Dieses eBook ist lizenziert für UNI KoelnAlle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de Das bietet Ihnen die DVD     WorkshopUnterlagen und PowerpointFolien  Überzeugen  Sie  Ihre  Projektmitarbeiter  und  Vorgesetzten  mit  diesen  Präsentationen. Führen Sie vor, wie Projekte beschleunigt werden können: •  Single und Multiprojektmanagement  •  Kennzahlen  •  Supply Chain Management       Checklisten, Übersichten und Abbildungen   Nutzen Sie Checklisten, Übersichten und Abbildungen für die Steuerung  Ihrer Projekte:  •  Checklisten zur Einführung des CriticalChainProjektmanagements  •  Handlungsempfehlungen für die Projektarbeit  •  Abbildungen zur Visualisierung von Projektabläufen  u. v. m.       Informationen zu CriticalChainSoftwareanbietern  Profitieren  Sie  von  den  Erfahrungen  der  Autoren  mit  den  verschiedenen  Softwarelösungen:  •  PowerpointPräsentation zur Auswahl der geeigneten Software  •  Adressen und Links zu den einzelnen Anbietern       Vorträge von Anwendern  Profitieren Sie von den Erfahrungen der Anwender. Die DVD enthält Video Aufzeichnungen  von  vier  Vorträgen,  die  auf  der  Anwenderkonferenz  2009  „Erfolg  im  Projektgeschäft  mit  Critical  Chain  Projektportfolio  Management  (CCPM)“ gehalten worden sind.    Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de     Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek     Die  Deutsche  Nationalbibliothek  verzeichnet  diese  Publikation  in  der  Deutschen  Nationalbibliographie;  detaillierte  bibliographische  Daten  sind  im  Internet  über  http://www.dnb.de abrufbar.        ISBN: 9783648012512  BestellNr. 000790002    2. Auflage 2011    © 2011, HaufeLexware GmbH & Co. KG, Munzinger Straße 9, 79111 Freiburg    Redaktionsanschrift: Fraunhoferstraße 5, 82152 Planegg/München   Telefon: (089) 895 170  Telefax: (089) 895 17290  www.haufe.de  
[email protected]  Produktmanagement: Steffen Kurth    Redaktion und DTP: Lektoratsbüro Peter Böke, 10825 Berlin  Umschlag: Kienle gestaltet, 70182 Stuttgart  Druck: BoschDruck GmbH, 84030 Ergolding     Die Angaben entsprechen dem Wissensstand bei Redaktionsschluss am 31. Januar 2011.  Alle Angaben/Daten nach bestem Wissen, jedoch ohne Gewähr für Vollständigkeit und  Richtigkeit.  Dieses  Werk  sowie  alle  darin  enthaltenen  einzelnen  Beiträge  und  Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich  vom  Urheberrechtsschutz  zugelassen  ist,  bedarf  der  vorherigen  Zustimmung  des  Verlages. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen,  Mikroverfilmungen,  Auswertungen  durch  Datenbanken  und  für  die  Einspeicherung  und Verarbeitung in elektronische Systeme.    Zur Herstellung der Bücher wird nur alterungsbeständiges Papier verwendet.  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de       Critical Chain   Projektmanagement  Schneller, besser, termingerecht    Uwe Techt  Holger Lörz                      Haufe Mediengruppe  Freiburg · Berlin · München  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 4  Inhaltsverzeichnis  Vorwort zur 2. Auflage  7  1  Einführung  9  1.1  Risikofaktoren des Projektmanagements  10  1.2  Toggotec GmbH & Co. KG – die „Musterfirma“  14  1.3  Die Kapitel im Überblick: Toggotecs Weg zum Erfolg  16  2  Welches Projekt lohnt sich?  21  2.1  Prioritäten setzen  21  2.2  Abschied von der Projektkostenrechnung  27  2.3  Anfrage und Angebotsteam  30  3  Wenn sich Projekte im Weg stehen  33  3.1  Suche nach der Ursache  33  3.2  Schädliches Multitasking  43  3.3  Paradigmenwechsel  54  3.4  Projektportfolio steuern  63  3.5  Risiken bei der Implementierung von CriticalChain Multiprojektmanagement  77  4  Ergebnisorientierte Projektplanung  87  4.1  Projektkultur verhindert den realistischen Projektplan  87  4.2  Projektplanung nach dem „PullPrinzip”  98  5  Das CriticalChainProjekt  105  5.1  Konflikte der Projektleiter  105  5.2  Lösung: CriticalChainProjektmanagement  127  5.3  Staffelläuferprinzip  135  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Inhaltsverzeichnis  5  6  Projekte sinnvoll steuern mit neuen Kennzahlen  139  6.1  Außer Kraft: das „magische Dreieck”  140  6.2  Steuerung des zeitlichen und inhaltlichen Fortschritts  143  6.3  Sicherstellung des inhaltlichen Ergebnisses  150  6.4  Critical Chain und die Kosten  154  7  Critical Supply Chain – unternehmensübergreifende  Partnerschaft  163  7.1  Unerwünschte Effekte in Großprojekten  164  7.2  Umgang mit den Sicherheiten in der Supply Chain  171  7.3  Zusammenarbeit fördern  172  8  „Unwiderstehliche“ Projektangebote entwickeln  175  8.1  Marketing und Vertrieb  176  8.2  Probleme des Marktes lösen  180  9  Mitwirkung für Critical Chain erzeugen – ein  Paradigmenwechsel  185  9.1  Überwindung der Widerstände  186  9.2  Einigkeit über das Problem erzielen  188  9.3  Konsens über die richtigen Lösungsansätze  189  9.4  Konsens über die Qualität der Lösung  190  9.5  Passt die CriticalChainLösung zu uns?  191  9.6  Stolpersteine überwinden  192  9.7  Was passiert, wenn nichts passiert?  193  10  Erfolgsfaktoren von Toggotec  195  10.1  Regeln für das Management  196            Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Inhaltsverzeichnis  6  11  Erfahrungen aus der Praxis  199  11.1  Einigkeit im Topmanagement  200  11.2  Schnelle Erfolge erzielen  200  11.3  Schädliches Multitasking  200  11.4  Der Start oder FullKitManager  208  Praxisbeispiel 1: Werkzeug und Formenbau  221  Praxisbeispiel 2: Softwareentwicklung  231  Anhang  Glossar: Fachbegriffe und Methoden  237  Stichwortverzeichnis  255  Abbildungsverzeichnis  258  Die Autoren  260  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 7  Vorwort zur 2. Auflage  Herzlichen  Dank  für  die  zahlreichen  Rückmeldungen  zur  ersten  Auflage,  die  wir  auf  www.ccpm.ws  veröffentlicht  haben.  Es  hat  sich  seit  2007  im  Projektmanagementumfeld  einiges  getan.  Critical  Chain  ist  in  vielen  Unternehmen  akzeptiert  und  wird  erfolgreich  umgesetzt.  Einige  scheitern  an  ihren  „politischen  Engpässen“,  die  meisten  jedoch  können  respektable  Erfolge  vorweisen.  In  Fachkrei- sen  und  Projektmanagementorganisationen  wie  beispielsweise  der  GPM Deutschen Gesellschaft für Projektmanagement sowie beim Pro- ject  Management  Institute  (PMI)  wird  die  engpassorientierte  Denk- weise positiv diskutiert. Vorträge der Autoren auf den dortigen Ver- anstaltungen finden erheblichen Anklang und die erfolgreichen und  bekannten  Praxisbeispiele  sind  mit  ihren  Stolpersteinen  bei  der  Vorgehensweise in dieser zweiten Auflage ergänzend dargestellt.   Werden  Unternehmen  von  starkem  Abteilungsdenken  geprägt,  müssen  Projekte  gegeneinander  um  Ressourcen  und  Management- Aufmerksamkeit  kämpfen.  Dies  wird  oft  auf  dem  Rücken  der  aus- führenden Mitarbeiter ausgetragen: einerseits werden sie zu schädli- chem  Multitasking  gezwungen,  was  jeden  Vorgang  um  ein  Vielfa- ches  verlängert;  andererseits  erhöht  das  Management  den  Druck  darauf, dass jeder Einzelne seinen Termin einhalten soll. Wer sich in  einem solchen Spannungsfeld befindet, kann kaum großes Vertrau- en  in  seine  Führungskräfte  entwickeln.  So  entstehen  lange  Durch- laufzeiten,  Verspätungen  und  unzufriedene  Kunden  sowie  ausge- brannte  Mitarbeiter  und  Führungskräfte,  die  sich  gegenseitig  wenig  wertschätzen.  Steht  jedoch  die  globale  Optimierung  also  ein  abteilungs-  und  pro- jektübergreifendes  Denken  und  Handeln  im  Vordergrund,  dann  kann jeder, jederzeit wissen, welche Vorgänge aus welchen Projekten  gerade  erfolgskritisch  für  das  Unternehmen  sind  und  seine  Hand- lungen  darauf  abstimmen.  Allein  schon  die  abgestimmte  Fokussie- Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Vorwort  8  rung  der  verschiedenen  Management-Funktionen  erzeugt  einen  Leistungssprung.  Werden  gleichzeitig  die  Kennzahlen  und  Beloh- nungssysteme  abgeschaltet,  die  auf  Bereichsoptimierung  ausgerich- tet sind, dreht sich das Klima im Unternehmen und wir ziehen wie- der  an  einem  Strang.  Das  Leuchten  in  den  Augen  der  Mitarbeiter  kehrt zurück.  Viele  Unternehmen  haben  ihre  durch  Critical  Chain  erzielten  Ver- besserungen  veröffentlicht;  die  meisten  halten  jedoch  geheim,  dass  und  wie  sie  Critical  Chain  als  Baustein  der  „Theory  of  Constraints“  nutzen. Warum sollte ein Unternehmen seinem Wettbewerb zeigen,  wie  es  ihm  gelungen  ist,  innerhalb  weniger  Wochen  oder  Monate  entscheidende  Wettbewerbsvorteile  zu  erzielen  und  dadurch  seine  wirtschaftlichen  Ergebnisse  sowie  die  Stabilität  des  Unternehmens  signifikant zu verbessern?  Dennoch:  die  veröffentlichten  Ergebnisse  und  auch  meine  eigenen  Erfahrungen  im  IT-Projektgeschäft,  die  Sie  in  den  Praxiskapiteln  nachlesen können, zeigen, was möglich ist.     Viel Vergnügen beim Lesen und viel Erfolg in der Umsetzung!    Ansgar Knipschild 1     mgm technologypartners Köln GmbH   (vormals kingmedia websolutions)                                                                          1     Leiter der Fachgruppe „Critical Chain Projektmanagement“ der Deutschen  Gesellschaft für Projektmanagement (GPM)  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 9  1  Einführung  Projekte  verschlingen  gigantische  Investitionen  und  leisten  teilweise  erhebliche  Beiträge  zum  Erfolg  von  Unternehmen  und  ganzer  Volkswirtschaften.  Projektmanagement  in  seiner  klassischen  Form  wird in der deutschen Wirtschaft beispielsweise bei Produktentwick- lungen,  Produktionsanläufen,  Forschungsarbeiten,  Bauprojekten  oder  Firmenfusionen  eingesetzt.  Die  Klagen  der  Projektmanager  sind  bekannt:  „Wenn  sich  nur  alle  Projektbeteiligten  an  das  halten  würden,  was  in  den  Projektmanagement-Handbüchern und  Check- listen  vereinbart  wurde  –  dann  könnte  pünktlich,  qualitätsgerecht  und  zu  den  vereinbarten  Kosten  geliefert  werden.  Mehr  Standards,  mehr  Disziplin,  mehr  Konsequenz!“  Die  Appelle  der  Projektleiter  zum Einhalten der Standards nützen jedoch wenig. Die Erfolgsbilanz  holt uns auf den Boden der Tatsachen zurück: Geschätzte 150 Milli- arden Euro gingen der deutschen Wirtschaft in vier Jahren verloren 2 ,  weil  die  ausgewählten  Projekte  nicht  zur  Unternehmensstrategie  passen  oder  ineffizient  durchgeführt  werden.  Offensichtlich  stößt  das  herkömmliche  Projektmanagement  an  seine  Grenzen.  Projekt- managementmethoden  wurden  zwar  in  den  letzten  25  Jahren  stän- dig  verbessert  und  ergänzt;  was  bislang  fehlt,  ist  jedoch  eine  grund- legende  Überarbeitung  der  jeweiligen  Gesamtkonzeption.  Dies  soll  nun  nachgeholt  werden:  Wir  zeigen  auf,  weshalb  viele  Unterneh- men,  die  Projektmanagement  anwenden,  ihren  Herausforderungen  nicht mehr gewachsen sind.                                                                        2     Dies besagt eine Studie von Prof. Manfred Grögger, veröffentlicht in der  Zeitschrift „Projektmanagement aktuell 2004“. Für diese Studie wurden vier  Jahre lang 962 Führungskräfte aus der deutschen Wirtschaft (unter ihnen  Führungskräfte aus der Hälfte aller Dax-100-Unternehmen) und Verwaltung  befragt.   Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 1  Einführung  10  1.1  Risikofaktoren des Projektmanagements  Ein  Blick  auf  das  Projektmanagement  vieler  Branchen  und  Unter- nehmensgrößen  zeigt:  Projekte  werden  nicht  rechtzeitig  fertig,  sind  teurer als geplant und bringen nicht die Ergebnisse, die sie verspro- chen haben. Das ist die Regel, leider. Und kein Sonderfall.  Einhaltung von  Terminen Einhaltung Budget/Kosten Erfüllung der  Inhalte/Leistungen   Abb. 1: Das magische Dreieck  Das „magische Dreieck“  Seit  Jahren  spricht  man  im  Projektmanagement  vom  „magischen  Dreieck“, innerhalb dessen sich ein Projekt bewegt: Kosten, Termin  und  Qualität.  Diese  drei  Eckpunkte  des  Projektes  werden  jedem  angehenden  Projektmanager  mit  auf  den  Weg  gegeben.  Wer  vom  „magischen  Dreieck“  spricht,  erntet  unter  Kollegen  immer  ein  zu- stimmendes  Kopfnicken.  Und  doch,  welches  Projektmanagement  kann  diesen  drei  (eigentlichen  simplen)  Forderungen  erfüllen:  schnell  und  pünktlich  zum  Ziel  zu  kommen,  die  vereinbarte  Quali- tät des Projektergebnisses zu erreichen und den Budgetrahmen nicht  zu sprengen?   Bei  einem  oder  zwei  der  Kriterien  mag  das  Projekt  punkten:  Es  bleibt im Budget und liefert ein gutes Ergebnis – doch leider zu spät.  Es kostet nicht mehr als geplant und wird pünktlich beendet – doch  Welche Mecha nismen führen  zu den Schwie rigkeiten?  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Risikofaktoren des Projektmanagements  1  11  leider  mit  fehlerhaftem  Ergebnis.  Es  liefert  pünktlich  ein  gutes  Er- gebnis – und kostet mehr als ursprünglich geschätzt. Das „magische  Dreieck„  scheint  vielen  Projektmanagern  insofern  magisch,  als  dass  man  sich  mit  Projekten  hoffnungslos  darin  verlieren  kann.  Immer  wieder  versuchen  sie  in  diesem  Projekt  eine  Balance  zu  finden,  und  doch  gelingt  es  ihnen  nicht,  das  Projekt  ins  Gleichgewicht  zu  bringen.   Ein  Beispiel  für  Projekte  mit  Fixtermin:  Der  Schwimmhalle  in  Athen,  die  zur  Olympiade  2005  fertig  gestellt  sein  muss,  fehlt  das  Dach.  Eine  Terminverschiebung  ist  unmöglich.  Das  Projekt  muss  zum  Fixtermin  abgeschlossen  sein,  so  dass  gerade  noch  die  Wett- kämpfe  durchgeführt  werden  können.  Qualität  und  Kosten  bleiben  bei solchen Projekten mit Fixterminen zumeist auf der Strecke.  Automobilhersteller  haben  massive  Probleme  mit  der  Entwicklung  neuer Modelle. Das Projektmanagement scheitert daran regelmäßig:  Ganze  Modellreihen  werden  mit  Elektronikproblemen  ausgeliefert.  Unter  der  Hand  empfehlen  Automobilentwickler,  ein  Modell  der  Erstserie nicht mehr zu kaufen, gleich, um welchen Hersteller es sich  handelt.  Manche  Entwickler sprechen  sogar  von  „verkauften  Proto- typen“  an  Endkunden  und  selbst  fahren  sie  die  nachgebesserten  Modelle der ausgereiften Serie im zweiten Produktionsjahr.  Sind  Projektteams  gezwungen,  allein  nach  Maßgabe  der  Kosten  zu  planen,  müssen  sie  zumeist Kompromisse in  Bezug  auf  die  Qualität  machen.  Sie  versuchen  sich  mit  Kompromissen  durchzuhangeln.  Am Ende stellen sie fest, dass das Gesamtprojekt scheitert, weil eben  das  eingesparte  genau  jenes  kleine  Puzzleteilchen  war,  das  zum  Er- folg fehlte.  Merkwürdig  ist  nur:  Obwohl  sich  die  Projekte  im  magischen  Drei- eck verfangen, waren sie doch ursprünglich so geplant, dass Termin,  Kosten  und  Qualität  hätten  gewährleistet  sein  müssen.  Was  ist  pas- siert?  Warum  konnten  die  geplanten  Vorgaben  nicht  realisiert  wer- den?  Zunächst die Frage: Ist es überhaupt möglich, alle drei Ziele in Pro- jekten  zuverlässig  zu  erreichen?  Oder  existiert  irgendwo  verborgen  ein  Mechanismus,  der  dies  verhindert?  Einen  Mechanismus  gibt  es  unserer Ansicht nach nicht, aber sicherlich einige Stolperfallen.   Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 1  Einführung  12  Stolperfallen im Projekt  •  Termine für Einzelaufgaben der Projekte werden nicht eingehal- ten,  obgleich  die  Aufgaben  in  den  Projektplänen  exakt  mit  allen  erforderlichen  Daten  beschrieben  und  die  Mitarbeiter  in  diese  Planung einbezogen worden sind.   •  Mitarbeiter  oder  Betriebsmittel,  die  im  Projektplan  fest  einge- plant  wurden,  stehen  zum  jeweiligen  Zeitpunkt  nicht  bereit  –  obwohl die Bereitstellung der Ressourcen mit den Abteilungslei- tern abgestimmt worden war.   •  Projekte  durchlaufen  eine  Vielzahl  kostspieliger  Änderungen  und Arbeitsschleifen – obwohl vor dem Start ausführliche Pflich- ten- und Lastenhefte erstellt wurden.  •  Logische  Abhängigkeiten  werden  nicht  erkannt,  obwohl  detail- lierte  Projektpläne  erstellt  wurden,  aus  denen  eindeutig  ersicht- lich  wird,  wie  die  Aufgaben  voneinander  abhängen.  So  kommt  es,  dass  eine  Zeichnung  noch  nicht  fertig  oder  das  Rohmaterial  noch nicht geliefert ist, obwohl der Prototypenbauer schon seine  Arbeit beginnen muss.  •  Projektphasen,  Lieferantenleistungen  und  Zukaufteile  werden  teurer  als  geplant,  obwohl  zu  Beginn  eines  Projektes  genau  ana- lysiert und ermittelt wurde, wie viel Arbeitsstunden für eine Auf- gabe  gebraucht  werden  und  wie  viel  Geld  für  die  einzelnen  Zu- kaufleistungen bzw. Produkte ausgegeben werden darf.  •  Prioritäten  wechseln  kurzfristig,  abhängig  davon,  wo  der  Druck  in  diesem  Moment  am  höchsten  ist  –  obwohl  die  Zielsetzung  von  Chef,  Kunde  und  Projektleiter  eigentlich  gleich,  eindeutig  und dauerhaft sein sollte. Daraus entsteht dann in vielen Unter- nehmen  Streit  über  die  Wichtigkeit  von  Aufgaben  und  Projek- ten.    Ein  naheliegender  Ansatz  wäre,  sich  mit  diesen  Missständen  abzu- finden,  zu  argumentieren,  dass  es  einen  „naturgegebenen  Zielkon- flikt“  gibt:  „Wir  können  eben  nicht  alles  gleichzeitig  tun.  Wir  müs- sen improvisieren und uns arrangieren. Mit den Problemen leben.“  Aber:  Wie  kommt  es  zu  diesen  ganzen  Schwierigkeiten?  Weshalb  führen diese Schwierigkeiten dazu, dass Projekte nicht die Ergebnis- se  bringen,  die  von  einer  Projektmanagementmethode  erwartet  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Risikofaktoren des Projektmanagements  1  13  werden?  Was  muss  nun  also  verändert  werden?  So  viel  schon  jetzt:  Es  sind  die  historisch  gewachsenen  Managementmethoden,  die  lokalen  Messkriterien  und  die  zurzeit  gültigen  Projektmanage- mentmechanismen,  die  die  Schwierigkeiten  im  Projektmanagement  verursachen und die Projektleiter in Konfliktsituationen bringen.   CriticalChainProjektmanagement  Der  Begriff  Critical-Chain-Projektmanagement  wurde  erstmals  von  Dr.  Eliyahu  M.  Goldratt  in  seinem  Roman  „Critical  Chain“  vorge- stellt.  Eines  der  Basiselemente  dieses  neuen  Projektmanagementan- satzes,  den  wir  folgend  nur  noch  kurz  Critical  Chain  nennen,  stellt  die  kritische  Kette  dar.  Sie  kann  mit  dem  in  Fachkreisen  geläufigen  Begriff  „ressourcennivellierter  kritischer  Pfad“  verglichen  werden  und  ist  die  längste  Folge  voneinander  abhängiger  Aufgaben  unter  Berücksichtigung der begrenzten Ressourcen. „Ganz oder gar nicht“,  heißt  die  Devise  bei  der  Einführung  von  Critical  Chain,  denn  wenn  nur einzelne Ansätze und Verhaltensweisen verändert werden, kann  das  dazu  führen,  dass  sich  die  erhofften  Verbesserungen  eher  kont- raproduktiv auswirken.   Dieses  Buch  hat  nicht  den  Anspruch,  einen  komplett  neuen  Pro- jektmanagement-Werkzeugkasten zu liefern, aus dem sich der Leser  bedienen  kann.  Neue  Denkweisen  und  Handlungsempfehlungen,  die in ihrer Gesamtheit eine Beschleunigung der Projekte bewirken,  stehen im Vordergrund. Dabei nutzen wir eine Vielzahl bestehender  und  bewährter  Projektmanagementstandards,  andere  stellen  wir  gänzlich in Frage und stufen sie als ungeeignet ein.   Dieses  Buch  stellt  die  Ansätze  und  Methoden  zuerst  dar,  die  die  größte Wirkung erzielen. Demnach sind beispielsweise die Probleme  und  Änderungen  des  Multiprojektmanagements  vor  den  Lösungs- ansätzen  des  Einzelprojektes beschrieben,  da  im  Multiprojektmana- gement  die  größeren  Beschleunigungseffekte  für  das  Unternehmen  erzielt werden.  Die  einzelnen  Kapitel  beantworten  anhand  eines  Praxisbeispiels  die  unten aufgezählten Fragestellungen:   •  Welche  etablierten  Regeln  und  Mechanismen  verursachen  die  Probleme in den Projekten?  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 1  Einführung  14  •  Wo liegt die Kernursache der Probleme?  •  Wie  sieht  eine  Lösung  aus,  die  an  der  jeweiligen  Kernursache  ansetzt und nicht nur die Symptome behandelt?  1.2  Toggotec GmbH & Co. KG – die  „Musterfirma“  Toggotec, ein mittelständisches Familienunternehmen mit 400 Mit- arbeitern und einem Umsatz von 110 Millionen Euro entwickelt und  produziert  Sondermaschinen  im  Automotive-Bereich.  Die  Maschi- nen werden entweder eigenständig oder im  Rahmen einer  größeren  Produktionsanlage beim Kunden eingesetzt.  Toggotec  entwickelt  und  montiert  die  Sondermaschinen  in  Zusam- menarbeit mit Lieferanten und übernimmt in Einzelfällen als Gene- ralunternehmer die Erstellung einer kompletten Produktionsanlage.  Systemkomponenten,  Einzelteile  sowie  komplette  Entwicklungsleis- tungen  werden  weltweit  zugekauft.  Die  Kernkompetenz  des  Unter- nehmens  liegt  in  der  Entwicklung  von  Steuerungseinheiten,  von  Soft-  und  Hardware  sowie  in  der  Synchronisation  einzelner  Son- dermaschinen bei größeren Produktionsanlagen.  Critical  Chain  wurde  bereits  erfolgreich  in  vielen  Branchen  und  in  unterschiedlichsten  Projektarten  eingesetzt.  Die  Ansätze  und  Me- thoden werden anhand der Entwicklungsprojekte von Toggotec und  dessen  Lieferanten  so  beschrieben,  dass  diese  auf  andere  Unterneh- men übertragen werden können.   Leidensdruck bei Toggotec  Toggotec steht kurz vor der Insolvenz. Die Projekte dauern wesent- lich länger als mit den Kunden vereinbart, und die Qualitätsanforde- rungen reichen in vielen Projekten nicht aus. Die daraus resultieren- den  Nacharbeiten  führen  zu  höheren  Kosten  und  die  Geldeingänge  erfolgen später als geplant.  Toggotec  hat  kaum  noch  lukrative  Anfragen  von  Großkunden,  ob- wohl  die  Produkte  der  Konkurrenten  bei  Weitem  nicht  das  Know- how  der  Steuerungssysteme  von  Toggotec  bieten.  Innerhalb  der  letzten vier Jahre sind die Marktpreise für die Entwicklung von Son- Welche Mecha nismen führen  zu den Schwie rigkeiten?  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Toggotec GmbH & Co. KG – die „Musterfirma“  1  15  dermaschinen um 25 % gefallen. Auf Basis der gängigen Kalkulation  sind  kaum  noch  Projekte  mit  positivem  Deckungsbeitrag  durch- führbar.  Häufige Kundenreklamationen bei abgeschlossenen Projekten zwin- gen die Entwickler mit erheblichem Aufwand zur Nacharbeit. Diese  Störungen  behindern  stark  den  Fortschritt  der  laufenden  Projekte.  Die  Innovationskraft  von  Toggotec  erlahmt,  wodurch  der  Abstand  zu den Mitbewerbern geringer wird. Teilweise müssen auch erhebli- che  Vertragsstrafen  gezahlt  werden,  da  die  mangelnde  Qualität  der  gelieferten Maschinen in manchen Fällen zu Produktionsstillständen  bei Großkunden führte.  Die  Mitarbeiter  der  Entwicklungsabteilung  werden  durch  die  Re- klamationen und den damit verbundenen Druck der Führungskräfte  so  verunsichert,  dass  sie  sich mehr  und mehr  absichern.  Es  entsteht  ein  ausgeprägter  Perfektionismus  in  Technikfragen.  Dabei  spielt  die  Termineinhaltung nur noch eine untergeordnete Rolle. Vielmehr ist  es  jedem  einzelnen  Entwickler  wichtig,  dass  ihm  möglichst  wenige  Reklamationen zugeordnet werden können.  Folgende – erfolglose – Versuche wurden bereits unternommen, um  die prekäre Situation zu verbessern:   Innerhalb der Projekte wurde für jede einzelne Aufgabe die Termin- treue  gemessen.  Daraus  wurde  dann  für  das  Einzelprojekt  eine  Kennzahl  abgeleitet,  mit  der  die  Projektleiter  gemessen  wurden.  „Wie  viel  Prozent  der  Termine  im  Projekt  sind  eingehalten  wor- den?“,  war  die  Frage.  Man  konnte  anhand  dieser  Kennzahl  auch  feststellen,  welche  Mitarbeiter  regelmäßig  ihre  Termine  überschrit- ten  hatten  –  der  Druck  auf  diese  Mitarbeiter  wurde  dann  noch  er- höht, was aber einen gegenteiligen Effekt für die Projekte hatte. Die  Demotivation der Mitarbeiter stieg an.  Projektpläne wurden immer mehr verfeinert und akribisch verfolgt,  was zusätzlichen Aufwand bedeutete. Die einzelnen Entwickler wur- den  nicht  nur  an  ihrer  Primärkennzahl  „Fehlerfreie  Entwicklung“,  sondern  auch  an  der  Termineinhaltung  gemessen.  Auf  diese  hatten  sie jedoch wenig Einfluss, denn zumeist warteten sie auf Zukaufteile  oder andere Entwicklungsleistungen.  Es wurden Produktivitätskennzahlen für die an dem Projekt beteilig- ten  Bereiche  eingeführt.  Wöchentliche  Statusberichte  aller  Projekt- Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 1  Einführung  16  leiter  an  die  Geschäftsleitung  und  ein  wöchentliches  Abstimmungs- meeting  zwischen  allen  Projekt-  und  Abteilungsleitern  wurden  ein- gerichtet.  Doch  all  die  aufwändigen  Meetings  brachten  nicht  den  erhofften Erfolg.  Vor  allem  in  den  Statusbesprechungen  war  die  Wirkungslosigkeit  dieser Maßnahmen spürbar. Da fast alle Projekte in zeitlichem Ver- zug  waren,  wurden  die  begehrten  Mitarbeiter  und  Ressourcen  hin  und  her  geschoben.  Wer  am  lautesten  schrie,  bekam  den  Zuschlag  vom Chef persönlich. Ausufernde Technikdiskussionen und Schuld- zuweisungen  bei  Qualitätsproblemen  trugen  dazu  bei,  dass  sich  die  Zusammenarbeit  wesentlich  verschlechterte.  Jeder  verteidigte  nur  noch seine Kennzahl.  Paradoxerweise  wurden  in  dieser  gefährlichen  Liquiditätssituation  trotzdem  viele  Teilaufträge  an  externe  Dienstleister  vergeben,  denn  die Mitarbeiter waren stets überlastet. Gute Lieferanten, die teilweise  erst sehr spät bezahlt werden konnten, waren bald nicht mehr bereit,  geforderte Änderungen der Kunden mitzutragen.  Insbesondere  die  Elektronikentwickler  waren  extrem  überlastet  und  hochgradig  frustriert.  Der  Chefentwickler  wechselte  deshalb  bereits  zum  Mitbewerber.  Die  Banken  wurden  aufgrund  der  Liquiditätssi- tuation  nervös  und  forderten  ein  Sanierungskonzept.  Die  von  der  Familie eingesetzte Geschäftsleitung wurde ausgewechselt. Der neue  Geschäftsführer kam aus einem amerikanischen Großunternehmen,  das  bereits  Critical  Chain  eingeführt  hatte.  Er  schlug  das  Konzept  mit  den  entsprechenden  Finanzierungsdetails  den  Banken  und  Großkunden  vor.  Er  überzeugte,  seine  Vorschläge  wurden  ange- nommen. An diesem Punkt steht Toggotec nun.   1.3  Die Kapitel im Überblick: Toggotecs Weg  zum Erfolg  Um das Konzept intern umzusetzen, erhält die zweite Führungsebe- ne  von  Toggotec  einen  Crashkurs  in  der  Methodik  von  Critical  Chain.  Anschließend  wird  in  einem  dreitägigen  Strategieworkshop  ein  gemeinsames  Ziel  festgelegt:  „In  sieben  Monaten  werden  wir  unsere Entwicklungsprojekte insgesamt um 35 % beschleunigen, bei  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Die Kapitel im Überblick: Toggotecs Weg zum Erfolg  1  17  nahezu hundertprozentiger Zuverlässigkeit und einer Umsatzrendite  von 10 %.“   Abgeleitet  aus  dem  obigen  Leitsatz  werden  dann  die  notwendigen  Veränderungen eruiert und in eine Reihenfolge gebracht. Die Maß- nahme mit dem größten Effekt wird auch als erstes realisiert.   Welches Projekt lohnt sich?  Der größte Effekt wird erzielt, indem diejenigen Projekte aussortiert  werden, die nicht das gemeinsam gesteckte Ziel unterstützen. Vielen  ist  klar,  dass  viel  zu  viele  Projekte  in  der  Pipeline  sind  und  dass  für  die Auswahl der Projekte klare Kriterien benötigt werden. Der stän- dige Streit darüber, welche Projekte bevorzugt und welche zurückge- stellt werden müssen, wird dann der Vergangenheit angehören.  Wenn sich Projekte im Weg stehen  Der  größte  Hebel  für  eine  nachhaltige  Verbesserung  entsteht  in  der  Umorganisation  der  Multiprojektumgebung.  Projekte,  die  nicht  eindeutig  priorisiert  sind,  behindern  sich  gegenseitig.  Bislang  müs- sen die Projektleiter um die benötigten Mitarbeiter und Betriebsmit- tel  kämpfen,  die  dann  in  anderen,  ebenso  wichtigen  Projekten  feh- len.  Mitarbeiter  und  Maschinen  werden  ständig  in  ihrer  Arbeit  un- terbrochen. Wenn zukünftig eindeutige Projektprioritäten festgelegt  und eingehalten werden, wird dieser Streit nicht mehr nötig sein.  Ergebnisorientierte Projektplanung  Niemand  bei  Toggotec  nimmt  die  Projektpläne  noch  ernst.  Sie  gel- ten als realitätsfern, denn die einzelnen Projekte laufen nie so wie sie  geplant  wurden.  Dies  führt  dazu,  dass  die  Projektleiter  kaum  noch  Zeit  in  die  Erstellung  der  Projektpläne  investieren.  Mitarbeiter  sind  nicht mehr bereit, bei der Planung mitzuwirken. Daher wird es eine  wichtige  Aufgabe  sein,  den  Projektplänen  wieder  den  Stellenwert  einzuräumen,  den  sie  benötigen.  Denn  Projektpläne  sind  die  Basis  und das Rückgrat der durchzuführenden Projekte.   Das CriticalChainProjekt  Aus  der  Erfahrung  einiger  Eilprojekte  wissen  die  Führungskräfte,  dass  die  Möglichkeit  besteht,  komplexe  Sondermaschinen  in  einem  Drittel  der  sonst  üblichen  Zeit  zu  entwickeln.  Dies  ist  der  Grund,  Kapitel 2  Kapitel 3  Kapitel 4  Kapitel 5  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 1  Einführung  18  warum sie sich entschieden haben, die Eilprojekte genau zu untersu- chen.  Es  gilt  herauszufinden,  ob  es  möglich  sein  kann,  die  Ge- schwindigkeit der Eilprojekte als Standard auf alle Projekte zu über- tragen.  Projekte sinnvoll steuern mit neuen Kennzahlen  Um  das  Vertrauen  der  Großkunden  wieder  zu  gewinnen,  benötigt  Toggotec  ein  Steuerungs-  und  Berichtssystem,  das  zu  jeder  Zeit  Auskunft  über  den  Status  der  Projekte  gibt.  Bislang  haben  die  Pro- jektleiter  nur  vergangenheitsbezogene  Kennzahlen,  die  keine  zuver- lässige  Aussage  über  die  zukünftige  Entwicklung  des  Projektes  er- möglichten. Die Herausforderung besteht also darin, Kennzahlen zu  entwickeln,  mit  denen  Projekte  wesentlich  besser  gesteuert  werden  können.  Critical Supply Chain – unternehmensübergreifende Partnerschaft  Ein  wesentlicher  Erfolgsfaktor  für  die  Umsetzung  des  neuen  Criti- cal-Chain-Ansatzes  besteht  darin,  wie  effektiv  Toggotec  seine  Liefe- ranten in die Projekte einzubinden vermag. Gerade bei Großprojek- ten wird es entscheidend sein, dass Toggotec nicht von seinen Liefe- ranten im Stich gelassen wird. Für eine echte Partnerschaft zwischen  Lieferanten  und  Kunden  im  Projekt  werden  daher  dringend  neue  Mechanismen und Anreizsysteme benötigt.  „Unwiderstehliche“ Projektangebote entwickeln  Toggotec  muss  für  seine  Kunden  ein  Angebot  entwickeln,  das  zu- künftig  lukrative  Anfragen  generiert.  Bisher  wird  Toggotec  nur  an- gefragt,  wenn  es  um  besonders  anspruchsvolle  Projekte  geht,  bei  denen  der  Termin  eine  untergeordnete  Rolle  spielt.  Zukünftig  sind  neue  Alleinstellungsmerkmale  erforderlich,  um  sich  vom  Markt  abzuheben.  Schnelligkeit  und  100 %  Zuverlässigkeit  werden  die  Hauptbausteine  des  neu  zu  entwickelnden  Geschäftsmodells  sein.  Dies  wird  gekoppelt  mit  anderen  Lösungsbausteinen,  um  in  einer  noch nie da gewesenen Art die Probleme der Kunden zu lösen.  Mitwirkung für Critical Chain erzeugen – ein Paradigmenwechsel  Da  Toggotec  bisher  oft  die  Erfahrung  gemacht  hat,  dass  groß  ange- kündigte Veränderungen schnell im Sande verlaufen, bedarf es neu- Kapitel 6  Kapitel 7  Kapitel 8  Kapitel 9  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Die Kapitel im Überblick: Toggotecs Weg zum Erfolg  1  19  er  Ansätze  für  die  Implementierung  des  Critical  Chain.  Diese  müs- sen  sicherstellen,  dass  alle  Führungskräfte  den  Sinn  und  Zweck  von  Critical  Chain  verstehen.  Damit  bei  der  Implementierung  alle  Mit- arbeiter  hundertprozentig  mitwirken,  müssen  sechs  Schichten  des  Widerstands überwunden werden.  In  den  folgenden  Kapiteln  stellen  wir  dar,  wie  die  Führungskräfte  von  Toggotec  die  notwendigen  Veränderungen  erarbeitet  und  um- gesetzt haben.   Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 21  2  Welches Projekt lohnt sich?  Am  Anfang  jeder  Veränderung  steht  die  Bestandsaufnahme.  Um  sich  einen  Überblick  zu  verschaffen,  will  der  neue  Geschäftsführer  von  Toggotec  die  Liste  aller  Projekte  einsehen.  Eine  solche  Liste  existiert  jedoch  nicht.  Daraufhin  wird  eine  E-Mail  an  alle  Mitarbei- ter geschickt, die mit Projekten zu tun haben: Sie werden gefragt, an  welchen  Projekten  sie  beteiligt  sind.  Auf  Basis  der  Antworten  wird  dann  eine  Projektliste  erstellt,  die  270  Einträge  hat.  Viele  der  in  der  Liste  stehenden  Projekte  sind  nur  Teilprojekte  oder  Tagesaufgaben,  die sofort wieder aus der Liste gestrichen werden konnten. 150 Pro- jekte  jeglicher  Größenordnung  bleiben  schließlich  übrig.  Anschlie- ßend  geht  der  Geschäftsführer  mit  den  verantwortlichen  Projektlei- tern in Klausur.   2.1  Prioritäten setzen  Nun  gilt  es  die  Kriterien  zu  definieren,  nach  denen  die  Projekte  ausgewählt und priorisiert werden sollen. Es ist allen Beteiligten klar,  dass  eine  große  Anzahl  Projekte  gestrichen  oder  zumindest  zurück- gestellt werden muss. Die Zielsetzungen des neuen Geschäftsführers  sind eindeutig und konkret: „Mit den zukünftigen Entwicklungspro- jekten,  die  konform  mit  unserer  Geschäftsstrategie  sein  werden,  erwirtschaften wir Gewinne!“ Erstaunlicherweise  kann  jeder  Projektleiter  glaubhaft  versichern,  dass  mit  seinem  Projekt  Geld  erwirtschaftet  bzw.  Kosten  gesenkt  werden.  Daher  muss  genau  betrachtet  werden,  wie  die  Wirtschaft- lichkeit von Projekten zukünftig berechnet werden soll. Bisher wur- de die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung bei Toggotec folgendermaßen  durchgeführt:        Welche Mecha nismen führen  zu den Schwie rigkeiten?  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 2  Welches Projekt lohnt sich?  22  Projektkostenrechnung bei Toggotec  Ein  Ausschnitt  des  Toggotec-Systems  besteht  aus  fünf  produktiven  Mitarbeitern (MA A bis E), die jeweils 220 Tage im Jahr, acht Stun- den  pro  Tag  zur  Verfügung  stehen.  Die  Zahl  der  Mitarbeiter  kann  nicht erweitert werden. Die Betriebskosten des Unternehmens (ohne  Materialkosten) belaufen sich auf 950.000 Euro im Jahr und sind der  Einfachheit halber als Fixkosten zu betrachten.  Für  das  nächste  Jahr  hat  Toggotec  die  folgenden  sieben  Projekte  P1  bis  P7  zur  Auswahl.  Es  kann  frei  entscheiden,  welche  Projekte  es  abwickelt  und  welche  nicht.  Die  Ablehnung  eines  Auftrages  hat  keine negativen Auswirkungen auf Folgeprojekte.   Für jedes Projekt sind folgende Informationen bekannt:  •  der Umsatz, der mit dem Projekt erzielt wird,  •  die geschätzte Bearbeitungszeit der Mitarbeiter im Projekt,  •  die für das Projekt anfallenden Material- und Zukaufkosten.    Projekt   P1  P2  P3  P4  P5  P6  P7  Projektumsatz in T €  300 500 450 400 500 450  500  Tage MA A  30 40 30 30 30 40  45  Tage MA B  50 45 55 55 60 45  55  Tage MA C  30 30 30 50 30 40  35  Tage MA D  20 45 30 50 20 30  48  Tage MA E  5 60 0 0 20 70  90  Materialkosten in T € 100 275 230 125 260 225  225  Tab. 1: Umsatz, Materialkosten und Aufwandstage    Nun wird geprüft, ob das System überhaupt die Kapazitäten vorwei- sen kann, um alle Projekte zu realisieren.   Die folgende Tabelle zeigt, dass bei 220 verfügbaren Tagen pro Mit- arbeiter alle überlastet sind. Insbesondere der Mitarbeiter B, der 365  Tage arbeiten müsste, wird in den Projekten sehr stark beansprucht.          Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Prioritäten setzen   2   23  Projekt  P1  P2  P3  P4  P5  P6  P7  Tage  pro  Jahr  MA A  30  40  30 30 30 40 45 245 MA B  50  45  55 55 60 45 55 365 MA C  30  30  30 50 30 40 35 245 MA D  20  45  30 50 20 30 48 243 MA E  5  60  0 0 20 70 90 245 Tab. 2: Der Engpass – Mitarbeiter B    Toggotec muss nun folglich entscheiden, welche der sieben Projekte  angenommen  und  welche  abgelehnt  werden.  Bereits  hier  sei  er- wähnt,  dass  sich  nicht  jede  Rechenmethode  für  die  Projektauswahl  eignet.  Ein  Umdenkprozess  wird  notwendig  sein,  damit  Unterneh- men nicht dazu verleitet werden, falsche Entscheidungen zu treffen.  Um deutlich zu machen, welch fatale Folgen falsche Auswahlmetho- den haben können, wird die damalige Methode von Toggotec erläu- tert. Die in den folgenden Absätzen dargestellte Methode hat auch in  vielen anderen Unternehmen ihre Verbreitung gefunden. Leider!  Die  klassische  Projektkostenrechnung  stellt  sich  wie  folgt  dar:  Pro- jektumsatz  minus  Projektkosten  ergibt  das  Projektergebnis  (vgl.  Tab.  4).  Die  Projektkosten  addieren  sich  dabei  aus  dem  Geld,  das  direkt  an  Dritte  bezahlt  wird  (z. B.  für  Material),  und  den  Arbeits- kosten  der  Mitarbeiter.  Da  Mitarbeiter  wie  auch  Betriebsmittel  un- terschiedlich  stark  in  den  Projekten  zum  Einsatz  kommen,  werden  diese auf die Projekte umgerechnet:   Die  Kosten  des  gesamten  Systems  inkl.  aller  Ressourcen  zusammen  betragen  950.000  Euro.  Jeder  Mitarbeiter  arbeitet  220  Tage.  Es  gibt  in diesem Unternehmen insgesamt fünf Mitarbeiter, die in den Pro- jekten  eingesetzt  werden,  also  wird  an  1.100  Tagen  gearbeitet.  Der  Kostensatz pro Tag und Mitarbeiter beträgt also 950.000 Euro geteilt  durch 1.100 Tage = 863,64 Euro pro Tag.            Wo liegt die  Kernursache?  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 2  Welches Projekt lohnt sich?  24  Die Arbeitskosten der sieben Projekte betragen demnach:     Projekt  P1  P2  P3  P4  P5  P6  P7  Tage MA  A  30 40 30 30 30 40  45  Tage MA  B  50 45 55 55 60 45  55  Tage MA  C  30 30 30 50 30 40  35  Tage MA  D  20 45 30 50 20 30  48  Tage MA  E  5 60 0 0 20 70  90  Summe  135 220 145 185 160 225  273  Kos ten/Tag  864 864 864 864 864 864  864  Arbeits kosten  116.591 190.001 125.228 159.773 138.182 194.31 9  235.774  Tab. 3: Berechnung der Arbeitskosten    Daraus ergeben sich folgende Projektergebnisse:    Projekt  P1  P2  P3  P4  P5  P6  P7  Projektumsatz  in T €  300 500 450 400 500 450  500  () Material kosten in T €  100 275 230 125 260 225  225  () Arbeitskos ten in T €  117 190 125 160 138 194  236  = Projekter gebnis in T €  83 35 95 115 102 31  39  Tab. 4: Berechnung des Projektergebnisses    Die  nach  dieser  Rechnung  lukrativsten  Projekte  sind  also  P4  mit  115.000 Euro, P5 mit 102.000 Euro, P3 mit 95.000 Euro und P1 mit  83.000 Euro Projektergebnis.     Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Prioritäten setzen   2   25  Projekt  Projektergebnis  in T €  Tage MA B  Tage MA B  gesamt  P4  115 55 55 P5  102 60 115 P3  95 55 170 P1  83 50 220 Summe  395   Tab. 5: Auswahl der angeblich lukrativsten Projekte    Damit  wird  der  Mitarbeiter  B,  der  in  allen  vier  Projekten  mitwirkt,  mit  220  Tagen  bereits  vollständig  ausgelastet.  Mit  anderen  Worten:  B  kann  in  keinem  weiteren  Projekt  mehr  eingesetzt  werden.  Das  heißt alle anderen Projekte können nicht durchgeführt werden.   Laut  der  obigen  Projektkostendefinition  hätte  das  Unternehmen  395.000 Euro verdient. Wie bereits angedeutet, stimmt dieses Ergeb- nis leider nicht; das zeigt die folgende Gegenrechnung in Tabelle 6:     Projekt  P1  P3  P4  P5  Summe  Projektumsatz in  T €  300  450 400 500 1.650 () Materialkos ten in T €  100  230 125 260 715 = Deckungsbei trag in T €  200  220 275 240 935 () Betriebskos ten in T €    950 = Ergebnis in T €    15 Tab. 6: Kontrollrechnung der angeblich lukrativsten Projekte    Die Kontrollberechnung führt zu einem Ergebnis von -15.000 Euro.  Toggotec  hat  mit  unbegrenzten  Ressourcen  gerechnet.  Die  Diskre- panz von 395.000 Euro Gewinn zu 15.000 Euro Verlust rührt daher,  dass  der  Mitarbeiter  B  den  Engpass  der  Organisation  darstellt.  Dies  wurde bei der Auswahl nicht berücksichtigt.   Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 2  Welches Projekt lohnt sich?  26  Eine  andere  und  –  wir  nehmen  es  gleich  vorweg  –  ebenso  falsche  Berechnungsmethode,  wäre  den  Deckungsbeitrag  pro  Arbeitstag  zu  errechnen  und  dadurch  zu  ermitteln,  welche  Projekte  rentabel  sind  und welche nicht.    Projektanfrage  P1  P2  P3  P4  P5  P6  P7  Projektumsatz in  T €  300 500 450 400 500 450  500  () Materialkos ten in T €  100 275 230 125 260 225  225  = Deckungsbei trag in T €  200 225 220 275 240 225  275  Ressourcenver  brauch in Tagen  135 220 145 185 160 225  273  € pro Tag  1.481 1.023 1.517 1.486 1.500 1.000  1.007  Tab. 7: Deckungsbeitrag pro Arbeitstag      Projekt  € pro Tag  Ress. MA B (Tage)  Tage B gesamt  P3  1.517 55   P5  1.500 60 115  P4  1.486 55 170  P1  1.481 50 220  Tab. 8: Auswahl der angeblich lukrativsten Projekte    Die  Rechnung  würde  dieselben  Projekte  auswählen,  nur  in  einer  anderen Reihenfolge. Der Fehler, der gemacht wurde, liegt ebenso in  der  Betrachtung,  dass  die  Ressourcen  unbegrenzt  zur  Verfügung  stehen.   Nach  diesen  Beispielrechnungen  ist  den  Projektleitern  und  Füh- rungskräften von Toggotec klar, dass neue Kriterien für die Auswahl  von Projekten dringend benötigt werden. Die klassische Projektkos- ten-  und  die  Deckungsbeitragsrechnung  können  teilweise  zu  Fehl- entscheidungen  führen  –  das  haben  die  Beispiele  deutlich  gezeigt.  Aber welche Berechnungsmethode eignet sich dann für die Auswahl  von Projekten?  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Abschied von der Projektkostenrechnung   2   27  2.2  Abschied von der Projektkostenrechnung  Offensichtlich  wird  die  Fähigkeit  des  Unternehmens  durch  die  Ka- pazität der Engpassressource begrenzt. Im Beispiel von Toggotec war  dies  der  Mitarbeiter  B.  Also  muss  die  Projektauswahl  so  getroffen  werden, dass die begrenzte Kapazität von Mitarbeiter B bestmöglich  ausgenutzt wird.   Für die nachführende Erläuterung führen wir den Begriff Durchsatz  ein, der wie folgt definiert wird:     Durchsatz (D) = Umsatz – Total Variable Kosten    „Total Variable Kosten (TVK)“ sind Beträge, die vom Unternehmen  an  Dritte  für  Produkte  bzw.  Leistungen  bezahlt  und  direkt  in  die  verkauften  Produkte  bzw.  Dienstleistungen  integriert  werden.  Das  sind  z. B.  Rohmaterial,  Zukaufteile,  Fremdleistungen  oder  Provisio- nen.  Aus  den  Erkenntnissen  des  Toggotec-Beispiels  folgt,  dass  die  Re- chenmethode  für  die  Auswahl  von  Projekten  die  begrenzten  Res- sourcen  berücksichtigen  muss.  Wird  dies  berücksichtigt,  entsteht  eine  veränderte  Wirtschaftlichkeitsbetrachtung:  Der  Fokus  wird  auf  das  Verhältnis  des  Durchsatzes  zu  den  Engpasstagen  des  Mitarbei- ters  B  gesetzt.  Es  ist  also  entscheidend,  dass  der  Mitarbeiter  B  opti- mal eingesetzt wird, denn er bestimmt, wie viele Projekte bei Toggo- tec abgewickelt werden können. Ein Projekt, das beispielsweise Mit- arbeiter  B  gar  nicht  benötigt,  könnte  ohne  weiteres  zusätzlich  durchgeführt werden. Es würde mehr Durchsatz für Toggotec reali- siert – mit der gleichen Anzahl der Mitarbeiter.  Das  heißt:  Für  die  Auswahl  der  Projekte  eignet  sich  diese  einfache  Formel:     Durchsatz : Engpasseinheit    Je  besser  das  Verhältnis  von  Durchsatz  zu  Engpasseinheit,  desto  besser wird die Wirkung des Projektes auf die Profitabilität des Un- ternehmens sein.  Für das Toggotec-Beispiel bedeutet das:   1.  Zunächst wird der Engpass ermittelt: Mitarbeiter B.  So sieht die  Lösung aus!  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 2  Welches Projekt lohnt sich?  28  2.  Danach wird für jede Projektanfrage der Durchsatz berechnet:    Projektanfrage  P1  P2  P3  P4  P5  P6  P7  Projektumsatz in T €  300 500 450 400 500  450  500   TVK (hier nur Ma terialkosten) in T €  100 275 230 125 260  225  225  = Durchsatz in T €  200 225 220 275 240  225  275  Tab. 9: Die Durchsatzrechnung der Projekte    3.  Der Engpassverbrauch wurde bereits in Tabelle 3 hergeleitet und  wir können die Formel Durchsatz/Engpasseinheit (im Toggotec- Beispiel Engpasstage) für jedes Projekt errechnen:    Projektanfrage  P1  P2  P3  P4  P5  P6  P7  = Durchsatz in T € 200 225 220 275 240 225  275  Engpassverbrauch  in Tagen  50 45 55 55 60 45  55  = Durchsatz pro  Engpasstage  4.000 5.000 4.000 5.000 4.000 5.000  5.000  Tab. 10: Durchsatz pro Engpasseinheit    Nun wird sofort ersichtlich, dass die Projektanfragen P2, P4, P6 und  P7  um  1.000  Euro  pro  Engpasstag  lukrativer  sind  als  die  anderen  Projekte. Das Ergebnis lässt sich nun einfach berechnen:    Projekt  Engpass verbrauch  Durchsatz €/  Engpasstag  Projektdurch satz in €  P2  45 Tage 5.000 225.000  P4  55 Tage 5.000 275.000  P6  45 Tage 5.000 225.000  P7  55 Tage 5.000 275.000      Summe:  1.000.000      Betriebskosten  950.000      Ergebnis  50.000  Tab. 11: Die Auswahl der richtigen Projekte – Das Ergebnis  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Abschied von der Projektkostenrechnung   2   29  Die  neu  geschaffene  Kennzahl  „Durchsatz/Engpasstage“  zeigt  also,  wie  gut  der  Engpass  durch  das  Projekt  ausgenutzt  wird  oder  –  in  anderen  Worten  –  mit  welchen  Projekten  das  Unternehmen  am  meisten erwirtschaftet.     Achtung:  Lesen  Sie  hierzu  auch  die  entsprechenden  Abschnitte  „Durchsatz“  und  „Engpass“ im Glossar!    Anhand  des  Beispiels  wird  deutlich,  dass  die  klassischen  Berech- nungsmethoden, wie sie derzeit in vielen Unternehmen angewendet  werden,  zu  Fehlentscheidungen  führen  können.  Um  die  lukrativen  Projekte  auszuwählen  zu  können,  sind  daher  die  folgenden  Schritte  zu durchlaufen:      Die Vorgehensweise noch einmal zusammengefasst:   Identifizieren Sie den Engpass der Projekte (hier: Mitarbeiter B).  Ermitteln Sie den Durchsatz des einzelnen Projektes.  Berechnen  Sie,  wie  viele  Engpasseinheiten  durch  das  Projekt  ver braucht  werden  (im  ToggotecBeispiel:  Wie  viele  Stunden  benötigt  Mitarbeiter B im Projekt?)  Errechnen  Sie  das  Verhältnis  zwischen  Durchsatz  und  Engpass verbrauch.  Wählen Sie die Projekte aus, bei denen das Verhältnis am besten ist.    Die  Projektleiter  bei  Toggotec  durchforsten  mit  diesem  neuen  Be- rechnungsverfahren  die  Projektliste  noch  einmal:  Es  bleiben  nur  noch  siebzehn  Projekte  übrig.  Die  anderen  werden  gestrichen  oder  bis  auf  Weiteres  zurückgestellt.  Neue  Projektanfragen  werden  zu- künftig  bei  Toggotec  nur  noch  nach  dem  neuen  Verfahren  ausge- wählt. Die aufwändige Projektkostenrechnung wird abgeschafft.    Achtung:  Ein Projekt hat in Organisationen keine „eigene“ Profitabilität, sondern  nur einen Einfluss auf die Profitabilität des Unternehmens!    Nun gilt es, die übrig gebliebenen Projekte bestmöglich zu organisie- ren.  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 2  Welches Projekt lohnt sich?  30  2.3  Anfrage und Angebotsteam  Bislang wirtschaftet Toggotec nicht nur bei der Auswahl der Projekte  schlecht,  sondern  auch  bei  der  Anfrage  und  Auftragsklärung  zu  Beginn  der  Projekte.  Sonderlösungen  und  Änderungsoptionen  wer- den zum fast gleichen Preis gewährt.   Mit  der  Intention,  die  wirtschaftliche  Situation  von  Toggotec  zu  verbessern,  setzt  der  Vertrieb  alles  daran,  möglichst  viel  Umsatz  zu  generieren.  Hat  der  Vertrieb  jedoch  die  Maschine  erst  einmal  ver- kauft,  kommt  es  häufig  zu  großen  Aufregungen  im  Unternehmen.  Die  nur  leicht  veränderte  Standardlösung  entpuppt  sich  dann  des  Öfteren  als  komplette  Neuentwicklung.  Erhebliche  Preisnachlässe,  die der Vertrieb gewährt, sorgen dafür, dass anspruchsvolle Entwick- lungsprojekte zum Preis einer Standardmaschine durchgeführt wer- den  müssen.  Schon  zu  Beginn  dieser  Art  von  Projekten  wissen  alle  Projektbeteiligten,  dass  dies  nicht  ohne  Verlust  zu  bewerkstelligen  sein  wird.  Die  wirtschaftliche  Situation  von  Toggotec  verschlechtert  sich dadurch weiter.  Die  Probleme  liegen  auf  der  Hand:  Für  eine  stichhaltige  technische  Machbarkeitsklärung  stehen  die  Entwickler  dem  Vertrieb  nicht  zur  Verfügung.  Sie  kümmern  sich  um  Reklamationen  und  versuchen,  andere  Projekte  zu  retten,  die  bereits  in  den  roten  Zahlen  stecken.  Nicht  nur  die  Entwickler,  sondern  alle  Spezialisten  bei  Toggotec  verwenden die meiste Energie und Zeit für  die Rettung von Projek- ten an deren Ende. Die wenigsten haben Zeit, die doch so wichtigen  Abklärungen  mit  dem  Kunden  bei  der  Akquise  und  beim  Projekt- start vorzunehmen.   So  scheinbar  absurd  und  dabei  überraschend  einfach  ist  die  Lösung  des  neuen  Geschäftsführers.  Er  stellt  zwei  simple  Fragen:  „An  wel- cher  Stelle  im  Projekt  wird  das  Geld  verdient?  An  welcher  Stelle  im  Projekt benötigen wir demnach unsere Spezialisten?“  Die Antwort lautet: „Am Anfang!“  Noch  am  selben  Tag  wird  ein  Anfrage-  und  Angebotsteam  gegrün- det,  das  heute  dafür  verantwortlich  ist,  dass  Toggotec  nur  noch  ge- winnbringende  Projekte  abwickelt.  Die  Runde  besteht  aus  Entwick- lern und Abteilungsleitern, die entscheiden, welche Kundenanfragen  überhaupt bearbeitet werden. Die gleiche Runde ist auch dafür ver- Welche Mecha nismen führen  zu den Schwie rigkeiten?  Wo liegt die  Kernursache?  So sieht die  Lösung aus!  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Anfrage und Angebotsteam   2   31  antwortlich,  die  kaufmännische  und  technische  Machbarkeitsprü- fung abzuzeichnen.   Zu viele Anfragen im System  Ein  anderes  Problem,  das  im  Zusammenhang  mit  der  Projektaus- wahl steht, sieht wie folgt aus: Toggotec hat sehr viele Anfragen, die  auch  alle  bearbeitet  werden.  Da  es  aber  so  viele  sind,  können  nicht  alle qualitativ hochwertig bearbeitet werden. Man meint jedoch, alle  Anfragen beantworten zu müssen, andernfalls würde Toggotec nicht  mehr  von  den  wichtigen  Kunden  angefragt.  Zudem  sei  die  Chance,  einen Auftrag zu generieren, höher, wenn mehr Anfragen bearbeitet  würden.  Die  Anzahl  der  Aufträge,  die  aus  den  Anfragen  generiert  werden, ist jedoch verschwindend gering.  Diese  Maxime  –  alle  Anfragen  zu  beantworten  –  war  ein  Trug- schluss,  wie  sich  später  herausstellt.  Eine  schlechte  bzw.  oberfläch- lich bearbeitete Anfrage macht nach Aussagen der Kunden einen viel  schlechteren  Eindruck,  als  wenn  der  Lieferant  bekundet,  dass  er  im  Moment ausgelastet ist.  Seitdem  das  Anfrage-  und  Angebotsteam  besteht,  werden  heute  nicht einmal die Hälfte der eingehenden Kundenanfragen bearbeitet,  diese  jedoch  konsequent  und  qualitativ  hochwertig.  Die  „Hitrate“,  das heißt das Verhältnis von Angebot zu Auftrag, hat sich um 100 %  im Vergleich zu früher gesteigert. Auch eine klare Position zu Billig- anfragen schützt heute Toggotec vor unnötigem Aufwand.  Welche Mecha nismen führen  zu den Schwie rigkeiten?  Wo liegt die  Kernursache?  So sieht die  Lösung aus!  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 33  3  Wenn sich Projekte im Weg  stehen  Toggotec  versucht  mit  Großprojekten  das  Ergebnis  zu  verbessern.  Wie  eine  Elefantenherde  werden  die  Projekte  durch  das  Unterneh- men  getrieben.  Da  diese  „Elefanten-Projekte“  an  vielen  Engstellen  im  Unternehmen  ins  Stocken  geraten  und  sich  gegenseitig  behin- dern,  werden  die  Terminverzögerungen  immer  größer.  Die  wirt- schaftliche  Situation  verschlechtert  sich.  Solange  Toggotec  seine  Projekte  nicht  priorisiert,  hintereinander  abwickelt  und  nach  der  Methode  Durchsatz/Engpasseinheit  auswählt,  wird  sich  daran  auch  wenig ändern.  Die  „Elefanten-Projekte“  sind  einer  der  Gründe,  warum  bei  Toggo- tec  fast  alle  Mitarbeiter  überlastet  sind.  