschreibt und teilweise auch kommentiert. Blaikies besucht die Schweiz später nicht mehr. 4 Er wird nach Frankreich berufen und findet Anstellung als Hofgärtner des Grafen von Artois (späterer Karl X) und des Herzogs von Orleans. Sein Hauptwerk ist zweifelsohne der Garten von Bagatelle und der Park von Monceau. 5 Er gehört zu einer Generation von englischen oder schottischen Gärtnern, die nicht nur firm in der Anlage der damals modernen Landschaftsgärten war, sondern auch über weitreichende botanische Kenntnisse verfügte, die nicht nur Grundlage für die Unterhaltung großer fürstlicher Orangerien war, sondern auch gewährleistete, daß neue Pflanzen entsprechend gepflanzt und zur Geltung gebracht wurden. Der Gärtner des Fürsten Potemkin James Gould, der Deutsch-Engländer Andreas Geafer in Neapel oder Michales in den Niederlanden sind in diesem Zusammenhang zu nennen. Allen diesen, von der englischen Forschung als „botanist gardeners“ bezeichneten Persönlichkeiten, ist gemein, daß sie die Idee des Landschaftsgartens in den jeweiligen Ländern verbreiteten und sie auf die gegebenen Verhältnisse übertrugen. Blaikie gehört somit zu den wichtigsten Gärtnern Frankreichs im 18. Jahrhundert. Die Reise Blaikies in die Schweiz ist angesichts seiner weiteren Verdienste insofern nur als eine Episode zu werden. (M.K.) J.F.W. Bosse (1788-1864) Vollständiges Handbuch der Blumengärtnerei, oder genaue Beschreibung fast aller in Deutschland bekannt gewordenen Zierpflanzen, mit Einschluß der Palmen und der vorzüglichsten Sträucher und Bäume, welche zu Lustanlagen benutzt werden, nebst gründlicher Anleitung zu deren Cultur und einer Einleitung über alle Zweige der Blumengärtnerei; mit besonderer Rücksicht auf Zimmer - Blumenzucht, theils nach eigenen vielfältigen Erfahrungen, theils nach den Angaben der ausgezeichneten Pflanzen - Cultivatoren. Hannover: Hahn, 1859 (3. erw. und verb. Ausg.), 3. Bde., Oktav, Pappdeckel mit ledergebundenen Rücken, Bd. 1: 994 4 Nur später gibt es noch einmal eine Beschreibung des Massakers an der Schweizer Garde in den Tuillerien am 10. August 1792, Journal, ebd. S. 154-158. 5 Zu seinem Lebensweg siehe: Thomas Blaikie: Diary of a Scotch Gardener, hrsg. von Francis Birrell, London 1931 11 Seiten, Inv. Nr: 13624/99. Bd. 2: 964 Seiten, Inv. Nr: 13625/99. Bd. 3: 971 Seiten, Inv. Nr: 13626/99 Die drei Bücher richten sich inhaltlich an den Pflanzenliebhaber sowie an Gärtner, welche die Bücher als Nachschlagewerk nutzen wollten. Der Autor selbst ist ein auf dem behandelten Gebiet beschlagener Mann, der u.a. als großherzoglich-oldenburgischer Garteninspektor a.D., Mitglied mehrerer naturforschender und landwirtschaftlicher Gesellschaften sowie auch als Mitglied und Vorstand mehrerer Gartenbauvereine von sich Reden gemacht hat. Er stammt aus einer Hofgärtnerfamilie mit großer gärtnerischer Tradition. 6 Als Grund für die dritte Auflage des Buches nennt Bosse die in den letzten Jahren angestiegene Zahl an Pflanzenarten und Sorten sowie modernere Kenntnisse in deren Pflege. Auch wurden bereits unmodern gewordene Pflanzen diesmal nicht erwähnt. 7 Der erste der drei jeweils ca. 900-1000 Seiten umfassenden Bände beinhaltet eine detaillierte Einleitung zu den relevanten Themen des Gartenbaus sowie den ersten Teil des Pflanzenverzeichnisses (Abelia - Dysophylla), welches auch in den anderen Bänden übernommen wird. Er ist zugleich auch der interessanteste Band aus der Reihe, da in den neun Hauptkapiteln unter anderem die folgenden Bereiche des Gartenbaus behandelt werden. Gewächshäuser, wobei damals schon die noch heute gültige Unterscheidung in Warm-, Lauwarm- und Kalthaus gemacht wird. Auch Lohebeete und Frühbeetkästen zählt der Autor in diesen Bereich. Die Konstruktion der verschiedenen Gewächshaustypen ist sehr detailliert beschrieben, sowohl die Materialien werden hinsichtlich ihres Verwendungszwecks behandelt, als auch Pflege- und Betriebshinweise gegeben. Für heutige Verhältnisse etwas skurril muten die damalige Versuche an, die Glashäuser zu heizen. Neben verschiedenen Ofen- varianten existierten auch Heißluftröhren und Vorläufer einer Wasser- heizung. Selbst Frühbeete konnten damals schon mittels einer Fuß- bodenheizung gewärmt werden. 8 Erd- und Düngerarten: Sowohl die Herkunft als auch die Mischungsverhältnisse und Pflanzenwahl wird besprochen. Empfohlen für Blumentöpfe wird z. B. ein Gemisch aus Maulwurfshaufenerde, Sand und Waldlaub. Interessante feste wie flüssige Düngerkombinationen lernt man ebenso kennen, so auch einen aus Holz- 6 ausführlich zu Bosse: Pühl, Eberhard: Dissertation über das Wirken Bosses, TU Berlin 1988. 7 Die Kultur exotischer Zimmerpflanzen war zu jener Zeit sehr in Mode. Durch den Import von Pflanzen aus neu entdeckten Erdteilen waren auch Pflanzen in Kultur, die später aus verschiedenen Gründen „ausgemustert wurden“. Die Pflanzenbücher und Verzeichnisse jener Zeit waren hinsichtlich der Artenzahl umfangreicher als heutige Listen. 8 Siehe Beschreibung im Buch. 12 und Hornspähnen, Schafsmist und Abtrittsdünger. Pflege der Zierpflanzen sowie Schädlingsbekämpfung, wobei neben der Beschattung, dem Schneiden und Bewässern der Pflanzen im Gewächshaus auch auf eine ästhetische und strategisch günstige Aufstellung der Pflanzen Wert gelegt wird. Hinsichtlich der Schädlingsbekämpfung fällt die Empfehlung, Glasscherben in Wühlmausgänge zu werfen. Auch Ameisennester und Regenwürmer in den Pflanzenkübeln waren aufgrund der umfangreichen Ausführungen wohl ein weit verbreitetes Problem. Vermehrungen betreffen hauptsächlich das Teilen von Stauden sowie die Stecklingsvermehrung und Aussaat. Auch die Okulation wird angesprochen. Anlage eines Blumengartens: dort werden die verschiedenen dafür in Frage kommenden Blumen angesprochen. Pflanzenversand, der zu dieser Zeit sehr ausgeprägt war. Man erfährt von der Behandlung und Eingewöhnung neu eingeführter Pflanzen sowie den Maßnahmen beim Versenden. Die Pflanzen wurden in Holzkisten, die mit Moos oder Wolle ausgestopft waren, transportiert und im Inneren der Kisten mit Holzlatten gegen das Verschieben gesichert. Italienische Zitrusgewächse waren damals bis zu neun Monate auf dem Transportweg, und bedurften daher bei ihrer Ankunft am Ziel eine schonende Behandlung. Eine Übersicht über die Botanische Systematik nach Linné wird am Ende der Einleitung hinzugefügt, um den Leser mit den botanischen Begriffen und Namen vertraut zu machen, welche in den Büchern von großer Bedeutung sind. Mit dem Ende der Einleitung beginnt der alphabetisch geordnete Pflanzen- teil, in welchem die Zierpflanzen, Bäume und Sträucher kurz aufgelistet werden, mit einer kurzen individuellen Beschreibung zur Herkunft und Pflege versehen. Den Palmen und Farnen wird je eine angehängte Tabelle gewidmet, welche die wichtigsten für Gewächshaus / Kübelkultur geeigneten Arten zeigt. 9 Auch Hinweise auf die Versuche mit Überwinterung im Freiland finden sich hier. Die Pflege von Wasserpflanzen und Orchideen wird abschließend ebenfalls erwähnt: „Einige Orchideenliebhaber halten es für das Wachstum zuträglich, die Atmosphäre durch eine Verdunstung von Hornspänen mit nährenden Stoffen zu schwängern; allein solches ist wegen Anlockung des Ungeziefers und wegen des äußerst üblen Geruchs nicht zu empfehlen.“ (1, S. 168) Der zweite Teil des ersten Bandes sowie die beiden folgenden Bände beinhalten eine alphabetische Auflistung sämtlicher damals in Kultur befindlicher Pflanzenarten nach ihrem botanischen Artnamen. So werden neben den einheimischen Bäumen und Sträuchern auch krautige Pflanzen, Zwiebelgewächse, tropische Gewächshausraritäten und diverse Kübel- pflanzen besprochen. 9 Siehe auch: Brinkmeier, Palmen in Gewächshaus und Zimmer, Berlin 1884 13 Der erste Band enthält alle Pflanzen von Abelia bis Dysophylla, alleine den Citrus – Arten werden ca. 11 Seiten gewidmet. Im zweiten Band werden die Arten von Ecbalium bis Oxyura abgehandelt. Unter der Gruppe der Bananen bzw. Musa findet man zum Beispiel zehn Unterarten. Der dritte Band schließlich enthält alle Pflanzen zwischen Pachyra und Zygophyllum. Der Hofgärtner Bosse ist einer der großen Pflanzen- und Blumenspezialisten des 19. Jahrhunderts gewesen, der sein umfangreiches Wissen in zahlreichen Publikationen kund tat. Die Pflanzenverwendung im Garten, ebenso auch Gartenbaubetriebe haben durch sein Hinzutun weitreichende Anregungen erhalten. Als ein maßgbliches Handbuch ist deshalb die vorliegende Publikation zu werten. (M.H.) 14 Robert N. Brown A Hand Book of the Trees, Shrubs and herbaceous Plants growing in the Madras Agri-Horticultural Society‘s Gardens and Neighbourhood of Madras, Second edition, with a Supplement by J.J. Wood, Madras: J. Higginbotham, 1866, 303 Seiten, Pappeinband, Oktav, Eignerstempel A.M. & J. Ferguson, Publishers of Books on all Tropical Products. Colombo, Ceylon. Und: Boekerij A.P.M. de Kluijs, Tilburg mit expressionistischem Exlibris, Inv.-Nr. 13628/99 Das Buch, so weißt der Autor hin, soll dem Besucher des Gartens als Führer und den ansässigen Gartenliebhabern als Anregung dienen, eigene Anlagen vermehrt mit Pflanzen auszustatten. Da die meisten Leser keine Reisen ins Land machen können, hofft der Autor, wird das Werk auch Anregung sein, mehr über die einheimische indische Flora in Erfahrung zu bringen. Im Unterschied zu der 1862 erschienen Erstausgabe, erhält die zweite einen Anhang, der Pflanzen vorstellt, die im ersten Band fehlten. Hinweise auf medizinisch verwendbare, auf schöne und nützliche Pflanzen werden gegeben. Das Pflanzenverzeichnis ist so geordnet, daß die einzelnen Familien in ihrem Aussehen ("Desription") und ihren Eigenschaften ("Properties") beschrieben werden. Ein Hinweis auf das Verbreitungsgebiet folgt. 978 einzelne Arten sind verzeichnet. Es handelt sich bei dieser Auflistung nicht um einen Überblick über die indische Flora insgesamt, sondern vielmehr um eine Auflistung derjenigen Pflanzen, welche in dem Klima von Madras vorkommen oder kultiviert werden können. In der Liste „Full Titles of the Book Quoted“ (unpag.) wird ein Einblick über die botanische Forschung des indischen Subkontinents gegeben: Obwohl der botanische Garten in Burdwan bereits 1605 gegründet wurde, setzt erst Ende des 17. Jahrhunderts ein von den Niederländern gefördertes Studium der indischen Pflanzenwelt ein. Der Besuch des dänischen Botanikers Johann Gerhard König 1768 brachte eine erste erste Systematisierung hervor, die im Werk Nicolas Laurenz Burmanns „Flora Indica“ (1768) eine Entsprechung fand. Eine annähernde Gesamtübersicht liefert 1834 Robert Wights „Podromus Florae Indiae Orientalis“. 10 Der Schotte Brown, der beim Botaniker John Hutton Balfour im Botanischen Garten in Edinburgh lernte, hatte also keine großen Vorläufer, lediglich der Deutsche Voigt brachte 1845 eine Beschreibung des 1786/1820 gegrün- 10 siehe: Wight, Robert / Walker-Arnott, G.A.: Podromus Florae Peninsulae indiae Orientalis, London 1834, im Vorwort gibt es eine Kurzübersicht über die indische Botanikgeschichte. Gewidmet ist dies Buch ebenso wie das vorliegende dem Direk- torium der Ostindischen Handelskompanie 15 deten Botanischen Gartens der Ostindischen Handelskolonie heraus, ansonsten fehlen entsprechende Werke. 11 Das Interesse an der Botanik in den Kolonien wurde im ausgehenden 19. Jahrhundert vor allem von England aus gesteuert. Bestanden bereits mehrere botanische Gärten auf Ceylon, so wurden auf dem Subkontinent zunehmend solche eingerichtet. Die Gründe hierfür sind nicht nur wissenschaftliche, sondern vor allem auch wirtschaftliche, wie dies bereits durch die Stellung Browns als Leiter des „Agro-Horticulturist Society’s Garden“ markiert wird, für den sich die Ostindische Handelscompanie maßgeblich verantwortlich fühlt. Die wirtschaftliche Förderung Indiens und damit auch der wirtschaftliche Aufschwung Großbritanniens hängen in einem nicht geringen Maße von der Förderung der indischen Land- wirtschaft ab. Das Buch selber ist ein Stück indischer Botanikgeschichte, wobei diese nicht maßgeblich von der Publikation geprägt wurde. Brown selber tritt nicht mehr hervor, der Co-Autor Julius John Wood publiziert 1902 in Calcutta noch ein kleines Werk „Plants of Chutia Nagpur including Jaspur and Sirguja“. (M.K.) Evelyn Cecil (auch: Alicia M. Cecil, geb. Amherst) Children’s Gardens, London: Macmillan and Co., 1903, 216 Seiten mit Illustrationen, blauer originaler Pappeinband mit gärtnerndem Kind, Oktav, Signatur 55:RUQ 253 Das Buch ist das Reprint der ersten erfolgreichen Ausgabe von 1902, die sowohl in England als auch in den USA verlegt wurde. Wahrscheinlich ist das Werk eines der ersten, welches sich mit Gärten für Kinder auseinandersetzt. Als Ziel formuliert Cecil: „This little volume may be fortunate in directing their ideas to the work required to produce bright gardens.“ (S.IX). Sie betont die extra einfach gewählte Sprache, die nach praktischen Gesichtspunkten vorgestellten Pflanzen und die nach Jahreszeiten ausgerichtete Grobgliederung. Die Autorin geht kaum auf die Belange von Kindern ein, noch versucht sie die kindliche Welt im Garten umzusetzen. Ihr Interesse besteht vielmehr darin, Kinder in die Welt der Erwachsenen gärtnerisch einzuführen. Wie in einem englischen Garten des ausgehenden 19. Jahrhunderts stellt sie geometrische und landschaftliche Gärten („wild gardens“) vor. Maßstab ist dabei immer der Garten ihrer Mutter, in dem sie auch als Kind manche Zeit 11 Voigt: Hortus Suburbanus Calcuttensis, Calcutta 1845 16 verbrachte. Anhand der heute seltsam anmutenden Tatsache, daß Kinder keine Blumenzwiebeln setzen sollen, da genau in der Blütezeit sie mit ihren Eltern vom Stadthaus auf den Landsitz wechseln, wird deutlich, daß die Oberschicht angesprochen wird. Das Design, welches sie für die Kinder- Gärten vorschlägt, entspricht den damals verbreiteten Teppichbeeten (Abb. S. 21, 24 „My own small formal garden“). Als einen maßgeblichen Garten erwähnt und zeigt sie den von Osborne House, wo Queen Victoria an einem Bayrischen Haus für ihre Kinder eine Art Versuchsgarten hat anlegen lassen (Abb. S. 26). Diese Mode war bereits vorher auch schon durch Queen Charlotte und George III. in Kew eingeführt worden, aber auch Alexander von Rußland bekam von seiner Großmutter Katharina II. einen eigenen Garten, die Alexander Datscha, geschenkt. Die Intention des Buches darf jedoch nicht darüber hinweg täuschen, daß die Erziehungsbewegung, die mit Namen wie Pestalozzi, Fröbel oder Montessori ihren Anfang fand, gar keinen Niederschlag gefunden hat. Tatsache ist, daß Gärten für Kinder, ebenso wie andere meist kleinteilige Ziergärten im ausgehenden 19. Jahrhundert ein zunehmendes Interesse hervorriefen und das Buch darauf antwortet. Eine Arbeit zu dem Themenkomplex „Gärtnerei für Kinder“ fehlt bislang. (M.K.) 17 Johann Ludwig Christ (1739-1812) Die Krankheiten, Uebel und Feinde der Obstbäume und ihre Abhülfe. Nebst Vorschlägen, die Obstkultur zu befördern von Joh. Ludwig Christ, Oberpfarrern zu Kronberg bei Frankfurt a.M. der Landwirthschaftsgesellsch. zu Zelle, der K. Preuß. Ökonom. Gesellsch. zu Potsdam, der Ruß. Kais. Liefländ., gemeinnütz. und ökonom. Societät in Riga, u.d. Gesellsch. des Ackerbaues, der Wissensch. u. Künste des Niederrhein. Departem. zu Strasburg Ehrenmitglied, Frankfurt am Mayn, bei Philipp Heinrich Guilhauman, 1803, 310 Seiten (Oktav), im Anhang zweiseitiges: Verzeichnis der meisten bisherigen Schriften des Herrn Oberpfarrers Christ, welche sämmtlich in den Guilhaumanschen Buchhandlung zu bekommen sind. Blauer Pappeinband aus der Entstehungszeit. Inv.-Nr.: 13637/99 Der Lebensspanne des evangelischen Pfarrers Johann Ludwig Christ umfaßt die Zeit der Aufklärung, die in Deutschland nicht nur Leistungen im Bereich der Philosophie und Literatur hervorbrachte, sondern auch praktischerseits auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens versuchte, die gesellschaftliche und ökonomische Situation zu verbessern und zu erneuern. Christ zielt mit seinen Werken auf die Landbevölkerung ab, die ihm durch seine Tätigkeit als Pfarrer bekannt ist. In seinen Ratgeber- Schriften widmet er sich der Naturerforschung und –deutung, der Bienenkunde, Landwirtschaft, Weinbau, dem Kaffee, aber auch der Pomologie und dem Gartenbau. 12 Es verwundert nicht, daß seine Werke, die sich stets auf Erfahrungen gründeten, bald zu den beliebtesten Ratgebern ihrer Zeit zählten, und auch seine Nachfolger noch lobten: „Niemand wird... die Einfachheit und Klarheit in der Darstellung vermissen, durch welche sich der verstorbene Verfasser in allen seinen Schriften über ökonomische Gegenstände sehr ausgezeichnet hat.“ 13 Das Buch über „die Krankheiten, Übel und Feinde der Obstbäume“ beginnt mit einem achtstrophigen Gedicht über den Segen des Obstes und gibt danach in didaktisch aufgearbeiteten Kapiteln Auskunft über alle Krank- heiten und Schäden eines Baumes: Vom Abfallen der Blüte und Früchte bis zur Wurmkrankheit stellt er im ersten Kapitel 35 Mißstände und Abhilfen dar. Drei kurze Kapitel widmen sich Raupen und deren Beseitigung, sowie daran anschließend „den Insekten vertilgenden Vögeln“ und den 12 Eine vollständige, kritische Bibliographie liefert Helmut Bode: Johann Ludwig Christ. Pfarrer, Naturforscher, Ökonom, Bienenzüchter und Pomologe 1739-1813, Frankfurt a.M. 1984, S. 367-375 13 Christs Gartenbuch für den Bürger und Landmann, hrsg. v. Eduard Schmidlin, Heilbronn 1840 (2. Aufl.), zit. nach Bode, a.a.O., S. 408 18 Raupenschädlingen im allgemeinen. Im siebten Kapitel schreibt Christ „von mancherlei andern, den Obstbäumen schädlichen Insekten, und den möglichsten Mitteln dagegen“. Der letzte Abschnitt ist den Tieren gewidmet, die Bäume und Rinden anfressen, sie unterhöhlen u.ä. Von Seite 255 bis 300 folgt ein weit rezipiertes Kapitel über die Verbesserung und Verbreitung der Obstkultur, welches er umso nötiger hält, da diese trotz der Werke der barocken Gartenschriftsteller wie La Quitinye oder Duhamel du Monceau erst allmählich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in das Bewußtsein der landwirtschaftlichen Ökonomie rückt. Ausschlaggebend dafür war die Abwendung von den vielfältigen aber auch kostspieligen Obstzüchtungen, wie sie die europäischen Fürstenhöfe liebten und züchteten, hin zu weitverbreiteten, gut zu unterhaltenen Obstsorten, d.h. letztendlich zu einer systematischen Pomologie. So schreibt Christ noch 1808: „Es gibt noch obstarme Gegenden in Deutschland genug, so sehr auch seit 30 Jahren der Garten- und Obstbau gewonnen und beliebt geworden.“ 14 Um diesen Mißstand zu beheben, schlägt er in seinem Werk entsprechende Baumschulen, Unterricht in dem Fach und Obstbaumalleen vor. Dabei scheint er seine Leserschaft durch die ausführliche Unterrichtung in der Herstellung von Obstweinen und -champagnern ködern zu wollen. Als Vorläufer zu dem Band über die Krankheiten kann das vom Weltumsegler Johann Georg Forster aus dem Englischen übersetze Werk William Forthys‘ (1737-1804) „Observations on Diseases, Defects and Injuriesin all Klinds of Fruit Trees“ (1791) gelten, welches Christ mit Anmerkungen versieht, und von dem drei Auflagen bekannt sind. 15 Tatsache ist, daß zahlreiche Schriftsteller wie J.C.E. Schmid, H.L. Manger, F.Z. Salzmann, J.J. Meyens, D.J.C. Gotthard oder auch der Gartenkünstler und -theoretiker C.C.L. Hirschfeld sich zur gleichen Zeit dem Thema Pomologie auseinandersetzen. Am ehesten mit Christ zu vergleichen sind dabei der Pfarrer Sickler aus Kleinfahnern in Thüringen mit seinem 22bändigen „Der teutsche Obstgärtner“ (Weimar 1794-1804) und der im freundschaftlichen Kontakt zu Christ stehende August Friedrich Adrian Diel (1756-1839) aus Bad Ems mit seinem zehnbändigen „Versuch einer systematischen Beschreibung in Deutschland vorkommender Obstsorten“ 14 Christ, Krankheiten, a.a.O., S. 255. Einen allgemeinen Überblick bietet Silvio Martini: Geschichte der Pomologie in Europa, Bern 1988, oder spezieller: Günther Liebster: Der deutsche Obstbau seit dem 18. Jahrhundert, in: Günther Franz (Hrsg.): Geschichte des deutschen Gartenbaues, Stuttgart 1984, S. 143-205 15 zu dem englischen Werk siehe: Ray Desmond: British and Irish Botanists and Horticulturists, London 1977, S. 232; Ronald Webber: The Early Horticulturists, Newton Abbot 1968, S. 101-114. Im Deutschen heißt der Titel: Über die Krankheiten und Schäden der Obst- und Fruchtbäume nebst Beschreibung eines von ihm erfundenen Heilmittels, Leipzig / Mainz 1791(1), 1796(2), 1801(3), Raubdruck 1808, dazu Bode, a.a.O. 19 (1799-1819). Parallel dazu schreibt Christ 1802 das „Pomologische theoretisch-praktische Hand-Wörterbuch“ und 1809/12 die „Vollständige Pomologie und zugleich systematisch richtiges und ausführliches beschriebenes Verzeichnis des Kern- und Steinobstes“. Am bekanntesten bleiben jedoch seine Werke „Handbuch über die Obstbaumzucht und Obstlehre“ (1784), „Der Baumgärtner auf dem Dorfe“ (1792) und das „Allgemein-praktische Gartenbuch für den Bürger und Landmann über den Küchen- und Obstgarten“ (1815). Obwohl alle Werke mehrere Auflagen erfuhren, stellt das letztgenannte, schon gartenkünstlerisch ausgerichtete, mit seiner bis 1930 erscheinen 30sten erweiterten Auflage eine Besonderheit dar, wurde doch innerhalb eines Jahrhunderts aus dem Aufklärer ein Synonym für einen beständigen Ratgeber und Praktiker. (M.K.) Walter Dänhardt 1826 - 1926. Festschrift aus Anlaß des hundertjährigen Bestehens der Flora. Sächsische Gesellschaft für Botanik und Gartenbau in Dresden. Im Auftrage der Gesellschaft bearbeitet und herausgegeben von ihrem Bücherwart Walter Dänhardt, Dresden 1926, 278 Seiten, grüner Papiereinband mit Buchtitel sowie sächsischem Wappen aus Golddruck verziert ist, zahlr. sw-Fotos, Quart, 13662/99, handschriftlich Besitzer „Butte“, zweites Exemplar mit grünem Hardcover und Buchtitel sowie sächsischem Wappen aus Golddruck, Quart, Inv.-Nr. 12396/99 Der Bearbeiter und Herausgeber Walter Dänhardt war der Direktor der Fachkammer für Gartenbau in Dresden sowie auch Mitglied im Reichs- verband der deutschen Gartenbaubeamten. Einige weitere Veröffent- lichungen durch ihn sind bekannt. 16 Beginnend mit einer Einleitung in Gedichtform, welche die Geschichte der Gesellschaft vermittelt, teilt sich das restliche Werk in zwei unterschiedliche Abschnitte. Das erste Abschnitt befaßt sich ausführlich mit der geschichtlichen Entwicklung der Gesellschaft ab 1826. So erfährt man etwas über die 30 ersten Gründungsmitglieder, die überwiegend aus den gebildeteren Schichten der Stadt Dresden stammten. Maßgeblicher Antrieb fiel hierbei dem geheimen Hofrat Dr. Ludwig Reichenbach (1793-1879) zu. Er war auch Professor der Botanik und Direktor des königlich - botanischen 16 Publikationen, in: Die neue sächsische Gartenbaukammer : Behörden - Gartenbau, 2, 1925 sowie Gartenwelt, 29, 1925 20 Gartens in Dresden. Nach der Vereinsgründung der „Flora“ und war von 1826-39 der Sekretär und von 1830-43 der erste Direktor. Die erste Satzung der Gesellschaft sah neben Monatlichen Informations- abenden und einer jährlichen Ausstellung auch die Zusammenstellung einer Büchersammlung sowie einer Samen- und Pflanzenbörse vor. Durch den König von Sachsen, Anton dem Gütigen, wurde dem frisch gegründeten Verein Räumlichkeiten im Zwinger und Teile der königlichen Gärten überlassen. Auch die Mithilfe der königlichen Hofgärtner kam dem Verein zugute. So konnten bei einer ersten Blumenausstellung 1830 rund 700 Pflanzen präsentiert werden. 17 Zudem gab es Vorträge berühmter Persönlichkeiten wie Prof. Dr. Ehrenberg, welcher eine botanische Reise zum Ural und ins Altai-Gebirge mit Alexander von Humboldt unternommen hatte. 18 Auch Humboldt selber hielt vor der Gesellschaft in den 1830er Jahren einen Vortrag, bei dem auch der Amateurbotaniker und König von Sachsen, Friedrich August II. anwesend war, der öfters an den Versammlungen der Gesellschaft teilnahm. 1845 war die Bücherei im Zwinger des Dresdener Schlosses schon auf 250 Werke in 500 Bänden angewachsen, die auch von interessierten Gärtnergehilfen genutzt werden konnten. In den Wirren der Aufstände von 1848/49 ging der neben dem Schloß befindliche Zwinger mit dem Bestand der 5000 Bücher und 6000 Herbarblätter der Gesellschaft in Flammen auf und war verloren. Dennoch wurde nach dem Verlust von 1849 die Gesellschaft schnell wieder aufgebaut und erreichte stetig steigende Mitgliederzahlen. Auch weitreichende Exkursionen zu Blumenschauen und Gärtnereien wurden durchgeführt. Mehrere Gärtnereien arbeiteten mit der Gesellschaft zum Zweck des Informationsaustauschs zusammen, so z.B. die Gärtnerei Seidel, die erst 1813 von zwei Brüdern gegründet worden war, sich aber schnell zu einem bedeutenden Produzenten für Camelien, Azaleen und Rhododendren entwickelte. Durch Einbeziehung privater Pflanzenliebhaber und groß angelegter Zuchtauslesen konnten sehr viele neue Sorten bekannt gemacht und verbreitet werden. So waren bereits zu dieser Zeit (um 1850) mehr als 500 Rhododendron - Sorten im Sortiment der Gärtnereien vertreten. 19 Auch die 1804 von Humboldt eingebrachten Dahlien wurden innerhalb kurzer Zeit 17 Zitat S. 18: „neben reichhaltigen Weintrauben- und Kernobstsammlungen, Kappflanzen und Neuholländern, Camelien, Zwiebelgewächsen und Fettpflanzen... stellte Friedrich Seidel wieder 120 Sorten Zierkürbisse aus.“ 18 Zitat S. 22: „Eine besondere Ehre war es für die >Flora<, als am 6.August 1830 Humboldt, der größte Naturforscher seiner Zeit, dessen Ruhm die Welt erfüllte, an einer Monatsversammlung teilnahm.“ 19 vergl.: Schmalscheid, Walter: Rhododendronzüchter in Deutschland, Oldenburg 1980 im Crover- Verlag 21 züchterisch bearbeitet. So gelang es dem Leipziger Kunstgärtner Breiter bereits 1809 von diesen 103 Sorten zu selektieren. Erwähnenswert ist auch die folgender Kuriosität: In Ermangelung eines eigenen Versuchsgartens nahm die Gesellschaft Kontakt auf mit der sogenannten „Durch plutonische Kräfte regierten Gewächshaustreiberei auf den Erdbränden bei Planitz“, bei der man sich mittels Aktien einkaufte. Im untersten von zehn Kohleflözen bei Planitz soll 1505 ein Erdbrand ausgebrochen sein, welcher sich über Jahrhunderte gehalten hat, und nicht gelöscht werden konnte. Die Folge war eine Erderwärmung, die den Boden frei von Frost hielt. Eine darauf gebaute Gärtnerei ging allerdings Bankrott und die Flora verlor das Investitionskapital. In der Zeit des Ersten Weltkriegs mußte die Gesellschaft unrentable Tätigkeiten beenden und kümmerte sich vermehrt um den Anbau bekannter und unbekannter Nutzpflanzen, um die Versorgung mit Lebensmitteln aufrechtzuerhalten. Im zweiten Abschnitt des Buches werden von unterschiedlichen Autoren mehrseitige Kapitel über die verschiedensten Themen des Gartenbaus gezeigt. Die interessantesten sind: Vom sächsischen Weinbau: Von den ersten Anpflanzungen durch die Sorben im 8. Jh., die Ursachen für die großen bis zu Schwankungen in der sächsischen Anbaufläche. Neben der Reblaus drückten vor allem klimatische und wirtschaftliche Gründe den Weinbau dieser Region. Hundert Jahre städtische Grünanlagen in Dresden, wo ab 1820 die alten Befestigungsanlagen zu Erholungsflächen umgestaltet wurden. Wintergrüne Gärten mit Vorstellung neuer immergrüner Sträucher und Stauden. Es sollte versucht werden, mit Pflanzen wie Prunus laurocerasus, Stranvesia Davidiana, wintergrünen Eichen und Zierstauden auch für den Winter ansprechende Parks zu gestalten. In Der römische Gärtner und sein Werk wird die Rolle des Gärtners in der antiken römischen Gesellschaft vorgestellt, die sich nicht nur auf die Gestaltung von Atrium- Gärten bezog, sondern auch große Landschaftsparks umfaßte. Aus Steppe und Wald West- Usambaras handelt von der ehemaligen Kolonie Deutsch-Ostafrika. Die verschiedenen Vegetationsgesellschaften werden hier neben der Forstbewirtschaftung aufgezeigt. Dresden selber ist durch eine traditionsreiche höfische Gartenkultur geprägt, die in der Flora einen bürgerlichen Gegenpol bekommen hatte. Ähnlich der Münchner Gartenbaugesellschaft 20 förderte die Vereinigung von Garteninteressierten nicht nur den allgemeinen Gartenbau, sondern wirkte auf die Gartengestaltung und die Stadtplanung. Entscheidende Impulse konnten von ihr ausgehen. Die Flora versteht sich deshalb auch als 20 Siehe hier entsprechenden Jahresbericht von 1863, Karl Effner, Bericht über die Thätigkeit der bayerischen Gartenbau – Gesellschaft, Münchener Universitätsdruckerei. Inv: 13660/99 22 ein Sammelbecken und Diskussionsforum unterschiedlichster Interessen, wie dies in der Auflistung der unterschiedlichen Beiträge deutlich wird. Entsprechende Gruppierungen ermöglichen – und vor allem durch entsprechende Festschriften – einen hervorragenden Einblick in die städtische Gartengeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. (M.H.) Theodor Echtermeyer (1863 – 1932) Die Königliche Gärtner – Lehranstalt am Wildpark bei Potsdam. Festschrift zum fünfundsiebzigjährigen Bestehen bearbeitet von Theodor Echtermeyer, Professor und Direktor der Kgl. Gärtnerlehranstalt in Wildpark – Potsdam und Berlin – Dahlem, Honorarprofessor und Mitglied des Senats der Kgl. Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin, Berlin: Paul Parey, 1899, 215 Seiten (Quart), ab Seite 128: Plan der Palais – Baumschule, der Gärtnerlehranstalt von 1874, der Gärtner-Lehranstalt 1899, Grundriß des Hauptgebäudes und des Wirtschaftsgebäudes, incl. zahlreicher Abbildungen; brauner Pappeinband mit Titelornamentik. Inv. Nr.: 1367/99 Die königliche Gärtnerlehranstalt am Wildpark zu Potsdam war in der Zeit des ausgehenden 19. Jahrhunderts eine der führenden Ausbildungsstätten für Gartenbau Preußens und Deutschlands, die viele bekannte Gärtner, wie Bouché, Hampel, Encke, Koeber oder Lauche hervorbrachte. Schon 1821 stellte Peter Joseph Lenné, seit 1816 am preußischen Hof tätig, den Antrag für die Errichtung einer Landesbaumschule. Doch erst mit Unterstützung des „Vereins zur Beförderung des Gartenbaus in den königlich preußischen Staate“ gelang es Lenné, die am 23. August 1823 durch Friedrich Wilhelm III. erlassene Kabinettsorder zur Gründung der Landesbaumschule und Gärtnerlehranstalt zu erwirken. Neben der Ausbildung von Gärtnern, der Vervollkommnung des Obstbaues und der allseitigen wissenschaftlich - künstlerischen Betrachtung des Gartenbaus ist die Gründung der Anstalt in engem Zusammenhang mit der von Lenné beabsichtigten Umgestaltung der königlich preußischen Garten- und Parkanlagen zu sehen. Die Landesbaumschule wurde unter Leitung Lennés 1823 am Wildpark zu Potsdam errichtet; die Gärtnerlehranstalt in Schöneberg im Frühjahr 1824 eröffnet. Die Gärtnerlehranstalt und die Landesbaumschule wurden durch den preußischen Staat finanziell unterstützt, doch während durch Lennés Leitung der Baumschule Ersparnisse anlegt werden konnten, tauchten in der Schöneberger Gärtnerlehranstalt nur Defizite auf. Dies bewirkte 23 letztendlich die von Lenné geforderte Verlegung der Schöneberger Lehranstalt nach Potsdam. Von 1866 bis 1899 wurde eine weitere Umbildung der Anstalt durch Garteninspektor Lauche, der in erster Linie dem Obstbau- und Gehölzschnitt sowie die Anlage von Gewächshäusern vorstand und durch seinen Nachfolger Garteninspektor – Koopmann 21 , der während seiner Tätigkeit in der Anstalt das Gebiet des Obstbaus- und Gehölzschnittes vertiefte, vorgenommen. Nachfolger Koopmanns wurde Garteninspektor Theodor Echtermeyer, der im ersten Kapitel der Festschrift die Geschichte der Anstalt aufzeichnete. Echtermeyer, war bis 1903 Direktor der Gärtnerlehranstalt zu Potsdam und prägte die Anstalt am Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts. Im Jahre 1903 wurde die Lehranstalt von Potsdam Wildpark nach Berlin - Dahlem verlegt, wo Echtermeyer entscheidenden Anteil am Aufbau der neuen Lehranstalt als stellvertretender Direktor (1903 – 1909) und Direktor (ab 1909) hatte. 22 Im zweiten Kapitel der Festschrift wurde durch Echtermeyer der Zweck der Anstalt verdeutlicht: „Dem Strebsamen die Mittel an die Hand zu geben und die Wege zu zeigen, wie er auf diesem vielumfassenden Gebiet 23 mit Sicherheit arbeiten und mit Erfolg schaffen könne, ist die Aufgabe einer Gärtner – Lehranstalt“(S. 61). Die Bildung von Fachschulen Ende des 19. Jahrhunderts und damit auch die Bildung von Gärtner – Lehranstalten sowie die Bündelung und Lehre des Fachwissens bestärkte den Zweck der Gärtner – Lehranstalt. Außerdem fordere der Staat „für seine Anstalten in diesem Gebiete durchgebildete, erfahrene Gärtner, viele Städte fordern sie für ihre städtischen Anlagen und Volksgärten, Fürsten und Privatbesitzer für größere Park-, Obst-, und Gemüseanlagen“ (S. 62). Zweck der Anstalt war nach Meinung Echtermeyers, die Heranbildung von Führungspersonen auf den Gebiet des Gartenbaus, die neben einer wissenschaftlichen Ausbildung auch eine praktische und technische Ausbildung nach den Grundsätzen einer gärtnerischen Hochschule vermittelt bekommen sollten. Neben dem Kuratorium 24 und der Lehrerschaft 25 werden in der Festschrift auch die Aufnahme – Bedingungen auf die Anstalt aufgezeigt, so 21 Koopmann, Karl (1851-?), Inspektor und Lehrer an der Gärtnerlehranstalt am Wildpark, 1871/73 Lehrzeit in der Anstalt, Kgl. Gartenbaudirektor, 1883/94, 1894 Vorstand Fürstlicher Garten – Verwaltung in Wernigerorde (ebd.) 22 vgl.: Wimmer, C.A. / v. Buttlar, F. / Plessen, M.L.: Berlin durch die Blume, Berlin 1987; Harksen und Günther „P.J.Lenné – Katalog der Zeichnungen“, Berlin 1993; Beitrag Echtermeyer (s.u.) 23 gemeint hier: Gartenkunst, Gartenbau 24 Das Kuratorium war das Verwaltungsgremium der Anstalt; im Gremium waren u.a. Lenné, Bouché, Zühlke, Hampel, Fintelmann. Auf der nächsten Stufe standen die Direktoren und nachfolgend die Garteninspektoren z.B. Bouché, Teichert, Lauche, Koopmann, Echtermeyer. 24 beispielsweise „ein ärztliches Attest über den Gesundheitszustand desselben, in welchem außer anderem zu bescheinigen ist, daß der Inhaber des Attestes nicht farbenblind ist“ (S. 71). Das Lehrspektrum umfaßte unter anderem Gemüsebau, Baumschnittlehre, Theorie der Landschaftsgärtnerei, Plan- und Landschaftszeichnen, Projektions- und Schattenlehre und vieles mehr. Im angeführtem Stundenplan ist der Wechsel von Unterricht und praktischer Arbeit klar erkennbar. Im sechsten und siebten Kapitel werden die Fächer nebst Prüfungsaufgaben der Jahre 1893 bis 1899 aufgeführt. Das Fach Zeichnen und Projektionslehre wird wie folgt beschrieben: „Der Zeichenunterricht soll den Schüler dazu heranbilden, technisch richtige und flott gezeichnete Gartenpläne mit Profilen, Schnitten usw. in verschieden Methoden anfertigen und eine Landschaftsscene nach der Natur oder nach eigener Erfindung in einfachster Technik darstellen zu können“(S. 99). 26 Schriftliche Prüfungen wurden in den Fächern Landschaftsgärtnerei, Obstbau, Botanik, Boden- und Düngerlehre, Chemie und Mathematik abgenommen. Im achten Kapitel wird die Prüfungsordnung zum Obergärtner angeführt und zum Abschluß durch die „Vereinigung ehemaliger Schüler der Potsdamer Königlichen Gärtnerlehranstalt“ ein Verzeichnis ehemaliger Schüler der Jahrgänge 1824 bis 1897 angefügt. Von den 800 Abgängern dieses Zeitraumes waren 71 an kaiserlichen, königlichen oder an fürstlichen Stellen, 77 bei Städten und Kreisen und 166 als Selbstständige bis 1899 tätig. Betrachtet man die Vielzahl der Gärtnerlehranstalten zu Beginn des 20. Jahrhunderts 27 , so verdeutlichen diese Zahlen den Stellenwert und das Ansehen der Königlichen Gärtnerlehranstalt am Wildpark bei Potsdam zur damaligen Zeit. Die Gärtnerlehranstalt kann als früher Grundstein für die Ausbildung von Fach- und Führungskräften im Gartenbau angesehen werden. Auch im Vergleich zu heute bestehenden Fakultäten des Gartenbaus und der Landespflege würden die Ziele und das Fächerspektrum der Gärtnerlehranstalt bestehen und einen Respekt vor den Leistungen ehemaliger Anstaltslehrer und -schüler bzw. späterer aus dieser Anstalt hervorgegangener Gärtnerpersönlichkeiten abverlangen. 25 In der Lehrerschaft waren u.a. vertreten Bouché, Legeler, G. Meyer, Koeber, Maillard, Encke usw. 26 Zit. v. Encke, Fritz (1861 – 1931), Kgl. Garteninspektor, 1880/82 Lehrzeit in der Anstalt am Wildpark, 1885/86 Städtische Gartenverwaltung zu Berlin, 1890 Lehrer für Gartenkunst in der Anstalt am Wildpark, Stadtgartendirektor in Köln; s.a.: Gröning Gert / Wolschke – Bulmahn Joachim, „Grüne Biographien“, Hannover 1997, S.79-81 27 so z.B. in Proskau, Greifenheim, Eldena, Dresden, Köstritz, Wittstock, Hannover- Ahlem usw. 25 Theodor Echtermeyer (1863 – 1932) 100 Jahre Höhere Gärtnerlehranstalt Berlin – Dahlem früher Wildpark, Denkschrift zum hundertjährigen Bestehen bearbeitet von Theodor Echtermeyer, Professor und Direktor der Kgl. Gärtnerlehranstalt in Wildpark – Potsdam und Berlin – Dahlem, Honorarprofessor und Mitglied des Senats der Kgl. Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin, Frankfurt (Oder): Trowitzsch & Sohn, 1924, 307 Seiten (Quart), incl. zahlreicher Abbildungen. Roter Pappeinband mit Titelornamentik, im Anhang: Plan der Höheren Gärtnerlehranstalt zu Berlin - Dahlem. Inv.Nr.: 13649/99 Am 8. Februar 1909 wurde Theodor Echtermeyer zum Direktor der höheren Gärtnerlehranstalt Berlin - Dahlem ernannt, deren Verlegung von Potsdam nach Dahlem 1903 vollendet wurde und unter maßgeblicher Beteiligung von ihm erfolgte 28 . Das erste Kapitel des Buches ist auch deshalb der wechselhaften hundertjährigen Geschichte dieser Lehranstalt gewidmet und beschreibt neben der Gründung der Anstalt am Wildpark und in Schöneberg durch Friedrich Wilhelm III. von Preußen auf Drängen Lennés 1823/1824, auch die Umstrukturierungen der Gärtnerlehranstalt am Wildpark zu Potsdam bis 1903. Zum Abschluß des Kapitels wird auf die Verlegung der Gärtnerlehranstalt nach Berlin – Dahlem, den Einfluß des Weltkrieges und das Bestreben, die Anstalt in eine staatliche Hochschule umzuwandeln, eingegangen. Bei der Beschreibung der Anstalt im zweiten Kapitel zeigt sich die enge Verflechtung der Gebäude und Flächen mit dem im dritten Kapitel aufgeführten Lehrplan. Neben zahlreichen Versuchseinrichtungen und Laboratorien sind vor allem die Gewächshäuser und die ausgedehnten Obstanbauflächen nennenswert. Es wird aber auch die besondere Lage der Anstalt betont, in deren Umfeld sich neben dem Botanischen Garten auch Lehranstalten, wie beispielsweise die Landwirtschaftliche Hochschule und deren Versuchsfelder befinden. Zudem wurden die ehemaligen königlichen Gärten zu Potsdam wie auch die Berliner Anlagen und Bauten als Anschauungsobjekte genutzt. Neben einem obligatorischen allgemeinem Lehrgang im ersten Jahr des Anstaltsbesuches konnte im zweiten Jahr aus den Fächern der Lehrgänge Gartenkunst, Obstbau und gärtnerischer Pflanzenbau frei gewählt werden. Der Allgemeine Lehrgang setzte sich unter anderen aus den Fächern Baukunde, Physik, Bodenkunde, Botanik, Chemie, Feldmessen, 28 Klein, Martin: Die ehemalige Königliche Lehranstalt Dahlem und ihre Außenanlagen, TU Berlin 1994; Echtermeyer, Theodor: Gärtnerlehranstalt Berlin Dahlem 1913 – 1923, Berlin 1923 26 Freihandzeichnen, Obstbau, Planzeichen und anderen zusammen und vermittelte gärtnerische Grundlagen. Im den Lehrgängen Gartenkunst, Obstbau und Pflanzenbau wurde hingegen Aufbau- und Spezialwissen vermittelt. Im dritten Abschnitt der Denkschrift wurden „Beiträge aus Fachkreisen“ angeführt, von denen der Beitrag von Hellmut Späth 29 „Die Aufgaben einer deutschen Gartenbau – Hochschule“ für die Dahlemer Lehranstalt von besonderer Bedeutung war. In diesem Beitrag wird der dringende Gründungsbedarf einer Gartenbau-Hochschule 30 , welcher schon im ersten Abschnitt der Denkschrift durch Echtermeyer erörtert wurde, begründet. Späth zeigt Forschungslücken in vielen Gebieten des Gartenbaus auf, stellt das wachsende Interesse an wissenschaftlicher Bearbeitung von gärtnerischen Fragen, auch der Siedlungsfragen sowie der Gartenkunst heraus und beschreibt die Wichtigkeit der Hochschullehre für den Zweig des Gartenbaus. Damit beweist er die Notwendigkeit der Errichtung einer Hochschule für Gartenbau und bekräftigt dies abschließend: „Mit vollkommener Berechtigung verlangt der deutsche Gartenbau eine Hochschule, welche sich in Forschung und Lehre durchaus nach dem Maße unserer anderen Hochschulen richtet; die Höhere Gärtnerlehranstalt in Dahlem ist nach dieser Richtung hin auszubauen, sei es als selbständige Hochschule, sei es als Gartenfakultät einer Landbauhochschule.“(S. 184) Im Zusammenhang mit der Hochschulproblematik wurde damals auch ein Anschluß an die Landwirtschaftliche Hochschule Dahlem erwogen, welcher von Späth mit der Begründung, „es kann nur ein Notbehelf sein“(S.184), abgelehnt wurde. Aber schon mit der Ernennung von Echtermeyer zum Honorarprofessor an der Landwirtschaftlichen Hochschule 1924 wurde ein erster Schritt in diese Richtung vollzogen. Neben Lange, Encke, Barth und Maaß 31 schreiben auch andere wichtige Persönlichkeiten des Gartenbaus 32 vom Anfang des 20. Jahrhunderts über 29 Späth, Hellmut (1885 – 1945), Baumschulbesitzer, Absolvent der Universitäten Cambridge und Berlin, Mitglied im Kuratorium der Versuchs- und Forschungsanstalt für Gartenbau Berlin – Dahlem, Mitglied im BdB, 1945 im KZ umgebracht, s. Beitrag zum „Späth-Buch“ 30 um 1924 gab es in Berlin noch keine Gartenbauhochschule 31 Lange, Willy (1864 - 1941), kgl. Gartenbaudirektor a.D., 1884/86 Lehrzeit in der Anstalt am Wildpark, Lehrer Gärtnerlehranstalt Berlin - Dahlem, korrespondierendes Mitglied der k.k. Gartenbaugesellschaft Wien; Encke, Fritz (1861 – 1931), Kgl. Garteninspektor, 1880/82 Lehrzeit in der Anstalt am Wildpark, 1885/86 Städtische Gartenverwaltung zu Berlin, 1890 Lehrer für Gartenkunst in der Anstalt am Wildpark – Beitrag „Ein Volkspark – Köln Raderthal“; Barth, Erwin (1880 - 1933), städt. Gartendirektor Charlottenburg, 1900/02 Lehrzeit in der Anstalt am Wildpark 1911 Stadtgärtner von Lübeck, 1927 Professor TH Charlottenburg, Freitod 1933; Maasz, Harry (1880 -1946), Gartenarchitekt, 1901/03 Lehrzeit in der Anstalt am Wildpark, 1909 Obergärtnerexamen, Garteninspektor in Lübeck, Beitrag „Einiges vom 27 aktuelle Themen der Gartenbauwissenschaft und die Gärtnerlehranstalt Berlin – Dahlem. Die nachfolgenden Abschnitte des Buches führen zum einem die Verwaltung und den Lehrkörper der Anstalt und zum anderem den Zweck und die Aufnahmebedingungen an. Der letzte Abschnitt der Denkschrift enthält ein Verzeichnis ehemaliger Schüler und Hospitanten der hundert Jahrgänge der Anstalt. Dem ausführlichen Katalog der Aufnahmebedingungen ist der Zweck der Anstalt vorangestellt, hier heißt es u.a.: „Sie hat die Aufgabe, den Gartenbau in allen seinen Zweigen zu fördern. Sie ist in erster Linie Unterrichtsanstalt und hat außerdem die Aufgabe, die Technik des Gartenbaues durch Anstellung praktischer Versuche und wissenschaftlicher Untersuchung zu vervollkommnen.“ (S. 300) In diesem Sinn erwarb sich die höhere Gärtnerlehranstalt Berlin – Dahlem große Verdienste bei der Ausbildung von Gärtnern, Gartenbautechnikern- und Garteninspektoren, aber auch bei der wissenschaftlichen Förderung des Gartenbaus. Die Bedeutung dieser Anstalt wird durch die Vielzahl ihrer bekannten Abgänger wie Maasz, Encke, Smend oder Echtermeyer bekräftigt. Das Ziel der Errichtung einer deutschen Hochschule für Gartenbau wurde durch Initiierung der Gärtnerlehranstalt und der mit ihr in Beziehung stehenden Persönlichkeiten vorangetrieben und bekräftigt, wodurch die höhere Gärtnerlehranstalt Berlin – Dahlem zum Vorreiter dieses Hochschulgedankens in Deutschland erwuchs und damit an Ansehen und Bedeutung in den Fachkreisen des Gartenbaus gewann. Bis in die heutige Zeit wurden an der Gärtnerlehranstalt Berlin - Dahlem, später Forschungs- und Versuchsanstalt und zuletzt TU Berlin Gartenfachkräfte und - ingenieure ausgebildet. Diese Tradition würde durch die beabsichtigte Schließung der Gartenbaufakultät Berlin - Dahlem gebrochen werden, wodurch eine große Ausbildungsstätte des deutschen Gartenbaus verloren ginge. (T.B.) Wesentlichen im Garten, von Raum und Pflanze“; Quelle: Gröning, Gert / Wolschke – Bulmahn, Joachim: Grüne Biographien, Hannover 1997 32 Kuphaldt, Kochs, Hendemann, Graebner, Dermer, Weiß 28 Karl Effner (1820-1884) Bericht über die Thätigkeit der bayrischen Gartenbaugesellschaft im Jahre 1863, erstattet von dem I. Schriftführer Karl Effner, München: J.G. Weiß, 1864, 67 Seiten, sowie daran angehängt: I. Vorträge aus dem Gebiete des praktsichen Gartenbaues, II. Vorträge aus dem Gebiete der Hülfswissenschaften für den Gartenbau, 120 Seiten insgesamt, Papiereinband mit der Wiederholung des Titelbildes: Engel über blühender Landschaft mit arbeitenden Zwergen und Münchner / bayrischen Wappenfeld, lithographiert von P. Hermegen 33 , Inv.-Nr. 13660/99 In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstehen in Deutschland eine ganze Reihe von Gartenbauvereinen, die größtenteils in Zusammenhang mit den Verschönerungen und Umgestaltungen zu sehen sind, die durch die Schleiffung der Wallanlagen vorgenommen wurden. In München ist besonders die Maximiliansvorstadt mit der Sckellschen Planung zu nennen, welche einen starken Impuls auf die gärtnerische Gestaltung von Villen und Hausgärten hatte. Als die Gartenbaugesellschaft sich in den 1850er Jahren formierte, ist nicht nur der König sehr interessiert, sondern es melden sich Gartenliebhaber, Gärtner und Wissenschaftler. Dabei sind es nicht nur wie in anderen Städten vornehmlich bürgerliche Familien, die in den Berichten auftauchen, sondern vor allem auch Adelige, die in enger Verbindung mit dem Hof stehen. 34 Als Mittelsfigur kann Karl Effner gelten, der nicht nur als Hofgärtner, sondern auch als Gartengestalter vieler privater Anlagen sich einen Namen gemacht hat. 35 Als Ziel formuliert der Jahresbericht: „Und noch ein Schritt weiter wird gethan, wenn wir Alle, Jeder nach seinen Kräften, durch Rath, Beiwirkung, Aneiferung uns an der großen und edlen Aufgabe der Landesverschönerung betheiligen. Jedes Hausgärtchen in den Städten ist gewissermaßen ein öffentliches Gut, an dem sich Sinn und Herz des Vorübergehenden weiden und erquicken kann.“ (S.10) In dem vorliegenden Jahresbericht werden die Aktivitäten der Gesellschaft beschrieben, die sehr vielfältig sind, angefangen mit der vom botanischen Hofgärtner Kolb geleiteten Frühjahrsausstellung im Glaspalast, der 33 der Maler Hermegen war ebenfalls Mitglied im Gartenbauverein 34 hierzu S. 11f.: Ausschußmitglieder werden in Gartenfreunde und Gärtner unterteilt, ebenso werden Referenten für Fachthemen gewählt, so ist z.B. der Gärtner Kolb Ansprechpartner für Landschaftsgärtnerei. 35 Zur Biographie: Bauer, Christian, in: Das Gartenamt 9/1964, S. 275f., Neuberts Deutsches Garten Magazin 38/Stuttgart 1885, S. 145-155; lernte bei H.W. Schott in Schönbrunn, bei P.J. Lenné und van Houtte in Belgien. Maximilian II. von Bayern berief ihn nach München, Anlagen in München, Regensburg, Castell, Feldafing, Linderhof, Herrenchiemsee (für Ludiwg II.), Basel, Zürich, Brüssel, 1877 Adelsstand, 1886 Denkmalerrichtung. 29 Sommerausstellung, der Obstausstellung im Oktober sowie 19 Vorträgen. Hinzukommen zahlreiche Exkursionen in Gärtnereibetriebe und Privat- gärten, in denen vornehmlich die Gärtner führen (S. 8f.), sowie einem Lesezirkel. Darüber hinaus wird von lebhaften Samen- und Pflanzen- austausch gesprochen. 36 Im Jahresbericht werden die diversen Aktivitäten ausgiebig beschrieben, wobei ein paar Tatsachen bemerkenswert sind, wie etwa der Beschluß zur Anschaffung von Mustergeräten und Modellen, sowie ein Verzeichnis exotischer Nutzpflanzen und ihrer Verwendung (S. 30-36). Die im zweiten Teil aufgelisteten Vorträge umfassen zahlreiche Themen wie Spargelbau, Baumschnitt, Palmen, Pflanzenphysiologie, Schädlinge, Alpenpflanzen und Fragen der Pomologie. Von der Versammlung der deutschen Pomologen wird berichtet, auf der sich auch Graf Schlippenbach und Gärtner Müschen aus Mecklenburg zu Wort melden (S.15 ff.). Seltsam erscheint der Vortrag des Botanikers A. W. Eichler über „Bewegung im Pflanzereich“ (S. 70-95). Gemeint sind dabei Beobachtungen, wie z.B. durch Sonneneinstrahlung veränderte Blattstellungen u.ä. Auch Korrespondenten bestimmen das Bild, wie etwa der Kunstgärtner L. Wallis aus Para über die Natur am Rio Branco in Brasilien (S. 67-70). Interessant ist, daß zu den aufgeführten korrespondierenden Mitgliedern Koryphäen wie E. Regel, der Direktor des kaiserlichen botanischen Gartens zu St. Petersburg, Hofgärtner Mayer aus Karlsruhe sowie Eduard Lucas, Garteninspektor und Besitzer des pomologischen Institutes in Reutlingen, gehören. Der Jahresbericht drückt deutlich den Stellenwert aus, den der Gartenbau in allen seinen Zweigen in der Mitte und im ausgehenden 19. Jahrhundert hatte: Es handelt sich hier nicht um einzelne, versprengte Mitglieder, die einer gemeinsamen Freizeitbeschäftigung nachgehen, sondern einer Interessengemeinschaft, die standesübergreifend die Gartenkultur ver- bessern wollte. Die meisten dieser Gesellschaften, die mit einem großen Elan gegründet wurden, lösten sich gegen Ende des Jahrhunderts auf oder gingen in andere Vereinigungen unter. Dies hängt zum einen mit der stärkeren Konkurrenz innerhalb der Handelsgärtnerschaft zusammen, zum anderen wurden Gärten zunehmend standardisiert, was eine Spezialisierung und damit Separierung einzelner Gruppe hervorrief. Als Tatsache darf jedoch gelten, daß die entsprechenden Gartenbauvereine innerhalb der Gartengeschichte des 19. Jahrhunderts eine entscheidende Rolle gespielt haben, wobei die soziale Struktur der aufstrebenden Stadt München einen der aktivsten Vereine hervorgebracht hat. (M.K.) 36 Die besuchten Gärten werden auf den Seiten 13 bis 24 beschrieben, wobei nicht nur die Anlagen, sondern vor allem auch Fragen des praktischen Gartenbaus (Pflanzenzucht, Glashäuser, Bodenverhältnisse etc.) besprochen werden. Als Quelle für historische Gartenbeschreibungen sind diese Ausführungen noch näher zu untersuchen. 30 Encke, Fritz (1861-1931) Der Hausgarten, Jena: Verlag Eugen Diederichs, 1907, 177 Seiten, Papierband mit Blumenvignette, handschriftlich: E. Bentinger, Architekt, Inv. Nr. 13659 /99, (zweites Exemplar mit identischem Leineneinband Inv. Nr. 12117/99) Der Kölner Stadtgartendirektor Fritz Encke gehört zu den führenden deutschen Gärtnern der Jahrhundertwende. Wie kaum ein anderer kennzeichnet sein Schaffen den Umbruch zwischen traditioneller und moderner Landschaftsgestaltung und Gartenarchitektur. Am 5. April 1861 wurde er in Oberstedten bei Bad Homburg v. der Höhe geboren und starb am 12. März 1931 in Herborn. In der Zeit von 1877–1879 absolvierte er eine Lehre in der Handelsgärtnerei von Julius Fischer in Homburg und erweiterte danach sein gärtnerisches Wissen in der Gärtnerlehranstalt Wildpark Potsdam (1880/82). 1879 wurde Encke königlicher preußischer Garteninspektor und war von 1903–1926 städtischer Gartendirektor in Köln. Zu seinen Arbeiten zählten städtische Freiräume, die Ausgestaltung von Parks und die Planung von Hausgärten hauptsächlich in Berlin und im Rheinland. 37 In dem Vorwort zu seinem weitverbreiteten Buch „Der Hausgarten“ schlägt er den Grundtenor seines Schaffens an: „Es ist eine erfreuliche Eigentümlichkeit der Gegenwart, das Leben, wo irgend angängig, mit Schönheit zu durchdringen. Besonders bei dem Wohnhausbau und dessen Inneneinrichtung ist dies bemerkbar. Am einfachsten Gebrauchsgegenstand schätzt man neben der Brauchbarkeit die Schönheit. Auch den Garten beginnt man wieder einfach praktisch uns schön zu gestalten unter Vermeidung gedankenlos übernommener, geschmackloser Mode- erscheinungen.“ (Seite 6). Der Inhalt gliedert sich folgendermaßen: Nach dem Kapitel Allgemeines, wie nachfolgend näher beschrieben, geht Encke auf die Bepflanzung und die „Gartenbaulichkeiten“ ein. Neben dem Pfarrgarten beschreibt er eigene Hausgartenplanungen und geht abschließend auch auf Vorgärten und Gartenhöfe ein. Encke beginnt mit der Begriffsbestimmung des Hausgartens, indem er diesen von anderen Gartenformen, wie beispielsweise den Park oder den Landschaftsgarten abgrenzt. Er sieht in dem Garten sowohl eine „erweiterte Wohnung“, als auch eine „architektonische Einteilung“. Der alte Pfarrgarten wird in diesem Zusammenhang als ein Beispiel für den architektonischen Hausgarten angeführt. Encke stellt darüber hinaus die Kontrastwirkungen zwischen dem natürlichen Pflanzenwuchs und den 37 Siehe Grüne Biographien, Seite 79-81; Nachruf und Lebensbeschreibung auch in: Gartenkunst 44. Jg., Nr. 4, April 1931, S. 51-52 (von Max Brommer) 31 „streng“ architektonischen Elementen wie beispielsweise Alleen, Hecken, Laubengänge und Einfriedungen heraus. Er erwähnt die für die Garten- architektur und Gartenbauten maßgebenden große Vorbilder, wie Ludwig XIV. oder Motive aus den Renaissancegärten. Laut Encke hat der Hausherr oder die Hausfrau und nicht der Gärtner für die oben angeführten Divergenzwirkungen zu sorgen. Dieser ist außerdem für die Gartengestaltung und die gärtnerischen Tätigkeiten verantwortlich. Der Hausherr sollte dem Garten die individuelle Eigenart verleihen. Das Auge des Besitzers muß für das „Schöne im Garten geschärft sein“. Dem Architekten obliegt die lediglich Aufgabe, Vorschläge für die Planung und Gestaltung zu geben, diese jedoch nicht dem Bauherrn aufzuoktroyieren. Entscheidenden Einfluß auf die Gestaltung durch den Gartenarchitekten hat die Größe des Grundstücks, die Gestalt seiner Oberfläche, die Umschließung durch Gebäude oder Mauern, den Grad der Besonnung, die Lage des Hauses, seine Eingänge, Fenster, die innere Raumeinteilung, Stil und Charakter der Gesamtanlage, vorhandene Objekte, alte Bäume, Baulichkeiten oder Baureste. Encke betrachtet den Garten als Teil der Wohnung: „Wenn der Garten erst wieder als Teil der Wohnung angesehen wird, in welchen man sich zu manchen Zeiten gerade so behaglich aufhalten kann als in den Räumen des Hauses...“ (Seite 15). Die Größe und Parzellierung von Gärten und die Raumeinteilung des Hauses ist daher besonders wichtig. So sollte beispielsweise die Küche und die Wirtschaftsräume durch Beschattung und damit durch Gehölz verdeckt und kühl gehalten werden. Der Charakter des Gartens muß dem Charakter des Hauses entsprechen. Ein alter Baum ist schnell gefällt und ein frisch gepflanzter Baum erreicht seine volle Entwicklung erst nach Generationen. Insbesondere die Kosten sollten bei der Neuanlage berücksichtigt werden, da unter Umständen der Hausbau so viel kostet, daß nur noch wenig Geld für den Garten verbleibt. „Das Geld wird gewissermaßen in die Erde gesteckt.