Unter  ihnen  gibt  es  einige  Schlüsselpersonen,  von  denen  alles  abhängig  zu  sein  scheint.  Pro- jekt-  und  Linienverantwortliche  benötigen  gerade  diese  Mitarbeiter  und müssen ständig um deren Mitwirkung kämpfen. Der Geschäfts- führer,  der  diese  Situation  aus  seinem  alten  Unternehmen  kennt,  weiß,  dass  die  Mitarbeiter  selbst  die  Lösung  erarbeiten  müssen,  da- mit  sie  bei  Toggotec  akzeptiert  wird.  Er  hält  sich  deshalb  mit  der  eigentlichen Lösung zurück und gründet stattdessen ein Projektma- nagement-Analyseteam.  3.1  Suche nach der Ursache  Dieses  Team  hat  die  Aufgabe,  die  Problemsymptome  und  uner- wünschten  Effekte  des  Projektmanagements  zu  identifizieren  und  im  Hinblick  auf  ihre  Ursachen  zu  untersuchen.  Zunächst  werden  also  die  Symptome  und  unerwünschten  Effekte  genannt,  erkannt  und auf einem großen Transparent im Projektleiterbüro ausgehängt.       Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 3  Wenn sich Projekte im Weg stehen    34    Unerwünschte Effekte  1.  Kundentermine werden nicht eingehalten.  2.  Wichtige Informationen von Kunden werden nicht rechtzeitig wei tergegeben;  die  Kommunikation  innerhalb  der  Projekte  funktio niert nicht.  3.  Die  Geschäftsführung  wird  mit  operativen  Entscheidungen  über  Ressourcen  belastet  –  insbesondere  dann,  wenn  die  Gefahr  be steht, dass Kunden wegen Terminüberschreitungen reklamieren.  4.  Geplante Projektbudgets werden oft überschritten.  5.  Der Cashbedarf für große Projekte ist sehr hoch.  6.  Projekt und Abteilungsleiter stehen unter hohem Druck.  7.  Projektleiter streiten sich über Prioritäten und Ressourcen.  8.  Mitarbeiter  werden  häufig  in  ihrer  Arbeit  gestört  und  wechseln  deshalb zwischen verschiedenen Aufgaben.  9.  Mitarbeiter sind generell überlastet.    Früher,  unter  der  alten  Unternehmensführung,  hatte  Toggotec  eine  Reihe von Anstrengungen unternommen, die unerwünschten Effek- te  zu  beseitigen  oder  zumindest  einzudämmen.  Die  Leistungskraft  der Projekte – und damit die Ergebnisse des Unternehmens – wurde  damit  allerdings  nicht  verbessert.  Denn:  All  die  Schwierigkeiten  wurden  damals  unabhängig  voneinander  diskutiert,  so  als  bestünde  zwischen  den  unerwünschten  Effekten  kein  Zusammenhang.  Die  Folge:  Dank  der  „Verbesserungen“  verschwanden  für  kurze  Zeit  zwar vereinzelte Symptome. Bald aber tauchten ähnliche Schwierig- keiten  an  anderen  Stellen  wieder  auf.  Die  Schwierigkeiten  wechsel- ten, die Probleme blieben.  Der  Grund:  Man  hatte  es  damals  nicht geschafft,  die  Symptome bei  der  Wurzel  zu  packen,  wie  das  Beispiel  einer  „Scheinverbesserung“  zeigt:  Toggotec  möchte  beim  Bau  einer  neuen  Maschine  seine  Ter- mintreue  verbessern.  Man  beschließt,  die  Zukaufteile  für  diese  Art  von  Maschinen  nicht  mehr  über  den  zentralen  Einkauf  des  Unter- nehmens  abzuwickeln.  Der  Projektleiter  soll  von  nun  an  die  Teile  direkt bestellen.   Man  hat  erkannt:  Die  Abstimmungen  zwischen  Projektleitern,  Ent- wicklern,  Produktion  und  Einkauf  sind  zu  langwierig.  Der  Einkauf  bestellt  zwar  bei  günstigen  Lieferanten,  die  aber  liefern  nicht  die  geforderte  Qualität  –  was  zu  erheblichen  Projektverzögerungen  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Suche nach der Ursache   3   35  führt.  Nun  erhält  der  Projektleiter  die  Einkaufsverantwortung.  Da- mit sind wiederum nicht alle glücklich. Die Teile werden zwar recht- zeitig  bestellt.  Sie  werden  auch  in  der  geforderten  Qualität  geliefert.  Doch  der  Projektleiter  muss  als  zusätzliche  Aufgaben  die  Lieferan- tenauswahl  und  -koordination  übernehmen.  Dieser  Mehraufwand  beansprucht Zeit, die ihm für die Projektsteuerung fehlt. Außerdem  sind  die  Teile,  im  Vergleich  zur  Bestellung  über  den  Einkauf,  im  Schnitt um rund 5 % teurer.   Insgesamt  wird  die  Termineinhaltung  in  einer  gewissen  Phase  des  Projektes  verbessert  –  allerdings  um  den  Preis  höherer  Teilekosten,  die  nun  die  Projektkalkulation  aus  dem  Ruder  laufen  lassen.  Das  Gesamtprojekt  wird  nicht  beschleunigt,  da  der  Projektleiter  zusätz- lich  Aufgaben erfüllen  muss.  Das  Problem  hat  sich  nur  verschoben.  Es  wird  so  im  Kern  nicht  gelöst.  Diese  Suche  nach  solchen  Kernur- sachen wird nun durch den Einsatz eines Analyseteams nachgeholt.  Gegenwartsbäume  Das  Analyseteam  vermutet  zu  Recht,  dass  die  gesammelten  uner- wünschten  Effekte  letztlich  aus  einer  Kernursache  resultieren.  Es  stellt  zu  seinem  Erstaunen  fest,  dass  es  sehr  gründlich  den  Zusam- menhängen  nachspüren  muss,  um  schließlich  auf  die  Wurzel  allen  Übels  zu  stoßen.  Als  methodisches  Instrument  für  diese  Suche  ver- wendet  das  Team  die  so  genannten  „Gegenwartsbäume“.  Diese  Schaubilder  werden  von  unten  nach  oben  gelesen,  die  Pfeile  be- zeichnen logische „Wenn-dann-Beziehungen“.     Achtung:  Im Folgenden kann der Begriff Mitarbeiter stellvertretend für sämtliche  Ressourcen  stehen,  wie  beispielsweise  für  Betriebsmittel,  Energie,  Ma terialien etc.    Die Matrixorganisation  Profitorientierte  Unternehmen  wie  Toggotec  wollen  wirtschaftlich  erfolgreich  sein.  Deshalb  wird  die  Matrixorganisation  ins  Leben  gerufen.  Die  Matrix  treibt  zum  einen  Projekte  voran,  zum  anderen  Welche Mecha nismen führen  zu den Schwie rigkeiten?  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 3  Wenn sich Projekte im Weg stehen    36  lenkt  sie  den  Blick  auf  die  Kosten  und  stellt  effizientes  Arbeiten  si- cher.  In  der  Matrixorganisation  ist  jedoch  ein  für  die  Praxis  gravie- render Konflikt angelegt:  Abteilungsleiter sind zum einen dafür verantwortlich, dass genügend  Mitarbeiter für Projekte zur Verfügung stehen, um die Anfragen der  Projektleiter  bedienen  zu  können.  Zum  anderen  tragen  Abteilungs- leiter  dafür  Sorge,  dass  ihre  Mitarbeiter  möglichst  effizient  arbeiten  und gut ausgelastet sind.  Diese  beiden  Aufgaben  –  Mitarbeiter  auslasten  und  Mitarbeiter  für  Projekte  vorhalten  –  bringen  Abteilungsleiter  in  Bedrängnis  und  Schwierigkeiten. Projekte verlaufen nicht fahrplanmäßig; die Anfra- gen  der  Projektleiter  schwanken  erheblich.  Um  Projekte  jederzeit  ausreichend mit Mitarbeitern zu versorgen, muss der Abteilungslei- ter auch in Zeiten hoher Belastung genug Reserven vorhalten.   Ähnlich  wie  Stromversorger  genügend  Kraftwerke  bereithalten,  um  auch  in  Spitzenzeiten  (beispielsweise  an  Winterabenden)  das  Stromnetz  stabil  zu  halten,  benötigt  der  Abteilungsleiter  Überkapa- zitäten.  Wie  dieser  auch  handeln  mag,  er  entscheidet  zumindest  in  einer  Hinsicht  falsch:  Will  er  die  Versorgung  der  Projekte  durch  Überkapazitäten sichern, kommt er in Konflikt mit Geschäftsleitung  und Controlling wegen vorübergehender freier Kapazitäten. Baut er  dagegen  die  Überkapazitäten  ab,  so  beklagen  sich  die  Projektleiter,  denen  die  Ressourcen  im  entscheidenden  Moment  für  ihr  Projekt  fehlen.  Gegensätzliche Interessen  Den Projektleitern geht es in dieser Situation nicht besser. Sie küm- mern  sich  um  die  Zielerreichung  Ihrer  Projekte.  Sie  haben  jedoch  den Nachteil, dass sie sich die Mitarbeiter von den Abteilungsleitern  nur für das Projekt „ausleihen“ können, denn die Mitarbeiter unter- stehen  den  Abteilungsleitern.  Ihr  Konflikt  besteht  darin,  dass  sie  versuchen,  anderen  Projekten  die  Mitarbeiter  streitig  zu  machen,  um ihr eigenes Projekt voranzutreiben.  Sie bekommen zwar von den Abteilungsleitern Zusagen über Mitar- beiter  und  Ressourcen,  die  sie  in  ihre  Projekte  einplanen  können.  Ob  diese  dann  aber  zum  benötigten  Zeitpunkt  auch  zur  Verfügung  stehen,  ist  nicht  sicher.  Sie  werden  immer  ein  Fragezeichen  hinter  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Suche nach der Ursache   3   37  ihre  Planungen  machen  müssen.  Projektleiter  haben  zwar  auf  dem  Papier  die  volle  Verantwortung  für  das  Projekt,  jedoch  fast  keine  „Macht“,  die  oft  fehlenden  Ressourcen  im  Unternehmen  einzufor- dern. Zumindest nicht auf offiziellem Weg.  Es wundert kaum, dass die besten Projektleiter heute in erster Linie  Beziehungsmanager sind. Je besser sie ihr Netzwerk in ihrem Unter- nehmen geknüpft haben, desto besser werden sie über ihre Beziehun- gen  an  die  nötigen  Ressourcen  kommen  –  und  desto  erfolgreicher  sind  ihre  Projekte.  Diese  Strategie  rettet  zwar  so  manches  Einzelpro- jekt, dem Gesamtunternehmen wird dabei aber nicht geholfen.  In diesem Spannungsfeld werden dann die Machtspiele ausgetragen.  Abteilungsleiter  setzen  auf  einmal  veränderte  Prioritäten,  teilen  bestimmten  Projekten  Ressourcen  zu  und  ziehen  sie  wieder  ab.  Sie  erliegen  dabei  zumeist  dem  Druck  der  Kunden,  der  Geschäftsfüh- rung und einzelner Projektleiter. Wessen Stimme in der Kampfarena  am lautesten ertönt, der „erbeutet“ seine Ressourcen.  Fazit:  Abteilungsleiter  optimieren  ihre  Abteilung,  und  Projektleiter  optimieren  ihre  Projekte;  sind  sie  nicht  aufeinander  abgestimmt,  schaden  diese  Strategien  dem  Unternehmen  erheblich.  Denn  die  Optimierung  von  Teilen  (Abteilungen  und  Projekte)  führt  nicht  automatisch zur Optimierung des gesamten Unternehmens.    Achtung:  Gerade kleinere Unternehmen sind sich gar nicht bewusst, dass sie in formell eine Matrixorganisation leben, obwohl sie nur eine Linienorga nisation in ihrem Organigramm abgebildet haben.                          Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 3  Wenn sich Projekte im Weg stehen    38                                                    Abb. 2: Gegenwartsbaum Multiprojektmanagement, Teil 1    Das Analyseteam von Toggotec zieht aus diesen Beobachtungen den  Schluss:  Die  bestehende  Matrixorganisation  hat  durchaus  ihre  Be- rechtigung  für  ihr  Projektunternehmen.  Man  muss  jedoch  eine  Systematik  entwickeln,  die  eine  andere  Form  der  Zusammenarbeit  herbeiführt.  Möglicherweise  muss  Toggotec  die  lokalen  Effizienzen  und Messkriterien abschaffen. Was ist damit gemeint?        Wenn ... Das  Unternehmen will  erfolgreich sein Projekte müssen schnell  und zuverlässig  abgewickelt werden Mitarbeiter müssen  effizient eingesetzt  werden Ressourcenmanager  werden an der optimalen  Auslastung ihrer  Mitarbeiter/Ressourcen  gemessen ... dann ... Projektleiter werden an  der Termintreue ihrer  Projekte gemessen Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Suche nach der Ursache   3   39  Abschaffung lokaler Messgrößen  Die  Abteilungsleiter  werden  an  so  genannten  lokalen  Messgrößen  gemessen,  beispielsweise  an  der  Produktivität  des  Prototypenbaus,  an  der  Laufzeit  einer  CNC-Maschine  oder  an  Arbeitsstunden,  die  auf  einen  bestimmten Auftrag  gebucht  sind.  Die  Mitarbeiter  in  die- sen  Bereichen  werden  also  danach  beurteilt,  wie  viel  produktive  Arbeitszeit  sie  verbringen.  Grundsätzlich  wird  darauf  geachtet,  dass  die intern anfallenden kalkulatorischen Kosten an Kunden weiterge- geben  werden  können.  Je  mehr  Mitarbeiter  mit  produktiver  Arbeit  ausgelastet sind, desto besser stehen sie und ihre Abteilungsleiter im  Unternehmen da.  Die  Arbeitsweise  der  Mitarbeiter  und  Führungskräfte  sind  den  gel- tenden  Kennzahlen  angepasst,  so  dass  sie  möglichst  „gute  Zahlen“  liefern.  Diese  Denkweise  – man  könnte  von  einem  Paradigma  spre- chen – ist sehr tief verwurzelt; so wird eher akzeptiert, dass Mitarbei- ter  etwas  Unsinniges  machen  (beispielsweise  unnötige  Skizzen  an- fertigen), als dass sie untätig sind oder früher nach Hause gehen.  Unvorhergesehene  Ereignisse  können  Lücken  in  der  individuellen  Auslastung  verursachen.  Die  Mitarbeiter  fürchten  daher,  durch  solche  Schwankungen  für  Stunden  oder  Tage  keinen  „Aufgaben- nachschub“  zu  haben  –  und  ihre  „guten“  Zahlen  nicht  liefern  zu  können. Dies führt dazu, dass die Mitarbeiter tendenziell mehr Auf- gaben  annehmen,  als  sie  voraussichtlich  in  der  zur  Verfügung  ste- henden Zeit abarbeiten können. Dies erklärt, weshalb Mitarbeiter in  der  Multiprojektumgebung  generell  überlastet  sind  –  ein  Umstand,  der  wiederum  die  planmäßige  Abwicklung  der  Projekte  gefährdet.  Werden die Mitarbeiter laut Zeitplan im Projekt gebraucht, sind sie  oft noch mit anderen Aufgaben beschäftigt und nicht sofort verfüg- bar.            Wo liegt die  Kernursache?  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 3  Wenn sich Projekte im Weg stehen    40  Lokale Effizienzen  sind dominante  Messgrößen im  Unternehmen Wenn ... Abteilungsleiter werden  danach beurteilt, wie gut  sie ihre Mitarbeiter mit  produktiver Arbeit  auslasten Mitarbeiter werden  danach beurteilt, wie gut  sie mit produktiver  Arbeit ausgelastet sind Abteilungsleiter und  Mitarbeiter wollen stets  ausgelastet sein Mitarbeiter  wollen in  Bezug auf die  für sie  geltenden  Messgrößen  gut dastehen Abteilungsleiter und  Mitarbeiter tendieren dazu,  mehr Aufgaben  anzunehmen, als sie in der  zur Verfügung stehenden  Zeit abarbeiten können Mitarbeiter sind überlastet ... dann ... Dinge gehen  schief, verlaufen  nicht nach Plan   Abb. 3: Gegenwartsbaum Multiprojektmanagement, Teil 2      Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Suche nach der Ursache   3   41  Projektleiter  benötigen  die  Ressourcen  genau  dann,  wenn  ihre  Ar- beit  im  Projekt  erforderlich  wird.  Warten  können  sie  in  der  Regel  nicht. Dies  würde  das  Projekt  verzögern.  So  erhöhen  die  Projektlei- ter den Druck auf die Abteilungsleiter, um an die benötigten Mitar- beiter  heranzukommen.  Insbesondere  die  Elektronikentwickler  bei  Toggotec  müssen  ihre  laufenden  Aufgaben  oft  unterbrechen.  Sie  werden dadurch zwischen den Aufgaben hin- und hergerissen. Dies  führt  dazu,  dass  Aufgaben  länger  dauern  als  geplant.  Schädliches  Multitasking verbreitet sich im Unternehmen.   Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 3  Wenn sich Projekte im Weg stehen    42  Mitarbeiter sind  überlastet  Es kommt vor, dass  eingeplante Mitarbeiter  nicht zur Verfügung  stehen Projektleiter werden  danach beurteilt, wie gut  ihr Projekt – gemessen  an der Projektplanung – voranschreitet Mitarbeiter wechseln zwischen  verschiedenen Aufgaben hin und her  (schädliches Multitasking) Projektleiter wollen, dass  ihr Projekt möglichst  schnell voranschreitet Projektleiter versuchen, Druck auf die  Abteilungsleiter auszuüben, damit diese  möglichst früh mit der Arbeit an ihrem  Projekt beginnen Der Projektfortschritt ist  gefährdet UE7 UE8 N e g a t i v e   E n d l o s s c h l e i f e Es entstehen viele  angefangene Aufgaben   Abb. 4: Gegenwartsbaum Multiprojektmanagement, Teil 3  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Schädliches Multitasking   3   43  3.2  Schädliches Multitasking  Muss  eine  Aufgabe  zugunsten  einer  anderen  Aufgabe  unterbrochen  werden,  spricht  man  vom  schädlichen  Multitasking.  Es  gibt  aber  auch  sinnvolles  Multitasking:  Wenn  ein  Entwickler  beispielsweise  einen Versuch betreut und dort nur zeitweise benötigt wird, so kann  er  parallel  ein  neues  Konzept  ausarbeiten.  Um  die  Auswirkungen  von  schädlichem  Multitasking  zu  verstehen,  wird  am  Beispiel  der  Platinenentwicklung  für  die  Projekte  OSLO,  RIO  und  PARIS  eine  Schulungsunterlage für die Führungskräfte von Toggotec erstellt.  Drei Projektleiter konkurrieren um einen hoch spezialisierten Elekt- ronikentwickler. Er hat für die nächsten drei Monate einen sorgfältig  abgestimmten  Arbeitsplan:  Im  ersten  Monat  soll  er  eine  Platine  für  das Projekt OSLO entwickeln, im zweiten Monat eine Platine für das  Projekt  PARIS  und  im  dritten  Monat  eine  Platine  für  das  Projekt  RIO.  Monat 1 Monat 2 Monat 3 Monat 4 Aufgabe für  Projekt OSLO S e t u p Aufgabe für  Projekt PARIS Aufgabe für  Projekt RIO Ursprünglicher Arbeitsplan S e t u p S e t u p   Abb. 5: Arbeitsplan Elektronikentwickler  Die  Projekte  OSLO  sowie  PARIS  stehen  bereits  unter  hohem  Ter- mindruck. Das Projekt RIO befindet sich noch im „grünen Bereich“.  Im  Projekt  OSLO  fehlen  noch  Kundendaten.  Der  Spezialentwickler  kann erst einen Monat später als geplant beginnen – und für „Monat  2“ wurde bereits PARIS eingeplant.  Diese  Veränderung  bringt  den  Arbeitsplan  des  Spezialisten  durch- einander. Die Projektleiter von PARIS und RIO drängen bereits und  wollen  ihre  Arbeiten  begonnen  sehen;  PARIS  hätte  schon  längst  gestartet  werden  sollen.  Während  also  der  Spezialentwickler  zu- nächst eine weitere Woche an OSLO arbeitet, fordert der Kunde des  Projektes  PARIS  die  pünktliche  Zeichnung  für  die  Platine  an.  Diese  müsste ja, so sagt er, seit einer Woche bereits fertig sein. Sein Kunde  braucht  diese  Zeichnung,  um  seinerseits  für  die  richtigen  Schnitt- Welche Mecha nismen führen  zu den Schwie rigkeiten?  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 3  Wenn sich Projekte im Weg stehen    44  stellen und für den Abgleich technischer Informationen und Spezifi- kationen  mit  seinem  Kunden  sorgen  zu  können.  Mit  diesem  Argu- ment hat der Projektleiter PARIS, dem die Verspätung unangenehm  wird,  ein  Druckmittel  in  der  Hand.  Er  bewirkt  beim  Entwicklungs- leiter, dass dessen Mitarbeiter nun dringend mit der Arbeit am Pro- jekt PARIS beginnt.  In diesem Moment unterbricht der Entwickler die Arbeit am Projekt  OSLO,  wechselt  zum  Projekt  PARIS,  um  dort  die  Entwurfszeich- nung fertig zu stellen. Bereits nach kurzer Zeit wird er wieder unter- brochen,  weil  nämlich  Kunde  RIO  anfragt  und  Zwischenergebnisse  zu seinem Projekt fordert.  So wird unser Spezialist seine Arbeiten durch die wechselnden Prio- ritäten  immer  wieder  unterbrechen  und  sich  anderen  Aufgaben  widmen;  am  Ende  des  dritten  Monats  sind,  anders  als  geplant,  die  Aufgaben weder für PARIS noch für RIO fertig.  Oslo S e t u p Realität durch Multitasking Paris Rio Oslo S e t u p Paris S e t u p Rio Oslo Paris S e t u p S e t u p S e t u p Monat 1 Monat 2 Monat 3 Monat 4 Aufgabe für  Projekt OSLO S e t u p Aufgabe für  Projekt PARIS Aufgabe für  Projekt RIO Ursprünglicher Arbeitsplan S e t u p S e t u p S e t u p S e t u p   Abb. 6: Tatsächlicher Arbeitsverlauf des Elektronikentwicklers  Das Beispiel OSLO zeigt eine drastische Differenz zwischen der Net- toarbeitszeit, die in das Projekt investiert wurde, und der Durchlauf- zeit,  die  für  die  Projektaufgabe  benötigt  wurde.  Die  Durchlaufzeit  beträgt  ein  Vielfaches  der  Nettoarbeitszeit.  Obwohl  der  Spezialist  seine  Nettoarbeitszeit  von  etwas  mehr  als  einem  Monat  korrekt  auf  das  Projekt  gebucht  hat,  liefert  er  die  OSLO-Platine  erst  nach  drei  Monaten ab, also zwei Monate zu spät.   Der Entwicklungsspezialist hätte jeweils nur einen Monat Arbeitszeit  gebraucht, um die Aufgabe zu erledigen. Bedingt durch das schädli- che  Multitasking  kann  er  die  Ergebnisse  für  alle  drei  Projekte  erst  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Schädliches Multitasking   3   45  nach drei Monaten liefern. Mehr noch: Er musste sich in die Aufga- be nach der Unterbrechung immer wieder einarbeiten. Diese Setup- Zeiten mögen bei Routineaufgaben nicht ins Gewicht fallen. Doch in  der  Entwicklung  sind  sie  deutlich  zu  erkennen.  Unser  Spezialist  verschwendet dadurch zusätzlich einen halben Monat Arbeitszeit.  Aufgabe für  Projekt OSLO S e t u p Oslo S e t u p Oslo S e t u p Oslo S e t u p Monat 1 Monat 2 Monat 3 Monat 4   Abb. 7: Tatsächlicher Arbeitsverlauf Projekt OSLO   Unerwünschte Effekte aufgrund von Multitasking  Die  Auswirkung  schädlichen  Multitaskings  ist  offensichtlich.  Wenn  Projekte  wegen  schädlichen  Multitaskings  länger  dauern  als  sie  ei- gentlich müssten, führt dies genau zu jenen unerwünschten Effekten  (UE), die Toggotec bereits im Vorfeld identifiziert hatte.   Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 3  Wenn sich Projekte im Weg stehen    46  Mitarbeiter wechseln zwischen  verschiedenen Aufgaben hin und  her (schädliches Multitasking)  Aufgaben  verbrauchen mehr  Arbeitszeit als sie  müssten Unternehmen hat  mehr „work in  progress“ (WIP)  als nötig Aufgaben/Projekte  verzögern sich,  werden nicht  rechtzeitig  abgeschlossen Projekte werden  teurer als geplant/  Budget wird nicht  eingehalten Vertragsstrafen  werden fällig Reklamationen  von Kunden Wirtschaftlichkeit des  Unternehmens ist  beeinträchtigt Geld geht  später ein Kundentermine  werden nicht oder  nur mit ungeplantem  Zusatzaufwand  eingehalten WIP muss  vorfinanziert  werden Cash-Bedarf ist  hoch UE4 UE2 UE1 Die Gefahr von  Verwechslungen und  Qualitätsproblemen  steigt   Abb. 8: Gegenwartsbaum Multiprojektmanagement, Teil 4, schädliches  Multitasking    Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Schädliches Multitasking   3   47  Aus  dem  Gegenwartsbaum  wird  ersichtlich,  wie  schädliches  Multi- tasking  letztlich  das  wirtschaftliche  Ergebnis  des  Unternehmens  beeinträchtigt.  Die  Unerwünschten  Effekte  (UE)  tauchen  in  den  Gegenwartsbäumen an verschiedenen Stellen wieder auf.  Der  unerwünschte  Effekt  UE-1  –  Kundenfixtermine  können  nicht  oder  nur  mit  erheblichem  Zusatzaufwand  eingehalten  werden  –  führt  zu  Reklamationen  von  Kunden  (UE-2).  Bei  den  dann  folgen- den  „Feuerwehraktionen“  spielen  die  Kosten  –  zum  Unverständnis  der  Mitarbeiter  –  auf  einmal  keine  Rolle  mehr.  Dann  werden  die  lokalen Messgrößen außer Kraft gesetzt.  Für  diese  zusätzlichen  Anstrengungen  müssen  wiederum  andere  Aufgaben und Projekte unterbrochen werden – die sich dann ihrer- seits  verspäten.  Das  Unternehmen  droht  in  eine  gefährliche  Ab- wärtsspirale zu geraten; wie Dominosteine fällt ein Projekt nach dem  anderen.  Kann  sich  ein  Unternehmen  aus  dieser  Spirale  nicht  mehr  befreien, werden seine Projekte teurer als geplant (UE-4).   Durch  die  häufigen  Unterbrechungen  beim  schädlichen  Multitas- king  steigt  zudem  die  Gefahr  von  Verwechslung,  unkonzentriertem  Arbeiten und die daraus resultierenden Fehler. Die Mitarbeiter kön- nen den erforderten Qualitätsstandard nicht mehr erreichen. Kosten  für  Nacharbeit  und  verärgerte  Kunden  bei  der  Maschinenabnahme  sind  die  Folge.  Zudem  bezahlt  der  Kunde  erst  dann,  wenn  das  Pro- jekt vollständig und ohne Mängel geliefert wird.  Ein  weiterer  negativer  Aspekt  sind  die  vielen  angefangenen  bzw.  halbfertigen  Projekte,  die  durch  Multitasking  entstehen.  Material  und Zukaufteile müssen für diese Projekte vorfinanziert werden, was  einen  erhöhten  Finanzbedarf fordert.  Letztendlich  ist  es  die  Summe  der  unerwünschten  Effekte,  die  Toggotec  in  den  Liquiditätsengpass  geführt  hat.  Alles  in  allem  gefährdet  schädliches  Multitasking  das  betriebswirtschaftliche Ergebnis des Unternehmens.  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 3  Wenn sich Projekte im Weg stehen    48  Unzufriedenheit/  Demotivation der  Mitarbeiter Budget- und  Terminüberschreitung Aufgaben verbrauchen  mehr Arbeitszeit als sie  müssten Mitarbeiter sind  überlastet Termine sind  gefährdet Schädliches  Multitasking entsteht Projektmanager fordern,  dass mit ihrer Aufgabe  sofort begonnen wird Mitarbeiter stehen  unter erheblichem  Druck UE4 UE6 UE8 N e g a t i v e   E n d l o s s c h l e i f e   1 Unter Druck  entstehen mehr  Qualitätsprobleme negative Endlosschleife 2   Abb. 9: Gegenwartsbaum Multiprojektmanagement, Teil 5, Mitarbeiter  sind überlastet  Toggotec  befindet  sich  bereits  in  einer  negativen  Endlosschleife  wie  Abbildung 9 zeigt. Die Mitarbeiter sind überlastet und stehen unter  dem  Druck  ihrer  Führungskräfte.  Die  Führung  drängt  darauf,  alle  Aufgaben  so  früh  wie  möglich  anzufangen,  und  dies  verbreitet  das  schädliche  Multitasking  noch  weiter.  Die  Aufgaben  brauchen  noch  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Schädliches Multitasking   3   49  mehr Arbeitszeit als eigentlich erforderlich, was wiederum zur Über- lastung  der  Mitarbeiter  führt.  Unter  Druck  machen  Mitarbeiter  mehr Fehler, was Nacharbeit, Budgetüberschreitungen und Termin- verzögerungen  nach  sich  zieht.  Wie  kommt  Toggotec  aus  dieser  negativen Endlosschleife wieder heraus?   Je später angefangen wird, desto besser!  Toggotec-Manager  –  insbesondere  die  Projektleiter  –  fordern,  dass  alle  Aufgaben  so  früh  wie  möglich  angepackt  werden.  Ein  Projekt,  das beauftragt wird, soll direkt gestartet werden. Mit einer zu erledi- genden  Aufgabe  soll  sofort  begonnen  werden.  Dieses  Verhalten  forderte  die  althergebrachte  Kultur,  ständig  wurden  Aufgaben  und  Projekte  zur  Erledigung  in  die  Organisation  gepumpt.  Doch  der  Durchsatz  der  Organisation  wurde  durch  diese  Strategie  nicht  er- höht.  Denn  Toggotec  konnte  nur  so  viele  Projekte  durchschleusen,  wie es der Engpass zuließ. Weshalb dann die Forderung, eintreffende  Projekte und Aufgaben umgehend zu starten?   „Je  früher  eine  Aufgabe  begonnen  wird,  desto  früher  ist  sie  fertig.“  Dieser  Leitsatz  scheint  Managern  Sicherheit  und  Zeitvorsprung  zu  verschaffen. Nicht nur Manager reizt es, neue Aufgaben sofort anzu- gehen. Diese Strategie entspricht auch dem Naturell vieler Ingenieu- re und Entwickler, die sich mit Herz und Verstand dem Problemlö- sen  verschrieben  haben.  Ein  neues  Problem  fordert  sie  heraus,  es  kann nicht liegen bleiben, bis es – aus der Perspektive der Planung –  an der Reihe ist. Eine frische Aufgabe begeistert die Spezialisten. Sie  fordert  sie  heraus  –  zumindest  mehr  als  jene  Aufgaben,  die  halb  gelöst  nur  noch  mit  Einsatz  von  Fleiß  und  Geduld  beendet  werden  können.  Man  kann  diesem  Impuls,  so  früh  wie  möglich  anzufangen,  durch- aus nachgeben – allerdings nur unter gewissen Voraussetzungen:  •  Alle  Vorleistungen,  die  nötig  sind,  um  die  Aufgabe  beginnen  zu  können, sind vollständig erbracht.  •  Während  die  Aufgabe  abgearbeitet  wird,  kommen  alle  Vorleis- tungen,  die  im  Laufe  der  Abarbeitung  noch  erforderlich  sind,  rechtzeitig hinzu.  Welche Mecha nismen führen  zu den Schwie rigkeiten? Vgl.  auch Abb. 9  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 3  Wenn sich Projekte im Weg stehen    50  •  Es  gibt  keine  Änderungen  seitens  des  Kunden,  die  die  Bearbei- tung der Aufgabe ins Stocken bringen können.  •  Die Bearbeitung der Aufgabe wird nicht durch andere Aufgaben,  die plötzlich wichtiger sind, gestört oder unterbrochen.    Die Erfahrung zeigt, dass in den allermeisten Fällen nicht einmal ein  oder  zwei  dieser  Vorbedingungen  erfüllt  sind.  Trotzdem  wird  die  Bearbeitung  direkt  gestartet.  Die  Toggotec-Manager  kommen  nach  einer  kurzen  Übung  in  einem  Workshop  zu  einer  erstaunlichen  Erkenntnis:   „Je  früher  eine  Aufgabe  begonnen  wird,  desto  länger  dauert  die  gesamte Fertigstellung.“   Folgende Argumente sprechen für die Richtigkeit dieser Erkenntnis:   •  Je  früher  eine  Aufgabe  begonnen  wird,  desto  größer  wird  die  Bereitschaft sein, noch Störungen zuzulassen.  •  Je  früher  eine  Aufgabe  begonnen  wird,  desto  größer  wird  auch  die  Bereitschaft  sein,  Änderungswünsche  zuzulassen  und  desto  größer wird die Versuchung der Kunden, Änderungswünsche zu  äußern und berücksichtigt haben zu wollen.    Und  noch  ein  mittlerweile  bekannter  negativer  Effekt  tritt  auf:  Wenn beispielsweise Informationen für begonnene Aufgaben fehlen,  dann  werden  Mitarbeiter  dazu  gezwungen,  Projekte  parallel  zu  be- arbeiten.  Stehen  Änderungen  im  Raum  lassen  die  Mitarbeiter  die  angefangenen  Aufgaben  genauso  liegen  und  wechseln  zu  anderen  Tätigkeiten. Dadurch entsteht wieder die Gefahr des Multitaskings.   Ohne Verantwortung keine Schuldigen  Bei  Toggotec  wird  eine  offene  Aufgabe  sofort  einem  Verantwortli- chen  zugeordnet:  Wo  kein  Verantwortlicher  benannt  wird,  dort  findet sich später auch kein potenziell Schuldiger, falls sich die Auf- gabe  verzögert  oder  gar  nicht  erledigt  wird.  Und:  Ohne  einen  Ver- antwortlichen fällt die Aufgabe unter den Tisch.  Wenn die Aufgabe schon nicht so früh wie möglich gestartet werden  soll  –  dann  kann  sie  doch  wenigstens  gleich  einem  Verantwortlich  zugeordnet  werden.  Eine  sinnvolle  Strategie?  Nein,  wohl  nicht.  Sie  verlangsamt  den  Ablauf.  Sie  erhöht  den  Berg  unerledigter  Arbeiten  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Schädliches Multitasking   3   51  und führt die Mitarbeiter in Versuchung, mehrere Dinge gleichzeitig  zu  tun.  Undenkbar  scheint  es,  zunächst  die  Aufgaben  –  ohne  sie  einem  Verantwortlichen  zuzuordnen  –  aufzuschreiben  und  zu  ei- nem  günstigen  Zeitpunkt  zu  verteilen.  Doch  dies  wäre  das  einzig  wirksame Mittel.   Folgende  Situation  macht  dies  deutlich:  Ein Lieferant  von  Toggotec  stellt maßgeschneiderte  Beschläge  her.  Die Kundenwünsche  werden  möglichst  schnell  in  den  vorhandenen  Serien  berücksichtigt.  So  können  die  Konstrukteure  selbständig  nach  einem  Standardablauf  kleinere  Änderungen  umsetzen,  beispielsweise  bei  der  Farbe;  der  Konstrukteur benötigt hierzu keine fremde Hilfe.   Geht die Änderung jedoch über den üblichen Standard hinaus (etwa  bei  Materialänderungen),  so  müssen  die  Entwickler  und  Produkt- manager  hinzugezogen  werden.  Das  Verfahren  für  die  größeren  Änderungen:  Eine  solche  Anfrage  wird  sofort  einem  Mitglied  des  Entwicklerteams  zugeordnet.  Er  muss  der  Entwicklungskonferenz  innerhalb von fünf Tagen eine Lösung vorschlagen, damit der Kun- de schnell benachrichtigt werden kann. Der Entwickler ist also dazu  verpflichtet,  bestehende  Aufgaben  zu  unterbrechen.  Die  Schwierig- keit  ist  nun:  Die  Entwickler  sind  Schlüsselressourcen  dieses  Unter- nehmens. Sie haben eine Vielzahl von Aufgaben zu bearbeiten – und  einen  entsprechenden  Arbeitsberg  auf  dem  Schreibtisch.  Die  Folge  der eiligen Zuordnung von Aufgaben: Die Entwickler verzetteln sich  zwangsläufig,  es  kommt  wieder  zu  schädlichem  Multitasking,  die  Umsetzung der Kundenwünsche verzögert sich, auch Entwicklungs- projekte beginnen zu stocken.   Gestaffelte Aufgaben  Das  Unternehmen  löst  dieses  Problem  mit  einem  einfachen  Kunst- griff:  Eine  neue  –  nicht  standardisierte  –  Änderung  wird  jetzt  nicht  mehr  sofort  einem  Entwickler  zugewiesen,  sondern  zunächst  auf  einer  Liste  notiert.  Entwickler  dürfen  höchstens  vier  offene  Ände- rungen gleichzeitig bearbeiten. So können sie ihre Aufgaben deutlich  schneller erledigen; die Durchlaufzeit erhöht sich dank dieser Staffe- lung der Aufgaben nachweislich.  In dieser Vorgehensweise – der Staffelung von Aufgaben – liegt auch  der  Schlüssel  für  die  Lösung  von  Problemen  im  Multiprojektmana- Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 3  Wenn sich Projekte im Weg stehen    52  gement.  Hierzu  muss  der  begrenzende  Faktor  des  Unternehmens  gefunden  werden.  Dann  muss  entschieden  werden,  wie  dieser  opti- mal ausgenutzt wird. Die anderen Mitarbeiter und Ressourcen müs- sen  sich  dann  dieser  Entscheidung  unterordnen.  Auf  diese  Art  und  Weise  wird  Toggotec  das  Projektportfolio  erfolgreich  steuern  kön- nen.  Der  Geschäftsführer  von  Toggotec  gibt  seinem  Analyseteam  für  das  zu erarbeitende Konzept folgende Hinweise:      Hinweise:   1. Keine Steuerung mit lokalen Effizienzen.  2. Nicht so früh wie möglich beginnen, sondern intelligent staffeln.  3. Nicht jedem Problem sofort einen Verantwortlichen zuordnen.  4. Dem Engpass nicht mehr Arbeit zumuten, als er bewältigen kann.  5.  Ausschließlich  den  Engpass  zu  nahezu  100 %  auslasten  und  von  allen Störungen freihalten.                Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Schädliches Multitasking   3   53  Keine Zeit für strategische Aufgaben  Mitarbeiter sind überlastet Projektleiter werden danach  beurteilt, wie gut ihr Projekt  – gemessen an der  Projektplanung – voranschreitet Projektmanager kämpfen um  die Ressourcen  Belastung der Geschäftsleitung  mit operativen Entscheidungen  bzw. dem Tagesgeschäft UE3 Die Geschäftsleitung hat  weniger Zeit für strategische  Tätigkeiten   Abb. 10: Gegenwartsbaum Multiprojektmanagement, Teil 6, strategi- sche Aufgaben  Abbildung  10  zeigt,  weshalb  die  Geschäftsführung  keine  Zeit  mehr  für  strategische  Aufgaben  hat.  Sie  wird  für  operative  Projektent- scheidungen im Tagesgeschäft „missbraucht“. Mitarbeiter sind über- lastet.  Die  Projektleiter  werden  nach  der  Termineinhaltung  gemäß  ihrem  Projektplan  gemessen.  Aus  diesen  Gründen  müssen  Projekt- leiter  wie  auch  Abteilungsleiter  um  die  Ressourcen  kämpfen.  Wird  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 3  Wenn sich Projekte im Weg stehen    54  keine  Einigung  erzielt,  muss  regelmäßig  die  Geschäftsleitung  ein- greifen.  Diese  Zusammenhänge  werden  den  Führungskräften  anhand  der  grafischen Gegenwartsbäume klar, die sie selbst erstellen bzw. ergän- zen.  Solange  die  dargestellte  Systematik  nicht  unterbrochen  wird,  kann  Toggotec  in  naher  Zukunft  der  Bank  keinen  wirtschaftlich  Erfolg nachweisen.   Für  das  Projektmanagement  bedeutet  diese  Erkenntnis,  zukünftig  darauf zu achten, dass kein schädliches Multitasking mehr entstehen  kann.  Aufgaben  müssen  nacheinander  abgearbeitet  werden.  Die  lokalen  Effizienzgrößen  müssen  abgeschafft  werden.  Wie  das  prak- tisch in einer Multiprojektumgebung funktionieren kann, zeigen wir  Ihnen in Kapitel 3.4.    Achtung:  Multitasking gilt heute als zeitgemäß, als moderne „Tugend“ in der Ar beitswelt. Belastbare Manager und Mitarbeiter können, so heißt es, mit  mehreren  Aufgaben  zugleich  operieren,  ähnlich  wie  ein  Jongleur  mit  Bällen.  Die  Forderung,  multitaskingfähig  zu  sein,  wird  auch  an  Mitar beiter gerichtet – so lange, bis  die vielen „offenen Baustellen“ zu gra vierenden  Terminverzögerungen  führen.  Im  Projektmanagement  aller dings hat schädliches Multitasking dramatische Folgen.     3.3  Paradigmenwechsel  Die Stimmung bei Toggotec ist am Boden. Niemand hat ein rechtes  Bild  davon,  wie  sich  die  gelebte  Multitasking-Projektkultur  schnell  verändern  lässt.  Die  Termine  werden  von  den  Kunden  vorgegeben,  alles scheint außerhalb des Einflussbereiches zu liegen, die Probleme  werden bereits als schicksalhaft empfunden.   Zumindest  ist  nun  die  Kernursache  für  die  unerwünschten  Effekte  und den daraus resultierenden wirtschaftlichen Misserfolg von Tog- gotec bekannt (vgl. Kapitel 3.1):          Wo liegt die  Kernursache?  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Paradigmenwechsel   3   55    Kernkonflikt lokale Optimierung:   Folgende beiden Strategiesätze der lokalen Optimierung führen nicht  zu einer verbesserten Entwicklung des Gesamtunternehmens:  „Ressourcen effizient einsetzen und Kosten sparen!“ (Abteilungsleiter)   „Die  Projekte  vorantreiben  und  möglichst  effektiv  die  Ressourcen  für  das Projekt einsetzen!“ (Projektmanager)    Dieser Konflikt bildet eine Kernursache für die Schwierigkeiten, mit  denen Toggotec zu kämpfen hat. Wird diese Kernursache bearbeitet,  so  verschwinden  auf  einen  Schlag  viele  unerwünschte  Effekte.  Der  Lösungsweg:  Soll  die  Kernursache  eliminiert  werden,  darf  das  Un- ternehmen keine lokale Optimierung mehr zulassen.  Das Verhalten der Mitarbeiter orientiert sich an den Kennzahlen, die  im  Unternehmen  eingesetzt  werden.  So  liegt  es  nahe,  zunächst  die  Kennzahlen  zu  verändern.  Manche  Kennzahlen  motivieren,  andere  existieren  nur,  um  Schuldige  zu  suchen.  Gleich,  wie  man  es  auch  sehen  möchte:  Kennzahlen,  die  Mitarbeiter  zu  vereinzelten,  lokalen  Optimierungen  verleiten,  müssen  im  Projektmanagement  abge- schafft werden. Sie führen nur zu schädlichem Multitasking.  Schnell  wird  dem  Analyseteam  klar:  Wer  an  den  bislang  geltenden  Kennzahlen  rührt,  verändert  mehr  als  nur  ein  Controllinginstru- ment. Mit einem Mal werden seit vielen Jahren geltende Verhaltens- regeln  –  ungeschriebene  Gesetze  des  Arbeitens  –  in  Frage  gestellt.  Verhalten,  das  heute  noch  gelobt  wird,  kann  morgen  angezweifelt  werden. Verhalten, das bislang Tadel einträgt, kann morgen als dem  Unternehmen  dienlich  gelten.  Ein  solcher  Eingriff  kann  das  Selbst- verständnis des Unternehmens erschüttern, und es ist nur recht und  billig, die anstehenden Verbesserungen einen Paradigmenwechsel zu  nennen.  Führungskräfte müssen mitziehen  Der  neue  Geschäftsführer  von  Toggotec  ist  erfahren.  Er  weiß,  dass  ein  Paradigma  in  einer  Organisation  nur  dann  verändert  werden  kann,  wenn  alle  Führungskräfte  verstanden  haben,  welche  Verhal- tensweisen  grundlegend  geändert  werden  müssen.  Eine  einfache  Abschaffung  der  lokalen  Kennzahlen  würde  Toggotec  nicht  weiter- bringen,  da  die  Führungskräfte  beim  geringsten  Widerstand  wieder  in die alten Verhaltensmuster zurückfallen würden.   Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 3  Wenn sich Projekte im Weg stehen    56  Zur Auflösung des Kernkonflikts gibt der Geschäftsführer dem Ana- lyseteam  ein  neues  Instrument  an  die  Hand:  eine  Konflikt-  oder  Dilemma-Wolke.  Diese  veranschaulicht  grafisch  ein  Dilemma  auf  der Handlungsebene. Das Dilemma wird durch einen Blitz symboli- siert. Die gegensätzlichen Handlungen werden aus unterschiedlichen  Bedürfnissen  abgeleitet,  die  jedoch  erstaunlicherweise  das  gleiche  Ziel verfolgen.   Erfolgreiches  gewinnbringendes  Unternehmen  führen  Verschwendung  vermeiden Messgrößen  einsetzen, die  lokale Effizienzen  fördern Hohe  Geschwindigkeit  der Projekte KEINE Messgrößen  einsetzen, die  lokale Effizienzen  fördern A B D C D‘ Der Stillstand einer  Ressource gilt als eine  große Verschwendung B-D Die verfügbaren Mittel sind begrenzt A-B Lokale Effizienzen erzeugen  Multitasking. Schädliches  Multitasking senkt die  Geschwindigkeit der gesamten   Projektumgebung und damit auch  des einzelnen Projektes deutlich ab. C-D Geschwindigkeit ist  ein entscheidender  Wettbewerbsfaktor A-C   Abb. 11: Der Kernkonflikt im Projektmanagement  Auf  Basis  dieser  Wolke  soll  das  Analyseteam  herausfinden,  warum  sich  Toggotec  in  ähnlichen  Situationen  einmal  so  und  dann  genau  gegenteilig verhält. Dies sei vorweggenommen: An den Mitarbeitern  liegt es in den meisten Fällen nicht, sondern an den Mechanismen in  den Unternehmen; diese drängen die Mitarbeiter in bestimmte Kon- fliktsituationen.  Die  Konfliktwolke  liest  sich  so:  „Um  ein  erfolgreiches  und  gewinn- bringendes  Unternehmen  zu  führen,  muss  Toggotec  einerseits  Ver- Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Paradigmenwechsel   3   57  schwendung  vermeiden  und  andererseits  möglichst  viel  Projektum- satz mit den Kunden erzielen.“ Dies sind die beiden Bedürfnisse.  „Um  eine  hohe  Geschwindigkeit  der  Projekte  zu  gewährleisten,  dürfen  wir  keine  lokalen  Messgrößen  haben,  die  lokale  Effizienzen  messen“.  „Um  auf  der  anderen  Seite  jedoch  Verschwendung  zu  vermeiden, müssen wir lokale Messgrößen einführen.“ Hier entsteht  das  Dilemma.  Eine  der  Annahmen  muss  falsch  sein,  so  der  Ge- schäftsführer  von  Toggotec,  denn  in  logischen  Systemen  gebe  es  keine echten Konflikte. Diese seien alle künstlich geschaffen worden,  so  führt  er  weiter  aus.  Das  Analyseteam  soll  zunächst  untersuchen,  warum  Toggotec  lokale  Messgrößen  benötigt.  Hier  liege  des  Pudels  Kern, findet der Geschäftsführer.  Lokale Messgrößen contra Projekterfolg  Die lokalen Messgrößen führen dazu, dass Abteilungsleiter in erster  Linie versuchen, ihren Bereich optimal auszulasten, und zwar unge- achtet  der  Auswirkung  auf  das  Gesamtunternehmen.  Die  diesem  Verhalten zugrunde liegende Annahme lautet: „Ein Mitarbeiter oder  eine Ressource, die nicht arbeitet, ist Verschwendung“.  Ein  Produktionsmitarbeiter  aus  dem  Analyseteam  meldet  sich  und  betont,  dass  dies  nicht  nur  bei  Projekten  so  sei,  sondern  dass  die  Produktion  das  gleiche  Dilemma  habe.  Er  müsse  sich  jedes  Mal  entscheiden,  ob  er  seine  Termine  einhält  oder  die  Maschinen  mit  großen  Losgrößen  bestückt,  damit  seine  Produktivitätskennzahl  besser wird.  Hierzu  ein  Beispiel:  Ein  Produktionsleiter  hat  die  lokale  Messgröße  „Produktivität“,  die  daran  gekoppelt  wird,  wie  sich  der  Maschinen- stundensatz  in  der  Produktion  entwickelt.  Der  Abteilungsleiter  hat  ein  starkes  Interesse,  dass  seine  Maschinen  ständig  laufen.  Wenn  nun  der  Chef  persönlich  oder  eine  andere  hohe  Führungskraft  ent- scheidet, dass ein Auftrag ganz dringend erledigt werden muss, kann  dies  dazu  führen,  dass  der  gesamte  Produktionsplan  durcheinander  gerät.   Maschinen,  auf  denen  große  Aufträge  laufen,  müssen  plötzlich  un- terbrochen  und  umgerüstet  werden,  was  die  lokale  Produktivitäts- kennzahl  erheblich  verschlechtert.  Die  Mitarbeiter  wundern  sich,  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 3  Wenn sich Projekte im Weg stehen    58  warum  sie  sich  immer  anders  verhalten  müssen.  Einmal müssen  sie  den  Auftrag  pünktlich  ausliefern,  das  andere  Mal  nur  Stückzahlen  für das Lager generieren, damit die teuren Maschinen laufen.   Zudem kann es passieren, dass der gleiche  Chef, der zuvor den lan- gen  Umrüstvorgang  verursacht  hat,  eine  Woche  später  in  die  Pro- duktion  kommt  und  sich  wundert,  warum  so  viele  Maschinen  ste- hen,  und  den  Produktionsleiter  zu  mehr  Produktivität  und  Auslas- tung auffordert.  Das  Analyseteam  hat  sich  die  Aufgabe  gesetzt,  den  Widerspruch  zwischen dem einen Leitsatz „Wir müssen lokale Effizienzen einset- zen,  um  Verschwendung  zu  vermeiden“  und  dem  anderen  Leitsatz  „Wir  dürfen  keine  lokalen  Effizienzen  einsetzen,  um  hohe  Ge- schwindigkeiten zu erreichen“ aufzulösen.   Es prüft zunächst, wie vom Geschäftsführer vorgegeben, die Grund- annahme:  Stimmt  es  wirklich,  dass  der  Stillstand  einer  Maschine  oder  eines  nicht  ausgelasteten  Mitarbeiters  eine  große  Verschwen- dung für Toggotec bedeutet? Ist es wahr, dass der Stillstand notwen- digerweise und automatisch Verschwendung ist?  Ein Mitglied des Analyseteams erinnert sich an einen Zulieferer, der  eine  Woche  zuvor  seine  teure  Simulationsanlage  vorstellte:  Dessen  Werkzeugbauunternehmen unterhält eine sehr teure Simulationsan- lage, auf der aber nur zweimal im Monat ein Projekt bearbeitet wird.  Nach  Auslastungsgesichtspunkten  würde  sich  diese  Simulationsan- lage nie rentieren. Dennoch wissen Mitarbeiter und auch der Cont- roller, dass viele lukrative Aufträge nur aufgrund dieser Simulations- technik  und  des  damit  verbundenen  Know-hows  vergeben  werden.  Die  Untervergabe  der  Aufträge  wäre  undenkbar.  Unter  diesem  Ge- sichtspunkt  überrascht  die  Entscheidung  des  Controllers  nicht,  die  Effizienzmessgröße „Maschinenstundensatz“ für diese Anlage außer  Kraft zu setzen.  Ein  weiterer  Hinweis  in  dieser  Richtung  kommt  durch  ein  Mitglied  der freiwilligen Feuerwehr. Das Prinzip, Ressourcen ständig „auszu- lasten“,  gelte  nicht  überall,  denn  sonst  müsse  man  –  scherzhaft  ge- sprochen – regelmäßig Brände legen, damit die Feuerwehr ausgelas- tet ist und sich die hohen Investitionen rentieren. Es scheint also gar  nicht immer sinnvoll zu sein, einer Ressource zu einer höheren Aus- lastung zu verhelfen.  So sieht die  Lösung aus!  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Paradigmenwechsel   3   59    Effizienz einmal anders betrachtet   Nehmen  wir  einmal  an,  wir  hätten  eine  Projektorganisation,  die  sich  „Werksfeuerwehr Toggotec“ nennt. Jedes Mal, wenn der Alarm ertönt,  startet ein Projekt. Einige Projekte wiederholen sich zwar regelmäßig,  andere  aber  sind  einzigartig  und  bedürfen  eines  sehr  intelligenten  und effizienten Einsatzes. Da die Feuerwehr sehr viel Geld kostet, wird  eine Unternehmensberatung beauftragt, welche die Organisation un ter  Kostengesichtspunkten  produktiver  machen  soll.  Nach  einer  aus führlichen Analyse kommt heraus, dass der Wertschöpfungsanteil der  Feuerwehr  nur  bei  8 %  liegt,  der  Rest  muss  als  Verschwendung  be zeichnet werden. Autos und Geräte werden im Vergleich zu ihrer Nut zung unnötig oft gewartet, Mitarbeiter sitzen oft einfach nur da und  sind  anwesend  oder  gehen  sogar  ihren  Freizeitaktivitäten  nach  und  haben  nur  einen  Piepser  dabei.  Zudem  laufen  einmal  jährlich  einige  Mitarbeiter in Arbeitskleidung in einer Linie im Gleichschritt auf und  ab  und  musizieren  dazu.  Viel  Zeit  wird  auch  mit  so  genannten  Auf frischübungen  verbracht,  die  sehr  aufwendig  organisiert  sind.  Zudem  werden  die  Kunden  (Bürger)  bei  jeder  Übung  mit  lautem  Sirenenge heul  gestört.  Besonders  aufgefallen  ist  auch  in  der  Analyse  das  drei malige  Retten  eines  Katzenbabys  von  einem  Baum  innerhalb  nur  ei nes  Monats  –  ohne  Weiterberechnung  der  dadurch  entstandenen  Kosten  an  den  achtjährigen  Eigentümer  der  kleinen  Katze.  Kurzum:  Eine umfassende Sanierung muss dringend durchgeführt werden. Hier  ist die Maßnahmenliste:  •  Als erstes brauchen wir eine Vorausschau, wie viele Einsätze wir im  kommenden  Jahr  zu  erwarten  haben.  Hierzu  nehmen  wir  die  Anzahl  der Einsätze der letzten drei Jahre und errechnen daraus den  Durch schnitt.  Aufgrund  dieses  Wertes  passen  wir  dann  die  Arbeitszeiten  und die Anzahl der Mitarbeiter und Fahrzeuge an.   •  Danach werden die Prozesse optimiert – wegen einer großen Gas katastrophe vor drei Jahren brauchen wir doch nicht die ganzen Spe zialgeräte  und  Übungen.  Das  Schlauchboot  kann  auch  von  der  Was serpolizei angemietet werden.   •  Um  eine  konstante  Auslastung  sicherzustellen,  muss  die  Bevölke rung  aufgeklärt  werden.  Hierbei  ist  auch  darauf  zu  achten,  dass  zu künftig nicht mehr zwei Brände auf einmal gemeldet werden dürfen,  denn dies verursacht erheblichen Mehraufwand im Hinblick auf unse re  Ausrüstung.  Wenn  eine  zu  große  Lücke  zwischen  zwei  Einsätzen  entsteht,  müssen  Sondereinsätze  gefahren  werden.  Zukünftig  wird  dann  in  der  Zeitung  stehen,  dass  es  jetzt  mal  wieder  brennen  dürfe,  damit unsere Kunden dafür sensibilisiert werden.   Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 3  Wenn sich Projekte im Weg stehen    60  Zusammenfassung:  Wir  können  viel  erreichen,  indem  wir  eine  enge  Partnerschaft mit unseren Kunden anstreben. Große Aufklärungskam pagnen – wie beispielsweise die Information darüber, dass Nachtein sätze teurer sind als Tageinsätze – sind klar und deutlich zu kommu nizieren.  Zudem  soll  die  Notrufnummer  zukünftig  kostenpflichtig  werden,  damit  die  Anzahl  unnötiger  Anrufe  zurückgeht  und  eine  zu sätzliche Einnahmequelle geschaffen wird.    Angenommen,  es  verhielte  sich  so  wie  in  den  beiden  Beispielen  an- gedeutet;  angenommen,  der  Stillstand  einer  Ressource  würde  nicht  zwangsläufig  eine  große  Verschwendung  für  das  Unternehmen  be- deuten – sondern er wäre für eine produktive, effektive und effizien- te  Organisation  geradezu  notwendig:  Das  Dogma,  dass  lokale  Effi- zienzen  zwingend  erforderlich  sind,  würde  sich  in  Wohlgefallen  auflösen und unser Konflikt wäre ausgeräumt.   Hundertprozentige Auslastung gibt es nicht  Tatsächlich  können  in  einem  zielgerichteten  System  mit  mehreren  aufeinander  folgenden  Prozessschritten  nicht  alle  Ressourcen  zu  100 %  ausgelastet  sein.  Störungen,  die  in  Unternehmen  alltäglich  vorkommen,  führen  dazu,  dass  das  Gesamtsystem  niemals vollstän- dig ausgelastet werden kann – auch theoretisch nicht.     Achtung:  Der Einsatz eines Mitarbeiters oder einer Ressource bedeutet nicht au tomatisch, dass dieser Einsatz auch effektiv für das Unternehmen ist!  Mitarbeiter oder Ressourcen nur zu beschäftigen, damit sie ausgelastet  sind, kann zu höheren Beständen und mehr Konfusion im Unternehmen  führen!  Mitarbeiter  oder  Ressourcen  dagegen  intelligent  zur  Generie rung von Durchsatz zu nutzen, erhöht in der Regel den Unternehmens gewinn.    Wenn  jeder  Mitarbeiter  ständig  arbeitet,  arbeitet  das  Gesamtsystem  am  besten.  Wenn  alles  auf  Hochtouren  läuft,  läuft  auch  das  Unter- nehmen  auf  Hochtouren.  Trifft  diese  Annahme  zu?  Nein,  sie  trifft  nicht zu. Aber sie ist der Schlüssel, mit dessen Hilfe der Kernkonflikt  gelöst werden kann.   Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Paradigmenwechsel   3   61  Der Stillstand einer  Ressource gilt als  eine große  Verschwendung Erfolgreiches  gewinnbringendes  Unternehmen  führen  Verschwendung  vermeiden Hohe  Geschwindigkeit  der Projekte KEINE Messgrößen  einsetzen, die  lokale Effizienzen  fördern A B C D‘ Lokale Effizienzen erzeugen  Multitasking. Schädliches  Multitasking senkt die  Geschwindigkeit der gesamten   Projektumgebung und damit auch  des einzelnen Projektes deutlich ab. C-D B-D   Abb. 12: Der aufgelöste Kernkonflikt  Dies  bedeutet  in  letzter  Konsequenz:  Führungskräfte  müssen  ihre  Entscheidungen mit Blick auf die Gesamtorganisation treffen – und  nicht mit Blick auf die Optimierung ihrer Abteilungen. Was wieder- um  heißt,  dass  die  lokalen  Messgrößen  abgeschafft  werden  müssen,  denn diese fördern das lokale Effizienzdenken.     Achtung:  Mitarbeiter verhalten sich so, wie sie gemessen werden!    Die  Annahme,  dass  eine  stillstehende  Ressource  oder  ein  nicht  aus- gelasteter  Mitarbeiter  generell  eine  Verschwendung  für  das  Unter- nehmen darstellt, ist falsch. Wirklich? Nicht ganz. Es gibt eine einzi- ge  Ausnahme.  Es  handelt  sich  um  den  physischen  Engpass  des  Un- ternehmens.    Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 3  Wenn sich Projekte im Weg stehen    62  Ausnahme: der Engpass  Für  diesen  Engpass  muss  man  sogar  einen  Auslastungsgrad  von  nahezu  100 %  herbeiführen.  Dieser  begrenzt  den  Durchsatz  des  Gesamtsystems.  Wenn  er  stillsteht,  steht  das  gesamte  Unternehmen  still.  Das  Unternehmen  kann  nur  so  schnell  sein,  wie  sein  Engpass  arbeitet.  Ist  der  Engpass  vollständig  ausgelastet,  so  ist  auch  das  ge- samte Unternehmen ausgelastet.  Auch hierzu ein Beispiel aus  der Praxis: Angenommen, ein Projekt- leiter  betreut  eine  Baustelle  auf  einer  viel  befahrenen  Autobahn.  An  dieser  Baustelle  wird  die  dreispurige  Autobahn  auf  eine  Spur  ver- engt.  Vor  der  Baustelle  staut  sich  der  Verkehr,  hinter  der  Baustelle  hat man freie Fahrt. Der Projektleiter weiß: Die Kapazität der Auto- bahn  wird  durch  diesen  Engpass  begrenzt.  Um  die  Kapazität  der  Autobahn zu erhöhen, hat es keinen Sinn, vor (oder gar hinter) der  Baustelle  noch  eine  vierte  Spur  freizugeben.  Der  Projektleiter  kann  die  Kapazität  des  „Gesamtsystems  Autobahn“  nur  erhöhen,  indem  er  den  Engpass  möglichst  zu  100 %  nutzt  –  also  so  viele  Autos  wie  möglich durch diese eine Spur passieren lässt.  Ähnlich  wie  die  Baustelle  die  Kapazität  des  Gesamtsystems  „Auto- bahn“  limitiert,  so  limitiert  die  Engpassressource  das  Gesamtsystem  „Multiprojektunternehmen“.  Das  Unternehmen  kann  nur  so  viele  Projekte  abwickeln,  wie  der  Engpass  es  ihm  gestattet.  Können  die  Elektronikentwickler von Toggotec nur drei Steuerungsplatinen pro  Woche erstellen, kann das Unternehmen wöchentlich eben nur drei  Projekte mit diesen Steuerungsplatinen ausliefern. Dies klingt banal.  Diese  Gesetzmäßigkeit  wird  bei  Toggotec  jedoch  bislang  nicht  be- rücksichtigt.  Das  führt  dazu,  dass  teilweise  dem  Kunden  eine  Plati- nenkapazität pro Woche zugesagt wird, die fünfmal höher ist als die,  die man tatsächlich ohne Störungen hätte erbringen können.  Zusammengefasst:  Eine  Verringerung  des  Durchsatzes  am  Engpass  führt  automatisch  zu  einer  Verringerung  des  Durchsatzes  für  das  gesamte  Unternehmen.  Eine  Vergrößerung  des  Durchsatzes  durch  den  Engpass  führt  automatisch  zu  einer  Vergrößerung  des  Gesamt- durchsatzes,  solange  nicht  eine  andere  Ressource  zum  Engpass  ge- worden ist.     Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Projektportfolio steuern   3   63  Handlungsempfehlungen für die Führungskräfte  Aus  dieser  Erkenntnis  leitet  das  Analyseteam  Handlungsanweisun- gen für die Toggotec-Führungskräfte ab:  •  Lokale  Messgrößen  abschaffen  und  durch  Messgrößen  ersetzen,  die auf das Gesamtsystem ausgerichtet sind.  •  Entscheidungen werden aus Sicht von Toggotec getroffen – nicht  aus lokaler Abteilungssicht.  •  Der Fokus wird auf die Geschwindigkeit und den Gesamtdurch- satz der Projekte gerichtet.   •  Projekte  und  einzelne  Aufgaben  werden  nicht  so  früh  wie  mög- lich  gestartet  –  sondern  erst  in  dem  Moment,  in  dem  alle  Vor- aussetzungen erfüllt sind.  •  Maßnahmen  werden  zuerst  sorgfältig  geprüft  und  nicht  sofort  einem Verantwortlichen zugeordnet  •  Nur  der  physische  Engpass  soll  immer  optimal  ausgenutzt  sein,  alle  anderen  Ressourcen  haben  sich  ihm  unterzuordnen.  Mehr  noch:  Die  anderen  Ressourcen  sollen  den  Engpass  so  unterstüt- zen, dass er seine ganze Leistungskraft entfalten kann.  3.4  Projektportfolio steuern  Was bedeuten diese Erkenntnisse für das Multiprojektmanagement?  Das  Analyseteam  macht  sich  daran,  ein  Konzept  zur  Steuerung  des  Projektportfolios zu erarbeiten. Zunächst ist die Frage, wann Projek- te gestartet werden können. Nicht direkt nach dem Auftragseingang,  das liegt auf der Hand. Aber wann dann? Zum einen: Ein Mitarbei- ter  darf  nicht  mehrere  Projekte  gleichzeitig  bearbeiten,  anderenfalls  kommt  es  zum  schädlichen  Multitasking.  Zum  anderen:  Wird  ein  Projekt  erst  gestartet,  wenn  das  vorhergehende  abgeschlossen  ist,  so  entstehen  große  Leerläufe  zwischen  den  Projekten.  Die  Projekte  müssen also so intelligent gestaffelt werden, dass der einzelne Mitar- beiter ein Projekt nach dem anderen bearbeiten kann.   Wer  gibt  den  Takt  an,  nach  dem  gestaffelt  wird?  Welche  Ressource  bestimmt  die  Abfolge  und  das  Tempo?  Es  liegt  nahe,  die  Ressource  auszuwählen, die am stärksten von schädlichem Multitasking betrof- fen ist – also der physische Engpass des Unternehmens.  So sieht die  Lösung aus!  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 3  Wenn sich Projekte im Weg stehen    64  Engpass gibt den Takt an  Bei Toggotec kommen drei Ressourcen in die nähere Auswahl: Zum  einen  die  Konstrukteure  und  Elektronikentwickler,  die  ständig  von  den  Kunden  und  anderen  Mitarbeitern  für  Fachfragen  in Anspruch  genommen  werden.  Zum  anderen  die  Prüfstände,  die  ständig  auf- grund  von  kurzfristigen  Kundenwünschen  und  Reklamationen  umgerüstet  werden  müssen  und  aus  diesem  Grund  permanent  be- legt sind. In einem vierstündigen Workshop entscheidet sich Toggo- tec,  die  Elektronikentwickler  als  Engpass  zu  definieren.  Diese  schei- nen am stärksten überlastet zu sein, und sie sind oft selbst die Ursa- che für das Multitasking bei anderen Mitarbeitern, wie beispielswei- se den Konstrukteuren.   Der erste Schritt ist getan, der Engpass des Projektportfolios ist iden- tifiziert.  Ihn  gilt  es  nun  optimal  zu  nutzen.  Das  Analyseteam  wählt  drei  gleichartige  Projekte  aus,  die  ursprünglich  zum  gleichen  Zeit- punkt  gestartet  werden  sollten.  Der  Einfachheit  halber  sind  Mitar- beiter  und  Ressourcen  von  A  bis  G  als  nicht  erweiterbar  eingestuft.  Alle drei Projekte haben den gleichen Stellenwert für die  Unterneh- mensstrategien  und  jedes  Projekt  erwirtschaftet  eine  Million  Euro  Durchsatz.  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Projektportfolio steuern   3   65  A C B E E A D F G C E A C B E E A D F G C E A C B E E A D F G C E P r o j e k t   1 P r o j e k t   2 P r o j e k t   3 0             10            20            30           40        50           Abb. 13: Der Elektronikentwickler – die Engpassressource E  Sind die drei Projekt im Hinblick auf den Engpass, also den Elektro- nikentwickler,  gestaffelt,  dürfen  sie  nicht  zum  gleichen  Zeitpunkt  starten.  Anderenfalls  würden  alle  Mitarbeiter  schädliches  Multitas- king betreiben, insbesondere der Elektronikentwickler.   Deshalb  wird  die  Reihenfolge  der  Projekte  so  festgelegt,  dass  der  Engpass  optimal  durch  die  Projekte  genutzt  wird.  Der  Elektronik- Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 3  Wenn sich Projekte im Weg stehen    66  entwickler  kann  seine  Aufgaben  nacheinander  bearbeiten;  er  hat  ständig zu tun, ohne überlastet zu sein oder zwischen zwei verschie- denen Aufgaben springen zu müssen. Die für den Engpass optimale  Auslastung  –  nämlich  100 %  –  ist  erreicht.  Nicht  nur  der  Engpass,  sondern das ganze Unternehmen arbeitet optimal.   Toggotec  entwickelt  nun  einen  Arbeitsplan  für  den  Elektronikent- wickler.  Aus  diesem  Plan  geht  hervor,  welche  Projekte  in  welcher  Reihenfolge bearbeitet werden. Folgende Abbildung zeigt die gestaf- felten Projekte, so dass E die verschiedenen Aufgaben ungestört und  ohne schädliches Multitasking nacheinander bearbeiten kann. Auch  alle  anderen  Ressourcen  sind  nun  vom  schädlichen  Multitasking  befreit.                                                  Abb. 14: Staffeln des Projektportfolios nach dem Engpass  A C B E E A D F G C E A C B E E A D F G C E P r o j e k t   2 A C B E E A D F G C E P r o j e k t   3 0     10      20     30     40     50      60    70      80      90      100    110   P r o j e k t   1 Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Projektportfolio steuern   3   67  Der Arbeitsplan des Engpasses bestimmt also die Reihenfolge, in der  die einzelnen Projekte und Aufgaben gestartet werden. Ihm wird die  Planung der Projekte angepasst – und nicht umgekehrt! Der Engpass  gibt den Takt an, deshalb wird er auch in der Fachliteratur mit dem  englischen Begriff „Drum Ressource“ beschrieben.  Können  wir  den  Engpass  –  in  diesem  Beispiel  das  Arbeitsergebnis  des Elektronikentwicklers – beschleunigen, wird das Gesamtsystem –  Toggotec  –  schneller.  Arbeitet  der  Engpass  langsamer,  arbeitet  auch  das Gesamtsystem langsamer – was zu weniger Durchsatz führt. Die  Staffelung  der  Projekte  muss  sorgfältig  geplant  werden,  damit  der  Elektronikentwickler  weder  überlastet  wird  noch  Leerlauf  für  ihn  entsteht.   Projektstaffelung  und  Arbeitsplan  für  die  Engpassressource  sind  beschlossen. Doch einen Einwand muss das Analyseteam noch erör- tern:  Die  geplante  theoretische  Auslastung  des  Engpasses  wird  mit  der Staffelung der Projekte sichergestellt. Aber was, wenn Störungen  dazu  führen,  dass  Aufgaben  vor  dem  Engpass  ins  Stocken  geraten?  Dann  würde  die  Engpassressource  ruhen  mit  allen  beschriebenen  Folgen. Andere Aufgaben könnte sie nicht erledigen, um gegebenen- falls dadurch ihren Stillstand zu überbrücken.   Puffer werden eingeplant  Das Analyseteam muss sein Konzept erweitern: Die Mitarbeiter, die  dem  Engpass  vorgeschaltet  sind,  müssen  in  jedem  Fall  rechtzeitig  zuliefern. Um dies auch bei Störungen sicherzustellen, wird im Pro- jektplan ein Zeitpuffer eingesetzt.   Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 3  Wenn sich Projekte im Weg stehen    68  P r o j e k t   1 A C B E E A D F G C E A C B E E A D F G C E P r o j e k t   2 A C B E E A D F G C E P r o j e k t   3 0     10     20     30       40     50      60      70     80    90     100    110 Reißleine, Startschuss für  Projekt 2   Abb. 15: Drei Projekte mit „Drum Buffer“  Das heißt, die Mitarbeiter A, B und C fangen mit ihren Arbeiten so  spät  wie  möglich  an,  wie  im  vorigen  Kapitel  beschrieben.  Der  Pro- jektplan  berücksichtigt  dabei,  dass  sie  auf  jeden  Fall  noch  vor  dem  geplanten  Starttermin  des  Elektronikentwicklers  liefern.  Um  unge- plante  Ereignisse  und  Störungen  berücksichtigen  zu  können,  wird  vor den Elektronikentwickler E ein Zeitpuffer gesetzt.  So  spät  wie  möglich  starten?  Wie  wird  der  richtige  Zeitpunkt  defi- niert? Der geeignete Zeitpunkt ergibt sich aus dem Arbeitsfortschritt  des  Elektronikentwicklers,  welcher  in  seinem  Arbeitsplan  transpa- rent  für  alle  Abteilungen  dargestellt  und  permanent  aktualisiert  wird.  In  der  Abbildung  15  ist  ersichtlich:  Wenn  der  Elektronikent- wickler  E  mit  der  Aufgabe  für  Projekt  eins  beginnt,  bedeutet  dies,  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Projektportfolio steuern   3   69  dass  das  Projekt  zwei  starten  kann.  Es  wird  quasi  eine  „Reißleine“  gezogen.  Zusammengefasst  bedeutet  dies,  dass  der  Engpass  be- stimmt, wann das nächste Projekt gestartet werden kann. 3    Der Puffer vor dem Engpass (engl.: „Drum Buffer“) hat zwei Funk- tionen: Der Puffer gleicht eine mögliche Verspätung aus, die in den  vorangehenden  Aufgaben  entstehen  kann.  Bearbeitet  der  Engpass  seine  Aufgaben  aus  vorangegangenen  Projekten  schneller  als  ge- plant, dann kann er dank des Puffers bereits früher mit der nächsten  Aufgabe beginnen.  Dieser  zusätzliche  Zeitpuffer  verlängert  zunächst  den  Projektplan.  Da in der Realität jedoch Störungen in gewissen Abständen im Pro- jektgeschäft  auftreten,  führt  der  Zeitpuffer  dazu,  dass  insgesamt  die  Summe  der  Einzelprojekte  pünktlicher  abgeschlossen  werden  kann.  Der  größte  Effekt  wird  dadurch  erzielt,  dass  vor  allem  Multitasking  am  Engpass  vermieden  werden  kann.  So  erfahren  die  Projekte  im  Vergleich zu früher eine erhebliche Beschleunigung.  Diese  Beschleunigung  kann  sich  aber  nur  entfalten,  wenn  sich  alle  Einzelprojekte  dem  Engpass,  also  dem  Elektronikentwickler,  unter- ordnen.  Denn  entscheidend  für  den  Ertrag  des  Unternehmens  wird  sein, wie das Projektportfolio gesteuert wird.     Achtung:  Es gilt der Projektmanagementgrundsatz: Das gestaffelte Projektportfo lio  hat  Vorrang  vor  dem  Einzelprojekt.  Daher  ist  es  höchst  schädlich,  einzelne Projekte mit sofortiger Wirkung auf Dringlichkeitsstufe eins zu  setzen.    Den Engpass erweitern  Wenn  alle  bisher  beschriebenen  Maßnahmen  dazu  führen,  dass  der  Engpass  optimal  genutzt  werden  kann,  führt  dies  bereits  zu  einer  deutlichen Leistungssteigerung im Projektmanagement. Bisher wur- de  nur  umorganisiert,  keine  zusätzlichen  Investitionen  waren  not- wendig.  Dies  ändert  sich,  wenn  der  Engpass  sich  nicht  durch  die                                                                        3     Dieses Prinzip hat Dr. Goldratt in seinem Buch „Das Ziel“ ausführlich be- schrieben. Er nennt es „Drum Buffer Rope“.  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 3  Wenn sich Projekte im Weg stehen    70  Maßnahmen verschoben hat und der Markt deutlich mehr nachfragt  als der Engpass leisten kann.  Wenn  das  Management  der  Meinung  ist,  dass  das  auch  in  Zukunft  so  bleibt,  dann  hat  es  Sinn,  den  immer  noch  bestehenden  Engpass  zu  erweitern.  Bei  Toggotec  würde  also  ein  zusätzlicher  Elektronik- entwickler eingestellt werden. Erst zu diesem Zeitpunkt muss inves- tiert werden.   Engpässe  können  sich  wie  bereits  erwähnt  auch  verschieben.  Ange- nommen,  der  bisherige  Engpass  „Elektronikentwickler“  wurde  per- sonell verstärkt, er wird also leistungsfähiger – dann kommen mög- licherweise  die  Prüfstände  mit  der  Arbeit  nicht  mehr  nach.  Solche  Verschiebungen  sind,  sofern  der  Projektdurchsatz  steigt,  normal.  Nun  gilt  es,  den  neuen  Engpass  (die  Prüfstände)  mit  den  gleichen  Arbeitsschritten  zu  verbessern;  also  den  neuen  Engpass  zu  identifi- zieren,  über  dessen  bestmögliche  Nutzung  zu  entscheiden,  ihm  alle  anderen  Ressourcen  unterzuordnen  und  ihn  unter  Umständen  zu  erweitern.  Alles  kann  und  darf  zum  Engpass  des  Systems  werden  –  nur  nicht  die  Trägheit!  Anderenfalls  wird  lediglich  Stillstand  auf  einem  höhe- ren Niveau erreicht, nicht aber eine ständige Weiterentwicklung des  Systems.  Dies  ist  der  Prozess  der  kontinuierlichen  Verbesserung  –  engpassorientiert natürlich.  Ohne Kommunikation keine Projektsteuerung  Bei Toggotec sind langatmige Statusbesprechungen an der Tagungs- ordnung.  Es  wird  mehr  übereinander  als  miteinander  gesprochen.  Jedes Projekt ist praktisch im Verzug, die Ausführungen der Projekt- leiter gestalten sich abenteuerlich. Aufgrund der lokalen Messgrößen  muss sich jeder für die Probleme rechtfertigen. Auch die Abteilungs- leiter  haben  viele  Argumente,  warum  gerade  ihr  Bereich  nicht  Schuld  an  der  Misere  und  den  Budgetüberschreitungen  sein  kann.  Letztlich schiebt man dem Kunden die „Schuld“ in die Schuhe, dem  Auftraggeber  mit  seinen  überzogenen  Forderungen  und  vielen  Än- derungswünschen.  Bemerkenswert  ist  die  Agenda  der  ersten  Projektstatusbesprechung,  die der neue Geschäftsführer von Toggotec wie folgt gliedert:    Welche Mecha nismen führen  zu den Schwie rigkeiten?  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Projektportfolio steuern   3   71    Agenda Projektstatusbesprechung   •  Information von den Projektleitern (Zeitbedarf: 5 Minuten):  Wie weit ist das Projekt vorangeschritten?  Welche Zeitreserven haben wir noch?   Wer arbeitet gerade an dem Projekt?   Wer wird der nächste Bearbeiter sein?  Wie hat sich der Mitarbeiter auf die kommende Aufgabe vorberei tet?  Wie ist die Stimmung beim Kunden?  Gibt es Änderungen, die wir an Kunden berechnen können? Wenn  ja, in welcher Höhe?  •  Information von den Abteilungsleitern (Zeitbedarf: 5 Minuten):  Wie schreiten die Projekte voran, die Sie bedienen?  Wer arbeitet von Ihrer Abteilung gerade an welchem Projekt?  Wer bereitet sich gerade auf eine kommende Aufgabe vor?  Welche  Kapazitätsreserven  haben  Sie  vorgehalten  für  Störungen  und Änderungen?    Ein  Raunen  geht  durch  den  Besprechungsraum.  Die  beiden  Haupt- punkte  Budgeteinhaltung  und  Kundenprobleme  stehen  nicht  auf  der Agenda. Was soll das? Was steht dahinter?  Die  Projekt-  und  Abteilungsleiter  können  diese  Fragen  gar  nicht  beantworten. Sie sind so sehr in Problemen und Kostendenken ver- strickt,  dass  sie  den  Überblick  über  das  Gesamtprojekt  verloren  haben.  Ihre  einzige  Chance  ist  es,  sich  zusammenzusetzen  und  ge- meinsam zu beraten: Wie wird überhaupt bei uns der Fortschritt des  Projektes  gemessen?  Zeitreserven?  Die  gibt  es  bei  uns  doch  schon  lange  nicht  mehr.  Wer  soll  die  denn  einplanen?  Unser  (alter)  Ge- schäftsführer würde Pufferzeiten sofort aus den Plänen entfernen.  Die  Projektleiter  wissen  nicht,  welchen  Mitarbeiter  ihr  jeweiliger  Abteilungsleiter als nächstes in ihrem Projekt einsetzen wird und ob  dieser  sich  bereits  vorbereitet  hat. Der  Abteilungsleiter  aber  wieder- um  hat  keine  Information,  wann  die  nächste  Aufgabe  starten  soll,  denn  der  Projektplan  wird  schon  lange  nicht  mehr  für  die  Verfol- gung  von  Projekten  genutzt.  Er  hat  nur  noch  Alibifunktion.  Die  Abteilungsleiter  kommen  ebenfalls  ins  Schwitzen,  denn  auch  sie  brauchen  dringend  die  Informationen  der  Projektleiter,  um  in  dem  Statusmeeting nicht ihr Gesicht zu verlieren. Allein durch die Agen- da des Geschäftsführers werden sie gezwungen, sich im Vorfeld über  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 3  Wenn sich Projekte im Weg stehen    72  einzelne  Projekte  intensiver  auszutauschen.  Die  Statusbesprechung  mit dem Geschäftsführer verläuft jedoch nicht zufrieden stellend.   Der  Geschäftsführer  beauftragt  im  Anschluss  das  Analyseteam,  zu- nächst  einmal  fundierte  Projektpläne  zu  erstellen  und  Messgrößen  zu  entwickeln,  mit  denen  gesteuert  werden  kann.  Zudem  sollen  die  Erkenntnisse  des  Multiprojektmanagements  zusammengetragen  werden,  damit  der  zu  entwickelnde  fundierte  Projektplan  in  den  Gesamtrahmen eingeordnet werden kann.    Achtung: Staffelläuferprinzip und Kennzahlen  In Multiprojektumgebungen muss ein intensiver Austausch von Projekt  und  Abteilungsinformationen  stattfinden.  Diese  Kommunikation  hat  klare Regeln und wird auch das Staffelläuferprinzip genannt, das wir in  Kapitel 5.3 beschreiben.  Die  Steuerungskennzahlen  für  Multiprojektumgebungen,  Projektfort schritt, Pufferverbrauch und Status des Projektes erläutern wir ausführ lich in Kapitel 6.2 bis 6.4.    Zwischenbericht des ToggotecAnalyseteams   Das Analyseteam von Toggotec reflektiert noch einmal die Erkennt- nisse aus dem Multiprojektmanagement.                                 Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Projektportfolio steuern   3   73                                                                      Abb. 16: Die Ausgangssituation des Multiprojektmanagements bei  Toggotec  Eine gängige Annahme ist, dass die  Optimierung von Teilen automatisch zur  Optimierung des Ganzen führt Wenn ... Projektmanager werden  danach beurteilt, wie gut ihr  Projekt – gemessen am  Projektplan – voranschreitet Projektmanager wollen,  dass mit ihrem Projekt  (Projektaufgabe) so früh wie  möglich begonnen wird Eine gängige  Annahme ist: Je  früher eine Aufgabe  begonnen wird, um  so früher ist sie  fertig Projektmanager versuchen  Druck auf die Ressourcen (-Manager) auszuüben,  damit diese möglichst früh mit  der Arbeit an ihrem Projekt  beginnen ... dann ... Projektmanager wollen,  dass ihr Projekt  möglichst schnell  voranschreitet Lokale Effizienzen  sind dominante  Messgrößen im  Unternehmen Ressourcen sind  überlastet Jede Aufgabe braucht,  auch wenn sie noch  nicht begonnen wird,  einen Verantwort- lichen Mitarbeiter haben  immer mehr  Aufgaben auf  dem Tisch Mitarbeiter wechseln zwischen  verschiedenen Aufgaben hin und her  (schädliches Multitasking) „Wenn jedes einzelne Projekt  effizient ist, wird das  Unternehmen effizient“ „Wenn jeder Einzelne  effizient ist, dann wird das Unternehmen effizient“ Nur wenn es für jede Aufgabe  einen Verantwortlichen gibt,  werden die Dinge zuverlässig erledigt Projekte dauern länger als  nötig Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 3  Wenn sich Projekte im Weg stehen    74  Sie  verwenden  hierzu  den  bereits  bekannten  Gegenwartsbaum  und  wandeln diesen nun in einen Zukunftsbaum um. Anstelle der uner- wünschten  Effekte,  die  ja  beim  Gegenwartsbaum  ganz  oben  stehen,  kristallisieren  sich  nun  –  wenn  die  neuen  Lösungsbausteine  instal- liert sind – die erwünschten Effekte heraus (vgl. Abb. 17).  Die  Effekte  stellen  sich  wie  folgt  dar:  Wenn  die  Projekte  nach  dem  Engpass  gestaffelt  werden  und  kein  schädliches  Multitasking  mehr  betrieben  wird,  können  Projekte  erheblich  schneller  abgewickelt  werden.  Wenn  Projekte  schneller  abgewickelt  werden,  kosten  sie  auch  weniger.  Mit  dem  Versprechen  des  neuen  Geschäftsführers,  dass  Toggotec  nicht  mehr  Projekte  annimmt  als  die  Elektronikent- wickler bearbeiten können, wird es weniger  Störungen geben. Hier- durch wird Toggotec in der Lage sein, alle Zusagen an Kunden ein- zuhalten,  da  aufgrund  der  gestaffelten  Projekte  und  der  Zeitpuffer  genaue  Terminabschätzungen  möglich  sind  –  denn  durch  die  Zeit- puffer  wird  auch  berücksichtigt,  dass  kurzfristige  Änderungen  und  Störungen im Projektgeschäft vorkommen.  Durch  die  neu  eingeführte  Kennzahl  Durchsatz/Engpasseinheit,  die  für  die  Projektauswahl  verwendet  wird,  ist  sichergestellt,  dass  Tog- gotec nur an lukrativen Projekten arbeitet.   Die  Anmerkung  des  kaufmännischen  Leiters  bestätigt  die  positiven  Effekte.  Nicht  nur  der  Aufwand  für  die  klassische  Projektkosten- rechnung  fällt  weg,  auch  die  aufwändigen  Kostenberichte  pro  Be- reich  entfallen.  Dadurch  können  sich  alle  Mitarbeiter  wieder  mehr  auf das eigentliche Projektgeschäft konzentrieren.   Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Projektportfolio steuern   3   75  Das einzelne Projekt ordnet  sich dem Arbeitsplan der  DRUM-Ressource unter Es gibt einen klaren Arbeitsplan der  DRUM-Ressource auf Basis der  Projektpläne und -prioritäten Wenn ... Vertrieb kann leicht  erkennen, welche  Zusagen gemacht  wurden Das System  gewinnt freie  Kapazitäten Kundenzufrie- denheit steigt ... dann ... Projektlandschaft  ist übersichtlich Die Projekte  werden günstiger Budgets  werden besser  eingehalten Termine werden  deutlich besser  gehalten Keine Vertrags- strafen Verbesserte Geschäftsergebnisse Die DRUM-Ressource  hat immer nur eine  Aufgabe DBR +  Staffelläuferprinzip  ersetzen die  lokalen Effizienzen DRUM-Ressource  bearbeitet eine  Aufgabe nach der  anderen Mehr  Projektdurch- satz möglich Steigende  Motivation der  Mitarbeiter Wenig  Multitasking Projekte werden  schnellstmöglich  abgeschlossen Aufgaben werden  schnellstmöglich  abgeschlossen Alle anderen  Ressourcen ordnen  sich dem Arbeitsplan  der DRUM- Ressource unter Allle Zw.-Ergebnisse,die  die DRUM-R. braucht,  sind fertig, wenn diese  mit ihrer Arbeit beginnt Alle anderen  Ressourcen haben  Reservekapazitäten Die DRUM- Ressource ist gegen  Störungen geschützt   Abb. 17: Zukunftsbaum Multiprojektmanagement    Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 3  Wenn sich Projekte im Weg stehen    76  Der Zukunftsbaum in Abbildung 17 wird gemeinsam erarbeitet und  erörtert.  Als  dieser  dem  gesamten  Führungskreis  vorgestellt  wird,  bekommen alle ein gemeinsames Bild davon, wie die Zukunft ausse- hen  wird.  Wenn  das  Multiprojektmanagement  nach  dem  Critical- Chain-Ansatz  implementiert  wird,  stellen  sich  all  die  oben  aufge- führten  positiven  Effekte  ein.  Alle  Teilnehmer  des  Workshops  sind  hoch motiviert. Es ist klar, dass dieser Ansatz aufgrund seiner beste- chenden Logik Toggotec zum Erfolg führen kann.   Am Ende des Workshoptages fasst der Geschäftsführer die wesentli- chen  Punkte  der  engpassorientierten  Vorgehensweise  zur  ständigen  Verbesserung des Gesamtsystems noch einmal zusammen:   •  Identifiziere  den  Engpass  –  bei  Toggotec  sind  dies  die  Elektro- nikentwickler  •  Entscheide,  wie  der  Engpass  optimal  ausgenutzt  werden  soll.  Staffle  die  Projekte  am  Engpass,  damit  kein  Multitasking  ent- steht.  •  Ordne  alles  andere  dieser  Entscheidung  unter.  Ordne  Projekte  und  Aufgaben um  den  gestaffelten  Engpass  herum  an.  Toggotec  verzichtet  auf  die  Beschleunigung  einzelner  Projekte  zu  Lasten  des gesamten Projektportfolios.  •  Erweitere  den  Engpass.  Ein  zusätzlicher  Elektronikentwickler  wird  dann  eingestellt,  wenn  die  Auftragslage  in  den  nächsten  Jahren  als  weiterhin  so  hoch  angesehen  wird  und  sich  der  Eng- pass nicht bereits aus den Schritten 1–3 heraus verschoben hat.   •  Wenn  sich  der  Engpass  verschoben  hat,  beginne  bei  Schritt  1.  Wahrscheinlich  werden  dann  die  Prüfstände  zum  Engpass  wer- den.    Der  Geschäftsführer  mahnt:  Trägheit  darf  nicht  zum  Engpass  des  Systems  werden.  Also:  Wachsam  sein,  regelmäßig  prüfen,  ob  und  wohin  sich  der  Engpass  verschiebt.  Er  lobt  das  Analyseteam  für  die  gute  Vorarbeit.  Dieser  Zukunftsbaum  bringt  Transparenz  in  die  Mechanismen von Toggotec.   Soweit die Theorie. Und die Praxis? Wie sieht nun der Implementie- rungsplan  aus?  Der  Geschäftsführer  legt  dem  Analyseteam  einen  Erfahrungsbericht  aus  seiner  vorigen  Firma  vor.  Welche  Probleme  treten auf? Und wie lassen sich diese Probleme meistern?  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de  Risiken bei der Implementierung von CriticalChainMultiprojektmanagement   3   77  3.5  Risiken bei der Implementierung von  CriticalChainMultiprojektmanagement  Critical-Chain-Projektmanagement  kann  leicht  im  Unternehmen  erklärt  und  vermittelt  werden.  Die  Herausforderung  ergibt  sich  durch  die  Art  und  Weise,  wie  die  Implementierung  durchgeführt  wird.  Gefahr Pilotprojekt  Der  herkömmliche  Weg,  Projektmanagement  in  Organisationen  einzuführen  bzw.  zu  verbessern,  führt  über  das  so  genannte  „Pilot- projekt“.  Die  „klassische“  Strategie:  Ein  für  das  Unternehmen  typi- sches Projekt wird als Pilot definiert, und an diesem Piloten werden  dann alle neuen Standards getestet. Bewähren sich die neuen Ansät- zen und Methoden, werden sie dann auf alle Projekte übertragen.   Didaktisch gesehen führt der Weg vom Kleinen zum Großen. Diese  Strategie  mag  manchmal  von  Vorteil  sein.  Aber:  Die  meisten  Prob- leme  im  Projektmanagement  ergeben  sich  nicht  bei  der  Durchfüh- rung  eines  einzelnen  Projektes.  Sie  ergeben  sich  bei  der  Durchfüh- rung  aller  Projekte.  Gut  ausgearbeitete  Standards,  die  perfekt  im  Einzelprojekt  funktionieren,  können  in  einer  Multiprojektumge- bung schnell versagen. Und in dieser Umgebung stößt das klassische  Projektmanagement an seine Grenzen.   Dieser  Gefahr  gilt  es  bei  der  Einführung  von  Critical-Chain- Multiprojektmanagement  vorzubeugen.  Deshalb  wird  empfohlen,  den Weg vom Großen (Globalen) zum Kleinen (Lokalen) zu gehen,  also  zunächst  die  Standards  und  Paradigmen  der  Multiprojektma- nagementumgebung  zu  verändern  –  und  erst  dann  den  Einzelpro- jektstandard zu verbessern.   Diese  Vorgehensweise  kommt  auch  der  Praxis  in  vielen  Unterneh- men entgegen. Entscheidungen werden in der Regel zunächst strate- gisch  –  also  mit  globalem  Horizont  –  entschieden.  Erst  danach  bil- den  sich  die  Freiräume  für  die  lokalen  Entscheidungen  und  führen  zur Umsetzung.     Wie sieht eine  Lösung zur  Vorgehensweise  aus?  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 3  Wenn sich Projekte im Weg stehen    78  Gefahr: Fehlende Rückendeckung  Ohne Zustimmung und „Rückendeckung“ der Geschäftsleitung gibt  es  keine  Verhaltensänderung  im  Unternehmen.  Ein  Eingriff  in  das  Projektmanagement  fordert  dies  jedoch.  Er  kann  daher  ohne  die  aktive  Beteiligung  der  Geschäftsleitung  nicht  gelingen.  Die  Ge- schäftsleitung  muss  Ansatz  und  Methodik  von  Critical  Chain  erfas- sen  und  in  ihre  strategischen  Überlegungen  mit  einbeziehen;  nur  dann kann beispielsweise im ersten Schritt ermittelt werden, welche  Projekte nicht zum Unternehmen passen (siehe Kapitel 2).   Gefahr: Aufwändige Engpassermittlung  Es hilft kaum, den Engpass auf Basis von Daten ermitteln zu wollen.  Vermeintlich  stichhaltige  Zahlen  beruhen  in  Projekten  in  erster  Linie  auf  Schätzungen  und  Daten  aus  der  Vergangenheit.  Eine  sol- che  Datenbasis  führt  kaum  zu  den  gewünschten  Ergebnissen.  Im  Gegenteil: Der Versuch, auf diesem Weg den Engpass zu identifizie- ren, wird den Skeptikern Argumente an die Hand geben.  Der Engpass kann normalerweise leicht an den Stapeln unerledigter  Aufgaben  und  halbfertiger  Aufträge  erkannt  werden.  Sind  diese  Stapel  aber  in  vielen  Abteilungen  anzutreffen,  erfordert  es  eine  in- tensivere  (und  schwierige)  Suche  nach  dem  Engpass.  Wer  kann  zuverlässig Auskunft geben – und wer nicht?  Der  Weg  über  die  Befragung  der  Mitarbeiter,  die  eventuell  den  po- tenziellen  Engpass  verantworten,  hat  teilweise  negative  Auswirkun- gen.  Einige  befragte  Mitarbeiter  werden  sich  rechtfertigen:  Ihr  Ein- fluss  sei  zu  gering,  ihnen  fehlten  die  Mittel,  den  Engpass  zu  beseiti- gen;  sie  schieben  den  „schwarzen  Peter“  anderen  Abteilungen  zu.  Zudem  befürchten  sie,  durch  das  Eingeständnis,  „der  Engpass  zu  sein“, zusätzlich unter Druck zu kommen.   Ein  anderer  Effekt  kann  beobachtet  werden,  wenn  sich  manche  Bereiche gerade darum bewerben, den Engpassstatus zu erhalten. Sie  erhoffen  sich  davon  jene  Entlastung,  die  sie  bisher  nicht  erhalten  haben.   Auch die Befragung von Abteilungs- und Bereichsleitern muss nicht  zu  einem  eindeutigen  Ergebnis  führen.  Der  Controller  identifiziert  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de  Risiken bei der Implementierung von CriticalChainMultiprojektmanagement   3   79  möglicherweise einen Bereich als Engpass, in dem wiederholt Über- stunden  geleistet  werden.  Der  Einkaufsleiter  bezeichnet  möglicher- weise jenen Bereich als Engpass, aus dem ihn häufig dringende Ma- terialanforderungen  oder  Aufträge  für  Fremdleistungen  erreichen.  Ob  die  Antworten  stichhaltig  sind  und  weiterführen,  sei  dahinge- stellt.  Projektmanager wissen, wo die Ressourcen fehlen  Am besten können die Projekt- und Multiprojektmanager Auskunft  geben.  Sie  kämpfen  um  die  Ressourcen  und  wissen,  an  welchen  Stellen ihr Projekt „hakt“. Die an die Projektleiter zu richtende Frage  lautet:  An  welcher  Stelle  im  Unternehmen  stocken  die  Projekte  am  häufigsten?  Wo  wird  viel  schädliches  Multitasking  betrieben?  Die  Chancen  stehen  gut,  mit  diesen  Fragen  die  Engpassressource  zu  ermitteln. Nennen die Projektleiter gleich mehrere „Kandidaten“ für  den  Engpass,  wird  die  Ressource  gewählt,  die  typischerweise  am  Projektanfang  eingesetzt  wird.  Bezeichnen  die  Projektleiter  dagegen  übereinstimmend  ein  und  dieselbe  Ressource  als  Engpass,  dann  kann diese Ressource auch als Engpass angenommen werden.  „Wandernder“ Engpass  Manchmal scheint der Engpass ständig zu „wandern“. Dies bedeutet  nicht,  dass  tatsächlich  unterschiedliche  Ressourcen  den  Engpass  bilden.  Sondern  die  geltenden  Regeln  der  in  Kapitel  3.2  beschriebe- nen  lokalen  Effizienzen  haben  ein  Übermaß  an  Multitasking  und  unnützen  Aktivitäten  im  System  bewirkt.  Fast  überall  sind  die  Mit- arbeiter  überlastet;  das  Paradigma  „Jeder  muss  ständig  beschäftigt  sein“  wirkt  auf  breiter  Basis.  In  diesem  „Multitasking-Grund- rauschen“ lässt sich der Engpass nicht aufspüren. Was nun?  Eine  Ressource,  die  möglichst  am  Anfang  in  den  Projekten  zum  Einsatz kommt, wird als Engpass bestimmt. Sind die Critical-Chain- Prinzipien im Unternehmen verankert, zeigt sich schnell, ob sich an  der  vorübergehend  angenommenen  Engpassressource  die  Arbeiten  tatsächlich stauen. Falls nicht, wird die nächstliegende Ressource als  Engpass „getestet“. Eine endlos anmutende Reihe von Experimenten  ist  bei  dieser  Methodik  übrigens  nicht  zu  erwarten.  In  der  Regel  ist  spätestens der zweite oder dritte Versuch ein „Treffer“.   Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 3  Wenn sich Projekte im Weg stehen    80  Auf  der  Suche  nach  Engpässen  sollte  der  Versuchung  widerstanden  werden,  ganze  Bereiche  und  Abteilungen  als  Engpass  zu  benennen.  Der  Engpass  kann  –  wenn  es  sich  um  einen  Mitarbeiter,  Prüfstand  oder Ähnliches handelt – immer klar abgegrenzt werden.   Einige Engpassbeispiele aus anderen Unternehmen:  •  die  Hardwareentwickler  (bei  einem  Transformatorenhersteller  für die Transportindustrie)  •  die  Prüfstandskonstrukteure  (in  einem  Unternehmen,  das  Prüf- stände entwickelt und baut)  •  die  Klimakammern  (in  einem  Unternehmen,  das  hydraulische  Antriebe für die Automobilindustrie entwickelt und produziert)  •  die  Elektronikentwickler  (bei  einem  Sensorenhersteller  für  die  Automobilindustrie)  •  die Softwareentwickler (bei einem Softwareanbieter)  •  die  Marktnachfrage  (im  Bereich  Werkzeug/Formenbau,  in  der  Automobilindustrie)  Gefahr: Die Bedeutung der Engpassressource wird  unterschätzt  Der  Arbeitsplan  für  die  Engpassressource  entsteht  auf  Basis  der  Pläne  jener  Projekte,  die  diesen  Engpass  passieren  müssen.  Alles  andere hat sich diesem Engpass unterzuordnen. Das hört sich theo- retisch einfach an. Dahinter verbirgt sich jedoch meistens eine mas- sive Veränderung der Organisation.  Bei  Toggotec  beispielsweise  sind  die  technischen  Zeichner  von  der  Abteilung  „Mechanische  Entwicklung“  zur  Abteilung:  „Elektronik- entwicklung“  gewechselt.  Arbeitszeiten  werden  so  verändert,  dass  kein Leerlauf im Engpass entsteht. Die Elektronikentwickler und die  Mitarbeiter  an  den  Prüfständen  haben  daher  ein  anderes  Arbeits- zeitmodell. Hier muss, soweit vorhanden, der Betriebsrat mit einge- bunden werden. Weiterhin haben die Mitarbeiter in der Elektronik- abteilung  kein  Telefon  mehr  am  Arbeitsplatz.  Es  gibt  feste  Sprech- zeiten.  Auch  der  E-Mail-Verkehr  wird  in  diesem  Bereich  von  einer  anderen  „E-Mail-Policy“  begleitet.  Dies  sind  einige  Gründe,  warum  Critical Chain nur mit der eindeutigen Unterstützung der Geschäfts- leitung umgesetzt werden kann.   Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de  Risiken bei der Implementierung von CriticalChainMultiprojektmanagement   3   81    Der Arbeitsplan für den Engpass ist „Chefsache“   1. Die Geschäftsleitung definiert die Reihenfolge der Projekte – unter  Berücksichtigung jener Termine, die Kunden bereits zugesagt wurden.  2.  Die  Projektleiter  liefern  Projektpläne,  aus  denen  hervorgeht,  wann  und in welchem Umfang der Engpass benötigt wird. Für die erste Er stellung  des  Arbeitsplanes  sind  noch  keine  endgültigen,  „perfekten“  Projektpläne  erforderlich.  Wichtig:  Aus  den  Projektplänen  muss  er sichtlich  sein,  was  der  Engpass  jeweils  leisten  soll  und  wann  diese  Leistung voraussichtlich benötigt wird.   3.  Der  Abteilungsleiter  der  Engpassressource  erstellt  auf  Basis  der  Projektpläne einen Arbeitsplan.   4.  Die  Projektleiter  passen  ihre  Pläne  dem  Arbeitsplan  des  Engpasses  an  und  fügen  vor  dem  Einsatz  der  Engpassressource  einen  Zeitpuffer  in  den  Projektplan  ein.  Die  Größe  des  Zeitpuffers  wird  in  folgendem  Abschnitt erläutert.  5. Projekt und Abteilungsleiter erörtern mit der Geschäftsleitung die  Konsequenzen, die sich aus den Planungen für jene Termine ergeben,  die bereits den Kunden versprochen wurden.   6.  Die  Geschäftsleitung  legt  die  Reihenfolge  der  Arbeiten  der  Eng passressource  fest.  Es  hilft  allerdings  wenig,  mehrere  Projekten,  die  gleichzeitig den Engpass benötigen, mit der Priorität „A“ zu versehen.    Die  Erfahrung  hat  gezeigt,  dass  die  Aufgaben  der  Engpassressource  sorgfältig  und  gut  abgestimmt  werden  müssen.  Jedoch  wird  es  kei- nen  perfekten  Arbeitsplan  im  Engpass  geben.  Entscheidend  ist  je- doch  die  Transparenz  des  Planes,  damit  sich  die  anderen  unterord- nen können. Der Arbeitsplan gibt den Takt für die anderen Arbeiten  an.  Gefahr: Zeitpuffer nicht richtig dimensioniert  Die  Größe  des  Zeitpuffers  hängt  ab  vom  Sicherheitsbedürfnis  des  Unternehmens und wurde in Kapitel 3.4 beschrieben. Wie immer er  gewählt  wird  –  er  darf  weder  zur  kurz  noch  zu  lang  sein.  Ein  zu  kleiner Sicherheitsbestand kann zum Stillstand der Engpassressource  führen,  wenn  die  Mitarbeiter,  die  dem  Engpass  vorgelagert  sind,  zu  spät  liefern.  Ein  Stillstand  im  Engpass  führt  zum  Stillstand  des  Pro- jektes,  und  dieser  muss  vermieden  werden.  Ein  zu  großer  Sicher- heitsabstand  erhöht  den  Bestand  an  nicht  abgeschlossener  Arbeit.  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 3  Wenn sich Projekte im Weg stehen    82  Der  Stapel  halberledigter  Aufgaben  auf  dem  Schreibtisch  wächst.  Der  Überblick  geht  verloren,  Prioritäten  werden  nicht  mehr  richtig  gesetzt.  Fazit:  Die  Durchlaufzeit  der  Projekte  nimmt  zu  –  und  die  Gefahr des Multitaskings steigt wieder an.  Die  Spannbreite  zwischen  einem  zu  kleinen  und  einem  zu  großen  Puffer ist jedoch groß. Bereits nach zwei Projekten wird der verant- wortliche Abteilungsleiter des Engpasses die Dimension des Zeitpuf- fers gut einschätzen können.   Gefahr: Prioritäten müssen verändert werden  Erfordern  es  die  äußeren  Umstände,  so  muss  es  natürlich  möglich  sein, Projektpläne zu verändern. Dies gilt auch für die Priorisierung  der Projekte, und es gilt zudem für den Arbeitsplan der Engpassres- source.  Solche  Änderungen  lassen  sich  gut  berücksichtigen  –  sofern  die  Kommunikation  gemäß  dem  Staffelläuferprinzip  (vgl.  Kapitel  5.3)  praktiziert  wird  und  die  Engpassressource  ihre  begonnene  Ar- beit noch abschließen kann, also nicht unterbrochen wird.  Auch  bei  Toggotec  gab  es  in  der  Vergangenheit  die  wichtigen  und  sofort durchzuführenden Aufgaben. Diese brachten in der Regel alle  anderen  Pläne  durcheinander.  Öfters  stellte  sich  dann  heraus,  dass  die  zunächst  dringende  Aufgabe  am  nächsten  Tag  schon  wieder  hinfällig war. Dann musste wieder umgeplant werden.   Damit  dies  nicht  den  Engpass  trifft,  dürfen  sich  Änderungen  im  Arbeitsplan  der  Engpassressource  nur  auf  die  Reihenfolge  der  zu- künftigen  und  noch  nicht  gestarteten  Aufgaben  beziehen.  Laufende  Arbeiten  dürfen  nicht  angetastet  und  gestört  werden,  anderenfalls  entsteht Multitasking. Halten sich alle an die Regel, so tritt die geän- derte  Projektpriorisierung  mit  verzögerter  Wirkung  ein  und  beun- ruhigt  das  Unternehmen  deutlich  weniger  als  früher.  Dies  bewahrt  das Unternehmen vor hektischen Aktionen.   Es  lässt  sich  auch  bei  bester  Planung  nicht  ganz  ausschließen,  dass  zwei  (oder  mehr)  Projekte  zur  gleichen  Zeit  die  Engpassressource  benötigen.  Ursache  für  diese  Entwicklung  können  Zeitverzögerun- gen, Änderungswünsche der Kunden oder externe Einflüsse sein. In  solchen Fällen werden Prioritätsentscheidungen anhand des Projekt- status getroffen, die im Kapitel 6 beschrieben sind. Die Statusberich- Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de  Risiken bei der Implementierung von CriticalChainMultiprojektmanagement   3   83  te machen deutlich, wie sicher ein Projekt im Zeitplan liegt und wie  sicher  es  im  Vergleich  zu  anderen  Projekten  abschneidet.  Hieraus  wird  dann  ersichtlich,  zugunsten  welches  Projekts  die  Ressourcen- entscheidung getroffen werden muss.  Gefahr: Engpass nicht genügend geschützt  Der  Engpass  begrenzt  die  Leistungsfähigkeit  des  Unternehmens.  Doch  einmal  aufgespürt  und  optimal  genutzt,  gestattet  er  dem  Un- ternehmen  enorme  Fortschritte.  Dies  bedeutet:  Die  Engpassres- source  als  kostbarste  Ressource  in  der  Organisation  darf  nicht  ver- schwendet  werden.  Sie  muss  von  allen  Aufgaben  entlastet  werden,  die sie nicht unbedingt selbst bearbeiten muss. Die Engpassressource  muss  sich  auf  ihre  Kernaufgaben  konzentrieren  können;  alle  ande- ren Aufgaben werden delegiert. Der Engpass wird also geschützt.  Eine  Schutzstrategie  ist  bereits  bekannt:  Die  Projekte  werden  so  gestaffelt, dass die Engpassressource eine Aufgabe nach der anderen  abarbeiten  kann  und  sich  nicht  verzettelt.  Führt  ein  Unternehmen  mehr  als  fünf  größere  Projekte  durch,  lohnt  sich  der  Einsatz  einer  geeigneten  Planungssoftware  (Empfehlungen  für  Critical-Chain- Software  finden  Sie  auf  der  CD).  Sie  staffelt  die  Projekte  automa- tisch.  Der  Plan  braucht  nur  noch  allen  Projektleitern  und  Projekt- teammitarbeitern per Aushang mitgeteilt zu werden.   Diese Staffelung steht im Konzept zwar an zentraler Stelle, sie reicht  aber  für  den  Schutz  nicht  aus.  Das  Unternehmen  ist  gefordert,  die  Engpassressource  gegen  alle  unnötigen  Störungen  abzuschirmen.  Dafür werden weitere ergänzende Regelungen benötigt; Regelungen,  die  je  nach  Aufgabenbereich  und  je  nach  Unternehmenskultur  un- terschiedlich sind.       Beispiele für den Schutz des Engpasses  Die Konstrukteure eines Sensorenherstellers werden in einem ruhigen  Gebäudeteil  untergebracht.  Die  Mitarbeiter,  allen  voran  der  „Eng passkoordinator“,  schirmen  sie  gründlich  gegen  Störungen  ab,  bei spielsweise  gegen  unnötige  Rückfragen  von  anderen  Mitarbeitern.  Eingehende  Telefonate  für  die  Engpassressource  werden  zum  Eng passkoordinator oder  zum Multiprojektmanager umgeleitet. Der Eng passkoordinator filtert und sortiert eingehende Mails. Für Mitarbeiter  sind die Konstrukteure nur in einer „Sprechstunde“ zu erreichen. Diese  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 3  Wenn sich Projekte im Weg stehen    84  Sprechstunden  werden,  so  zeigt  sich,  nur  für  wichtige  Anlässe  ge nutzt.  Eine  halbe  Stunde  vor  der  Mittagspause  als  Sprechstunde  reicht  völlig  aus  –  wenn  auch  zunächst  Bedenken  geäußert  wurden.  Im  Nachhinein  erweist  sich,  dass  diese  30  Minuten  für  unerlässliche  Anfragen  ausreichen;  andere,  weniger  dringende  Angelegenheiten  scheinen sich dann von alleine zu erledigen    In dieses „Schutzprogramm“ für den Engpass ist das gesamte Unter- nehmen  eingebunden.  Alle  Mitarbeiter  müssen  bei  ihrer  eigenen  Arbeit  bestimmte  Regeln  im  Umgang  mit  ihren  Ressourcen  befol- gen. Beispielsweise müssen Zulieferungen, die der Engpass benötigt,  bevorzugt behandelt werden. Wie zuverlässig und schnell Unterstüt- zungsleistungen  von  anderen  Abteilungen  erbracht  werden,  ent- scheidet darüber, wie schnell das Projekt voranschreitet.   Damit  die  Zulieferungen  pünktlich  und  zuverlässig  funktionieren,  muss  der  Arbeitsplan  der Engpassressource  öffentlich  gemacht  wer- den. Hierzu zwei Beispiele:      Beispiel aus dem Einkauf  Den Einkauf erreichen zwei Anfragen, eine von der Engpassressource,  die  andere  vom  Geschäftsführer  persönlich.  Will  der  Einkäufer  mit  Rücksicht auf das „Gesamtsystem Unternehmen“ handeln, muss er die  Engpassressource  zuerst  bedienen;  hat  sein  Vorgesetzter  die  Prinzi pien von Critical Chain verstanden, wird er Verständnis für diese Ent scheidung zeigen.        Beispiel aus der Produktion  In der  Produktion hält  ein Unternehmen zwei Maschinen bereit, eine  teure,  computergestützte  Maschine  und  eine  25  Jahre  alte  Drehma schine. An der Drehmaschine werden Teile für einen Prototyp erstellt,  den  die  Engpassressource  „Prüfstand“  benötigt.  Beide  Maschinen  ar beiten  fehlerhaft.  Nach  herkömmlicher  Rechnung  müsste  zunächst  die teure Maschine repariert werden (höherer Maschinenstundensatz).  Nach  den  Regeln  von  Critical  Chain  hat  nun  die  Reparatur  der  alten  Drehmaschine höhere Priorität.            Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de  Risiken bei der Implementierung von CriticalChainMultiprojektmanagement   3   85  Gefahr: Fertige CriticalChainMultiprojekt managementlösung präsentieren  Weshalb hat das Analyseteam die ganzen Untersuchungen durchge- führt?  Weshalb  hat  der  neue  Geschäftsführer  nicht  gleich  den  Lö- sungsansatz  auf  den  Tisch  gelegt?  Seine  Gedanken  hierzu  leuchten  ein:  Eine  fertige  Lösung  von  außen  hätten  die  Mitarbeiter  und  Füh- rungskräfte  nicht  akzeptiert. Dadurch,  dass  die  Probleme,  Konflikte  und Hintergründe in der Umgebung von Toggotec von Mitarbeitern  und  Führungskräften  selbst  erarbeitet  werden,  entsteht  eine  innere  Bereitschaft für die Veränderung.   Wichtig  ist  also  eine  Sensibilisierung,  die  bei  der  Analyse  der  Aus- gangssituation  beginnt  und  in  die  dann  die  Lösungsbausteine  des  Critical-Chain-Ansatzes unter der fachlichen Anleitung des Analyse- teams  integriert  werden.  Experten,  die  moderieren,  können  dabei  hilfreich sein, den bekannten Ratschlag mit dem Zeigefinger braucht  Toggotec jedoch nicht.  Nach ca. fünf Monaten wird der Hebel umgelegt. Die Projekte wer- den  sich  nicht  mehr  behindern.  Eine  alte  Last  kann  dann  endlich  über Bord geworfen werden.   Doch  der  Geschäftsführer  lässt  dem  Analyseteam  keine  Ruhe.  Die  Schnelligkeit  und  Zuverlässigkeit  in  den  Projekten  kann  Toggotec  durch  das  neue  Multiprojektmanagement  steigern,  gewiss.  Doch  werden  noch  erhebliche  Potenziale  im  Einzelprojekt  vermutet,  und  an diesen Potenzialen setzt das Analyseteam nun an. Auch sie sollen  erschlossen werden.      Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 87  4  Ergebnisorientierte  Projektplanung  Das  Analyseteam  untersucht  die  einzelnen  Projektpläne.  Es  stellt  fest:  Die  Projektpläne  bei  Toggotec  sind  lückenhaft  und  zum  größ- ten  Teil  realitätsfern.  Einige  haben  unlogische  Verbindungen  zwi- schen  Vorgänger-  und  Nachfolgerbeziehungen,  in  anderen  Arbeits- paketen stimmen die geschätzten Zeiten mit der Realität nicht über- ein.  Auch  findet  das  Team  noch  veraltete  Technologien  in  den  Plä- nen,  nach  denen  schon  lange  nicht  mehr  entwickelt  wird.  Zu  allem  Überfluss  gibt  es  in  manchen  Projekten  vier  bis  sechs  verschiedene  Projektpläne,  einen  vom  Kunden,  einen  von  Toggotec,  einen,  der  der Startphase angepasst wurde usw.   Besonders  dann,  wenn  ein  Standardprojektplan  übernommen  wird,  weist  die  Anpassung  meistens  erhebliche  Fehler  auf.  Die  Projektlei- ter  haben  zum  einen  nicht  die  Zeit,  um  die  benötigten  Informatio- nen  einzuholen,  und  es  stehen  ihnen  zum  anderen  auch  nicht  die  notwendigen  Mitarbeiter  zur  Verfügung.  So  sind  sie  bei  der  Erstel- lung  des  Projektplans,  vor  allem  mit  den  Entwicklungs-  und  Pro- duktionsdetails, mehr als überfordert.  Nimmt  man  derart  unrealistische  Projektpläne  als  Basis  für  den  Critical-Chain-Ansatz,  kann  keine  Verbesserung  erzielt  werden.  Es  nützt wenig, Zeitpuffer zu setzen und Projekte zu staffeln, wenn der  Projektplan  nicht  stimmt.  Denn  jeder  Projektmanagementansatz  setzt korrekte Projektpläne voraus.  4.1  Projektkultur verhindert den realistischen  Projektplan  Wenn bei Toggotec eine Projektanfrage eines Kunden eintrifft, läuft  die  Anfragebearbeitung  wie  folgt  ab:  Der  Kunde  teilt  dem  Ver- triebsmitarbeiter  seinen  Projektendtermin  mit.  Der  Kunde  von  Welche Mecha nismen führen  zu den Schwie rigkeiten?  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 4  Ergebnisorientierte Projektplanung  88  Toggotec ist in seinem eigenen Unternehmen wiederum Mitarbeiter,  beispielsweise  als  Einkäufer.  Und  in  seinem  eigenen  Unternehmen  will  der  Kunde  als  zuverlässiger  Mitarbeiter  gelten;  er  wird  daran  gemessen,  ob  er  die  Ware  seines  Lieferanten  rechtzeitig  beschaffen  kann. So wird der Einkäufer einen Zeitpuffer in seiner Planung ein- binden und seinen Termin entsprechend setzen.  Der  Vertriebsmitarbeiter  von  Toggotec  sagt  seinem  Kunden  den  Projektendtermin zunächst zu. Auch er will sich absichern und fügt  ebenfalls  einen  kleinen  Sicherheitspuffer  ein,  z. B.  für  eventuell  auf- tretende  Abnahmeschwierigkeiten  usw.  Nun  geht  der  Vertriebsmit- arbeiter  mit  dem  neuen  Auftrag  in  die  Auftragsklärung.  dort  schüt- telt man in der Regel den Kopf, da der Termin mit den ganzen Son- derlösungen fast nicht zu realisieren ist. Das Projekt wird nun intern  geplant.  Der  Toggotec-Einkäufer  nennt  seine  Liefertermine  für  die  Zukauf- teile  und  das  Rohmaterial.  Er  wird  daran  gemessen,  wie  günstig  er  einkauft.  Wie  lange  die  günstige  Beschaffung  neuer  und  unbekann- ter Teile dauert, das kann er nicht sicher kalkulieren. Also fügt er für  sich und seine Abteilung ebenfalls einen kleinen Zeitpuffer ein.   Der Produktionsleiter addiert ebenfalls einen Zeitpuffer, da manche  Teile  noch  nie  gefertigt  wurden.  Die  Produktion  wird  an  Stückzahl  und  Produktivität  gemessen,  folglich  will  er  nicht  sofort  seine  lau- fende  Serienfertigung  unterbrechen.  Er  fügt  für  sich  einen  weiteren  kleinen  Zeitpuffer  ein,  damit  im  Falle  eines  Falles  seine  Produktivi- tätskennzahl nicht zerstört wird. So geht es weiter: Jeder Bereich, der  dem  Projekt  zuarbeitet,  fügt  „persönliche“  Zeitpuffer  ein,  um  sich  abzusichern  und  den  Kennzahlen  zu  genügen.  Zu  guter  Letzt  packt  der  Projektleiter,  der  ja  hauptsächlich  an  den  Kosten  und  der  Ter- mineinhaltung  gemessen  wird,  ebenfalls  noch  einen  kleinen  Puffer  drauf.   Der  intern  errechnete  Termin  weicht  nun  vom  Kundenwunschter- min  oftmals  um  30  bis  70 %  ab.  In  dieser  Situation  gibt  dann  bei  Toggotec  meistens  eine  hohe  Führungskraft  die  Devise  aus:  „Wenn  das  der  Wettbewerb  so  anbietet,  dann  schaffen  wir  das  auch!“  und  legt  den  Endtermin  kraft  Amtes  fest.  Jetzt  glaubt  niemand  mehr  an  den so zustande gekommenen Projektplan. Jeder sichert sich ab. Das  große  Rechtfertigungsspiel  startet.  Das  Projekt  wird  ohnehin  nicht  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Projektkultur verhindert den realistischen Projektplan   4   89  pünktlich  fertig  werden,  zumindest  in  diesem  Punkt  sind  sich  alle  einig.  Fazit:  Niemand  glaubt  an  die  Umsetzung  des  „realistischen“  Pro- jektplans,  daher  verwenden  Projektleiter  einen  beliebigen  alten  Standardplan  und  passen  ihn  in  kurzer  Zeit  an.  Niemand  sieht  sich  gefordert,  einen  exakten  Projektplan  auszuarbeiten;  dieser  würde  ohnehin realitätsfern sein.  Auswirkungen „falscher“ Abhängigkeiten  Das Analyseteam untersucht nun detailliert, wie die Projektpläne bei  Toggotec  bisher  erstellt  wurden.  Nachdem  die  Projektziele  klar  be- schrieben  sind,  wird  ein  Projektstrukturplan  aufgestellt.  Der  Pro- jektplaner zerlegt dann die großen Projektaufgaben in immer kleine- re  Aufgaben  –  bis  hinunter  auf  die  Ebene  der  Arbeitspakete.  Diese  Arbeitspakete werden dann mit einer Zeit- und Aufwandsschätzung  versehen, um sie anschließend in eine zeitliche Reihenfolge zu brin- gen.   Hierbei werden häufig notwendige Aufgaben vergessen, weil es keine  Instrumente  für  einen  Vollständigkeitscheck  gibt.  Die  Projektleiter  gehen  von  einer  Idealsituation  aus  und  kalkulieren  Schwierigkeiten  und Stolpersteine nicht mit ein. Unnötige Aufgaben werden dagegen  eingeplant („Das haben wir schon immer so gemacht!“). Manchmal  beruft  sich  der  Projektleiter  auch  auf  die  Projektmanagementstan- dards  im  Handbuch.  Er  übersieht  dabei  wichtige  Abhängigkeiten  zwischen  Arbeitspaketen,  weil  schon  ein  relativ  kleines  Projekt  eine  unüberschaubare  Vielzahl  theoretisch  möglicher  Abhängigkeiten  aufweist.  