“ (Seite 31). Nach dem Kostenanschlag wird meist der billigste Anbieter von dem Hausherrn und nicht der beste Architekt gewählt. Das Resultat ist ein vielfach unzureichendes Pflanzenwachstum. In diesem Zusammenhang dürfen nach Encke die Kosten für die Unterhaltung nicht außer Acht gelassen werden. „Der Hausgarten“ ist eine auch in heutiger Zeit keineswegs unmoderne Anleitung zur Anlage und Gestaltung von Gärten. Die im Kapitel „Allgemeines“ durch Encke angeführten grünplanerischen Ansichten, so beispielsweise die Ausgestaltung und Miteinbeziehung des Auftraggebers, wie auch die Kostenfrage bei der Neuanlage und Unterhaltung von Hausgärten, haben nichts an ihrer Aktualität eingebüßt und sind daher auch für den jetzigen Landschaftsarchitekten besonders wichtig. Diese Zielrichtung kennzeichnet die zahlreichen Schriften Enckes, der nicht nur seine eigenen Planungen zu veröffentlichen versuchte, sondern sich auch 32 durch praktische Beiträge, die von Bepflanzungen bis hin zum Spielplatzbau gehen, sich einen Namen machte. (J.F.) Rudolf Goethe (1841-1911) Aepfel und Birnen. Die wichtigsten deutschen Kernobstsorten. Herausgegeben im engen Anschlusse an die „Statistik der deutschen Kernobstsorten“ von R. Goethe, H. Degenkolb und R. Mertens und unter der Leitung der Obst- und Weinbau-Abteilung der Deutschen Landwirthschafts-Gesellschaft, 104 Farbendrucktafeln nebst Text, Berlin: Paul Parey, 1894, Eigentumsstempel von „Heinr. Kelle“, zeitgenösssicher Pappeinband mit Titel und Bildmotiv obstpflückende Putte, Quart, Inv.-Nr. 13673/99 In dem als Bilderbuch zu bezeichnenden unpaginierten Werk werden insgesamt 53 Apfelsorten und 51 Birnensorten vorgestellt, wobei einer allgemein verständlichen Beschreibung über Wuchsform und Unterhaltung der Bäume Ausführungen zum Aussehen und Verwendung der Früchte folgen. Die anschließenden Farblithographien, die allesamt von W. Müller 33 nach der Natur gezeichnet und bei A. Nugel in Gera gedruckt wurden, zeigen ein bis zwei Früchte mit Laub sowie eine aufgeschnittene Hälfte. Eine Blankoseite ist für Notizen reserviert. 38 Die Texte sind nicht besonders ausführlich, teilweise werden den Bezeichnungen noch weitere Vulgärnamen hinzugefügt; dem Leserkreis angepaßt nimmt man von Fachtermini oder lateinischen Bezeichnungen Abstand. Im Schlußwort wird deutlich, daß das Buch in verschiedenen Lieferungen zugestellt wurde und damit dem im gleichen Verlag erschienen Sammelband des Potsdamer Garteninspektors W. Lauche „Deutsche Pomologie“ von 1882 ähnelt. 39 Auch wird das Ziel beschrieben, nämlich daß „pomologische Kenntnisse in weite Kreis hinausgetragen werden“. 40 Eine zehnseitige „Zusammenstellung der in dem Werke abgebildeten Kernobstsorten, nach ihren Ansprüchen an Boden, Klima, Lage und Standort, sowie nach Reifezeit und den Verwendungsarten der Früchte“ schließt das Werk ab. Goethe gehört zu den führenden deutschen Pomologen des ausgehenden 19. Jahrhunderts, der sich vor allem in der Lehre und durch Veröffentlichungen einen Namen gemacht hat. Als einer der ersten Schüler von Eduard Lucas tritt er 1860 in das Pomologische Institut in Reutlingen ein 41 , lernt später bei F.C. Heinemann in Erfurt und bei Eduard Petzold in Muskau. Dieser stellt ihn auf seinem eigenen Gut Wilhelmsdorf bei Bunzlau an. 1867 führt ihn eine Studienreise nach Frankreich, Oberitalien und die Schweiz. Nach der Eröffnung einer eigenen Baumschule in Cannstatt 1868/69 und dem Frankreich-Feldzug 1870 macht er sich, unterstützt von dem Karlsruher Gartendirektor Meyer, einen Namen in der „Anlage vieler Gärten“ in Freiburg (Baden) und Bern. 42 Er wird 1875 Leiter der Obst- und Gartenbauschule Grafenburg bei Brumath im Unterelsass und kommt schließlich 1879 als Leiter in die Königliche 38 So z.B. hinter der Champagner Reinette bezeichnet „Notizen“ 39 Lauche, W.: Deutsche Pomologie. Chromolithographische Abbildungen, Beschrei- bung und Kulturanweisung der empfehlenswerthesten Sorten Aepfel, Birnen, Kirschen, Pflaumen, Apricosen, Pfirsiche und Weintrauben, Berlin 1882. Darauf weist auch die bei Goethe auf dem hinteren Umschlag verwendete Vignette „Das Mädchen mit der Fruchtschale“ (nach Tizian) hin, die bereits von Lauche im Titelblatt verwendet wurde. Alle diese Bücher gehen im wesentlichen auf Henri Louis Duhamel Du Monceaus (1700-1782) „Traité des arbres fruiteres (2. Bde., Paris 1768) zurück, welches bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts hinein in mehrere Sprachen übersetzt mit aus- führlichen Texten und Abbildungen die Obstbaume und deren Früchte vorstellte. 40 Schlußwort, S. 1 41 zur Bedeutung siehe: Buchloh, Günther: Eduard Lucas (1816-1882), in: Franz, Günther / Haushofer, Heinz (Hg.): Große Landwirtschaft, Frankfurt / Main 1970, S. 168-176 42 Wittmack, L.: Rudolf Goethe, in: Gartenflora, Jg. 60, 1911, S. 66-71, hier S. 68. Siehe auch zum goldenen Berufsjubiläum: Heicke: Personalnachrichten, in: Gartenkunst XII/5, 1910, S. 85f. (mit Foto), dort Geb.-Datum 1843 34 Lehranstalt für Wein-, Obst- und Gartenbau nach Geissenheim, wo er bis zu seiner Pensionierung 1903 bleibt. 43 Er macht nicht nur zahlreiche Reisen, die ihn u.a. nach Ungarn, Belgien und Österreich führen, sondern verfaßt in dieser Stellung zahlreiche Schriften zu Baumkrankheiten, Weinbau u.ä. Grundlage für das vorliegende Werk waren „Die Kernobstsorten des deutschen Obstbaues“ 44 und „Die wichtigsten deutschen Kernobstsorten“. Die tätige Mitarbeit vor allem in Vereinen zur Pomologie und der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft machten ihn zu einem beliebten Kollegen. 45 Einer seiner Schüler, der seinen Unterricht beurteilen konnte, schrieb im Nachruf: „Es sind ausser Goethe nur ganz wenige Verfasser gärtnerischer Werke, die sich zu dieser Höhe emporgeschwungen und auch das erforderliche wissenschaftliche Rüstzeug zu dieser doppelten Aufgabe mitgebracht haben“, nämlich Praktiker und Gelehrter im gleichen Maße zu sein. 46 (M.K.) Edmund Goeze Pflanzengeographie für Gärtner und Freunde des Gartenbaus. Bibliothek für wissenschaftliche Gartencultur VII. Band, Stuttgart: Eugen Ulmer, 1882, 478 Seiten (inkl. Maass-Tabellen), Oktav, Pappeinband, Dublette des Deutschen Pomologen Vereins (Stempel), Sign.: 75:VPA 101 Goeze, der als Leiter des 1763 gegründeten Botanischen Gartens in Greifs- wald arbeitete, übersetze einige maßgebliche Werke ins Deutsche. Darunter ist Alphonse de Candolles „Der Ursprung der Culturpflanzen" (1884) zu zählen, ebenso Ferdinand von Müllers "Auswahl von aussertropischen Pflanzen" (Berlin / Kassel 1883). 47 Dem Baron Ferdinand von Mueller ist auch die Pflanzengeographie gewidmet. Dies hängt nicht nur mit der Ver- bindung zusammen, die der Rostocker Müller in sein Heimatland pflegte, sondern auch mit der herausragenden Stellung, die Müller seit seiner Um- 43 Festschrift zu 50jährigen Jubiläum der Höheren Lehranstalt für Wein-, Obst- und Gartenbau zu Geissenheim a. Rhein, Mainz 1922, S. 574-733: historischer Abriß 44 zusammen mit H. Degenhart und R. Mertens, in: Jahrbuch der Deutschen Landwirt- schaftsgesellschaft, Bd. 4, 1890 45 Hansen, J. / Fischer, G.: Geschichte der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft, Berlin 1936, S. 307ff. 46 Dänhardt, Walter: Kgl. Ökonomierat Rudolf Goethe, in: Möllers Deutsche Gärtner- Zeitung, Jg. 26 / Nr. 5, 1911, S. 44-48, darin Auflistung der Publikationen (zu Dänhardt siehe auch Katalogteil) 47 Das ist im Original: Select Plants (exclusive of timber trees) readily elegible for Victorian industrial culture, with indications of their native countries and some of thir uses, Victoria 1872; 2. dt. Ed. 1885 35 siedlung 1847 für die Entwicklung der australischen Botanik insgesamt einnahm, nicht zuletzt durch die Publikation der Flora Australensis zusammen mit George Bentham 1863-78. 48 Da die Pflanzengeographie auch auf Australien eingeht, ist die Hommage an den bedeutendsten For- scher jenes Kontinents auch augenscheinlich. Darüber hinaus machte sich Goeze einen Namen durch seine Beschäftigung im Forstbereich, den er jedoch nicht nur aus der Sicht des Botanikers be- trachtete, sondern auch den gartenkünstlerischen Aspekt herausstellte. Einige Publikationen beweisen dies; man kann sogar vermuten, daß einige mecklenburgische Anlagen, die eine reichhaltige Ausstattung an Bäumen haben, auf seinen Einfluß hin entstanden (Groß Helle, Putbus, Blücher- hof). 49 Bedenkt man zudem die Erfahrung, die Goeze als "Dirigent der botanischen Gärten in Coimbra und Lissabon" sammelte, wird klar, daß er als erfahrener Botaniker, als Forst- und Gartenfachmann und Ökonom zu einer geschätzten Kapazität seiner Zeit zu zählen ist. Sein Buch über Pflanzengeographie nimmt sich zudem eines Themas an welches erst seit dieser Zeit eine wissenschaftliche Würdigung erhielt. (M.K.) Hampel: Die deutsche Gartenkunst, S. 121, Fig. 11: Villengarten E. Haeberle und A. Neumeister Deutsche Konkurrenzen, Volksgarten Düsseldorf, Listerturm - Hannover und Flora Köln, herausgegeben von Ernst Haeberle, Architekt und Professor und Albert Neumeister, Reg. Baumeister und Professor, Leipzig: Verlag E.A. Seemann, 1896, V. Band, Heft II. Nr. 59, Titelvignette von Ernst Haeberle, Inv. Nr.: 13653/99 Im Januar 1892 erschien das erste Heft der„Deutsche Konkurrenzen“, in denen bis zur letztem Ausgabe 1924 hauptsächlich Entwürfe aus damaligen Architekturwettbewerben beschrieben wurden. Das vorliegende zweite Heft des Jahres 1896 beinhaltet Ausführungen zu den Wettbewerben Volksgarten – Düsseldorf, Listerturm – Hannover und 48 Jahn, Ilse / Schmidt, Isolde: Ferdinand Jacob Heinrich von Müller (1825-1896). Ein Australienforscher und die Universität Rostock, Rostock 1996; Briefe aus den Jahren 1840-59 sind ediert. 49 Literatur von Goeze u.a.: Liste der seit dem 16. Jahrhundert bis auf die Gegenwart in die Gärten und Parks Europas eingeführten Bäume und Sträucher, in: Mitteilungen der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft, 1916 / 25, S. 129-201; Die Parks und Arboreten, in: versch. Nrr. der Österreichischen Gartenzeitung 1909/10; Der Putbuser Park, in: Die Gartenwelt, Jg. 11/Nr. 45, 1907, S. 529-534; Tabellarische Übersicht übe die wichtigsten Nutzflanzen nach ihrer Anwendung und geographisch wie systematisch geordnet, Stuttgart: Enke, 1883. 36 Flora - Köln. Wettbewerbe auf den Gebieten der Architektur, der Gartengestaltung und der Kunst erfreuten sich seit dem Ende des 19. Jahrhunderts wachsender Beliebtheit in Fachkreisen und der Gesellschaft. Es wurden verstärkt Wettbewerbe ausgeschrieben, Preisgerichte namhafter Fachleute gebildet und die Preise in der Öffentlichkeit ausgelobt, weshalb sich kritische Betrachungen und Gedanken verstärkt auf die Teilnehmer auswirkten. „Die Deutschen Konkurrenzen“ beinhalten überwiegend Architektur- wettbewerbe, während die Wettbewerbe der Gartengestaltung bzw. Landschaftsarchitektur vom Anfang des 20. Jahrhunderts unter anderem in der Zeitschrift Gartenkunst beschrieben werden. Bei den Wettbewerben des vorliegenden Heftes handelt es sich um Restaurations- bzw. Wintergartengebäude für große Parkanlagen der Städte Düsseldorf, Hannover und Köln. Die vermehrte Errichtung von großen öffentlichen Parkanlagen, wie Volkspark, Waldpark oder Botanischer Garten bedingte die Errichtung von Vergnügungs-, Erholungs- und Restaurationsgebäuden. Der Besuch des Stadtparks am Wochenende oder nach Feierabend kam zunehmend in Mode, man ging mit der Familie oder mit Freunden in den Biergarten, an die Badestelle oder vertrieb sich mit anderen Vergnügungen die Zeit im Park. Aber auch die erstarkte Vereinsbildung sowie die gewachsene Beliebtheit von Turn- und Musikvorführungen, Ausstellungen u.ä. seit Mitte des 19. Jahrhunderts verlangte große Fest- und Versammlungsstätten, im Freien wie in Gebäuden. Oft untermalten hohe Palmen und Agaven, Oleander auch andere nicht winterharte z.T. exotische Pflanzen die Parkszenerie, weshalb große Wintergärten und Orangerien zumeist in Kombination mit den Restaurationsgebäuden errichtet wurden. Der Volksgarten - Düsseldorf wurde vom Stadtgärtner Hillebrecht 50 angelegt, nachdem die Stadt dieses Gelände am Oberbilk 1891 unter der Verpflichtung einen Park anzulegen erworben hatte. Hillebrecht plante einen weitläufigen Garten mit einem von der Düssel gespeisten Teich und ein auf einer Anhöhe liegendes Restaurationsgebäude. Es wurde ein Wettbewerb „zur Ausarbeitung eines Entwurfes und Kostenüberschlages für das im neuen Volksgarten zu Düsseldorf zu errichtende Restaurations- gebäude“ (S.1) ausgelobt. 51 In Abschnitt „Aus dem Ausschreiben“ sind die vorgegebenen Planungsbedingungen, das Preisgericht und die festgesetzten Preisgelder, 50 Hillebrecht, Friedrich (1846- ?), ab 1876 Stadtgärtner in Düsseldorf, Umgestaltung mehrerer Düsseldorfer Park- und Gartenanlagen, s.a.: Gröning, Gert / Wolschke – Bulmahn, Joachim: Grüne Biographien, Hannover 1997, S. 147/148 51 Preisträger /Architekten: 2. Platz: P.P. Fuchs „Populär“ (Düsseldorf); Kuder und Müller „Meiner Vaterstadt“ (Straßburg); 3. Platz: L. Fettweiss „Deutsch“ (Düsseldorf); A. Lierz „Und so befehl...“ (Düsseldorf) 37 hier beispielsweise für den ersten Preis 750 Mark, aufgeführt. Der nächste Abschnitt zeigt die „Entscheidung des Preisgerichtes“ auf, so wurde für das angeführte Projekt Volksgarten - Düsseldorf kein erster Preis vergeben. Im letzten Abschnitt werden die für die „Bauausführung“ in Frage kommenden Entwürfe genannt, für den Volksgarten Düsseldorf der Entwurf „Populär“ des Architekten P.P. Fuchs. Die preisgekrönten Entwürfe sind samt Beschreibungen wiedergegeben. Die Gebäude sind jeweils in Seiten- ansichten, im Grundriß und im Lageplan maßstäblich zu sehen. Der zweite beschriebene Wettbewerb behandelt den Neubau Wald- wirtschaft „Lister Turm“ in Hannover 52 . Stadtgärtner Julius Trip 53 wandelte den vorderen Teil des Stadtwaldes Eilenriede 1894 in eine Waldparkanlage um, weshalb der genannte Wettbewerb zum Neubau einer Wirtschaft aus der ehemaligen hannoverschen Wehranlage „Lister- Turm“ ausgeschrieben wurde. Trip schreibt dazu in der Gartenkunst, daß „an Stelle der alten baufälligen Waldwirtschaft zum Listerturm jenes malerische mächtige Restaurationsgebäude errichtet (wurde), welches als ein musterhaftes Wahrzeichen der Wiederbelebung niedersächsischer Baukunst den dortigen würdigen Eingang in den Stadtwald bezeichnet.“ Nach der Darstellung der Planungsbedingungen, Anführung der Mitglieder des Preisgerichtes und der Festsetzung des Preisgeldes wurden auch bei der Beschreibung dieses Wettbewerbes Aussagen zum Urteil des Preisgerichtes und zur Bauausführung getroffen. Hier heißt es: „Der mit dem 2. Preis ausgezeichnete Entwurf des Herrn Architekten Schaedtler „Nieder- sächsisch“ wird nach Vornahme einiger Aenderungen und Vervoll- staendigungen zur Ausführung kommen.“ (S.14). Die nachfolgende Darstellung der preisgekrönten Entwürfe erfolgte wiederum mittels Kopien der Entwurfszeichnungen. Das nach Schaedtlers Entwürfen errichtete Gebäude dient heute als Freizeitheim und Veranstaltungsort für Konzerte. 54 Die Ausschreibung zum „Umbau des Wintergartens der Flora Köln“ 55 ist Gegenstand des letzten in diesem Heft beschriebenen Wettbewerbs. Im Jahr 1864 wurde die Kölner Flora eröffnet, für dessen Gartenplanungen Peter Joseph Lenné gewonnen werden konnte. Die Ausführung der lennéschen Planungen wurde von seinem Schüler Niepraschk 56 begleitet. 52 Preisträger /Architekten: 1. Preis: G. Heine „Niedersachsen“, (Hannover); 2.Preis: H. Schaedtler „Niedersächsisch“ (Hannover); 3. Preis: H. Stier „Im Schatten des Waldes“ (Prof. in Hannover) 53 Julius Trip (1857-1907), Stadtgartendirektor in Hannover, Gartenarchitekt, s.a.: Gröning, Gert / Wolschke – Bulmahn, Joachim: Grüne Biographien, Hannover 1997, S. 391 54 Rote Sandsteingliederungen in freien Formen deutscher Renaissance, gegliedert durch Erker, Vorbauten Schmuckfachwerk und Dachlandschaft, bestimmen den Putz- bau. Fachwerkobergeschoß mit rundem Turm aus Backstein. 55 Preisträger /Architekten: 1. Preis: G. Eberlein „Skizzenblätter“ (Köln); 2. Preis: G. Herbst „Floreat - Flora“ (Köln); 3. Preis: Werner & Zaar „Sempervivum“ (Berlin) 56 vgl.: Harksen und Günther „P.J.Lenné – Katalog der Zeichnungen“, Berlin 1993, 38 Die für die damalige Zeit weit größere Attraktion war jedoch der dem Londoner Crystal Palace nachempfundene „Wintergarten“ mit seinem berühmten Palmenhaus. Lenné richtete seine Planungen nach diesen Gebäude aus, stellte es ins Zentrum seiner Wegeführungen. Vor und nach der Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert prägte die Flora eine blumistische Ausgestaltung. Nach mehreren internationalen Gartenbauausstellungen fand 1894 ein großes Blumenfest statt, dessen Erlös zum Bau eines Fest- und Konzertsaals an der Rückseite des Wintergartens genutzt wurde. Aus diesem Grunde ist dieser Wettbewerb ausgeschrieben worden, den der Architekt Gustav Eberlein (Köln) mit dem Entwurf „Skizzenblätter“ für sich entschied. Über die Bauausführungen war den Autoren 1896 noch nichts bekannt; der Fest- und Konzertsaal mit 2500 Plätzen wurde jedoch 1898 eröffnet 57 . Bemerkenswert bei dieser Ausgabe der „Deutsche Konkurrenzen“ ist, daß es sich bei um Entwürfe für die beschriebenen Wettbewerben, um Planungen für Parkgebäude handelt und dabei eine Verschränkung von Architektur und Landschafts- bzw. Parkgestaltung klar erkennbar ist. Die Zeitschrift Deutsche Konkurrenzen besticht durch ihre klare Beschreibung der Wettbewerbsbedingungen, aber vor allem durch die Abbildungen und der Entwürfe, sowie den Federzeichnungen zu den architektonischen Objekten. (T.B.) S. 202/ 203 57 vgl.: Flora und Botanischer Garten Köln, 1966 bzw. Flora und Botanischer Garten, Köln 1979, herausgegeben vom Grünflächenamt Köln 39 Carl Friedrich August Hampel (1849 – 1930) Die Deutsche Gartenkunst – ihre Entstehung und Einrichtung mit besonderer Berücksichtigung der Ausführungsarbeiten und einer Geschichte der Gärten bei den verschiedenen Völkern, bearbeitet für Gärtner, Gartenbauschulen und Freunde der schönen Gartenkunst von Carl Hampel, Gartendirektor der Stadt Leipzig, Kgl. Preußischer Gartenbau – Direktor, zweite durchgesehene und erweiterte Auflage, mit 34 Abbildungen, Leipzig: Verlag von Hugo Voigt, 1911, 316 Seiten (Quart), Leinen Einband und handschriftlicher Namenszug H. Sturm. Inv. Nr: 12107/99. Lehr- und Fachbücher für Gartenkunst erfreuten sich bei den Anhängern der am Ende des 19. Jahrhunderts noch relativ jungen Wissenschaft des Gartenbaus bzw. der Gartenkunst einer großen Beliebtheit. Neben Gustav Meyers „Lehrbuch der schönen Gartenkunst“(1859) muß auch das vorliegende Werk Hampels als eines von vielen aus dieser Zeit stammenden Werke zum Thema Gartenkunst genannt werden. Hampel, ein enger Mitarbeiter Gustav Meyers 58 , der wie viele bekannte Garten- architekten dieser Zeit die königliche Gärtnerlehranstalt Wildpark - Potsdam besucht hatte, wollte mit seinem Buch, wie es schon im Vorwort heißt „dazu beitragen, das Verständnis für die Gartenkunst und ihre Schöpfungen in uns lebendiger zu machen, und die Liebe dafür in die weitesten Kreise zu tragen.“ Nach seiner Tätigkeit als Hofgartendirektor in Schwerin und Ludwigslust, arbeitete Hampel als Stadtgartendirektor in Leipzig und veröffentlichte eine Reihe von Werken zur Anlage von Gärten und zur Gartenkunst 59 . Er war Mitbegründer des Vereins deutscher Gartenkünstler und Kuratoriums- mitglied der Königlichen Gärtnerlehranstalt Potsdam – Wildpark 60 . Schon in der Einleitung seines Buches teilt Hampel die Gärten in regelmäßige oder geometrische und unregelmäßige oder natürliche Gärten ein und ordnet diesen Gartenformen im ersten Kapitel, in welchem er die Gartenkunstgeschichte aufzeichnet, die Gärten verschiedener Völker zu. Neben dem Bezug zur Natur und Umwelt gibt es laut Hampel auch Abhängigkeiten zwischen der Gartenkunst und den Völkern, wonach sich 58 Persönliche Unterstützung des Stadtgartendirektors Gustav Meyer von Berlin (1872 – 1879) 59 Hundert kleine Gärten, Berlin 1896; 125 Kleine Gärten , Berlin 1902; 150 Kleine Gärten, Berlin 1915; Stadtbäume, Berlin 1893; Gartenrasen..., Berlin 1895; Gärtnerische Schmuckplätze, Berlin 1897; usw. Die Ausweitung und Verbeitung dieses Musterbuches zur Anlage von Gärten deutet auf die herausragende Stellung hin, die Hampel unter den Gartenkünstlern des ausgehenden 19. Jahrhundert innehatte. 60 Quelle zu biographischen Daten: Gröning, Gert / Wolschke – Bulmahn, Joachim, Grüne Biographien, Hannover 1997, S. 127/128 40 ein Garten auch nach deren Geschmack, Religion und Lebensweise ausrichtet. Hampel beschreibt unter anderem ausführlich die regelmäßigen Gärten des Orients, der Griechen und Römer, Italiens und Frankreichs, aber auch die natürlichen Gärten wie beispielsweise englische und deutsche Gärten. Er verweist entgegen der Auffassungen seiner Zeit darauf, daß der englische Gartenstil für Deutschland nicht das „Allheilmittel“ sein könne, weil der Engländer eine andere Lebensweise in seinen Garten integriert als der Deutsche. Er führt bei seinem Rundgang durch die Gärten der verschieden Völker jeweils unterschiedlichste Beispiele für Stilelemente, Gärten und berühmte Gartenplaner an und geht teilweise auf Umsetzungen dieser verschiedenen Gartenstile in Deutschland ein. Im folgenden Kapitel beschreibt Hampel einzelne Anlagen des deutschen Gartens, wie den Park mit Pleasureground, Blumengarten, Staudengarten oder den Vorgarten, den Hausgarten, Plätze oder den Volksgarten. Dabei trifft er Aussagen zum Zweck, zur Ausstattung, zur Anordnung und zum Vegetationseinsatz der jeweiligen Anlage, macht Ausführungen zu Größen- und Lageverhältnissen und untermauert dies mit historischen und aktuellen Bezügen. So schreibt er beispielsweise zum Volksgarten: „Auch eine Milchtrinkhalle, wenn möglich mit Wirtschaft und dazugehöriger Wiese, auf der die Kühe und Ziegen weiden können, gehört hierher, wie dies z.B. im Bremer Volksgarten zu sehen ist.“ (S. 140) Er kehrt dabei immer wieder auf die Unterteilung in regelmäßige und unregelmäßige Gärten zurück und geht darauf insbesondere noch einmal im dritten Kapitel seines Buches ein. Große Bedeutung mißt Hampel den Farben bei und erklärt ihren Einsatz im Wechselspiel mit Natur und Architektur. Er nimmt ähnlich, wie Ernst Levys 61 „Musteralbum der modernen Teppichgärtnerei“ von 1892 Bezug zum Farbkreis und teilt die Farbverbindungen in harmonische, charakteristische und disharmonische Farbzusammenstellungen ein. Formgebende Teile wie Erd- und Bodenoberfläche, Gewässer, Wege und insbesondere Anpflanzungen sind Bestandteil seiner Ausführungen im vierten Kapitel des Buches. Auch hier beschreibt er deren Anordnungen, Ausstattungen und Errichtung und sucht deren Bezug zur Gartenkunst. Ein Abschnitt dieses Kapitels ist dem Wegebau gewidmet, in dem neben der Beschreibung des Materials, der Bauweise und den Befestigungsarbeiten auch Herstellungskosten für Wege erörtert werden. Am Schluß des vierten Kapitels geht Hampel auf die Verwendung, die Gruppierung, Einteilung und Pflege von Gehölzen ein. Er gibt unter anderem Beispiele für Allee-, Hecken- und Schlingpflanzen und erklärt ausführlich eine Baumpflanzung. Hampel betrachtet Gehölze als plastisch bildendes, Licht und Schatten gebendes Element der Landschaft 61 Ernst Levy, (1848 - ?), Landschaftsgärtner in Hamburg, Musteralbum der modernen Teppichgärtnerei, Berlin 1892, siehe Text zu Levy. 41 und bevorzugt ähnlich wie Pückler ausgewachsene, kräftige Pflanzen, deren späterer Charakter im Parkbild daher schon erkennbar ist. Einigen Baumarten ordnet er Charaktere zu; „Die Eiche verkörpert Kraft und Stärke und in ihrer weiten und knorrigen Krone offenbaren sich Trotz und Mut.“ (S. 225) Am Schluß dieses Abschnittes werden noch einige Aussagen zum Rasen und zur Wiese getroffen, wobei die Angaben zu den jeweiligen Rasenmischungen aus heutiger gartendenkmalpflegerischer Sicht sehr aufschlußreich sind. Im folgenden Kapitel widmet sich Hampel nochmals den Erdarbeiten, denen er eine bildliche Darstellung in Planwerken voranstellt. So meinte Hampel, entgegen den Meinungen seiner Zeitgenossen, daß es möglich ist, Erdbewegungen planmäßig zu erfassen und zu berechnen. In den letzten Kapiteln wendet er sich den Entwurfsarbeiten zu, wobei er einen ausführlichen Grundplan als Basis für alle Gartenplanungen fordert, und fügt zum Abschluß seines Buches einen Kostenanschlag an. Als städtischer Gartendirektor in Leipzig hat sich Hampel fast zwanzig Jahre mit der Planung und Gestaltung von städtischen Anlagen befaßt, bevor er 1920 in den Ruhestand ging. Dieses Buch vermittelt somit Hampels Kenntnisse aus dieser Zeit und vereint gartenkünstlerische Theorien mit baupraktischen Aspekten. Hampel war bestrebt, historische Aspekte der Gartenkunst in zeitgenössische Planungen bzw. in eigene Planungen einfließen zu lassen, was sich auch in seinen schriftlichen Werken widerspiegelte. Er gab dem Leser mit diesem Buch einen Ratgeber für die Errichtung von Gärten und Parkanlagen, welcher zugleich als Lehr- und Bauanleitung zu verstehen war. Ziel seiner Veröffentlichungen war es, Praxiserfahrungen zum Allgemeingut zu machen. 42 William Hertrich The Huntington Botanical Gardens 1905...1949, Los Angeles, Pacific Press Inc., 1949, second printing 1953, 163 Seiten, grünbedruckter Pappeinband mit Pflanzenmotiven, zahlreiche sw – Fotos, Pappband mit stilisierten Pflanzen, Buchaufkleber Bertrand Smiths. Acres of Books, Cincinnati, Quart, Inv.-Nr. 13699/99 Dieses in Englisch verfaßte Buch ist dem Autor William Hertrich gewidmet, der in seiner 45-jährigen Tätigkeit als Planer und Verwalter des bei Los Angeles liegenden Privaten Botanischen Gartens von Henry E. Huntington gewirkt hat. 62 Der Autor selbst erzählt aus der Ich-Perspektive die wichtigsten Abschnitte bei der Anlage des Gartens und Erfahrungen, die er in dieser Zeit gesammelt hat. Der von der Ostküste stammende William Hertrich war schon 20 Jahre Landschaftsgärtner, als er 1903 zu einem Familienbesuch nach Kalifornien fuhr. Aufgrund seiner Leidenschaft für tropische Pflanzen absolvierte er dort mehrere Praktika. Durch Zufall hörte er von der Wohnungsbau- gesellschaft des Henry. E. Huntington sowie dessen Wunsch, für seinen Winteraufenthalt in Kalifornien ein großes Anwesen zu schaffen. Nachdem Huntington ein großes Landstück, die San Marino Ranch, kaufte, bewirbt sich dort der Autor 1904 als Landschaftsgärtner und wird vom Bevollmächtigten des Wohnungsmagnaten wider Erwarten eingestellt. Die San Marino Ranch, ursprünglich Eigentum der Familie Shorb, war von Mr. Huntington bereits 1892 anläßlich eines Besuches bewundert worden. Die umliegenden Berge der Sierra Madre und das Tal mit seinen Zitronen- bäumen boten einen kontrastreichen Raum. Auch ein kleines Garten- gelände bestand damals schon, allerdings war beim Kauf des Geländes schon lange nichts mehr zu dessen Unterhalt getan worden, und so waren die wenigen überlebenden Pflanzen verwildert. Die Architekten Myron Hunt und Elmer Grey erstellten erste Planentwürfe und kümmerten sich um den Straßenanschluß des Anwesens. Da Huntington an einer schnellen Bepflanzung des Landes interessiert war wurde aufgrund der Größe eine eigene Baumschule eingerichtet, die mit über 15.000 Pflanzen bestückt war. Hauptsächlich waren diese Pflanzen als Alleebäume für die Zufahrtsstraßen gedacht. Zedernarten, Dattelpalmen, Redwoodbäume und Pfefferbäume wurden von Huntington besonders geschätzt. 