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 4  Ergebnisorientierte Projektplanung  90  1 4 2 5 3 „2“ ist abhängig von „1“ „5“ ist abhängig von „2“ und „4“ „4“ ist abhängig von „3“ 10 20 30 40 60 50 0 Tage   Abb. 18: Falsche Abhängigkeiten, Teil 1  Angenommen,  in  einem  Projektplan  werden  die  Abhängigkeiten  „richtig“ erkannt und abgebildet. Durch einen kleinen Fehler in der  Projektplanung  kann  es  jedoch  dazu  kommen,  dass  eine  Abhängig- keit übersehen wird. Genauso gut kann aber auch eine Abhängigkeit  definiert  werden,  die  gar  nicht  notwendig  wäre.  In  Abbildung  18  wird  ein  kurzer  Projektplan  abgebildet.  Angenommen,  es  wird  ver- sehentlich  die  Aufgabe  4  als  zusätzliche  Voraussetzung  für  die  Auf- gabe 2 definiert. Dann sähe der Projektplan plötzlich so aus und die  Projektlaufzeit verlängerte sich deutlich:  1 4 2 3 10 20 30 40 60 50 0 Tage 70 80 5   Abb. 19: Falsche Abhängigkeiten, Teil 2    Solche „kleinen“ Fehler kommen bei Toggotec oft vor, da:  •  es  schon  bei  150  bis  200  Aufgaben  innerhalb  eines  Projektes  tausende möglicher Abhängigkeiten gibt;  Welche Mecha nismen führen  zu den Schwie rigkeiten?  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Projektkultur verhindert den realistischen Projektplan   4   91  •  die  eingesetzte  Projektmanagementsoftware  kein  systematisches  Vorgehen  zum  Erkennen  und  Definieren  von  Abhängigkeiten  beinhaltet;  •  die  systematische  Definition  von  Abhängigkeiten  kein  Bestand- teil der Ausbildung von Toggotec-Projektleitern ist.  Projekt ROBI  Das Analyseteam sucht sich aus den Projektplänen das Projekt ROBI  für  die  weitere  Analyse  aus.  ROBI  ist  ein  Projekt,  bei  dem  bereits  eine  Folgeanfrage  vorliegt,  sozusagen  ROBI  2.  Daher  lohnt  es  sich  doppelt,  dieses  Projekt  genauer  zu  untersuchen.  Im  Projektplan  für  ROBI  ist  eine  Abhängigkeit  nicht  dargestellt  worden.  Im  Folgenden  ein Auszug aus dem Projektplan ROBI 1:  LE-Design B 3 LE-Prod. D 4 Platinen- Entw. A 5 Leitungs- plan B 6 Aufg.1 C 1 Aufg.2 C 2   Abb. 20: Auszug aus dem Projektplan ROBI 1  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 4  Ergebnisorientierte Projektplanung  92  In diesem Projekt sind die Mitarbeiter B und C wie folgt eingeplant:  LE-Design B 3 Leitungs- plan B 6 Aufg.1 C 1 Aufg.2 C 2 Mitarb. B  Plan Mitarb. C Plan I Tage I I I I I I I 5 10 Einsatzplan für Mitarbeiter B und C   Abb. 21: Arbeitsplan für die Mitarbeiter B und C  In der Woche 1:  Mitarbeiter C beginnt mit der Aufgabe 1 und stellt nach zwei Tagen  fest,  dass  er  zum  Weiterarbeiten  den  Leitungsplan  benötigt.  Diese  Verbindung ist im Projektplan allerdings nicht berücksichtigt.  Mitarbeiter  C  fragt  nun  den  Mitarbeiter  B  nach  dem  Leitungsplan.  Mitarbeiter B steht vor der Entscheidung,   •  am LE-Design (Aufgabe 3) weiterzuarbeiten, damit D rechtzeitig  mit der LE-Produktion (Aufgabe 4) beginnen kann oder  •  das  LE-Design  zu  unterbrechen,  damit  C  möglichst  schnell  mit  Aufgabe 1 weiterarbeiten kann. Da Mitarbeiter D noch nicht an- gefragt  hat,  könnte  B  sich  entscheiden,  zunächst  am  Leitungs- plan zu arbeiten.     So  beginnt  das  Multitasking  bei  Mitarbeiter  B.  Mehrere  Aufgaben  werden  parallel  bearbeitet.  Gleichzeitig  entsteht  Multitasking  bei  C,  da dieser sich einer anderen Aufgabe zuwenden muss.  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Projektkultur verhindert den realistischen Projektplan   4   93  Mitarb. D  IST Mitarb. C IST Mitarb. B IST LE-D Aufg 1 Leitungs- plan I I I I 2 5 Tage 0 Tatsächlicher Ablauf der Woche 1   Abb. 22: Tatsächlicher Ablauf der ersten Woche  Am Montag der zweiten Woche will nun der Mitarbeiter D mit der  LE-Produktion  beginnen  und  fragt  bei  B  nach  dem  fertigen  LE- Design.   Mitarbeiter  B  ist  verwundert,  dass  D  schon  beginnen  will,  und  teilt  D  mit,  dass  er  das  LE-Design  noch  nicht  abgeschlossen  hat,  und  zwar wegen anderer Prioritäten.  Mitarbeiter  B  hat  den  Leitungsplan  noch  nicht  ganz  abgeschlossen,  aber  übergibt diesen  schon  an  C,  damit  C mit Aufgabe  1 fortfahren  kann.  Dann  setzt  B  mit  Hochdruck  die  Arbeit  am  LE-Design  fort  und übergibt dieses an Mitarbeiter D, der so mit vier Tagen Verspä- tung die LE-Produktion startet.  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 4  Ergebnisorientierte Projektplanung  94  D IST C IST B IST L P LE- Design I I I I 6 10 Tage Aufg 1 L P Tatsächlicher Ablauf der Woche 2   Abb. 23: Tatsächlicher Ablauf der zweiten Woche  In der Woche 3:  Nun  hat  Mitarbeiter  B  Zeit,  den  Leitungsplan  fertigzustellen.  Dabei  wird  er  einige  Male  durch  seinen  Kollegen  D  unterbrochen  und  stellt  fest,  dass  es  in  seiner  Konzeption  des  Leitungsplanes  einige  Fehler  gibt,  die  er  nun  sehr  sorgfältig  ausräumt.  Als  er  damit  fertig  ist,  übergibt  er  den  fertigen  Leitungsplan  an  C.  Mitarbeiter  C  hatte  die  Aufgabe  1  bereits  abgeschlossen  und  mit  Aufgabe  2  begonnen.  Aufgabe 2 muss er aber nun für Nacharbeit an Aufgabe 1 unterbre- chen. Wieder kommt es zu einem Multitasking.  D IST C  IST B IST Leitungs- plan I I I I 11 15 Tage Aufg 2 L P Nacharbeit zu Aufg. 1 LE- Produktion Tatsächlicher Ablauf der Woche 3   Abb. 24: Tatsächlicher Ablauf der dritten Woche  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Projektkultur verhindert den realistischen Projektplan   4   95  In der Woche 4:  Nun  hat  Mitarbeiter  B  auch  endlich  Zeit,  das  LE-Design  nochmals  in Ruhe anzuschauen – auch dabei findet er einige Ungereimtheiten,  die  sich  durch  die  zwischenzeitlich  erfolgten  Nachfragen  von  D  bereits angedeutet hatten, und räumt auch diese aus. Das hat natür- lich  zur  Folge,  dass  auch  D  die  LE-Produktion  nochmals  in  die  Hand nehmen und nachbearbeiten muss.  D IST C  IST B IST L D Aufg. 2 I I I I 16 20 Tage Nach- arbeit Nach- arbeit Tatsächlicher Ablauf der Woche 4   Abb. 25: Tatsächlicher Ablauf der vierten Woche  Die  oben  dargestellten  Planungsfehler  bei  Toggotec  führen  zu  den  gleichen  unerwünschten  Effekten,  wie  wir  sie  bereits  in  Kapitel  1.2  aufgezählt  haben.  Projekte  sind  aufwändiger  und  dauern  länger  als  geplant.  Termine  können  nicht  eingehalten  werden.  Kunden  sind  unzufrieden  und  reklamieren.  Dadurch  sind  die  Projekte  teurer  als  geplant und die wirtschaftlichen Ergebnisse entsprechend schlecht.  Um  den  unerwünschten  Effekten  gegenzusteuern,  werden  neue  Standards  eingeführt.  Diese  sollen  das  erhöhte  Sicherheitsbedürfnis  befriedigen.  Bei  Toggotec  sind  es  aber  oft  die  zunehmenden  Kon- trollen  und  Regeln,  die  das  Projekt  zusätzlich  in  seinem  Fortschritt  behindern.  Dadurch  wird  eine  negative  Endlosschleife  in  Gang  ge- setzt, die in der folgenden Abbildung dargestellt ist.  Wo liegt die  Kernursache?  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 4  Ergebnisorientierte Projektplanung  96  Notwendige  Aufgaben werden bei  der Projektplanung  vergessen Es treten Störungen und  unvorhergesehene Ereignisse auf  Reale Abhängig- keiten werden bei  der Projektplanung  vergessen Versprochene Termine  werden überschritten  Ungeplante  Wartezeiten  entstehen Ungeplanter  Aufwand  entsteht Qualitative  Probleme in  der  Realisierung Projektlaufzeit (IST) ist  länger als geplant Projekte werden teuer als  geplant Kunden sind unzufrieden,  reklamieren, fordern  Vertragsstrafen ein Wirtschaftliche Ergebnisse  verschlechtern sich  Es entsteht ein  Sicherheitsbedürfnis der  Organisation, Fehler zu  vermeiden   Abb. 26: Es treten Störungen auf, Teil 1  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Projektkultur verhindert den realistischen Projektplan   4   97  Es treten Störungen und  unvorhergesehene Ereignisse auf Unnötige  Abhängig- keiten werden  eingeplant Unnötige  Aufgaben  werden  eingeplant Wettbewerbsfähigkeit des  Unternehmers sinkt Projektlaufzeit (Plan) ist  länger als nötig Projekt ist aufwändiger/teurer  als nötig (Plan + IST) Ein gängiger Ansatz zur  Fehlervermeidung ist es,  Standards (Meilensteine,  Kontrollen, Aufgaben)  festzulegen und für deren  Einhaltung zu sorgen PM-Regelwerke, Entwicklungshandbücher  etc. enthalten eine Vielzahl von Standards,  die eingehalten werden müssen (aber nicht  immer passen und sinnvoll sind) Projektlaufzeit (IST) ist länger  als nötig Es entsteht ein  Sicherheitsbedürfnis der  Organisation, Fehler zu  vermeiden Negative Endlosschleife   Abb. 27: Es treten Störungen auf, Teil2      Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 4  Ergebnisorientierte Projektplanung  98  4.2  Projektplanung nach dem „PullPrinzip“  Das  neu  zu  erstellende  Critical-Chain-Planungskonzept  begegnet  den  dargestellten  Schwierigkeiten,  indem  es  nicht  die  Arbeitspakete  und  Aufgaben  analysiert,  sondern  konkret  nach  den  Ergebnissen  fragt.  Der  Schwerpunkt  liegt  auf  dem  jeweiligen  Teilergebnis,  dies  zieht  dann  die  entsprechenden  Arbeitspakete  und  Aufgaben  nach  sich.  Die  Ziele  des  Projektes  bilden  die  Basis  für  die  Planung.  Sie  sind  exakt  zu  definieren.  Zudem  muss  bei  der  Planung  das  Projekt  gewissenhaft  simuliert  werden.  Hierzu  wird  bei  größeren  Projekten  geeignete  Software  benötigt  (vgl.  CD).  Abhängigkeiten  zwischen  Arbeitspaketen  und  Zwischenergebnissen  sind  systematisch  durch  die jeweils Verantwortlichen zu überprüfen. Eine weitere Forderung:  Die Vollständigkeit der Zwischenergebnisse und Arbeitspakete muss  ebenfalls von den jeweils Verantwortlichen überprüft werden.  Daraus  hat  das  Toggotec-Analyseteam  fünf  Handlungsempfehlun- gen abgeleitet:  Schritt 1: Das Projektziel verstehen und konkretisieren  Oft wurde die Erfahrung gemacht, dass das Projektziel den Projekt- beteiligten  nicht  klar  und  nicht  messbar  war.  Deshalb  muss  das  Projektziel  konkretisiert  und  nochmals  mit  dem  Auftraggeber  bzw.  der  Geschäftsleitung  abgestimmt  werden.  Eine  solche  Abstimmung  kann zum Beispiel wie folgt aussehen: „Am 31.03.07 steht der Proto- typ  verpackt  und  mit  allen  technischen  Dokumentationen  versehen  in München für die Firma XY zum Einbau in den Prototypen-LKW  bereit“. Danach wird das Ergebnis des Projektes in die zu liefernden  Teilergebnisse gegliedert, z. B.:  •  zwei voll funktionsfähige Prototypen vom Typ A  •  zwei voll funktionsfähige Prototypen vom Typ B  •  ein  Prototyp  vom  Typ  A,  der  nicht  in  Betrieb  gesetzt,  sondern  einem Fahrtest unterzogen wird  •  Dokumentationen lt. Spezifikation    Daraus ergeben sich die Teilprojekte des Gesamtprojektes.    So sieht die  Lösung aus!  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Projektplanung nach dem „PullPrinzip“   4   99  Schritt 2: Stolpersteine identifizieren  Anspruchsvolle Projekte haben Stolpersteine auf dem Weg zur Ziel- erreichung.  Werden  diese  Stolpersteine  schon  bei  der  Planung  be- rücksichtigt,  so  gelingt  es,  einen  Projektplan  zu  erstellen,  der  früh- zeitig die Projektrisiken berücksichtigt.    Tipp:   Erarbeiten Sie den Projektplan unbedingt mit den Projektbeteiligten, die  nachher  dafür  verantwortlich  sind,  dass  gewisse  Zwischenergebnisse  erreicht werden.    Es werden daher im Projektplanungsteam die Stolpersteine auf dem  Weg  zum  Projekterfolg  gesammelt,  unter  Berücksichtigung  der  Bedenken  und  Befürchtungen  aller  Beteiligten.  Selbstverständlich  sollte  auch  auf  die  Analyse  der  Interessengruppen  und  Risiken  zu- rückgegriffen  werden.  Die  Stolpersteine  werden  dann  in  eine  Über- sicht eingetragen.  Schritt 3: Engpassfaktoren/begrenzende Faktoren  Für jeden Stolperstein wird nun der jeweilige Engpassfaktor identifi- ziert  und  in  einer  Übersicht  festgehalten.  Der  Engpassfaktor  ist  das,  was fehlt, um den Stolperstein zu überwinden oder zu umgehen.   Ein  Beispiel:  Als  Stolperstein  bei  einer  Expedition  identifiziert  das  Planungsteam  einen  großen  Fluss  mit  einer  reißenden  Strömung,  den  es  zu  überqueren  gilt.  Der  Engpassfaktor  ergibt  sich  dadurch,  dass  das  Planungsteam  nicht  weiß,  wie  die  Expeditionsteilnehmer  über den Fluss kommen. Würde eine große Brücke vorhanden sein,  hätte das Projektplanungsteam wohl kaum die Flussüberquerung als  Stolperstein  identifiziert.  Der  Engpassfaktor  zwingt  das  Planungs- team, das Problem konkret zu benennen.  Schritt 4: Zwischenergebnisse   Für  jeden  Stolperstein  wird  ein  Zwischenergebnis  definiert,  das  erreicht  wird,  sobald  der  Stolperstein  erfolgreich  überwunden  ist.  Das  Zwischenergebnis  wird  wie  ein  Ziel  formuliert  (nämlich  als  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 4  Ergebnisorientierte Projektplanung  100  einen zu erreichenden Zustand in der Zukunft) und in die Übersicht  eingetragen.   2 Wir wissen nicht,  wie wir über den  Fluss kommen – gäbe es eine  Brücke, wäre das  kein Problem Bei einer  Expedition  muss ein gro- ßer, reißender  Fluss über- quert werden 1 Zwischenziel/ Zwischen- ergebnis Engpassfaktor Stolperstein Teilergebnis:   Abb. 28: Stolperstein, Engpassfaktor, Zwischenergebnis  Schritt 5: Stolpersteine bilden das Rückgrat des  Projektes  Für  jedes  Teilergebnis  fragt  sich  nun  das  Projektteam,  was  alles  schief  gehen  kann,  wo  also  die  Stolpersteine  auf  dem  Weg  zur  Er- zeugung  des  Teilergebnisses  liegen.  Für  jeden  dieser  Stolpersteine  wird  ein  Plan  zu  dessen  Überwindung  erstellt.  Die  verschiedenen  Zwischenergebnisse  werden  in  eine  logische  Reihenfolge  gebracht,  um die Abhängigkeiten im Projekt zu erkennen.     Folgende Fragen sind dabei zu beantworten:   •  Welches  Zwischenergebnis  wird  notwendig,  damit  ein  anderes  Zwischenergebnis erreicht werden kann?   Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Projektplanung nach dem „PullPrinzip“   4   101  •  Welche  Zwischenergebnisse  müssen  erreicht  sein,  damit  das  Projektziel erreicht werden kann?  •  Dann wird die Reihenfolge geprüft, indem der Satz ergänzt wird:  „Um ... zu bekommen, muss ich/müssen wir ...“    Falsch dargestellte Reihenfolgen werden so schnell ersichtlich. Wenn  der oben genannte Satz lautet: „Um A zu erreichen, muss ich zuvor  B  erreicht  haben“,  dann  ist  schnell  offensichtlich,  dass  die  Reihen- folge im Projektplan nicht stimmt.   Voraussetzung Projektziel/ Projektnutzen 1. Um ... ... zu erreichen .... 2. muss ich  ... ... erreichen ... Annahme/Grund 3. weil  ...   Abb. 29: Abhängigkeiten „Necessary Cause“  Auf  diese  Art  und  Weise  werden  in  mehreren  Stufen  die  Zwischen- ziele  definiert  und  ihre  Abhängigkeiten  festgelegt.  Um  dabei  die  Einfügung  unnötiger  Abhängigkeiten  zu  vermeiden,  wird  die  Be- gründung für die Abhängigkeit angegeben und visualisiert.  Um  keine  Aufgabe  und  keine  Abhängigkeit  zu  vergessen,  wird  als  Nächstes  gefragt,  ob  die  Aussage  „Wenn  die  Zwischenergebnisse  L,  C  und  A  erreicht  sind,  dann  wird  auch  das  Projektziel  Z  erreicht“  stimmt.  Sind  wirklich  alle  notwendigen  Voraussetzungen  vorhan- den, um das jeweilige Zwischenergebnis zu erreichen?  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 4  Ergebnisorientierte Projektplanung  102  Zwischenergebnis  D Zwischenergebnis C Zwischenergebnis B Zwischenergebnis A Projektziel Zwischenergebnis  M Zwischenergebnis  L   Abb. 30: Projektziel „Sufficient Cause“  Dank  dieser  Vorgehensweise  entsteht  ein  Netzwerk  der  Aufgaben,  Zwischen-  und  Teilergebnisse  und  ihrer  Abhängigkeiten  unterein- ander.  In  diesem  Netz  wird  den  Stolpersteinen  –  den  spezifischen  Engpässen des Projekts – besondere Aufmerksamkeit zuteil.  Schritt 6: Aktivitäten  Anschließend  werden  die  Projektschritte  bzw.  Einzelaktivitäten  für  jedes Zwischenergebnis festgelegt und auf Vollständigkeit überprüft.  Bei  der  Überprüfung  der  Abhängigkeiten  der  Zwischenergebnisse  durch  die  Aktivitäten,  stellt  es  sich  ab  und  zu  heraus,  dass  für  die  Durchführung  einer  Aktivität  ein  Zwischenergebnis  nötig  ist,  das  eigentlich  erst  zu  einem  späteren  Zeitpunkt  erreicht  werden  sollte.  Diese  neuen  Erkenntnisse  bzw.  Abhängigkeiten  können  nun  eben- falls in den Projektplan einfließen.  Als weitere Quellen für den Vollständigkeitscheck kommen in Frage:  •  Pläne früherer, ähnlicher Projekte  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Projektplanung nach dem „PullPrinzip“   4   103  •  die  Bedingungen,  die  zum  Ende  der  einzelnen  Projektphasen  erfüllt  sein  müssen,  um  die  jeweilige  Phase  abschließen  zu  kön- nen    Tipp:   Es ergibt keinen Sinn, alle Aktivitäten in den Projektplan einzutragen, da  dieser dann zu unübersichtlich wird. Die einzelnen Projektteammitarbei ter  wissen  ohnehin,  welche  Aktivitäten  zum  Erreichen  des  Zieles  not wendig sind. Es genügt, die Zwischenergebnisse festzuhalten und diese  mithilfe des Staffelläuferprinzips aktiv zu verfolgen.    Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 105  5  Das CriticalChainProjekt  Weshalb  kann  Toggotec  notfalls  Eilprojekte  um  40 %  schneller  als  „normale“  Projekte  abwickeln?  Gibt  es  noch  nicht  bekannte  Instru- mente?  Eine  gute  Frage.  Die  Führungskräfte  von  Toggotec  wissen:  Dieses  Tempo  ist  in  der  alten  Multiprojektumgebung  nur  möglich,  weil die Geschäftsleitung dem Eilprojekt höchste Priorität einräumt.  Die  anderen  Projekte  und  Aufgaben  müssen  dann  hintangestellt  werden.  Man  erinnert  sich  aber,  dass  die  negativen  Auswirkungen  auf  die  anderen  Projekte  gar  nicht  so  ausgeprägt  waren  wie  man  zum Start des Eilprojektes ROBI 1 eigentlich vermutet hatte.   So  wie  in  der  Multiprojektumgebung  viel  Zeit  mit  Multitasking  vertan  wird,  gibt  es  eventuell  auch  Mechanismen  im  Einzelprojekt,  die  dazu  führen,  Ressourcen unnütz zu  verbrauchen. Es  gilt  nun  zu  untersuchen,  ob  es  möglich  sein  kann,  einzelne  Projekte  zu  be- schleunigen.  Oder  anders  formuliert:  ob  die  im  Moment  durchge- führten  Einzelprojekte  –  wenn  man  sie  isoliert  betrachtet  –  länger  dauern,  als  sie  eigentlich  müssten.  Das  Analyseteam  untersucht  zunächst den Konflikt, in dem die Projektleiter stecken. 5.1  Konflikte der Projektleiter  In einer Projektleiterkonferenz von Toggotec werden die Projektlei- ter nach ihren größten Schwierigkeiten im Einzelprojekt gefragt. Sie  antworten: „Wir kämpfen mit vielen Änderungswünschen, teilweise  von Kunden, teilweise von unserer eigenen Entwicklung – ohne dass  unser  Projekttermin  verschoben  werden  kann.  Einzelne  Mitarbeiter  und  vor  allem  unsere  Lieferanten  halten  die  gesetzten  Meilensteine  nicht  ein.  Oft  werden  keine  Entscheidungen  an  oberster  Stelle  ge- troffen,  man  lässt  die  Projektleiter  allein.  Viele  Ergebnisse  entspre- chen  nicht  den  geforderten  Kundenspezifikationen  und  müssen  noch einmal nachgearbeitet werden. Wären die Kundendaten recht- zeitig im Haus, könnten die Projektmanager erheblich Zeit sparen.“  Diese Konflikte wurden zunächst einmal genau beleuchtet:  Welche Mecha nismen führen  zu den Schwie rigkeiten?  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 5  Das CriticalChainProjekt    106  Konflikt 1: Es gibt zu viele Änderungen  „Nein“,  erwidert  der  Toggotec-Chef  in  der  Konferenz.  Er  betont,  dass  Änderungen  keine  Störungen  sind.  Sie  gehören  zum  Tagesge- schäft.  Die  Projektleiter  müssen  sie  entsprechend  einplanen.  Nie- mand  widerspricht.  „Einige  haben  wohl  vergessen“,  fährt  der  Ge- schäftsführer  fort,  „dass  sich  manche  alten  Projekte  nur  deshalb  rentiert  haben,  weil  viele  erforderlichen  Änderungen  entsprechend  an  den  Kunden  weiterverrechnet  werden  konnten.  Dies  muss  eine  Stärke unseres Unternehmens sein – und keine Störung. Dass unsere  Projekte  durch  Änderungen  länger  dauern  als  geplant,  darf  nicht  zum  Standard  erhoben  werden.  Wenn  die  Änderungswünsche  der  Kunden  in  unseren  Plänen  richtig  berücksichtigt  werden  und  es  entsprechende  Vereinbarungen  diesbezüglich  mit  unseren  Kunden  gibt, wird dieser Aspekt planbar und steuerbar sein.“   Er  gibt  den  Projektleitern  die  Aufgabe,  die  Konflikte,  in  denen  sie  sich befinden, aufzunehmen und genau zu analysieren. Als Hilfestel- lung verweist er auf die Dilemma-Wolke, die bereits bei der Analyse  der  Multiprojektmanagementumgebung  hilfreich  gewesen  war.  Er  fordert  sie  auf,  die  falschen  Annahmen  herauszufiltern,  die  den  Konflikten zugrunde liegen müssen.   Die Dilemmata im Einzelnen  Ungeplante  Änderungen  können  das  Projekt  verzögern.  Um  diese  Verzögerung  zu  vermeiden,  gibt  es  zwei  Ansätze.  Unternehmen  stellen mehr Ressourcen für das Projekt bereit, so dass die Aufgaben  im  Projekt  schneller  abgearbeitet  werden  können.  Oder  die  Ände- rungen werden zurückgewiesen, so dass kein Mehraufwand entsteht.  Meist  landet  man  dann  bei  einem  Kompromiss  zwischen  Zurück- weisung  und  einer  minimalen  Änderung,  die  möglichst  wenig  Ein- satz  erfordern  darf.  Dieser  Kompromiss  hat  dann  zwei  ungünstige  Konsequenzen  –  eine  nicht  ausgereifte  Änderung  und  ein  verzöger- tes Projekt – und stellt die Kunden auf keinen Fall zufrieden.  Die  Schwierigkeit,  in  der  sich  der  jeweilige  Projektleiter  befindet,  sieht so aus: Entscheidet er sich, zum Ausgleich des Zeitverlustes, der  durch  die  Änderung  entsteht,  mehr  Ressourcen  einzusetzen,  dann  erhöht  er  dadurch  die  Kosten  des  Projektes  und  gefährdet  das  Pro- Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Konflikte der Projektleiter   5   107  jektbudget.  Wenn  er  allerdings  versucht,  die  Änderungen  abzuleh- nen, dann riskiert er die Erreichung der Projektergebnisse. Vielleicht  nicht unbedingt die im Vertrag vereinbarten Ergebnisse, jedoch die,  die  sich  der  Kunde  durch  die  Änderungen  erhofft.  Bei  Ablehnung  riskiert  er  also  die  Zufriedenheit  des  Kunden.  Er  steckt  in  einem  Dilemma. Egal, welche Entscheidung er trifft, sie wird negative Kon- sequenzen haben.   Projekt  erfolgreich  abschließen Gewünschtes  Projektergebnis  erzeugen Änderungswünsche  des Kunden  akzeptieren Versprochenen  Termin und Budget  einhalten Änderungswünsche  des Kunden NICHT  akzeptieren A B D C D‘   Abb. 31: Dilemma Änderungswünsche  Um  das  Projekt  (A)  erfolgreich  abschließen  zu  können,  muss  der  Projektleiter  das  gewünschte  Projektergebnis  erzeugen  (B).  Um  das  gewünschte  Projektergebnis  liefern  zu  können,  muss  er  den  Ände- rungswunsch  des  Kunden  (D)  akzeptieren.  Außerdem  muss  er,  um  das  Projekt  erfolgreich  abschließen  zu  können,  den  versprochenen  Termin  und  das  versprochene  Budget  (C)einhalten.  Um  Termin  und Budget einhalten zu können, darf er die Änderungswünsche des  Kunden (D’) nicht akzeptieren.  Bevor die zugrunde liegende falsche Annahme identifiziert wird und  der Konflikt sich auflöst, geben wir Ihnen noch ein weiteres Beispiel  für dieses Dilemma:            Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 5  Das CriticalChainProjekt    108  Konflikt 2: Meilensteine werden nicht gehalten,  Ressourcen stehen nicht wie geplant zur Verfügung  Für  eine  Aufgabe  innerhalb  des  Projektes  wird  der  versprochene  Fertigstellungstermin  nicht  eingehalten.  Dabei  ist  es  zunächst  uner- heblich,  ob  dies  ein  eigener  Mitarbeiter  oder  ein  Lieferant  verur- sacht.  Auch  hier  befindet  sich  der  Projektleiter  in  einem  Dilemma,  wie  folgendes Bild zeigt:   Projekt  erfolgreich  abschließen Verzögerungen  wieder aufholen  Verstärkt  Ressourcen  einsetzen Versprochenes  Budget  einhalten Keine weiteren  Ressourcen  einsetzen A B D C D‘   Abb. 32: Zusätzliche Ressourcen  Um  das  Projekt  erfolgreich  abschließen  zu  können(A),  muss  der  Projektleiter die Verzögerung wieder aufholen(B). Um die Verzöge- rung wieder aufholen zu können, muss er verstärkt Ressourcen ein- setzen  (D),  z. B.  einen  weiteren  Mitarbeiter.  Andererseits  muss  er,  um  das  Projekt  erfolgreich  abschließen  zu  können,  das  Projekt- budget  einhalten(C).  Um  das  Projektbudget  einhalten  zu  können,  darf er nicht mehr Ressourcen einsetzen (D’).  Eine Ressource steht zum geplanten Zeitpunkt nicht für das Projekt  zur Verfügung, weil sie noch für ein anderes Projekt arbeitet.   Jetzt  könnte  der  Projektleiter  einfach  auf  einen  anderen  Mitarbeiter  oder  ein  anderes  Betriebsmittel  zugreifen,  vielleicht  sogar  auf  eine  Ressource,  die  gerade  frei  verfügbar  ist.  Er  macht  es  jedoch  nicht,  denn  die  ursprünglich  eingeplante  Ressource  kann  die  Aufgabe  aufgrund ihrer Qualifikation und Erfahrung in kürzerer Zeit umset- zen – deshalb wurde ja gerade diese Ressource eingeplant. Wenn der  Welche Mecha nismen führen  zu den Schwie rigkeiten?  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Konflikte der Projektleiter   5   109  Projektleiter jetzt, um das Projekt nicht zu verzögern, auf eine ande- re Ressource zurückgreift, kann dies Nachteile haben. Beispielsweise  hat der Mitarbeiter weniger Erfahrung und benötigt daher mehr Zeit  für  diese  Aufgabe.  Wenn  nun  aber  die  freien  Ressourcen  noch  den  gleichen kalkulatorischen Stundensatz haben, dann wird das Projekt  teurer, obwohl dieselbe Leistung für das Projekt erbracht wird.  Das Dilemma sieht für den Projektleiter also wie folgt aus:  Erfolgreiches  Projekt Verzögerungen  vermeiden Auf andere  Mitarbeiter  ausweichen Budget einhalten Nicht auf andere  Mitarbeiter  ausweichen B D C D‘ A   Abb. 33: Dilemma des Projektleiters – Terminverzögerung  Um das Projekt erfolgreich abzuschließen (A), muss er die Verzöge- rung vermeiden(B), die dadurch entsteht, dass eine Ressource nicht  verfügbar  ist.  Um  diese  Verzögerung  zu  vermeiden,  muss  er  auf  einen  anderen  Mitarbeiter  ausweichen  (D).  Er  darf  aber  nicht  auf  einen anderen Mitarbeiter ausweichen (D’), weil das die Einhaltung  des  Budgets  gefährden  könnte.  Um  aber  das  Projekt  erfolgreich  abschließen zu können, muss er sein Budget einhalten (C).   Für  viele  weitere  Schwierigkeiten  kann  das  Dilemma,  in  dem  sich  der  Projektleiter  befindet,  ähnlich  analysiert  werden.  Wenn  man  sich  die  drei  beschriebenen  Konflikte  anschaut,  dann  erkennt  man  ein  gemeinsames  Muster,  das  im  Zusammenhang  mit  dem  so  ge- nannten  „magischen  Dreieck“  des  Projektmanagements  steht.  Das  magische  Dreieck  des  Projektmanagements  beschreibt,  dass  eine  Veränderung  an  einem  der  drei  Eckpunkte,  nämlich  Qualität,  Kos- ten und Termin, immer auch eine Veränderung an wenigstens einer  der  beiden  anderen  Eckpunkte  des  Dreiecks  nach  sich  zieht  (vgl.  Kapitel 1.1).   Wo liegt die  Kernursache?  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 5  Das CriticalChainProjekt    110  Die  aus  den  vorangegangenen  Abbildungen  verallgemeinerte  Form  des  Dilemmas,  in  dem  sich  der  Projektleiter  befindet,  sieht  folgen- dermaßen aus:  Erfolgreiches  Projekt Alle anderen Zusagen einhalten Genau das NICHT tun Gefährdete  Zusagen einhalten Alles tun,  was nötig ist A B D C D‘ Die im Projekt  eingebaute  Sicherheit reicht nicht aus B-D Die Zusagen sind existentielle Projekt- bestandteile A-B Es muss aktiv an das Problem herangegangen werden C-D Gefährdete Zusage  ist existentieller Bestandteil der  Projektvereinbarung A-C   Abb. 34: Kernkonflikt des Projektleiters mit Annahmen  Um  das  Projekt  erfolgreich  abschließen  zu  können  (A),  muss  der  Projektleiter  die  Zusage  z. B.  im  Hinblick  auf  die  Qualität,  die  Kos- ten  oder  die  Termine  einhalten  (C).  Eine  dieser  drei  Zusagen  wird  durch die aufgetretene Schwierigkeit gefährdet. Um diese gefährdete  Zusage  einhalten  zu  können,  muss  der  Projektleiter  jetzt  zusätzlich  Maßnahmen  ergreifen,  wie  beispielsweise  zusätzliche  Mitarbeiter  einbinden,  Änderungen  ablehnen  usw.  (D’).  Auf  der  anderen  Seite  darf  er  genau  diese  zusätzlichen  Maßnahmen  nicht  ergreifen  (D),  weil er ja auch alle anderen Zusagen einhalten muss (B).  Dieses  Dilemma  ist  der  Kernkonflikt  des  Projektleiters,  den  es  jetzt  aufzulösen gilt.  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Konflikte der Projektleiter   5   111  Die  Verbindung  A-C  begründet  die  Projektvereinbarung  und  kann  nur  in  Ausnahmefällen  mit  dem  Stichwort  „Claim  Management“  unter  Zustimmung  des  Kunden  verändert  werden.  Generell  kann  diese Verbindung nicht in Frage gestellt werden.  In der Verbindung C-D´ muss der Projektleiter weitere Maßnahmen  zur  Einhaltung  der  gefährdeten  Zusage  ergreifen.  Für  die  Verbin- dung  A-B  gilt  das  Gleiche  wie  für  die  Verbindung  A-C.  Projektver- einbarungen müssen in der Regel eingehalten werden.  Nun  bleibt  noch  die  Verbindung  B-D  übrig.  Der  Projektleiter  darf  keine zusätzlichen Maßnahmen ergreifen, denn diese sind in seinem  Plan  nicht  vorgesehen.  Er  überschreitet  dann  seinen  Projektendter- min,  sein  Kostenbudget  oder  hat  Qualitätseinbußen.  Denn  es  herrscht die Annahme: Es gibt keine Kapazitätsreserven für Störun- gen  im  Projekt.  Weder  in  zeitlicher  noch  in  qualitativer  Sicht  oder  beim  Projektbudget.  Hier  kann  man  ansetzen.  Fände  das  Analyse- team  heraus,  dass  es  durchaus  Sicherheitsreserven  im  Projekt  gibt,  die  jedoch  auf  irgendeine  Art  und  Weise  verschwendet  würden,  dann  könnte  das  der  Ausweg  aus  dem  Kernkonflikt  des  Projektlei- ters sein.      Kernkonflikt des Projektleiters:   Dem Kernkonflikt des Projektleiters liegt die Annahme zugrunde, dass  die Sicherheitsreserven im Projekt nicht ausreichen.    Enthalten die Projektpläne Sicherheiten?  Der  neue  Geschäftsführer  fordert  das  Analyseteam  also  auf,  den  Aspekt  „verschwendete  Sicherheiten“  zu  untersuchen.  Dafür  wird  das  Projekt  ROBI  1  ausgewählt,  das  eines  von  den  aus  der  Projekt- auswahl übrig gebliebenen 17 Projekten ist.  Der Projektname ROBI 1 steht für eine Sondermaschine, die für den  Produktionsanlauf  eines  großen  deutschen  Automobilherstellers  entwickelt  wurde.  Eventuell  soll  diese  Sondermaschine  noch  einmal  in  abgewandelter  Form  für  ein  Tochterunternehmen  des  Kunden  gebaut  werden.  Daher  gibt  es  eine  hohe  Bereitschaft,  dieses  Projekt  genauer  unter  die  Lupe  zu  nehmen.  Die  erste  zu  beantwortende  Frage lautet: Wie entsteht der Projektplan von ROBI?   Welche Mecha nismen führen  zu den Schwie rigkeiten?  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 5  Das CriticalChainProjekt    112  Die Sondermaschine wird als ein komplexes Gebilde angesehen, das  in  verschiedene  Baugruppen  unterteilt  wird.  Diese  unterliegen  ver- schiedenen  Entwicklungs-,  Fertigungs-  und  Montageschritten,  bis  hin  zur  Inbetriebnahme  beim  Kunden.  Zu  entwickeln  sind  Maschi- nenkomponenten,  Steuerungseinheiten,  Softwaresteuerungen,  Elek- tronikkomponenten u. a.   Für  die  Erstellung  des  Projektplans  gibt  es  nun  folgende  Herange- hensweise:  Die  zu  entwickelnde  Maschine  wird  in  Baugruppen  un- terteilt und jede Baugruppe erhält einen Fertigstellungstermin, denn  bei  Toggotec  herrscht  folgende  Annahme:  Die  beste  Methode,  für  die Einhaltung des Projektendtermins zu sorgen, besteht darin, dass  jede einzelne Baugruppe termingerecht fertig gestellt wird.   Bei  ROBI  1  gibt  es  viele  neue  Baugruppen,  die  zum  ersten  Mal  ent- wickelt  werden.  Der  Projektleiter  fordert  von  den  Entwicklern,  dass  sie  ihren  Aufwand  grob  schätzen  sollen,  damit  er  den  Projektplan  erstellen  kann.  Bei  den  bekannten  Baugruppen  werden  die  Zeiten  aus ähnlichen Projektplänen eingetragen.   Geschätzte Zeit  Dem Analyseteam von Toggotec wird bewusst, dass alle Zeitangaben  im Projektplan darauf beruhen, dass irgendjemand für die bekannte  Baugruppe in vorangegangenen Projektplänen eine Schätzung abge- geben  hat  und  dass  diese  Schätzungen  seit  fünf  Jahren  von  einem  Projektplan in den nächsten übertragen werden. Verbesserungen wie  das  neue  CAD-Modellierungssystem,  optimierte  Fertigungsmetho- den  und  andere  Technologiefortschritte  führten  fast  gar  nicht  zu  verkürzten  Bearbeitungszeiten.  Oft  gab  auch  der  Kunde  den  End- termin  vor  und  alle  mussten  sich  dem  anpassen.  Aber  auch  in  die- sem Fall werden die Zeiten geschätzt, falls nötig gekürzt und dann in  feste  Termine  umgewandelt.  Auf  diese  Weise  entsteht  der  ROBI-1- Projektterminplan, der jetzt für alle Projektbeteiligten beim Projekt- start verbindlich wird.  Das  Problem:  Die  Zeitschätzungen  werden  einfach  in  Vereinbarun- gen  umgewandelt.  Der  gesamte  Projektplan  basiert  auf  der  Annah- me:  Wenn  sich  jeder  einzelne  an  seinen  Termin  hält,  wird  auch  der  versprochene  Endtermin  für  das  Projekt  realisiert.  Wie  man  an  ei- nem mathematischen Modell leicht beweisen könnte, kann dies aber  Wo liegt die  Kernursache?  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Konflikte der Projektleiter   5   113  nur  unter  Laborbedingungen  funktionieren.  Tritt  nur  eine  Störung  in  der  Projektkette  auf,  müssen  sich  alle  nachfolgenden  Termine  verschieben und somit kann auch der Projektendtermin nicht mehr  gehalten werden. Wie oft gibt es Störungen im Projekt? Bei Toggotec  kommt dies ständig vor, so dass fast alle Projekte in Verzug sind.   Der  Weg,  die  Zeitschätzungen  der  Mitarbeiter  in  Terminvereinba- rungen  umzuwandeln,  führt  nicht  dazu,  dass  Liefertermine  garan- tiert  werden  können.  Aber  was  soll  der  Projektleiter  stattdessen  machen?  Er  kann  ja  nicht  in  seinen  Projektplan  eintragen:  „Bau- gruppe  eins  wird  ungefähr  am  15.  Juli  fertig  sein,  vielleicht  sogar  schon  am  1.  Juni.  Wenn  jedoch  die  Kundendaten  zu  spät  geliefert  werden,  dann  erst  am  30.  September.“  Auf  die  Einhaltung  welches  der  drei  Termine  sollte  er  dann  drängen?  Der  Projektleiter  wird  nahezu gezwungen, einen Termin zu fixieren – mit allen beschriebe- nen Problemen.  Zurück  zu  den  Sicherheiten  in  den  einzelnen  Aufgaben:  Wenn  der  Projektleiter einen Mitarbeiter fragt, wie lange er für eine bestimmte  Aufgabe braucht, dann wird  er so gut wie nie die Antwort erhalten,  dass der Mitarbeiter beispielsweise genau drei Wochen benötigt. Der  Mitarbeiter  wird  dem  Projektleiter  darlegen,  was  alles  schief  gehen  kann,  und  danach  wird  er  sich  schließlich  dazu  durchringen,  dem  Projektleiter  eine  Zeitschätzung  zu  geben,  die  Sicherheiten  für  Stö- rungen  enthält.  Benötigt  er  für  die  reine  Arbeitszeit  drei  Wochen,  wird  er  nochmals  zwei  Wochen  „Sicherheit“  addieren.  Also  fünf  Wochen.   Schätzungen werden in Vereinbarungen umgewandelt  Start- und Endtermin ergeben sich aus der Rückrechnung vom Pro- jektendtermin  unter  Berücksichtigung  der  vorher  festgelegten  Vor- gänger-/Nachfolgerbeziehung.  Oder  er  errechnet  sich  aus  dem  Pro- jektanfang.  Hier  werden  die  Zeiten  der  Aufgaben,  die  vorher  statt- finden  müssen,  aufaddiert,  so  dass  man  weiß,  wann  die  Aufgabe  beginnen und wann sie abgeschlossen sein soll. Diese Zeiten werden  dann  in  die  klassischen  Projektpläne  bei  Toggotec  eingetragen.  Es  entstehen  verbindliche  Terminvereinbarungen  mit  dem  Arbeitspa- ketverantwortlichen,  indem  Schätzungen  in  Vereinbarungen  umge- wandelt werden. Das ist fast schon unfair, zumal einige der Termine  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 5  Das CriticalChainProjekt    114  ohne  Zustimmung  des  Arbeitspaketverantwortlichen  eingetragen  werden.  ROBI  1  ist  keine  Ausnahme,  die  anderen  Projektpläne  kommen auf die gleiche Art und Weise zustande.  Die  Mitarbeiter,  welche  die  Schätzungen  abgeben,  wollen  als  zuver- lässige  Mitarbeiter  gelten,  denn  das  gesamte  Zusammenwirken  bei  Toggotec  geht  von  der  Grundannahme  aus:  Wenn  jeder  Einzelne  seine Arbeit ordentlich macht und sich an seine Zusagen hält, funk- tioniert  auch  das  Ganze.  Da  die  Mitarbeiter  wissen,  dass  ihre  Zeit- schätzungen  in  Zusagen  umgewandelt  werden,  geben  sie  Zeitschät- zungen  ab,  die  erhebliche  Sicherheiten  enthalten.  Denn  sie  wissen:  Nicht  alles  läuft  glatt.  Im  Laufe  der  Arbeiten  treten  Störungen  und  Verzögerungen  aller  Art  ein.  Hinzu  kommt,  dass  Mitarbeiter  durch  das schädliche Multitasking immer wieder in ihrer Arbeit unterbro- chen werden.   Der übliche Weg, das Projektende zu sichern ist: Für jeden Projektschritt einen  Fertigstellungstermin festlegen und dafür sorgen, dass diese Termine  eingehalten werden Zeiten für einzelne Projekt- schritte können nicht exakt  vorhergesagt, sondern nur  geschätzt werden Zeitschätzungen von Mitarbeitern  werden in Terminzusagen  „umgewandelt“ und in den Projektplan  eingetragen Mitarbeiter wollen und  müssen als zuverlässige  Mitarbeiter gelten Mitarbeiter versuchen,  realistisch zu schätzen Eine realistische Schätzung  berücksichtigt, dass nicht  alles glatt läuft 1 2 3 4 5 6 Projektpläne enthalten  signifikante Sicherheiten  7   Abb. 35: Gegenwartsbaum Einzelprojekt, Teil 1  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Konflikte der Projektleiter   5   115  Um  zu  erkennen,  wie  groß  diese  Sicherheitspuffer  in  Projektplänen  sind, befragt das Analyseteam die Mitarbeiter, die am Projekt ROBI  1 beteiligt sind. Repräsentativ ist die Aussage eines Softwareentwick- lers: Wenn er ungestört arbeiten könne, brauche er für die Entwick- lung ca. 80 Tage.   Er weiß aber, dass er bei Toggotec erheblichen Störungen ausgesetzt  ist, die er wie folgt beschreibt: Kollegen unterbrechen ihn für Kurz- schulungen  an  alten,  bereits  entwickelten  Steuerungssystemen.  Dann  muss  er  kurz  ein  Update  aufspielen  oder  der  Chef  hat  eine  Zwischenfrage  zu  seinem  neuen  Excel-Blatt.  Gestört  wird  er  auch  durch  den  Vertrieb,  der  ganz  schnell  einen  Entwurf  für  ein  Pflich- tenheft  für  sein  Angebot  benötigt.  Es  kommt  auch  vor,  dass  ein  Projekt einfach gestoppt wird. Fast niemand weiß warum, und nach  einem  halben  Jahr  wird  es  wieder  gestartet,  was  zu  unerwarteten  Unterbrechungen im laufenden Projekt führt.  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 5  Das CriticalChainProjekt    116  40 60 100 120 80 140 160 180 200 220 20 0 (1) Normalerweise  (mit einer Wahr- scheinlichkeit von  50 %) müsste ich  es in 100 bis 110  Tagen schaffen  können. (4) Es könnte sein, dass noch  Schwierigkeiten in den  Aufgaben selbst auftreten.  Dafür sollte ich ein paar Tage  Sicherheitsreserve einplanen. (5) Alles in allem bin ich nur  dann auf der sicheren Seite,  wenn ich 200 bis 220 Tage  angebe. (6) Wenn ich Pech habe,  und Herr Müller wieder  krank ist, dauert es noch  viel länger. (3) Es können Störungen  eintreten, die dazu führen, dass  ich andere Projekte parallel  bearbeiten muss. Dann werden  es 150 bis 200 Tage. (2) Wenn alles sehr gut  läuft, schaffe ich es in  80 bis 90 Tagen – auf  keinen Fall geht es  unter 80 Tagen, denn  die 80 Tage brauche  ich, wenn ich  ununterbrochen daran  arbeite. 240 Tage W a h r s c h e i n l i c h k e i t   i n   %   Abb. 36: Wahrscheinlichkeitsverteilung  Normalerweise (mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 %) müsste der  Softwarespezialist  seine  Arbeit  an  ROBI  1  in  100  bis  110  Tagen  schaffen können. Wenn alles gut läuft, schafft er es sogar in 80 bis 90  Tagen  –  auf  keinen  Fall  geht  es  unter  80  Tagen,  denn  die  80  Tage  braucht  er,  wenn  er  ununterbrochen  daran  arbeitet.  Wenn  er  an  mehr  als zwei  Projekten  parallel  arbeitet,  dann  werden  es  leicht  150  bis  200  Tage.  Wenn  noch  Schwierigkeiten  in  der  Aufgabe  selbst  auftreten, die er noch nicht kennt, können auch noch 20 Tage dazu  kommen. Alles in allem ist er nur dann auf der sicheren Seite, wenn  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Konflikte der Projektleiter   5   117  er  220  bis  230  Tage  angibt.  Wenn  er  Pech  hat  und  ein  Kollege  aus- fällt, dauert es noch viel länger.   Die  Verteilung  verläuft  asymmetrisch:  Je  größer  die  Unsicherheit,  desto  größer  wird  der  Zeitpuffer  in  den  Zeitschätzungen  sein.  Ver- schiedene  Teilprojektleiter  von  Toggotec  erläutern,  dass  sie  bei  gro- ßen  Projekten,  in  denen  die  Synchronisation  von  verschiedenen  Maschinenbaugruppen  wichtig  sei,  zusätzliche  Sicherheitspuffer  einbauen,  denn  es  ist  bekannt,  dass  die  Synchronisation  immer  zu  Problemen  führt.  So  erhöht  sich  der  Puffer  noch  einmal  um  einige  Tage.  Das  Analyseteam  kommt  zu der  Schlussfolgerung,  dass  in  den  Zeit- schätzungen der Projekte erhebliche Sicherheitsreserven stecken – in  Summe  über  50 %  der  Gesamtlaufzeit.  Unter  Berücksichtigung  des  schädlichen Multitaskings (Kapitel 3.2) sind diese Untersuchungser- gebnisse durchaus nachvollziehbar.   Warum werden Projekte nicht früher fertig?  Wenn tatsächlich so große Sicherheiten eingebaut sind, dann müss- ten zumindest einige Projekte deutlich früher abgeschlossen werden  als  geplant.  Denn  nicht  alle  Sicherheiten  im  Projekt  werden  immer  benötigt,  manchmal  müssten  doch  einige  Aufgaben  auch  früher  fertig  werden,  oder?  Bei  Toggotec  ist  das  so  gut  wie  nie  der  Fall.  Warum?  Die  Sicherheiten  werden  durch  bestimmte  Mechanismen  verbraucht.  Mehr  hierzu  in  den  Kapiteln:  „Parkinson’s  Law“,  „Stu- dentensyndrom“ und „Verkettung von Aufgaben“.  Da Toggotec ständig einem harten Wettbewerbsdruck ausgesetzt ist,  gibt es einen ständigen Druck, schneller zu arbeiten. Wenn die Mit- arbeiter  aufgrund  dieses  stetigen  Drucks  ihre  Sicherheitsreserven  reduziert  hätten,  dann  könnten  sie  in  vielen  Fällen  nicht  mehr  als  zuverlässige  Mitarbeiter  gelten.  Anders  gesagt:  Sie  können  ihre  per- sönlichen Sicherheitsreserven nicht reduzieren.  Angenommen,  ein  Mitarbeiter  würde  öfter  seine  Zeitschätzungen  deutlich  unterschreiten,  dann  würden  ihm  die  Projektleiter  seine  zukünftigen  Zeitschätzungen  nicht  mehr  glauben,  sondern  kürzen.  Davor  muss  sich  der  Mitarbeiter  schützen.  Also  vermeidet  er  be- wusst oder unbewusst den vorzeitigen Abschluss von Aufgaben. Die  Welche Mecha nismen führen  zu den Schwie rigkeiten?  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 5  Das CriticalChainProjekt    118  Sicherheitsreserve  wird  lieber  in  Anspruch  genommen,  als  die  vor- zeitige Erledigung der Aufgabe zu melden.   Zu viel Zeit verursacht Multitasking  Wer  Zeitreserven  hat,  zeigt  eine  deutlich  größere  Bereitschaft,  die  laufenden  Arbeiten  bei  Störungen  zu  unterbrechen.  Bei  Toggotec  wird dies besonders am Beispiel des Konstrukteurs deutlich: Er kon- struiert  einen  große  Baugruppe.  Nun  kommt  jemand  aus  der  Pro- duktion mit einem Problem, das gerade bei der Fertigung eines Teils  für  diese  Baugruppe  auftritt  und  bittet  den  Konstrukteur  noch  um  Konstruktionsänderungen bzw. um dessen Hilfe bei der Lösung des  Problems.  Hat  der  Konstrukteur  Termindruck,  wird  er  dem  Kolle- gen  aus  der  Produktion  sagen,  dass  er  keine  Zeit  hat.  Selbst  wenn  sich  leichte  Konstruktionsfehler  eingeschlichen  haben,  hat  es  die  Produktion  bis  jetzt  immer  noch  geschafft,  das  Problem  eigenstän- dig zu lösen.   Hat  der  Konstrukteur  aber  noch  Zeitreserven,  dann  gibt  es  für  ihn  mehrere  Optionen.  Eventuell  sieht  er  das  Problem  als  eine  will- kommene Abwechslung und geht mit in die Produktion, spricht das  Problem  durch,  hilft  und  freut  sich,  dass  er  gebraucht  wird.  Seine  Tätigkeiten  und  sein  Ansehen  werden  dadurch  wertvoller.  Eine  andere  Option  könnte  sein,  dass  er  sich  freut,  endlich  eine  Kon- struktion  perfekt  abliefern  zu  können.  Er  verfeinert  und  verbessert  sie an verschiedenen Stellen und sichert bestimmte Funktionalitäten  noch einmal ab.  Fazit:  Die  eingeplante  Sicherheitsreserve  wird  also  bestenfalls  ge- nutzt,  um  den  auf  Basis  der  Zeitschätzung  festgelegten  Termin  zu  halten. Das Analyseteam findet bei keinem Projekt Arbeiten, die vor  dem  fixierten  Termin  als  erledigt  gemeldet  wurden.  Mit  der  Strate- gie, Zeitreserven zu schaffen, schützt der Mitarbeiter unbewusst sein  existentielles Bedürfnis, als zuverlässiger Mitarbeiter zu gelten. Dem  Projekt kommen die Reserven nicht zugute.            Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Konflikte der Projektleiter   5   119  Parkinson’s Law  Parkinson’s Law steht in diesem Kontext für die Zeitausdehnung bei  Aufgaben.  Projektaufgaben  werden  nicht  vor  dem  geschätzten  Ter- min  fertig,  was  bedeutet,  dass  die  eingebauten  Sicherheitsreserven  verschwendet werden.       Definition Parkinson’s Law:   „Arbeit dehnt sich so weit aus,  dass sie die dafür zur Verfügung ste hende Zeit ausfüllt.“    Parkinson’s  Law  beschreibt  noch  einen  weiteren  Effekt:  Wenn  sich  vorangehende Projektschritte verzögern, dann wird auch der Mitar- beiter nicht etwa schneller arbeiten, um die Zeit aufzuholen. Er wird  –  aus  den  oben  beschriebenen  Gründen  –  darauf  achten,  dass  er  genau  seine  geschätzte  Zeit  benötigt.  Das  heißt:  Wenn  er  eine  Wo- che  verspätet  startet,  dann  wird  er  wird  seine  Aufgabe  bestenfalls  auch  eine  Woche  verspätet  weitergeben.  Anderenfalls  läuft  er  Ge- fahr,  dass  seine  Zeitschätzung  im  nächsten  Projekt  gekürzt  wird.  Dies  führt  dazu,  dass  eine  einmal  im  Projektablauf  entstandene  Verzögerung  in  der  Regel  an  die  Folgeschritte  weitergegeben  wird.  Auch  hier  gilt:  Persönliche  Zeitreserven  der  Mitarbeiter  leisten  kei- nen Beitrag zur Sicherheit des Projekts. Sie sichern nur die einzelnen  Aufgaben der Mitarbeiter ab.  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 5  Das CriticalChainProjekt    120  Das Dilemma der Mitarbeiter allgemein beschrieben:  Anerkannter  Mitarbeiter sein Zukünftig als  zuverlässig gelten Aufgaben NICHT  vorzeitig  abschließen Projekt- geschwindigkeit erhöhen Aufgabe vorzeitig abschließen A B D C D‘   Abb. 37: Dilemma-Wolke Parkinson’s Law  Um ein anerkannter Mitarbeiter zu sein (A), muss er auch zukünftig  als  zuverlässig  gelten  (B),  weil  Zuverlässigkeit  eines  der  wichtigsten  Kriterien für die Beurteilung von Mitarbeitern ist. Um zukünftig als  zuverlässig  gelten  zu  können,  darf  er  diese  Projektaufgabe  nicht  vorzeitig abschließen (D), weil der vorzeitige Abschluss von Projekt- aufgaben  dazu  führt,  dass  ihm  zukünftige  Zeitschätzungen  nicht  geglaubt,  sondern  gekürzt  werden;  bei  gekürzten  Zeitschätzungen  könnte  er  nicht  mehr  in  der  ausgerechneten  Zeit  den  festgesetzten  Termin einhalten.   Auf  der  anderen  Seite  muss  der  Mitarbeiter,  um  anerkannt  zu  sein  (A),  seinen  sichtbaren  Beitrag  zur  Erhöhung  der  Projektgeschwin- digkeit leisten (C). Wenn ihm das gelingt, dann wird er ein Lob von  der  Projektleitung  erhalten.  Um  aber  die  Projektgeschwindigkeit  zu  erhöhen,  muss  der  Mitarbeiter  sein  Arbeitsergebnis  vorzeitig  ablie- fern (D’), sonst wird das Projekt nicht beschleunigt.  Er muss sich also entscheiden: „Schließe ich die Aufgabe vorzeitig ab  oder  nicht?“  Wenn  sich  Mitarbeiter  in  einem  solchen  Dilemma  befindet,  werden  sie  sich  unterschiedlich  verhalten:  In  der  Regel  jedoch werden die meisten dem Grundbedürfnis folgen, als zuverläs- sige  Mitarbeiter  zu  gelten,  um  dadurch  ihren  Arbeitsplatz  nicht  zu  gefährden.  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Konflikte der Projektleiter   5   121  Wenn ein Mitarbeiter die Chance hat, die Verzögerung bei vorange- henden Projektschritten aufzuholen, befindet er sich in einem ähnli- chen Dilemma:   Anerkannter  Mitarbeiter sein Zukünftig weiterhin  als zuverlässig  gelten Verzögerung  NICHT aufholen Projekterfolg  sichtbar  unterstützen Verzögerung  aufholen A B D C D‘   Abb. 38: Dilemma-Wolke Parkinson’s Law – Verzögerung aufholen  Auf der einen Seite muss er, um ein zuverlässiger Mitarbeiter zu sein  (A),  auch  künftig  als  zuverlässig  gelten  (B)  und  um  künftig  als  zu- verlässig zu gelten, darf er die Verzögerung nicht aufholen (D). Dies  würde  ja  bedeuten,  dass  seine  Zeitschätzungen  Sicherheiten  enthal- ten  haben;  wenn  dies  deutlich  wird,  werden  ihm  zukünftige  Zeit- schätzungen  gekürzt.  Auf  der  anderen  Seite  wäre  es  gut  für  ihn,  wenn  er  sichtbar  den  Projekterfolg  unterstützen  könnte(C),  dazu  müsste er die Verzögerung wieder aufholen (D’).   Ein  System,  das  seine  Mitarbeiter  in  solche  Entscheidungskonflikte  bringt, blockiert damit die tatsächlichen Ziele der Mitarbeiter, näm- lich  dem  Unternehmen  einen  hohen  Nutzen  zu  bieten.  An  beiden  Dilemmata  wird  deutlich,  dass  es  sinnvoller  wäre,  schneller  als  ge- plant mit den Aufgaben fertig zu werden. Die Mechanismen des bei  Toggotec angewendeten Projektmanagements bringen aber die Mit- arbeiter  dazu,  sich  gegenteilig  zu  verhalten  –  nämlich  die  Vorteile  durch  frühe  Fertigstellung  einer  Arbeit  eben  nicht  an  das  Projekt  und damit an das Unternehmen weiterzugeben.        Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 5  Das CriticalChainProjekt    122  Das Studentensyndrom  Ein  weiteres  Arbeitsmuster  wird  in  einem  Interview  dem  Analyse- team  mitgeteilt:  Wenn  der  Mitarbeiter  weiß,  dass  er  seine  vorher  eingeplanten  Reserven  nicht  benötigt,  nutzt  er  die  Zeit  für  andere  Tätigkeiten,  die  er  schon  lange  angehen  wollte.  Zudem  werden  Stö- rungen und Änderungen gerade am Anfang der Aufgabe – also wenn  der Druck noch nicht so hoch erscheint – eher zugelassen.      Definition Studentensyndrom  „Eine  Aufgabe  wird  erst  dann  begonnen  und  konzentriert  bearbeitet,  wenn der Druck entsprechend hoch ist.“   Hat sich der Druck schließlich aufgestaut, wird Tag und Nacht an der  Aufgabe  gearbeitet.  Wenn  Unvorhergesehenes  dazwischen  kommt,  dann  kann  der  Termin  nicht  mehr  gehalten  werden.  Oder  die  Arbeit  wird  mit  schlechterer  Qualität  ausgeliefert,  was  unter  Umständen  zu  späterer Nacharbeit führt.    Das  Studentensyndrom  hat  noch  einen  anderen  Aspekt:  Wenn  ein  Mitarbeiter  die  Möglichkeit  hat,  früher  zu  beginnen,  beispielsweise  dadurch, dass die Vorgängeraufgabe früher abgeschlossen wurde als  geplant, wird er dies normalerweise nicht tun. Durch einen früheren  Start  würde  der  nachfolgende  Mitarbeiter  signalisieren,  dass  er  freie  Kapazitäten hat, was wiederum zu Kürzungen bei zukünftigen Zeit- schätzungen führen wird.  Die Verkettung von Aufgaben und Ressourcen  Im  Projekt  ROBI  1  gilt:  Die  komplette  Maschine  wird  im  Hause  Toggotec zusammengebaut und getestet. Für diesen Test müssen alle  wesentlichen  Teile,  die  z. B.  stromführend  oder  mechanisch  beweg- lich  sind,  fertig  sein.  Der  Termin  für  den  Test  ist  der  1.11.2006.  An  diesem  Termin  sind  alle  Komponenten,  die  für  die  Abnahme  not- wendig sind, vorhanden – bis auf die Steuereinheit der Sortieranlage.   Ohne  diese  eigens  für  ROBI  1  entwickelte  Steuereinheit  hat  es  je- doch  keinen  Sinn,  die  Tests  laufen  zu  lassen.  Das  gesamte  Projekt  verzögert sich aus diesem Grund um zwei Wochen. Wäre die Steue- rung bereits vor dem 1.11. geliefert worden, würde der Test dennoch  nicht früher starten.   Welche Mecha nismen führen  zu den Schwie rigkeiten?  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Konflikte der Projektleiter   5   123  Verspätungen  werden  in  dieser  Abhängigkeit  an  Folgeaufgaben  weitergegeben.  Wird  aber  eine  Aufgabe  früher  abgeschlossen  als  geplant, wird dadurch das Projekt nicht beschleunigt. Zusammenfas- send  können  wir  sagen:  Die  Mitarbeiter  bei  Toggotec  befinden  sich  in  einem  Dilemma.  Sie  werden  gezwungen,  zunächst  erhebliche  Zeitsicherheiten aufzubauen, um sie anschließend zu verschwenden.   Parkinson’s  Law,  das  Studentensyndrom  und  die  Verkettung  von  Aufgaben und Ressourcen bewirken, dass Verfrühungen nicht (voll- ständig)  an  nachfolgende  Projektschritte  weitergegeben  werden,  während  Verspätungen  sich  in  der  Regel  bis  zum  Projektende  durchziehen. Dadurch werden die in den Projektschritten eingebau- ten  Sicherheitsreserven  verschwendet.  Der  Critical-Chain-Ansatz  muss  daher  sicherstellen,  dass  Mechanismen  installiert  werden,  die  dies künftig nicht mehr zulassen.      Keine Chance, früher fertig zu werden?  Obwohl für jede einzelne Aufgabe erhebliche Sicherheiten eingeplant  werden,  ist  die  Chance  sehr  gering,  dass  eine  Kette  voneinander  ab hängiger Aufgaben rechtzeitig abgeschlossen wird.    Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 5  Das CriticalChainProjekt    124  Der übliche Weg, das Projektende zu  sichern ist: Für jeden Projektschritt einen  Fertigstellungstermin festlegen und dafür sorgen, dass diese Termine  eingehalten werden Zeiten für einzelne Projekt- schritte können nicht exakt  vorhergesagt, sondern nur  geschätzt werden 1 2 Projektpläne enthalten  signifikante Schätzungen 7 Verspätungen  werden  weitergegeben Verfrühungen  bleiben ungenutzt Projekte werden  normalerweise nicht  rechtzeitig fertig Die eingeplanten  Sicherheitsreserven  werden  verschwendet Projekte werden  nicht vorzeitig  abgeschlossen Es gibt Störungen und  Verzögerungen  Verfrühungen  entstehen nicht Mitarbeiter wollen und  müssen als zuverlässige  Mitarbeiter gelten Mitarbeiter versuchen,  realistisch zu schätzen Verkettung von Aufgaben und Ressourcen  4 Eine realistische Schätzung  berücksichtigt, dass nicht alles  glatt läuft 6 5 Zeitschätzungen von Mitarbeitern  werden in Terminzusagen  „umgewandelt“ und in den  Projektplan eingetragen 3   Abb. 39: Gegenwartsbaum Einzelprojekt, Teil 2      Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Konflikte der Projektleiter   5   125  Bei Toggotec werden die Projektlaufzeiten immer  länger – statt kürzer  Der  für  die  Steuerungseinheit  zuständige  Mitarbeiter  hat  im  letzten  mit  ROBI  vergleichbaren  Projekt  seine  benötigte  Arbeitszeit  auf  80  Tage  geschätzt.  Diese  haben  aber  damals  nicht  ausgereicht,  daher  neigt  er  nun  dazu,  20  Tage  „Sicherheit“  zusätzlich  aufzunehmen,  also kalkuliert er insgesamt mit 100 Tagen Arbeitsaufwand. Im Pro- jekt  ROBI  reichen  diese  100  Tage  ebenfalls  nicht.  Werden  es  im  nächsten  Projekt  120  Tage  sein?  Diese  negative  Endlosschleife  wird  durch das Verhalten der Führungskräfte noch verstärkt, wie folgen- de Abbildung zeigt.  Es werden  weiterhin Mechanismen verwendet, die  dazu führen, dass  „Verfrühungen“ nicht,   Verspätungen jedoch voll  weitergegeben werden Das Projekt wird wieder nicht  den versprochenen Termin  einhalten Das nächste Projekt dauert  laut Plan noch länger Mitarbeiter werden „bestraft“,  wenn sie die geschätzte  („vereinbarte“) Zeit  überschreiten Im nächsten Projekt wird der  Mitarbeiter mehr Sicherheit  einplanen Negative Endlosschleife   Abb. 40: Negative Endlosschleife im Einzelprojekt  Das  Analyseteam  wird  langsam  nervös.  Es  hat  nun  viele  Mechanis- men  im  Projektmanagement studiert,  die  Mitarbeiter  zu  Konflikten  führen  und  die  Projekte  lähmen.  Wo  aber  liegen  nun  die  Ansatz- Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 5  Das CriticalChainProjekt    126  punkte  für  ein  sinnvolles  Verbesserungskonzept?  Hier  einige  Bei- spiele:  •  Beim Projekt ROBI 1 gibt es die Erkenntnis, dass einige Vorgän- ger-/Nachfolgerbeziehungen  gar  nicht  voneinander  abhängig  sind.  Beispielsweise  sind  die  Projektkontrolltermine,  auch  Re- viewtermine genannt, zu einem Zeitpunkt eingeführt worden, als  es viele Qualitätsprobleme gab. Der Reviewtermin steht nun fest  als  Meilenstein  im  Plan,  und  der  nächste  Schritt  darf  nicht  ge- startet  werden,  bevor  der  Reviewtermin  stattgefunden  hat. Wird  der Reviewtermin verschoben, was häufig der Fall ist, denn war- ten viele Mitarbeiter mit dem Start ihrer Aufgaben auf eine Frei- gabe.  Durch  Parallelisieren  dieses  Termins  mit  anderen  Aufga- ben  kann  eine  Verkürzung  der  Projektplanzeit  erreicht  werden.  Selbst  wenn  jedoch  alle  überflüssigen  Abhängigkeiten  entfernt  sind,  bleiben  die  bisher  beschriebenen  Mechanismen  bestehen.  Daher  kann  der  Parallelisierungsansatz  nur  bis  zu  einem  gewis- sen Grad erfolgreich sein.   •  Ein  weiterer  Verbesserungsansatz  setzt  an  den  Störungen  und  Verzögerungen  an.  Diese  können  nie  ganz  vermieden  werden.  Die  Lösung  muss  also  berücksichtigen,  dass  Störungen  normal  sind und diese in den Projektablauf eingeplant werden.   •  Der  nächste  Verbesserungsansatz  liegt  in  der  Optimierung  der  Zeitschätzung  für  die  Arbeitspakete.  Es  gibt  ausgefeilte  Metho- den,  die  zu  fundierteren  Zeitschätzungen  führen.  Aber  es  wird  dennoch niemals möglich sein, durch diese Verfahren die Dauer  von  Projektschritten  exakt  vorherzusagen.  Unvorhergesehene  Störungen  und  die  Vielzahl  der  Einflussmöglichkeiten  verhin- dern dies.   •  Der  größte  Verbesserungsansatz  liegt  darin,  dass  nicht  mehr  die  Einzelaufgabe mit ihren geschätzten Sicherheiten im Fokus steht,  sondern  das  Gesamtprojekt.  Durch  die  Absicherung  der  Einzel- aufgaben  kann  der  Projektendtermin  nicht  abgesichert  werden:  so  die  Erkenntnis  aus  der  Untersuchung  des  Analyseteams.  Wenn  es  also  auf  die  pünktliche  Fertigstellung  des  Projektes  an- kommt,  benötigt  Toggotec  einen  Ansatz,  der  das  Gesamtprojekt  absichert.  Kosten,  Termine  und  Kundenanforderungen  müssen  erfüllt werden.  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Lösung: CriticalChainProjektmanagement   5   127  Aus  diesen  Überlegungen  ergeben  sich  die  Anforderungen  an  eine  verbesserte Projektmanagementsystematik:  Das System muss berücksichtigen, dass  •  es Abhängigkeiten zwischen Aufgaben und Ressourcen gibt;  •  Projekte Störungen und Verzögerungen beinhalten;  •  Mitarbeiter  als  zuverlässige  Mitarbeiter  angesehen  werden  wol- len;  •  Zeiten  für  einzelne  Projektschritte  nicht  exakt  vorhergesagt,  sondern nur geschätzt werden können;  •  die Lösung nicht mehr darauf basieren darf, dass der rechtzeitige  Projektabschluss  dadurch  sichergestellt  wird,  dass  einzelne  ge- schätzte Projektschritte mit festen Terminen belegt werden.     Wenn  dies  realisiert  wird,  dann  gehen  durch  Parkinson’s  Law,  das  Studentensyndrom  und  die  Verkettung  von Aufgaben  keine  Sicher- heiten mehr verloren. Die Sicherheiten können dann für die Zwecke  genutzt  werden,  für  die  sie  gedacht  waren  –  nämlich  für  das  „Auf- fangen“ von Störungen.  Mit  der  Anforderungsliste  und  den  Analyseerkenntnissen  beginnt  nun  das  Analyseteam,  die  Critical-Chain-Lösung  für  das  Einzelpro- jekt zu entwickeln.  5.2  Lösung: CriticalChain Projektmanagement  Zur Erarbeitung der Lösung zieht das Analyseteam das Folgeprojekt  von  ROBI  1  heran.  Es  wird  gerade  geplant,  ist  aber  noch  nicht  ge- startet. Als erstes werden die Projektbeteiligten von ROBI 2 in Criti- cal-Chain-Projektmanagement  geschult.  In  der  Schulung  bestätigen  die Teilnehmer die Existenz von Sicherheiten im Projektplan.   Den  Projektbeteiligten  wird  erklärt,  dass  zukünftig  niemand  mehr  an  der  Termineinhaltung  der  Einzelaufgabe  gemessen  wird.  Jeder  hat die Zeit, die er für die Erledigung seiner Aufgabe benötigt. Wenn  der  jeweilige  Mitarbeiter  an  der  Reihe  ist,  muss  er  allerdings  zu  100 % an der Projektaufgabe arbeiten, er darf kein schädliches Mul- titasking  betreiben.  Hierfür  müssen  die  Führungskräfte  Sorge  tra- gen.   Wo liegt die  Kernursache?  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 5  Das CriticalChainProjekt    128    Dies sind die neuen Führungsgrundsätze:   „Niemand trödelt absichtlich oder verzögert Arbeiten bewusst. Treten  Störungen  auf,  müssen  genügend  Kapazitäten  im  Projekt  vorhanden  sein, dass diese Störungen nicht den Projektendtermin gefährden. Die  Zeitschätzungen für Arbeitspakete bleiben Schätzungen. Kein Projekt leiter wird zukünftig die von den Projektteammitarbeitern gemachten  Aufgabenschätzungen  als  verbindliche  Fertigstellungstermine  in  Pro jektpläne  eintragen.  Niemand  wird  mehr  an  der  Einhaltung  seines  einzelnen Fertigstellungstermins gemessen.“    Dies  ist  die  Basis  zur  Umstellung  des  vorhandenen  alten  ROBI-2- Projektplanes  in  einen  Critical-Chain-Projektplan.  Der  neue  ROBI- 2-Projektplan muss sicherstellen, dass Parkinson’s Law, das Studen- tensyndrom  und  die  Verkettung  von  Aufgaben,  welche  die  Sicher- heiten im Projekt verschwenden, nicht mehr zum Tragen kommen.  0      10     20     30      40      50      60      70         A C B F G B H A C F B D E G F F J J J I I I I I I I 10 20 10 20 I Tage   Abb. 41: Alter Projektplan ROBI 2  Der entscheidende Punkt ist: Nicht mehr die einzelne Aufgabe, son- dern das Projektende wird gesichert. Dafür werden die Sicherheiten  aus den einzelnen Projektaufgaben (persönliche Zeitpuffer) entfernt  und in Summe ans Ende des Gesamtprojekts gesetzt (Projektpuffer).   Der  Projektleiter  fragt  jeden  einzelnen  Arbeitspaketverantwortli- chen, der an ROBI 2 beteiligt ist, nach seiner Zeitschätzung:  •  Wie viel Zeit wird benötigt, wenn ununterbrochen an der Aufga- be gearbeitet werden kann?  So sieht die  Lösung aus!  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Lösung: CriticalChainProjektmanagement   5   129  •  Wie  viele  Störungen  und  Verzögerungen  müssen  für  diese  Auf- gabe eingeplant werden?     Tipp:   Entscheidend für eine effiziente Projektplanung: Den Mitarbeitern wird  die Trennung zwischen Nettobearbeitungszeit und der wahrscheinlichen  Durchlaufzeit  mit  Störungen  bewusst.  Die  Führungskräfte  müssen  die Voraussetzung  schaffen,  dass  die  Mitarbeiter  ununterbrochen  an  einer  Aufgabe arbeiten können.    Das  Mittel  aller  Sicherheitsschätzungen  der  Projektbeteiligten  liegt  bei 50 %. Also besteht nun jedes einzelne Arbeitspaket im Mittel aus  50 %  reiner  Arbeitszeit  und  50 %  Sicherheit  für  Störungen  und  Unvorhergesehenes.  Die  50 %  Sicherheit  werden  nun  aus  den  Ein- zelaufgaben  herausgelöst  und  an  das  Ende  des  Projektes  gestellt,  sozusagen als Projektpuffer.  0       10     20      30      40      50      60      70     I I I I I I I A C B F G B H A C F B D E G F F J J J I Sicherheit   Abb. 42: ROBI 2 mit Projektpuffer am Projektende  Der  Fokus  liegt  nun  auf  dem  Gesamtprojekt.  Jeder  hat  das  Recht,  sich  vom  Projektpuffer  zu  „bedienen“,  wenn  Störungen  auftreten.  Wenn  Arbeitspakete  in  der  reinen  Nettoarbeitszeit  erledigt  werden,  stellt dies bestimmt eine Ausnahme dar. Parkinson’s Law greift nun  nicht  mehr,  denn  die  Zeit  kann  sich  nicht  mehr  im  einzelnen  Ar- beitspaket  ausdehnen.  Auch  Verfrühungen  können  nun  theoretisch  weitergegeben  werden,  wenn  dazu  ein  sinnvolles  Kommunikations- konzept eingeführt wird (vgl. folgendes Kapitel 5.3).   Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 5  Das CriticalChainProjekt    130  Wie  in  Abbildung  42  ersichtlich,  dauert  das  Projekt  genau  so  lange  wie  es  ursprünglich  geplant  war,  mit  dem  einen  Unterschied,  dass  die  Sicherheiten  nun  am  Ende  des  Projektes  stehen.  Wird  die  volle  Sicherheitsreserve denn am Projektende benötigt?   Nein. Am Beispiel des Elektronikentwicklers wird es deutlich: Er hat  nun nicht mehr die 80 Tage für die Platinenentwicklung zur Verfü- gung, sondern nur noch 40. Niemand erwartet jedoch von ihm, dass  er diese 40 Tage genau einhält.   Der Elektronikentwickler weiß aber, dass er unter idealen Bedingun- gen eine Platine in dieser Zeit entwickeln kann. Es handelt sich also  nicht um ein Luftschloss. Allerdings muss er sich von Anfang an auf  diese eine Platine für ROBI 2  konzentrieren und darf keine Störun- gen zulassen, dazu hätte er auch gar keine Zeit. Er muss die Aufgabe  sofort  beginnen  und  ohne  Unterbrechung  an  ihr  arbeiten.  Treten  Störungen  trotzdem  auf,  dann  verbraucht  er  den  eingeplanten  Pro- jektpuffer.  Da  bisher  ein  großer  Teil  der  Sicherheiten  nutzlos  verschwendet  wurde, kann jetzt am Ende des Projektplanes die Sicherheit um 50 %  gekürzt  werden;  nämlich  um  eben  jenen  verschwendeten  Anteil.  Dies  entspricht  einer  Kürzung  der  geplanten  Projektlaufzeit  um  25 %.  Aufgrund  dieser  gründlichen  Herleitung  in  der  Schulung  stimmen  die  Mitarbeiter  dem  auch  zu.  Der  Critical-Chain- Projektplan  hat  die  erste  Hürde  überwunden.  Es  besteht  selbstver- ständlich auch Klarheit darüber, dass die übrig gebliebene Sicherheit  auf  keinen  Fall  gestrichen  werden  darf.  Weder  vom  Kunden  noch  vom Geschäftsführer.   Ein  Mitarbeiter  bemerkt,  dass  die  Umsetzung  dieses  Konzepts  nur  gelingen kann, wenn die Mitarbeiter nicht zwischen vielen Projekten  und  Aufgaben  hin-  und  herspringen  müssen.  Das  ist  das  Stichwort  für  den  Multiprojektmanager,  um  auf  die  Regeln  des  Multiprojekt- managements hinzuweisen (siehe Kapitel 3).  Nach  genauerer  Untersuchung  des  Projektplanes  für  ROBI  1  wird  festgestellt,  dass  sich  der  Entwickler  gar  nicht  auf  dem  kritischen  Pfad  befindet.  Ein  Ausschnitt  des  Projektplanes  ist  in  Abbildung  43  dargestellt.    Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Lösung: CriticalChainProjektmanagement   5   131    Definition: Der kritische Pfad  Der kritische Pfad, wie er von Toggotec benutzt wird, ist so definiert:  die  längste  Folge  voneinander  abhängiger  Aufgaben,  ohne  Berück sichtigung von Ressourcen.    Dieser Umstand muss unbedingt bei der Projektplanung für ROBI 2  berücksichtigt  werden.  Der  dem  Projekt  zugeordnete  Elektronik- entwickler  soll  ja  nicht  zwischen  den  Aufgaben  hin-  und  herwech- seln.  G (20) A (50) C (30) Entwickl. (50) D (20) Entwickl. (50) F (20) Start 50 80 100 Tage Kritischer Pfad 20   Abb. 43: Entwickler auf den Zulieferketten  Am  Beispiel  des  Projektausschnittes  erläutert  ein  Mitglied  des  Ana- lyseteams die Definition der kritischen Kette:      Definition: Die kritische Kette  Die kritische Kette ist so definiert: Sie ist die längste Folge voneinan der  abhängiger  Aufgaben,  unter  Berücksichtigung  von  begrenzten  Ressourcen.  Sie  wird  durch  Zulieferpuffer  geschützt  und  hat  nach  dem letzten Bearbeitungsschritt einen Projektpuffer, der einem Drittel  der Projektlaufzeit entspricht.    Der  Ausschnitt  von  ROBI  2  wird  für  das  Team  umgestellt.  Abbil- dung 44 zeigt nun, dass sich der Entwickler auf der kritischen Kette  befindet.  Die  Projektteammitglieder  sehen,  dass  dieser  neu  entstan- dene  Projektplan  mehr  der  Praxis  entspricht.  Damit  es  keine  Miss- verständnisse  bei  der  Erstellung  der  Projektpläne  gibt,  wird  der  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 5  Das CriticalChainProjekt    132  Terminus  „kritischer  Pfad“  aus  dem  Projektmanagementwortschatz  verbannt und der Begriff „kritische Kette“ eingeführt.  Entwickl. (50) G (20) A (50) C (30) D (20)  Entwickl. (50) F (20) Start 50 80 100 140 120 Tage 30 Kritische Kette   Abb. 44: Entwickler auf der kritischen Kette  Eine bedeutsame Erkenntnis ist, dass in den alten Projektplänen die  konkrete  Ressourcenzuordnung  (Aufgabe  X  an  Mitarbeiter  X)  gar  nicht  richtig  stattgefunden  hatte.  Früher  wurde  beispielsweise  nie  der Urlaub der Mitarbeiter berücksichtigt. Die Klärung der Frage, ob  eine Ressource auch verfügbar ist, wird ab ROBI 2 fester Bestandteil  der Projektplanung sein.   Sichtbar  wird  auch:  Der  Sicherheitspuffer,  der  zuvor  in  den  Einzel- aufgaben  versteckt  war,  befindet  sich  nun  am  Ende  der  kritischen  Kette.  Denn  die  kritische  Kette  begrenzt  das  Einzelprojekt.  Kürzer  als  auf  der  kritischen  Kette  kann  das  Projekt  nicht  im  Projektplan  dargestellt  werden,  wenn  alle  Abhängigkeiten  folgerichtig  eingetra- gen wurden.   Der  Projektpuffer  beträgt,  wie  im  vorigen  Abschnitt  beschrieben,  aus  pragmatischer  Sicht  in  diesem  Beispiel  50 %  der  kritischen  Kette.  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Lösung: CriticalChainProjektmanagement   5   133  Entwicklung (25) Entwicklung (25) D(10) F (10) Projektpuffer (35) 50 60 105 40 25 0 Tage Kritische Kette 70   Abb. 45: Kritische Kette mit Puffer  Der Engpass des Einzelprojektes ist nun identifiziert: Es ist die kriti- sche Kette. Wenn es keinen Fortschritt auf der kritischen Kette gibt,  steht das Projekt.   Damit das Projekt nun so schnell wie möglich voranschreiten kann,  müssen sich alle anderen Tätigkeiten der optimalen Ausnutzung der  kritischen  Kette  unterordnen.  Die  kritische  Kette  bestimmt  die  Durchlaufzeit  des  gesamten  Projektes.  Eine  Verzögerung  der  kriti- schen  Kette  würde  automatisch  zu  einer  Verzögerung  des  gesamten  Projektes  führen.  Deshalb  müssen  bestimmte  Regeln  und  Maßnah- men  die  kritische  Kette  gegen  Verzögerungen  schützen.  Die  drei  wichtigsten Ansätze sind:   •  den Projektpuffer schützen;  •  Puffer für die Zulieferketten einfügen;  •  das Staffelläuferprinzip realisieren (Kapitel 5.3).  Sowohl  die  Geschäftsleitung  von  Toggotec  als  auch  die  Mitarbeiter  verstehen,  wie  notwendig  dieser  Projektpuffer  am  Ende  des  Projek- tes ist, um das Vorhaben pünktlich abzuschließen. Auch das Manage-  ment darf den Projektpuffer nicht verändern.     Achtung:  Auch die Geschäftsleitung hat keinen Zugriff auf den Projektpuffer!    Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 5  Das CriticalChainProjekt    134  Absolut  tabu  sind  Wünsche  nach  Vorverlegung  des  Projektendter- mins.  Damit  würde  der  gesamte  Projektplan  hinfällig.  Kunden,  die  nicht  mit  dem  System  der  kritischen  Kette  vertraut  sind,  wird  der  Projektpuffer  nicht  gezeigt.  Kunden  und  Lieferanten,  mit  denen  große Projekte durchgeführt werden, müssen jedoch in den Critical- Chain-Ansatz  integriert  werden  (vgl.  Kapitel  7,  Critical  Supply  Chain).  Zurück  zu  ROBI  2:  Der  Entwickler,  der  sich  nun  auf  der  kritischen  Kette befindet, hat die geforderten vier Platinen gebaut. Jetzt wäre es  natürlich ärgerlich, wenn andere Arbeitsergebnisse fehlten – z. B. das  Gehäuse  oder  das  Maschinenbett,  die  sich  zwar  nicht  auf  der  kriti- schen  Kette  befinden,  aber  für  die  Inbetriebnahme  notwendig  sind.  Deshalb  wird  die  kritische  Kette  durch  einen  „Zulieferpuffer“  vor  Verspätungen auf der zuliefernden Kette geschützt.  A (25) C (15) Puffer (20) Entwicklung (25) Entwicklung (25) D(10) F (10) Projektpuffer (35) P 5 D(10) 50 60 105 40 25 0 Tage Kritische Kette 70   Abb. 46: Puffer auf den zuliefernden Ketten  Dieser  Puffer  schützt  nicht  nur  die  Inbetriebnahme  vor  einer  Ver- spätung,  sondern  in  dem  Falle,  dass  der  Entwickler  schneller  als  geschätzt  die  Platinen  fertig  gestellt  hat,  kann  auch  die  Inbetrieb- nahme  bereits  früher  stattfinden.  Wahrscheinlich  werden  das  Ge- häuse  und  das  Maschinenbett  sowieso  bereits  innerhalb  der  Puffer- zone bereitgestellt.  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Staffelläuferprinzip   5   135  Der Start von zuliefernden Ketten wird dann nicht mehr wie bisher  durch einen bestimmten Termin ausgelöst, sondern durch den Fort- schritt  auf  der  kritischen  Kette.  Wenn  also  der  Platinenentwickler  mitteilt, dass er noch 20 Tage benötigt, dann wäre dies der Start für  die  Gehäuseproduktion  –  also  wie  gefordert  so  spät  wie  möglich,  aber unter Berücksichtigung einer sinnvollen Sicherheitsreserve.  Um  ein  Projekt  beschleunigen  zu  können,  wird  eine  verbesserte  Kommunikation und Abstimmung im Projekt benötigt. Denn wenn  ein  Projektmitarbeiter  eine  Aufgabe  früher  abschließt,  dann  sollte  dieser  erfreuliche  Zustand  dazu  genutzt  werden,  das  Gesamtprojekt  zu beschleunigen. Die so gewonnene Zeit kann dann mit Störungen,  die  an  anderer  Stelle  im  Projekt  auftreten,  quasi  ausgeglichen  wer- den.  Dies  kann  nur  mit  einer  geregelten  Kommunikation  funktio- nieren.  Erfreulicherweise  harmonisiert  sie  mit  den  in  Kapitel  3.4  beschriebenen  Kommunikationsanforderungen  für  das  Multipro- jektmanagement,  so  dass  für  die  gesamte  Projektmanagementsteue- rung das Staffelläuferprinzip eingesetzt werden kann.  5.3  Staffelläuferprinzip  Nachdem  die  ersten  Erfolge  durch  die  geänderte  Multiprojektorga- nisation  und  Einzelprojektplanung  in  Sichtweite  gekommen  sind,  wird  die  Forderung  nach  einer  anderen  Besprechungskultur  im  Projekt laut. Sie erinnern sich: Die Kommunikation bei Toggotec ist  schlecht. Jeder schimpft über jeden. Das muss sich ändern.  Der Rahmen wird wie folgt festgelegt: „Wir wollen wieder miteinan- der kommunizieren – nicht übereinander. Die Projektinformationen  werden  transparent  für  alle  sein.  Wenn  ein  Projektmitarbeiter  mit  seiner  Aufgabe  früher  als  geplant  fertig  wird,  kommuniziert  er  dies  so,  dass  der  Nachfolger  sofort  beginnen  kann.  Wenn  jemand  später  als geplant fertig wird, informiert er seinen Nachfolger ebenso.“  Es  stellt  sich  die  Frage:  Wie  lässt  sich  diese  neue  Kommunikations- kultur umsetzen? Noch mehr Projektmeetings? Sicher nicht. Es muss  eine  andere  Lösung  geben.  Der  Geschäftsführer  von  Toggotec  gibt  dem Analyseteam einen Tipp: „Wenn wir unsere Projekte beschleu- nigen  wollen,  dann  müssen  wir  von  denen  lernen,  die  am  schnells- ten sind.“   So sieht die  Lösung aus!  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 5  Das CriticalChainProjekt    136  Reibungslose Übergabe  Beim  Staffellauf  in  der  Leichtathletik  zum  Beispiel  gelten  für  den  Staffelläufer  einfache  Regeln:  Während  der  Läufer  auf  die  Staffel- übergabe wartet, bereitet er sich auf eine reibungslose Übergabe vor.  Er blickt zurück, um sehen zu können, wann die Staffelübergabe zu  erwarten ist. Er läuft an, damit er die richtige Übergabegeschwindig- keit  hat,  um  den  Staffelstab  ohne  Verzögerung  zu  übernehmen.  Wenn  der  Läufer  den  Stab  übernommen  hat,  dann  besteht  seine  einzige Aufgabe darin, so schnell zu laufen wie er kann, um den Stab  an  den  nächsten  Läufer  zu  übergeben  oder  ins  Ziel  zu  tragen.  Es  würde  niemand  tolerieren,  wenn  er  zwischendurch  einen  Hoch- sprung  oder  eine  Pause  macht.  Die  Übergaben  werden  im  Sport  eisern trainiert, denn wenn auch nur ein Staffelläufer den Staffelstab  fallen  lässt  oder  die  Übergabe  nicht  funktioniert,  wird  das  Team  nicht gewinnen.  Diese  einfachen  Prinzipien  werden  auf  den  Critical-Chain- Projektmanagementansatz  übertragen.  Jeder  Projektmitarbeiter  erhält eine Merkkarte mit den neuen Kommunikationsregeln:  •  Kommuniziere  regelmäßig  mit  dem  Vorgänger  darüber,  wann  die  Übergabe  der  Aufgabe  stattfinden  kann.  Bereite  alles  für  die  Übernahme vor.  •  Beginne mit der Projektaufgabe, wenn der Vorgänger die Aufga- be übergeben hat. Arbeite zu 100 % an der einen Projektaufgabe,  damit diese so schnell wie möglich abgeschlossen wird. Niemand  hat das Recht, die Arbeit an der Aufgabe zu unterbrechen.  •  Kommuniziere  regelmäßig  mit  dem  Nachfolger  der  Aufgabe  darüber,  wann  die  Übergabe  der  Aufgabe  stattfinden  kann.  Be- reite alles für die Übergabe vor.  •  Wer  früher  fertig  wird  als  geplant,  informiert  den  Nachfolger,  damit  dieser  sich  vorbereiten  und  gegebenenfalls  bereits  früher  starten  kann.  Dadurch  wird  die  Termineinhaltung  des  Gesamt- projektes erheblich unterstützt.    Die  Rückmeldung  der  erledigten  Aufgaben  außerhalb  der  Bespre- chungen  kann  unterschiedlich  erfolgen.  Entweder  der  Projektleiter  koordiniert und überwacht zentral die notwendige Kommunikation  auf der kritischen Kette; dies hat den Vorteil, dass der Überblick und  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Staffelläuferprinzip   5   137  die  Kontrolle  in  einer  Hand  liegen.  Oder  die  Rückmeldung  wird  direkt  von  dem  jeweiligen  Projektmitarbeiter  in  eine  einzuführende  Software  eingegeben;  der  Vorteil  liegt  hierbei  in  der  automatischen  Aktualisierung  des  Projektfortschrittes,  und  der  Nachfolger  erhält  automatisch  entsprechend  dem  Abarbeitungsgrad  die  gewünschten  Informationen.  Dies  hat  jedoch  den  Nachteil,  dass  viele  Nebenin- formationen  verloren  gehen,  die  sonst  in  einem  persönlichen  Ge- spräch zwischen Vorgänger und Nachfolger ausgetauscht werden.  Idealerweise empfiehlt sich je nach Unternehmensgröße der Einsatz  einer  Critical-Chain-Software  (vgl.  CD-ROM).  Zu  der  direkten  Eingabe  in  das  System  sollten  die  Besprechungen  zumindest  an  vereinbarten  Stellen  der  kritischen  Kette  weiterhin  persönlich  durchgeführt  werden.  Die  Koordination  erfolgt  dann  durch  den  Projektleiter.  Die  Projektleiter  bei  Toggotec  treffen  sich  zukünftig  jeden  Morgen  zu einem festgelegten Zeitpunkt mit ihren Projektteams, um höchs- tens  zehn  Minuten  lang  den  Fortschritt  der  wesentlichen  Aufgaben  zu besprechen.  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 139  6  Projekte sinnvoll steuern mit  neuen Kennzahlen  Bei Toggotec ist die Einhaltung des Projektbudgets die dominieren- de  Messgröße  zur  Überwachung  der  Projekte.  Jedoch  findet  das  Analyseteam  kein  einziges  Projekt,  das  aufgrund  von  Kostenüber- schreitungen abgebrochen wurde. Wozu dient dann diese Kennzahl?  Auch in anderen Unternehmen gibt es selten Projekte, die nach der  Hälfte  oder  im  letzten  Drittel  des  Projektes  aufgrund  von  Budget- überschreitungen  abgebrochen  wurden.  Ist  diese  Kennzahl  über- haupt praxistauglich?  Sicher  müssen  die  Projekte  möglichst  kostengünstig  abgewickelt  werden.  Es  werden  aber  dringend  Messgrößen  benötigt,  die  eine  Wahrscheinlichkeitsaussage  für  die  Zukunft  geben,  damit  das  Pro- jekt termingerecht, inhaltlich und kostenorientiert gesteuert werden  kann.  Der  Toggotec-Geschäftsführer  formuliert  die  Anforderungen  an die Projektsteuerung wie folgt:      Anforderung an die CriticalChainProjektsteuerung:   Ein  Projektleiter  sollte  jederzeit  fundiert  einschätzen  können,  ob  das  Projekt rechtzeitig zum versprochenen Termin mit den geplanten Kos ten fertig wird.    Dies beinhaltet auch eine Aussage über die Qualität, die Kosten und  den  Einsatz  der  Ressourcen  der  Projektergebnisse.  Denn:  Wird  das  mit  dem  Kunden  vereinbarte  Ergebnis  nicht  geliefert,  gilt  das  Pro- jekt als nicht abgeschlossen.   Der  Projektleiter  benötigt  zum  einen  Informationen  darüber,  wie  weit  das  Projekt  nun  tatsächlich  fortgeschritten  ist.  Zum  anderen  muss  er  wissen,  wie  viel  Zeit  das  Projekt  noch  benötigen  wird,  um  die versprochenen Projektergebnisse zu erzeugen.  Will er seine Kunden über die Projekte informieren, braucht er eine  neue  Art  von  Steuerungskennzahlen.  Diese  müssen  über  den  Stand  des Projektes und die Wahrscheinlichkeit, dass das Projekt zuverläs- Welche Mecha nismen führen  zu den Schwie rigkeiten?  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 6  Projekte sinnvoll steuern mit neuen Kennzahlen  140  sig abschließt, Auskunft geben können. Insbesondere geht es um die  im Magischen Dreieck verankerten Ziele: Kosten, Termin und Qua- lität.  6.1  Außer Kraft: das „magische Dreieck“  Der  Geschäftsführer  von  Toggotec  stellt  den  Zielkonflikt  in  Frage,  der im magischen Dreieck verankert ist. Das magische Dreieck gelte  nicht  für  Toggotec,  so  seine  Einschätzung.  Alle  drei  Ziele  –  Kosten,  Termineinhaltung  und  Qualität  –  müssen  in  jedem  Projekt  ohne  Kompromisse erreicht werden. Kein Ziel darf zu Lasten eines ande- ren  realisiert  werden,  Zeit  beispielsweise  nicht  zu  Lasten  der  Quali- tät, Budget nicht zu Lasten der Termine oder Qualität nicht zu Las- ten des Budgets. Er gibt dem Analyseteam die Aufgabe, das magische  Dreieck  im  Umsetzungskonzept  für  Critical  Chain  außer  Kraft  zu  setzen.  Das Team macht sich sogleich an die Arbeit. Es untersucht zunächst,  wie  und  an  welcher  Stelle  die  Entscheidungen  über  Termin,  Kosten  und Ergebnisse in einem Projekt zustande kommen. Der Zeitpunkt,  an  dem  solche  Entscheidungen  getroffen  werden,  ist  schnell  gefun- den: Er befindet sich am Beginn eines Projektes. Folgende Fragen stellen sich:   •  Was soll das Projekt bringen?   •  Welches Ergebnis soll es erzeugen?  •  Bis wann soll das Ergebnis erzielt sein?  •  Zu welchen Kosten?    Um  diese  Fragen  präzise  zu  klären,  wurde  für  die  Projektauswahl  (vgl.  Kapitel  2.3)  das  Anfrage-  und  Angebotsteam  gegründet.  Es  trägt  die  Verantwortung,  dass  nur  noch  gewinnbringende  Projekte  von  Toggotec  ausgewählt  und  abgewickelt  werden.  Qualitäts-  und  Terminaspekte  werden  in  der  Startphase  mit  abgeklärt,  so  dass  alle  Voraussetzungen für ein erfolgreiches Projekt geschaffen sind.   Warum klappt es trotzdem nicht? Was läuft schief bei der Auftrags- klärung zu Beginn des Projektes?   Die  Antwort:  Die  Definitionen  zu  Beginn  des  Projektes  sind  zu  un- genau.  Was  am  Anfang  noch  für  den  Kunden  höchste  Priorität  hat,  gilt  bereits  nach  zwei  Monaten  nicht  mehr  oder  hat  eine  ganz  neue  Welche Mecha nismen führen  zu den Schwie rigkeiten?  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Außer Kraft: das „magische Dreieck“   6   141  Richtung  bekommen.  Die  Begründung,  warum  Toggotec  mit  dem  Projekt sicher Geld verdient, wird zu Beginn des Projektes nicht klar  herausgearbeitet.  Die  klassischen  Kalkulationen  lassen  zu  viel  Spiel- raum  und  berücksichtigen  den  Engpass  und  evtl.  auftretende  Stö- rungen kaum (vgl. Kapitel 2).   Das  Toggotec-Analyseteam  erinnert  sich  an  einen  Konflikt  der  Ge- schäftsführer aus der Vergangenheit: Ein neuer Antrieb für die Son- dermaschinenreihe SK_209 sollte entwickelt werden. Die technische  Geschäftsführung  forcierte  das  Projekt  mit  Nachdruck:  „Wenn  der  Antrieb  nicht  noch  in  diesem  Jahr  entwickelt  wird,  hat  uns  der  Wettbewerb  überholt,  dann  verkaufen  wir  gar  nichts  mehr.  Die  Präzision  und  Genauigkeit  der  Sondermaschinen,  die  heutzutage  gefordert werden, können mit dem alten Antrieb nicht mehr geleis- tet werden. Daher muss dieses Projekt mit höchster Priorität voran- getrieben werden.“   Der  kaufmännische  Geschäftsführer,  dem  der  Vertrieb  unterstellt  war,  widersprach:  „Die  neuen  Antriebe  werden  viel  zu  teuer  sein  und  lassen  sich  bei  den  Toggotec-Kunden  nicht  verkaufen.  Außer- dem  bindet  das  Entwicklungsprojekt  zu  viele  Ressourcen,  das  lau- fende  Geschäft  wird  gefährdet.  Was  hilft  ein  neuer  Antrieb,  wenn  dem Unternehmen ‚unterwegs’ das Geld ausgeht. Selbstverständlich  kann  das  Projekt  durchgeführt  werden,  aber  nur  dann,  wenn  das  laufende  Geschäft  nicht  darunter  leidet!“  –  so  die  Vorgabe  des  kaufmännischen Geschäftsführers.  Das  Resultat:  Das  Projekt  wurde  trotz  des  Einwandes  gestartet,  je- doch  „mit  angezogener  Handbremse“.  Das  Projekt  hatte  zwar  hohe  technische Priorität, wurde aber von der kaufmännischen Seite nicht  unterstützt.  Wo  immer  man  konnte,  zeigte  man  den  Technikern  ihre  Grenzen:  Die  erforderlichen  Mitarbeiter  in  diesem  Bereich  standen dem Projekt nicht ausreichend zur Verfügung. Da der Ver- trieb und das Marketing nicht präsent waren, wurde der Antrieb am  Markt  vorbei  entwickelt.  Die  technikverliebten  Entwickler  hatten  alle möglichen Funktionen integriert, die nun der Markt tatsächlich  nicht  bezahlen  würde.  Dies  bestätigte  zwar  den  kaufmännischen  Geschäftsführer,  jedoch  musste  dieser  nun  erkennen,  dass  tatsäch- lich  andere  Wettbewerber  mit  guten  Antriebslösungen  auf  dem  Markt waren.  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 6  Projekte sinnvoll steuern mit neuen Kennzahlen  142  Hätte damals ein Team auf Euro und Cent genau ermittelt, welcher  zusätzliche Durchsatz (Umsatz – Total Variable Kosten) mit diesem  Antrieb  gemacht  würde,  dann  wäre  leicht  ein  Konsens  in  der  Ge- schäftsführung  erzielt  worden.  Die  einzelnen  Abteilungen  bei  Tog- gotec hätten dann besser zusammengearbeitet und es wäre schneller  ein marktfähiger Antrieb entstanden.   Ein  zweiter  Fehler,  der  damals  zu  Beginn  des  Projektes  gemacht  wurde:  Die  Techniker  wollten  alle  nur  denkbaren  Funktionen  reali- siert  sehen.  Die  „Sinnfrage“  wurde  nicht  gestellt.  Die  Kostenschät- zungen für das Projekt wurden nach Marktgesichtspunkten bewusst  niedrig gehalten, damit das Projekt überhaupt genehmigt wurde. Als  das  Projekt  dann  bereits  nach  drei  Monaten  um  ein  Vielfaches  teu- rer war als geplant, fing man an, die vormals angeblich so notwendi- gen Funktionen in Frage zu stellen.   Eine  „Task  Force“  wurde  eingesetzt.  Sie  stellte  fest,  dass  50 %  der  anscheinend wichtigen Funktionen für den Projekterfolg nicht nötig  waren.  Die  Verschwendung  war  offensichtlich.  Aber:  Für  die  nun  gestrichenen  Funktionen  lagen  bereits  Entwicklungen  vor,  manche  waren  fast  fertig.  Mitarbeiter  die  daran  mitgewirkt  hatten,  wurden  demotiviert.   Es  gilt:  Die  richtige  Position  des  Projektes  im  magischen  Dreieck  muss  zu  Beginn  des  Projektes  klar  definiert  sein.  Dabei  muss  deut- lich  werden,  aus  welchem  Grund  das  angestrebte  Ergebnis  benötigt  wird.      Beispiele:   Inhaltliche  Anforderung/Qualität:  „Ein  neuer  Antrieb  wird  benötigt,  um  wettbewerbsfähig  zu  bleiben.  Sonst  wird  es  uns  in  fünf  Jahren  nicht mehr geben.“  Terminliche Anforderung: „In zwei Jahren wird der neue Linearantrieb  Standard  sein.  Um  wettbewerbsfähig  zu  bleiben,  müssen  wir  also  nachziehen. Der Termin hat oberste Priorität.“  Kostenorientierter Ansatz: „Unser Antrieb ist im Vergleich zu anderen  zu teuer. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, benötigen wir eine andere  Technologie.“    Wo liegt die  Kernursache?  So sieht die  Lösung aus!  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Steuerung des zeitlichen und inhaltlichen Fortschritts   6   143  Wenn  es  nicht  grundlegend  neue  Erkenntnisse  gibt,  so  stehen  der  Termin  und  die  Qualität  des  Ergebnisses  nach  dieser  Festlegung  –  wie in den Beispielen aufgezählt – nicht mehr zur Disposition.   Wenn jetzt eine leicht veränderte Projektbudgetüberschreitung dazu  führt,  dass  der  Sinn  des  Projektes  in  Frage  gestellt  wird  –  dann  war  es von vorneherein nicht sinnvoll, das Projekt zu starten. „Ein Para- digmenwechsel„,  so  der  Geschäftsführer.  Die  Kosten  müssen  sich  dem  inhaltlichen  Ergebnis  und  dem  Termin  unterordnen.  Der  Ter- min wird im Projekt die wichtigste Messgröße sein.    Tipp:   Selbstverständlich  können  während  des  Projektverlaufs  neue  Erkennt nisse dazu führen, dass das Projekt grundlegend verändert und neu aus gerichtet werden muss.   Stellt sich in der Designphase heraus, dass das Projekt fünfmal so teuer  wird  wie  geplant,  dann  verändert  sich  natürlich  das  gesamte  Projekt bild;  dann  kann  die  Sinnfrage  durchaus  gestellt  werden.  Nicht  aber,  wenn die Kosten um lediglich 5 % höher als ursprünglich geplant liegen.  Zum Start des Projektes müssen Ergebnis, Termin und Kosten festgelegt werden. Leichte Kostenüberschreitungen dürfen nicht dazu führen, dass das ganze Projekt in Frage gestellt wird. .   Die laufende Steuerung des Projektes bezieht sich in erster Linie auf das  Ergebnis  zu  einem  bestimmten  Zeitpunkt.  Erst  nachgelagert  spielt  das Projektbudget bei der Steuerung eine Rolle.    Wie sehen nun die einzelnen Steuermessgrößen aus? Wie werden sie  definiert  und  angewendet?  Entsprechend  den  Erkenntnissen  aus  diesem  Kapitel  sind  die  nächsten  Abschnitte  wie  folgt  aufgebaut:  Zunächst definieren wir die zeitlichen und inhaltlichen Steuermess- größen, um anschließend die Steuerung der Projektkosten in Kapitel  6.4 zu erläutern.  6.2  Steuerung des zeitlichen und inhaltlichen  Fortschritts  Zur Steuerung des einzelnen Projektes ebenso wie zur Steuerung der  Multiprojektumgebung  verwendet  der  Critical-Chain-Ansatz  nur  eine  Steuerungskennzahl:  den  Projektstatus.  Dieser  setzt  sich  aus  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 6  Projekte sinnvoll steuern mit neuen Kennzahlen  144  den  beiden  Messgrößen  Projektfortschritt  und  Pufferverbrauch  zusammen.  Wie  der  Projektleiter  den  Überblick  über  die  Kosten  behält,  wird  in  Kapitel  6.4  ausführlich  erörtert.  Wir  kommen  zu- nächst zu den zeitlichen und inhaltlichen Projektvereinbarungen.  Messgröße Projektfortschritt  Die Toggotec-Projektleiter berichten, dass oft die letzten 10 % eines  Projektes noch mal genau so lange dauern, wie die ersten 90 %. Ein  Grund  dafür  liegt  darin,  dass  der  Projektfortschritt  falsch  gemessen  wird. Der Projektfortschritt wird in das Verhältnis zum Ressourcen- verbrauch  gesetzt,  was  viele  Projektleiter  in  die  Irre  führt.  Die  ei- gentlichen  Stolpersteine  des  Projektes,  z. B.  die  Einigung  mit  dem  Kunden  über  bestimmte  Leistungsparameter,  die  sich  durch  Ände- rungen  ergeben,  werden  nur  mangelhaft  berücksichtigt  bzw.  ausge- räumt und von einer Projektphase in die nächste verschoben.   „Die einzelnen Meilensteine oder Phasen“, so ein Projektleiter, „sind  eigentlich  nie  vollständig  abgeschlossen,  einige  Parameter  fehlen  immer.  Sie  werden  jedoch  als  vollständig  gemeldet,  da  sonst  das  Projekt nicht weiterlaufen kann und der Druck von der Geschäftslei- tung  zu  groß  wird.  Die  Einigung  mit  dem  Kunden  hat  ja  unmittel- bar  keine  Auswirkung  auf  die  nächste  Phase.  Erst  in  der  Testphase  bei Meilenstein acht in unserem Beispiel wird es entscheidend, wel- che  Leistungsparameter  definiert  werden.  Dann  wird,  wie  bei  unse- rem  letzten  Projekt  ROBI  1,  auf  einmal  der  Sortierer  zu  klein  oder  die  Steuerungssoftware  muss  umprogrammiert  werden.  Durch  die  ‚Troubleshooting-Aktionen’  zum  Projektende  hin  erstaunt  es  dann  niemand mehr, dass dort die langen Verzögerungen stattfinden. Ein  Schuldiger wird auch immer schnell gefunden – der Kunde. Er kann  sich ja bis zum Schluss nicht entscheiden was er will“, so die Recht- fertigung des Projektleiters. Heute wird bei Toggotec das Projekt erst  fortgesetzt, wenn die festgelegten Voraussetzungen in der jeweiligen  Projektphase erfüllt sind.   Wenn  die  verbrauchten  Ressourcen  im  Verhältnis  zu  den  für  das  Projekt  geplanten  Ressourcen  gemessen  werden,  so  gibt  dieser  er- rechnete  Wert  keine  realistische  Auskunft  über  den  Projektfort- schritt.  Denn  obwohl  viele  Ressourcen  verbraucht  werden,  kann  ja  Welche Mecha nismen führen  zu den Schwie rigkeiten?  Wo liegt die  Kernursache?  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Steuerung des zeitlichen und inhaltlichen Fortschritts   6   145  der  Projektfortschritt  trotzdem  stagnieren.  Diese  Berechnungsme- thode  wird  aber  in  vielen  Projekten  und  Projektumgebungen  zur  Messung des Projektfortschritts angewandt.  Beim  Critical-Chain-Ansatz  wird  der  Projektfortschritt  dagegen  am  Fortschritt  der  Ergebnisse  auf  der  kritischen  Kette  gemessen.  Die  folgende Abbildung illustriert den Unterschied.   10 10 10 10 10 10 10 10 10 10 Abgeschlossene  Aufgabe Offene Aufgabe Kritische Kette   Abb. 47: Messung des Projektfortschrittes  Jedes  Kästchen  symbolisiert  zehn  Tage.  Der  geplante  Aufwand  für  das  Projekt  beträgt  100  Tage.  Nach  klassischem  Vorgehen,  also  durch  die  Messung  des  Ressourcenverbrauchs,  meldet  der  Projekt- leiter,  dass  bereits  70 %  des  Projektes  abgeschlossen  sind.  Genauer  betrachtet  sind  jedoch  erst  20  Tage  verstrichen  und  noch  schät- zungsweise  30  Tage  zu  leisten.  Gemessen  am  Fortschritt  auf  der  kritischen Kette ist das Projekt erst zu 25 % abgeschlossen. In Bezug  auf  die  noch  zu  erwartende  Projektlaufzeit  ist  dies  die  realistischere  Aussage.  An  dieser  Stelle  sei  noch  einmal  darauf  hingewiesen,  dass  die  Mes- sung  des  Projektfortschrittes  mit  der  Critical-Chain-Methode  nur  So sieht die  Lösung aus!  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 6  Projekte sinnvoll steuern mit neuen Kennzahlen  146  dann realistische Werte ergibt, wenn die Projektpläne (wie in Kapitel  4 beschrieben) mithilfe der Stolpersteine und den jeweiligen korrek- ten Abhängigkeiten aufgebaut wurden.  Messgröße Pufferverbrauch  Die  zweite  Messgröße  gibt  Auskunft  über  den  Verbrauch  des  Pro- jektpuffers.  Wir  unterscheiden  zwischen  einem  zeitlichen  Projekt- puffer  und  einem  Kostenpuffer  zum  Ende  des  Projektes.  Aufgrund  der Bedeutung der Projektkostensituation erfolgt die Herleitung des  Kostenpuffers in Kapitel 6.4.  Zunächst beschränken wir uns auf den zeitlichen Projektpuffer: Die  kritische Kette besteht aus folgenden Phasen und Aufgaben:   •  Entwicklung: 25 Tage;   •  zweite Entwicklungsphase: ebenfalls 25 Tage;  •  Aufgabe D: 10 Tage;  •  Aufgabe F: ebenfalls 10 Tage;  •  am Ende der kritischen Kette: Projektpuffer mit 35 Tagen.     Diese Systematik haben wir bereits in Kapitel 5.2 erläutert.  Wenn nun eine der Aufgaben auf der kritischen Kette länger braucht  als geplant, dann wird dadurch der Projektpuffer am Ende der kriti- schen  Kette  „verzehrt“.  Benötigt  der  Entwickler  beispielsweise  nicht  25 Tage für den ersten Teil der Entwicklung, sondern 40 Tage, dann  sind 15 Tage des Projektpuffers bereits verbraucht.  Genauso  verhält  es  sich  mit  dem  Zulieferpuffer.  Der  Zulieferpfad  zur  kritischen  Kette  –  z. B.:  A  mit  25  Tagen  und  C  mit  15  Tagen  –  hat,  bevor  er  in  die  kritische  Kette  einmündet,  einen  Zulieferpuffer  von 20 Tagen. Auch dieser wird verzehrt, sobald A oder C länger für  ihre  Aufgaben  brauchen  als  geplant.  Wenn  A  und  C  zusammen  länger als 60 Tage benötigen, ist der Zulieferpuffer verbraucht, jeder  weitere  benötigte  Tag  führt  nun  dazu,  dass  der  Projektpuffer  am  Ende  der  kritischen  Kette  genutzt  werden  muss,  denn  F  kann  in  diesem Fall nicht mehr rechtzeitig starten.  Die Puffer am Ende der kritischen Kette und am Ende der zuliefern- den  Ketten  werden  also  im  Laufe  des  Projekts  aufgezehrt  (vgl.  Abb.  48).  Die  Geschwindigkeit  des  Verbrauchs  zeigt  die  Sicherheit  des  Projektes  an.  Je  langsamer  der  Projektpuffer  –  im  Verhältnis  zum  So sieht die  Lösung aus!  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Steuerung des zeitlichen und inhaltlichen Fortschritts   6   147  Projektfortschritt  –  verbraucht  wird,  umso  sicherer  ist  das  Projekt.  Dieser  Grundsatz  gilt  analog  auch  für  die  zuliefernden  Ketten.  Auf  der  sicheren  Seite  sind  die  Zulieferketten,  wenn  sie  jeweils  ihren  Projektpuffer langsamer verbrauchen als sie mit ihrer Arbeit inhalt- lich  fortschreiten.  So  lange  dieses  Verhältnis  zwischen  verbrauchten  Projektpuffern  und  Arbeitsfortschritt  stimmt,  braucht  niemand  zu  warnen.  Wird  –  gemessen  am  Fortschritt  –  überproportional  viel  Puffer verzehrt, ist das Projekt stark gefährdet.   25 A 15 C 20 Puffer 25 Entwicklung 25 Entwicklung 10 D 10 F 35 Projektpuffer 10E 5 P Pufferverbrauch 50 60 105 40 25 Tage 0 = realer Verlauf der kritischen Kette = Kritische Kette    Abb. 48: Pufferverbrauch  In  Abbildung  48  erkennt  der  Projektleiter,  dass  das  Projekt  stark  gefährdet ist.  Messgröße Projektstatus  Der Pufferverbrauch allein sagt nur wenig aus. Aber in Kombination  mit  dem  Fortschritt  auf  der  kritischen  Kette  erhält  der  Projektleiter  eine  klare  Auskunft  über  den  Projektstatus.  Der  Projektstatus  sagt  aus,  wie  sicher  das  Projekt  nach  aktuellem  Erkenntnisstand  den  gesetzten Termin einhalten wird.   Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 6  Projekte sinnvoll steuern mit neuen Kennzahlen  148  So  lange  die  kritische  Kette  und  die  Zulieferketten  jeweils  ihren  Projektpuffer langsamer verbrauchen, als sie mit ihrer Arbeit inhalt- lich  voranschreiten,  so  lange  sind  sie  auf  der  sicheren  Seite  und  brauchen  keine  Warnung  zu  geben.  Es  geht  also  um  das  Verhältnis  zwischen  Pufferverbrauch  und  Fortschritt  auf  der  kritischen  Kette.  In Schaubild 49 ist dies an der Steigung der Linien erkennbar. Ist die  Steigung  bezogen  zur  X-Achse  größer  als  45  Grad,  bedeutet  dies,  dass der Pufferverbrauch schneller voranschreitet als der Fortschritt  auf  der  kritischen  Kette.  Der  Projektleiter  wird  sich  nun  frühzeitig  überlegen, wie er dem Zustand entgegenwirken kann.  Visualisierung Einzelprojekt     Projekt in Gefahr M ö g l i c h k e i t ,   f r ü h e r   z u   l i e f e r n Grüner Bereich Gelber Bereich Roter Bereich 0                 % komplett                  100   0                         %     P u f f e r v e r b r a u c h                   1 0 0       Abb. 49: Visualisierung Projektstatus Einzelprojekt  Der  Projektstatus  kann  während  der  gesamten  Projektlaufzeit  ver- folgt  werden,  so  dass  man  erkennt,  wie  sich  das  Projekt  über  die  Zeiten  entwickelt.  Die  Veränderung  des  Projektstatus  ermöglicht  eine Aussage darüber, ob eine ergriffene Maßnahme erfolgreich war.   Praxisbeispiel: Das Projekt PARIS befindet sich in Verzug, es wurde  bereits  am  Anfang  des  Projektes  viel  Projektpuffer  verbraucht.  Das  Projekt  steht  in  der  roten  Zone  (siehe  Abb.  49).  Der  Projektleiter  fordert  nun  einen  zusätzlichen  Konstrukteur  an  und  erhält  diesen  sofort.  In  den  nächsten  Tagen  können  alle  Beteiligten  an  der  Ent- Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Steuerung des zeitlichen und inhaltlichen Fortschritts   6   149  wicklung des Projektstatus erkennen, ob sich das Projekt durch den  Einsatz  des  zusätzlichen  Mitarbeiters  verbessert.  Die  Kurve  müsste  nun  nicht  mehr  steil  aufwärts,  sondern  waagerecht  verlaufen.  Die  rote Zone wird verlassen, das Projekt wird sicherer (vgl. Abb. 49).  Den Projektstatus verwendet der Projektleiter, wenn er Verstärkung  und  Unterstützung  einfordern  muss.  Er  kann  sagen:  „Wenn  ich  diese  Ressource,  die  ich  brauche,  nicht  bekomme,  dann  wird  sich  der Projektstatus in den nächsten Tagen senkrecht nach oben entwi- ckeln  und  wir  rutschen  in  die  rote  Zone.  Wenn  ich  ihn  aber  be- komme, dann wird sich der Projektstatus voraussichtlich waagerecht  entwickeln  und  wir  bleiben  im  gelben  Bereich  oder  erreichen  den  grünen Bereich.“   Multiprojektcontrolling  Es  gilt  die  Regel:  Projektportfolio  geht  vor  Einzelprojekt.  Daher  wird, wie in der folgenden Abbildung ersichtlich, nicht nur der Sta- tus  des  einzelnen  Projekts  visualisiert,  sondern  der  Status  aller  lau- fenden  Projekte.  Die  Geschäftsleitung  erhält  einen  regelmäßigen  schnellen Überblick zum Stand des Projektportfolios.  Die  Kennzahl  „Projektstatus“  ermöglicht  es,  mehrere  oder  viele  Projekte  gleichzeitig  in  einer  gemeinsamen  Übersicht  zu  betrachten  – unabhängig von der Größe und Art der Projekte. Alle Projektleiter  können so gemeinsam an die Geschäftsleitung berichten, und es fällt  leicht,  die  richtigen  Entscheidungen  zu  treffen,  wenn  mehrere  Pro- jekte dringend dieselben Ressourcen benötigen.  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 6  Projekte sinnvoll steuern mit neuen Kennzahlen  150  Visualisierung Multiprojektmanagement  Projekt in Gefahr        M ö g l i c h k e i t ,   f r ü h e r   z u   l i e f e r n Grüner Bereich Gelber Bereich Roter Bereich 0                % komplett             100   Projekt A Projekt B Projekt C Projekt D 0                         %     P u f f e r v e r b r a u c h                 1 0 0     Abb. 50: Visualisierung Projektstatus Multiprojekt  Praxisbeispiel:  Bei  einem  Sensorenentwickler  muss  entschieden  werden,  ob  die  Nullserie  für  den  Kunden  A  oder  die  des  Kunden  C  zuerst  produziert  wird.  Früher  wäre  das  Projekt  des  Kunden  C  vor- gezogen  worden,  da  es  sich  bei  C  um  einen  der  größten  Kunden  handelt,  den  der  Vertriebsleiter  persönlich  betreute.  Aufgrund  des  Projektstatus  (siehe  Grafik)  entscheidet man  sich  jedoch  für  A,  und  so können beide Projekte noch termingerecht abgeschlossen werden.  6.3  Sicherstellung des inhaltlichen Ergebnisses  Ein  Qualitätsmanager  aus  der  Toggotec  GmbH  erinnert  sich  an  die  frühere  Arbeitsweise:  „Als  Toggotec  vor  fünf  Jahren  eine  Reihe  von  Qualitätsproblemen in den Projekten hatte, holte das Unternehmen  externe  Unterstützung.  Diese  analysierte  damals  die  Qualitätsprob- leme, führte neue Methoden ein und setzte in fehleranfälligen Berei- chen  neue  Standards.  Viele  der  monierten  Fehler  verschwanden  dann auch, doch es entstanden neue Fehlerquellen an anderen Stel- len.  Der  Qualitätsbeauftragte  kam  damals  mit  der  Erstellung  von  Welche Mecha nismen führen  zu den Schwie rigkeiten?  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Sicherstellung des inhaltlichen Ergebnisses   6   151  Checklisten,  Arbeitsanweisungen  und  Qualitätsmethoden  nicht  mehr hinterher. Ein Workshop jagte den anderen. Die Stimmung im  Projektteam wurde schlechter, der Verwaltungsaufwand stieg an. Es  war  klar,  dass  die  herkömmlichen  kostenorientierten  Methoden  nicht griffen.  Je  stärker  sich  Qualitätsprobleme  bei  Toggotec  verbreiteten,  desto  ausführlicher  und  häufiger  wurden  die  Qualitätskontrollen  und  Review-Termine  durchgeführt.  Teilweise  wurden  sie  in  den  damals  noch  gültigen  Meilensteinplan  eingetragen  und  verlängerten  die  Projekte  erheblich.  Im  Nachhinein  brachten  die  langwierigen  Prob- lembesprechungen  (in  denen  die  Mitarbeiter  sich  ohnehin  nur  rechtfertigten) Toggotec nicht richtig voran.“  Das Analyseteam erkennt die negative Endlosschleife, in die Toggo- tec hineingetrieben worden war, und wirft gemeinsam mit den Pro- jektleitern die meisten Projektmanagementstandards über Bord.  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 6  Projekte sinnvoll steuern mit neuen Kennzahlen  152  Unvorhergesehene Ereignisse  und Störungen treten auf Wartezeit und  Fehler kommen vor Schwierigkeiten im Projekt  entstehen Es gibt negative Auswirkungen  auf das Unternehmen Es entsteht das Bedürfnis des  Unternehmens, Fehler zu  vermeiden Eine gängige Vorgehensweise  zur Vermeidung von Fehlern ist  es, Standards zu schaffen Standards werden geschafften  und müssen eingehalten werden Mitarbeiter müssen sich  absichern Standards werden auch dann  eingehalten, wenn sie nicht  „ganz sinnvoll“ sind Unnötige Aufgaben werden  ausgeführt Unnötige Abhängigkeiten  werden angenommen Projekte dauern länger und sind  teurer als nötig Negative Endlosschleife   Abb. 51: Gegenwartsbaum der vielen Standards  In  Projekten  entstehen  Schwierigkeiten  durch  unvorhergesehene  Ereignisse  und  Fehler.  