62 Neben dem vorliegenden Buch wurden weiterhin von William Hertrick verfaßt: Camelias in the Huntington Botanical Gardens, Huntington Botanical Library, Los Angeles, 1953; A guide to the dessert plants, ebd., 1953; Palms and Cyclads, ebd., 1951 43 Mehrere große Wasserbecken für die Kultur verschiedener Wasserpflanzen waren vorhanden und wurden ausgebaut. Um die tropische Victoria - Seerose während des Winters blühen zu lassen, mußte das Wasserbecken geheizt werden, das durch eine 5 cm dicke und 100 Meter lange Rohrleitung von Hertrich mit einer Petroleumheizung verbunden wurde, die das Wasser soweit erwärmte, daß die Seerose um Weihnachten herum blühte, genau der Zeitraum, in dem Huntington anwesend war. 63 Für die Wasserversorgung des Parks mußte noch Land mit damit gekoppelten Wasserrechten gekauft werden, was 1907 geschah. Einige Teile des Parks waren besonders bedeutsam hinsichtlich der Ausstattung und der Exklusivität: Der Palmengarten mit 148 verschie- denen Sorten und Varianten wurde mit Pflanzen aus der ganzen Welt versehen, u.a. auch aus deutschen und japanischen Gärtnereien. Einige tropische Arten mußten bei sehr harten Wintern mit Räucheröfen eingenebelt werden, um evtuell Frostschäden zu verhindern. Andere Palmen, welche die starke Sonne Kaliforniens nicht vertrugen, mußten zusammen mit Baumfarnen und Azaleen in einem riesigen Lattenhaus schattiert werden. Der Kaktusgarten wurde 1908 an einem felsigen Hang errichtet, um die dortige Erosion zu verhindern. Mehrere hundert Arten wurden gepflanzt, wodurch dieser Gartenteil damit zu der größten amerikanischen Kakteensammlung anvancierte. Die Eichenverpflanzung ist ebenso bemerkenswert, da aus einem nahen Canyon 650 Bäume von drei Meter Höhe ausgegraben wurden. Von diesen Bäumen gingen nur 18 ein. Für Huntington waren diese Bäume der wichtigste Teil des Parks, den er jedem Besucher zeigte. An den Japanische Garten, welcher mit einem großen Teich ausgestattet war, in dem sich Schildkröten und Fische tummelten, schloß sich eine große Cameliensammlung an. 64 Weiterhin zählen die Palmfarne mit ihren Arten und ihrem Alter zu bedeutenden Inhalten des Parks. 65 Ein Shakespeare-und Rosengarten sowie ein Italienischer Garten weisen auf die jahrhunderte alte Kultur des Gartens hin, nicht zufällig befinden sie sich in unmittelbarer Nähe der Kunstsammlung, die 1928 zusammen mit der Bibliothek, welche ebenso von Huntington gegründet wurde, für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. 1931, vier Jahre nach dem Tod des kennntisreichen Besitzers, wurde von dessen Erben die wichtigsten Familienerbstücke aus dem Anwesen abtransportiert. Die Verfrachtung des Weinkellerinhalts gestaltete sich in der Zeit der Prohibition zu einer Nacht - und Nebelaktion. Auch die Gartenanlagen und das Haus waren nun zu besichtigen. 63 E. Conard; Water Lillies and How to grow them, New York 1910 64 Siehe auch: Camelias in the Huntington Botanical Gardens, Huntington Botanical Library, Los Angeles 1953 65 Siehe auch: Palms and Cyclads, Huntington Botanical Library, 1951 44 William Hetrich übernahm neben seiner Rolle als Gartenbeauftragter auch die Position des Bibliothekars der mit zahlreichen gärtnerischen und botanischen Werken ausgestatteten Bibliothek. In dieser Position war er auch 1941 maßgeblich an der Evakuierung und Sicherung der bedeutendsten Kunstwerke beteiligt, die in Kalifornien von Kriegsaus- wirkungen hätten zerstört werden können. Der Garten ist das Vermächtnis von Henry E. Huntington und seinem akuraten Gärtner William Hertrich, der bei der Gestaltung des riesigen Gartengeländes freie Hand hatte. 66 Dank des großen Eigeninteresses des Gründers ist es heute noch möglich, solche Glanzstücke der Gartenkunst zu bewundern, wobei der Garten Huntingtons eine amerikanische Tradition begründet, Privatgärten dem öffentlichen Wohl zu übereignen. Sowohl der Garten der Familie Du Pont in Winterthur wie auch der Garten des Diplomatenpaares Bliss in Washington D.C. wurde mit den berühmten Kunstsammlungen als Stiftungen der Allgemeinheit übergeben. 67 Alle drei Anlagen sind für die amerikanische Gartengeschichte von großer Bedeutung. (M.H.) Johann Ludwig Krause Kunst- und Lust-Gärtners, wie auch Mitgliedes der Gesellschaft der Schönen Wissenschaften zu Budissin, Funfzigjährig-Erfahrungsmäßiger Unterricht von der Gärtnerey, Berlin / Leipzig: George Jacob Decker, 1773, Vorrede (mit falscher Heftung) und Inhaltsübersicht XXII Seiten, 782 Seiten, stark beschädigter originaler Pappeinband, Oktav, einige Rokoko-Vignetten 1732 gründete Krause, der 1722-25 beim Hof- und Lustgärtner Heinrich Schlichting im königlichen Garten Monbijou in Berlin lernte, eine Handelsgärtnerei, der bereits 1746 Christian Ludwig Roloff ein eigenes Verzeichnis widmete. 68 Über seine Tätigkeit ist wenig bekannt. Der Aufklärer Friedrich Nicolai berichtet lediglich noch 1786 von der Gärtnerei 66 Vergl. Farrand, Beatrice-Jones: 50 Jears of American Landscape Architekture, Washington D.C. 1982, S.84 67 Farrand, a.a.O., S.84 68 Berlin durch die Blume oder Kraut und Rüben. Gartenkunst in Berlin-Brandenburg, hrsg. i.A. des Senators für Stadtentwicklung und Umweltschutz von Marie-Louise Plessen, Berlin 1985, S. 192, Nr. 380: Christian Ludwig Roloff: Index plantarum tam peregrinarum quam nostro nascentium coelo quae aluntur Berolini in horto celebri Krausano (Pflanzenverzeichnis sowohl der fremden, als auch der einheimischen, die im berühmten Krausischen Garten zu Berlin gedeihen), Berlin 1746. (Exemplar im Botanischen Museum Berlin vorhanden). 45 und der Tatsache, daß man dort allerlei botanische Gewächse und „auch eine gute Sammlung von Aurikeln, Nelken, Ranunkeln, Terzetten, Iris, Tulpen etc. und Sämereyen zum Verkauf“ bekommen kann. 69 Es verwundert deshalb auch nicht, wenn Krause in seinem „Erfahrungs- gemäßen Unterricht“ im dreizehnten Abschnitt ein „Verzeichnis der ein- und ausländischen Gewächssaamen, welche bey dem Verfasser diese Buches verkauft werden“ anfügt. 1225 Pflanzensorten sind aufgelistet, wobei ein extra Verzeichnis noch weitere 115 Strauch- und Baumsorten anführt. In seiner Vorrede beschreibt Krause kurz den Stand der Gärtnerei, wobei er betont, daß es nicht der Gärtner „Fach, Bücher zu schreiben“ ist (S. III). Seine Korrespondenz, der wissenschaftliche Austausch und seine Erfahrung ließen lediglich in den Abendstunden Platz, das Buch zu verfassen, welches „ein Formular, Richtschnur und Anweisung, für junge und neu-angehende Garten- und Landwithschafts-Liebhaber“ ist (S. IV). Der Mode entsprechend bewegt sich Krause noch zwischen den alten, formalen Gärten des Rokoko und den neu auftauchenden Landschafts- gärten. In den „Regeln, welche bey Anlegung eines großen Gartens zu beobachten sind“ (S. 1-6) weist er deutlich auf einen geometrischen Garten hin, ebenso in den darauf folgenden Kapitel über Baumzucht und – schnitt. Der gesamte zweite Abschnitt ist dann der Baumschule und vor allem der Obstbaumzucht gewidmet (S. 40-103). Im dritten Abschnitt folgen Pflanzenzucht (S. 104-157), im vierten ein monatlicher Ratgeber vor allem für den Küchengarten (S. 158-238). Im fünften Abschnitt wird von der Orangerie berichtet (S. 245-267), im sechsten von „Wartung und Pflege einiger fremder Gewächse“ (S. 268-323), ergänzt durch ein „Verzeichnis der merkwürdigsten ausländischen Stauden-Gewächse“ (S. 324-419). Über Sämereien, Obst, Aberglaube und Ausbildung berichtet Krause im achten Abschnitt (S. 434-501), im neunten behandelt er lebende Zäune (u.a. um Bauerngärten) und berichtet über Robinien, Bienen- und Weingärten, Baumschäden usw. (S. 502-566). Die Verwendung – auch ausländischer winterharter Pflanzen – für Bepflanzungen, Zierschnitt und zur Alkoholgewinnung gibt das Thema für den zehnten Abschnitt (S. 568-615), gefolgt von einer Beschreibung von Gras- und Kleearten (S. 637-667). Im zwölften Abschnitt erfolgen Kapitel über Gras- und Feldwirtschaft, Plantagen und einzelne Krankheiten (S. 668-727). Insgesamt erscheint das Buch wenig gegliedert und entspricht deshalb vielmehr einer Sammlung. Konsequenterweise spricht Krause deshalb auch von einem „Compendium und Handbuch“ (S. IX). Daß er keine Kupferstiche mit Gartenanlagen wiedergibt, erklärt er dahingehend, daß es zur Zeit genug auf dem Markt gäbe, man aber auch bei ihm nach Angabe des Terrains Pläne erbitten könne. (S. IX). Dies ist umso erstaunlicher, als 69 Zit ebd., S. 192 46 daß dies bereits einen Blick auf die im 19. Jahrhundert verbreitete Entwurfspraxis liefert, wonach Planung und Ausführung nicht mehr nur in einer Hand liegen. Das Buch ist verständlich geschrieben und erläutert häufig auch Grund- begriffe bis hin zu einem Glossar (S. 30ff.). Hinweise auf verschiedene Gärten in Sachsen, Preußen und Baden erfolgen, Beschreibungen jedoch bleiben aus. Die Reisen, die Krause einem Junggärtner nach Holland, Deutschland, Dänemark und Ungarn empfiehlt, spiegeln seine konservative Haltung wieder: Die bereits 1765 von Otto von Münchhausen verfaßte landschaftlichen „Regel zur Anlage eines Gartens“ wird nur in einem kleinen Kapitel über „Englische Lustgebüsche“ (S. 27-30) entsprochen, ansonsten bezieht er sich noch viel auf Objekte wie Treilllagen, Boskette, Fontänen und ähnliches. 70 Lediglich in der botanischen Bezeichnung einiger Pflanzen zeigt sich Krause dem von Carl von Linné entwickeltem System aufgeschlossen. Krauses Buch gehört zu einem der zahlreichen Gartenbücher jener Zeit. Ihm ist jedoch nicht an einem akademisch-wissenschaftlichen Ratgeber gelegen, sondern an einem praktischen Handbuch, das durch das Pflanzenangebot in seiner Gärtnerei und seine Erfahrung geprägt ist. Hierdurch ist es verständlich, daß ihm der aufklärerische Geist anderer Werke fehlt, die zur Verbesserung der Gartenkunst und der allgemeinen Hauswirtschaft geschrieben wurden. (M.K.) Willi Lange (1864-1941) Blumen im Hause, Leipzig: J.J. Weber 1926, Band VII in Webers illustrierter Gartenbibliothek, 290 Seiten, grauern Textileinband, einige, teils farbige Abbildungen, Quart, Inv.-Nr.: 13723/99 Der Verfasser Willi Lange ist als Gartenarchitekt und Autor schon zu Lebzeiten sehr bekannt gewesen. Sein Name ist eng verknüpft mit der gärtnerischen Lehranstalt Dahlem, wo er als königlicher Gartenbaudirektor, Lehrer und Abteilungsleiter lange Jahre tätig war. Als Gärtnereibesitzer in Leipzig hatte Lange von 1887-96 praktische Erfahrungen sammeln können. 71 Er schrieb diverse Beiträge und viele Bücher über 70 Münchhausen, Otto v.: Der Hausvater, Hannover 1765, Bd. 1 71 Siehe auch: Gröning, Gerd / Wolschke- Bulmahn, Joachim: Grüne Biographien, Hannover, 1997, S. 214 ff. 47 Gartengestaltung und Bepflanzung. 72 Schwerpunkt war dabei auch sein Versuch, rassistisches und nationalistisches Gedankengut zu einer Grund- lage einer deutschen, nordisch - germanischen Gartenkultur zu machen. Aufgrund seiner Bücher und Artikel 73 kann er deshalb als ein Vordenker einer nationalsozialistischen Garten - und Landschaftsästhetik angesehen werden. Die Beschäftigung mit dem Thema Zierpflanzen war für ihn eher ein Nebengebiet seiner Tätigkeiten. Außer dem vorliegenden Werk ist noch ein früheres Buch von ihm zu diesem Thema bekannt. 74 Bücher wie Blumenbinderei (Leipzig 1903), sowie ein dreiteiliger Band über Rosen - und Sommerblumen, Stauden und Sträucher kennzeichnen ihn allerdings als auch einen auf dem Gebiet der Floristik kenntnisreichen Gärtner. In der Einleitung erläutert der Autor die Gründe für ein Buch zu diesem Thema: Schon als kleiner Junge zog es ihn in die Natur, und so wählte er auch eine darauf zugeschnittene Berufslaufbahn als Gärtner, allerdings: „Doch ich ahnte etwas von einem Gestaltungswillen, der über die Natur hinausstrebte, ich ahnte >Kunst<.“ (S. XI) Die Floristik war für Lange ein Übungsfeld zur Gestaltung mit Pflanzen, das er später auf Freianlagen übertragen sollte. 75 Die vier Seiten der Einleitung haben durch ihre ins philosophische abgleitenden Teile nur wenig mit dem eigentlichen Thema zu tun. Ansonsten ist das Buch in zwei Hauptteile gegliedert, die von einem 90seitigen Block aus Schwarzweißfotos getrennt werden (S.125-217). Diese Fotos zeigen: Blumenvasen und deren mögliche Verwendung in Wohnräumen, Gestecke mit Obst, verzierte Kübelpflanzen, Kränze, japanische Blumenkunst sowie einige Anordnungsschemata für die richtige Farb- und Zahlenwahl bei Blumensträußen. Vor diesem Fotoblock (S.1-107) befindet sich das Kapitel Blumenfreude, in der folgende Themen angesprochen werden: Blumenweihe und Opfer, worin Lange versucht, durch mythisch-philosophische Erklärungen aufzuzeigen, daß Blumen in früheren religiösen Opferzeremonien eine 72 Als Beispiel sei genannt: Der Garten und seine Bepflanzung, Stuttgart: Kosmos – Verlag, 1913 73 vgl. u.a.: Der Krieg und die Gärtnerei, in Gartenwelt 19,1914; Germanische Gartenkunst, in: Gartenwelt 29, 1924, sowie: Gröning, Gerd / Wolschke- Bulmahn, Joachim: Grüne Biographien, Hannover, 1997, S. 214 ff. 74 Gemeint ist das Buch Blumenbinden, welches in Webers Illustrierten Katechismen in Leipzig 1903 erschien. Im Stil und Aufbau ist es dem beschriebenen Werk recht ähnlich, beinhaltet teils gleiche Abbildungen und Themen. 75 Zitat Lange, S. XI: „Meine eigene spätere Grundforderung der Pflanzenvereinigung nach dem Vorbild der Natur, aber in künstlerischer Steigerung, und ihre grundsätzliche Scheidung in Physiognomie und Charakter konnte ich viel früher und, wörtlich genommen >handgreiflich< im Strauß verwirklichen als in den Gestaltungsmotiven des Gartens.“ 48 wichtige Rolle gespielt hatten. 76 Blumenkunst: Hier klagt Lange u.a. an, daß durch die Verwendung von Treibhausblumen die Wahrnehmung der tatsächlichen Jahreszeit beein-trächtigt wird. In Blumengemeinschaft erläutert Lange die richtige Zusammensetzung eines Straußes. „Die Form der Zusammenstellung der Blumen wird durch den Inhalt bestimmt... die Vorstellung des Pentagramms. Die längsten Zweige bedingen die Größe des Blumengebildes.“ (S.32) Zu Farbe und Duft: „Nordvölker haben ein anderes Farbenempfinden als Südvölker... Des Nordländers Auge paßt sich an feinste Farbenunterschiede seiner Heimatlandschaft an, wenn sie monatelang im Dämmer der Nebelsonne verschleiert ist.“ (S.39) Der nach dem Abbildungsblock folgende Teil des Buches mit der Bezeichnung „Bunte Blätter“ (S. 221-293) enthält Kapitel wie: Opfertiere, in dem zum zweiten mal in dem Buch die etwas weit hergeholte These aufgestellt wird, daß die Tierzucht primär aus dem Grund entstanden ist Opfertiere zu haben. Und weiter: “wie auch die erste Pflanzenzucht, gartenartig mit der Hacke, hervorging aus dem Bestreben, Heil- und Zauberpflanzen jederzeit bereit zu haben. Da die Hacke aus dem Faustkeil als Waffe entwickelt ist, so gehört der Gartenbau zum Uradel der Menschheit wie der Ackerbau und der Krieg.“ (S.221) Über Japanisches beschreibt Lange die Entstehungsgeschichte der japanischen Rasse und stellt zwischen dieser und der nordisch- germanischen eine Art Seelenverwandschaft her: „Trotz der Verschieden- heit der japanischen Rassenseele von der unserigen muß etwas bestehen, das uns im tiefsten verwandt ist, denn sonst könnten wir uns nicht so stark durch die Äußerungen dieser Kulturseele angezogen fühlen, wie sie sich in ihrer Blüte, der japanischen Kunst, zeigen“ (Zitat S.226). Zum Ende des Buches hin werden Formen für Blumenzusammenstellungen geliefert, so zur Herstellung von Kränzen, Gestecken und Sträußen Auch heute noch aktuell sind die kleineren Kapitel über die Anlage von Gärten im japanischen Stil, Moos- und Wüstengärten, Fensterbrett- bepflanzungen sowie die Verwendung von Aquarien für das Ausstellen von Unterwasserpflanzen. Durch seine teils nicht oder schwer nachzuvollziehenden Gedankensprünge macht der Autor es dem Leser nicht leicht, diesem zu folgen. Auch sind Schlußfolgerungen und herausgezogene Beispiele teilweise unlogisch und doktrinär, was seiner nationalfreundlichen Gesinnung sehr entspricht. (M.H.) 76 Zitat S. 10: „Früher trat die Blume als Weihegabe auf. Die Menschen- und Tieropfer wurden mit Blumen – nicht geschmückt, sondern gesteigert im Eindruck ihres Wesens! Sie wurden durch Blumen herausgehoben aus der Alltäglichkeit ihrer Genossen.“ 49 M. Lebl Lebl`s Rosenbuch. Anleitung zur erfolgreichen Anzucht und Pflege der Rosen im freien Lande und unter Glas für Gärtner und Rosenfreunde mit 106 in den Text gedruckten Abbildungen, Berlin 1895, 348 Seiten, Leineneinband mit Rosenmotiv, Quart, gewidmet Adam Witzel sen., Kunst- und Handelsgärtner in Frankfurft a. M., Inv.Nr.: 13724/99 Lebl war bei seiner Arbeit als Fürstlich Hohenlohe-Lauenburg`scher Hofgärtner in Württemberg ein wohl eher praktisch veranlagter Mensch. 77 Deutlich wird dies aus den Erläuterungen und detaillierten Zeichnungen im vorliegenden Buch. 78 Er schrieb neben diesem mindestens ein weiteres Rosenbuch 79 und mehrere Ratgeber, die sich überwiegend an Hobbygärtner richteten. 80 Der Autor befaßt sich im wesentlichen mit den folgenden Themen: In der Einleitung wird die Geschichte der Rose erläutert. Von der ersten Erwähnung der Rosenkultur in Mesopotamien über die Bedeutung der Rose im alten Rom (wo sie als Zeichen der Verschwiegenheit galt und beim Totenkult eine wichtige Rolle spielte) bis zu den Massenproduktionen zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als Lebel das vorliegende Buch schrieb. Interessant ist an diesem Kapitel die Tatsache, daß es um 1798 lediglich 15 verschiedene Rosenarten gab und 100 Varietäten davon in Kultur waren. Bereits bis 1860 wurden durch Fund neuer Arten und intensive Zuchtbemühungen etwa 6000 neue Rosen verfügbar gemacht! Ein wahrer züchterischer Wettlauf begann. Von Frankreich ausgehend wurden diese vielen Sorten auf ihre Wirtschaftlichkeit geprüft, insbesondere für ihre Eignung als Schnitt- blumen. So verschwanden die meisten Sorten sehr schnell wieder vom Markt. Die verbleibenden wurden in riesigen Mengen produziert. Lebel nennt allein von Lyon in Frankreich die Versendung von über eine Million Rosen pro Jahr, hauptsächlich nach Amerika und Rußland. Sogar Olivenbäume und Weinfelder wurden für die Vergrößerung der Rosenzucht 77 Zitat Lebel, S. 1: „Es würde mich freuen, wenn meine auf langjährige Praxis beruh- ende, mit Liebe zur Sache ausgeführte Arbeit bei meinen Fachgenossen und den Rosen- freunden Beachtung fände.“ 78 Deutlich wird dies auch aus Sätzen des Autors wie: “Keine Blume besitzt soviel Reiz wie die Rose. Sie vereinigt die Eleganz, die Schönheit der Formen, die Frische und den Glanz der Farben mit dem schönen grünen Blattwerk des Strauches aufs Angenehmste.“ (S. 5) 79 Vergl.: Illustrierter Rosengarten für Rosenfreunde und Rosengärtner, Stuttgart: Schwenninger botanische Verlagsbuchhandlung, 1879. 80 Bekannt sind: Champignonzucht, Ananaszucht, Beerenobst und Beerenwein, das Chrysantemum sowie Gemüse und Obstgarten, welche alle beim Paul Parey-Verlag erschienen sind. 50 planiert. Das heutige Sortiment beinhaltet jedoch nicht viel mehr als 1000 Sorten bzw. Varianten. 81 In Rosenpflege bespricht er die Kulturansprüche der Rosen. So soll der Rose ein guter Gartenboden gegeben werden, der am besten Richtung Osten frei sein soll, um die Morgensonne zu nutzen. Eine Entwässerung mit Gräben und Reisigfaschienen als Drainage wird empfohlen. Hinsichtlich der Nährstoffversorgung weiß der Autor von einem auch heute noch oft anzutreffenden Problem zu berichten, der Bodenmüdigkeit nach langer Kultur am gleichen Platz. Betroffen sind hier vor allem die am Haus stehenden Kletterrosen, die über Jahrzehnte am gleichen Platz stehen. Der Autor empfiehlt hier einen Austausch des Bodens mit Komposterde sowie eine Düngung mit „Spülwasser, Kuhdung, Schlachterflüssigkeit und Ofenruß.“ Über Vermehrung und Verwertung der Rosen schildert er umfassend Veredelungsmethoden, das Okulieren Pfropfen und Kopulieren. Weiterhin erfährt man etwas über die Behandlung der Rosenblätter zur Herstellung von Tabak und Rosenwasser. In orientalischen Ländern war es zu jener Zeit üblich, Rosenblätter zu kleinen Kugeln zu pressen und zu Schmuck weiterzuverarbeiten. Eine interessante Behandlung weißer Blüten sollte auch noch erwähnt werden: Blaue Rosen waren noch nicht züchterisch bekannt, und so färbte man Blüten mit Annilinpulver oder Fuchsinpulver blau und rot, wobei auch Farbmusterungen möglich waren. In dem Teil zu Schädlingen und Nützlingen werden die damals bekannten Schädlinge der Rosen ausführlich beschrieben. So werden Schwefel- präparate gegen die verschiedenen Pilze zur Anwendung empfohlen. Bei den Nützlingen sind bekannt: Florfliege, Schwebfliege, Marienkäfer und Schlupfwespe, welche tierische Schadinsekten dezimieren. Im Kapitel Schnittmaßnahmen wird durch bildliche Erläuterungen gezeigt, wie Stammrosen, Trauerrosen, Kletterrosen und Bodendeckerrosen gezogen, gepflegt und eingesetzt werden. Auch Hinweise zur Anzucht von Schnittrosen werden genannt. Für die Entdornung der Stengel wird der Bauplan einer dafür geeigneten Apparatur geliefert. Nach der Rosenklassifikation des Professor F. Crepis, Direktor des botanischen Gartens von Brüssel, zufolge wird anhand der Blütengröße in fünf verschiedene Abteilungen unterschieden. Diese Blüten wiederum werden anhand ihrer Gefülltheit in weitere fünf Gruppen unterschieden. Insgesamt können so also 25 unterschiedliche Gruppen eingeteilt werden. Gewächshaushaltung: Um empfindliche Sorten zu ziehen und den Gewächshausraum besser auszunutzen empfiehlt der Autor die gemein- same Kultur von Weinstöcken unter Glas. In diesen Bereich gehören auch Topfrosen u. Teerosen 81 Siehe auch: Kreuzers Gartenpflanzen - Lexikon, Band 5, Rosen und Mittelmeer- pflanzen, Tittmoning: Gartenbuchverlag, 1984 51 Insgesamt stellt das hier vorliegende Werk eine auch heute noch lesenswerte Anleitung zum Thema rund um die Rose dar und beinhaltet wertvolle Hinweise dazu. Die relativ einfache Einteilung anhand des Blütenaufbaus ist ein interessanter Vergleich zum heutigen Systemen, wo andere Kriterien relevant geworden sind. Lebls Rosenbuch ist für Liebhaber dieser Blumen geschrieben. Die Liebe zur Rosenzucht im ausgehenden 19. Jahrhundert führte nicht zu einer Explosion an Varietäten, sondern auch zu vielfältigen Publikationen, wovon Lebl eine hervorragende geliefert hat. (M.H.) Ernst Levy (1848 - ?) Musteralbum der modernen Teppichgärtnerei. 182 Entwürfe mit 635 Bepflanzungsangaben. Begründet von E. Levy, s.Z. bedeutend erweitert von B. Otte, siebente Auflage bearbeitet von J. Berthold 82 – städtischer Obergärtner zu Leipzig, Leipzig: Hugo Voigt, 1900, 135 Seiten, Oktav, kunstvoll gestalteter Einband, Sign.: 55 RUQ 251 82 Berthold, Johannes (1862-1936), 1901 Städtischer Garteninspektor Leipzig, 1908 Vorstand der städtischen Gartenverwaltung Wiesbaden, 1912 Stadtgartendirektor Wiesbaden 52 Die geometrische Anpflanzung von Blumen und Stauden, das Wechselspiel von Form und Farbe, das Arrangement eines Blumengemäldes auf zumeist engsten Raum wird wegen der geschlossenen teppichartigen Pflanzen- und Blütendecke als Teppichbeet oder wegen der geometrischen Figuren als Figurenbeet bezeichnet und ist schon in einigen Lenné-Plänen der 1830er Jahre erkennbar, beispielsweise in Altenplathow 1839, in Lischkowo 1835 oder Chorin 1832. Die Wurzeln dieses gartenkünsterlischen Zweiges der Blumengärtnerei gehen aber zweifellos bis in die Römerzeit zurück. Grazile Figuren aus vielen krautigen Blütenpflanzen, niedrigen Gehölzen, auch Palmen, etc., aufwendig in geometrische Systeme gepflanzt, erfor- derten neben genauen Pflanzplanungen und Farbabstimmungen zur Erzeugung des gewünschten Farb- und Blüteneffektes für ihre Herstellung und Unterhaltung auch nicht unwesentliche Geldmittel. Daher finden sich Teppichgärten zumeist in den Garten- und Parkanlagen betuchter Gartenbesitzer. Das wachsende Interesse und die steigende Modernität von Teppichbeeten Ende des 19. Jahrhunderts führte darüber hinaus zur Anlage von Teppichbeeten in den Bürgergärten und aufkommenden Volkspark- anlagen. Dies konnte aber z.T. auch nur deshalb realisiert werden, da mit Hilfe von Musteralben für Teppichbeete sowohl die Planungs-, als auch die Unterhaltungskosten reduziert werden konnten. Ein solches Album ist das Musteralbum der Teppichgärtnerei von Ernst Levy. Aber auch andere Gartenkünstler wie beispielsweise W. Hampel in „Die modere Teppich- gärtnerei - Entwürfe und Hinweise zur Anlage von Teppichbeeten“ (1880) gaben für den geneigten Interessenten der Blumengärtnerei Alben heraus. Levy war als Landschaftsgärtner in Hamburg tätig und schrieb mehrere Werke 83 zur Anlage von Teppichgärten, die sich großer Beliebtheit erfreuten und daher in mehreren Auflagen verlegt wurden. Seine Werke beginnen jeweils mit einer „Abhandlung über die Anlage, Bepflanzung und Unterhaltung der Teppichbeete und Blumenpaterres“. Darin beschreibt er zunächst den dekorativen Zweck von Teppichbeeten, gibt Hinweise zu Form und Anordnung der Beetflächen, erläutert eine mögliche Bauausführung und Grundsätze zur Pflanzenverwendung und schließt seine Ausführungen mit der Unterhaltung der Beete. Im Musteralbum der Teppichgärtnerei folgt eine Ausführung „Über die Wahl der für Teppichbeete und Blumenpaterres beliebtesten und verwendbaren Blatt- und Blütenpflanzen.“ Levy teilt die Pflanzen darin in die der Frühjahrsbepflanzung, der Sommer- und Herbstpflanzung, der blüten- und blattzierenden Solitär- und Gruppenpflanzen und der blüten- und blattzierenden Schlingpflanzen ein und listet diese nach Farbkategorien und Wuchshöhen nachfolgend auf. So ist es dem Nutzer des Albums 83 Neue Entwürfe zu Teppich-Gärten deren Anlage und Bepflanzung, Berlin 1875: dritte erweiterte Auflage, Leipzig: Hugo Voigt, 1903, Sign. 55 RUQ 259 (3); Musteralbum der modernen Teppichgärtnerei, Berlin 1892; Neue Entwürfe zu Blumen-Teppichbeeten und Staudenanlagen, Leipzig 1917 53 möglich, eine Pflanzenauswahl 84 nach Levys Liste in einfacher Weise zu treffen. Der Autor beschreibt die Notwendigkeit des Einsatzes dekorativen, teppichbildenden, vermehrungsfähigen Pflanzenmaterials und verweist auf die vernachlässigte Verwendung von Frühjahrsblumen auf Teppichbeeten hin. Ein weiterer Abschnitt „Harmonische Farbenverbindungen in Bezug auf Teppichbeete und Blumenpaterres“ widmet sich der Kombination von Farben und der Bedeutung der Farbharmonie für die Anlage von Teppichbeeten. Ausgehend von den drei Urfarben, nach Goethe – Gelb, Blau und Rot-, spannt Levy den Bogen über den Farbkreis zu den Mischfarben, harmonischen und disharmonischen Farbkontrasten und betont die Notwendigkeit der Kenntnis „von den Gesetzen der Farbenharmonie und der Wirkung der verschiedenen Farben.“ (S. 15) Der Hauptteil des Buches enthält 182 Entwürfe und Pläne von Teppichbeeten in vielen aufwendigen geometrischen Formen mit jeweils mehreren Bepflanzungsvorschlägen. Für die jeweiligen Neuauflagen wurden dann verschiedene Neuentwürfe von bedeutenden Garten- architekten eingearbeitet. So heißt es im Vorwort der siebenten Auflage des Musteralbums von E. Levy und B. Otte: „Die dankenswerte Mitarbeit hervorragender Fachleute, welche in liebenswürdiger Weise eine Anzahl Original-Entwürfe dem Unterzeichneten zur Verfügung stellten, ermög- lichte es, die Sammlung um 70 neue Entwürfe zu vermehren.“ Namentlich stellten Bouché, Siesmayer, Elpel, Ehmann und Zeininger 85 verschiedene Entwürfe für diese Auflage zur Verfügung. Alle Entwürfe sind maßstäblich in ihrer geometrischen Ausführung in einer Plangraphik und mit zugeordneter Pflanzenauflistung dargestellt. Die Besonderheit der Werke Levys ist die Plandarstellung unter Einbeziehung von Konstruktionspunkten und –linien. Dies ermöglichte die einfache Umsetzung auch schwieriger Figuren: „Einem jüngeren ungeübten Gärtner wird hierdurch die Übertragung der Zeichnung sehr erleichtert.