Führungskräfte,  die  das  in  den  Griff  bekom- men  möchten,  begegnen  den  Fehlern  mit  dem  Einsatz  von  Stan- Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Sicherstellung des inhaltlichen Ergebnisses   6   153  dards. Handelt es sich um einen systematischen, also immer wieder- kehrenden Fehler, hat dies auch seine Berechtigung. Sind die Fehler  jedoch  unberechenbar  und  treten  immer  in  anderer  Ausprägung  auf,  können  die  Standards  leicht  zu  einer  Bürokratisierung  der  Or- ganisation  führen.  Dann  werden  nämlich  die  Standards  auch  ein- gehalten,  wenn  sie  nicht  sinnvoll  sind,  was  wiederum  unnötigen  Aufwand erzeugt und zu neuen Fehlern und Schwierigkeiten führen  kann.  Dann  entsteht  das  Bedürfnis  der  Führungskräfte,  die  Stan- dards noch zu verfeinern, ein Teufelskreis beginnt.   Die  Standardfalle,  wie  sie  in  Abbildung  51  beschrieben  ist,  hat  den  unerwünschten Effekt, dass Unternehmen, die zu viel in ihrer Orga- nisation  regeln  möchten,  zu  langsam  werden.  Gerade  in  Projekten,  die  immer  mit  unvorhergesehenen  Ereignissen  umgehen  müssen,  darf  keine  „Bürokratie“  etabliert  werden,  denn  sie  verhindert  die  Veränderungen.  „So  viele  Standards  wie  nötig,  so  wenige  wie  mög- lich“,  heißt  heute  die  Devise  bei  Toggotec.  Wie  lassen  sich  nun  die  Stellen  identifizieren,  an  denen  unbedingt  Standards  benötigt  wer- den, um den Durchsatz von Toggotec gegen Störungen abzusichern?  Hier  die  Antwort:  Wie  wir  in  Kapitel  3.4  beschrieben  haben,  steht  das gesamte System still, wenn der Engpass nicht arbeitet. Daher gilt  es,  diesen  Engpass  zu  optimieren,  damit  mehr  Durchsatz  erzeugt  werden kann. Die größte Verschwendung wäre es, wenn der Engpass  an fehlerhaften Zwischenergebnissen arbeitet. Arbeitet beispielsweise  der  Elektronikentwickler  mit  falschen  Konstruktionsdaten,  kann  dies  dazu  führen,  dass  er  verschiedene  Aufgaben  doppelt  durchfüh- ren  muss.  Die  Gesamtorganisation  steht  –  es  wird  kein  Durchsatz  generiert.  Deshalb  wird  in  der  Multiprojektmanagementumgebung  vor  der  Engpassressource,  also  bevor  der  Elektronikentwickler  mit  seinen  Aufgaben  beginnt,  eine  präventive  Qualitätsmaßnahme  ein- geleitet.  Der Engpass des Einzelprojektes ist die kritische Kette. Deshalb wird  bei  Critical  Chain  in  dem  Bereich  vor  dem  Engpass,  also  vor  der  kritischen Kette, ein Zulieferpuffer eingeplant. Vor dem Zulieferpuf- fer erfolgt die präventive Qualitätssicherung für das Endergebnis.    So sieht die  Lösung aus!  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 6  Projekte sinnvoll steuern mit neuen Kennzahlen  154  Achtung:  Qualitätssicherung  im  Projekt  findet  vor  der  Engpassressource  der  Or ganisation  und  vor  der  Einmündung  von  Zulieferketten  in  die  kritische  Kette statt.    Bei  Toggotec  ist  eine  Erleichterung  im  Team  zu  spüren.  Die  vielen  historisch gewachsenen und teilweise nicht mehr anpassbaren Stan- dards  sind  ohnehin  für  die  Praxis  belanglos  geworden.  Die  Freude  darüber, dass man nun auch laut äußern darf, wie praxisfremd eini- ge der alten Anweisungen gewesen sind, ist groß.   In der Projektarbeit, das ist allen klar, muss nun je nach Projektplan  überlegt  werden,  welche  Qualitätsmaßnahmen  für  welche  Leistun- gen sinnvoll sind. Aus den vormaligen Qualitäts- und Standardkon- trolleuren  werden  wieder  kreative  Qualitätsmanager,  die  aus  ihrem  Qualitätsbaukasten  die  richtigen  Maßnahmen  in  die  Projektpläne  integrieren und das Team bei der Durchführung effizient unterstüt- zen.   6.4  Critical Chain und die Kosten  Obwohl  die  Kennzahl  „Projektkosten“  bzw.  „Projektbudgeteinhal- tung“ nur bedingt als Steuergröße genutzt werden kann, hat sie ihre  Daseinsberechtigung.  Stehen  beispielsweise  Neuverhandlungen  mit  dem Projektauftraggeber an, der aufgrund einer Änderung das Pro- jekt  neu  gestalten  möchte,  muss  dargelegt  werden  können,  was  die  einzelnen,  eventuell  hinfällig  gewordenen  Arbeitsschritte  gekostet  haben.   Um  welche  Kosten  geht  es  denn  im  Projekt?  Um  dies  genauer  zu  betrachten, teilen wir die Kosten in zwei Kategorien ein:  1.  Geldmittelzufluss,  beispielsweise  von  Kunden  an  Toggotec  bzw.  Geldmittelabfluss an die externe Welt, beispielsweise von Toggo- tec  an  Lieferanten:  Dies  betrifft  den  Erlös,  den  Toggotec  beim  Verkauf  bestimmter  Waren  und  Dienstleistungen  erzielt,  aber  auch  den  Zukauf  von  Teilen,  Leiharbeitern,  Material  etc.  den  Toggotec  an  andere  bezahlt.  Dieses  Geld  hat  Auswirkungen  auf  die Gewinn- und Verlustrechnung im Unternehmen.  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Critical Chain und die Kosten   6   155  2.  Die  kalkulatorischen  Kosten,  die  durch  die  Aktivierung  von  Ressourcen  entstehen  und  bestimmten  Projekten  zugeordnet  werden:  Benötigt  beispielsweise  das  Projekt  ROBI  zum  Erstellen  bestimmter  Teile  einen  teuren  Roboter,  so wird  der  Maschinen- stundensatz  auf  das  Projekt  gebucht.  Kann  das  Teil  jedoch  auch  mit einer günstigeren Maschine hergestellt werden, dann werden  dem  Projekt  ROBI  weniger  Kosten  belastet.  Der  Projektleiter  wird  so  versuchen,  möglichst  wenige  Umlagen  für  sein  Projekt  zu  bekommen,  damit  er  das  Projektbudget  einhält.  Die  kalkula- torischen  Kosten  haben  keine  Auswirkung  auf  die  Gewinn-  und  Verlustrechnung;  abgesehen  von  einigen,  in  der  Regel  vernach- lässigbaren variablen Bestandteilen, wie z. B. Stromverbrauch.    Bisher  werden  bei  Toggotec  alle  anfallenden  Kosten  inklusive  der  kalkulatorischen  Stundensätze  auf  die  jeweiligen  Projekte  gebucht.  Diese werden als Maßstab für die Projektkosten herangezogen.   Wenn  jedoch  von  den  sowieso  vorhandenen  Ressourcen  mehr  Ar- beit in das Projekt einfließt, dann gibt das Unternehmen tatsächlich  nicht  mehr  Geld  aus.  Es  entsteht  nur  dann  ein  Nachteil,  wenn  der  Engpass des Unternehmens mehr Arbeitszeit als geplant in das Pro- jekt  einbringen  muss.  Dann  geht  dem  Unternehmen  Durchsatz  verloren,  das  bedeutet  weniger  Geldmittelzufluss.  Es  ergibt  also  keinen  Sinn,  kalkulatorische  Kosten,  die  nicht  den  Engpass  betref- fen, auf ein Projekt zu buchen.   Für das Analyseteam von Toggotec ergeben sich aus dieser Betrach- tung wichtige Erkenntnisse: Wenn keine Stunden mehr auf die Pro- jekte gebucht werden, dann haben auf einmal viele Mitarbeiter mehr  Zeit,  denn  das  umständliche Verwalten  und  Berichten  dieser  Kenn- zahlen  auf  lokaler  Ebene  kann  ab  sofort  entfallen.  Die  Mitarbeiter  müssen  sich  nicht  mehr  hinsichtlich  ihrer  persönlichen  Auslastung  rechtfertigen.   Es bleiben also noch die Kosten, die Toggotec an andere Organisati- onen bezahlen muss, die also zu einem direkten Geldabfluss führen.  Wie auch bei den Zeitschätzungen werden bei den Kostenschätzun- gen  Sicherheiten  eingeplant.  Es  liegt  daher  nahe,  einen  ähnlichen  Weg wie bei der Termineinhaltung zu gehen.   Wo liegt die  Kernursache?  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 6  Projekte sinnvoll steuern mit neuen Kennzahlen  156  Kostenpuffer  Wie kann man mit dem Geld im Projekt sparsam umgehen? Toggo- tec  benötigt  einen  Mechanismus,  der  dafür  sorgt,  dass  Fremdleis- tungen möglichst kostengünstig eingekauft werden.   Zunächst  die  Ausgangssituation  bei  Toggotec,  die  analog  zum  Zeit- management im Projekt (siehe Kapitel 6.2) gesehen werden kann:  So sieht die  Lösung aus!  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Critical Chain und die Kosten   6   157  Der übliche Weg, die Projektkosten im Griff zu haben, ist für Arbeits- oder  Projektschritte ein Budget festzulegen und dafür zu sorgen, dass diese  Budgets nicht überschritten werden Schätzungen werden  in Versprechen  umgewandelt Kosten für einzelne Projektschritte  können oft nur geschätzt werden Mitarbeiter geben  Kostenschätzungen ab,  die sie zuverlässig  einhalten können Mitarbeiter wollen zuverlässig sein. Auch das  bedeutet, dass sie ihre Budgets nicht  überschreiten. Außerdem zieht  Budgetüberschreitung immer Diskussion und  Ärger nach sich. Es kommt immer vor, dass  Dinge schief gehen, teurer  werden ... Kostenschätzungen/  Budget für Projektschritte/- teile enthalten einen  gewissen Anteil Sicherheit Es gibt einen Druck,  günstiger zu werden Mitarbeiter müssen  sicherstellen, dass ihre  Budgets nicht gekürzt  werden Wer Budgets  regelmäßig  unterschreitet, riskiert  Kürzung zukünftiger  Budgets Mitarbeiter tendieren dazu, Budgets eher  auszuschöpfen als zurückzufahren Projekte werden nicht  günstiger als geplant Projekte werden teuer als  geplant   Abb. 52: Gegenwartsbaum – Projektkosten  Da  die  für  das  Projektbudget  verantwortlichen  Mitarbeiter  sich  genauso  absichern  wie  die  Mitarbeiter,  die  für  die  Einhaltung  der  Termine  verantwortlich  sind,  entstehen  die  gleichen  Mechanismen.  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 6  Projekte sinnvoll steuern mit neuen Kennzahlen  158  Es sind auch bei den Kosten erhebliche Sicherheiten in die einzelnen  Projektteile  eingebaut,  um  das  Projektbudget  einhalten  zu  können.  Auch  diese  werden,  genau  wie  bei  der  Terminverfolgung,  im  Laufe  des Projektes verbraucht oder sogar überschritten. Das Analyseteam  stellt  überrascht  fest,  dass  die  Kosten  der  letzten  20  Entwicklungs- projekte von Toggotec erheblich über dem geplanten Projektbudget  liegen.  Der  Vorschlag  des  Analyseteams  für  die  Kosten  weicht  auf- grund  der  gleichen  Mechanismen  nur  geringfügig  von  der  Lösung  der Probleme bei der Termineinhaltung ab:  Die  Projektkosten  werden  ohne  Sicherheiten  knapp  kalkuliert  und  gleichmäßig  auf  die  einzelnen  Projektteile  verteilt.  Anstelle  der  Si- cherheiten in den einzelnen Arbeitspaketen wird für das Gesamtpro- jekt  ein  Projektkostenpuffer  eingerichtet,  der  die  gesamten  Sicher- heiten bündelt.  Der  Projektkostenpuffer  hat  mehrere  Funktionen.  Zum  einen  dient  er  dafür,  unvorhergesehene  Kosten  zu  decken,  damit  nicht  gleich  das  Gesamtbudget  überschritten  wird.  Zum  anderen  dient  er  als  Anreiz für die Projektbeteiligten.   Um  die  Mitarbeiter  zum  kostenbewussten  Handeln  zu  motivieren,  wird  der  am  Ende  noch  vorhandene  Kostenpuffer  als  Incentive  an  die Beteiligten ausgeschüttet. Allerdings nur, wenn das Projekt auch  rechtzeitig  abgeschlossen  wird.  Der  Projektpuffer  kann  aber  auch  aufgefüllt werden, wenn Kosten entfallen oder jemand etwas günsti- ger einkaufen kann.   Das  Anreizsystem  ist  so  gestaltet,  dass  alle  Projektbeteiligten  zuerst  dafür  sorgen,  dass  das  Projekt  termingerecht  abschließt,  denn  nur  dann  haben  sie  einen  Anspruch  auf  den  Kostenpuffer.  So  wird  der  gesamte  Projektdurchsatz  beschleunigt  und  der  Geldmittelzufluss  erhöht.  Erst  danach  werden  die  Entscheidungen  nach  Kostenge- sichtspunkten  gefällt,  um  das  Projekt  möglichst  unterhalb  des  ge- planten Budgets abzuschließen. Was nichts anderes bedeutet, als den  Geldmittelabfluss möglichst gering zu halten.  Beide  Strategien  führen  dazu,  dass  der  Gewinn  von  Toggotec  auf- grund des Anreizsystems steigt.      Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Critical Chain und die Kosten   6   159  Finanzstatus des Projektes  Der  Projektleiter  benötigt  nun  aber  noch  eine  Kennzahl,  um  den  Kostenstatus  seines  Projekts  zu  betrachten.  Dies  sieht  er  am  finan- ziellen Projektstatus, der so definiert ist: das Verhältnis zwischen den  wertmäßigen  Budgetpositionen,  die  schon  als  Aufwand  gebucht,  also  wertmäßig  im  Haus  sind,  und  dem  Verbrauch  des  Kostenpuf- fers.  Visualisierung Finanzstatus      0     % beschaffter Wert lt. Plan        100   Grüner Bereich Gelber Bereich Roter Bereich 0   %     V e r b r a u c h   d e s   K o s t e n p u f f e r s   1 0 0       Abb. 53: Finanzstatus des Projektes (Kostenpuffer)  CriticalChainStatusbericht  Die  Geschäftsleitung  benötigt  zur  Steuerung  des  Projektportfolios  folgende Basisinformationen:   Die  wichtigste  Frage,  die  der  Projektleiter  im  Statusbericht  beant- wortet:  „Haben  sich  die  Grundlagen,  die  zu  Beginn  des  Projektes  definiert  wurden,  geändert?“  Die  zweitwichtigste  Frage:  „Wie  sicher  kann  der  Projektendtermin  gehalten  werden?“  Dies  wird  am  Ver- hältnis von Zeitpuffer und Projektfortschritt ermittelt.   Wenn  sich  mehrere  Projekte  um  Ressourcen  streiten,  kann  nun  fundiert  ermittelt  werden,  welches  Projekt  als  erstes  unterstützt  werden  muss.  Sollte  aufgrund  unvorhergesehener  äußerer  Einflüsse  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 6  Projekte sinnvoll steuern mit neuen Kennzahlen  160  ein  Projekt  seinen  Endtermin  voraussichtlich  nicht  halten  können,  kann dies nun frühzeitig kommuniziert werden.  Erst  an  dritter  Stelle  steht  die  Frage,  die  früher  höchste  Bedeutung  hatte:  die  Frage  nach  dem  Finanzstatus  des  Projektes.  Dieser  wird  benötigt, damit die Geschäftsführung das finanzielle Projektergebnis  prognostizieren  kann,  um  am  Ende  des  Geschäftsjahres  nicht  über- rascht  zu  werden.  Die  einzige  Entscheidung,  die  aufgrund  des  Pro- jektstatus  getroffen  werden  kann,  wäre  ein  Projektabbruch  um  wei- teren Schaden zu begrenzen.  Als letzter Punkt wäre dann noch zu klären, welche Entscheidungen  aus  Sicht  des  Projektleiters  von  der  Geschäftsleitung  getroffen  wer- den müssen.  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Critical Chain und die Kosten   6   161  Projektname Projektleiter Liefertermin Status „Zeit“ Status „Kosten“ Veränderungen  im  Projekt, die  den Termin, die  Kosten oder das  Ergebnis  betreffen Entscheidungs- bedarf für die  Geschäftsleitung  (Führungskreis) Aktuelle  Zufriedenheit  des Kunden OK Datum:   Abb. 54: Beispiel Statusbericht  Die Kultur der Mitarbeiterorientierung  Bei Toggotec ändert sich mit einem Mal die Führungskultur. Einige  Mitarbeiter  beobachten,  dass  sich  der  Wind  um  180  Grad  dreht  –  und zwar in eine günstige Richtung. Die Führung war früher streng  kontrollierend:  Mitarbeiter,  so  meinte  man,  versuchen  möglichst  wenig  zu  arbeiten.  Deshalb  müssen  sie  kontrolliert  werden.  Aus  Welche Mecha nismen führen  zu den Schwie rigkeiten?  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 6  Projekte sinnvoll steuern mit neuen Kennzahlen  162  diesem  Grund  werden  Mechanismen  benötigt,  um  die  Auslastung  der einzelnen Mitarbeiter zu erkennen und zu steigern. Dies führt zu  den  lokalen  Effizienzen  (vgl.  Kap.  3.3).  Daraus  resultiert,  dass  Mit- arbeiter sich absichern und möglichst viele Stunden auf die Projekte  buchen,  damit  sie  ausgelastet  erscheinen.  Haben  die  Mitarbeiter  gelegentlich zu wenig Arbeit, so suchen sie sich Tätigkeiten – gleich,  ob  diese  Tätigkeiten  sinnvoll  sind  oder  nicht.  Da  man  aber  die  zur  Kalkulation  gebuchten  Stunden  des  Angebotes  heranzieht,  die  sich  aus  zurückliegenden  Projekten  ergeben,  wird  schnell  klar,  dass  die  Projekte auch deshalb nicht mehr wettbewerbsfähig sein können.  Das  Mitarbeiterbild  wird  mit  der  Einführung  von  Critical  Chain  bewusst und grundlegend geändert. Heute gehen alle Führungskräf- te  zunächst  davon  aus,  dass  alle  Mitarbeiter  gerne  arbeiten  und  sinnvolle  Tätigkeiten  gemäß  ihrer  Kernkompetenz  ausführen.  Kon- trolle wird generell überflüssig – oder nur noch in Einzelfällen nötig.  Den  Wandel  von  der  Auslastungskontrolle  hin  zur  Unterstützung  von  Mitarbeitern  bezeichnet  Toggotec  heute  als  das  Kernelement  der Mitarbeiterorientierung.  Die  Auswirkungen  dieses  neuen  Mitarbeiterbildes  sind,  so  meinen  einige Führungskräfte, gigantisch. Da die Ressourcensteuerung über  den Engpass erfolgt und die Projektsteuergrößen den Führungskräf- ten  einen  guten  Überblick  über  Stand  und  Fortschritt  der  Projekte  geben, haben sie das Gefühl, das Unternehmen „im Griff zu haben“.  Über  den  Projektfonds  wird  ein  Anreiz  geschaffen,  dass  sich  die  Mitarbeiter gegenseitig helfen – was die Zusammenarbeit wesentlich  verbessert.   Mitarbeiter  können  heute  bei  Toggotec,  wenn  die  entsprechenden  Stolpersteine  des  Projektes  überwunden  sind,  früher  nach  Hause  gehen  –  was  dem  Unternehmen  Einsparungen  bringt.  Wenn  viel  sinnvolle  Arbeit  ansteht,  sind  sie  bereit  an  den  Projekten  länger  zu  arbeiten,  als  dies  im  Arbeitsvertrag  verankert  wurde.  Denn  die  Mit- arbeiter  haben  nun  einen  monetären  Nutzen,  wenn  Projekte  recht- zeitig unter Plan abgeschlossen werden.   So sieht die  Lösung aus!  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 163  7  Critical Supply Chain –  unternehmensübergreifende  Partnerschaft  Projekte  erfordern  innerhalb  eines  Unternehmens  eine  bereichs- übergreifende  Zusammenarbeit.  In  Kapitel  3.3  haben  Sie  gelesen,  dass  bei  Toggotec  Abteilungen  auf  die  Optimierung  ihrer  lokalen  Effizienzen  verzichten  können.  Die  Optimierung  des  Gesamtunter- nehmens,  so  die  Quintessenz  des  Critical-Chain-Multiprojekt- managements,  hat  immer  Vorrang  vor  der  Optimierung  des  einzel- nen Bereiches.  Fast alle Projekte von Toggotec werden aber nicht nur innerhalb des  Unternehmens,  sondern  auch  unternehmensübergreifend  gemein- sam  mit  Partnern  abgewickelt.  Betrachtet  man  die  „Supply  Chain“,  auch Liefer- oder Wertschöpfungskette genannt, dann wird deutlich:  Eine einzelne Sondermaschine von Toggotec stellt oft nur einen Teil  einer  größeren  Produktionsanlage  des  Kunden  dar.  Die  Toggotec- Sondermaschinen ihrerseits benötigen wiederum Zukaufkomponen- ten und Rohmaterial, die in Projektarbeit von Lieferanten zugeliefert  werden.   Ein  großes  Projekt,  beispielsweise  die  Erstellung  einer  Produktions- anlage,  hat  viele  Teilprojekte,  die  dem  Großprojekt  untergeordnet  sind.  Da  diese  Teilprojekte  in  der  Regel  von  selbständigen  Unter- nehmen durchgeführt werden, die in erster Linie darauf achten, dass  sie  mit  dem  Projekt  möglichst  viel  verdienen,  entsteht  wieder  das  Dilemma der lokalen Effizienzen für das Gesamtprojekt.  Ein  Beispiel:  Toggotec  baut  eine  von  vielen  Sondermaschinen  für  eine  große  Produktionsanlage  für  die  Auto  AG.  Diese  betreibt  die  Anlage  und  hat  verschiedene  Teilprojekte  an  unterschiedliche  Un- ternehmen  vergeben.  Toggotec  beauftragt  den  Lieferanten  UI-Soft,  eine  Software  für  die  Steuereinheit  zu  entwickeln,  die  Toggotec  für  den Bau der Sondermaschine benötigt.  Welche Mecha nismen führen  zu den Schwie rigkeiten?  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 7  Critical Supply Chain – unternehmensübergreifende Partnerschaft  164  Die Auto AG sieht das Gesamtprojekt und erstellt hierfür auch einen  Gesamtprojektplan.  Die  einzelnen  Zulieferfirmen  sehen  jedoch  nur  ihr  Teilprojekt  und  nicht  die  gesamte  Produktionsanlage.  Die  Be- zeichnung der Projekte lautet dementsprechend für ...  •  UI-Soft:  „Entwicklung  und  Lieferung  einer  Software  an  Toggo- tec“;  •  Toggotec: „Entwicklung und Lieferung einer Sondermaschine an  die Auto AG“;  •  die Auto AG: „Erstellung und Inbetriebnahme der Produktions- anlage zur Herstellung von LKW“.    Die  Sichtweise  der  Projekte  müsste,  aufgrund  der  Erkenntnisse  aus  der Multiprojektumgebung, allerdings auf das Ergebnis des Gesamt- projektes  ausgerichtet  sein,  um  die  Termintreue  des  Projektes  zu  gewährleisten.  So  müsste  beispielsweise  die  Firma  UI-Soft  gedank- lich folgenden Projektnamen führen:  •  Entwicklung und Lieferung einer Software für die Steuerung der  Sondermaschine,  die  in  eine  Produktionsanlage  eingebaut  wird,  welche  LKW  herstellt  mit  „SOP“  (Start  of  Production)  am  1.7.2009.  7.1  Unerwünschte Effekte in Großprojekten   Die Teilprojekte werden zwar unabhängig voneinander abgewickelt,  jedoch  gibt  es  viele  Abhängigkeiten  auf  der  Aufgabenebene,  die  eigentlich  berücksichtigt  werden  müssen.  Treten  Änderungen  in  einem Teilprojekt auf, dann kann dies Auswirkung auf alle anderen  Teilprojekte haben. In dieser Zusammenarbeit treten aus der Erfah- rung von Toggotec regelmäßig folgende Schwierigkeiten auf:  Die  Pflichten-  und  Lastenhefte  sind  so  umfangreich,  dass  sie  im  Detail  gar  nicht  zu  100 %  erfüllt  werden  können.  Spezifikationen  sind  nie  genau  genug.  In  der  Praxis  stellen  sich  dann  ganz  andere  Fragen,  die  aber  noch  nicht  in  den  Auftragsunterlagen  formuliert  sind.   Wenn  in  einem  Teilprojekt  bekannt  wird,  dass  es  Verzögerungen  gibt oder neue Risiken entstehen, dann werden die anderen Teilpro- jekte,  in  diesem  Fall  die  Unternehmen,  die  die  Teilprojekte  durch- Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Unerwünschte Effekte in Großprojekten   7   165  führen,  wenn  überhaupt,  sehr  spät  darüber  informiert.  Dies  führte  beispielsweise  bei  der  Produktionsanlage,  in  die  ROBI  1  geliefert  wurde,  zu  erheblichen  Nacharbeiten.  Die  Softwareprogrammierung  musste  nochmals  angepasst  werden,  was  jedoch  erst  bei  der  Inbe- triebnahme festgestellt wurde. So verzögerte sich das Gesamtprojekt.      Unerwünschte Effekte behindern das Gesamtprojekt:   •  Spezifikationen können zu Beginn des Projektes nie zu 100 %  ge klärt werden.  •  Der  Informationsfluss  zwischen  den  Teilprojekten  wird  nicht  si chergestellt.  •  Informationen  über  Änderungen,  Risiken,  Verzögerungen  werden  nicht rechtzeitig weitergegeben.  •  Zwischenergebnisse  werden  nicht  in  der  erforderlichen  Qualität  übergeben.  •  Teilprojektleiter  reagieren  bei  Verspätungen  oder  fehlerhaften  Ar beitsergebnissen  mit  einem  Eskalationsprozess,  der  mit  dem  Projekt auftraggeber verhandelt werden muss. Man spricht in der Projektma nagementwelt von so genannten „Claims“   •  Potenzielle Lieferanten behaupten in der Angebotsphase zunächst,  dass  sie  alle  Projektanforderungen  erfüllen  können,  um  den  Auftrag  zu bekommen, um anschließend mit Einwänden und Nachforderungen  bessere Preise und mehr Zeit zu erzielen.     Die  aufgezählten  unerwünschten  Effekte  und  Schwierigkeiten  wer- den durch folgenden Kernkonflikt hervorgerufen:  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 7  Critical Supply Chain – unternehmensübergreifende Partnerschaft  166  Erfolgreich  sein/Geld verdienen  – heute und in der  Zukunft Das eigene Projekt  ist erfolgreich/  lukrativ Erfolgreiches  Gesamtprojekt Tun, was für das  Gesamtprojekt am  besten ist Tun, was für das  eigene  Unternehmen am  besten ist A C B D D‘ - Vom Auftraggeber auch zukünftig  Aufträge erhalten - Image /Reputation gewinnen durch  Mitwirkung am erfolgreichen  Großprojekt A-B Wir verdienen Geld mit  unseren Projekten A-C Es gibt notwen- dige Maßnah- men/Hand- lungsweisen zur Förderung  des Gesamt- projektes, die  zu Lasten des  eigenen Unter- nehmens gehen, weil die  Verträge so  ausgelegt sind D-D‘   Abb. 55: Dilemma des Lieferanten  D-D’:  Es  gibt  notwendige  Maßnahmen  bzw.  Handlungsweisen  zur  Förderung  des  Gesamtprojektes,  die  zu  Lasten  des  eigenen  Unter- nehmens  gehen.  Nur  weil  dies  gilt,  existiert  das  Dilemma.  Wäre  es  für  den  Projektleiter  klar,  dass  immer  dann,  wenn  er  etwas  für  das  Gesamtprojekt leistet, er automatisch auch etwas für Toggotec leistet  – dann gäbe es diesen Konflikt nicht.  Das Analyseteam von Toggotec benennt Konflikte, die wiederholt in  großen  Entwicklungsprojekten  auftreten  und  immer  dazu  führen,  dass man Entscheidungen unter lokalen Gesichtspunkten trifft:   Die  Auto  AG  fordert  eine  Änderung  an  einer  im  Bau  befindlichen  Produktionsanlage. Aus Sicht des Gesamtprojektes wäre es sinnvoll,  die  Änderung  durchzuführen.  Toggotec  dagegen  müsste  aufgrund  dieser Änderung eine neue elektronische Steuerungseinheit erstellen,  dies gefährdete den versprochenen Liefertermin. Die Auto AG wür- de  eine  verspätete  Lieferung  nicht  akzeptieren.  Es  wären  Vertrags- Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Unerwünschte Effekte in Großprojekten   7   167  strafen  fällig.  Zudem  verursachte  die  Änderung  höhere  Kosten  bei  Toggotec,  verschlechterte  damit  die  Profitabilität  des  eigenen  Pro- jektes. Dadurch nähme der Druck im eigenen Unternehmen zu.  Wie  in  Kapitel  3  erläutert,  bringt  die  von  der  Auto  AG  geforderte  Änderung  die  projektübergreifende  Planung  des  Projektportfolios  durcheinander.  Die  für  die  Durchführung  der  Änderung  erforderli- chen  Mitarbeiter  und  Bearbeitungsmaschinen  fehlen  in  anderen  Projekten  zum  zugesagten  Zeitpunkt.  Andere  Projekte  werden  da- durch  verzögert.  Konflikte  in  der  eigenen  Firma  und  mit  anderen  Kunden sind programmiert.  Damit  die  Änderung  nicht  zu  Lieferterminverzögerungen  und  zu  höheren  Kosten  führt,  kann  der  Projektleiter  einen  so  genannten  „Claim“  stellen.  Das  heißt,  er  stoppt  die  Arbeiten  am  Projekt  und  führt  die  geforderte  Änderung  nicht  durch,  sondern  stellt  nun  sei- nerseits Forderungen – in Form von mehr Zeit oder mehr Geld. Dies  verlangsamt  das  Gesamtprojekt,  weil  die  Forderungen  zunächst  verhandelt werden müssen, bevor Toggotec die Änderungen durch- führen kann.   Das  Analyseteam  forscht  weiter.  Der  Vertriebsleiter  nennt  einen  weiteren  Konflikt  aus  der  Vergangenheit,  der  dem  Gesamtprojekt  alles  andere  als  dienlich  war:  Während  der  Angebotsphase  werden  die  Projekte  mit  einem  Generalunternehmer  der  Auto  AG  bespro- chen.  Es  ist  klar,  dass  einige  Sicherheiten  für  Unvorhergesehenes  in  den  Projektplan  eingebaut  werden  sollten,  damit  Toggotec  seine  Termin-  und  Budgetzusagen  einhalten  kann.  Damit  aber der  Gene- ralunternehmer der Auto AG überhaupt den Gesamtauftrag erhalten  kann, müssen alle Sicherheitsreserven gestrichen werden. Das heißt,  Toggotec geht mit dem Preis an die Schmerzgrenze und nennt einen  Liefertermin,  der  nur  unter  idealen  Bedingungen  erreicht  werden  kann.  Da  jedoch  auch  die  Wettbewerber  auf  diese  Art  und  Weise  agieren, hat man aus Sicht von Toggotec keine Chance, den Auftrag  zu  bekommen.  Letztendlich  entscheidet  sich  der  Auftraggeber  doch  noch für Toggotec. Es glaubt aber niemand mehr daran, dass Toggo- tec mit diesem Projekt noch Geld verdienen kann.   Für  das  Gesamtprojekt  der  Auto  AG  ist  dies  ebenso  ein  denkbar  schlechter Projektstart, denn Toggotec hat keine Reserven mehr, bei  der geringsten Störung wird das Projekt aus dem Ruder laufen.  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 7  Critical Supply Chain – unternehmensübergreifende Partnerschaft  168  Ursachen schlechter Zusammenarbeit in Großprojekten  Was  waren  die  Regeln,  was  war  der  „innere  Mechanismus“  dieser  Großprojekte, die  dazu  führten,  dass  sich  Toggotec  mit  der  Annah- me  der  Projekte  selbst  schädigte?  Hierzu  untersucht  das  Analyse- team  die  Mechanismen  und  stößt  dabei  auf  folgende  Regeln,  die  Lieferanten wie Toggotec in ein Entscheidungsdilemma drängen:  Illusion der abgegrenzten Teilprojekte  Große Projekte werden in Teilprojekte zerlegt und an Unterlieferan- ten vergeben. Es hat den Anschein, dass die Teilprojekte gut vonein- ander  abgegrenzt  sind.  Jeder  der  Teilprojekt-Lieferanten  soll  ein  möglichst  detailliertes  Angebot  für  sein  Projekt  erarbeiten.  Zudem  fordert  der  Generalunternehmer  noch,  dass  die  Lieferanten  mög- lichst viele Risiken übernehmen, damit sein eigenes Budget im Laufe  des Projekts nicht überschritten wird. Bei Fehlern muss der Lieferant  kostenfrei  Ersatz  leisten.  Zusätzlich  muss  der  Lieferant  für  die  Claims  anderer  Teilprojekte  aufkommen.  Dies  führt  zu  Verteidi- gungskämpfen  und  zu  immer  neuen  Claims,  die  letztendlich  starke  Budget- und Zeitüberschreitungen nach sich ziehen.  Die Annahmen, die dieser Regelung zugrunde liegen, sind folgende:  •  Am Anfang des Projektes können Details so klar geregelt werden,  dass in der Abwicklung keine Probleme mehr entstehen. Die Re- alität  sieht  allerdings  anders  aus.  Zu  Beginn  des  Projektes  kön- nen viele Dinge noch gar nicht sicher festgelegt werden.  •  Eine  weitere  problematische  Annahme:  Die  Teilprojekte  sind  voneinander unabhängig. Die Verantwortung für das Teilprojekt  kann deshalb klar abgegrenzt werden. Auch diese Annahme wird  durch  die  Praxis  nicht  bestätigt,  wie  das  Beispiel  von  Toggotec  zeigt.  (Es  musste  beispielsweise  aufgrund  einer  Änderung  in  der  Produktionsanlage  eine  komplett  neue  Softwareprogrammie- rung bei UI-Soft durchgeführt werden.)    Die  aus  diesen  falschen  Annahmen  resultierenden  Folgen  sind  ab- sehbar.  Die  Teilprojektleiter  sichern  sich  nach  Möglichkeit  ab.  Bei  der geringsten Abweichung werden neue Forderungen an den Gene- ralunternehmer gestellt. Von Beginn an wird das Gesamtprojekt von  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Unerwünschte Effekte in Großprojekten   7   169  einem  Arbeitsklima  geprägt,  das  kein  Miteinander,  sondern  ein  Gegeneinander darstellt.  Billiger ist besser?  Teilprojekte  werden  an  möglichst  günstig  anbietende  Lieferanten  vergeben.  Für  die  endgültige  Lieferantenauswahl  hat  der  Preis  die  höchste  Bedeutung.  Diese  Regel  führt  dazu,  dass  sich  potenzielle  Lieferanten  besser  darstellen,  günstiger  anbieten  und  mögliche  Schwierigkeiten  zunächst  verschweigen.  Dadurch  werden  mögliche  Risiken zu spät aufgedeckt. Die Konsequenz: Versteckte Risiken sind  nur dem Lieferanten bekannt – und haben aber zum Teil erhebliche  Auswirkungen  auf  den  Projekttermin  und  die  Kosten  des  Gesamt- projekts.  Das  eigentliche  Geld  im  Projektgeschäft  wird  so  nicht  mit  der eigentlichen Leistung, sondern über Claims verdient.   Der Lieferant kommt also günstig an den Auftrag, an dem er eigent- lich  nichts  verdient.  Nun  ist  der  Kunde  vom  Lieferanten  quasi  ab- hängig;  stellt  dieser  seine  Änderungsforderungen,  ist  der  Kunde  dann  bereit,  fast  jeden  Preis  zu  zahlen.  Dies  führt  zu  erheblichen  Projektterminverschiebungen und Projektbudgetüberschreitungen.  Die Annahme, dass durch die Auswahl von günstigen Teilprojekten  das Gesamtprojekt günstig wird, ist falsch.  Zusammenfassend  werden  die  Folgen  aus  dem  Kernkonflikt  darge- stellt.  Wo liegt die  Kernursache?  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 7  Critical Supply Chain – unternehmensübergreifende Partnerschaft  170  Das Verhalten ist auf die lokale   Optimierung ausgerichtet Jeder ist für seinen  Teil voll  verantwortlich Kosten sind  dominante  Kennzahlen Der günstigste  Anbieter wird  ausgewählt Lieferanten haben  keinerlei Spielraum  für Kulanz Bei Fehlern muss der  Lieferant  kostenfreien Ersatz  liefern Bei Fehlern und  (verschuldeten)  Verzögerungen   muss der Lieferant  für Schäden (Claims  anderer) aufkommen Verteidigungsschlach- ten sind an der  Tagesordnung, es  herrscht das Gesetz:    „Gegeneinander statt  miteinander“ Flexibilität sinkt Claims sind das  Mittel der Wahl zum  Geldverdienen im  Projektgeschäft  geworden Projekte dauern  länger als nötig Lieferanten  versuchen,  Sicherheiten  einzubauen, die  sie dann auch  stets verbrauchen Projekte werden  teurer als nötig   Abb. 56: Gegenwartsbaum Supply Chain und lokale Optimierung      Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Umgang mit den Sicherheiten in der Supply Chain   7   171  Alle  diese  Vorgehensweisen  sind  Auswirkungen  der  lokalen  Opti- mierung,  die  wir  bereits  in  Kapitel  3  erarbeitet  haben  („Die  Opti- mierung  von  Teilen  führt  automatisch  zur  Optimierung  des  Gan- zen.“).  7.2  Umgang mit den Sicherheiten in der  Supply Chain  Wenn  die  Toggotec-Geschäftsleitung  die  zeitlichen  Puffer  streichen  würde,  bedeutete  dies  das  Ende  des  Paradigmenwechsels.  Wie  im  Einzelprojekt hergeleitet, wird der Projektpuffer für die unvorherge- sehenen  Verzögerungen  benötigt;  ohne  ihn  könnte  der  Critical- Chain-Ansatz  nicht  realisiert  werden.  Mitarbeiter  würden  sich  wie- der auf ihre alten Verhaltensweisen konzentrieren.   Wenn Kunden den Puffer streichen, dann wird deutlich, dass sie die  Systematik  nicht  verstanden  haben.  Es  empfiehlt  sich  also,  die  Pro- jektpläne vorsichtig nach außen zu kommunizieren.   Als die zuständigen Mitarbeiter von Toggotec mit den Kunden spre- chen, sind sie erstaunt, dass einige Großkunden den Critical-Chain- Ansatz  bereits  kennen  und  ihn  auch  praktizieren.  Ein  Kunde  legt  sogar  den  Zulieferpuffer  für  Toggotec  offen,  innerhalb  dessen  Tog- gotec  seine  Steuerungen  für  die  großen  Produktionsanlagen  zulie- fert. Dies bedeutet zumindest mit diesem Kunden den Anfang einer  neuen und intensiveren Geschäftsbeziehung.  Zurück  zum  Kernproblem:  Wie  kann  das  Paradigma  der  lokalen  Effizienzen  aufgelöst  werden?  Jedes  Unternehmen  hat  seine  eigene  Kultur und seine eigenen Erfolgsfaktoren. Die Einflussmöglichkeiten  im Sinne von Lieferantenkontrollen im Projekt sind gering. Es muss  einen  anderen  Weg  geben.  Die  Lösung,  so  vermutet  das  Analyse- team,  muss  systematisch  erfolgen.  Es  muss  ein  Mechanismus  für  Verhaltensregeln  kreiert  werden,  der  alle  Projektbeteiligten  dazu  bringt und eventuell auch zwingt, an einem Strang zu ziehen.         Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 7  Critical Supply Chain – unternehmensübergreifende Partnerschaft  172  7.3  Zusammenarbeit fördern  Das Analyseteam von Toggotec steht vor einem gewaltigen Problem.  Die  Probleme  und  Konflikte  in  Großprojekten  können  durch  Tog- gotec nicht allein beseitigt werden. Nur wenn Toggotec der Gesamt- auftraggeber für andere Teilprojekte ist, kann ein Paradigmenwech- sel  herbeigeführt  werden.  Dies  ist  jedoch  nur  bei  den  eigenen  Ent- wicklungsprojekten  der  Fall.  Was  geschieht  mit  den  Projekten,  bei  denen Toggotec nur ein Teilprojekt verantwortet?   Ein Toggotec-Mitarbeiter erinnert sich an ein Projekt, das Toggotec  nur deshalb bekommen hatte, weil es gemeinsam mit zwei weiteren  Lieferanten  einen  Gesamtplan  erstellte,  aus  dem  die  Lösung  gut  hervorging;  die  Mitbewerber  hatten  dagegen  nur  separate  (Teilpro- jekt-)Lösungen  erarbeitet.  Bei  der  Projektsteuerung  kann  das  Pro- jekt  dann  fast  eins  zu  eins  gemäß  dem  Projektplan  durchgeführt  werden. Da alle die gemeinsamen Risiken kennen, gibt es keine Kon- flikte  und  Claims  zu  bearbeiten.  Ist  das  der  Ausweg:  gemeinsame  Projektpläne und Lösungen mit anderen?  Der neue Geschäftsführer hilft dem Analyseteam mit einem Beispiel  aus  seiner  vorigen  Firma.  Diese  liefert  Steuerungseinheiten  für  die  Gepäckbänder  des  Flughafenterminals  P5.  In  diesem  Großprojekt  hat  man  die  bisher  gültigen  Paradigmen  in  Frage  gestellt.  Neue  Maßstäbe  und  Regeln  für  die  Einbindung  von  Lieferanten  in  das  Gesamtprojekt werden gesetzt.   Bei  P5  wird  auf  die  Beauftragung  eines  Generalunternehmens  ver- zichtet.  Der  Flughafenbetreiber  hat  sich  entschieden,  die  Risiken  selbst zu tragen und das Projektmanagement eigenständig durchzu- führen.  Die  Auswahl  der  besten  Lieferanten  wird  im  Rahmen  von  Assessments  durchgeführt.  Darin  wird  geprüft,  welchen  Stellenwert  das  Projekt  für  den  einzelnen  Lieferanten  hat  und  welche  Anstren- gungen er unternehmen wird, das Gesamtprojekt zu fördern. Insbe- sondere  wird  die  Bereitschaft  des  Lieferanten  untersucht,  nach  den  geänderten Projektmanagementregeln zu arbeiten.  Zu  Beginn  des  Projektes  werden  die  Teilprojekte,  die  große  Über- schneidungen  haben,  zusammengeführt.  Diese  Teams  steuern  sich  unter  der  Managementverantwortung  des  Auftraggebers  praktisch  selbst.   So sieht die  Lösung aus!  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Zusammenarbeit fördern   7   173  Damit das Prinzip der lokalen Kostenoptimierung nicht im Vorder- grund  steht,  führt  der  Flughafenbetreiber  ein  einfaches  Abrech- nungssystem  ein.  Die  Lieferanten  geben  kein  Angebotspreis  ab,  sondern  werden  entsprechend  den  tatsächlich  anfallenden  Kosten  bezahlt  und  bekommen  noch  eine  prozentualen  Gewinnaufschlag.  Dazu wird für dieses Projekt eine „Open-Book-Policy“ vereinbart.  Ein Fehler ist erlaubt  Jeder  Lieferant  darf  einmal  einen  Fehler  machen,  der  vom  Gesamt- projekt  getragen  wird.  Der  Lieferant  bekommt  allerdings  in  diesem  Fall  den  Gewinnaufschlag  nicht  mehr  zugeteilt,  sonst  gäbe  es  einen  Anreiz, Fehler zu machen. Erst beim zweiten Fehler oder der zweiten  Ersatzlieferung  derselben  Sache  trägt  der  Lieferant  die  kompletten  Kosten für die Fehlerbeseitigung.  Wie  in  Kapitel  6.4  hergeleitet,  hat  auch  P5  einen  Kostenpuffer  in  Form  eines  Risikofonds  für  das  Gesamtprojekt  eingerichtet.  Aus  diesem wird Unvorhergesehenes bezahlt, z. B. Kosten, die durch die  oben  erwähnten  Fehler  entstanden  sind.  Dieser  Risikofonds  dient  auch für eventuell anfallende Strafzahlungen an die Fluggesellschaf- ten,  falls  der  versprochene  Projektendtermin  nicht  gehalten  werden  kann.  Spart  ein  Lieferant  während  des  Projektes  Kosten  ein,  werden  diese  zwischen  ihm  und  dem  Risikofonds  geteilt.  Zusätzlich  erhält  jeder  Lieferant einen Anteil des nicht verbrauchten Risikofonds zum Ende  des Projektes.  Kultur des Zusammenhalts  In  der  Projektabwicklung  treten  viele  günstige  Effekte  auf.  Durch  den  am  Ende  des  Projektplans  positionierten  Risikofonds  hat  jeder  Teilprojektleiter ein Interesse daran, dass potentielle Risiken frühzei- tig  erkannt  und  vermieden  werden.  Es  herrscht  Konsens  darüber,  dass  die  Interessen  des  Gesamtprojektes  bei  jeder  Entscheidung  im  Vordergrund stehen.   Der  mit  den  neuen  Regeln  geschaffene  Mechanismus  führt  dazu,  dass  sich  einzelne  Lieferanten  für  das  Gesamtprojekt  stark  machen.  Dieses Engagement hat automatisch für sie einen Nutzen. Die Liefe- Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 7  Critical Supply Chain – unternehmensübergreifende Partnerschaft  174  ranten  achten  einerseits  darauf,  möglichst  wenig  Fehler  zu  machen.  Andererseits ist es für sie entscheidend, ein Augenmerk auf die Kos- ten  des  Gesamtprojektes  zu  richten,  damit  ihr  Gewinnanteil  mög- lichst  hoch  ausfällt.  Durch  diese  Regelungen  gibt  es  in  diesem  Pro- jekt keine Claims mit den daraus resultierenden Kosten und Verzö- gerungen. In vergleichbaren Projekten dieser Größenordnung betra- gen die Claim-Kosten mitunter mehrere Millionen Euro. Das einge- sparte Geld bleibt bei P5 im Risikofonds.  Weitere  Optimierungsansätze  liegen  bei  den  Zukaufteilen,  die  von  mehreren  Lieferanten  benötigt  werden.  Ohne  dass  dies  zu  Beginn  des  Projektes  geplant  war,  organisieren  mehrere  Teilprojektleiter  eine Art Zentraleinkauf für das Projekt, der über die Einkaufsmenge  erhebliche  Preisnachlässe  für  alle  Projektbeteiligten  erzielt.  Hier- durch  hat  jeder  Partner  einen  Nutzen,  denn  auch  diese  Einsparun- gen fließen direkt in den Risikofonds.  Das  Wichtigste  ist  jedoch,  dass  im  Projekt  eine  Kultur  des  Zusam- menhaltes  entsteht.  Jeder  hat  ein  Interesse  daran,  die  anderen  Pro- jektteilnehmer  erfolgreich  zu  machen,  denn  es  partizipiert  jeder  Einzelne an einer guten Gesamtleistung.  Dadurch,  dass  alle  Lieferanten  am  pünktlichen  Abschluss  des  Pro- jekts interessiert und die lokalen Effizienzen beseitigt sind, kann das  Projekt  nach  den  Methoden  des  Critical-Chain-Ansatzes  abgewi- ckelt, gesteuert und zusätzlich beschleunigt werden.   Dieses  Beispiel  erleichtert  dem  Analyseteam  die  Arbeit.  Es  über- nimmt die beschriebenen Punkte in das Gesamtkonzept. Bei Toggo- tec  ist  man  sich  sicher,  dass  die  neuen  Entwicklungsprojekte  genau  nach  dem  Schema  des  P5-Projektes  abgewickelt  werden.  ROBI  2  wird der erste Kandidat für das neue Konzept.  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 175  8  „Unwiderstehliche“  Projektangebote entwickeln  Bei  der  Auftaktveranstaltung  zur  Einführung  von  Critical-Chain- Projektmanagement  im  Führungskreis  fragt  der  Betriebsrat:  „Wenn  Toggotec-Projekte  durch  Critical-Chain-Projektmanagement  im  Schnitt  um  30 %  schneller  und  zuverlässiger  abgewickelt  werden,  dann  haben  die  Mitarbeiter  freie  Kapazitäten.  Was  geschieht  mit  diesen?“  Dies  ist  eine  berechtigte  Frage.  Der  Geschäftsführer  wiederholt  die  gemeinsamen Ziele,  die  zu Beginn  des  Projektes  vereinbart  wurden:  „In sieben Monaten werden wir unsere Entwicklungsprojekte insge- samt  um  35 %  beschleunigen,  bei  nahezu  hundertprozentiger  Zu- verlässigkeit und einer Umsatzrendite von 10 %.“  Freie  Kapazitäten,  so  führt  er  weiter  aus,  habe  es  schon  immer  bei  Toggotec  gegeben:  „Nur  wurden  sie  nicht  erkannt,  sondern  ver- schwendet!“ Alle Mitarbeiter bei Toggotec wissen, dass nur der Eng- pass  zu  100 %  ausgelastet  werden  kann;  andere  Bereiche  benötigen  dagegen  Kapazitätsreserven  für  kurzfristige  Änderungen  und  Stö- rungen:  Es  besteht  also  kein  Grund,  personelle  Maßnahmen  zu  er- greifen.  Sicher  können  in  einigen  Bereichen  auch  Überstunden  ab- gebaut werden, dies wird ein angenehmer Nebeneffekt sein.   Durch  die  Lösungsbausteine  des  Critical-Chain-Ansatzes  wird  Tog- gotec schneller und zuverlässiger arbeiten als die Wettbewerber. Dies  bedeutet,  dass  sich  Toggotec  neue  Chancen  am  Markt  erschließen  kann. Für  die  Verbreitung  der  neuen  Erfolgsfaktoren  wird  die  Marketing- abteilung  sorgen.  Im  Rahmen  eines  Geschäftsmodells  werden  die  Effekte „Schnelligkeit“ und „Zuverlässigkeit“ neu am Markt positio- niert.  Dies  wird  ein  erhebliches  Wachstum  ermöglichen  und  die  Arbeitsplätze von Toggotec sichern.  Dem Analyseteam von Toggotec wird eins deutlich: Wenn die Füh- rungskräfte und Mitarbeiter erfassen, dass der Auftragseingang deut- Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 8  „Unwiderstehliche“ Projektangebote entwickeln    176  lich  gesteigert  werden  kann  –  dann  werden  sie  keinen  Widerstand  gegen  Critical  Chain  aufbauen,  sondern  begeistert  an  den  Verände- rungen mitwirken.  Doch  woher  kommen  so  schnell  zusätzliche  Aufträge?  Nur,  weil  durch  den  Critical-Chain-Ansatz  Projekte  schneller  und  zuverlässi- ger  abgewickelt  werden,  sind  nicht  automatisch  neue  Aufträge  zu  erwarten.  Um  einen  signifikanten  Zuwachs  im  Auftragseingang  zu  erzielen,  benötigt  Toggotec,  wie  der  Geschäftsführer  sagt,  ein  „un- widerstehliches“ Angebot für den Markt.  8.1  Marketing und Vertrieb  Bei  Toggotec  werden  Marketing  und  Vertrieb  vermischt.  Daraus  erwachsen  Schwierigkeiten  und  Missverständnisse.  Um  dies  besser  abzugrenzen, geben wir hier eine kurze Definition der beiden Begriffe:      Einfache Definition von „Marketing“:   Marketing umfasst Maßnahmen, die die Nachfrage des Marktes nach  Produkten und Leistungen des Unternehmens steigern; außerdem soll  durch diese Maßnahmen der Wert der Produkte und Dienstleistungen  am Markt steigen.    Pointiert  bedeutet  das:  Marketing  bringt  die  Kunden  dazu,  vor  ei- nem  Geschäft  Schlange  zu  stehen,  weil  interessante  Ware  geliefert  wurde. Marketing lässt ein Bedürfnis der Kunden nach den Produk- ten und Dienstleistungen des Unternehmens entstehen.      Einfache Definition von „Vertrieb“:   Aufgabe des Vertriebs ist es, Verträge mit Kunden abzuschließen.    Die Verkäufer im Geschäft tätigen nun lukrative Geschäftsabschlüs- se  mit  den  einströmenden  Kunden,  so  dass  Geld  in  die  Kasse  kommt.   Bei  Toggotec  beklagen  sich  Geschäftsführung  und  Mitarbeiter  re- gelmäßig  über den  Vertrieb.  In  Wirklichkeit  gab  es  aber  viel  zu  we- nig  lukrative  Anfragen.  Marketing  wurde  so  nebenher  mitgemacht,  und  deshalb  wissen  viele  potentielle  Kunden  gar  nicht,  welche  be- sonderen Leistungen Toggotec erbringen kann. Besondere Anfragen  erreichen deshalb Toggotec nur selten.  Welche Mecha nismen führen  zu den Schwie rigkeiten?  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Marketing und Vertrieb   8   177  Marketingkonflikt  Die  Marketingfachleute  bei  Toggotec  wissen,  dass  der  Wert  eines  Produktes  oder  einer  Dienstleistung  ausschließlich  davon  abhängt,  welchen  Nutzen  der  Kunde  von  Produkt  und  Dienstleistung  erwar- tet. Der  Markt,  in  dem  Toggotec agiert,  hat keine  homogene  Struk- tur.  Dies  bedeutet,  dass  den  Kunden  je  nach  Marktsegment  unter- schiedliche  „Werte“  der  Maschinen  wichtig  sind.  Es  gibt  Kunden,  die schnelle Maschinen benötigen, andere wiederum legen auf Präzi- sionsmaschinen Wert. Die Preise und Lieferleistungen in den beiden  Marktsegmenten sind aber sehr verschieden.  Einige  Kunden  sind  bereit,  für  bestimmte  Sondermaschinen  in  ge- wissen  Situationen  mit  den  entsprechenden  Dienstleistungen  das  Dreifache  dessen  zu  bezahlen,  was  andere  Kunden  zu  zahlen  bereit  sind.  Weshalb?  Warum  hat  Toggotec  sich  nicht  einfach  auf  die  un- terschiedlichen  Prioritäten  der  Kunden  eingestellt  und  seine  Ange- bote entsprechend aufgebaut? In der Tat stellt das Analyseteam fest,  dass  sich  Toggotec  so  verhält,  als  gäbe  es  nur  einen  homogenen  Markt.  Toggotec  nimmt  den  Wert  seiner  Produkte  und  Dienstleis- tungen anders als der Markt wahr.   Je  mehr  Aufwand  Toggotec  mit  dem  Bau  der  Sondermaschine  und  der  Dienstleistung  hat,  desto  wertvoller  wird  die  Toggotec- Maschine,  so  die  Meinung  der  Mitarbeiter,  die  für  die  Kalkulation  der Angebote verantwortlich sind. Je mehr Material, Arbeit, Design,  Distribution,  Marketing  „umgelegt“  werden  muss,  desto  teurer  ist  die  Maschine.  Toggotec  geht  davon  aus,  dass  der  faire  Marktpreis  sich aus den Kosten plus einer angemessenen Marge errechnet.   Nun  treffen  zwei  extreme  Situationen  aufeinander:  Die  Maschine  wird  aufgrund  verschiedener  Neuentwicklungen  und  Sonderlösun- gen  viel  zu  teuer  und  kann  fast  nicht  verkauft  werden.  Oder  die  Maschine  wird  viel  zu  billig  angeboten,  und  Toggotec  merkt  dies  überhaupt nicht.  Es  gibt  zwei  verschiedene  Einschätzungen  zum  Wert  einer  Dienst- leistung  oder  eines  Produktes.  Zum  einen:  Toggotec  beurteilt  selbst  den  Wert,  indem  es  schätzt,  wie  viel  Energie  in  die  Herstellung  des  Produkts  investiert  werden  muss;  je  mehr  Energie,  desto  teurer  das  Produkt.  Zum  anderen:  Der  Markt  bewertet  das  Produkt  im  Hin- Wo liegt die  Kernursache?  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 8  „Unwiderstehliche“ Projektangebote entwickeln    178  blick  darauf,  wie  gut  das  Produkt  die  Probleme  des  Marktes  lösen  kann  und  damit  einen  Nutzen  generiert.  Toggotec  kommt  hier  in  einen Konflikt, der so dargestellt werden kann:  Umsatz und  Gewinn steigern Viele Aufträge  generieren Dem  Wertempfinden des  Kunden  entsprechen Profitable Aufträge  generieren A B D C Neue  Funktionen  und  Features Kürzere  und  zuver- lässige  Liefer- zeiten Preise  reduzieren Standard  Produkte u.  Services Wenig  Support Neue  Produkte  und  Services Dem  Wertempfinden des  Herstellers  entsprechen D‘ Standard  Funktionen  u. Features Kosten  +  Marge   Abb. 57: Das Marketing Dilemma  Der Markt fordert innovative neue Produkte und Serviceleistungen,  kürzere und zuverlässigere Lieferzeiten, neue Funktionen – und dies  alles zu günstigeren Preisen als noch beim letzten Auftrag. Toggotec  dagegen will möglichst Standardmaschinen mit Standardfunktionen  verkaufen.  Natürlich  zu  den  Standardlieferzeiten  und  mit  einer  höheren  Marge.  Denn  der  letzte  Auftrag  konnte  gerade  noch  kos- tendeckend abgearbeitet werden.  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Marketing und Vertrieb   8   179  Diese Gegensätze, die allein aufgrund unterschiedlicher Perspektiven  und  Blickrichtungen  existieren,  bringen  Toggotec  dazu,  ständig  zu  überlegen,  ob  ein  Auftrag  anzunehmen  oder  abzulehnen  sei.  Die  Entscheidungen  sind  nicht  mehr  nachvollziehbar.  Solange  die  Kal- kulation von Toggotec dazu führt, dass das Produkt zu einem höhe- ren Preis verkauft werden soll, als die Kunden bereit sind zu bezah- len,  gilt  das  oben  abgebildete  Dilemma.  Oder  aus  Kundensicht:  Solange der Kunde meint, dass er die Maschine beim Wettbewerber  günstiger  bekommt,  heißt  dies,  dass  die  Maschine  ihren  Preis  nicht  wert ist.   Wenn  es  gelingt,  die  Werteinschätzung  der  Kunden  so  weit  zu  stei- gern,  dass  sie  oberhalb  der  Konditionen  von  Toggotec  liegt,  dann  wäre  das  beschriebene  Dilemma  aufgelöst.  Dann  „stehen  die  Kun- den vor der Türe“ und wollen Projekte beauftragen zu Konditionen,  die auch für Toggotec interessant sind.  Damit  ist  die  zukünftige  Hauptaufgabe  des  Toggotec-Marketings,  den Marktwert der Produkte und Leistungen soweit zu steigern, dass  dieser  signifikant  oberhalb  des  von  Toggotec  selbst  geschätzten  Werts  liegt.  „Dies“,  so  ergänzt  der  Geschäftsführer  gegenüber  dem  Analyseteam,  „muss  auf  eine  Art  und  Weise  geschehen,  die  vom  Wettbewerb nicht so einfach kopiert werden kann.“  Erfolgsfaktoren durch Critical Chain  Durch die erfolgreiche Nutzung von Critical Chain entsteht also eine  Reihe potenzieller Wettbewerbsvorteile:  •  kürzere Projektlaufzeiten;  •  nahezu 100 % Termintreue;  •  Einhaltung bzw. teilweise sogar Unterschreitung des Projektbud- gets;  •  eine größere Kapazität, späte Änderungen im Projekt zu berück- sichtigen.    Inwieweit  diese  Erfolgsfaktoren  tatsächlich  in  mehr  Projektdurch- satz  bzw.  Projektaufträge  umgewandelt  werden  können,  hängt  von  der konkreten Marktsituation ab. Genau diese Marktsituation gilt es  nun detailliert zu untersuchen, um das erforderliche „unwiderstehli- che“  Angebot  zu  erarbeiten.  Der  folgende  Abschnitt  zeigt  auf,  wie  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 8  „Unwiderstehliche“ Projektangebote entwickeln    180  dies  methodisch  funktioniert.  Hier  handelt  es  sich  allerdings  nicht  um ein Musterverfahren.  8.2  Probleme des Marktes lösen  Toggotec  hatte  schon  etliche  Marktstudien  durchführen  lassen.  Mit  Portfolioanalysen, Markteinschätzungen und anderen Instrumenten  sollte eingeschätzt werden, was in welchen Marktsegmenten zukünf- tig  verkäuflich  sein  würde.  Der  Nutzen  dieser  Studien  war  jedoch  nicht sehr groß.   Die  Kernfrage,  die  es  bei  der  Erarbeitung  eines  unwiderstehlichen  Angebotes  zu  beantworten  gilt,  heißt  nicht:  „Welchem  Markt  und  welchen  Kunden  wollen  wir  unsere  Produkte  verkaufen?