“(Vorwort) Die Übersichtlichkeit der Werke Levys und die Vereinfachung von Teppichbeetplanungen, aber auch die Vielfalt und Aktualität der Entwürfe zur damaligen Zeit machte die Beliebtheit der Teppichgartenbücher von Levy aus. 84 Pelargonium, Lobelia, Begonia, Kleinia, Alternathera, Bellis, etc. 85 Bouché, Johann Karl Friedrich (1850- 1933), kgl. Sächsischer Obergartendirektor, Hofrat in Dresden; Siesmayer, Philipp (1862-1935) Gartenarchitekt, Fa. Gebr. Sies- mayer in Frankfurt /Main – Gartenarchitekt; Elpel, Franz (1855-?), Städtischer Gartendirektor Berlin, Vorstand der Stadtgärtnerei Nürnberg; Ehmann, Paul (1867 – 1932), Landschaftsgärtner, städtischer Gartenbaudirektor Stuttgart; Zeininger, Heinrich (1867-1939), Gartendirektor Hannover, Garteninspektor Wiesbaden, Hofgartendirektor Sanssouci, Direktor Gärtnerlehranstalt Proskau; Quelle: Gröning, Gert / Wolschke – Bulmahn, Joachim: Grüne Biographien, Hannover 1997, S. 147/148 54 In der heutigen Zeit scheint die Kunst des Teppichgärtnerns in Vergessenheit geraten zu sein oder wird infolge der Kostenfrage vernachlässigt. Mehr oder weniger gut gelungene Ansätze der Anlage solcher Blumenbeete sind jedoch hier und da zu erkennen, so beispiels- weise im Kulturpark Neubrandenburg. Die Renaissance von Stein- und Blumengärten ist klar erkennbar und führt unter anderem auch zur Anlage von Teppichbeeten. Die Vorlagen von Levy könnten daher auch in heutiger Zeit Verwendung finden, wenngleich so manche in seinen Werken beschriebene Pflanzensorte durch andere ersetzt werden müßte. (T.B.) 55 Liegel, G. Anweisungen, mit welchen Sorten verschiedene Obstbaum-Anlagen besetzt werden sollen. Zweite, neu bearbeitete Auflage, Salzburg: Franz Xaver Duyle, 1842, schwarzer Pappeinband mit Lederrücken, 195 Seiten, zwei Tabellen, Oktav, handschriftl. Namenszug F.H.Th. Allihn Halle a/S, teilweise Wuchshöhen mit Bleistift notiert, Oktav, Inv.-Nr.: 13726/99 Der Autor ist im Bereich der Pomologie kein Unbekannter. 86 Was Sickler und Christ einige Jahrzehnte zuvor begonnen hatten, führten Personen wie Liegel, Jahn und Lucas weiter: Die Verbreitung bekannter Obstsorten und die Erzeugung und Erprobung neuer Sorten 87 und Anbaumethoden Das Buch erschien zu einer Zeit, als die Pomologie ihren Höhepunkt hatte. Durch die verschiedenen klimatischen und geographischen Unterschiede im Obstbau, gab es eine Fülle von Züchtungen und Lokalrassen. Um zu wissen, welche Arten für bestimmte Gebiete und Verwendungszwecke besonders geeignet waren, entstanden in jener Zeit umfangreiche und zahlreiche Bücher, worauf der Autor selbst aufmerksam macht. Vor allem Lehrer und Pfarrer sorgten damals für das Entstehen neuer Obstwiesen. Der innere Aufbau dieses Buches besteht neben einem Vorwort von einer Seite und einer dreiseitigen Einleitung aus sehr gründlich angeordneten Abschnitten über die in der damaligen Zeit häufig verwendeten Obstsorten. In der Vorrede weist der Autor darauf hin, warum dieses Buch erschienen ist. Die erste Auflage edierte er 1822, wobei innerhalb dieser Zeit vom Autor mehrere hundert Obstsorten geprüft worden sind. Auch ist es ihm daran gelegen, “die bestmöglichste Kürze zu gewinnen, dabei aber doch eine vollständige Übersicht der Pomologie zu geben. Nicht jeder arbeitet sich gern durch große Bücher und vielen ist die Wohlfeilheit sehr erwünscht.“ (S.1) Interessant ist die große Vielfalt an Obstsorten, sowie: „Alle in diesem Hefte beschriebenen Obstsorten sind bei dem Verfasser, mit Ausnahme weniger wieder eingegangenen, vorräthig, und können in Zweigen, einige auch in Bäumen abgegeben werden.“ (S.2) 86 Weitere bekannte Werke dieses Autors waren u.a.: Systematische Anleitung zur Kenntnis der vorzüglichsten Sorten des Kern-Stein-Schalen und Beerenobst, Passau 1825; Übersicht der Pflaumen nach dem jetzigen Kenntnisstand, Passau 1847; Beschreibung neuer Obstsorten, Passau 1851/56. Auch erwähnt die Titelseite des vorliegenden Buches alle seine Ämter und Würden: u.a. Aphotheker zu Braunau am Inn, der kaiserl. Königl. Ökonomischen Gesellschaft in Wien, des pomologisch- önologischen Vereins der kaiserl. königl. Mährisch - Schlesischen Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaus, der Natur-und Landeskunde in Brünn, des kaiserl. Königl. Pomologischen Vereins in Prag, u.v.m. 87 Siehe hierzu: J. Martini: Geschichte der Pomologie, Bern 1988, sowie Kapitel zu Christ (s.o.). 56 In der Einleitung erläutert Liegel die verschiedenen Möglichkeiten, die entsprechenden Obstsorten zu unterscheiden. Im Gegensatz zum Botaniker, der meist nur Blüten, Blätter und Habitus einer Pflanze zur Bestimmung nutzt, bezieht sich der Pomologe ganz auf die Frucht und zieht die Eigenschaften der Pflanze nur im Notfall zur Bestimmung heran. Die Frucht wird anhand ihrer Form, Farbe, Behaarung, Stiel, Konsistenz und Farbe des Fleisches, Saftfarbe, Geschmack, Geruch, Kernhaus, sowie den Samen unterschieden. Die Früchte werden vom Autor in ihrer Wertigkeit in drei Ränge eingeteilt und im folgenden Teil des Buches auch an den Artenbeschreibungen angewendet. Der Hauptteil des Buches ist den einzelnen Obstsorten gewidmet. So findet man zu folgenden Arten Angaben: Kernobst wie Äpfel, Birnen, Mispeln und Quitten. Steinobst wie Aprikosen, Kirschen, Pfirsiche und Pflaumen. Schalenobst wie Haselnüsse, Kastanien, Mandeln und Wallnüsse. Beerenobst, das sind Erdbeeren, Feigen, Himbeeren, Johannesbeeren, Maulbeeren, Pomeranzen und Zitronen, Stachelbeeren sowie Weintrauben. Alleine die Äpfel sind schon in zehn Abteilungen unterschieden: Kalvillen, Schlotteräpfel Gulderlinge, Rosenäpfel, Rambouräpfel, Reinetten, Streiflinge, Spitzäpfel, Plattäpfel, unklassifizierte Neuerungen sowie amerikanische Äpfel. Auffallend ist die hohe Sortenzahl innerhalb der Kapitel. So werden alleine bei den Äpfeln mehr als 400 Sorten aufgelistet, bei Birnen und Pflaumen sind die Zahlen ähnlich hoch. Da das Buch wesentlich mehr Obstsorten beinhaltet als Seiten, ist die einzelne Fruchtbeschreibung dementsprechend kurz. Neben dem Wuchs- verhalten der Pflanze wird die Frucht hinsichtlich Aussehen, Geschmack und Verwendungszweck stichwortartig beschrieben. Als Beispiel für die Fruchtbeschreibung noch ein Apfel, der auch heute noch relativ bekannt ist: Bei den Reinetten ist der Danziger Kantapfel als Nr. 87 geführt und mit zwei Sternen – einem Qualitätszeichen Liegels - als eine Frucht ersten Ranges gekennzeichnet „Mittelgroß. Bald hoch gebaut, bald platt, und welkt nicht. Grünlich gelb, größtentheils aber fast ganz roth. Der Geruch sehr angenehm violenartig. Das Fleisch weiß, fein, markig, voll Saft von einem sehr lieblichen, weinsäuerlichen Geschmack. Oft. Hält sich bis in den Dez Der Baum wächst stark, wird groß, trägt bald und reichlich. In gutem warmen Boden. Vortreffliche Zwerge auf Johannesstamm.“ (S.35) Weiterhin fällt die Tatsache auf, daß die Gruppe der Pflaumen doppelt aufgeführt werden. 88 88 Dazu sagt Liegel: Zitat S.133: „Die Pflaumen hat der Verfasser nach seinem eigenen System klassifiziert, wie er sie im Jahre 1836 in der Flora Nr. 36 zum ersten Mal bekannt machte, und in seinem Werke: Systematische Anleitung zur Kenntnis der Pflaumen, 1841, vollständig ausgeführt hat. Eine Tabelle einer zweiten Klassifikation nach de Candolle ist beigegeben“ (Anm.: Besagte Tabelle ist am Ende des Buchs als Faltblatt befestigt. ) 57 Das vorliegende Buch hat aufgrund seiner Vielfalt an heute zum großen Teil wohl ausgestorbenen Obstsorten einen nicht zu unterschätzenden agrarhistorischen Wert. Es dokumentiert die Leistungsbereitschaft der Menschen vor 150 Jahren im Bereich der Obstzüchtung und Forschung. Das Werk ist als eine Art Handbuch zu verstehen, wie auch die zeitgenössischen handschriftlichen Notizen zur Wuchshöhe belegen. Es gelang somit, den Spezialisten ein Pomologiebuch zum allgemeinen Gebrauch zu präsentieren: Eine Forderung, die erst in Liegels Generation zum Durchbruch kam und dem Obstbau den Weg aus den Hofgärten in die dörflichen Gärten ebnete. (M.H.) Reinhold Lingner (1902-1968) Landschaftsgestaltung, [Wissenschaft und Technik - verständlich dargestellt, H. 3. - Herausgegeben vom Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands] , Berlin 1952, Bestand Gandert Naturschützer und Landschaftsplaner in der DDR waren sich bereits Anfang der 1950er Jahre, bei der Diskussion über das Naturschutzgesetz der DDR, das dann 1954 verabschiedet wurde, klar darüber, daß ein Gesetz über Landschaftsschutz - oder umfassender - ein Landeskulturgesetz den nach wie vor konservativen, auf kleine Schutzgebiete beschränkten Ansatz des Naturschutzes ablösen müsste. Die Unterbringung der Flüchtlinge und Umsiedler im ländlichen Raum, die zu oft ungeplanten Siedlungs- erweiterungen führte, die Folgen der Bodenreform und der Industrialisierung der Landwirtschaft (Gründung der landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften, Flurneuordnungen mit Vergrößerung der Schläge, beginnende Maschinisierung und Chemisierung der offenen Agrarlandschaft), Probleme der Gewässerreinhaltung, des Uferschutzes oder der Erholungsplanung führten zu dieser Erkenntnis. Naturschutz wurde - auch in der Hoffnung auf eine positive Wirkung der veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und hier insbesondere der zentralen Planwirtschaft (einschließlich der Territorialplanung) - mehr und mehr als integrierter Bestandteil einer großräumigen, geplanten Landnutzung aufgefaßt, die über die Erhaltung von Reservaten hinaus die Pflege und Gesunderhaltung von Landschaften in ihrer Gesamtheit, die vorsorgende Vermeidung von Landschaftsschäden und die Rekultivierung geschädigter Gebiete sowie die Erhaltung und Pflege von „Naturreserven“ (heute: Ressourcenschutz) zum Ziel haben sollte. Ein wesentlicher Entstehungszusammenhang für diese Auffassung waren verschiedene Landschafts- und Flurplanungen und einige 58 Landeskulturpläne für Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften, die unter dem Dach der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der DDR (AdL) erarbeitet wurden 89 sowie die „Landschaftsdiagnose der DDR“, die unter der Leitung der Landschaftsarchitekten Reinhold Lingner und Frank-Erich Carl 90 und unter maßgeblicher Beteiligung weiterer Garten- und Landschaftsarchitekten und Landesplaner wie Rudolf Ungewitter (der noch während der Arbeiten an der „Landschaftsdiagnose“ in die BRD flüchtete), Martin Ehlers (später ebenfalls in der BRD tätig), Werner Bauch, Otto Rindt oder Ruth Günther durchgeführt wurde und die z.T. darauf aufbauenden Arbeiten in „Beispiellandschaften“, die von Georg Bela Pniower initiiert wurden. Die Forschungsarbeit "Landschaftsdiagnose der DDR" wurde zwischen 1950 und 1952 von insgesamt ca. 90 Personen DDR-weit erarbeitet und führte zu mehr als 900 Karten und etlichen „Tagebüchern“, die heute sämtlich und noch unerschlossen in einer Nachfolgeeinrichtung der Bauakademie der DDR, dem IRS – Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung, Erkner bei Berlin, lagern. Teilergebnisse wurden 1956 veröffentlicht. Die „Landschaftsdiagnose“ ist die bedeutendste Arbeit jener Zeit auf dem Gebiet der Landschaftsanalyse und -bewertung. Lingner und Carl waren damals beide zunächst im Institut für Bauwesen (Abteilung Landschaft) an der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin (DAW, bis 1950) und dann in der Deutschen Bauakademie (DBA), im später so genannten Institut für Gebiets-, Stadt- und Dorfplanung, tätig. Sie entwickelten schon 1948 die Idee, in der DDR großflächig Landschaftssanierungsmaßnahmen auf der Grundlage einer detaillierten, aussagekräftigen, nach einheitlichen Kriterien durchgeführten Schadens- und Ursachenerhebung durchzuführen. Durch die kartographische Darstellung hofften sie, den Entscheidungsträgern auf staatlicher und betrieblicher Ebene etwas auf den Tisch legen zu können, das diese sogleich verstanden und überzeugte. Als Vorbilder dienten das „Tennessee- Valley-Authority“-Projekt aus den USA und der Dawidow-„Plan zur Umgestaltung der Natur in der Sowjetunion“. 89 vgl. Krummsdorf, Albrecht: Über die natürlichen standörtlichen Grundlagen im MTS-Bereich Taucha im Hinblick auf die Zweckmäßigkeit und Wirkung meliorativer und landschaftspflegerischer Maßnahmen. Habilitation, Leipzig 1963, S.3 90 Zum Lebensweg siehe Nowak, Kerstin: Reinhold Lingner - sein Leben und Werk im Kontext der DDR-Geschichte (Dissertation), Hamburg 1995 und Kirsten, Rüdiger: Die besondere Stellung Reinhold Lingners im Prozeß der Entwicklung der Landschafts- architektur in der DDR, in: Institut für Umweltgeschichte und Regionalentwicklung e.V. (Hg.): Landschaft und Planung in den neuen Bundesländern – Rückblicke, VWF- Verlag, Berlin 1999, S. 131-147 59 In dem kleinen Büchlein „Landschaftsgestaltung“ stellt Reinhold Lingner Anlaß, Ziel und Themenstellung der Landschaftsdiagnose einem breiteren Publikum vor. Vier Themen wurden im Rahmen der Landschaftsdiagnose bearbeitet: 91 1. Erforschung und Kartierung von Gehölzschutz entblößter Kulturflächen bzw. erosionsgefährdeter Gebiete (”Kultursteppen”); 2. Erforschung der Störungen des Wasserhaushalts; 3. Kulturbodenzerstörung durch den Bergbau; 4. Feststellung der Landschaftsschäden durch Rauch, Staub und Abgase der Industrie. Lingner und Carl hielten darüberhinaus - wegen der Bedeutung für alle vier vorgenannten Themen - die Erforschung und Kartierung des Waldzustandes für wichtig, was aber nicht erfolgte. 92 Den Nutzen der "Landschaftsdiagnose" schilderte später einer der Arbeitsgruppenleiter, der Landschaftsarchitekt Werner Bauch: "Erstmalig ergab sich eine Übersicht über die markantesten Landschaftsschäden. Sie wurden durch Karten, Texte und Fotobeispiele belegt. Der Zustand der Agrarlandschaften wurde vor allem veranschaulicht durch die Ermittlung jener landwirtschaftlichen Anbauflächen, die im extremen oder vorgeschrittenen Aussmaß von Gehölzschutz entblößt sind. Desgleichen konnten ausgeprägte Wasserhaushaltsstörungen aufgezeigt und die Verunreinigung der Gewässer im Rahmen einer einheitlichen Kartierung in die Forschungsarbeit einbezogen werden. Mit einer Ermittlung extremer Luftverunreinigungen durch Industrie, Siedlung und Verkehr wurde die Aufmerksamkeit auf diese beachtlichen Wirkungen gelenkt. Bei den Bergbaugebieten standen die abbaubedingten Veränderungen der Landschaft, besonders der Zustand der Kippen und Ödländereien im Vordergrund. In den weitflächigen Braunkohlenrevieren wird die Rekultivierung und Aufforstung der Halden und Ödländereien mit Sorgfalt behandelt. Die vom Bergbau verursachten Bodengüte-Veränderungen konnten bei der Forschungsarbeit in einzelnen Bereichen vergleichend durch Bodenwertzahlen ermittelt werden. Von besonderer Wichtigkeit für die Weiterarbeit ist schließlich die Tatsache, daß Schwerpunktgebiete herausgearbeitet werden konnten.“ 93 Eine unmittelbar praktische Wirkung hatte die "Landschaftsdiagnose" nicht, d.h. sie führte nicht zu den erhofften großräumigen 91 vgl. Lingner, Reinhold: Landschaftsgestaltung. [Wissenschaft und Technik - verständlich dargestellt, H. 3. - Herausgegeben vom Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands] - Berlin 1952, S.28-41 92 vgl. Lingner, S.41-46 93 Bundesarchiv (BA), Bestand DH 2/ II/ 09/ 7, Prof.Werner Bauch, TH Dresden: Entwicklung der Landschaftsgestaltung in der DDR (1957) 60 Sanierungsarbeiten, obwohl in einem Ministerrats-Beschluß die Staatliche Plankommission verpflichtet wurde, ”ausgehend von einer wissenschaftlichen Landschaftsdiagnose bis zum 1.September 1954 einen Plan über den Umfang und Zeitpunkt der erforderlichen landeskulturellen Maßnahmen auszuarbeiten”. 94 1957 hieß es allerdings dazu in einem Bericht, der sich in den Unterlagen des Instituts für Städtebau der Deutschen Bauakademie (DBA) im Bundesarchiv fand: "Das Institut hat auch weiterhin von sich aus alle Voraussetzungen geschaffen, um den Ministerratsbeschluß verwirklichen zu helfen, wonach die Staatliche Plankommission auf der Grundlage der vom Institut erarbeiteten und inzwischen zur Drucklegung gelangten Landschaftsdiagnose der DDR einen Plan der Maßnahmen für die Behebung der dort aufgezeigten Landschaftsschäden auszuarbeiten und eine Anordnung über die Landschaftspflege zur Vermeidung von Landschaftsschäden herauszugeben hat." 95 Es gab allerdings einige Forschungsprojekte (Modellvorhaben) in sog. „Beispiellandschaften“, die maßgeblich vom damaligen Institut für Garten- und Landeskultur der Humboldt-Universität zu Berlin (Direktor des Instituts: G.B. Pniower) initiiert und betreut wurden. Die "Landschaftsdiagnose" konnte in diesen "Beispiellandschaften" fortgeführt, methodisch verbessert und mit praktischen Maßnahmen abgeschlossen werden. Eine dieser "Beispiellandschaften", in der auf den Ergebnissen der "Landschaftsdiagnose" aufgebaut oder methodisch ähnlich gearbeitet wurde, war das Huy-Hakel-Gebiet im östlichen Harzvorland, ein anderes lag im Nordosten Leipzigs. Mäding, Erhard (1909-1998) Regeln für die Gestaltung der Landschaft. Einführung in die Allgemeine Anordnung Nr. 20/VI/42 des Reichsführers SS, Reichskommissars für die Festigung deutschen Volkstums, über die Gestaltung der Landschaft in den eingegliederten Ostgebieten, Reihe Planung und Aufbau, Berlin 1943, 83 Seiten mit Fotos und Skizzen, Bestand Gandert Erhard Mäding, in einem Nachruf in der „Natur und Landschaft“ „Vater der Landespflege“ genannt, wurde 1909 in Dresden geboren. Er studierte Naturwissenschaften und Geographie, später Rechts-, Staats- und 94 Beschluß des Ministerrates über ”Maßnahmen zur weiteren Entwicklung der Landwirtschaft” vom 4.2.1954, Gbl. der DDR, Nr.20, vom 23.2.1954. 95 BA, DH 2- II/ 02/ 12, S.3 61 Finanzwissenschaften in Leipzig und Hamburg. Nach dem II. Weltkrieg arbeitete Mäding für die Kommunale Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsvereinfachung – KGSt - und nahm Lehrstühle an Universitäten und Fachhochschulen im Bereich der Landespflege wahr. Mädings Werk entstand wie sein vielgelobtes Werk „Landespflege“- Die Gestaltung der Landschaft als Hoheitsrecht und Hoheitspflicht“ 96 in der Zeit und z.T. im Zusammenhang mit der faschistischen Eroberungs- und Vernichtungspolitik in den überfallenen polnischen und sowjetischen Gebieten. Erhard Mäding war in der NS-Zeit als SS-Obersturmführer Mitglied der Planungsgruppe um den Hochschullehrer und SS-Oberführer Prof. Dr. Konrad Meyer (-Hetling) beim „Reichskommissariat für die Festigung deutschen Volkstums“, RKF (Himmler), die den „Generalplan Ost“ erarbeitete. Mäding war darüberhinaus einer der Mitarbeiter am RKF- “Gesamtsiedlungsplan“ vom Dezember 1942. Darin bearbeitete er den Teil III. „Verwaltungsaufbau und Rechtsordnung“ und Teile des Teils IV. „Die Durchführung der Siedlung“. Wie der Titel andeutet, fasst Mäding in seinem Werk „Regeln für die Gestaltung der Landschaft“ Grundbegriffe und Grunddisziplinen der (späteren Landschafts- und Raum-) Planung und grundlegende naturwissenschaftlich, acker- und gartenbaulich sowie architektonisch begründete „Landschaftsregeln“ (Grundsätze der Landschaftsentwicklung, natürliche Ertrtagsfaktoren wie Boden, Geländeform, Wasser, Klima und Luft, das „Grün in der Landschaft“, die „Siedlungen in der Landschaft“) nach dem damaligen Stand des Wissens zusammen. Landespflege verstand Mäding als interdisziplinären Arbeitszusammenhang, in dem Ackerbau, Gartenbau und Architektur die „Einheit der Landschaftskultur“ begründeten (S.8). Die „Landschaftsregeln“ sollten als Anleitung für die Neuordnung der überfallenen polnischen und sowjetischen Gebiete im Sinne einer agrarisch und kleinindustriell ausgerichteten „urbäuerlichen deutschen Landschaft“ (Seifert) dienen. Gleichzeitig wurde dieser Planungsraum als dauerhaft militärisch zu sicherndes „Grenzland“ angesehen, „das von der stillen Auseinandersetzung des Volkstumskampfes erfüllt ist ... Deshalb muß die Landschaft eine wehrhafte sein. Wälder, Waldstreifen, Baum- und Gehölzreihen, Hecken, Knicks und Hage entziehen Menschen, Waffen und Geräte der Fliegersicht und der Erdsicht. Sie dienen der Verteidigung und der Bereitstellung zum Angriff.“ (S. 30f.) Der Generalplan Ost war ein Plan unter „Laborbedingungen“: er setzte eine beliebig gestaltbare Landschaft voraus, in der dort ursprünglich lebende Menschen, sofern sie überhaupt noch eine Rolle spielten, zu einer beliebig handhabbaren Manövriermasse herabgewürdigt wurden. Die (Kultur-) Geschichte dieser Landschaften spielten für die Neuplanung nahezu keine 96 Mäding, Erhard: Landespflege - Die Gestaltung der Landschaft als Hoheitsrecht und Hoheitspflicht, Berlin 1942 62 Rolle, Landschaftsbilder aus dem „Altreich“ wurden umstandslos auf die polnischen und sowjetischen Territorien übertragen. Die Umsetzung des "Generalplan Ost" bzw. „Gesamtsiedlungsplans“ hätte bekanntlich die Vernichtung, Vertreibung und "Umsiedlung" von über 60 Millionen Menschen in bzw. aus den „eingegliederten Ostgebieten“ bedeutet. Die Beteiligung von Raumordnern und Landesplanern an den Planungen zur „Neuordnung“ des überfallenen (Ost) Europas durch Vernichtung, ”Eindeutschung”, Umsiedlung, ”Umvolkung” wurde in den vergangenen Jahren intensiv behandelt, nicht nur am Beispiel des "Generalplan Ost", 97 sondern auch im Zusammenhang mit der Aufarbeitung der Geschichte angrenzender, für die Raumordnung und Landesplanung wichtiger Fachgebiete wie der Landespflege. Dabei ist sicher im einzelnen immer noch ungeklärt, wer von den Fachvertretern und wie weit Fachvertreter wie Erhard Mäding für den Faschismus funktionalisiert wurden oder sich aktiv und den Faschismus aus tiefem Herzen bejahend einbrachten. Im Rahmen seiner Tätigkeit in der Planungsgruppe um Meyer war Mäding Autor des hier vorliegenden Werkes. Anders als Mäding es in veröffentlichten Stellungnahmen zur Arbeit der Planungsgruppe um Meyer darstellt, 98 blieb der „Generalplan Ost“ aber nicht nur ein „Glasperlenspiel“ oder bloße Theorie. Im polnischen Distrikt Lublin wurde er umgesetzt (vgl. Literaturangabe: Wasser 1993). Daß der „Generalplan Ost“ existierte, war in der DDR bekannt: In einer mit dem Vermerk „Streng vertraulich!“ eingereichten Vorlage vom 10.9.1958 für das „Kollegium des MLF“ (Ministerium für Land und Forst) über die „Grundlagen der weiteren Entwicklung der Garten- und Landschaftsgestaltung beim Aufbau des Sozialismus in der Deutschen Demokratischen Republik“ heißt es: „In der Landwirtschaft wurde zur Zeit 97 Literaturempfehlungen: Madajczyk, Czeslaw unter Mitarb. von Stanislaw Biernacki (Hg.): Vom Generalplan Ost zum Generalsiedlungsplan: Dokumente [Einzelveröff. d. Hist. Komm. zu Berlin, Bd.80], München, New Providence, London, Paris 1994; Rössler, Mechthild/ Schleiermacher, Sabine (Hg.): Der ”Generalplan Ost”: Hauptlinien der nationalsozialistischen Planungs- und Vernichtungspolitik [Schriften der Hamburger Stiftung für Sozialgeschichte des 20. Jahrhunderts], Berlin 1993; Wasser, Bruno: Himmlers Raumplanung im Osten: der Generalplan Ost in Polen 1940-1944, Basel 1993; Hofmann, Werner: Raumplaner im NS-Staat. In: Forum Wissenschaft 2/93, hrsg. vom BdWi, Marburg 1993, S. 12-18; Aly, Götz/ Heim, Susanne: Vordenker der Vernichtung, Auschwitz und die deutschen Pläne für eine europäische Ordnung, Frankfurt am Main 1993 98 in: Gröning/ Wolschke-Bulmahn: Liebe zur Landschaft: Teil 3: Der Drang nach Osten: Zur Entwicklung der Landespflege im Nationalsozialismus und während des 2. Weltkrieges in den ”eingegliederten Ostgebieten” [Arbeiten zur soz.wiss. orientierten Freiraumplanung; 9], München 1987, S.205-209 63 des Faschismus die Blut- und Bodentheorie verknüpft mit der Landschaftsgestaltung und Planung, insbesondere mit der Blickrichtung nach dem Osten. Es wurde die großräumige ‘Wehrlandschaft’ im Osten geschaffen, die eng mit der Rassentheorie verbunden war. Dabei dienten die reaktionärsten Theorien, wie die von Malthus, als Grundlage. Die Ideologen, Wissenschaftler und Mitarbeiter der Institute schufen bereits einen Plan der Schaffung der Wehrlandschaft, wobei der ‘Warthegau’ als Muster diente (Wiepking-Jürgensmann).“ 99 Anders als andere Mitglieder der o.g. Planungsgruppe wie Josef Umlauf, hat Erhard Mäding seine Mitarbeit am „Generalplan Ost“ und später im „Inlands-SD“ (-Sicherheitsdienst) nirgendwo kritisch reflektiert. Wie der unkritische Nachruf auf Mäding in der „Natur und Landschaft“ zeigt, ist es noch heute, 55 Jahre nach der Befreiung vom Faschismus, schwer, die Tätigkeiten solcher im Entwicklungszusammenhang der Landschaftsplanung wichtiger Menschen wie – hier nur stellvertretend – Erhard Mäding auch nur nüchtern zu benennen. Dies bleibt eine dauernde Aufgabe. (H.B.) (Anonym: William Fordyce Mavor) Nouvelle Description de Blenheim, Le Palais magnifique du Duc de Malborough, dans la Province d’Oxford. Ornée d’un Plan de Parc, Jardins, &c., London: T. Cadell, 1791, 47 Seiten, mit Nordansicht des Schlosses (Frontispiece), gefalteter „Plan of Blenheim Palace, Gardens and Park, Plantations, &c. the Seat of His Grace the Duke of Marlborough Oxon, Survey’d & Drawn by Tho.s Pride, Land Surveyor, 1789, beides Kupferstiche von S.I. Neele, blauer Papiereinband, Oktav-Format. Blenheim gehört zu den vier großen englischen Schlössern, die den Titel „Palast“ tragen. Der Bauherr John Churchill, der als erster Herzog von Marlborough 1704 das Schlachtfeld im bayrischen Blindheim a.d. Donau verließ, baute sich mit Hilfe der Architekten John Vanbrugh und Nikolas Hawksmoor ab 1705 einen Landsitz, der mit seiner imposanten Architektur auf den glänzenden Sieg verweisen sollte. Für die Gartenanlage beschäftigte er den Hofgärtner Henry Wise sowie Stephen Switzer, der die Architekturen, allen voran die imposante Brücke, einen Rahmen gab. Der vierte Herzog empfand diese Anlagen noch zu steif und beauftragte 1764 99 BA, DK 1, 3697, Bl. 1-13 + RS: Streng vertraulich! Vorlage vom 10.9.1958 für das Kollegium des MLF „Grundlagen der weiteren Entwicklung der Garten- und Landschaftsgestaltung beim Aufbau des Sozialismus in der Deutschen Demokratischen Republik“ 64 Capabilty Brown mit der Umwandlung des Gartens, wobei einzelne Teile des originalen Plans bestehen blieben. Mit dieser Umwandlung entstand der größte englische Landschaftsgarten, dessen Stärken vor allem in der Weitläufigkeit und dem sich elegant in die Landschaft einfügenden künstlichen See bestanden. 100 Bereits 1787 erschien von William Mavor (1758-1837) der Blenheim Guide, der in mehrere Auflagen bis 1820 erschien und erweitert wurde. 101 Er war nicht als trockene Lektüre gedacht, sondern sollte auch eine Einführung in den Ideengestalt des Schlosses und des Gartens darstellen. Wie im Vorwort der „Nouvelle Description“ zu lesen ist, wird der Band dem geneigten ausländischen Besucher empfohlen, wobei dieser gleichsam eine verkürzte Fassung der englischen Ausgabe erhält. Ähnlich wie auch heutige Führer werden darauf die Öffnungszeiten angegeben, bevor der eigentliche Text beginnt. Die beschriebenen Räume entsprechen den auch heute noch zugänglichen Staatsgemächern. Mit dem Hinweis auf die ausführliche Parkbeschreibung in Mavors englischem Buch folgt ein kurzer Text zum Park, seine Größe, dem See und der Tatsache, daß er seines gleichen sowohl in England als auch im Ausland suche. Bemerkenswert ist, daß er den etwa DIN A 4 großen Kupferstich des Parks, der auch vielerorts in der heutigen Literatur wiedergegeben wird, beibehält und ebenso wie eine vereinfachte Ansicht den Schlosses dem Büchlein beigibt. Der Führer ist auf dem Hintergrund zu sehen, den der englische Gartenhistoriker Tom Williamson beschrieb. In seinem Buch „Polite Landscape“ geht er auf die Bedeutung ein, die Reisende für die Entstehung und Verbreitung des englischen Landschaftsgartens hatten. 