“,  sondern:  „Welche  Probleme  hat  der  Markt  und  durch  welche  Produkte  und  Leistungen  können  diese  Probleme  gelöst  werden?“  Je  größer  die  „Wertigkeit“  des  zu  lösenden  Problems,  desto  besser  der  erzielbare  Preis.  Das  Analyseteam  von  Toggotec  erstellt  unter  Anleitung  des  Ge- schäftsführers zunächst eine Liste der Schwierigkeiten und Probleme  aus Kundensicht. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den unerwünsch- ten Effekten, die im Zusammenhang mit den Sondermaschinen und  den dazugehörigen Dienstleistungen stehen.  Im  Anschluss  werden  die  einzelnen  Schwierigkeiten  in  Beziehung  zueinander  gesetzt,  bis  die  Führungsmannschaft  von  Toggotec  ver- standen  hat,  durch  welche  Mechanismen  im  eigenen  Unternehmen  die Schwierigkeiten erzeugt werden. Die Zusammenhänge werden in  einem Ursache-Wirkungs-Diagramm dargestellt:   Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Probleme des Marktes lösen   8   181  Unpünktliche Fertigstellung eines  Projektes hat empfindliche  wirtschaftliche Folgen für den  Auftraggeber (AG) Es kommt immer wieder vor,  dass Lieferanten ihre Termine  z. T. deutlich überschreiten Auftraggeber (AG) muss  Maßnahmen ergreifen, um  Verspätungen zu verhindern AG muss extreme  Sicherheiten einbauen, um  Verspätungen von Lieferanten  auffangen zu können Flexibilität sinkt Wirtschaftlichkeit  des AG ist gefährdet Wettbewerbsfähig- keit des AG ist  gefährdet AG vereinbart  Vertragsstrafen mit  Lieferanten  AG muss erheblichen  Aufwand für  Lieferantenkontrolle,  Steuerung und  Firefighting betreiben Lieferanten scheinen  selbst nicht die volle  Kontrolle über ihre  Termintreue zu haben Späte Änderungen sind  erheblich erschwert Vertragsstrafen sind eine  übliche Methode, um  Termintreue zu  „erzwingen“ Die AG-Projekte  sind teurer als nötig AG ist später am Markt  Die AG-Projekte  sind deutlich länger  als nötig Lieferanten wollen  keine  Vertragsstrafen  zahlen AG-Projekt verspätet sich Imageschaden Zusätzliche Kosten,  zusätzlicher Zeitbedarf Erhöhte Kapitalbindung Es kommt vor, dass  später Änderungen  erforderlich sind Lieferanten bauen  extreme Sicherheiten ein,  um Verspätungen  vermeiden zu können   Abb. 58: Gegenwartsbaum Marktanalyse    Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 8  „Unwiderstehliche“ Projektangebote entwickeln    182  Bei der Analyse ist die Versuchung groß, die Ursachen für die Prob- leme bei den Kunden zu suchen. Dazu fallen den meisten Mitarbei- tern auch etliche Punkte ein: „Die Kunden  bringen nicht die richti- gen  Daten.  Sie  wissen  nicht,  was  sie  wollen,  kommen  dauernd  mit  Änderungen.  Sie  haben  ihre  Prozesse  nicht  im  Griff.  Sie  halten  ihre  eigenen  Terminvorgaben  nicht  ein.  Sie  versuchen  Schwierigkeiten  immer an uns weiter zu reichen.“   Also  ist  der  Kunde  das  Problem  –  und  nicht  Toggotec?  Der  Ge- schäftsführer besteht darauf, dass die Ursachen im eigenen Einfluss- bereich  liegen  müssen.  Nur  dort  kann  angesetzt  werden;  wer  ver- sucht, seine Kunden zu erziehen – der wird bald keine mehr haben.  Nachdem  der  Ursache-Wirkungs-Baum  gemeinsam  erarbeitet  ist,  erkennt  das  Toggotec-Management,  wie  es  selbst  die  Probleme  der  Kunden  verursacht  und  den  Markt  daran  hindert,  den  Wert  der  Produkte  und  Leistungen  des  Unternehmens  signifikant  höher  ein- zustufen.  Es  findet  einige  Ansatzpunkte,  die  zur  Lösung  der  Kun- denprobleme  beitragen  können.  Dies  ist  der  Schlüssel  zur  Erarbei- tung eines unwiderstehlichen Angebotes.  Das unwiderstehliche Angebot  Nun werden die Kernursachen für die Probleme aufgelöst. Das Ana- lyseteam  findet  neue  Ansätze,  die  dazu  führen,  dass  die  Kunden  einen höheren Nutzen aus den Produkten und Dienstleistungen von  Toggotec  ziehen  und  diesen  auch  wahrnehmen.  Das  Analyseteam  entwickelt  einen  Zukunftsbaum,  um  genau  zu  ermitteln,  was  ge- schieht,  wenn  die  neuen  Vorgehensweisen  implementiert  sind.  Die  motivierende  Wirkung  bei  den  Diskussionen  führt  dazu,  dass  das  Erreichen des gemeinsamen Ziels, das zu Beginn der Einführung von  Critical  Chain  definiert  wurde,  deutlich  näher  rückt.  Die  ewigen  „Killerargumente“,  dass  der  Markt  eben  nicht  mehr  hergibt  und  alles nur nach dem Preis entschieden wird, verschwinden.  So sieht die  Lösung aus!  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Probleme des Marktes lösen   8   183  Critical-Chain-Projektmanagement ist bei Toggotec wirksam Signifikant kürzere  Projektlaufzeiten sind  möglich Hohe Transparenz  bzgl. Projektfortschritt Termintreue wird  sichergestellt Für viele Kunden ist die  Termintreue ihrer  Lieferanten entscheidende  Voraussetzung für den  eigenen Erfolg Der  Wettbewerb  kann die  Termintreue  nicht sicher- stellen Der Wettbewerb  kann es sich nicht  leisten,  außergewöhnlich  hohe Vertrags- strafen anzusetzen  bzw. zu akzeptieren Toggotec ist in der  Lage, von sich aus  außergewöhnlich  hohe Vertrags- strafen für den Fall  des Verzugs  anzubieten  Toggotec kann durch das Angebot außergewöhnlich  hoher Vertragsstrafen den Markt von der  Ernsthaftigkeit der Terminzusagen überzeugen und  den Wettbewerb ausgrenzen Es gibt Kunden, die  für signifikant kürzere  Projektlaufzeiten  erhebliche Premium- aufschläge zahlen  würden Es gibt Kunden, die  durch signifikante  Verkürzung ihrer  Projektlaufzeiten  sehr viel mehr Geld  durch ihre Projekte  verdienen können Der  Wettbewerb  kann die  Geschwindig- keit nicht  sicherstellen   Abb. 59: Zukunftsbaum – ein Beispiel für ein unwiderstehliches Angebot    Ein unwiderstehliches Angebot wird der Kunde nicht ablehnen, weil  es Probleme auf eine bisher nie da gewesene Art löst.   Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 8  „Unwiderstehliche“ Projektangebote entwickeln    184  Im  Beispiel  von  Toggotec  gibt  es  Kunden,  die  für  eine  schnellere  Abwicklung  von  Projekten  bereit  wären,  höhere  Preise  zu  zahlen.  Toggotec  bietet  freiwillig  hohe  Vertragsstrafen  an.  Auf  solche  Ver- tragsstrafen  können  und  wollen  die  Wettbewerber  nicht  einsteigen.  Der  eine  oder  andere  Mitarbeiter  von  Toggotec  berichtet,  dass  der  Wettbewerb  vermute,  Toggotec  werde  sich  mit  seinen  Angeboten  eine „blutige Nase“ holen; es sei unmöglich, so die Einschätzung der  Konkurrenz, so schnell eine Sondermaschine zu entwickeln.  Dem Kunden signalisiert Toggotec mit der freiwilligen Strafzahlung,  dass man es mit den gemachten Zusagen ernst meint.  Die  Vorteile  von  Critical-Chain-Projektmanagement  können  erst  dann  vollständig  greifen,  wenn  durch  die  beschleunigten  Projekte  ein unwiderstehliches Angebot kreiert ist. Dann werden neue Märk- te  erschlossen  und  teilweise  höhere  Preise  erzielt.  Denn  mehr  Pro- jekte zu höheren Preisen mit der gleichen Mannschaft bringen mehr  Profit und mehr Zufriedenheit bei der Arbeit.  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 185  9  Mitwirkung für Critical Chain  erzeugen – ein  Paradigmenwechsel  Das  Projekt  Critical  Chain  wird  bei  Toggotec  vom  Geschäftsführer  persönlich  „top  down“  umgesetzt.  Nachdem  die  Untersuchungen  und  Erkenntnisse  des  Analyseteams  vom  Führungskreis  verstanden  und  akzeptiert  sind,  gilt  es  nun,  die  Implementierungsschritte  in  eine  sinnvolle  Reihenfolge  zu  bringen.  Nur  wenn  dies  gelingt,  wer- den  die  meisten  Mitarbeiter  motiviert  an  der  Veränderung  mitwir- ken, die vor allem eine Verhaltensänderung bewirken soll.   Nachdem  Critical  Chain  bei  Toggotec  implementiert  ist,  beschreibt  das  Analyseteam  die  verschiedenen  Erfolgsfaktoren  in  einem  Erfah- rungsbericht.  Die  wesentliche  Erkenntnis:  Der  Critical-Chain- Ansatz  funktioniert  nur,  wenn  sich  die  obersten  Führungskräfte  einig sind und das Projekt von der Geschäftsleitung initiiert wird.  Die Führungskräfte bei Toggotec brauchen Zeit, um sich mit Critical  Chain  zu  beschäftigen.  Über  Fachliteratur,  die  als  „Pflichtlektüre“  vom  Chef  persönlich  ausgehändigt  wird,  tasten  sich  die  Führungs- kräfte an die Thematik heran.   Es  hätte  Toggotec  nichts  genützt,  wenn  die  Führungskräfte  überre- det  worden  wären  oder  es  eine  Anordnung  gegeben  hätte,  sich  von  heute  auf  morgen  anders  zu  verhalten.  Ziel  jedes  Vorgehens,  so  die  Quintessenz des Analyseteams, muss es sein, dass die Führungskräfte  sich selbst die Lösung erarbeiten. Daher  empfiehlt  es  sich  für  die  Konzeption,  ein  Analyseteam  (wie  bei  Toggotec  geschehen)  zu  beauftragen.  Dieses  Team  hat  die  Auf- gabe, sich gemeinsam einen  Überblick über die einzelnen  Bausteine  von Critical Chain (Multiprojektmanagement, Einzelprojektmanage-  ment,  Auswahl  von  Projekten  und  Marketing)  zu  verschaffen.  Zu- sätzlich  soll  das  Team  überprüfen,  wie  die  Bausteine  in  der  jeweili- gen  Organisation  anzuwenden  sind.  Der  Zeitbedarf  für  die  Ge- So sieht die  Lösung zur  Vorgehensweise  aus!  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 9  Mitwirkung für Critical Chain erzeugen – ein Paradigmenwechsel  186  schäftsleitung  beträgt  für  jeden  Critical-Chain-Baustein  ungefähr  einen  halben  Tag.  Der  jeweilige  Baustein  wird  dann  aufgrund  ver- schiedener  Entscheidungsvorlagen  mit  dem  Analyseteam  analysiert,  erörtert und der eigenen Organisation angepasst.   Critical  Chain  wird  bei  Toggotec  in  die  gesamte  Veränderungsstra- tegie  eingebunden.  Dafür  werden  vier  Tage  unter  Anleitung  eines  Critical-Chain-  und  Strategieexperten  eingeplant.  Die  Verände- rungsstrategie hat dabei drei Fragen zu beantworten:  •  Was soll sich überhaupt verändern?  •  Wo soll die Reise hingehen?  •  Wie ist das Ziel zu erreichen?    Herausgearbeitet  wird  eine  Vision  mit  dem  Ziel,  beim  Projektmana- gement  schneller  und  zuverlässiger  –  bei  einer  Umsatzrendite  von  10 % – zu werden. Damit dies für die Mitarbeiter greifbar wird, sind  Erläuterungen notwendig:   •  Wie werden wir schneller und zuverlässiger?  •  Wie  sieht  das  unwiderstehliche  Angebot  aus,  damit  wir  auf  eine  Umsatzrendite von 10 % kommen?   •  Welche  Veränderungen  im  Unternehmen  sind  erforderlich,  um  das  unwiderstehliche  Angebot  produzieren  zu  können?  Sind  die  Toggotec-Führungskräfte dazu in der Lage?   •  Wie werden sich die Umsätze und Ergebnisse dann entwickeln?     All  diese  Fragen  werden  schlüssig  und  konkret  beantwortet,  und  es  entsteht eine positive Motivation bei den Führungskräften und Mit- arbeitern für die Implementierung des Critical-Chain-Ansatzes.   9.1  Überwindung der Widerstände  Nun  gilt  es,  das  Critical-Chain-Konzept  im  Rahmen  der  Strategie  umzusetzen. Der Geschäftsführer spricht in diesem Zusammenhang  von  sechs  Schichten  des  Widerstandes,  die  bei  Verhaltensänderun- gen auftreten und die zu überwinden sind.  1.  Es besteht keine Einigkeit über das Problem des Projektmanage-  ments.  2.  Es  gibt  keine  Einigkeit  über  die  richtigen  Lösungsansätze,  damit  Projektmanagement besser funktioniert.  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Überwindung der Widerstände   9   187  3.  Es  besteht  keine  Einigkeit  darüber,  dass  die  Critical-Chain- Lösung sinnvoll für Toggotec ist.  4.  Mitarbeiter und Führungskräfte befürchten eine Reihe negativer  Nebeneffekte, die auftreten, wenn Critical Chain eingeführt wird.  5.  Die  Mitarbeiter  und  Führungskräfte  sehen  auf  dem  Weg  zur  Umsetzung viele Stolpersteine, für die es noch keine Lösung gibt.  6.  Obwohl  alle  dem  Konzept  zugestimmt  haben,  erfolgt  bei  ver- schiedenen Mitarbeitern trotzdem keine Handlung    Die sechs Schichten werden, wie in Kapitel 4 dargestellt, als Stolper- steine  in  den  Critical-Chain-Veränderungsprojektplan  aufgenom- men  und  in  positiver  Formulierung  als  Zwischenergebnisse  einge- tragen.   Sobald  die  Führungskräfte  die  Widerstände  überwunden  haben,  wird  ein  Schulungskonzept  für  die  Mitarbeiter  erstellt,  das  ebenso  die  sechs  Schichten  des  Widerstands  berücksichtigt  und  den  Mitar- beitern hilft, den Critical-Chain-Ansatz zu implementieren.    Tipp:   Methoden  wie  Critical  Chain,  die  eine  Verhaltensänderung  bewirken,  können  wie  ein  Gummiband  gesehen  werden:  Je  größer  die  Verände rung innerhalb der Organisation, desto stärker wird das Gummiband ge spannt  und  zieht  die  Betroffenen  in  den  Ausgangszustand  zurück.  Um dies zu verhindern, müssen die sechs Schichten des Widerstandes über wunden werden.    Der  Geschäftsführer  schlägt  sein  Notizbuch  auf,  das  den  Titel  hat:  „Veränderungen  umsetzen“.  Darin  stehen  die  Erläuterungen  zur  Überwindung  der  sechs  Schichten  des  Widerstands.  Das  Analyse- team  bemerkt  bereits  bei  der  einführenden  Zusammenfassung,  dass  es  einige  der  Widerstände  bereits  überwunden  hat,  wogegen  andere  noch vor ihm liegen. In folgendem Kapitel gehen wir auf die einzel- nen Schichten des Widerstands und deren Überwindung ein.            Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 9  Mitwirkung für Critical Chain erzeugen – ein Paradigmenwechsel  188  9.2  Einigkeit über das Problem erzielen  Eine  Veränderung  kann  nur  dann  erfolgreich  umgesetzt  werden,  wenn  Einigkeit  darüber  besteht,  dass  das  Problem,  das  durch  die  Veränderung  überwunden  werden  soll,  ein  schwerwiegendes  Prob- lem  ist.  Einigkeit  in  diesem  Punkt  zu  erzielen  –  dies  ist  die  erste  zu  überwindende Schicht des Widerstandes.  Da  in  der  Organisation  die  Mitarbeiter  unterschiedliche  Symptome  des  ursächlichen  Problems  wahrnehmen,  gilt  es  ein  Verständnis  für  die  Probleme  der  einzelnen  Bereiche  herzustellen.  Jede  Führungs- kraft schätzt anders ein, wo eigentlich das Hauptproblem des Unter- nehmens liegt.   Nun  besteht  die  Aufgabe  darin,  die  Symptome  auf  das  eigentliche  Kernproblem  zurückzuführen.  Damit  sich  jedoch  jeder  in  seiner  Wahrnehmung  bestätigt  findet,  sind  alle  Verbindungen  zwischen  den Symptomen und dem ursächlichen Kernproblem logisch herzu- leiten.  Dies erfordert eine sachliche und prägnante Moderation. Wird diese  konsequent  durchgeführt,  können  Schuldzuweisungen  durch  ein  verständnisvolles  Kopfnicken  ersetzt  werden.  Mitarbeiter  bekom- men  ein  Verständnis  für  die  Probleme  der  Kollegen  und  verstehen,  dass  sie  sich  genau  so  verhalten,  weil  das  System  es  von  ihnen  so  fordert. Besteht Konsens über das Kernproblem, werden nicht mehr  die  unterschiedlichen  Symptome  bekämpft,  sondern  alle  arbeiten  zusammen auf ein gemeinsames Ziel hin.    Tipp zur Vorgehensweise (vgl. auch Kapitel 3):   1. Sammeln Sie Probleme und Schwierigkeiten aus Sicht der Führungs kräfte arbeiten Sie die unerwünschten Effekte heraus.  2.  Stellen  Sie  UrsacheWirkungsVerbindungen  zwischen  den  uner wünschten Effekten her.  3.  Hinterfragen  Sie  die  UrsacheWirkungsVerbindungen  zwischen  den  unerwünschten Effekten so lange, bis Sie das Kernproblem finden.  Wichtig:  Seien  Sie  im  gesamten  Prozess  dafür  offen,  dass  ein  anderes Ergebnis entsteht, als Sie zuvor erwartet haben!      Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Konsens über die richtigen Lösungsansätze   9   189  9.3  Konsens über die richtigen Lösungsansätze  Die  zweite  zu  überwindende  Hürde  kann  man  mit  einem  Wet- terumschwung bei einer Expedition vergleichen: Tief schwarze Wol- ken  ziehen  auf.  Die  Expeditionsteilnehmer  sehen  das  Kernproblem  „Schlechtes Wetter“. Sie schlagen jedoch unterschiedliche Lösungen  für  das  Problem  vor:  Einige  wollen  bis  zu  einem  günstigen  Biwak- platz  weiterlaufen,  andere  wollen  umkehren,  wieder  andere  wollen  an der Stelle, wo sie sich gerade befinden, ihre Zelte aufschlagen.   Die  Expeditionsteilnehmer  haben  zwar  ein  gemeinsames  Ziel  vor  Augen  –  das  Unwetter  möglichst  sicher  zu  überstehen  –,  aber  die  Lösungsstrategien sind unterschiedlich.   Genau  so  verhält  es  sich  in  Unternehmen:  Sind  als  Kernproblem  beispielsweise  die  lokalen  Messgrößen  identifiziert  –  und  akzeptie- ren  auch  alle  Führungskräfte  diese  als  Kernproblem  –,  so  bedeutet  das  noch  lange  nicht,  dass  auch  alle  Führungskräfte  die  gleiche  Lö- sung vor Augen haben.   Die  Regel  ist  eher:  Die  einzelnen  Führungskräfte  schlagen  unter- schiedliche Lösungsrichtungen vor und agieren unabhängig vonein- ander.  Da  sie  ihre  großen  Anstrengungen  nicht  abstimmen,  landen  sie  allzu  oft  wieder  am  Ausgangspunkt.  Die  Veränderung  wurde  sozusagen ausgesessen.  Daher  muss  Konsens  über  die  Richtung  der  Lösung  erzielt  werden,  damit  die  Führungskräfte  und  Fachexperten  den  gemeinsam  erar- beiteten Weg auch gemeinsam gehen können.    Achtung:  Wenn in der  Führungsmannschaft schnell Konsens über das Kernprob lem herrscht, erliegt das Team oft der Versuchung, die nächstbeste Lö sung als die richtige anzusehen.   Eine  so  schnell  gefundene  Lösung  wird  allerdings  nach  Erfahrung  des  Geschäftsführers  in  der  Regel  nicht  die  Erfolge  bringen.  Es  gibt  meis tens  einen  triftigen  Grund,  warum  die  nahe  liegende  Lösung  nicht  schon  längst  implementiert  wurde.  Diesen  Grund  muss  das  Führungs team  herausfinden  und  auflösen.  Erst  danach  besteht  echte  Einigkeit  über die Richtung des einzuschlagenden Lösungsweges.    Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 9  Mitwirkung für Critical Chain erzeugen – ein Paradigmenwechsel  190  9.4  Konsens über die Qualität der Lösung  Nachdem  Konsens  über  die  Richtung  der  Lösung  besteht,  muss  diese  Richtung  präzisiert  werden.  Jede  Führungskraft  muss  sich  sicher sein können, dass die erarbeitete Lösungsstrategie – z. B. Cri- tical Chain – tatsächlich zu einer Überwindung der einzelnen vorher  benannten Schwierigkeiten führt.  Um diese Klarheit zu erzielen, werden die erwarteten Ergebnisse von  den  Führungskräften  gesammelt  und  transparent  aufgelistet.  Ein  Ausgangspunkt kann sein, die mit dem Gegenwartsbaum hergeleite- ten  unerwünschten  Effekte  in  erwünschte  positive  Effekte  umzu- formulieren.  (Wir  empfehlen,  den  bereits  erstellten  Gegenwarts- baum auf einem großen Plakat darzustellen und aufzuhängen.)  Beispielsweise wird dann aus dem unerwünschten Effekt „Wir prak- tizieren schädliches Multitasking“ der erwünschte Effekt „Wir arbei- ten  eine  Aufgabe  nach  der  anderen  ab“.  Dieser  und  alle  weiteren  erwünschten Effekte werden dann auf ein neues Plakat geschrieben,  das  ebenfalls  aufgehängt  wird.  Danach  können  Sie  alle  Ursache- Wirkungs-Verbindungen  zwischen  den  erwünschten  Effekten  und  der zu installierenden Lösung herstellen. Diese Darstellung bildet die  Vision  der  Führungskräfte  in  einem  so  genannten  Zukunftsbaum  ab.  Lassen  sich  die  Verbindungen  in  dem  neu  erstellten  Zukunfts- baum  nicht  logisch  klar  herstellen,  dann  mangelt  es  noch  an  der  Qualität  der  Lösung.  Dann  sollten  Sie  weitere  Lösungsbausteine  hinzufügen.    Tipp zur Vorgehensweise:   •  Wandeln Sie die unerwünschten Effekte in erwünschte Effekte um.  Formulieren Sie positive Sätze.  •  Lassen  Sie  die  Führungskräfte  weitere  Ergebnisse  nennen,  welche  die zukünftige Lösung bringen soll.  •  Schreiben  Sie  diese  Ergebnisse  oben  auf  dem  Blatt  auf.  Unten  schreiben Sie die gefundenen Lösungsbausteine auf, die wie Kata lysatoren wirken.  •  Stellen  Sie  nun  logische  „WenndannBeziehungen“  zwischen  den  Ergebnissen und den Lösungsbausteinen her.    Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Passt die CriticalChainLösung zu uns?   9   191  Bestätigt  jeder  Einzelne  im  Führungsteam,  dass  der  erarbeitete  Zu- kunftsbaum  das  Unternehmen  zu  den  gewünschten  Ergebnissen  führt,  dann  hat  Toggotec  die  Hürde  Nummer  drei  genommen  und  Konsens über die Qualität der Lösung erreicht.  9.5  Passt die CriticalChainLösung zu uns?  Jede noch so gute Lösung für ein Problem bringt negative Nebenef- fekte mit sich. Manager und Mitarbeiter erkennen diese Nebeneffek- te an Einwänden, an „Ja, aber …“-Äußerungen der Mitarbeiter. Die  Lösung  wird  im  Kern  akzeptiert,  doch  werden  Bedenken  geäußert  und  Detailprobleme  genannt.  Oft  werden  jedoch  die  so  genannten  „Ja,  aber  ...-Mitarbeiter“  im  Unternehmen  nicht  gern  gesehen.  Sie  werden  als  Bedenkenträger  bezeichnet  und  müssen  sich  lange  Vor- träge  von  Kollegen  über  positives  Denken  anhören.  Nichts  gegen  positives Denken, dies hat in vielen Lebenslagen seine Berechtigung;  Wunschdenken  und  Schönreden  helfen  bei  der  Gestaltung  einer  guten Lösung jedoch nicht weiter.   Daher muss der Moderator bei der Lösungsfindung aktiv nach Ein- wänden  fragen.  Denn  erst  die  konstruktiven  Einwände  machen  die  Lösung perfekt.      Erfolgsfaktor Bedenkenträger  Gehen Sie behutsam mit Bedenkenträgern  um:  Fordern Sie Ihre Füh rungskräfte auf, alle Bedenken zu äußern und zu benennen. Sie brau chen diese Informationen, um die zuvor gefundene Lösung zu verbes sern  und  praxistauglich  zu  machen.  Stellen  Sie  dar,  warum  die  Lö sung, die aus den Bausteinen von CCPM und weiteren unternehmens spezifischen  Bausteinen  besteht,  zu  den  einzelnen  negativen  Neben effekten  führt.  Versetzen  Sie  sich  dazu  in  die  Person  des  Beden kenträgers  und  versuchen  Sie  auf  keinen  Fall,  ihm  seine  Befürchtun gen auszureden.    In der Regel wird bei guter Moderation derjenige, der die Bedenken  geäußert hat, selbst die Lösung nennen, damit der negative Nebenef- fekt aufgelöst wird.        Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 9  Mitwirkung für Critical Chain erzeugen – ein Paradigmenwechsel  192    Erfolgreiche Moderation: So überzeugen Sie Bedenkenträger:   Wenn  ein  „Ja,  aber  …“Satz  im  Workshop  kommt,  schreiben  Sie  die sen direkt auf. Nicken Sie dem Teilnehmer fragend zu und schweigen  Sie. Wenn Sie das Schweigen lange genug aushalten und nicht gleich  selbst eine Lösung vorschlagen, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch,  dass  der  Mitarbeiter,  der  die  Bedenken  geäußert  hat,  auch  einen  Ausweg liefert.  Sie haben nun  einen neuen Mitgestalter für das Ver änderungsvorhaben gewonnen.    Sind alle Bedenken in die Lösung eingeflossen, gilt es den Zukunfts- baum  entsprechend  anzupassen.  Es  gibt  nun  keine  negativen  Ne- beneffekte  mehr,  sondern  wahrscheinlich  zusätzliche  positive  Wir- kungen.  Der  entscheidende  Erfolgsfaktor  bei  der  Überwindung  der  Hürde vier wird darin gesehen, dass nun aus vielen Bedenkenträgern  Mitgestalter geworden sind.   9.6  Stolpersteine überwinden  Wie  bereits  bei  der  ergebnisorientierten  Projektplanung  erläutert,  liegen  auf  dem  Weg  für  ein  zukünftiges  Projekt  zu  überwindende  Schwierigkeiten, so genannte Stolpersteine.   Wenn nun keine Bedenken mehr bestehen, dass die richtige Lösung  für  das  Unternehmen  gefunden  wurde,  bestehen  nun  Bedenken,  dass  die  auf  dem  Weg  zur  Umsetzung  liegenden  Stolpersteine  fast  nicht  überwunden  werden  können.  Auch  diese  Bedenken  werden  ernst  genommen.  Die  Erfahrung  der  Führungskräfte  und  Mitarbei- ter hilft, die Implementierung auf stabile Säulen zu stellen.  Zunächst  muten  die  Stolpersteine  groß  und  unüberwindbar  an.  Es  besteht  in  dieser  Phase  die  Gefahr,  dass  die  Führungskräfte  sich  aufgrund der Stolpersteine gegen die Umsetzung der Lösung Critical  Chain  aussprechen.  Denn  sie  wissen  aus  vergangenen  Veränderun- gen,  dass  sich  eine  verpatzte  Einführung  wesentlich  negativer  aus- wirkt, als wenn gar nichts verändert würde.   Das geforderte Implementierungskonzept wird mithilfe von Critical  Chain  im  Rahmen  eines  Organisationsentwicklungsprojekts  umge- setzt.  Dieses  wird  nun  genau  so  geplant  wie  in  Kapitel  4  für  die  er- gebnisorientierte Projektplanung beschrieben.   Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Was passiert, wenn nichts passiert?   9   193  Nachdem die Schritte durchgeführt wurden, entsteht ein Implemen- tierungsplan,  der  alle  zur  Überwindung  der  Stolpersteine  nötigen  Lösungselemente  enthält.  Nachdem  die  notwendigen  Projektpuffer  definiert  wurden  und  die  Projektorganisation  steht,  wird  der  Criti- cal-Chain-Ansatz in das Projektportfolio integriert.    Tipp zur Vorgehensweise:   1. Listen  Sie  die  befürchteten  Stolpersteine  auf  und  analysieren  Sie  sie.   2.  Identifizieren Sie den Engpass bei den Stolpersteinen und wandeln  Sie ihn in Zwischenziele um.  3.  Tragen Sie die Zwischenziele in den CriticalChainProjektplan ein.  4.  Benennen Sie erforderliche Maßnahmen, um Stolpersteine erfolg reich  zu  überwinden,  zu  umgehen  oder  zu  vermeiden;  das  detail lierte Vorgehen dazu ist in Kapitel 4 beschrieben.    9.7  Was passiert, wenn nichts passiert?  Alle  Führungskräfte  haben  zugestimmt,  jeder  konnte  sich  einbrin- gen. Es wurden keine Fehler in der Vorgehensweise gemacht. Trotz- dem  gibt  es  einige  Führungskräfte,  die  sich  zwar  für  die  Lösung  ausgesprochen haben, sich aber nicht aktiv daran beteiligen. Sie sind  praktisch  wie  gelähmt  oder  handlungsunfähig.  Das  Problem  liegt  dann nicht in einem aktiven, sondern im passiven Widerstand.   Dieser  Zustand  hat,  wenn  nichts  unternommen  wird,  fatale  Folgen.  Führungskräfte  haben  Vorbildfunktion  und  –  wie  bereits  bei  der  Erläuterung  des  Critical-Chain-Ansatzes  beschrieben  –  ein  Erfolg  nur  durch  gemeinsame  Anstrengung  erreicht  werden.  Was  ist  pas- siert?   Alle  Bedenken  und  Stolpersteine  wurden  in  den  Veränderungspro- jektplan mit aufgenommen. Es konnte sich jeder mit einbringen. Die  bestechende  Logik  der  Lösung  trug  dazu  bei,  dass  jeder  im  Unter- nehmen  der  Lösung  zugestimmt  hat.  Jeder  noch  vorzubringende  Einwand scheint nun angesichts der breiten Zustimmung zwecklos.   Anders  ausgedrückt:  Es  gibt  etwas,  das  noch  nicht  öffentlich  gesagt  wurde,  das  vielleicht  auch  nicht  öffentlich  gesagt  werden  konnte.  Daraus  folgt  die  Erkenntnis,  dass  „öffentliche“  Workshops  und  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 9  Mitwirkung für Critical Chain erzeugen – ein Paradigmenwechsel  194  Meetings nur bis zu einem gewissen Grad geeignet sind, einen Para- digmenwechsel herbeizuführen.   Bei Toggotec ist einigen Führungskräften durchaus bewusst, dass sie  Mitarbeiter  verlieren  und  Macht  abgeben  müssen,  wenn  Critical  Chain  eingeführt  wird.  Projektleiter,  die  bislang  als  geniale  „Trou- bleshooter“  begehrt  sind,  werden  auf  einmal  keine  lohnenden  Auf- gabengebiete  mehr  haben.  Ihre  Rolle  könnte  nicht  mehr  gebraucht  werden. Andere Qualitäten werden gefragt sein.   Auch  andere  Gründe,  wie  beispielsweise  das  Eintreten  für  eine  nun  hinfällige  Messgröße,  können  dazu  führen,  dass  eine  Führungskraft  einen  gewissen  Gesichtsverlust  fürchtet.  Der  Produktionsleiter  von  Toggotec  beispielsweise  hatte  vor  einem  halben  Jahr  mithilfe  einer  externen  Beratungsfirma  ein  neues  Kennzahlensystem  eingeführt,  das auf lokale Effizienzen aufgebaut war. Zusätzlich wurde noch eine  Software angeschafft, die nach heutigem Erkenntnisstand überflüssig  ist. Für ihn ist es natürlich besonders schwer, die damaligen Fehlent- scheidungen  zuzugeben  und  Maßnahmen  zu  unterstützen,  die  in  eine andere Richtung weisen.  Um den passiven Widerstand zu überwinden, werden mit allen von  der  Veränderung  betroffenen  Führungskräften  Einzelgespräche  geführt.  In  diesen  wird  ganz  genau  die  persönliche  Veränderung  analysiert,  um  evtl.  neue  Aufgaben  zugunsten  überflüssiger  Aufga- ben  festzulegen  und  die  entsprechenden  Unterstützungsleistungen  zu definieren, beispielsweise ein externes Coaching für den Produk- tionsleiter.  So sieht die  Lösung aus!  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 195  10 Erfolgsfaktoren von Toggotec  Toggotec  spielt  nach  der  Einführung  von  Critical  Chain  wieder  in  der  „Bundesliga“  seiner  Branche.  Die  Banken  sind  mit  der  Ge- schäftsentwicklung zufrieden. Das Tal der Tränen und der Verände- rung wurde durchschritten. Sogar der Entwicklungsleiter, der in der  Krise  zum  Wettbewerb  wechselte,  kehrte  wieder  zurück.  Einer  der  größten Kunden von Toggotec lud das Analyseteam zu einer Haupt- abteilungsleitersitzung  ein,  in  der  Toggotec  den  Critical-Chain- Ansatz und die Erfolgsfaktoren vorstellte.  Wir  fassen  die  Erfahrungen  und  die  Erfolgsfaktoren  des  Paradig- menwechsels bei Toggotec noch einmal zusammen:  Toggotec  war  getrieben  von  dem  Verlangen,  überall  Kosten  zu  spa- ren.  Dies  führte  dazu,  dass  das  Management  mit  lokalen  Messgrö- ßen operierte. Diese Strategie brachte das Unternehmen dazu, seine  Mitarbeiter  und  Ressourcen  zu  kontrollieren  und  optimal  auszulas- ten.  Projektkalkulationen  und  -entscheidungen  wurden  aufgrund  dieser  Messgrößen  getroffen  und  führten  teilweise  zu  falschen  Ent- scheidungen.  Es  gab  erhebliche  Sicherheitspuffer  in  den  Projekt- schritten, die dann anschließend wieder verschwendet wurden. Auf- träge,  so  glaubte  man,  konnten  nur  über  den  Preis  geholt  werden.  Risiken  wurden  dann  möglichst  an  den  Lieferanten  weitergegeben,  was zu erheblichen Konflikten und Widerständen führte. Die  lokalen  Optimierungen  führten  dazu,  dass  Projekte  bereits  im  Plan  länger  als  erforderlich  dauerten  und  nicht  rechtzeitig  fertig  gestellt  werden  konnten.  Zudem  waren  die  Projekte  regelmäßig  teurer als geplant, und bei der Qualität mussten viele Kompromisse  gemacht werden. Mit der Implementierung von Critical Chain wur- de das „Paradigma der lokalen Effizienzen“ abgelöst durch ein neues  Paradigma:  Nur  die  Optimierung  des  Engpasses  führt  zur  Optimie- rung des gesamten Unternehmens.  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 10  Erfolgsfaktoren von Toggotec    196  10.1  Regeln für das Management  Die  veränderten  Regeln  und  Mechanismen  des  Managements  erga- ben sich dadurch wie folgt:   •  Die  Ressourcensteuerung  erfolgt  heute  über  die  Eng- passressource, die regelmäßig überprüft und identifiziert wird.  •  Alle anderen Ressourcen haben sich der Engpassressource unter- zuordnen  •  Alle  lokalen  Messgrößen  wurden  abgeschafft,  an  ihrer  Stelle  wurden durchsatzorientierte Steuergrößen eingeführt.  •  Die  Kostenrechnung  im  klassischen  Sinne  dient  nicht  mehr  als  Kriterium  für  Entscheidungen.  Stattdessen  wurde  die  Durch- satzkostenrechnung eingeführt.  •  Anstelle der lokalen Sicherheiten in den Projektschritten wurden  globale Sicherheiten eingeplant.  •  Aufträge  bekommt  Toggotec  heute  aufgrund  seiner  Leistungsfä- higkeit  –  den  Führungskräften  ist  klar,  dass  schlechte  Leistung  immer teurer sein wird.  •  Risiken  werden  nicht  mehr  an  Lieferanten  weitergegeben,  son- dern  selbst  gemanagt.  So  können  Risiken  früh  erkannt  und  ent- sprechende Präventivmaßnahmen eingeleitet werden.    Durch diese Haupteffekte sind die Entwicklungsprojekte von Toggo- tec  heute  im  Schnitt  um  30 %  schneller.  Leistungen  werden  voll- ständig  erbracht  und  die  zugesagten  Termine  eingehalten.  Es  kön- nen  nun  mehr  Projekte  mit  dem  gleichen  Personalstand  wie  früher  realisiert  werden.  Die  wirtschaftliche  Situation  hat  sich  erheblich  verbessert.  Hier die Erfolgsfaktoren der Vorgehensweise bei Toggotec:  •  Die  Veränderung  funktioniert  nur  top  down.  (Toggotec  profi- tierte  davon,  dass  der  neue  Geschäftsführer  den  Critical-Chain- Ansatz  zuvor  schon  einmal  in  einem  Unternehmen  eingeführt  hatte und nun auf diese Erfahrungen zurückgreifen konnte.)  •  Es  müssen  alle  sechs  Schichten  des  Widerstandes  nacheinander  mit den in diesem Buch beschriebenen Critical-Chain-Methoden  durchschritten  werden.  Vermeintliche  Abkürzungen  bei  der  Ar- Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Regeln für das Management   10   197  beit mit den Widerständen verzögern nur den Ablauf des Verän- derungsprojekts.  •  Der  Critical-Chain-Ansatz  verlangt  neue  Verhaltensweisen  von  allen Führungskräften, daher müssen alle Führungskräfte bei der  Erarbeitung des Ansatzes involviert sein.  •  Es hat keinen Sinn, halbherzig an die Sache heranzugehen. Pilot- projekte  helfen,  mehr  Vertrauen  in  die  Sache  zu  bekommen,  führen  aber  nicht  zum  gewünschten  ganzheitlichen  Erfolg.  Die  größte  Beschleunigung  wird  mit  der  Staffelung  der  Projekte  in  der Multiprojektmanagementumgebung erzielt.  •  Lokale  Effizienzen  fallen  weg.  Nur  der  Engpass  kann  zu  100 %  ausgelastet sein. Mitarbeiter, die nicht am Engpass arbeiten, wer- den  nicht  mehr  an  ihrer  Auslastung  gemessen.  Wenn  Kapazitä- ten  frei  werden  sollten,  wird  dies  keine  Auswirkungen  auf  die  Gewinn-  und  Verlustrechnung  haben.  Dies  führt  eher  zu positi- ven Effekten für die Mitarbeiter.   •  Die  Anreizsysteme  müssen  verändert  werden.  Es  wird  niemand  mehr  für  seine  Anwesenheit  bezahlt,  sondern  nur  noch  für  sei- nen  Beitrag,  den  er  für  den  Durchsatz  leistet.  Wenn  allerdings  jemand  auf  der  kritischen  Kette  arbeiten  soll  und  dabei  ertappt  wird,  dass  er  nicht  zu  100 %  an  dieser  Aufgabe  arbeitet,  dann  verstößt  er  gegen  die  Regeln.  Um  diese  Verstöße  kümmert  sich  die Geschäftsleitung persönlich.   •  Mit  entsprechender  fachlicher  Unterstützung  funktioniert  es.  Moderatoren,  die  die  Vorgehensweise  kennen  und  in  Critical  Chain ihre Fachexpertise haben, können die Veränderung erheb- lich beschleunigen. Sie werden vor allem für die Kommunikation  mit der Geschäftsführung benötigt.    Anhand dieser Erfolgsfaktoren wird ersichtlich, dass die Chancen für  eine  erfolgreiche  Realisierung  von  Critical  Chain  verschwindend  gering sein werden, wenn die Einführung nicht durch die Geschäfts- leitung erfolgt. Der Widerstand aus dem Management wird zu groß  sein.  Für  Leser,  die  nicht  selbst  der  Chef  ihres  Unternehmens  sind,  emp- fehlen wir folgende Vorgehensweise:    Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 10  Erfolgsfaktoren von Toggotec    198    Vorgehensweise für Führungskräfte und Mitarbeiter:   Finden  Sie  einen  Weg,  wie  Ihr  Chef  selbst  auf  die  Idee  kommt,  den  CriticalChainAnsatz einzuführen. Geben Sie ihm das Gefühl, dass es  seine Idee war:  Ein  Freund  Ihres  Chefs  könnte  ihm  dieses  Buch  empfehlen  oder  schenken.  Ihr  Chef  findet  entsprechende  Fachliteratur  zu  Critical  Chain  einfach  auf seinem Schreibtisch.  Ihr Chef wird zu einem Vortrag über CCPM eingeladen.  Sie besuchen gemeinsam den Geschäftsführer von Toggotec und hal ten sich bei dem Gespräch dann aber im Hintergrund. Von Geschäfts führer zu Geschäftsführer nimmt man eher Empfehlungen an als von  Mitarbeitern.  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 199  11 Erfahrungen aus der Praxis  In  der  folgenden  Tabelle  sind  einige  Firmen  aufgeführt,  die  bereits  erfolgreich  ihr  Projektmanagement  umgestellt  haben.  Manche  ha- ben  dabei  ihren  Fokus  in  der  Entwicklung  gehabt,  andere  in  der  Produktion und im Projektgeschäft.    Unternehmen  Branche  PerformanceSteigerung  ABB Halle  Transformer  Repair and  Overhaul  Durchsatz um 30 % gesteigert (54 abge schlossene Projekte 2008); Zuverlässigkeit auf  83 % erhöht.  ABB Mannheim  Electrical Power  Transmission;  EngineertoOrder Durchsatz verdreifacht, fast ohne zusätzliche  Ressourcen. Die meisten Projekte in time.  Delta Airlines  Engine Repair &  Overhaul  Steigerung der Produktion von 40 auf über 50  Triebwerke pro Monat, 16 %26 % Reduktion  von Triebwerkänderungszeit. 2,5 Wochen  EinzelteilDurchlaufzeit. 25 % Steigerung in  EinzelteilDurchlaufzeit.  Kingmedia  Websolutions  IT für Kunden    Einheitliche „Projektsprache“, breite Akzep tanz, Hohe Termintreue: 85 %  Schaufler   Tooling GmbH &  Co. KG  Werkzeugbau  Verkürzung der Projektlaufzeiten um 25 %.  Freigesetzte Kapazität gewinnwirksam für  mehr Aufträge und höheren Eigenfertigungs anteil genutzt.  Tata Steel  Steel Plant  Maintenance  Kesselumbauprojekte dauern 120160 Tage  (statt 300500 Tage). 2007, das erste Jahr  mit Critical Chain, reduzierten sich die  Instandhaltungs und Rüstungslaufzeiten um  1033 %; anschließend weitere Reduzierung  der Projektlaufzeiten von 533 %.  Transtechnik  Anlagen in  Kleinserien  Verkürzung der durchschnittlichen Projekt laufzeiten von über 1215 Monaten auf 5 bis  6 Monate; fast alle Projekte in time; verlore ne Kunden zurückgewonnen  Von Ardenne  Anlagentechnik  Produktionsanla gen Entwicklung  und Fertigung  Projektlaufzeiten von 17 auf 14 Monate  reduziert; Zuverlässigkeit > 90 %; durch schnittliche Verspätung von 9 auf 3 Wochen  reduziert; 30 % mehr Projekte realisiert; 9  Mio. € (= 75 %) mehr Gewinn  Tab. 12: Erzielte Performancesteigerung – Beispiele aus der Praxis  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 11  Erfahrungen aus der Praxis  200  11.1  Einigkeit im Topmanagement  Die Erfahrung zeigt: je klarer und nachhaltiger das Topmanagement  hinter  einer  für  das  Unternehmen  entscheidenden  Veränderung  steht,  umso  schneller  und  erfolgreicher  wird  diese  Veränderung  umgesetzt.  Daher  ist  es  notwendig,  vor  Beginn  der  Implementierung  im  Top- management Einigkeit über die folgenden Aspekte zu erlangen:  •  Warum  wollen  wir  Critical  Chain  einführen  und  was  hat  es  für  eine Bedeutung für unsere Unternehmensstrategie?  •  Wie wird es in unsere Strategie integriert?  •  Wie wird der erforderliche Veränderungsprozess aktiv durch das  Topmanagement gesteuert?  11.2  Schnelle Erfolge erzielen  Nachdem  Einigkeit  über  den  Einsatz  von  Critical  Chain-Projekt- management im Topmanagement erzielt ist, kann die Implementie- rung  starten.  Dabei  hat  es  sich  als  sinnvoll  herausgestellt,  den  Ver- änderungsprozess  so  zu  organisieren,  dass  am  Anfang  schnelle,  nachhaltige und für alle Beteiligten spürbare Erfolge entstehen.  Das größte Problem der meisten Multiprojektorganisationen besteht  im schädlichen Multitasking (siehe folgenden Abschnitt). Wenn das  Topmanagement  das  schädliche  Multitasking  sehr  schnell  reduzie- ren  und  dadurch  die  Projektarbeit  beschleunigen  kann,  wird  Ver- trauen in den weiteren Verbesserungsprozess entstehen.  11.3  Schädliches Multitasking   Mitarbeiter  werden  oft  dazu  veranlasst,  eine  Aufgabe  zugunsten  einer  anderen  Aufgabe  zu  unterbrechen.  Der  Aufgabenwechsel  er- folgt  in  bester  Absicht:  Der  Mitarbeiter  wendet  sich  dem  anderen  Projekt zu, um zu helfen. Die von dieser Unterbrechung betroffenen  Aufgaben verzögern sich jedoch dadurch; in Folge verzögern sich die  betroffenen  Projekte,  die  Leistungsfähigkeit  der  Ressourcen  sinkt,  das  Unternehmen  hat  erheblich  längere  Durchlaufzeiten  für  seine  Produkte.   Auswirkungen  von schädlichem  Multitasking  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Schädliches Multitasking   11   201  Wie  kommt  es  zu  schädlichem  Multitasking?  Wenn  viele  Projekte  gleichzeitig bearbeitet werden, sind Mitarbeiter gezwungen, an mehr  als  einer  Aufgabe  zu  arbeiten.  Sie  können  nicht  erst  eine  Aufgabe  abschließen,  bevor  sie  eine  andere  Aufgabe  beginnen  bzw.  (erneut)  zu  dieser  wechseln  –  sie  betreiben  „negatives  Multitasking“.  Ist  das  Phänomen  des  schädlichen  Multitaskings  im  Unternehmen  ausge- prägt  und  weit  verbreitet,  verlängert  sich  dadurch  die  Laufzeit  aller  Projekte erheblich (vgl. Kap. 3.2).  Da Projektmanagern dieses Phänomen nur allzu bekannt ist und sie  wissen,  dass  sie  das  Unternehmen  nicht  grundlegend  verändern  können,  sehen  sie  nur  eine  Chance,  ihr  neues  Projekt  „in  time“  zu  liefern: Das neue Projekt muss so früh wie möglich beginnen. Denn,  wenn  das  Projekt  gestartet  ist,  werden  sie  um  Ressourcen  kämpfen  und haben dann – hoffentlich – immer die besseren Argumente, die  besseren  Beziehungen  oder  einfach  die  stärkeren  Ellenbogen,  um  sich gegen die Ressourcenforderungen anderer Projekte durchzuset- zen.  Diese  –  aus  Sicht  des  einzelnen  Projektmanagers  vernünftige  –  Handlungsweise  führt  allerdings  dazu,  dass  noch  mehr  Projekte  gleichzeitig  bearbeitet  werden,  schädliches  Multitasking  stärker  um  sich greift und sich die Projekte noch mehr in die Länge ziehen.                                  Abb. 60: Negativschleife schädliches Multitasking  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 11  Erfahrungen aus der Praxis  202  Ein gesundes Multiprojekt-Unternehmen erreicht das Gegenteil: Die  Projekte  durchlaufen  das  Unternehmen  möglichst  schnell.  Schließ- lich  kommt  es  nicht  darauf  an,  wie  viele  Projekte  (in  einem  Zeit- raum) beginnen, sondern wie viele Projekte abgeschlossen werden.  Projektmanager wissen ebenso gut wie andere Führungskräfte in der  Multiprojekt-Organisation,  dass  ein  Projekt  nicht  dadurch  früher  fertig wird, dass man es früher beginnt. Der möglichst frühe Beginn  ist lediglich die Notlösung des Projektmanagers, der auf die projekt- übergreifende  Steuerung  der  Ressourcen  nur  begrenzten  Einfluss  hat.  Die  Intuition  sagt  uns  stattdessen:  „Nicht  nur  der  erste,  auch  der  letzte Elefant kommt viel schneller durch die Tür, wenn sie nachein- ander hindurch gehen“. Mit anderen Worten: Es ist sinnvoller, Pro- jekte zu staffeln, statt alle gleichzeitig zu bearbeiten.  Dieses  intuitive  Wissen  wird  durch  umfangreiche  Erfahrungen  aus  der  Reorganisation  vieler  Projekt-Portfolios  bestätigt:  Verringert  man  in  einer  Multiprojekt-Organisation  die  Anzahl  der  aktiven  Projekte um 25 %, reduziert sich allein dadurch das schädliche Mul- titasking  erheblich.  Die  Reduzierung  des  schädlichen  Multitaskings  verkürzt  die  Dauer  aller  Projekte  und  das  erzeugt  einen  deutlich  höheren Projektdurchsatz für das Unternehmen.                Abb. 61: Projektdurchsatz  Haben  die  Projekte ähnliche Inhalte  (was  in  den  meisten Multipro- jekt-Organisationen  der  Fall  ist),  ist  bei  einer  Reduzierung  der  Pro- jektbelastung um 25 % mit einer mindestens 20%igen Erhöhung der  Abschlussrate  von  Projekten  zu  rechnen:  Ein  Unternehmen,  das  bisher  pro  Jahr  40  Projekte  abschließt,  erreicht  durch  die  25%ige  Reduzierung  der  Projektbelastung,  dass  es  nun  (ohne  zusätzliche  Ressourcen) 48 Projekte pro Jahr abschließen kann.  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Schädliches Multitasking   11   203  Die  wirtschaftlichen  Auswirkungen  sind  beachtenswert.  Nehmen  wir  an,  jedes  Projekt  bringt  dem  Unternehmen  Einnahmen  von  durchschnittlich  10  Mio.  €.  Der  Anteil  der  tatsächlich  variablen  Kosten  (TVK)  liegt  bei  50 %.  Realisiert  dieses  Unternehmen  40  Projekte pro Jahr, hat es einen Umsatz von 400 Mio. € und TVK von  200  Mio.  €,  also  einen  Durchsatz  (das  ist  die  Differenz  zwischen  Umsatz und TVK) von ebenfalls 200 Mio. €. Nehmen wir weiter an,  die  laufenden Betriebskosten  sind  180  Mio.  €,  dann beträgt  der  Ge- winn 20 Mio. €.   Kann dieses Unternehmen nun durch weniger schädliches Multitas- king  48  Projekte  pro  Jahr  abschließen,  erhöhen  sich  Umsatz  und  Durchsatz.  Zusätzliche  Ressourcen  sind  nicht  erforderlich;  die  Be- triebskosten bleiben stabil. Mit anderen Worten: Den Work in pro- cess  um  25 %  zu  reduzieren,  hat  eine  Verdreifachung  des  Unter- nehmensgewinns zur Folge.      Vorher (Mio €))  Nachher (Mio €)  Differenz (%)  Umsatz  400  480  20 %  – TVK  200  240  20 %  = Durchsatz  200  240  20 %  – BK  180  180  0 %  = Gewinn  20  60  200 %  Tab. 13: Mehr Durchsatz durch geringere Arbeitslast    Die  Konsequenzen  für  die  Durchlaufzeit  der  Projekte  sind  ebenso  erstaunlich. In unserem Beispiel werden in der Ausgangssituation 40  Projekte  pro  Jahr  abgeschlossen  und  zukünftig  sollen  es  –  wie  oben  dargelegt – 48 sein. Weiter angenommen, die Laufzeit eines Projek- tes  liege  durchschnittlich  bei  18  Monaten.  Dann  werden  im  Unter- nehmen immer ca. 60 Projekte gleichzeitig bearbeitet. Reduziert sich  diese  Projektbelastung  um  25 %,  werden  maximal  45  Projekte  gleichzeitig  bearbeitet.  Um  also  einen  erhöhten  Projektdurchsatz  von  über  20 %  zu  erreichen,  muss  sich  die  Durchlaufzeit  auf  unter  ein  Jahr  verkürzen,  also  um  über  35 %.  Und  genau  das  können  wir  in der Praxis beobachten.     Konsequenzen  für die Durch laufzeit der  Projekte  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 11  Erfahrungen aus der Praxis  204  Die  konkrete  Vorgehensweise,  durch  die  der  Workload  um  25 %  reduziert  und  dadurch  der  Durchsatz  gesteigert  wird,  besteht  aus  drei Schritten:  Schritt 1: Projekte einfrieren  Eigentlich  wäre  es  doch  ganz  einfach,  die  Projektbelastung  zu  sen- ken: Es werden einfach keine neuen Projekte gestartet, bis einige der  aktuell  laufenden  Projekte  abgeschlossen  sind.  Der  entscheidende  Nachteil  bei  dieser  Vorgehensweise  ist  allerdings,  dass  die  Reduzie- rung  der  Projektbelastung  nur  recht  langsam  erfolgt  und  dadurch  auch die Wirkung nur langsam wahrgenommen werden kann.  In  dieser  Zeit  warten  nun  die  Interessenvertreter  neuer  Projekte  darauf,  dass  ihre  Projekte  bald  gestartet  werden.  Da  sie  noch  keine  Beschleunigungswirkung  bei  laufenden  Projekten  wahrnehmen,  haben  sie  –  trotz  rationaler  Zustimmung  –  noch  kein  Vertrauen  darin, dass ihre neu zu startenden Projekte rechtzeitig fertig werden.  Sie  können  sich  nicht  vorstellen,  dass  die  Durchlaufzeit  bei  den  neuen Projekten wesentlich kürzer ist als das, was ihr Unternehmen  gegenwärtig  leistet.  Fehlt  dieses  Vertrauen,  werden  die  Interessen- vertreter mehr und mehr darauf drängen, dass ihr Projekt nun end- lich gestartet wird. Die Erfahrung in der Praxis zeigt, dass kaum ein  Topmanager über Wochen und Monate einem solchen Druck stand  hält.  Früher  oder  später  macht  er  eine  „Ausnahme“,  die  sofort  eine  Flut  weiterer  Forderungen  nach  sich  zieht.  So  wird  die  Absicht,  die  Projektbelastung  zu  reduzieren,  zunichte  gemacht.  Anders  ausge- drückt: Neuprojekte verzögert zu starten, führt nicht (schnell genug)  zur Reduzierung der Projektbelastung.  Die  Unternehmen,  die  sich  für  eine  schnelle  Reduzierung  der  Pro- jektbelastung entschieden haben, waren erfolgreicher. Sie erreichten  durch das „Einfrieren“ bereits laufender Projekte (mindestens 25 %)  von  einem  auf  den  anderen  Tag  einen  schnellen  Effekt  auf  ihre  Ge- samtleistungsfähigkeit.  Schritt 2: Projekte beschleunigen  Durch  das  Einfrieren  von  Projekten  werden  viele  Mitarbeiter  weni- ger  schädliches  Multitasking  betreiben  und  dadurch  schneller  mit  ihren Projektaufgaben vorankommen (der gewollte Effekt). Ein Teil  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Schädliches Multitasking   11   205  der  Mitarbeiter,  die  ausschließlich  an  Projekten  gearbeitet  hatten,  die  nun  vorübergehend  eingefroren  sind,  haben  jetzt  allerdings  nichts  zu  tun.  Die  Erfahrung  zeigt  jedoch,  dass  es  fast  immer  mög- lich ist, diese nun freien Mitarbeiter den nicht eingefrorenen Projek- ten sinnvoll zuzuordnen und dadurch die Projektfertigstellung noch  stärker zu beschleunigen.  Schritt 3: Projekte wieder aufnehmen  Nun gilt es, den Zeitpunkt zu klären, wann und wie die zuvor einge- frorenen  Projekte  wieder  aufgenommen  („aufgetaut“)  werden.  Da- bei müssen wir berücksichtigen:  •  Eingefrorene  Projekte  zu  früh  wieder  aufzunehmen,  erzeugt  erneut eine zu großen Projekt- und Arbeitsbelastung, schädliches  Multitasking und dadurch eine sinkende Projektabschlussrate.  •  Eingefrorene  Projekte  zu  spät  wieder  aufzunehmen,  erzeugt  dagegen  unnötige  Unterbeschäftigung  und  senkt  dadurch  die  Projektabschlussrate.    Das  Unternehmen  benötigt  daher  einen  Mechanismus  für  das  Auf- tauen von Projekten, der den reduzierten Arbeitsbelastungs-Level in  etwa aufrecht erhält. In dem meisten Fällen ist das „1:1-Prinzip“ ein  gute  Lösung.  Ein  eingefrorenes  Projekt  wird  wieder  aufgenommen,  wenn ein laufendes Projekt abgeschlossen ist.  Gute Vorbereitung: sinnvoll starten, anstatt zu früh  beginnen  Um schädliches Multitasking zu vermeiden, gilt es, so spät, wie mög- lich, aber so früh, wie nötig zu starten. Ein Projekt oder Teilprojekt  darf daher erst dann beginnen, wenn die Startbedingungen klar sind  und  notwendige  Vorbereitungen  getroffen wurden.  In  der  englisch- sprachigen  Literatur  wird  hierfür  der  Begriff  „Full-Kit“  genutzt.  Beginnt  ein  Projekt,  ohne  dass  wesentliche Startbedingungen  erfüllt  sind,  kommt  es  zu  Verzögerungen  im  Projektverlauf,  zu  Bearbei- tungsschleifen,  zu  erhöhten  Kosten  und  unnötigen  Unterbrechun- gen. Hier ein Beispiel:         Wann sollen die  Projekte wieder  aufgenommen  werden?  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 11  Erfahrungen aus der Praxis  206    Beispiel:   Eine  Entwicklungsabteilung  beginnt  mit  der  Konstruktion  einer  Pro duktionsanlage, ohne dass vom Kunden bereits spezifiziert ist, welche  Prozesse auf dieser Anlage ablaufen sollen. Natürlich kann man schon  einmal mit unvollständigem Wissen anfangen, aber man merkt in der  Regel  sehr  schnell,  dass  man  einen  Großteil  der  bereits  gemachten  Arbeit noch einmal machen muss.    Nacharbeiten  und  ungenügende  Vorbereitung  bzw.  zu  frühes  Star- ten  zählen zu  den  am  meisten  verbreiteten  unerwünschten  Effekten  (negativen Symptomen) im Projektgeschäft.   Kurze  Projektlaufzeiten  sind  zwingende  Voraussetzung  für  hohen  Durchsatz  in  einem  Multiprojektunternehmen.  Fehlende  oder  schlechte Vorbereitung verursachen verlängerte Projektlaufzeiten.                                           Abb. 62: Negativspirale ungenügender Vorbereitung    Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Schädliches Multitasking   11   207  Ressourcen,  die  mit  Vorbereitungen  auf  Projekte  beschäftigt  sind,  befinden sich in einer scheinbar niemals endenden „Aufholjagd“: Da  Projekte  begonnen  wurden,  die  nicht  vollständig  vorbereitet  sind,  müssen  die  noch  fehlenden  Vorbereitungen  für  bereits  angelaufene  Projekte  mit  hoher  Priorität  abgeschlossen  werden.  Infolgedessen  fehlt die Zeit dafür, die Vorbereitungen für die Projekte, deren Start  unmittelbar bevorsteht, durchzuführen und abzuschließen. Dadurch  sind  nach  Projektstart  wiederum Arbeiten  erforderlich,  die  die  Res- sourcen erneut davon abhalten, bevorstehende Projekte vorzube- reiten.  Nur zu oft hört man die verzweifelte Aussage: „Wenn wir mal einen  oder  zwei  Monate  Zeit  hätten,  dann  könnten  wir  alle  noch  offenen  Themen  aus  den  schon  laufenden  Projekten  abschließen  und  uns  endlich damit befassen, bevorstehende Projekte gut vorzubereiten.“  Daher liegt die Schlussfolgerung nahe, dass Mitarbeiter und Projekt- leiter  ausschließlich  an  Projekten  arbeiten  sollten,  deren  Vorberei- tungen  (weitestgehend)  abgeschlossen  und  bei  dem  die  Startbedin- gungen klar definiert und erfüllt sind.  