102 Reisen bildete nicht nur den Geschmack, sondern stellte auch die Gelegenheit dar, seine Aufwartung zu machen, sowie Aufwartungen entgegenzunehmen. Einer der ersten und bekanntesten Beschreibungen erschien 1744 mit Benton Seelys (1715?-95) „Description of the Gardens of Lord Viscount Cobham at Stow“, welche nicht nur in zahlreichen Neuauflagen erschien, sondern auch den Ruhm des Gartens über ganz Europa zu verbreiten half. Ähnliches trifft auch auf Blenheim zu, wobei dieser Garten kaum Nachahmer fand. Bewunderer gab es zwar viele, doch freundeten sich wenige mit den ‚frostigen und glanzlosen Zimmern an‘, wie es der Fürst zu Pückler-Muskau schrieb. 103 (M.K.) 100 Jacques, David: Georgian Gardens. The Reign of Nature, London 1983 – dort Einzelhinweise und Einordnung zur Entwicklungsgeschichte 101 siehe Reprint der 138 seitigen Ausgabe von 1793 durch John Dixon Hunt verlegt 102 Williamson, Tom: Polite Landscape. Gardens & Society in Eighteenth-Century England, Stroud 1995, S. 109ff. 103 Montgomery-Massingberd , Hugh / Sykes, Christopher Simon: Schlösser und Adelssitze in England & Wales, Köln 1998, S. 305 65 Migge, Leberecht (1881-1935) Die Gartenkultur des 20. Jahrhunderts. Jena: Verlag Eugen Diederichs, 1913, 172 Seiten, Leineneinband mit Tor-Motiv, Exlibris Med.-Rat Dr. E. Krueger mit afrikan. Motiv, Oktav, Bestand Gandert (Dublette, reprint 55 RUT 32) Der Gartenarchitekt Leberecht Migge gehört zu den führenden deutschen Gartenarchitekten. Am 20. März 1881 wurde er in Danzig geboren und starb am 30. Mai 1935. Nach einer Gärtnerlehre in Hamburg im Jahre 1898 unternahm er eine Studienreise nach England (1910). Zu seinen Arbeiten zählten öffentliche Bauaufgaben, die Mitarbeit an Siedlungsprojekten und Stadtplanungen, Volksparkanlagen, Kleingärten und die Planung von Hausgärten hauptsächlich in Hamburg und Lübeck. Zu seinen Veröffentlichungen zählen „Der soziale Garten“ (Berlin 1999), „Jedermann Selbstversorger – eine Lösung der Siedlungsfrage durch neuen Gartenbau (Jena 1918); Berlin (1919) oder „Die wachsende Siedlung nach biologischen Gesetzen“ (Stuttgart 1932). 104 Aus dem Vorwort von Leberecht Migge: „Es ist ein verfänglicher Irrtum zu meinen, formenschöne und reiche Gärten bedingten schon Garten-Kultur. Sie umfassen diesen Begriff so wenig, wie schöne Häuser oder Städte allein etwa gute oder glückliche Bewohner garantieren.“ (S. 1) Migge berichtet im ersten Kapitel „von der Gartengegenwart in der Geschichte“ wie folgt: „Das Gartenleben ist wie jede andere Erscheinung im Streben der Völker immer ein objektiver Spiegel der politischen und geistigen Struktur jeweils seiner Zeit gewesen. Entsprechend muß auch die kommende Gartenkultur des zwanzigsten Jahrhunderts, wenn sie möglich ist, der unverfälschte Ausdruck unserer eigenen Lebenszustände sein.“ (S. 4) Er geht anschließend auf die Gärten der Großstadt näher ein. In diesem Zusammenhang erläutert er den Nutzen und die Funktionen der Kleingärten. Migge gibt außerdem über die Größenverhältnisse der Kleingärten Auskunft. Er führt die Aufgaben der Landhausgärten, der Stadthausgärten, der Vorgärten und der Nutzgärten im Gefüge der Großstadt an. Im Kontekt der „öffentlichen Flächen“ deklariert Migge den Begriff der Freiflächen: „Das ist ein Begriff den wir in Deutschland überhaupt kaum kennen. Man bezeichnet damit größere Flächen Ackerland, Wiesen oder Wald im städtischen Besitz, die für längere Zeit oder dauernd von der Bebauung frei gehalten, oder innerhalb deren doch nur beschränkte Besiedelung erlaubt ist.“ (S. 35) Neben den „Parksystemen“ erwähnt Migge auch die Austellungsgärten, Schulgärten und zoologischen Gärten. „Ihre Farbgebung und die Art ihrer Einfriedung 104 Siehe: Gröning, Gerd / Wolschke-Bulmahn, Joachim: Grüne Biographien, Hannover 1997, S. 261-264 66 sollte durch Gegensätzlichkeit oder harmonische Ergänzung der Silhouette und der Farbe des Tieres eben dessen Zurschaustellung am besten gewährleisten (Reliefwirkung).“ (S. 43) Mit der Beschreibung der Fabrikgärten, Krankenhausgärten und der Friedhofsgärten, geht Migge auch auf die Pflanzenverwendung und einzelne Gartenarchitekturen ein. Im Hinblick auf die Gartenstädte nimmt Migge auch zu den in diesen lebenden Menschen Stellung. „Das Anlegen und Pflanzen von Gärten ist ihnen neu und ungewohnt; sie ermangeln hier noch der geringsten grundlegenden Erfahrung und Einsichten. Nicht selten muß auch die Neigung für das Gartenleben selbst erst erweckt werden, wie drastische Erlebnisse in England belegen.“ (S. 55) Im dritten Kapitel erläutert Migge die Planung von Haus und Garten. Wie Encke, Massz und Muthesius spricht sich auch Migge für die Zusammenarbeit zwischen Bauherr, Architekt, und „Gartenerbauer“ aus. Er beschreibt die Höhenunterschiede im Garten und geht auf die Licht- und Schattenwirkungen im Garten ein. Auch Migge gibt über den Rosengarten Auskunft und erläutert die Kompostion der Pflanzen nach der Farbwirkung und der Blütezeit. Im vierten Kapitel spricht Migge die Menschen an, welche in direktem Zusammenhang mit den Gärten stehen. „Drei Sorten von Menschen zähle ich die das heutige Gartengeschehen besonders erleben: Die Gartenfachleute, die Architekten und die Laien.“ (S. 76) Er erläutert auch die Funktionen und Aufgaben der Lieferanten. Im fünften Kapitel deklariert Migge die Vegetation der Gärten im Detail. Dabei geht er insbesondere in den „Anwendungen“ auf die Funktionen der Bäume und Sträucher ein.“ Das gesamte Pflanzenmaterial des Gartens soll dabei wieder möglichst in wesensverwandtem Einklang stehen, z.B. Ebereschen zu Birken und herbstlichen Stauden, oder aber in harmonischen Gegensatz, z.B. die ausladenden frischgrünen Fiederblätter des Götterbaums und der Flügelnuß gegen feste Hainbuchen und Linden oder dunkle Taxus.“ (S. 98) Einige Detail- und Pflanzpläne untermauern die Ausführungen Migges. Im Hinblick auf das Wachstum der Pflanzen geht Migge in den „Brocken aus der Praxis“ auch auf die Boden- und Wasserverhältnisse ein. „Gelegentlich kann „gut“ und „schlecht“ in Bodendingen für dieselben Pflanzen doch noch wieder verschieden aufzufassen sein. Eine Sumpfzypresse wächst natürlich, das heißt schlank pyramidal und fast pedantisch ebenmäßig auf feuchtem Untergrunde, während sie auf trockenem, allerdings grundwasserhaltigem Sande nicht schlechter, diesmal aber malerischer wie eine Kiefer im Alter heranwächst.“ (S. 122) Im sechsten Kapitel beschreibt er die Gartenmöbel und Funktionen der Kleinarchitekturen in den Gärten. Migge geht auch auf Lauben, Pavillons und Pergolen ein. Im siebten Kapitel „Wege zur neuen Gartenkunst“ spricht Migge die „Gartentypen“ an. „Ein solches Ding für viele gedacht, nennen wir Typ. Wir Massenmenschen brauchen Typen.“ (S. 145) Im letzten Kapiel definiert Migge die Funktion der sozialen 67 Gärten. Im Anhang des Buches zeigen einige Photos verschiedener Gartensituationen und Kleinarchitekturen auf. Die enge Zusammenarbeit zwischen Bauherr, Architekt und Garten- architekt fordernd kann Migges Buch der Gartenkultur als definitiv zeitgenössisch betrachtet werden. Insbesondere die Kapitel drei, vier und fünf haben nichts an ihrer Aktualität eingebüßt und werden insbesondere durch die grünplanerischen Ansichten und Erfahrungen Migges in den „Brocken aus der Praxis“ im fünften Kapitel, welche beipielsweise auch die Kostenfrage berücksichtigen, sinnvoll und fachlich treffend ergänzt. (J.F.) 68 John Mills A New and Complete Sytem of Practical Husbandry; Containing All that Experience has proved to be must useful in Farming, Either in the Old or New Method; With a Comparative View of Both; And whatever is beneficial to the Husbandman, or conducive to the Ornament and improvement of the Country Gentleman’s Estate, London: R. Baldwin / W. Johnston / S. Crowder / T. Longman / J. Coote / J. Hinxman / W. Nicoll / S. Davis (später z.T. andere), 1762 (vol. I), mit acht Kupferstichen zu technischen Geräten, 483 Seiten; 1763 (vol. II), mit acht Kupferstichen zu Maschinen und einer Saattabelle, 437 Seiten; 1763 (vol. III.), drei Kupferstiche zu Pflanzen und Maschinen, 467 Seiten; 1763 (vol. IV), 465 Seiten, handschriftliche engl. Notizen Im vierten Band handschriftl. Notiz diverse Baumaterialien in den Garten zu bringen auf Blankoseiten im Anhang; 1765 (vol. V), 342 Seiten, Index 97 Seiten, mit handschriftlichen engl. Notizen im hinteren Buchdeckel; Oktav, zeitgenössischer Ledereinband, Inv.-Nr.13747/99-13751/99 Frontispiz vol I.: Szene aus Plinius‘ Naturgeschichte „C. Furius Cresinus“, gest. v. S. Wale / C. Grignion Mills beginnt sein Buch mit einem Vorwort, in welchem er einen kurzen Abriß der Geschichte der Landwirtschaft wiedergibt, sie lobt und den Zustand der jetzigen darstellt. Im ersten Band spricht er die Themen Boden, Sümpfe, Urbarmachung unkultivierten Landes und Kultivierung von Korn und Hülsenfrüchten an, welche im zweiten Buch fortgesetzt wird, und geht auf pferdebetriebene Landwirtschaft mit Eggen, Pflüge und andere Maschinen ein. Es folgt die Darstellung einiger Experimente aus den Jahren 1753/54 von M. Lullin de Chateauvieux, M. d’Elbene, Tull, M. Rouffel, de Brue, Bielinski (Polen) sowie ein Kapitel über Kornkrankheiten. Mit Kornschädlingen beginnt der dritte Band. Kornaufbewahrung, Pflanzen, die man mit Korn anbauen kann, perennierende Futterpflanzen, der Vergleich der alten und neuen Haushaltung und Gras (S. 307-423) werden besprochen. Entsprechend den zeittypischen „Enclosures“ wird ein Abschnitt dieser Art der Arrondierung gewidmet. (S. 424 ff.) Das Kapitel „Of the Situation of Farms and Farm- Houses“ (S. 448) beendet den Band. Der Herstellung von Wein und Cider ist der vierte Teil gewidmet. Themen wie Brauereibetrieb, Destillation, Essig, Hanf, Flachs, Krapp und Färber- pflanzen folgen. Der vierte Band ist der "most pleasing of all rural employments" (Vorwort, S. III) gewidmet, nämlich dem Gartenbau. So sagt denn auch Mills dem Hausvater: "I now bring him into the Garden, an object of great pleasure, and not less profit, when attended to with due care and judgement." (Vorwort, S. I) Leitthema ist für ihn "utility" (S. 4), so daß 69 selbstverständlich Küchen- und nicht Lustgärten im Mittelpunkt seiner Betrachtungen stehen. 105 Er erwähnt zwar die Gärten, die Lord Cobham in Stowe, Alexander Pope und Horace Walpole in Twickenham und Hamilton in Painshill angelegt haben (S. II), doch seine eigentlichen Vorbilder sind die ökonomische Schriftsteller John Evelyn, die Hofgärtner London und Wise, Bradley, Fairchild, Laurence und vor allem der gefeierte Gärtner Philip Miller (1691-1771). Dieser schreib mit seinem "Gardeners Dictionary" eines der einflußreichsten Gartenbücher des 18. Jahrhun- derts. 106 Er behandelte dort fast alle Fragestellungen der Gärtnerei, der Forstwirtschaft aber auch der Landwirtschaft und gibt dabei die ersten Anleitungen zur Anlage von landschaftlichen Gärten. Obwohl Miller ihn auch kitisiert (S. 5), so verdankt er ihm die besten Anregungen. Entsprechend dem Zeitgeschmack macht Mills gewissermaßen Konzessionen: Der Landschaftsgarten stand in der besten Blüte, so daß es schwer war, einen ökonomisch ausgerichteten Garten zu propagieren. Deshalb rät er auch, daß ein entsprechender Garten "still be placed out of view from the dwelling house". (S. 6). Ein Charakteristium ist dabei für ihn geradezu substantiell: Die Mauern des Küchengartens sind das ausschlaggebende Element. 107 Die Wertschätzung, die man Mills entgegenbracht ist eine geteilte: Zum einen ist sein Werk thematisch nicht umfassend genug, um wirklich zu einem weitverbreiteten Standardwerk zu werden, zum anderen wurde es nicht breit genug diskutiert. Ausschlaggebend dafür mag die relativ unkritische Rezeption von nur wenigen Fachbüchern sein. Sein Vorbild Henri Louis Duhamel Du Monceau (1700-1782), dessen maßgebliches Werk über Landwirtschaft er übersetzte, steht dabei wahrscheinlich zu sehr im Mittelpunkt. Inwieweit er als Hausvater bereits als überholt zu gelten hatte, zumal die meisten in diesem Gebiet arbeitenden Autoren im ausgehenden 17. und zu Beginn des 18. Jahrhunderts entsprechende Werke publizierten, mag zusätzlich ausschlaggebend gewesen sein. 108 Ein Umschwung hin zu einer thematsich orientierten Wissenschaftlichkeit 105 Der deutsche Begriff Hausvater meint den „Patron“, d.h. Vorsteher, einer Haus- haltung und gehörte im 18. Jahrhundert zu einer feststehenden Terminologie in der Ökonomie. 106 Das umfangreichste Werk lieferte bisher: Le Rougetel, Hazel: The Chelsea Gardener. Philip Miller 1691-1771, London 1990 107 Williamson, Tom: Polite Landscapes. Gardens & Society in Eighteenth-Century England, Stroud 1995 geht immer wieder auf die Bedeutung der Mauern für den Landschaftsgarten ein. Vergleiche auch sein Kapitel „The Meaning of Grass“ (S. 119ff.) mit Mills 108 Jaques, David: Georgian Gardens, The Reign of the Nature, London 1983, Kap. 1: The Birth of the Natural Style, S. 15ff. Dort wird der Einfluß beschrieben, die die Hausväter wie Stephen Switzer und Batty Langley auf die Entstehung des Landschaftsgartens haben. 70 charakterisiert des ausgehende 18. Jahrhundert. In Deutschland werden diese Punkte durch Otto von Münchhausen und Albracht Thaer gekenn- zeichnet. Publizierte der eine noch ein fünfbändiges Werk mit dem Titel „Der Hausvater" (1765-1771), in dem breiter als bei Mills bereits alle The- men einer Guts- und Landwitschaft angesprochen werden, so konzentriert sich Münchhausens Protegé Thaer bereits mit einem methodischen Ansatz versehen auf spezielle Fragestellungen der Landwirtschaft. Bemerkenswert dabei ist, daß bereits zwei Jahre nach Erscheinen der englischen Ausgabe eine deutsche Übersetzung herausgegeben wurde: Vollständiger Lehrbergiff der praktischen Feldwirtschaft, 5. Bde, Leipzig (1764-67). Dies belegt die Wertschätzung, die man der damals modersten Landwirtschaft generell entgegenbrachte. Mit der Übersetzung des vierten Bandes wurde zudem eine der ersten deutschen Quellen zu englischen, d.h. modernen Landschaftsgärten, publiziert. Die erste erschien im ersten Band von Münchhausens „Hausvater“. (M.K.) 71 Muthesius, Hermann (1861-1927) / Maasz, Harry (1880-1946) Landhaus und Garten. Beispiele neuzeitlicher Landhäuser nebst Grundrissen/Innenräumen und Gartenräumen, mit einleitendem Text herausgegeben von Hermann Muthesius, bearbeitung des gärtnerischen Teils von Harry Maasz, München: F. Bruckmann AG., 1925, 4. umgearb. Aufl., 216 Seiten, Inv.-Nr. 13736/99 Der Architekt Hermann Muthesius gehörte zu den führenden Initiatoren des architektonischen Gartens im frühen 20. Jahrhundert. Muthesius arbeitete mit führenden Gartenarchitekten seiner Zeit zusammen, Leberecht Migge ist hier zu nennen. Am 20. April 1861 wurde er in Großneuhausen (bei Sömmerda) geboren und starb am 26. Oktober 1927 in Berlin. In der Zeit von 1896-1903 war Muthesius Kulturattaché an der Deutschen Botschaft in London und etablierte sich von 1904-1927 als selbständiger Architekt und Gartenarchitekt. Zu seinen Arbeiten zählten diverse Villen und auch Hausgärten in Berlin. 109 Der Gartenarchitekt Harry Maasz wurde am 05. Januar 1880 in Cloppenburg in Oldenburg geboren und starb am 24. August 1946 in Lübeck. Maasz gehörte neben Encke, Migge und Schneider zu den Reformbewegern innerhalb der Gartenarchitektur des 20. Jahrhunderts. Für Maasz stand neben dem Garten als Wohnraum, der Nutzungsaspekt der Gärten, die Kleingärten und der Freiraum in der Planung im Vordergrund. Harry Maasz beeinflußte auch als Fachschriftsteller die Architektur der 1920er und 1930er Jahre. Neben seiner Tätigkeit in diversen Büros war Maasz als Garteninspektor tätig. Zu seinen Arbeiten zählten die Planung von Privatgärten, Parkanlagen, Kleingartenanlagen, aber auch die Anlage von Friedhöfen, Freiräumen und Werksbegrünungen. 110 „Wohnungswirtschaft, Geldknappheit und nicht zuletzt die allgemeine Enteignung des Mittelstandes lasten heute zentnerschwer auf dem deutschen Wohnungsbau...“ (S. 1), schreibt Muthesius. Er folgert deshalb, daß das kleine bürgerliche Haus des Mittelstandes als Bauaufgabe in den Hintergrund tritt. Nach Muthesius etabliert sich die Hausbautätigkeit künftig in zwei Richtungen: Den Siedlungsbau für die weniger wohl- habende Bevölkerung und den Einfamilienhausbau für die Wohlhabenden. Vor dem Ersten Weltkrieg war der Siedlungsbau ausschließlich für den Arbeiter bestimmt. Dieser wurde durch die Wohnküche, den Kleinviehstall und die Landzugabe ausgemacht. Die Wohnküche steht für Muthesius im Widerspruch zu den weiteren Lebensgewohnheiten. Für Muthesius kommt 109 Siehe Gröning, Gerd / Wolschke-Bulmahn, Joachim: Grüne Biographien, Hannover 1997, Seite 271 110 Und ebd., Seite 237-239 72 als Garten ein kleiner Bereich in Betracht, welcher selbst bearbeitet werden kann. Als entscheidende Überlegungen beim Bau eines Hauses führt Muthesius die Lage des Hauses auf dem Grundstück an. So sollten möglichst alle Wohnungen in der Sonne liegen. Vorgärten dienen laut Muthesius nur zu Zier-, nicht aber zu Nutzzwecken. Muthesius geht in seinen Betrachtungen über den Bau eines Hauses auch auf die Größe des Bauwiches und damit auf die Mindestabstände zwischen den Häusern ein. Er empfiehlt Doppelhäuser für kleine Haustypen. Die Einheitsbauweise von Doppelhäusern und Reihenhäusern erscheint dabei als vorteilhaft, da sich auf diese Weise die Gesamtkosten verringern. Muthesius spricht von der durch den Krieg bedingten Straffung der Arbeitsgänge und damit auch von Baustellenorganisation, wobei dennoch baupolizeiliche Maßnahmen für den Bauherrn sehr teuer werden können. Durch die propagierte kleine Bauweise wird zudem eine Senkung der Heizkosten erreicht. Der Architekt vergleicht die deutschen Wohnansprüche mit denen in anderen Ländern und konzentriert sich deshalb auch nur auf die wirklich notwendigen Räumlichkeiten, wie dem „Familienwohnzimmer“, dem Eßzimmer, dem Schlafzimmer und der Küche. Als Obergrenze gibt er 8 bis 9 Räumlichkeiten an. Darüber hinaus geht Muthesius auf die Größe der Möbel, die Art der Inneneinrichtung und Möblierung ein. Er spricht in diesem Zusammenhang auch von dem „überflüssigen Einkauf“ ganzer Zimmereinrichtungen und beschreibt das alltägliche Leben wie folgt: „Unser Haus ist nichts anderes, als ein weiteres Kleid, das uns umgibt.“ (Seite 12) An anderer Stelle erklärt er: „Für unsere Heimstätte muß das Traute und Anheimelnde das Ziel des Gestalten sein“ (Seite 12) und führt weiter aus: „Freilich stößt der Architekt gerade mit dieser notwendigen Eigenschaft oft bei seinem Bauherren an. Dieser begreift oft nicht, warum eine Linie, ein Verhältnis, ein Bauteil, gerade so sein muß und er behauptet, er habe auch Geschmack.“ (Seite 14) Es folgen Beschreibungen zu Häusern in Berlin, Frankfurt am Main, München, Hannover, Stuttgart und Essen, welche durch detaillierte Lage- und Geschoßpläne näher erklärt und durch Photos von den Gebäuden, Räumlichkeiten und Inneneinrichtungen belegt werden. Im zweiten Teil erläutert Harry Maasz die Ausgestaltung der Außen- anlagen. Für Maasz tritt der Garten verstärkt in den Mittelpunkt häuslichen Lebens. Er spricht von der sparsamen Verwendung finanzieller Mittel, um zum vollendeten Garten zu gelangen. Maasz führt ferner die Notwendigkeit an, Haus und Garten als eine Einheit zu betrachten. Wie für Encke steht auch für Maasz die Zusammenarbeit zwischen dem Bauherren, dem Architekten und dem Gartenkünstler im Vordergrund. Der Hauptanteil des oben angeführten Geldes wird laut Maasz von den Gartenwegen und Gartenplätzen, dem Profil- und Schichtenaufbau, aber auch von den Bäumen und Sträuchern eingenommen, sofern das Pflanzenmaterial ver- schwenderisch verplant werden sollte. In diesem Zusammenhang erläutert 73 Maasz die Anlage und Planung eines Hausgartens auf einem 7.500 qm² großen Grundstück. Bei der Konzeption des Gartens steht für Maasz die Vereinigung von Zier- und Wirtschaftsgarten im Vordergrund. „Von der Größe des bereitstehenden Grundstücks hängt die Erfüllung des Notwen- digen und Geforderten ab.“ (Seite 171) Der Gartenarchitekt erwähnt die Berücksichtigung der Höhenunterschiede, der Lage und Größe der Terras- se, der Mauern und Gartenhäuser. Für unbedingt erforderlich erachtet er auch den Wirtschaftshof, da in diesem beispielsweise die Wäsche getrock- net, Stallungen für die Kleintierzucht aufgestellt und der organische Dün- ger der Tiere vererdet werden kann. Laut Massz muß für die Kinder Raum zum Spielen und Tummeln eingeplant werden und erläutert ferner die Verwendung von Pflanzen, die gestalterischen Möglichkeiten beim Einsatz von Farbe im Garten und die Anlage eines Rosengartens. Er geht auch auf die Stauden im Garten, die Planung von Vorgärten und die Umfriedung von Gartengrundstücken ein. Dem Gartenarchitekten zufolge sollte die Ein- teilung des Gartens immer mit Rücksicht auf den zu erhaltenden Baumbestand erfolgen. Er erwähnt aber auch den Gebrauch der Axt, sofern die auf sonnigen Standorten stehenden Gartenblumen durch die Verschat- tung der Bäume gefährdet sind. Abschließend folgen Photos von Landhausgärten, Hausgärten, Rosengärten und Vorgärten in Lübeck, Berlin, Bremen und Hamburg. Die Planung gartenarchitektonischer Einzelelemente wird durch weitere Bilder, welche beispielweise einen Staudenhof, ein Wasserbecken zwischen Hecken und Blumen, Gartenlauben oder Terrassen zeigen, verdeutlicht. Das Buch hat kann bei allen sozialen Ansprüchen, die es vertritt, nicht darüber hinwegtäuschen, daß die Zielgruppe des gehobene Bürgertum ist, welches einen moderaten architektonischen Stil bevorzugt. Keine avant- gardistischen Planungen, sondern wohnliche Ideen sind ausschlaggebend, die Muthesius bereits 1903 in seinem Buch „Das englische Haus“ formu- lierte und in dem vorliegenden Band 1919 erweiterte. Kennzeichnend ist somit auch, daß die Autoren dem Buch den Titel „Landhaus“ gegeben haben und nicht über Siedlungsgärten oder öffentliche Plätze sprechen. Da keine weitreichende Zusammenarbeit zwischen Muthesius und Maasz be- kannt ist, ist das Buch vermutlich auf Anregung des Verlages entstanden, der zwei bedeutende Künstler gewann, einen gemeinsamen Ratgeber herauszubringen. 111 Die zahlreichen Abbildungen und die eingängige Beschreibung deuten darauf hin, daß das Werk als Anregung verstanden wurde, den Geschmack zu schulen und adäquate Lösungen für die vorgegebenen Bauaufgaben zu finden. Obwohl viele Details ungeklärt 111 mdl. Hinweis von Uwe Schneider, dazu auch sein Buch: Hermann Muthesius und die Reformbewegung in der Gartenarchitektur des frühen 20. Jahrhunderts, Worms 2000 74 bleiben stellt das Buch in seinem Bereich die Höhepunkte der Gestaltung von Haus und Garten dar. (J.F.) Pniower, Georg Bela (1896-1960) Naturschutz im Spiegel der Landeskultur, in: Natur und Heimat, 1 (1952), Hefte 1, 2 und 4, Berlin 1952 In der SBZ wurde nach der Befreiung vom Faschismus in personeller Hinsicht in den Fachgebieten Garten- und Landschaftsarchitektur oder Landespflege zunächst „aufgeräumt“, in inhaltlicher jedoch nicht, d.h. es erfolgte keine Aufarbeitung der Geschichte. Verschiedentlich erfolgten Verhaftungen von Nazifunktionären; einige flohen nach Kriegsende in die Westzonen. Einige als belastet geltende Personen wurden zunächst entlassen, konnten nach einiger Zeit dann aber doch in ihren Fachgebieten weiterarbeiten. Deutlich wird dies am Beispiel der Garten- und Landschaftsarchitekten. Unter diesen lebten einige in der SBZ, die als „Landschaftsanwälte“ beim Reichsautobahnbau beschäftigt gewesen waren, etwa Otto Rindt, Werner Bauch, Rudolf Ungewitter oder Hermann Göritz. Der ehemalige Gartendirektor von Dresden, Hermann Schüttauf, wurde zunächst entlassen, 112 dann aber gewissermaßen rehabilitiert. Er galt später als der Begründer der Gartendenkmalpflege in der DDR. Auch Bauch, Rindt und Göritz konnten ihre Arbeiten fortsetzen. 112 Schüttauf war seit 1933 NSDAP-Mitglied 75 Vielerorts kam es zum Einsatz von Fachleuten, die während der Nazizeit mit Berufsverbot belegt worden waren, von zurückgekehrten Emigranten, aber auch von zunächst wenig kompetenten Menschen im Zuge der Kampagne „Arbeiter in die Regierung“. Beispiele für die Erstgenannten sind die Landschaftsarchitekten Georg Bela Pniower und Reinhold Lingner, die mit ihren Veröffentlichungen zu einer Distanzierung von der Blut- und Boden-Ideologie beitrugen, auch Hans Felix Kammeyer, der während der Nazizeit als „Halbjude“ mit Berufsverbot belegt worden war und nach dem Krieg als Fachgebietsleiter in der Gartenbauschule Pillnitz eingesetzt wurde. 113 Georg Bela Pniower gehörte zu den Wegbereitern einer Landeskultur und angewandten Dendrologie in der DDR. Lebensweg und berufliches Wirken wurden zu Beginn seiner Laufbahn entscheidend beeinflußt durch das Streben nach Reformen und neuen Ausdrucksmitteln in der Architektur und im Städtebau nach dem 1.Weltkrieg. Am 29.April 1896 in Breslau als Sohn eines Kaufmannes geboren erlernte der junge Pniower - nach Schulbesuch - von 1911 bis 1914 in einer Handelsgärtnerei in Glatz, danach in einer Breslauer Baumschule den ersehnten Beruf des Gärtners. Wie damals noch üblich, vertiefte der junge Gärtnergehilfe seine Praxiserfahrungen in verschiedenen gärtnerischen Betrieben in Echternach/ Luxemburg, Trier und in der Gartenverwaltung der Stadt Beuthen. Von 1915 bis 1917 und, nach Unterbrechung wegen Heeresdienstes an der Westfront, weiter von 1919 bis 1920 besuchte er die „Staatliche Lehranstalt für Obst- und Gartenbau“ in Proskau (OS.), die er als „Staatlich geprüfter Gartenbautechniker“ verließ. Bis 1921 war er als Assistent des Stadtgartendirektors Kube in Hannover tätig. In dieser Zeit bildete er sich als Gasthörer an der dortigen Technischen Hochschule im Zeichnen und in den Fächern Architektur, Städtebau und Kunstgeschichte weiter. Nebenberuflich erteilte er selbst Fachunterricht an der Isrealitischen Gartenbauschule Ahlen bei Hannover. Über das Entwurfsbüro von J.Buerbaum in Düsseldorf führte Pniowers Weg nach Berlin in das Entwurfsbüro für Gartenanlagen der weltbekannten Baumschule L.Späth, dessen Leiter er von 1922 bis 1924 war.1923 legte er die Prüfung als „Staatlich diplomierter Gartenbauinspektor“ ab, die damals höchste gärtnerische Qualifikationsstufe, bevor im Jahre 1929 das akademische Gartenbaustudium begann. 1924 übernahm er für kurze Zeit die Leitung der Abteilung Gartengestaltung der renommierten Gartenbaufirma H.Rothe in Berlin, um sich dann 1925 als Gartenarchitekt und Inhaber eines Betriebes für Planung und Ausführung von Grünanlagen in Berlin selbständig zu machen. 113 vgl. Nowak, Kerstin: Reinhold Lingner - sein Leben und Werk im Kontext der DDR-Geschichte (Dissertation), Hamburg 1995, S. 43 76 Mit zahlreichen Gartenschöpfungen und auf Gartenbau- und Kunstausstellungen gezeigten Entwürfen, aber auch durch deren Veröffentlichung in vielgelesenen Zeitschriften sowie durch aktives Wirken im „Bund der Gartenarchitekten“ erlangte Pniower bald einen größeren Bekanntheitsgrad, fachliche Anerkennung und den Ruf eines pro- gressiven Gartenkünstlers, der neue zeitgerechte Gestaltungsformen entwickelte und überraschende Lösungen anbot. Seine Gestaltungsweise orientierte sich zunehmend an der neuen Architektur und wurde neuen Benutzungsansprüchen und ästhetischen Vorstellungen gerecht. Bei oft eigenwillig architekturbezogener formaler Ausbildung der Gartenräume suchte er auch die funktionalen, sozialen und bioklimatischen Wirkungseffekte der Anlagen zu optimieren. Bei der Pflanzenverwendung beschritt er unvoreingenommen neue Wege, und einige landschaftsgärtnerische Techniken führte er weiter. So schuf er hunderte von Wohngärten, aber auch Volksparke, Friedhöfe, Sportanlagen, Kleingartenanlagen und gärtnerische Innenraumgestaltungen. Pniower trat bald in Verbindung mit namhaften Gartenarchitekten wie L.Migge, H.Maaß, H.König, E.Barth u.a., auch mit reformfreudigen Architekten und setzte sich für eine bessere Versorgung breiter Volksschichten mit Gärten und vielseitig benutzbaren öffentlichen Grünanlagen ein. Sie wollten die sozialen, hygienischen sowie kulturellen Bedürfnisse der Masse der Großstadtbewohner in der Entwicklung der Architektur und der Städte und ihrer Grünanlagen besser berücksichtigt sehen und machten dafür realisierbare Vorschläge. Diese sogenannten „Gartensozialisten“ wollten keine neue Gesellschaftsform einführen, sondern entwickelten neue gebrauchsfähige und erschwingliche Garten- und Grünanlagentypen, die den Forderungen der weniger Begüterten nach Freiräumen besser entsprachen. Pniower war auch langjähriger ehrenamtlicher Fachberater im Provinzialverband Berlin der Kleingärtner und entwarf Musterpläne für die Gestaltung von Kleingärten. Gemeinsam mit L.Migge war er an der Planung der Gartenflächen an gemeinnützigen Siedlungen in Berlin-Siemensstadt beteiligt. Ebenso plante er die vorbildlichen Gartenanlagen in der Genossenschaftssiedlung Onkel Toms Hütte (1925) in Berlin-Zehlendorf. Als damals sehr gelobte und avantgardistische Gartenentwürfe des jungen Pniower seien hier nur der auf der juryfreien Kunstausstellung gezeigte „Rhythmisch-persönliche Garten - Sonnenrund“ (1925) und der „Garten des Tierfreundes“ in der Gartenschau am Funkturm genannt. 1928/29 folgte seine Innenraumgestaltung des damals sehr bekannten Weinrestaurants „Gourmenia“ mit gärtnerischen Mitteln. Dort verwendete er erstmalig mit Epiphyten bepflanzte Bäume als dekoratives Gestaltungsmotiv. Eingefügt in das der Raumarchitektur angepaßte Gartenbild waren Wasserbecken, Stützmauern, Plattenpfade, aber auch lebende Vögel und Fische. Er führte dort technische Neuerungen wie 77 Klimatisierung und künstliche Beleuchtung für Pflanzen ein. 1931 bereits setzte er sich vorausschauend für die landschaftliche Eingliederung von und die Bepflanzung an „Automobilstraßen“ (den Vorläufern der späteren Reichsautobahnen) ein und rät den Gartenarchitekten, „sich bei diesen bevorstehenden Aufgaben einzuschalten und vor allem auf die Straßenbepflanzung und Landschaftsgestaltung entscheidenden Einfluß zu erlangen.“ (Pniower 1931) Er erkannte diese wichtige Aufgabe lange bevor sie dann Alwin Seifert im Dritten Reich an sich zog. 1933 wurde Pniower als einziger deutscher Gartenarchitekt zusammen mit den damals führenden deutschen Architekten Mies van der Rohe, Pölzig, Erich Mendelsohn und Breuhaus von der italienischen Regierung zur Gestaltung der Triennale nach Mailand eingeladen - eine hohe Anerkennung seiner bisherigen künstlerischen Leistungen. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten und mit der Gleichschaltung seines ganzen Berufsstandes wurde Pniower sehr bald aus rassistischen und politischen Gründen - er war „Halbjude“ und lehnte die Blut- und Boden-Theorien ab - jede Möglichkeit der weiteren Berufsausübung als Gartenarchitekt genommen. Bis 1935 wurde er jedoch durch seine reformfreudigen Gartenentwürfe und neuen gartenkünstlerischen Ideen im In- und Ausland rasch bekannt. Danach mußte er sich für 10 Jahre aus der Öffentlichkeit zurückziehen und seine Arbeiten tarnen, einige Zeit auch nach England ausweichen, um seine Existenz zu sichern. Gleich nach dem ZweitenWeltkrieg entsannen sich die Besatzungsmächte seiner fachlichen Kompetenz und politischen Integrität. So führte er schon 1945/46 für die damaligen Stadtkommandanten in drei Sektoren Berlins als erster Gartenarchitekt repräsentative Gestaltungsaufgaben aus. Sein guter Ruf und sein Können ebneten ihm den Weg zur Berufung als ordentlicher Professor für Gartengestaltung an der Landwirtschaftlichen Fakultät der Universität, die seit dem 8. Februar 1949 „Humboldt-Universität zu Berlin“ heißt. Mit der Berufung als Ordinarius zum 1.Juni 1946 übernahm er auch die Leitung des damaligen Instituts für Landschafts- und Gartengestaltung, das mit der Wiedereröffnung der Universität zum Beginn des Wintersemesters 1946/47 den Lehrbetrieb aufnahm. In den nun folgenden 14 Jahren seines Wirkens in der DDR profilierte er sich rasch zum Initiator, oft auch unbequemen und ungestümen Vordenker für eine sehr umfassend konzipierte Garten- und Landeskultur, die sich nicht an den überlebten Leitbildern aus der Vergangenheit, sondern realistisch an den drängenden sozial-ökonomischen Aufgabenstellungen, die der Zusammenbruch des Landes und der Wiederaufbau der Städte und Dörfer mit sich brachte, orientierte. Dabei trat er für die Erzielung möglichst hoher Nutzungs- und Wirkungsintensitäten von Bodenflächen und Naturpotentialen ein und forderte die Sicherung einer hohen 78 Nachhaltigkeit aller genutzten Naturressourcen. Dementsprechend galt seine besondere Aufmerksamkeit einer stets komplexen Betrachtungsweise gesellschaftlicher und wissenschaftlich-technischer Entwicklungen bei der Bodennutzung, und er beschäftigte sich damals eingehend mit den Beiträgen, die der Gartenbau für eine ihm vorschwebende Bodenreform in Stadt und Land leisten müßte. 114 Schon frühzeitig orientierte er die Forschungsvorhaben seines Instituts auf damalige Schwerpunkte einer notwendigen Wiederherstellung bzw. Verbesserung der land- und forstwirtschaftlichen Bodennutzung durch Rekultivierung der devastierten Kippen und Halden im Braunkohlentagebaugebiet der Niederlausitz und durch Entwicklung einer bisherigen „Problem-Landschaft“ zu einer „Beispiellandschaft“ im Huy- Hakel-Gebiet des Harzvorlandes. Ferner ließ er durch seine Doktoranden eine Reihe wichtiger Spezialthemen bearbeiten. Pniower starb 1960 in Berlin und mit ihm die u.a. aus der Zusammenarbeit mit Reinhold Lingner entwickelten Ansätze für die Bearbeitung von „Beispiellandschaften“. Der vorliegende Aufsatz, der in drei Teilen in der seit 1952 erscheinenden Zeitschrift „Natur und Heimat“ abgedruckt wurde, war Teil einer grundlegenden Auseinandersetzung über die Ziele und Aufgaben des Naturschutzes und der Landschaftspflege in der DDR Anfang der 1950er Jahre. 115 Georg Bela Pniower nahm darin auch zu den Auffassungen Alwin Seiferts zum Thema „fremdländische Pflanzen“ Stellung: „Der blinde Haß gegen alles ‘Fremde’ in der Landschaft und die im engsten Sinne des Wortes gefeierte ‘Bodenständigkeit’ können ... als fixe Ideen abgetan werden. [...] rein naturkundlich betrachtet, erweist sich, daß auch dieser neueren Variation des Themas ‘Zurück zur Natur’ der Kontrapunkt fehlt. ‘Bodenständigkeit’ ist ein ebenso relativer Begriff wie die ‘Fremdheit’ irgendwelcher Pflanzen. [...] Obwohl ‘festgewurzelt in der Erden’ gibt es 114 Pniower, G. B.: Bodenreform und Gartenbau. – Berlin 1948 115 vgl. u.a. Pniower, G. 1950: Was ist Landespflege? - In: Merkblatt der DLG, Abt.Forst. - Berlin (April 1950); Pniower, G. 1951: Aufgaben der Landespflege. - In: Mitteilungen für die Arbeitsgemeinschaften Natur- und Heimatfreunde Nr.2, 9-13, Pniower, G. 1951: Landschaftsgestaltung „So oder so“, Deutsche Gärtner-Post, Nr. 30 vom 30.10.1951; Pniower, G. 1952: Über Wesen und Maßnahmen der Landschaftsgestaltung. In: „Die Halle der Wissenschaft“. - Landwirtschaftsausstellung Markkleeberg 1952, 6 Seiten; Pniower, G. 1952: Naturschutz im Spiegel der Landeskultur. - In: Natur und Heimat 1, H.1, 4-7; H.2, 4-7; H.4, 18-22; Pniower, G. 1953: Die landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften und die Aufgaben der Landeskultur. - In: Natur und Heimat 2, H.2, 47-53; H.3, 82-86; H.4, 108-110; Pniower, G. 1953: Gehölzkunde dem Volke erschließen. - In: Gärtnerpost Nr.19 vom 8.5.1953; Pniower, G. 1954: Über die Entwicklungsgeschichte und landeskulturelle Bedeutung der Dendrologie. - In: Gehölzkunde und Landeskultur. Referate der Ersten Zentralen Tagung für Dendrologie in Dresden-Pillnitz vom 29.bis 31.August 1953. Hg.: Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands. - Berlin, 13-141 79 bei den Pflanzen keine ewige Bodenständigkeit, sondern nur eine solche von begrenzter, wenn auch unbestimmter und meist unbestimmbarer Dauer. Der Boden selbst verändert sich von Natur aus in längeren oder kürzeren Zeiträumen nach der positiven oder negativen Seite hin. [...] Mit dem Boden verändert sich auch die Vegetation. Häufig ist sie selbst ein bestimmender Faktor der Bodenveränderung; sie verwandelt dabei den Standort zugunsten nachfolgender, anders zusammengesetzter, ‘höherer’ und ‘niederer’ Pflanzengesellschaften. Die Pflanzensoziologie sucht dieser Veränderung in der Sukzessionslehre Rechnung zu tragen, wobei sie verständlicherweise dem Zufall gegenüber weitgehend machtlos ist. Sie sieht sich z.B. bei Hinzutreten fremder, noch unbekannter Pflanzen (z.B. genotypisch veränderter bzw. züchterisch bearbeiteter sowie ausländischer Pflanzen) vor unbekannte Probleme gestellt, die nur durch Erfahrung geklärt werden können. [...] Die Zahl der derzeitig bei uns heimischen Pflanzenarten, insbesondere der Gehölzarten, ist der kümmerliche Rest dessen, was noch in der letzten großen Zwischeneiszeit und erst recht vor der Eiszeit, also zu Ende des Tertiär, in Mitteleuropa vorhanden war. Der größere Teil der Arten wurde durch die Vergletscherung bzw. durch Kälteeinbrüche, besonders in der letzten Phase des Diluviums, vernichtet oder zur Abwanderung nach Süden und Südosten gezwungen. Wenn daher ‘Fremdpflanzen’ nunmehr wieder einwandern oder zielbewußt eingeführt werden, dann wird die ursprüngliche Vielfalt der Arten wiederhergestellt, die durch die Eiszeit roh zerstört worden ist. Artenwanderung und Artenaustausch vollziehen sich überall in der Natur.“ 116 Pniower schuf sich durch diese „internationalistischen“ Auffassungen nur wenige Freunde, im Gegenteil stießen sie „besonders im Hinblick auf die Verwendung fremdländischer Gehölze bei pflanzensoziologisch ausgerichteten Botanikern und bei mehr dem konservierenden Naturschutz verbundenen Natur- und Heimatfreunden auf zunehmendes Unverständnis und häufig gab es Streitgespräche, die dann auch die öffentlichen Veranstaltungen würzten.“ 117 (H.B.) 116 Pniower, Georg Bela: Naturschutz im Spiegel der Landeskultur. In: Natur und Heimat, 1 (1952), Heft 4, Berlin 1952, S. 19 und 20 117 Gandert, Klaus-Dietrich: Die Tätigkeit des Zentralen Fachausschusses Dendrologie und Gartenarchitektur. In: Institut für Umweltgeschichte und Regionalentwicklung (Hg.): Naturschutz in den neuen Bundesländern - Ein Rückblick, Redaktion: Auster, Regine/ Behrens, Hermann, Marburg 1998, S. 174f. 80 Jakob Ernst von Reider Die Geheimnisse der Kunstgärtnerei in allen Zweigen, Aarau: Heinrich Remigius Sauerländer, 1843, rosafarbenen Papiereinband, 345 Seiten, Oktav, Inv.-Nr. 13781/99 Als Mitglied mehrerer gartenbaulicher Gesellschaften sowie durch seine Tätigkeit als Gutsbesitzer ist dem Autor mit diesem Buch daran gelegen, seine Leser über alle seiner Meinung nach relevanten Punkte im Gartenbau zu unterrichten. Auffällig dabei ist die sehr ausführliche und geradezu verehrende Widmung an den Vetter des Verfassers, dem Naturforscher und Kanzleidirektor Johann Battista von Hardt. Das Buch beginnt mit einer vierseitigen Einleitung, in welcher der Autor die Gründe liefert, dieses Buch zu veröffentlichen. 118 Da Reider selbst auch Junggärtner ausgebildet hat, die ihn um verwendbare Literaturhinweise baten, mußte dieser erkennen, daß außer teuren, mehrbändigen Werken nichts Brauchbares für die Gärtnerausbildung vorlag. 119 Didaktisch also geht er vor und erläutert zunächst die Grundbegriffe der Pflanzen, d.h. Rinde, Mark, Stengel, Blätter u.ä. Von diesen Einzelelementen geht er über auf den Pflanzenorganismus und beschreibt damit eine Art Pflanzenphysiologie. Die Wirkung der „Elemente“ auf die Pflanze, ebens wie eine Einführung in die Pflanzengeographie folgen. Nach diesen theoretischen Grundlagen zielt von Reider im zweiten Abschnitt auf die Praxis ab. Er bespricht zunächst Grundlagen des Gartenbaus, d.h. die Beetkultur, geht auf den Böden ein und erwähnt alle Formen der Zucht und Unterhaltung von Pflanzen. Es folgt eine weit ausholende „Abtheilung“ zum Küchengarten, welche von der Anlage eines solchen Gartens bis hin zur „Kultur der einzelnen Arten Gemüsepflanzen in alphabetischer Ordnung“ reicht, ergänzt durch Kapitel zum Beerenobst. Die letzten beiden Unterabteilungen sind dem Obstgarten und der Blumenzucht gewidmet. In einem Anhang gibt der Autor eine „Anleitung, Gärten mit Geschmack anzulegen und zu verzieren, mit Zugrundelegung des englischen, französischen und deutschen Gartengeschmacks“. 118 Zitat S.VIII: „Es ist daher der allgemeine Wunsch, sich eines zwar umfassenden Gartenbuches bedienen zu können, welches die neuesten Erfahrungen und Ent- deckungen des Auslandes in seiner Anwendung auf Deutschland mittheilt, dabei aber möglichst kurz in jeder Lehre sich darstellt, die gemeinen Gartenarbeiten aber nur berührt, die Pflanzencharaktere aber so deutlich angibt, daß jede Pflanze zu erkennen und hiernach sicher zu behandeln ist, ohne daß man nötig hat, naturhistorische, botani- sche und dergleichen Wissenschaften erst studiert zu haben...“ 119 Besonders aufschlußreich im Hinblick auf Werke wie J.F.W. Bosses dreibändiges oben aufgeführtes Das Handbuch der Blumengärtnerei (Hannover 1859) ist das folgende Zitat von Reider auf S.VIII: „Es wünschte jeder Zögling von mir ein gutes Gartenwerk, aber ich wußte keines zu finden, denn aller bisheriger Gartenunterricht ist in mehreren Bänden enthalten, daher zu kostbar.“ 81 Diese letzten 20 Seiten des Buches sind der künstlerischen Seite der Gartengestaltung gewidmet. Die verschiedenen Gartentypen werden ihrer Nutzung entsprechend eingeteilt und beschrieben. Auch die Anlage eines Vorplatzes, eines Landschaftsgartens sowie eines Hausgartens finden sich hier als Anleitung. Aufgrund eines Vergleichs der Gartenkulturen Englands, Hollands und Frankreichs mit Deutschland erkennt er hier einen Nachhohlbedarf in literarischer und praktischer Weise: „Dagegen besitzt der Deutsche die Kunst, kraft seines tiefen Geistes und beharrlichen Nachdenkens, die in diesen (England u.a.) aufgenommenen Erfahrungen den Deutschen klimatischen Verhältnissen vollkommen anzupassen und alle Erfahrungswerte zu vervollkommnen.“ Reider schreibtein allgemeines Handbuch, das alle Bereiche des Gartenbaus abdecken ohne ausschweifend zu wirken. Sein Ziel ist dami erreicht, wenn auch zahlreiche nützliche Informationen in der Kürze bedingt weggefallen sind. Reise hat sich neben diesem Buch noch einen Namen durch die Publikation im Bereich der Blumenzucht gemacht. (M.H.) Camillo Karl Schneider (1876 – 1951) Landschaftliche Gartengestaltung. Insbesondere über die künstlerische Verwertung natürlicher Vegetationsvorbilder in den Werken der Gartenkunst und mit einem Beitrag über Heimatschutz und Landesverschönerung von Camillo Karl Schneider, Leipzig: Verlag C. Scholtze (W. Junghans), 1907, 250 Seiten (Quart), mit 73 Abbildungen, Inv. Nr.: 12106/99 Schneider war ein bedeutender Fachschriftsteller, was sich vor allem in vielen Fachbüchern und der Vielzahl seiner Artikel beispielsweise in der mit Karl Foerster gemeinsam herausgegeben Zeitung „Garten- schönheit“(1920-1942) widerspiegelt. Er war begeisterter Dendrologe, machte mehre botanische Exkursionen unter anderem nach Westchina (1913/14) und arbeitete am Aboretum der Harvard Universität Boston (1915-1919). 120 Schneider setzte sich Zeit seines Wirkens maßgeblich für eine Erneuerung der Gartenkunst ein und zählte zu den großen Kritikern der Meyer - Lennéschen 121 Schule. Auf diesem Hintergrund wurde das Buch 120 Gröning, Gert / Wolschke – Bulmahn, Joachim, Grüne Biographien, Hannover 1997, S.341 – 344. 121 G. Meyer (1816-1877), Stadtgartendirektor Berlin, und P.J. Lenné (1789 – 1866), Kgl. Hofgartendirektor Berlin 82 „Landschaftliche Gestaltung“ von Schneider geschrieben, ein Werk für „die Neuorientierung der landschaftlichen Gestaltungsweise“(S.106). Er gibt in seinen Werken Anregungen und keine Vorgaben, woran er sich auch im vorliegenden Buch hält und meint: „Was ich anstrebe ist höchstens, zu zeigen, wie man es machen kann, wobei ich mir bewußt bin, daß hundert Andere es hundertmal anders machen können und müssen“(S. 4). Schneider löst sich von den seiner Meinung nach „schablonenartigen“ Mustern einer naturnachbildenden und unkünstlerischen landschaftlichen Gestaltungsweise der Gartenkunst seiner Zeit und versucht mit der künstlerisch - naturwahren landschaftlichen Gestaltung einen neuen Stil in Gartenkunst zu etablieren. Im ersten Kapitel seines Buches, das er für „Laien und Fachleute“(Vorwort) geschrieben hat, erläutert er seine Ansichten zu diesem neuen Stil der landschaftlichen Gestaltungsweise, kritisiert die Lehrmeinungen Meyers 122 und äußert sich zu dessen Gestaltungsstil in folgender Weise: „Er ist aber nicht erwachsen aus innigen Vertrautsein mit der Natur unserer Heimat, ist vielmehr ein künstlich den deutschen Verhältnissen aufgeproftes Reis einer ursprünglich in England gezüchteten Sorte. Einen originellen deutschen Stil, der erkennen läßt, daß die Eigenheiten der deutschen Flora zugrunde liegen, der mit ureigenen deutschen Zügen durchwoben ist, einen solchen haben wir heute noch nicht“(S. 13). Im Mittelpunkt des künstlerisch - naturwahren Stils steht die natürliche, nicht naturgetreue und vor allem auch künstlerische landschaftliche Darstellung. Während bei Meyer die Landschaft, die Natur naturgetreu im Kleinen nachgebildet werden sollte, steht Schneider unter anderem auf dem Standpunkt, daß die dieses Abbild der Natur unter Einbindung künstlerischer Ansichten und der Bedürfnisse der Menschen naturwahr, nicht detailiert, sein sollte. Für die landschaftliche Gestaltung sind nach auch Schneider „Vorbilder aus der Natur“ zu suchen, wobei diese aber künstlerisch zu bearbeiten sind. Diesem Thema widmet sich der Autor im zweiten Kapitel, indem er sich besonders dem Bezug Natur und Kunst widmet. Aus der Natur lernen, beobachten, heimische Natur kennenlernen, dies alles für sich selbst fixieren, dann die Verbindung zur Kunst suchen und schließlich die künstlerisch – naturwahre Umsetzung dessen, strebt Schneider an. Er geht auf heimische Naturmotive und Vegetationsformen, wie beispielsweise Aue 123 , Wiesen und Gewässer ein und gibt Pflanzenbeispiele an, macht aber auch Ausführungen zu Vegetationsformen gleicher Vegetationszonen wie der Nordamerikas oder Ostasiens. 122 Allgemein in: Meyer, Gustav, Lehrbuch der schönen Gartenkunst, Berlin 1859 123 Donauauen bei Wien, Schneider studierte ab 1900 an der Uni Wien die Natur- wissenschaften 83 Im nächsten Kapitel gibt Schneider einen kurzen Abriß der Geschichte der landschaftlichen Gartengestaltung. Er schlägt einen Bogen von Sckell über Pückler und Meyer zu Jaeger, führt dabei jeweils Zitate aus deren Werken an und bewertet diese im Zusammenhang mit der landschaftlichen Gestaltung. So schreibt Schneider im Bezug zu Meyer: „Aber er hat das künstlerische Niveau der großen seiner Zeit nicht erreicht und kann nie und nimmer einem Sckell, Pückler, Repton oder anderen Vorgängern gleichgestellt werden“(S.100) Im vierten Kapitel „Überblick über die Bestrebungen der Gegenwart“ fordert Schneider die Herauslösung des schablonenartigen Denkens aus der Gartenkunst und eine Neuorientierung der landschaftlichen Gestaltungsweise. Er beschreibt Friedrich Bauers Ansichten zur Gartenkunst und kritisiert ihn wegen des fehlenden Kunstverständnisses. Auch Willy Lange 124 , der Königliche Gartenbaudirektor (1864-1841), wird von Schneider kritisiert, unter anderem deshalb, weil er die landschaftliche Gestaltungsweise als höchste Gestaltungsweise ansieht, während es beim Autor nur ein nebeneinander von architektonischer und landschaftlicher Gestaltungsweise gibt. Zuletzt macht er Ausführungen zu englischen und französischen Anlagen und beschreibt bzw. kritisiert ihre Beziehungen zu landschaftlicher Gestaltung anhand von Beispielen. So lobt er die klare, einfache, bescheidene und geschmackvolle Anlage der englischen Gärten und Parks. Im vorletzten Kapitel widmet er sich Hauptformen der landschaftlichen Anlagen und ihrer Ausstattungselemente. Zuerst macht er Ausführungen zum Volkspark und beschreibt Elemente, wie beispielsweise Pflanzungen, Wasseranlagen, Steinanlagen oder Blumenbeete. Dabei erläutert er an Beispielen gute und schlechte landschaftliche Planungen, so kritisiert er beispielsweise Teppichbeete, weil die Pflanzen in geometrischen Rastern nur noch Füllstoff seien. Weitere Erläuterungen werden von Schneider zu landschaftlichen Anlagen eines Friedhofes, eines Palmengartens und Privatparkanlagen gegeben. Zudem beschreibt er den Stand und die Zerwürfnisse der Gartenkunstvereine. So stellt er dem „Verein deutscher Gartenkünstler“ unter der neuen Führung von Lange, die damals neue „Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst“ unter Leitung von Julius Trip und Carl Heicke gegenüber. Der Standpunkt Schneiders zur damals aufkommenden Thematik des Heimatschutz und Landesverschönerung 125 ist Gegenstand des letzten Kapitels. Er bestärkt den Gedanken, daß Naturdenkmäler zu erfassen und zu kartieren sind, aber im Besitz und der Pflege des Privateigentümers stehen müßten. Zudem kritisiert er die Waldwirtschaftsform der Monokulturen in Reihenpflanzung. 124 vgl. Beitrag zu W. Lange 125 Gründung des Heimatschutzbundes durch Conwenz 1904 84 Durch dieses Buch „Landschaftliche Gartengestaltung“ verstärkte Schneider die mit seinem vorher erschienenen Werk „Deutsche Gartengestaltung und Kunst“ eingebrachte Kritik an der damals bestehenden Ausrichtung der Gartenkunst. Die Diskussion um die Neuorientierung der Gartenkunst wurde weitergeführt, in die weiten Kreise der Gartenkunst getragen und die bestehende Zersplitterung von Befürwortern und Kritikern des Meyer - Lennéschen Gartenkunststils vertieft. (T.B.) Seifert, Alwin (1890-1972) Im Zeitalter des Lebendigen, Dresden: Müllersche Verlagsbuchhandlung, 1941, 206 Seiten, Pappeinband, Quart, Inv. Nr.12309/99 Die Heckenlandschaft, Potsdamer Vorträge VIII, bei Eduard Stichnote in Potsdam 1944, 64 Seiten, mit Abbildungen im Anhang Der Architekt und Gartenarchitekt Allwin Seifert wurde am 31.Mai.1890 in München geboren und starb am 21. Februar 1972. Nach einer Maurerlehre absolvierte er das Studium der Architektur an der Technischen Hochschule München (1909-1913). Seifert war als Bauleiter und Gärtner auf einem Gut am Ammersee und als Leiter des väterlichen Baugeschäfts in München (1919) tätig. Neben seiner Arbeit als freischaffender Architekt und Gartenarchitekt nahm er Lehraufträge für Garten- und Landschaftsgestaltung und landwirtschaftliches Bauwesen an der Technischen Hochschule München in der Zeit von 1932 bis 1944 und von 1944 bis 1954 an (vergleiche Wiepking-Jürgensmanns Karriere nach dem Zweiten Weltkrieg in Hannover). Zu seinen Arbeiten zählten die Planung von Grünanlagen und die Anlage von Gärten führender Nationalsozialisten, wie beispielsweise Rudolf Hess und Martin Bormann. 126 Im Vorwort zu seinem Sammelband „Im Zeitalter des Lebendigen“ berichtet der Verfasser bereits über die ideologische Ausrichtung seines Buches: „Die Ehrfurcht vor dem Lebendigen, vor Volk und Heimat, welche die weltanschauliche Grundlage des ganzen Buches ist, war mir schon immer selbstverständlich. Die Erkenntnis von dem ganz besonderen Wert der Muttererde und den Schlüssel zu manchen Zusammenhängen, die hinter den Erscheinungen verborgen sind, verdanke ich jenen Vertretern der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise, mit denen ich auf anderen Gebieten erfolgreich zusammenarbeiten konnte.“ (Seite 7). Seifert berichtet 126 Siehe: Gröning, Gerd / Wolschke-Bulmahn, Joachim: Grüne Biographien, Hannover, S. 361-363 85 über die „Natur und Technik im deutschen Straßenbau“ 127 , in dem er das Leben in die Mechaniserung und Technisierung einbezieht und für mehr Naturnähe plädiert. Er beschreibt die naturnahe Technik des deutschen Straßenbaus und führt an, daß das Bauwerk meist „Fremdkörper“ nicht aber Bestandteil der umgebenden Landschaft ist. „Landschaft ist der uns umgebende kleine Teil mütterlicher, nährender Natur, von der uns Fluch und Segen gleichermaßen zuwachsen, je nachdem wir uns zu ihr stellen.“ (Seite 14). Er führt die reißbrettartige Planung und Gestaltung der Landschaft an, in der beispielsweise Dämme und Bahnen das Land zerschneiden und bodenständige Bäume und Sträucher immer weniger in die Planungen einbezogen werden. Auch im Hinblick auf den Straßenbau spricht Seifert von der „naturnäheren Straße“ als der technisch „vollkommeneren Straße“. Besonders die Straße sollte sich völlig in die Landschaft eingliedern. Durch ihre Bepflanzung wird laut Seifert das „Typische“ einer Landschaft herausgearbeitet. Im Vergleich mit dem naturnahen Wasserbau greift er den Bau der Reichsautobahnbau auf. „Denn der Straßenbau hat im wesentlichen mit toten Dingen zu tun, mit Schüttmassen, Beton, Teer, Asphalt, nur die Haut der Straßenböschungen ist lebendig. Er deklariert die negative Regulierung der Flüsse, da auf diese Weise „unlebendige“ Uferränder ohne Vegetation entstehen. Nach Seifert wird die Landschaft in die „technische Zwangsjacke“ der Betonmauern und Spundwände gesteckt. Er berichtet darüber hinaus von der Bodenkonservierung, dem Bodenschutz und der Bewahrung der Bodenfruchtbarkeit bei Baumaßnahmen, so beispielsweise durch die Anlage von Erdmieten oder Kompostierungsmaßnahmen bevor die Bautätigkeit einsetzt. Seifert geht auf den Artenreichtum der Blütenpflanzen an den Straßenrändern ein, welcher sich in der Hauptsache durch eine naturnahe Landbewirtschaftung bildet. Er zielt auch auf die Begrünung der Böschungen in den Hochlagen ab, welche ausschließlich durch standortgerechte, an die Landschaft angepaßte Vegetation erfolgen sollte. Seifert berichtet über die „Reichsautobahn im Wald“ und somit über Kurvenführung einer Fahrbahn in der Landschaft. „Die Lösung einer technischen Aufgabe, die innerhalb eines Landschaftsraumes vernünftig überhaupt gestellt werden kann, ist in ihr bereits enthalten. Woraus folgt, daß sie mit Einfühlung leichter gefunden werden kann als mit dem Rechenschieber.“ (Seite 116). Er setzt sich mit den Bauweisen und Baustoffen auseinander, welche ohne Ausnahme aus der Landschaft stammen sollten, in der diese verbaut werden. So deklariert Seifert das Mauerwerk an der Alpenstraße, berichtet über Lawinengalerien und sich in die Landschaft einfügende Brückenbauwerke. Er untermauert seine 127 Wie im Vorwort berichtet wird, ist das Buch eine Sammlung von Aufsätzen aus den Jahren 1934-39, die Seifert als selbsternannter „Generallandschaftsanwalt“ beim Generalinspektor für das deutsche Straßenwesen (Organisation Todt) und als Leiter des Hauptamtes für Technik der NSDAP verfaßt hat. 86 Schilderungen über die Bauwerke durch zahlreiche Photos von den Gebäuden, so beispielweise typische Bauernhäuser der Alpenregionen. Seiferts „Im Zeitalter des Lebendigen“ und vor allem sein Büchlein „Die Heckenlandschaft“ 128 hatte maßgeblichen Einfluß auf Garten- und Landschaftsarchitekten jener Zeit, insbesondere die, die als „Landschaftsanwälte“ beim Reichsautobahnbau tätig waren. Seifert unterstützte mit seinen Veröffentlichungen und Vorträgen Leitbilder von einer “urbäuerlichen deutschen (Hecken)landschaft” und warnte vor einer “Versteppung Deutschlands” durch die industrielle Agrarproduktion. In der „Heckenlandschaft“ heißt es z.B.: “Wogendes Korn von Horizont zu Horizont - das wurde mir als Idealbild der deutschen Kulturlandschaft entgegengehalten, als ich 1935 zum erstenmal und als erster, 1936 aber in einer nicht mehr zu überhörenden Weise meine Stimme wider die ‘Versteppung Deutschlands’ erhob. [...] Und wenn wir uns gegen 1950 nach Ablauf der 1942 anhebenden Dürrezeit wieder sprechen, dann wird es keinen Einwand mehr geben gegen meine seit 1931 immer mehr gefestigte Ansicht, daß es keinen besseren Helfer des Bauern wie des Landwirtes in ihrem Kampf um Erhaltung ewiger Bodenfruchtbarkeit gibt, als die urbäuerliche deutsche Heckenlandschaft.” (S.8) Die Notwendigkeit einer Heckenlandschaft leitete er aus der Geschichte des Gartenbaus ab. Der Gärtner produziere viel mehr als der (industrielle) Landwirt, das Geheimnis dessen sei die Einhegung, die Eingrenzung des Garten-Grundstücks, meist durch Hecken, als Windschutz. Hier leben noch Vorstellungen der Bewegung der Landesverschönerer weiter (“Ganz Deutschland ein Garten”). Seifert vergaß allerdings dabei, daß die von ihm als “urbäuerlich” gepriesene Heckenlandschaft eine noch junge Erscheinung war, denn sie war Resultat der rechtlichen und ökonomischen Entwicklungen in der Übergangsphase vom Feudalismus (Mittelalter) zum Kapitalismus (Neuzeit). Politisch wurde Seifert mehr und mehr zu einem fanatischen Antisemiten. 129 „Rassismus“ findet sich auch in einem engeren fachlichen Zusammenhang, denn Seifert war ein fanatischer Feind “fremdländischer” Pflanzen. Linde und Nußbaum waren ihm deutsches “Volksgut wie Centifolien, Lilien, Ringelblumen und Lavendel, und ein noch so reicher Betriebsführer kann, wenn er es ganz richtig macht, keine anderen Linden in seinem Garten haben wie sein Gefolgsmann.” (Im Zeitalter des Lebendigen, S.187f.) An anderer Stelle heißt es: “wir bedauern es, daß die Forstleute aus Gründen des Holzmarktes noch andere Bäume in ihren Forsten haben müssen, als eigentlich dort hingehören. Wir hoffen, daß die Zeit noch mehr solche Versuche als unwirtschaftlich, weil unnatürlich, erweisen wird, als heute schon feststeht. Wenn aber ein Forstmann glaubt, 128 Seifert, Alwin: Die Heckenlandschaft, Potsdam 1944 129 vgl. hierzu: Grüne Biographien, Berlin, Hannover 1997 87 für uns andere oder für das Landschaftsbild ein übriges tun zu müssen dadurch, daß er den Saum seiner Stangenäcker (Seifert meint Hochwald- Monokulturen) nun ‘schmückt’ mit Roteichen oder japanischen Lärchen, dann ist er auf dem Holzweg. Uns gefallen Schlehen und Weißdorn, Pfaffenhütchen und Haselsträucher, Wildbirnen, Linden und Wildkirschen am Waldrand besser als alle Roteichen und Douglasien der Welt, und vor allem: Sie stehen unserem Herzen näher! [...] Wir erklären Picea pungens glauca zum Staatsfeind Nr. 1 [...] Wir erklären weiterhin Krieg allen Gartendirektoren und Stadtgärtnern, die Pinus montana in Anlagen pflanzen. Denn es ist eine Sünde wider den Adel unserer Gebirge, wenn drunten in den Städten Zerrbilder ihrer freiheitlichsten Landschaftsbilder geschaffen werden.” (Im Zeitalter des Lebendigen, S.186-188). Die Vorstellungen Seiferts haben sich in gleicher oder ähnlicher Weise bis heute erhalten. Davon zeugt z.B. der Film “Grün kaputt” zur gleichnamigen Ausstellung aus den achtziger Jahren in der BRD mit seiner Ablehnung fremdländischer Gehölze. Davon zeugen auch die andauernden Auseinandersetzungen um die „Ausländer“ im deutschen Pflanzenreich in Fachgruppen der Naturschutzbewegung. Hellmut Ludwig Späth (1885 – 1945) Späth Buch 1720 – 1930, L. Späth, Berlin - Baumschulenweg 1930, 656 Seiten (Quart), incl. zahlreicher Abbildungen und Pläne aus der Geschichte der Firma Späth, den Pflanzensortimenten und Gartenplanungen der Firma; hellbrauner Pappeinband mit Vignette; Inv. Nr.: 13186/99 Das Buch ist als erweiterte Neuauflage des zum 200-jährigen Jubiläum des Gartenbaubetriebes Späth 1920 herausgegebenen Späth - Buches im Jahr 1930 erschienen. Der Inhaber der Berliner Firma Späth, Dr. Hellmut Ludwig Späth, Absolvent der Universitäten Cambridge und Berlin, Mitglied des Bundes Deutscher Baumschulbesitzer, 1945 wegen angeblicher wirtschaftlicher Vergehen denunziert und daraufhin einem Konzentrationslager umgebracht, beschreibt im Späth – Buch die Geschichte, das Pflanzenangebot und das Wirken der Abteilung Gartengestaltung seines Unternehmens. Von den Ursprüngen der Firma Späth am Johannistisch in Berlin im Jahres 1720 führt der geschichtliche Abriß des ersten Kapitels bis zum Kauf des Gutes Ketzin im Jahre 1917 durch die wechselhafte und eng mit Berlin verbundene Firmenhistorie des Unternehmens Späth. Die Einflüsse der politischen Veränderungen Preußens und Deutschlands sowie der städtebaulichen Expansion Berlins, verbunden mit dem Problem 88 der Bodenmüdigkeit der jeweiligen Anbauflächen, werden ebenso dargestellt, wie die vielfachen privaten und geschäftlichen Beziehungen zu namhaften Persönlichkeiten aus Politik, Kultur und Wirtschaft. 130 Ein besonderes Augenmerk liegt hierbei in den tiefen Verbindungen zu den Gärtnerfamilien am preußischen Hofe 131 und der Beziehung zur Gärtnerlehranstalt Potsdam –Wildpark, später Berlin – Dahlem. 132 Späth beschreibt den Aufstieg des Familienbetriebs zu einem der größten Gartenbau- und Baumschulbetriebe Deutschlands und erläutert die großen ökonomischen Leistungen seiner Vorfahren, von denen besonders Franz Ludwig Späth 133 einen großen Anteil am wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aufstieg der Firma hatte. Besonders hervorgehoben werden zudem die Leistungen der Firma auf dem Gebiet des Obstbaus 134 bzw. der Neuzüchtung von Pflanzensorten und der Einbringung und Untersuchung unbekannter Pflanzenarten 135 aus allen Gebieten der Erde nach Europa. Neben dem Anbau und Verkauf von Pflanzen und Sämereien geht Späth außerdem auf die Arbeit der Abteilung Gartengestaltung ein und verdeutlicht den hohen Stellenwert dieser Abteilung in der Firma Späth. Im zweiten Kapitel des Buches ist der Sortimentskatalog der Firma aufgeführt und in die Gebiete Obstbau, Gehölze, Rosen, Stauden, Kakteen, Dahlien, Blumenzwiebeln, Sommerblumen, Ziergräser, Gemüsebau und andere aufgegliedert. Am Anfang jedes Gebietes werden jeweils praktische Hinweise zu Sortenwahl, Pflege, Boden, Düngung, Schnitt, Einsatzmöglichkeiten und vielem mehr gegeben. Das Späth - Buch wurde somit zum Gartenhandbuch, mit dem es nicht nur möglich war Pflanzensorten zu wählen und bei Späth zu ordern, es diente auch als Ratgeber und wies die Firma Späth als Gartenbegleiter in allen Gartenbaufragen aus. Der letzte Abschnitt des zweiten Kapitels behandelt nochmals ausführlich die Abteilung Gartengestaltung und ihr weitreichendes Arbeitsspektrum, 130 beispielsweise v. Bismarck, v. Moltke, v. Bülow, Stresemann, Rathenau, Hornschuch, Gutmann, usw. 131 beispielsweise Sello, Saltzmann, Neumann, Fintelmann, Hagen, Encke, usw. 132 H. Späth war z.B. Mitglied im Kuratorium der Versuchs- und Forschungsanstalt für Gartenbau Berlin - Dahlem 133 Späth, Franz – Ludwig (1839 – 1913), Kgl. Ökonomierat, Studium Universität Berlin, Verlegung der Baumschule nach Britz (1863), Ausbau zur größten Baumschule Europas, Anlage des berühmten Späth Arboretums und Rosariums, Mitglied im Verein zur Förderung des Gartenbaus in den kgl. preußischen Staaten. 134 Anlage verschiedener Obstmuttergärten, Forschungen auf dem Gebiet des Obstbaues - Obstschnittes 135 z.B. Forsythia intermedia spectabilis Koehne L. Späth 1906; Berberis diaphana Maxim., L. Späth 1895, Ligustre vulg. pyramidale L. Späth 1883; Clematis Dr. Bolle L. Späth 1887; usw. 89 welches unter anderem die Gestaltung sowohl konservativer als auch moderner Gärten umfasste. Damit wurden dann auch Personenkreise angesprochen die eine Gartenplanung und bestenfalls eine gleichzeitige Umsetzung dieser Planung durch die Firma Späth anstrebten. 136 Es werden aber auch Tips zur Eigenplanung und –anlage von Gärten gegeben, nachdem ein geschichtlicher Abriß der Gartenkunst und ihrer Bezüge zur Gartenkunst der 20er und 30er Jahre vorweggenommen wurde, in denen die Firma Späth im Bereich der Gartenarchitektur und Gartengestaltung eines der führenden Unternehmen in Deutschland war. Anschließend wird auf den Sport-, Tennis- und Golfplatzbau 137 eingegangen, denn daß steigende Interesse an Sporteinrichtungen bedingte Planungen und Publikationen in diesem Fachgebiet. Aus der Erfahrung aber auch angesichts dieser Notwendigkeit veröffentlichte L. Späth mehrere Broschüren und Bücher, so beispielsweise „Gärten-, Sport- und Spielplätze“ (Berlin 1926, FH Sign..........). Zum Abschluß des Späth – Buches wird die Thematik der Pflege von Gartenanlagen behandelt und Pflegehinweise gegeben. (T.B.) 136 Garten- und Parkanlagen in Deutschland, Ungarn, Östereich, Tschechoslowakei und Estland; auch für Behörden und Sportvereine, viele Friedhofsplanungen 137 L. Späth, „Gärten-, Sport- und Spielplätze“, Berlin 1926 90 Heinrich Friedrich Wiepking-Jürgensmann (1891-1973) Die Landschaftsfibel, Berlin: Deutsche Verlagsbuchhandlung, 1942, 344 Seiten, Pappband, Quart, Inv. Nr. 12308/99. 138 Zweites Exemplar in Sammlung Gandert Der Gartenarchitekt und Professor Wiepking-Jürgensmann wurde am 23. März 1891 in Hannover geboren und ist am 17. Juni 1973 in Osnabrück gestorben. Nach einer Gärtnerlehre bei der Gartendirektion in Hannover (1907-1909) folgten mehrere Aufenthalte in London, Oxford und Paris (1910-1912). Neben der Tätigkeit als freischaffender Landschaftsarchitekt in Berlin und Köln war Wiepking-Jürgensmann Professor und Direktor des Instituts für Gartengestaltung an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin. Zu seinen Tätigkeiten zählten die Landschaftsgestaltung, die Anlage von Schutzpflanzungen, die Pflege von Wäldern, die Gestaltung des Olympischen Dorfes 1936, des Reichssportfeldes und die Anlage des Flughafens Berlin-Tempelhof. Darüber hinaus plante er private Gärten und Parkanlagen. 139 Aus dem Vorwort von Wiepking-Jürgensmann zur Landschaftsfibel: „Dieses Buch verdankt seine Entstehung zum einem den Aufforderungen zahlreicher Freunde der Landschaft aus allen Berufskreisen, die um einen Überblick über die vielgestaltigen Aufgaben der Landschaftsgesstaltung baten...“ (Seite 9). Der Autor Wiepking-Jürgensmann definiert den Begriff Landschaft als „einen übersehbaren Raum der Erdoberfläche.“ (Seite 11). Er erklärt, daß die Größe des Raumes in diesem Zusammenhang nicht von Bedeutung ist. Darüber hinaus geht Wiepking-Jürgensmann auf die Landschaftsgeschichte der Deutschen ein. Er sieht „die Waldrodung als den ersten großen Eingriff des Menschen in die Urlandschaft an.“ (Seite 14). Wiepking-Jürgensmann spricht die Ahnenlandschaften an, welche durch die Urbarmachung der Vorfahren entstanden sind. Er führt außerdem die Bauten in der deutschen Landschaft an, denn „nicht der Boden, nicht das Geländerelief und auch nicht das Klima, so wichtig diese natürlichen Voraussetzungen auch für den Landbau sind, sind ausschlaggebend für die Gestaltung der von bäuerlichen Menschen bewohnten Länder und der von diesen errichteten Häuser und Landschaften.“ (Seite 23). Ferner beschreibt Wiepking-Jürgensmann den Weg von der Ur- zur Kulturlandschaft. Er geht auf die Landschaft und den Landbau ein und deklariert die Grundzüge der Landschaftsgestaltung. „Die in einer Landschaft wohnenden Menschen sollen in dieser ihre Nahrung, ihre Behausung, ihre körperliche, geistige 138 Besitzerstempel 1. Exemplar G. Burmeister. Architekt, Hamburg 1, Langereihe 29, Widmung in Bleistift „Zum 12. November 1943 dem Rückkehrtag nach Marienheide. Guido Ermleben“. 139 Siehe Grüne Biographien; Seite 415-419 91 und seelische Befriedigung finden. Ein jeder Mensch, gleich welchen Berufstandes soll im Höchstmaß am Segen der ganzen Landschaft beteiligt werden.“ (Seite 32). Er betrachtet das Bauernland als Werkstoff und Aufgabe. „Zum Dorf gehört nicht nur der Bauer, zum Dorf gehört in gleicher Weise der dörfliche Handwerker, der Landarbeiter, der Kaufmann, der Fuhrmann, der Beamte.“ (Seite 35). Wiepking-Jürgensmann weist auch auf verwüstete und erodierte Landschaften hin, welche unter anderem durch Wassererosion bei fehlender „Wetterverbauung“ entstehen. Er nennt in diesem Zusammenhang Ortsnamen wie beispielsweise Gel- oder Geildorf. Zur Abwendung von Bodenabträgen empfiehlt Wiepking- Jürgensmann Auffanggräben und Schutzpflanzungen. Zahlreiche Photos dokumentieren die eben angesprochene Thematik. Der Verfasser spricht von der „Mutterbodenkraft“: „Wir können die Energie Mutterboden leichter bewirtschaften als Licht, Luft, Wasser und Wärme.“ (Seite 64). Weiter berichtet er über die Zusammenhänge zwischen Boden und Pflanze. Er geht beispielsweise auf die „Humuspflege“ und die Bodenverbesserung ein (Seite 73). Im folgenden Kapitel beschreibt er die Funktionen des Wassers in der Landschaft. Er erläutert beispielsweise die Funktionen der Quelle, des Bachs oder des Kanals, wobei er insbesondere auf die Wasserwirtschaft eingeht. Auch hier werden ingenieurbiologische Maßnahmen beispielsweise zur Ufersicherung angeführt. In einem weiteren Kapitel schildert er den Einfluß des Wetters auf die Kulturlandschaft. Insbesondere die Einwirkungen des Windes auf die Landschaft werden durch zahlreiche Photos belegt. Er berichtet in diesem Zusammenhang auch über den Wind- und Sturmwurf. und führt auch die Wirkungen des Windes auf den Boden und das Pflanzenwachstum näher aus. Er legt die Einflüsse der Kaltluft und der Kaltluftabwehr dar. In diesem Kontext erläutert er unter anderem die Temperaturbeziehungen zwischen Wasser, Luft und Boden. Äußerungen zur Lufthygiene, zum Reif und Tau und zum Schnee in der Landschaft folgen. Er spricht außerdem die Pflanzen und Pflanzungen in der Landschaft an. Er klärt den Begriff der Standortgerechtigkeit und deklariert das Handwerk des Pflanzens. „Schon ein einmaliges Verpflanzen verursacht eine starke Veränderung des natürlichen Wurzelsystems, ändert die Wege der Nahrungsaufnahme.“ Wiepking-Jürgensmann äußert sich auch zur Pflanzenpflege und zur Heranzucht der Pflanzen, welche später in der Kulturlandschaft verpflanzt werden. Mit einem eigenständigen Kapitel über Schutzpflanzungen schließt er seine Betrachtungen ab. Die „Landschaftsfibel“ liefert auch in heutiger Zeit in Teilbereichen der Landschafts- und Grünplanung und hinsichtlich der ingenieurbiologischen Aspekte zur Konservierung des Bodens und zum Schutz vor Erosionen durch Wind und Wasser interessante planerische Ideen und Anregungen. Die Ansätze, die der Autor vertritt, waren nicht nur maßgeblich in der Herausformung der Landespflege als Lernfach, sondern stellen zudem die 92 Landschaft und nicht mehr den klassischen Garten in den Vordergrund. Beide Aspekte verband Wiepking, als er der Gründungsdirektor des Instituts für Landespflege und Gartengestaltung in Hannover wurde (1949). In dem Schaffen des Landschaftsarchitekten, der in einer Dissertation von Ursula Kellner (Universität Hannover, 1997) erforscht wurde, darf nicht vergessen werden, daß er zu einem der führenden Landschaftsplaner im Nationalsozialismus gehört, der staatliche Aufträge nicht nur kritiklos umsetzte, sondern vielmehr sogar ideologiebildend wirkte. Die Landschaftsfibel schafft naturwissenschaftlich-soziologisch begründet den „planerischen Mutterboden“ für eine Erweiterung des deutschen Lebensraumes in den Osten. Rasse und Naturrecht spielen eine Rolle, die das Buch zu einem Hauptwerk nationalsozialistischer Landschaftsplanung und -architektur machen und deshalb den Verdienst schmälern, den es ansonsten haben könnte. (J.F.) Emil Winckler Geschichte der Botanik, Frankfurt a.M.: Literarische Anstalt, 1854, 640 Seiten, Pappeinband mit Kunstleder (ca. 1920), Oktav, Inv.-Nr. 13845/99 Im Vorwort bereits deutet der Autor auf das Ziel seines Buches hin: Es „bezweckt, das Hauptsächlichste, was in der Botanik vom Anfange dieser Wissenschaft an bis auf die Gegenwart geleistet worden ist, in gedrängter Uebersicht darzustellen“. Der Autor versucht, chronologisch die berühmtesten Gelehrten vorzustellen, ihre Werke und Systematisierungen zu besprechen, ebenso ihre gängigsten Werke. Winckler unterteilt dabei drei Abschnitte: Der erste ist den antiken Autoren und deren Tradition im europäischen Mittelalter (bis 1500) gewidmet. Der zweite Teil spricht über die Neuzeit, in der bereits die Botanik zu einer Wissenschaft ausgebaut wird. Die vorgestellten Biographien sind dabei, wenn auch nicht durch Essays eingeleitet, so doch im Inhaltsverzeichnis durch Einteilungen grob in die Zeit der Renaissance, ins 17. und 18. Jahrhundert gegliedert, Abschnitte also, die auch in der Botanik Veränderungen bzw. Erweiterungen markieren. Der dritte Abschnitt, der das ausgehende 18. und das 19. Jahrhundert einnimmt, umfaßt annähernd 300 Seiten und geht entsprechend auf viele Zeitgenossen des Autoren ein. Obwohl der Autor sehr viele Persönlichkeiten vorstellt, fehlen übergreifende Ausführungen oder Einbindungen in die Wissenschaftsgeschichte. Auffällig ist jedoch, daß er den aufgeführten Personen bzw. den erwähnten Botanikern weitreichende Fußnoten widmet, 93 in denen vor allem Artikel und Bücher erwähnt werden, mit denen sie sich hervorgetan haben. Insgesamt erscheint das Buch somit als eine Art Verzeichnis. In dieser Hinsicht unterscheidet sich das Werk auch von seinen Vorgängern, etwa Albrecht von Hallers „Bibliotheca botanica“ (1771-72) oder Curt Sprengels „Geschichte der Botanik“ (1817-18). 140 Winckler kompiliert einerseits die vorausgegangenen Literaturen, andererseits versucht er aber auch, dies durch Diskussion des zeitgenösssichen Forschungsstandes zu aktualisieren. Offenbleiben muß die Biographie des Autoren: Obwohl die Widmungsinschrift an den regierenden Großherzog Ludwig III. von Hessen gerichtet ist, läßt sich Winckler nicht näher lokalisieren. An der Universität Gießen bzw. im dortigen Botanischen Garten ist er nicht nachgewiesen, wobei eine Lehrtätigkeit in Frankfurt oder an der Senckenberg Stiftung bzw. eine Anstellung in Darmstadt nicht auszuschließen ist. Tatsache ist, daß er das Vorwort in Gießen schreibt. Eine Festschrift, die von der dortigen Universität zum Geburtstag des Großherzogs Ludwig III. 1866 verfaßt wurde, erwähnt ausführlich das botanische Institut und den botanischen Garten, der bereits bedingt durch die Unterstützung des Fürstenhauses auf eine lange Tradition zurückschauen kann, Winckler fehlt jedoch in der Aufstellung. 141 (M.K.) Fritz Zahn (1872 – 1942) Fürst Pückler – Muskau als Gartenkünstler und Mensch von Fritz Zahn, Kgl. Gartenbaudirektor und Robert Kalwa, Redakteur und Leiter der städtischen Nachrichtenstelle Cottbus, Druck und Einband: graphische Kunstanstalt Albert Heine, Cottbus 1928, 221 Seiten (Oktav), incl. zahlreicher Zeichnungen, Skizzen und Fotographien, Pappeinband in den pücklerschen Farben Blau und Gold mit Pücklerwappen und Titelornamentik, Inv. Nr.: 12444/99 Die Werke, das Wirken und das Leben von Fürst Hermann von Pückler – Muskau beschreiben Zahn und Kalwa in sehr eindrucksvoller Weise, indem sie in vielen Zwischenpassagen ihres Buches getroffene Aussagen direkt durch Zitate von Pückler oder Biographen und Kritikern wie Jäger, Petzold, Lange, Assing u.a.. 140 dem unpaginierten Vorwort ist eine kleine Liste der Standardliteratur angehängt, auf die sich Winckler bezieht 141 Hoffmann, Hermann: Ein Beitrag zur Geschichte der Hochschule zu Giessen, Giessen 1866 94 Der im Vorwort aufgeführte Wunschgedanke, „wenn wir es in dem vorliegenden Werk versuchen, in ausführlicher Darstellung dem Gartenkünstler und Menschen Pückler gerecht zu werden und ihn der Gegenwart wieder näher zu bringen,“so ist dies auch in der heutigen Zeit, in der der Name Pückler oberflächlich für Muskau und Branitz steht, anzustreben. Pückler als Gartenkünstler ist der eine, Pückler als Mensch der andere große Abschnitt des Buches. Inspiriert durch die Natur und das Studium großer Parkanlagen widmete sich Pückler der Gartenkunst und wurde im Laufe seines Lebens zu einem der größten Gartenkünstler seiner Zeit. Nie eine gärtnerische Lehre besucht und deshalb von Zahn und Kalwa als gartenbaulicher Dilettant bezeichnet, verstand es Pückler seine Werkstoffe Boden, Wasser und vor allem die Pflanzen zu gärtnerischen Gemälden zu arrangieren, immer im Bewußtsein seiner aus der Natur gewonnen Grundsätze. In seiner Leidenschaft für Garten- und Parkanlagen bezeichnete sich Pückler selbst als Parkomane und verbesserte in seinen Gedanken oft die von ihm besuchten Parkanlagen nach seinen Grundsätzen, was oftmals in Kritik und Ratschlägen mündete. Befreit von den Zwängen einer Auftragsarbeit schuf Pückler unter Aufwendung größter Geldsummen in Muskau eine der bedeutendsten landschaftlichen Parkanlagen seiner Zeit. Durch Arbeiten wie Babelsberg, Ettersburg und Weimar - Belvedere, Neuhardenberg und nicht zuletzt Branitz, die nicht wenig hinter dem Park von Muskau zurückstanden, verbreiteten sich die hervorragenden gartenkünstlerischen Fähigkeiten Pücklers in Europa. Durch seine Stellung innerhalb des Adels (auch durch die Heirat seiner späteren Lebensgefährtin Lucie Pappenheim 142 gefördert), die Anerkennung beim Militär aufgrund seiner militärischen Leistungen 143 aber vor allem durch seine gartenkünstlerischen Arbeiten stand Pückler im Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens und führte vielfältige Beziehungen zu namhaften Persönlichkeiten 144 der Gesellschaft. Er unternahm viele Reisen durch Europa, machte eine Mittelmeerrundreise 145 und bestach durch verschiedene Veröffentlichungen seiner 142 Tochter des Ministers v. Hardenberg, Gutsherr in Neuhardenberg – dort Zusammenarbeit Pücklers mit Repton und Lenné (Beschreibung u.a. in Fontanes Wanderungen durch die Mark Brandenburg) 143 Rittmeister des Garde du Corps in Dresden, Generaladjudant und Oberstleutnant beim Herzog v. Weimar während des Befreiungskrieges gegen Napoleon, Mitglied des preußischen Hauptquartiers im Krieg Preußen - Österreich 144 beispielsweise Lenné, Schinkel, Laube, Petzold, G. Meyer, Goethe, Heine, Repton, Wilhelm I., Hzg. v. Weimar, v. Blücher, v. Arnim, Semper, v. Humboldt, usw. 145 mehrere Reisen nach England, Italien und die Schweiz, Mittelmeerreise Ägypten – Syrien – Türkei 1835 – 1840, usw 95 Reiseerlebnisse 146 und vor allem durch sein Gartenwerk „Andeutungen über Landschaftsgärtnerei“ 147 . Bis zum Verkauf von Muskau 1845 ständig von Geldsorgen 148 geplagt, lebte Pückler nach dem Tod Lucies (1854) zurückgezogen in Branitz. Dort schuf sich Pückler von 1846 bis zu seinem Tod 1871 einen der Muskauer Anlage ebenbürdigen Park als Alterssitz. Besonders bekannt sind die Pyramiden des Branitzer Parkes 149 , die Land- und die Seepyramide, in der Pückler und seine Frau beigesetzt sind. Zahn hat sich mehrfach mit Pückler auseinandergesetzt 150 und in diesem Bezug das Buch verfaßt. Er war Abteilungsvorsteher und Dozent für Gartenkunst an der staatlichen Lehr- und Forschungsanstalt für Gartenbau Berlin – Dahlem, Lehrbeauftragter für Gartentechnik an der Landwirtschaftlichen Fakultät der Universität Berlin (1929), Mitglied des Vereins deutscher Gartenkünstler und der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst. Besonders bekannt ist Zahn durch seine Gartenbücher, die er selbst als Nachschlagewerke für Gärtner und Gartenliebhaber bezeichnete bzw. durch seine vielfältigen Artikel zu den Wettbewerben seiner Zeit in der „Gartenkunst“. 151 Für Kalwas Interesse an Pückler spricht vor allem der regionale Bezug, den Kalwa durch seine Tätigkeit in Cottbus zu Pücklers Gartenanlagen hatte. Pückler ist zweifellos einer der bekanntesten Gartenkünstler, seine Anlagen sind in aller Munde, dennoch ist es heute, wie 1928; eine vertiefende Kenntnis über Pückler 152 fehlt. Das Buch Fürst Pückler - Muskau als Gartenkünstler und Mensch von Zahn und Kalwa vermittelt diese Kenntnisse und gibt einen umfassenden Überblick über Leben und Werk Pücklers, der im Schlußsatz eines Tagebuches seinen Arbeits- und Lebensgrundsatz wie folgt beschreibt: 146 Briefe eines Verstorbenen (1831), Vorletzter Weltgang von Semilasso (1835), Jugendwanderungen (1835), Semilasso in Afrika (1836), Südöstlicher Bildersaal (1840/41), Aus Mehemed Alis Reich (1844), Die Rückkehr (1846/48) 147 Andeutungen über Landschaftsgärtnerei, Stuttgart 1834, Inv. Nr.: 3856/94 148 Pückler war schon in der Jugend spielsüchtig und Schuldner. Er benötigte später große Geldmengen für den Ausbau Muskaus und erst mit dem Verkauf Muskaus verringerten sich die Geldprobleme (ebd.). 149 Zit. v. Pückler; „Es ist daher anzunehmen, daß auch mein Tumulus die meisten Denkmäler unserer Zeit überdauern wird; den wer wird sich die Mühe geben, denselben, der nicht einmal fruchtbare Ackererde enthält wieder auseinander zu werfen ?“ (S.150) 150 beispielsweise „Fürst Pückler – Muskau“ von F.Zahn, Gartenkunst 1915, S.61ff 151 Unser Garten (1910); Gartenbuch (1939); Wettbewerb Schillerpark Berlin, in: Gartenkunst 1908, Jg.10, Heft 7, S.117 - 119 152 weiterführende Literatur: „Humphre Reptons Einfluß auf die gartenkünstlerischen Ideen des Fürsten Pückler - Muskau“, Dissertation, Uhlitz Martin, Berlin 1988; Jaeffke, C. „Fürst Pückler“ – Biographie, Berlin 1993; Heinrich, H.L. „Fürst v. Pückler - Muskau“, Weimar 1989; Rippl, Heinz „Der Parkschöpfer Pückler – Muskau“, Weimar 1995, Inv.Nr.: 10460/98; Heinz Oloff „ „ 96 „Kunst ist das Höchste und Edelste im leben, denn es ist Schaffen zum Nutzen der Menschheit. Nach Kräften habe ich dies mein langes Leben hindurch im Reiche der Natur geübt.“(S.105) (T.B.) Inhaltsverzeichnis Vorwort Der Bestand Gandert Der Auftrag Katalogteil: Amherst, A. A History of Gardening in England Blaikie, Th. Journal de Thomas Blaikie Bosse, J.F.W. Handbuch der Blumengärtnerei Brown, R.N. A Hand Book of the trees, Shrubs and Herbaceous Plants Cecil, E. Children´s Gardens Christ, J.L. Die Krankheiten, Uebel und Feinde der Obstbäume Dänhardt, W. Festschrift zum 100- jährigen Bestehen der Flora Dresden Echtermeyer, Th. Festschrift zum 75. jährigem Bestehen der Kgl. Gärtnerlehranstalt Potsdam Echtermeyer, Th 100 Jahre Gärtnerlehranstalt Berlin - Dahlem Effner, K. Bericht über die Thätigkeit der bayerischen Gartenbaugesellschaft Encke, F. Der Hausgarten Goethe, R. Aepfel und Birnen Goeze, E. Pflanzengeographie für Gärtner und Freunde 97 des Gartenbaus Haberle, E. Deutsche Konkurrenzen – Flora Köln Lister - Turm Hannover Volksgarten Düsseldorf Hampel, C. Die deutsche Gartenkunst Hertrich, W. The Huntington Botanical Gardens Krause, C.L. Fünfzigjähriger erfahrungsmäßiger Unterricht von der Gärtnerey Lange, W. Blumen im Hause Lebel, M. Lebl´s Rosenbuch Levy, E. Musteralben moderner Teppichgärtnerei Liegel, G. Anweisungen mit welchen Obstsorten... Lingener, R. Landschaftsgestaltung Mäding, E. Regeln für die Gestaltung der Landschaft Mavor, W. Nouvelle Description de Blenheim Migge, L. Die Gartenkultur des 20. Jahrhunderts Mills, J. A new and complete system of practical husbandry Muthesius / Maasz Landhaus und Gartens Pniower, G. B. Naturschutz im Spiegel der Landeskultur Reider, J.E.v. Die Geheimnisse der Kunstgärtnerei Schneider, C. Landschaftliche Gestaltung Seifert, A. Im Zeitalter des Lebendigen Späth, H. L. Späth – Buch 1720 – 1930 Wiepking, J. Deutsche Landschaftsfibel Winckler, E. Geschichte der Botanik Zahn, F. Fürst Pückler - als Gartenkünster und Mensch
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