Nun  haben  wir  durch  das  Einfrieren  von  Projekten  eine  hervorra- gende  Ausgangssituation  geschaffen:  Für  kurze  Zeit  (nämlich  so  lange  kein  neues  Projekt  gestartet  werden  darf,  weil  zunächst  die  eingefrorenen  Projekt  wieder  aufgenommen  werden  müssen)  sind  Kapazitäten  gerade  bei  den  Ressourcen  frei,  die  für  die  gute  Vorbe- reitung von Projekten verantwortlich sind.    Diese Chance greift das Unternehmen auf und nutzt das Zeitfenster,  um   •  die  noch  fehlenden  Vorbereitungen  für  die  laufenden,  eingefro- renen und kurz bevorstehenden Projekte zu realisieren sowie   •  ein robustes Vorgehen einzuführen, dass für die Zukunft sicher- stellt, dass ein Projekt nur dann beginnt, wenn es gut vorbereitet  ist.          Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 11  Erfahrungen aus der Praxis  208  11.4  Der Start oder FullKitManager  Erfahrungsgemäß  ist  es  leicht,  mit  Projektmanagern  einen  grund- sätzlichen Konsens zu erzielen, dass Projekte „eigentlich“ erst starten  sollten,  wenn  sie  hinreichend  vorbereitet  sind.  Völlig  unrealistisch  ist  es  dagegen,  von  einem  Projektmanager  zu  erwarten,  dass  er  –  obwohl  bereits  einige  wichtige  Voraussetzungen  für  sein  Projekt  gegeben sind (z. B. der Auftrag ist da, einige wesentliche Ressourcen  stehen  bereit)  –  freiwillig  von  sich  aus  den  Start  seines  Projektes  verzögern  wird.  Zu  sehr  sind  Projektmanager  aus  Erfahrung  auf  einen möglichst frühen Start ihrer Projekte „getrimmt“: Ressourcen  dürfen  nicht  untätig  sein,  sonst  werden  sie  für  ein  anderes  Projekt  abgezogen.  Und:  „Wenn  ich  nicht  so  früh  wie  möglich  anfange,  werde ich gar nicht rechtzeitig mit meinem Projekt fertig.“  Die  Entscheidung,  wann  ein  Projekt  tatsächlich  gestartet  wird,  darf  daher  nicht  in  der  Verantwortung  des  einzelnen  Projektmanagers  bleiben.  Vielmehr  muss  sie  von  einer  dafür  ermächtigten  Person  –  dem  „Full-Kit-Manager“  –  getroffen  werden,  der  diese  Verantwor- tung  für  das  gesamte  Projektportfolio  oder  ein  Cluster  von  Projek- ten trägt.  Aufgaben des FullKitManagers  Seine Aufgabe ist es, gemeinsam mit dem Projektleiter zu prüfen, ob  alle Vorbereitungsarbeiten abgeschlossen sind. Erst wenn die Vorbe- reitungsarbeiten  weitestgehend  abgeschlossen  sind,  gibt  er  ein  Pro- jekt zum Start (bzw. bei eingefrorenen Projekten zum Neustart) frei.  Das  Wort  „weitestgehend“  wurde  im  vorangehenden  Abschnitt  mit  Bedacht gewählt, denn zum einen kann es „bürokratische“ Aktivitä- ten  geben,  die  sachlich  keine  echte  Voraussetzung  für  die  Weiterar- beit  sind.  Zum  anderen  kann  es  sein,  dass  sich  einzelne  Arbeiten  verzögern,  mit  deren  Abschluss  jedoch  –  nach  bestem  Wissen  und  Gewissen  –  spätestens  zu  dem  Zeitpunkt  zu  rechnen  ist,  an  dem  diese  Arbeiten  im  Projekt  tatsächlich  benötigt  werden.  In  einem  solchen Fall wird der Full-Kit-Manager abwägen, ob eine rechtzeiti- ge  Fertigstellung  sichergestellt  wird  und  er  eine  Freigabe  erteilen  kann.  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Der Start oder FullKitManager   11   209  Prioritäten einhalten  Meist sind gerade die Voraussetzungen für den Start eines Projektes,  die noch nicht geschaffen wurden, solche, die eher schwer zu erzeu- gen sind (beispielsweise weil Kunden oder andere Unternehmensbe- reiche „in die Pflicht genommen“ werden müssen). Und gerade weil  sie schwer zu erzeugen sind, sind sie oft noch nicht realisiert. Stehen  gleichzeitig einfachere Aufgaben zur Bearbeitung an, tendieren Mit- arbeiter dazu, zunächst einmal diese zu erledigen. Mit den einfachen  Dingen  können  schnelle  Erfolgserlebnisse  erzeugt  werden.  Und  das  führt  dazu,  dass  schwierig  zu  erzeugende  Voraussetzungen  eher  noch später realisiert werden; leicht zu erzeugende Voraussetzungen  dagegen  früher.  So  zieht  sich  die  Projektvorbereitung  in  die  Länge  und  der  Druck  nimmt  zu,  mit  dem  Projekt  zu  beginnen,  obwohl  noch nicht alles vorbereitet ist.  Aufgabe  des  Full-Kit-Managers  ist  es  daher,  dafür  zu  sorgen,  dass  zuerst  die  fehlenden  Voraussetzungen  für  die  laufenden  –  nicht  eingefrorenen  –  Projekte  komplettiert  werden.  Erst  danach  werden  sie  die  fehlenden  Voraussetzungen  der  eingefrorenen  Projekte  ver- vollständigen.  Und  erst  wenn  das  erledigt  ist,  dürfen  sie  sich  neuen  Projekten zuwenden.  Durch  das  Einhalten  der  dieser  Reihenfolge  werden  die  positiven  Wirkungen  der  Komplettierung  von  Voraussetzungen  schnell  spür- bar:  zuerst  für  die  Ressourcen,  die  in  nicht  eingefrorenen  Projekten  arbeiten;  dann  für  die  Ressourcen,  die  ein  eingefrorenes  Projekt  wieder aufnehmen. Und schließlich beim Start neuer Projekte.  Projektvorbereitung und Startpunkt festlegen  Ein  Projektmanager  befindet  sich  nun  in  folgender  Situation:  Sein  Projekt ist eingefroren. Ihm ist erlaubt (er ist sogar aufgefordert), die  noch  offenen  Vorbereitungen  für  sein  eingefrorenes  Projekt  abzu- schließen.   Da  er  sein  Projekt  unbedingt  voranbringen  will,  wird  er  natürlich  alles  daran  setzen,  die  noch  offenen  Vorbereitungen  abzuschließen.  Es  kann  allerdings  auch  sein, dass  er  über  dieses  Ziel  hinausschießt:  Er könnte in Versuchung geraten, einen Teil der Projektaufgaben zu  Projektvorbereitungsaufgaben  umzudefinieren.  Ein  solches  Vorge- hen  ist  in  Übereinstimmung  mit  dem,  was  von  Projektmanagern  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 11  Erfahrungen aus der Praxis  210  bisher  immer  erwartet  wurde:  dass  sie  nämlich  –  auch  unter  widri- gen Umständen – ihr Projekt voranbringen.  Allerdings:  geschieht  dies,  steigt  der  Workload  wieder  an.  Infolge- dessen  kommt  es  erneut  zu  schädlichem  Multitasking,  zu  subopti- maler Ressourcenbesetzung; Beschleunigungseffekte werden kleiner.  Daher  muss  Folgendes  sichergestellt  werden:  Die  Erlaubnis  bzw.  Aufforderung, eingefrorene und bevorstehende Projekte vorzuberei- ten,  darf  die  Absichten,  die  mit  dem  Einfrieren  und  kontrolliertem  (Re-)Start  von  Projekten  verbunden  sind,  nicht  unterlaufen.  Nur  wie?  Die Erfahrung zeigt: Projektmanager und Manager von Ressourcen,  die  in  frühen  Projektphasen  arbeiten,  haben  aufgrund  ihrer  Erfah- rung  ein  gutes  intuitives  Verständnis  davon,  welche  Aktivitäten  der  Vorbereitung  und  welche  der  Durchführung  von  Projekten  zuzu- rechnen  sind.  Oft  ist  dieses  Verständnis  jedoch  nicht  formal  defi- niert.  Sinnvolle Schritte sind daher:  1.  Inhalt  und  Prozess  der  Projektvorbereitungen  werden  definiert,  um  sicherzustellen,  dass  Projekte  gut  vorbereitet  sind  und  Pro- jekte nicht gestartet werden, wenn sie nicht gut vorbereitet sind.  Dazu  wird  eine  geeignete  Checkliste  entwickelt  und  mit  den  be- teiligten Bereichen abgestimmt. Dies sind die Startkriterien.  2.  Es  wird  sichergestellt  (durch  den  Full-Kit-Manager),  dass  bei  eingefrorenen  und  noch  nicht  gestarteten  Projekten  ausschließ- lich an den Vorbereitungsaufgaben gearbeitet wird. Dazu werden  die  beteiligten  Manager  (insbesondere  die  Projektmanager  und  die  Manager  der  betroffenen  Ressourcen)  informiert,  angeleitet  und in der Anlaufphase überwacht.    Planung der Projekte und des ProjektPortfolios  Größere Projekte sind ohne Planung kaum zu bewältigen. Wer Pro- jekte plant, befindet sich in einem Dilemma: Es gibt gute Gründe für  mehr und ebenso gute Gründe für weniger Details:         Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Der Start oder FullKitManager   11   211  Für sehr detaillierte Pläne spricht:  Gegen sehr detaillierte Pläne spricht:  •  Nur mit vielen Vorgängen lassen  sich alle Zusammenhänge korrekt  abbilden.  •  Der Projektleiter kann den Projekt ablauf nur dann in den Griff be kommen, wenn er alle Aufgaben  detailliert vorausgeplant hat.  •  Je genauer man plant, umso besser  wird man die Umsetzung managen  können.  •  Die Übersichtlichkeit fehlt, der Blick  für das Ganze geht verloren (man  „sieht den Wald vor lauter Bäumen  nicht“).  •  Der tatsächliche Projektablauf  erfolgt im Detail ganz anders als  man es sich überlegt hat.  •  Man investiert zu viel Überwa chungs und Steuerungsaufwand in  unwesentliche Details, die den ge samten Projektablauf gar nicht be einflussen.    Bei  der  Implementierung  eines  Critical-Chain-Projektmanagements  (CCPM)  haben  wir  mit  vielen  Projektmanagern  gesprochen,  die  sehr  große  Projekte  erfolgreich  abgeschlossen  haben.  Deren  Erfah- rungen  zeigen,  dass  sehr  detaillierte  Projektpläne  (mit  mehr  als  250  bis  300  Vorgängen)  nicht  dafür  geeignet  sind,  den  Projektablauf  tatsächlich  zu  steuern.  Dies  sei,  so  wird  oft  erwähnt,  einer  der  we- sentlichen  Gründe  dafür,  dass  sehr  umfangreiche  Projektpläne  be- reits  kurz  nach  ihrer  Erstellung  unbrauchbar  würden  und  lange  vor  Ende des Projekts nicht mehr beachtet werden.  So vermeiden Sie zu detaillierte Projektpläne  Folgende  Empfehlungen  helfen  zu  vermeiden,  dass  Projektpläne  zu  stark detailliert werden.  •  Vorgänge  können  mehrere  Aufgaben/Aktivitäten  verschiedener  Ressourcen  enthalten:  Der  Projektplan  muss  in  erster  Linie  ab- bilden, wie die Schlüsselressourcen des Unternehmens eingesetzt  werden. Der Vorgang muss nicht nur deswegen weiter unterteilt  werden,  weil  er  verschiedene  Ressourcen  unterschiedlich  lang  benötigt.  Ein  Vorgang  im  Projektplan  kann  deshalb  aus  mehre- ren Aktivitäten einer oder mehrerer Ressourcen bestehen.  •  Ein  Projektplan  ist  kein  Aufgabenhandbuch.  Die  jeweils  dafür  eingesetzten  Spezialisten  kennen  die  Details  ohnehin  besser  als  der Terminplaner. Wenn es darauf ankommt, dass eine Aufgabe  nach einem standardisierten Verfahren durchgeführt wird, dann  sollte  dieses  an  anderer  Stelle  (z. B.  Prozessbeschreibung,  Quali- tätsstandard) dokumentiert sein, auf die verwiesen werden kann.  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 11  Erfahrungen aus der Praxis  212  •  Minimale Vorgangsdauer: 2 % der Projektlaufzeit: Als Richtgrö- ße  für  die  minimale  Dauer  eines  Vorgangs wird  2 %  der  gesam- ten  Projektdauer  empfohlen.  Vorgänge  mit  geringerer  Dauer  brauchen einen sehr guten Grund, um im Projektplan aufgeführt  zu werden. Dies kann z. B. notwendig sein, wenn nur so eine sig- nifikante  Verkürzung  des  Projektplans  (s. u.)  bewirkt  werden  kann.  „Zooming“ des Projektplans als Lösung des Dilemmas  Eine  Lösung  für  das  Dilemma  zwischen  mehr  und  weniger  Details  bieten  verschiedene  Software-Produkte  für  das  Multiprojektmana- gement durch das so genannte „Zooming“: Der Projektplan wird auf  der obersten Ebene nur so detailliert eingeben, wie es für die Zuord- nung  von  Ressourcen  und  für  die  Priorisierung  von  Vorgängen  sinnvoll  ist.  Der  Planer  kann  bei  Bedarf  in  einen  Vorgang  „hinein- zoomen“  und  weitere  Details  eingeben.  Diese  Funktion  kann  z. B.  ein  Arbeitspaket-  oder  Teilprojektverantwortlicher  für  die  Planung  und  Steuerung  seiner  Aufgaben  verwenden.  Die  Details  haben  je- doch keine Auswirkung auf die Multiprojekt-Steuerung.  Optimale Ressourcenausstattung  Zu  Beginn  eines  Projekts  können  für  eine  bestimmte  Aufgabe  alle  Mitarbeiter eingesetzt werden, die über die  geforderte Qualifikation  verfügen. Im Lauf der Projektdurchführung erwerben die eingesetz- ten Mitarbeiter aber spezifisches Wissen über das Projekt, so dass ein  späterer  Austausch  durch  einen  Mitarbeiter  gleicher  Qualifikation  nicht mehr effizient ist. Da zugleich in einer Multiprojektumgebung  Mitarbeiter  und  andere  Ressourcen  für  verschiedene  Vorgänge  in  mehreren Projekten benötigt werden, sinkt die Zahl geeigneter Mit- arbeiter je weiter das Projekt fortgeschritten ist.  Dies ist ein weiterer wichtiger Grund dafür, Vorgänge mit der opti- malen  Anzahl  von  Ressourcen  zu  planen  und  zu  besetzen  anstatt  –  wie  üblich  –  dünne  Ressourcenverteilung  zu  betreiben.  So  erhöht  sich  die  Geschwindigkeit  bei  der  Abarbeitung  von  Vorgängen  in  frühen  Projektphasen  und  bei  der  Ressourcenzuordnung  für  Vor- gänge, die später im Projekt realisiert werden, wird Flexibilität (und  damit ebenfalls Geschwindigkeit) gewonnen.  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Der Start oder FullKitManager   11   213  Vorlagen für Projektpläne  In vielen Multiprojekt-Umgebungen sind Projekte nur eine Variation  eines  allgemeinen  Projekts.  In  diesem  Fall  ist  es  sinnvoll,  Vorlagen  (allgemeine  Projektpläne)  zu  erstellen  und  für  die  Planung  konkre- ter Projekte zu verwenden. Die Vorteile sind:  •  Die  an  der  Projektplanung  beteiligten  Personen  sparen  eine  Menge Zeit und können sich auf die Spezifika des Projekts kon- zentrieren.  •  Pläne  unterschiedlicher  Projekte  werden  für  gleichartige  Aufga- ben dieselben Begriffe verwenden und die gleiche Grundstruktur  aufweisen, so dass die Pläne/Aufgaben für alle Beteiligten leichter  verständlich sind.  •  Sind  die  Vorlagen  sinnvoll  (nicht  zu  sehr  aber  auch  nicht  zu  wenig) detailliert, wird auch eine zu starke Detaillierung der spe- zifischen Projektpläne vermieden.    Darüber hinaus kann man mithilfe von Vorlagen überprüfen, ob ein  Liefertermin  realisierbar  ist,  den  der  Vertrieb  einem  Kunden  gerne  zusagen möchte. Hierzu bucht man die Vorlage (anstelle eines spezi- fischen  Projektplans)  testweise  in  die  Projektpipeline  ein.  Von  Zeit  zu Zeit sollte die Vorlage an die neuesten Erkenntnisse der Projekte  angepasst werden.  Engpass identifizieren   Projekte, die aus mehreren Handlungspfaden bestehen und sich vor  dem  Projektabschluss  zu  einem  einzigen  Pfad  bündeln,  bedürfen  besonderer  Aufmerksamkeit.  Wir  nennen  dieses  Bündeln  auch  In- tegrationsphase (siehe Abb. 63).                     Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 11  Erfahrungen aus der Praxis  214                        Abb. 63: Identifizierung des Engpasses  In  dieser  Integrationsphase  ist  oft  intensive  Management-Unter- stützung  erforderlich:  Entscheidungen,  die  außerhalb  des  Einfluss-  oder  Entscheidungsbereichs  einzelner  Projekt-  oder  Ressourcenma- nager  liegen,  müssen  getroffen  werden.  Laufen  jedoch  gleichzeitig  mehr  Integrationsphasen  als  das  Unternehmen  bewältigen  kann,  kommt es unweigerlich zu schädlichem Multitasking – insbesondere  im Topmanagement.  Erkennbar  ist  diese  Überlastung  daran,  dass  bei  Unterstützungs-  und  Entscheidungsbedarf  in  der  Integrationsphase  immer  wieder  auf  Ressourcen,  Support-  oder  Management-Funktionen  gewartet  werden  muss.  Beim  unvorhergesehenen  Auftreten  eines  Problems  trifft das Topmanagement meist erst nach einer Wartezeit von meh- reren  Tagen  die  erforderliche  Entscheidung  und  das  Projekt  verzö- gert sich. Dementsprechend sinkt auch die Projektabschlussrate.   Daher  liegt  es  nahe,  in  Unternehmen,  die  mehrere  ausgeprägte  In- tegrationsphasen  haben,  das  Hauptaugenmerk  auf  diese  auszurich- ten.  Es  macht  Sinn,  so  unsere  Erfahrung,  die  Integrationsphase  als  Engpass  zu  definieren,  um  diese  zu  managen.  Dort  wird  auch  die  Projektstaffelung  ausgerichtet  und  diese  Phase  wird  als  Taktgeber  definiert. Diese Phase wird in der Literatur auch als „Virtual Drum“  bezeichnet.        Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Der Start oder FullKitManager   11   215                        Abb. 64: Die Virtual Drum  In  der  Projektplanung,  z. B.  mit  einer  Multiprojektmanagement- Software, wird die Virtual Drum als rechnerische Ressource angelegt  und den Vorgängen der Integrationsphase jedes Projektes jeweils zu  100 %  zugewiesen.  Die  Kapazität  der  Virtual  Drum  wird  dann  ge- mäß  der  Leistungsfähigkeit  der  Organisation,  Integrationsphasen  ohne Verzögerung abzuwickeln, bemessen:  Die Kapazität der Virtual Drum wird so ausgelegt, dass in den Integ- rationsphasen  die  erforderliche  Management-Unterstützung  unver- züglich erfolgen kann.  Die  Kapazität  der  Virtual  Drum  muss  so  gering  ausgelegt  werden,  dass sie tatsächlich den Engpass der Organisation bildet.      Beispiel:   Wenn  also  z. B.  maximal  drei  Integrationsphasen  gleichzeitig  ablau fen sollen, dann erhält die Virtual Drum eine Arbeitskapazität von drei  Vollzeitäquivalenten.  Die  Software  meldet  eine  Überlast  der  Virtual  Drum,  wenn  mehr  als  drei  Integrationsphasen  gleichzeitig  geplant  sind.  Falls  möglich,  kann  die  Software  auch  so  konfiguriert  werden,  dass  sie  die  Terminplanung  ressourcentreu  mit  optimaler  Auslastung  der  Virtual  Drum  durchführt.  In  diesem  Fall  würde  die  Software  au tomatisch  eine  Projektstaffelung  vornehmen  bzw.  Szenarien  für  die  Staffelung vorschlagen. 4                                                                         4    Eine ausführliche Darstellung der Projektstaffelung anhand der Integrations- phase als Virtual Drum bietet die Artikelserie „Theory of Constraints. Opti- Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 11  Erfahrungen aus der Praxis  216  Steuerung der MultiprojektOrganisation  Eine gute Planung ist zwar zwingende Voraussetzung für eine hoch- effiziente  Multiprojekt-Organisation.  Hinreichend  ist  die  Planung  jedoch  nicht  –  es  kommt  auf  die  Steuerung  der  Projektrealisierung  an.  Taktische Prioritäten  Sind  die  Sicherheiten  gebündelt  und  explizit  dargestellt,  kann  zu  jedem  Zeitpunkt  zwischen  Start  und  Ende  eines  Projekts  das  Ver- hältnis  zwischen  Projektfortschritt  und  Verbrauch  der  Sicherheit  ermittelt  werden  und  so  die  taktische  Priorität  der  Vorgänge  be- stimmt werden. Dazu ein Beispiel:                                    Abb. 65: Taktische Prioritäten  Projekt 1 bestehend aus sechs Vorgängen mit einer geplanten Länge  von  je  fünf  Tagen  und  einem  zusätzlichen  Projektpuffer  von  15  Tagen, also einer geplanten Gesamtdauer von 45 Tagen. Das Projekt  befindet  sich  21  Tage  vor  seinem  –  auf  Basis  der  Projekt-Staffelung                                                                                                                             males Multiprojektmanagement“ (Techt, Projekt Magazin 11/2008, 12/2008  und 15/2008).  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Der Start oder FullKitManager   11   217  versprochenen  –  Liefertermin  und  hat  seit  dem  Projektstart  vor  24  Tagen  drei  Vorgänge  abgeschlossen.  Der  Projektfortschritt  beträgt  50 %,  da  3  von  den  6  gleich  langen  Vorgängen  abgeschlossen  sind.  Geplant  waren  für  die  drei  Vorgänge  insgesamt  15  Tage,  sie  haben  aber 24 Tage gedauert und haben dementsprechend 9 Tage des Pro- jektpuffers  verbraucht.  Der  Pufferverbrauch  beträgt  somit  60 %  (9  Tage Pufferverbrauch / 15 Tage Pufferlänge = 60 %). Das Verhältnis  zwischen  Pufferverbrauch  (hier  60 %)  und  Projektfortschritt  (hier  50 %) wird als Pufferindex bezeichnet und beträgt in diesem Beispiel  1,2.  Ein  Pufferindex  größer  als  1  bedeutet  somit,  dass  die  bisher  abgeschlossenen  Vorgänge  mehr  Pufferzeit  verbraucht  haben  als  ihnen durchschnittlich zustehen würde.  Konkurrieren nun zwei Vorgänge um dieselbe Ressource (in Abb. 65  weiß  dargestellt),  so  erhält  derjenige  Vorgang  die  höhere  Priorität,  dessen Projekt den höheren Pufferindex aufweist. Er muss bevorzugt  bearbeitet werden, damit der Endtermin eingehalten werden kann.  Diese  eindeutige,  faktenbasierte  und  damit  robuste  Priorisierung  ermöglicht   •  den  Ressourcenmanagern:  Vorgänge  in  der  Reihenfolge  ihrer  operativen  Priorisierung  zu  starten,  damit  von  ihrer  früheren  Praxis  der  dünnen  Ressourcenverteilung  abzulassen  und  statt- dessen Vorgänge optimal mit Ressourcen auszustatten sowie Un- terbrechungen zu unterbinden,  •  den  Projektmanagern:  sich  immer  auf  die  für  ihr  Projekt  gerade  wichtigsten Vorgänge zu konzentrieren,  •  den  Topmanagement-  und  Unterstützungs-Funktionen:  unver- züglich  Entscheidungen  für  die  Weiterarbeit  in  den  gerade  für  das Unternehmen wichtigsten Vorgängen zu treffen.    Rollen und Funktionen im Multiprojektmanagement  Taskmanagement  Der  Ressourcenmanager  sorgt  anhand  der  operativen  Priorisierung  der  Vorgänge  dafür,  dass  sowohl  die  Ressourcen  mit  maximaler  Effizienz an den Vorgängen arbeiten als auch alle Projekte so schnell  wie  möglich  durchgeführt  werden.  Er  benötigt  für  seine  Arbeit  als  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 11  Erfahrungen aus der Praxis  218  Taskmanager  zwei  tagesaktuelle  Übersichten  der  Vorgänge  in  sei- nem Verantwortungsbereich, sortiert nach operativer Priorität:   •  Einerseits  die  Liste  „Vorgänge  in  Arbeit“  mit  allen  begonnenen,  aber noch nicht abgeschlossenen Vorgängen und   •  andererseits die Liste „zukünftige Vorgänge“, die alle in nächster  Zeit zu startenden Vorgänge enthält.    Prio  Projekt  Vorgang  Restdauer  rot  XS17  Gehäuse konstruieren  12 Tage  gelb  AD112  Rahmen konstruieren  5 Tage  grün  XP18  Gehäuse konstruieren  3 Tage  grün  XS17  Verbinder PD12 konstruieren  4 Tage  Tab. 14: Taskliste     Die  Liste  „Vorgänge  in  Arbeit“  verwendet  der  Ressourcenmanager,  um  mit  seinen  Mitarbeitern  bzw.  Teams  die  in  Arbeit  befindlichen  Vorgänge  zu  beurteilen,  Handlungs-  und  Unterstützungsbedarf  zu  ermitteln und die Restdauer zu schätzen. Er aktualisiert die Restdau- ern und veranlasst die notwendigen und von den Teams gewünsch- ten  Unterstützungsaktivitäten.  So  sorgt  der  Ressourcenmanager  dafür, Verspätungen zu vermeiden oder sogar wieder aufzuholen.    Prio  Projekt  Vorgang  Vorangehende  Vorgänge fertig?  Voraussichtliche  Übergabe  rot  XS19  Gehäuse konstruieren  Ja    gelb  AD715  Rahmen konstruieren  Ja    rot  XP19  Gehäuse konstruieren  Nein  18.03.xx  gelb  XS17  Verbinder P2 kon struieren  Nein  19.03.xx  grün  AD213  Gehäuse konstruieren  Nein  23.03.xx  grün  XP18  Verbinder X18 kon struieren  Nein  27.03.xx  Tab. 15: Vorgänge in Arbeit    Die  Liste  zukünftiger  Vorgänge  verwendet  der  Ressourcenmanager,  um  diese  Aufgaben  entsprechend  ihrer  Priorität  vorzubereiten.  Er  stellt  sicher,  dass  alle  notwendigen  Bedingungen  für  den  Beginn  eines Vorgangs erfüllt sind.  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Der Start oder FullKitManager   11   219  Projektmanagement  Während  der  Realisierung  seines  Projekts  bestand  für  den  Projekt- manager bisher eine wesentliche Aufgabe darin, sicherzustellen, dass  die Ressourcen tatsächlich an seinem Projekt arbeiten. Ebenso hat er  sich  um  die  Aufmerksamkeit  der  Geschäftsführung  bemüht,  z. B.  um  Entscheidungen  rechtzeitig  zu  erhalten,  die  für  den  Fortgang  seines  Projekts  wichtig  waren.  Das  Ergebnis  dieses  traditionellen  Vorgehens sind einerseits die allseits bekannten Ressourcenkonflikte  zwischen Projekt und Linie sowie zwischen den Projekten unterein- ander und andererseits die Konkurrenz um die Aufmerksamkeit des  Topmanagements.   Das  Aufgabenspektrum  verändert  sich  nun.  Der  Projektmanager  braucht  diese  früheren  Aufgaben  nicht  mehr  wahrzunehmen,  denn  die neu etablierte Steuerungspraxis stellt bereits sicher, dass die rich- tigen Ressourcen in der richtigen Reihenfolge für sein Projekt arbei- ten und zwar sehr viel schneller als bisher.  Das Unternehmen stellt dem Projekt Ressourcen zur Verfügung, die  nun  wesentlich  effektiver  arbeiten  können  als  in  einer  Umgebung,  die  von  Multitasking  und  verzögerter  Managementunterstützung  geprägt  ist.  So  kann  der  Projektmanager  seine  Verantwortung  für  den pünktlichen Projektabschluss sehr viel besser erfüllen als bisher.   Der Projektmanager hat nach wie vor wesentliche Funktionen wäh- rend der Projektrealisierung zu erfüllen, die er bisher meist aufgrund  seines Kampfs um Ressourcen vernachlässigen musste. Er trägt dafür  Sorge,  dass  alle  Projektmitarbeiter  optimal  arbeiten  können,  z. B.  durch  Kommunikation  mit  dem  Kunden,  um  fehlende  Informatio- nen zu beschaffen, oder durch aktives Risikomanagement, um so die  Auswirkungen von Murphy's Law so gering wie möglich zu halten.  Zu  diesem  Zweck  benötigt  jeder  Projektmanager  ebenfalls  eine  ta- gesaktuelle  Liste  der  Vorgänge,  die  in  seinem  Projekt  „in  Arbeit“  sind,  und  der  Vorgänge,  die  in  seinem  Projekt  in  nächster  Zeit  ge- startet  werden  sollen  –  jeweils  sortiert  nach  ihrer  operativen  Priori- sierung.  Die  Liste  „in  Arbeit“  verwendet  der  Projektmanager,  um die  Mitar- beiter  zu  unterstützen,  die  an  den  laufenden  Vorgängen  arbeiten.  Die  Liste  zukünftiger  Vorgänge  verwendet  er,  um  gemeinsam  mit  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 11  Erfahrungen aus der Praxis  220  dem  Ressourcenmanager  dafür  zu  sorgen,  dass  die  Vorgänge  opti- mal vorbereitet sind, sobald sie starten.  Nach  wie  vor  ist  der  Projektmanager  für  die  Aktualisierung  und  gegebenenfalls  Änderung  des  Projektplans  verantwortlich.  Sollten  sich  z. B.  während  der  Projektrealisierung  die  Rahmenbedingungen  des  Projekts  grundlegend  verändern,  muss  der  Projektmanager  den  Projektplan entsprechend anpassen.  Visualisierung erleichtert die Intervention durch das Topmanagement  Eine  Übersicht  aller  Projekte,  sortiert  nach  ihrem  Status,  mit  Hin- weis  auf  den  Vorgang,  der  gerade  den  Projektfortschritt  bestimmt,  hilft  dem  Top-Management,  sich  genau  auf  die  Vorgänge  zu  kon- zentrieren,  bei  denen  eine  Management-Intervention  einen  positi- ven Einfluss auf den Projektfortschritt haben wird.    Status  Projekt  Projekt manager  Vorgang  Taskmanager  Bemerkungen  rot  A  Katrin  Müller  Anlagenkonzept  erstellen  Anton Huber  Warte auf   Antwort vom  Kunden  gelb  C  Niels   Neumann  Beschaffung  Gehäuse  Martina Mayer    gelb  B  Claudia  Simon  Gehäuse konstruktion  erstellen  Michael   Falkenberg    grün  D  Katrin  Müller  Inbetriebnahme  der Anlage  Herbert Stronz    Tab. 16: Visualisierung der Vorgänge    Der  Portfolio-Status  zeigt  für  das  Top-Management  auf  einen  Blick  den  Status  aller  Projekte  mit  ihrem  jeweiligen  Fortschritt  und  Puf- ferverbrauch.  So  erkennen  Topmanager  sehr  leicht,  worauf  sie  sich  konzentrieren  sollen,  falls  mehrere  Projekte  um  ihre  Aufmerksam- keit  konkurrieren.  Die  Farben  geben  hier  die  Reihenfolge  vor  –  zu- nächst die roten, dann die gelben und zum Schluss die grünen –, in  der das Top-Management die Vorgänge bearbeiten sollte.    Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 221  Praxisbeispiel 1:   Werkzeug und Formenbau  In  diesem  Bericht  geht  es  um  ein  mittelständisches  Werkzeug-  und  Formenbauunternehmen,  bei  dem  ich  (Holger  Lörz)  mehrere  Jahre  Geschäftsführender  Gesellschafter  war.  Das  Unternehmen  ist  im  Automotive-Zulieferbereich  tätig  und  fertigt  Werkzeuge  für  Zylin- derkurbelgehäuse,  Ölwannen  und  Strukturteile  an,  die  im  Alumini- um  Druckgussverfahren  hergestellt  werden.  Jedes  Werkzeug  ist  ein  Unikat.  Die  Wertschöpfungskette  startet  mit  der  gemeinsamen  Kundenentwicklung  über  die  Fertigung  bis  hin  zur  Montage,  Be- musterung  und  dem  Versand.  Unsere  Kunden  verhalten  sich  nicht  nach  der  Gaußschen  Verteilung:  Sie  bestellen  alle  auf  einmal,  sie  verschieben ihre Termine so, dass alles auf eine Kalenderwoche fällt,  in bestimmten Monaten wird gar nicht bestellt.  Und damit hatten wir unsere Schwierigkeiten:  •  Wir hielten selten unsere Termine.  •  Wir trafen oft den Marktpreis nicht.   •  Wir machten zu viel oder zu wenig Qualität.     Die  Herausforderung  bestand  nun  darin,  das  bestehende  Projekt- management,  mit  dem  die  Produktionssteuerung  durchgeführt  wird, so anzupassen, dass wir 30 % schneller werden und eine nahe- zu  100%ige  Termintreue  erreichen.  Nachdem  wir  uns  die  Grundla- gen  von  „Critical  Chain  Projektmanagement“  und  der  „Theory  of  Constraints“  angeeignet  hatten,  beschloss  das  damalige  Führungs- team, sich auf einen größeren Veränderungsprozess einzulassen.  Ausgangssituation  Ein  Werkzeugprojekt  kann  aus  bis  zu  250  Einzelbauteilen  bestehen,  die durch die Konstruktion, Programmierung, Fertigung und Mon- tage  gesteuert  werden  müssen.  Material  und  Zukaufteile  sind  mit  den  internen  Prozessen  zu  synchronisieren  und  die  Projekte  dürfen  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Praxisbeispiel 1: Werkzeug und Formenbau  222  sich  nicht  gegenseitig  behindern.  Unterschiedlich  lange  Durchlauf- zeiten  von  vier  Wochen  bis  hin  zu  acht  Monaten  erschweren  die  Planung  und  Steuerung.  Es  laufen  durchschnittlich  zwölf  bis  fünf- zehn  Werkzeugprojekte  parallel  in  verschiedenen  Wertschöpfungs- tiefen.  Alle  Verantwortlichen  benötigen  für  ihr  Tagesgeschäft  die  richtige  Reihenfolge  der  Teilprojekte/Teilaufträge.  Ein  Projektleiter  betreut gleichzeitig bis zu sechs Werkzeuge.  Viele  der  gängigen  Managementmethoden  hatten  wir  bereits  aus- probiert.  Dies  hatte  auch  viele  positive  Effekte,  jedoch  schien  das  Potenzial  ausgeschöpft.  Führungskräfte  und  Mitarbeiter  hatten  die  Haltung,  dass  weitere  Anstrengungen  in  dieser  Richtung  den  Auf- wand nicht mehr rechtfertigten. Auch das bestehende Projektmana- gement,  bei  dem  allein  ein  Projektleiter  damit  beschäftigt  war,  die  Planungs-  und  Meilensteinverfolgung  zu  übernehmen,  musste  ver- ändert  werden.  Was  wir  dringend  benötigten  war  etwas  „Neues“,  eine  neue  Denkweise,  bei  der  man  nicht  etwas  noch  ein  bisschen  konsequenter  und  besser  macht,  sondern  mit  der  wir  grundsätzlich  anders  vorgehen.  Denn  eines  war  uns  bewusst:  Nur  wenn  wir  mit  der  gleichen  Mannschaft  30 %  schneller  sind,  haben  wir  den  ent- scheidenden Wettbewerbsvorteil, den wir für unsere Zukunftsfähig- keit in dieser Branche benötigen.  Vorgehensweise  Ausgehend von dieser Erkenntnis führten wir zunächst einen strate- gischen  Workshop  mit  den  Führungskräften  und  Leistungsträgern  des  Unternehmens  durch.  In  diesem  Workshop  erarbeiteten  wir  mithilfe  einer  externen,  professionellen  Moderation  die  Entwick- lungsvision. Ziel war es, die Mitarbeiter mit strategischen Fragen zu  konfrontieren  um  in  einem  nächsten  Schritt  mit  ihnen  die  strategi- schen Projekte abzuleiten.              Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Praxisbeispiel 1: Werkzeug und Formenbau    223                    Abb. 66: Vorgehensweise  Hier ein Auszug unserer strategischen Fragen:   •  Wie  können  wir  die  Projektlaufzeiten  um  bis  zu  30 %  senken  und unsere komplexen Aufträge besser planen?   •  Wie  finden  und  beseitigen  wir  unsere  Projekt-  und  Prozess- Engpässe, wenn wir nicht alles verändern wollen?   •  Wenn  neue  Kennzahlen  mehr  Transparenz  und  Steuerung  er- möglichen, verhalten wir uns dann auch anders?  •  Wie schaffen wir einen höheren Durchsatz mit der gleichen Mit- arbeiterzahl,  wenn  unsere  Kosten  schon  erheblich  gesenkt  wur- den?   •  Unsere  Konstrukteure  und  Projektmanager  werden  dauernd  gestört  –  wie  können  wir  dieses  negative  Multitasking  abschaf- fen?   •  Wenn  wir  bereits  zu  70 %  unserer  Zeit  mit  Personalthemen  beschäftigt  sind,  wie  gelingt  uns  der  Abbau  von  Widerständen,  wenn wir eine dauerhafte Veränderung erreichen möchten?   •  Wie  können  wir  unabhängiger  von  der  Automotive  Industrie  werden?    Nach  intensiver  Diskussion  mit  den  Mitarbeitern  wurden  folgende  strategische Teilprojekte herausgearbeitet:   •  Aufbau eines zweiten Standbeines unabhängig von der Automo- tive Industrie.   •  Einführung  eines  neuen  Projektmanagement-Systems  (CCPM),  das  sich  auch  gleichzeitig  als  Produktionssteuerungssystem  für  Neuformen etabliert.  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Praxisbeispiel 1: Werkzeug und Formenbau  224  •  Einführung neuer Anreiz- und Messkriterien für die Mitarbeiter  gekoppelt mit neuen Zielvereinbarungen.   •  Klare  Priorisierung  der  Projektreihenfolge  für  alle  (!)  Mitarbei- ter.   •  Kein  negatives  Multitasking  mehr  in  der  Montage  und  Kon- struktion.  Auch  der  Chef  darf  kein  Durcheinander  mehr  ma- chen.  Paradigmenwechsel: Abteilungserfolg ist nicht gleich  Unternehmenserfolg  Nun war uns klar, dass einige Änderungen in unseren Denkmustern  notwendig waren, damit wir unser strategisches Ziel, „Aufträge 30 %  schneller  mit  der  gleichen  Mannschaft  abzuwickeln“,  erreichen  können.   Der Abteilungsleiter wird an der Maschinenauslastung im Verhältnis  zum  Mitarbeitereinsatz  gemessen  (Produktivität).  Wenn  wir  davon  ausgehen,  dass  Mitarbeiter  sich  so  verhalten  wie  sie  gemessen  wer- den, dann ist die logische Konsequenz, dass lokal optimiert wird. Es  werden  Aufträge  dazwischen  geschoben,  nur  damit  die  Maschinen  ausgelastet  sind,  Es  besteht  die  Gefahr,  dass  die  NC-Programme  sicher und langsam sind und dass Maschinenstörungen „hochdisku- tiert“  werden,  um  die  sinkende  Produktivitätszahl  zu  erklären.  Ein  anderes  Phänomen  trifft  man  im  Einkauf,  welcher  am  lokalen  Ein- kaufsbudget und dessen Reduzierung gemessen wird. Ein Zitat unse- res  Montageleiters  bringt  es  hier  auf  den  Punkt:  „Ich  kann  Ihnen  genau  sagen,  wenn  ein  günstiger  Formrahmen  eingekauft  wurde,  dann montieren wir nämlich um ein Drittel länger...“ Um dem ent- gegenzuwirken,  haben  wir  alle  lokalen  Messgrößen  abgeschafft  und  neue  Messgrößen  eingeführt.  Diese  sind  auf  die  Gesamtwertschöp- fungskette  ausgelegt:  Projektlaufzeit  und  Pufferverbrauch,  sowie  Durchsatz (Rohertrag) und Reklamation in €/Tag.  Veränderung ist nicht gleich Verbesserung  Man  kann  in  einer  Organisation  alles  verbessern.  Bei  uns  wurde  damals  jede  Schwachstelle  in  ein  Verbesserungsprojekt  (KVP  Pro- jekt) gepackt – es ging teilweise vor und zurück. Unser kontinuierli- cher  Veränderungsprozess  verbrauchte  viele  Ressourcen  und  viel  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Praxisbeispiel 1: Werkzeug und Formenbau    225  Energie,  vor  allem  von  unseren  fähigsten  Mitarbeitern  und  Füh- rungskräften.  Das  eigentliche  Ziel  „Geld  verdienen  –  heute  und  in  der  Zukunft“  verloren  wir  fast  vor  lauter  Effizienzsteigerungen  aus  den  Augen.  Aus  diesem  Grund  veränderten  wir  unseren  KVP  Pro- zess  in  einen  EVP  Prozess  =  Engpassorientierter  Verbesserungspro- zess. Die wesentlichen fünf Schritte hierbei sind:  Schritt 1: Identifizieren Sie den Engpass  In  einem  Workshop  ermittelten  wir  unseren  permanenten  Engpass.  Das  heißt,  wir  fanden  die  Engstelle,  die  uns  –  über  das  letzte  Jahr  gesehen – am meisten behinderte, die Werkzeuge schnell zu fertigen.  Dies war gar nicht so einfach. Im ersten Schritt behaupteten alle, der  Engpass  wandere  von  einem  Ort  zum  anderen.  Am  schnellsten  wa- ren wir uns einig, dass der größte Kapazitätsengpass in der Entwick- lung lag. Nämlich immer dann, wenn wir viele Neuformen ins Auf- tragsportfolio bekamen. Schnell einig wurden wir uns auch darüber,  dass der für uns als zugänglich eingeschätzte Markt groß genug war,  dies  konnte  also  auch  nicht  unsere  permanente  Engstelle  sein.  Wir  machten  eine  30  Minuten-Gruppenarbeit,  in  der  alle  drei  Gruppen  das gleiche Ergebnis präsentierten. Der physische Engpass in unserer  Wertschöpfungskette sind die Gruppe der großen Fräsmaschinen.  Schritt 2: Entscheiden Sie, wie der Engpass (optimal)  ausgenutzt werden kann  Bei  Engpass  denkt  jeder  schnell  daran,  den  Engpass  zu  erweitern  und  zu  investieren,  jedoch  hatten  wir  zunächst  andere  Optimie- rungsmöglichkeiten  im  Blick.  Es  gab  eine  Order  von  der  Geschäfts- führung, nach der alle Maschinen stehen dürfen, nur die Gruppe der  Schlichtmaschinen  muss  laufen.  Was  dazu  führte,  dass  die  Maschi- nen  vor  allen  anderen  gewartet  wurden,  dass  Stellvertretungspläne  erstellt wurden und Nachwuchs qualifiziert wurde.  Schritt 3: Ordnen Sie alles diesem Engpass unter  Von  der  Urlaubsplanung  bis  zur  Pausenregelung  wurde  alles  so  umgestellt,  dass  die  großen  Fräsmaschinen  geschützt  wurden.  Vor  den  Maschinen  wurde  ein  Pufferlager  eingerichtet,  dass  die  Auslas- tung  der  Maschinen  sicherstellte.  Alle  anderen  Bestände  haben  wir  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Praxisbeispiel 1: Werkzeug und Formenbau  226  auf  ein  Minimum  gesenkt.  Zusätzlich  wurden  die  Werkzeuge  Zent- ral für die Maschinengruppe bereitgestellt. Qualitätsprüfungen wur- den vor der Maschinengruppe soweit möglich realisiert, um unnöti- ge Laufzeiten auf den Maschinen zu vermeiden.  Schritt 4: Wenn dann der Engpass noch der Engpass ist  – erweitern Sie ihn  Wir  mussten  nicht  in  eine  neue  Maschine  oder  eine  dritte  Schicht  investieren,  sondern  konnten  mit  einer  zusätzlichen  Wochenend- schicht  erreichen,  dass  sich  der  Engpass  in  die  Montage  verlagert  hat.  Schritt 5: Achten Sie regelmäßig darauf, ob sich der  Engpass verlagert und starten Sie wieder bei Schritt 1  In der Montage haben wir dann den gleichen Prozess wieder durch- laufen. Hier handelte es sich jedoch nicht um einen physischen Eng- pass,  sondern  um  einen  Verhaltensengpass.  Obwohl  Mitarbeiter  bereits 20 Jahre in der Firma waren, wollten Sie keine „schwierigen“  Entscheidungen treffen. Auch dieses Thema haben wir mit eigenver- antwortlichen  Teams  und  einer  neuen  Führungskultur  gut  in  den  Griff bekommen.  Viel Arbeit ist nicht gleich viel Wertschöpfung  „Mitarbeiter, die nicht arbeiten, und Maschinen, die nicht produzie- ren,  sind  Verschwendung“,  so  lautete  das  alte  Denkmuster.  Heute  wissen  wir,  dass  es  theoretisch  in  einem  prozessorientierten  System  gar nicht möglich ist, dass alle Ressourcen zu 100 % sinnvoll ausge- lastet  sind.  Im  Gegensatz  dazu  ist  es  wichtig,  dass  der  Engpass  im- mer  zu  100 %  ausgelastet  ist,  und  daher  wird  auch  dort  die  haupt- sächliche Energie (Aufmerksamkeit) investiert.  Ein  weiteres  Phänomen  war,  dass  die  Projektleiter,  Konstrukteure  und vor allem Monteure an mehreren Projekten gleichzeitig arbeite- ten und überzeugt waren, dass sie durch das Hin- und Herspringen  am effektivsten arbeiten. Über Schulungen und Simulationsspiele zu  negativem  Multitasking  haben  wir  dann  den  Paradigmenwechsel  eingeleitet.  Heute  sieht  jeder,  wie  wichtig  ununterbrochene  Arbeit  ist, und der Engpass „darf“ ungestört arbeiten.  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Praxisbeispiel 1: Werkzeug und Formenbau    227  Einführung von CCPM als Basis für die Produktions steuerung  Um  bis  zu  250  Teile  durch  die  Produktion  zu  schleusen,  bedarf  es  eines einfachen und transparenten Steuerungssystems. Während wir  früher  die  Zeitschätzungen  der  einzelnen  Projektleiter  in  Meilen- steine  umwandelten,  um  so  einen  Projektplan  zu  erstellen,  war  uns  nun  sofort  bewusst,  dass  wir  damit  keine  Beschleunigung  erreichen  werden.  Da  bei  CCPM  vom  Liefertermin  zurückgerechnet  wird,  kippten  wir  als  erstes  die  Vorwärtsterminierung  über  Bord.  „Wir  starten  so  früh  wie  möglich“,  eine  der  gravierenden  Ursachen  für  negatives  Multitasking,  wurde  in:  „Wir  starten  erst,  wenn  alles  zum  Start da ist und nicht früher als berechnet“ umgewandelt. Ein weite- rer  Grund  für  die  langen  Projektlaufzeiten  war,  dass  jeder  Abtei- lungsleiter  wusste,  dass  seine  Schätzung,  die  schon  eine  50 %- Reserve  beinhaltet,  vom  Projektplaner  in  eine  feste  Vereinbarung  umgewandelt  wurde.  Da  er  an  der  Einhaltung  dieses  Termins  ge- messen  wurde,  packte  er  noch  eine  weitere  Reserve  dazu.  Und  weil  sich bekanntlich Zeit soweit ausdehnt, wie man ihr Raum gibt, wur- de  man  dann  auch  niemals  mit  einer  Teilaufgabe  früher  fertig.  Aus  dieser Situation ergaben sich die neuen Grundpfeiler der Steuerung:  Projekte  werden  nicht  mehr  vom  Projektplaner  geplant,  sondern  von den Linienverantwortlichen über so genannte Stolpersteine (ein  anderes  Wort  für  kleine  Risikoanalyse).  Alle  Reserven  aus  den  ein- zelnen Aufgabenschätzungen werden entfernt, dann wird ein Drittel  als  Puffer  an  das  Ende  des  Projektes  gesetzt.  Jeder  darf  von  diesem  Projektpuffer  zehren.  Der  Projektpuffer  ist  fester  Bestandteil  des  Projektes  und  darf  nicht  gekürzt  werden.  Die  Projekte  waren  nun  alle inklusive Projektpuffer um ca. 30-40 % schneller geplant.  Diese  neue  Planung  setzte  dann  ein  gewisses  Vertrauen  in  die  Zu- sammenarbeit  voraus,  denn  Schätzungen  bleiben  Schätzungen  und  werden  nicht  in  Vereinbarungen  umgewandelt.  Mitarbeiter  wollen  das  Beste  für  die  Firma  und  die  Führungskräfte  vertrauen  ihnen.  Verzögert  sich  ein  Projekt,  dann  sind  alle  bestrebt,  demjenigen,  der  in  Schwierigkeiten  ist,  zu  helfen.  Denn  –  im  Gegensatz  zu  früher  –  bekommen alle einen Bonus, wenn das Projekt, in unserem Fall das  Werkzeug,  vor  oder  zumindest  zum  Termin  fertiggestellt  wird.  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Praxisbeispiel 1: Werkzeug und Formenbau  228  Denn  dadurch  erreichen  wir  unser  Ziel,  „Mehr  Projekte  mit  der  gleichen Mannschaft in einem Jahr“ durchzuführen.   Innerhalb  des  Projektes  wird  dann  ganz  genau  die  kritische  Kette  (im  klassischen  Sinn  der  ressourcennivellierte  kritische  Pfad)  ver- folgt.  Täglich wird  zurückgemeldet –  mit zwei  Schwerpunkten:  Wie  viel  Projektpuffer  haben  wir  verbraucht  und  wie  weit  sind  wir  auf  der kritischen Kette vorangeschritten (vgl. auch Kapitel 6).  Da  nach  Durchführung  des  engpassorientierten  Verbesserungspro- zesses (EVP) der permanente Engpass von den Fräsmaschinen in die  Montage gewandert ist, staffelten wir in der Montage unsere gesam- ten  Projekte,  um  Multitasking  zu  vermeiden  und  klare  Prioritäten  bei  der  Abarbeitung  zu  erreichen.  Das  Projektportfolio  wird  so  ge- steuert und transparent gehalten, dass auch der Vertrieb sieht, wann  ein neu zu startendes Projekt frühestens fertig sein kann.  Die  Projektleiterrunden  haben  sich  dadurch  von  180  Minuten  täg- lich  auf  45  Minuten  alle  zwei  Tage  reduziert.  Die  wesentlichen  Fra- gen in der Projektleiterrunde lauten:  •  Wie lange braucht das Team noch?  •  Wo benötigt wer Unterstützung?  •  Haben wir noch genügend Projektpuffer für mögliche Änderun- gen/Störungen  Effekte für die Zusammenarbeit in Projekten  Da  die  lokalen  Messgrößen  abgeschafft  wurden,  haben  nun  alle  das  gleiche Interesse. Die Projekte alle möglichst schnell und termintreu  durch  das  Unternehmen  zu  schleusen.  Der  Maschinenbediener  an  der  Fräsmaschine  hat  nun  ein  hohes  Interesse,  dass  das  Werkstück  so  gefräst  wird,  dass  es  auch  gut  in  der  Montage  eingebaut  werden  kann. Der Einkauf fragt lieber noch einmal nach, bevor komplizierte  Teile bestellt werden, und bezieht die Produktion und Montage mit  ein.  Die  Konstruktion  hat  ebenso  ein  hohes  Interesse  montagege- recht  zu  konstruieren  und  lässt  sich  sogar  von  der  Montage  Tipps  geben.  Dies  geht  nur,  wenn  sich  die  Führungsprinzipien  ändern.  Stehen  beispielsweise  nun  zwei  Mann  an  der  Maschine  z. B.  der  Monteur  und  der  Bediener,  dann  schimpft  heute  niemand  mehr,  denn  die  Führung  ist  sich  sicher,  dass  die  Mitarbeiter  etwas  für  den  Projekterfolg im Unternehmen machen.  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Praxisbeispiel 1: Werkzeug und Formenbau    229  Widerstand gegen Veränderungen  Geht  es  um  die  Einstellung,  die  Veränderung  der  Haltung  und  Denkweise  von  Menschen,  dann  sind  die  Widerstände  sehr  subtil.  Die  Wahrnehmung  der  Führungskräfte  muss  gut  geschult  sein,  um  die jeweiligen Emotionen richtig zu deuten und die entsprechenden  Kommunikationsplattformen  zur  Verfügung  zu  stellen.  Wir  hatten  in  unserem  Prozess  mit  allen  Mitarbeitern  Orientierungsgespräche  durchgeführt, um  ihnen  die Werte  des  Unternehmens  und  was  von  ihnen  erwartet  wird,  darzulegen.  Im  Gegenzug  wollten  wir  wissen,  was  ihre  Werte  sind  und  was  sie  von  dem  Unternehmen  erwarten.  Dies  hat  viel  mit  Wertschätzung  zu  tun  und  hat  uns  eine  Basis  für  die Veränderungsbereitschaft der Mitarbeiter geschaffen.  Zusammenfassung – Erfolgsfaktoren  Zusammenfassend  lassen  sich  die  folgenden  Erfolgsfaktoren  für  unser Projekt zur Durchlaufzeitreduzierung identifizieren:  •  Einfache, pragmatische Lösungen  •  Mitarbeiter  haben  die  Lösung  dann  verstanden,  wenn  sie  diese  mit ihren eigenen Worten erklären können.  •  Lokale Optimierung vermeiden.  •  Paradigmenwechsel spielerisch erleben.  •  Einfache  Fragen  zum  Nachdenken  stellen  und  Betroffenheit  erzeugen – „Pull System“  •  Ebenen  des  Widerstandes  mit  der  Führung  durchlaufen  –  Füh- rungsmannschaft gegebenenfalls verändern.  •  Nicht  überall  Energie  investieren,  sondern  gezielt  dort,  wo  wir  den Durchsatz/die Wertschöpfung steigern können.  •  Erarbeitung einer einfachen und klaren Wachstumsstrategie, die  im  täglichen  Handeln  integriert  ist  –  Ausnahmslos  alle  Füh- rungskräfte tragen diese mit.  •  Die  Kostenstruktur  nicht  aus  den  Augen  lassen  –  aber  so,  dass  die Wachstumsstrategie nicht gefährdet wird.  •  Die kritischen Mitarbeiter, die daran erkannt werden, dass sie oft  mit  dem  Satz:  „Ja,  aber“  anfangen,  und  die  gerne  auch  mal  als  Bedenkenträger  abgestuft  werden,  haben  so  manchen  „Schnell- schuss“ erst zu einer richtig guten Lösung geformt.  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Praxisbeispiel 1: Werkzeug und Formenbau  230  •  Messgrößen  und  Anreizsysteme  auf  das  Gesamtsystem  ausrich- ten,  denn  so  wie  wir  gemessen  werden,  so  verhalten  wir  uns  auch.        Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 231  Praxisbeispiel 2:   Softwareentwicklung  Mein  Name  ist  Ansgar  Knipschild.  Ich  bin  Geschäftsführer  der  kingmedia websolutions GmbH. Die kingmedia websolutions ist ein  IT-Unternehmen,  das  im  Bereich  Rapid  Portal  Development  tätig  ist. Die Erstellung von Webportale für Intra- und Extranets (z. B. für  die  Integration  von  SAP-Anwendungen  in  Webportale)  und  die  individuelle Softwareentwicklung sind unser Haupttätigkeitsfeld.  Ausgangssituation  2006 war die kingmedia websolutions mit vielerlei Herausforderun- gen  im  individuellen  Projektgeschäft  konfrontiert.  Vor  allem  das  komplexe  Anforderungsmanagement  aufgrund  der  individuellen  Kundenwünsche  und  ständige  Change  Requests  machten  dem  Un- ternehmen  zu  schaffen.  Die  starke  Einflussnahme  von  Kundenseite  in  Form  von  häufigen  und  tiefgreifenden  Änderungswünschen  war  eine Herausforderung.   Die Ausgangslage 2006 liest sich wie folgt:  •  3.000 PT pro Jahr  •  70 Projekte à 20 – 200 PT  •  4 Projektleiter  •  20 Mitarbeiter    Schädliches Multitasking, unsichere Terminzusagen, keine einheitli- che  Projektsprache  und  ein  ständiges  Gerangel  um  die  Spezialisten  (um  nur  ein  paar  der  Probleme  zu  nennen)  waren  Alltag.  Das  Er- gebnis  waren  sehr  unsichere  Terminzusagen  und  eine  geschätzte  Erfolgsquote  von  50 %.  Mitarbeiter  besuchten  Seminare,  um  die  Situation  zu  verbessern  –  ohne  Erfolg,  es  stellte  sich  einfach  keine  wesentliche Verbesserung ein. Erforderlich war zu diesem Zeitpunkt  eine Synchronisierung der Mitarbeiter.  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Praxisbeispiel 2: Softwareentwicklung  232  Bestimmung eines klaren Ziels  Im  Oktober  2006  stieß  ich  auf  das  Buch  „Die  kritische  Kette“  von  Eliyahu M. Goldratt. Hier spiegelten sich die Probleme unseres Un- ternehmens  wieder.  Die  Lösungsansätze  waren  logisch  und  besta- chen durch eine klare Formulierung und Einfachheit.  Also trommelte ich das Management zusammen, um diese Lösungs- ansätze auch bei kingmedia websolutions zu implementieren.  Zunächst  hatte  die  Bestimmung  eines  klaren  Ziels  oberste  Priorität.  Was  will  ich  überhaupt  erreichen?  Nicht  „Beschleunigung“  war  die  Antwort, sondern „Zuverlässigkeit“! Dem Unternehmen wäre schon  mit  höherer  Stabilität  sehr  geholfen:  Wenn  man  einem  Kunden  einen  Termin  vorlegt  und  sich  an  diesem  in  der  nächsten Zeit  auch  nichts ändert, würde dies „Entspannung ins Unternehmen“ bringen  und auf positive Resonanz bei den Kunden stoßen.   Schnell  erkannten  wir,  dass  die  angepeilte  Zuverlässigkeit  nicht  nur  zur  Entspannung  führen,  sondern  auch  einen  Marktvorteil  in  sich  bergen  könnte.  Vor  allem  in  der  IT-Branche,  in  der  rund  70 %  der  Projekte scheitern.  Vorgehensweise  Die Planung der nächsten Schritte wurde allein den Projektleitern in  die Hände gegeben. Dazu mussten diese natürlich mit Critical Chain  vertraut  gemacht  werden  und  die  Theorie  lernen  sowie  verinnerli- chen.  Wie  es  der  Zufall  wollte,  steckten  wir  zu  diesem  Zeitpunkt  in  einem Großprojekt:   Dieses Projekt wurde anhand der Critical-Chain-Methoden bearbei- tet  und  geplant.  Der  Endtermin  wurde  mittels  „ProChain“  erstellt,  einer  Software  zur  Unterstützung  von  Projektplänen  auf  Basis  der  Critical Chain.  Eine weitere Änderung erfuhr die Kommunikation zwischen Mitar- beitern  und  Projektleitung.  Es  wurde  ein  tägliches  Reporting  einge- führt,  in  dem  alle  Mitarbeiter  über  den  Projektleiter  berichten,  wie  viele  Tage  sie  brauchen,  um  ihre  Aufgabe  zu  erledigen.  Ziel  hierbei  war es, eine „Kultur des Vertrauens“ aufzubauen, d. h. die Mitarbei- ter  davon  abzuhalten,  viele  Sicherheiten  in  ihre  Schätzung  des  Fer- tigstellungstermins  einzubauen,  was  ja  oft  aus  Angst  vor  Konse- Aufbau einer  Vertrauens kultur  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Praxisbeispiel 2: Softwareentwicklung    233  quenzen  bei  Nichteinhaltung  eines  knapperen  Termins  vorkommt.  Es  sollte  den  Mitarbeitern  klar  werden,  dass  das  Reporting  nicht  dazu  dient,  zu  bestrafen,  sondern  dass  vielmehr  eine  realistische  Einschätzung  der  eigenen  Situation  dem  Projekt  hilft.  Durch  dieses  Reporting  konnte  eine  ordnungsgemäße  Steuerung  durch  die  Pro- jektleitung  gewährleistet  werden,  denn  so  erhielt  sie  einen  richtigen  Überblick  über  das  Projekt.  Die  Vorstellung  der  Leistungsmessung  anhand  lokaler  Optima  sollte  aus  den  Köpfen  der  Mitarbeiter  ver- schwinden.  Besondere  Aufmerksamkeit  und  Unterstützung  von  Management  und  Projektleitern  erfuhren  die  Mitarbeiter,  die  auf  der  „Kritischen  Kette“  arbeiteten.  Sie  wurden  sozusagen  geschützt.  Bald war es eine Art Statussymbol, auf der kritischen Kette arbeiten  zu dürfen. Ein Jahr später, im Oktober 2007, war das Projekt äußerst  zufriedenstellend beendet:                                               Abb. 67: Projektfortschritt  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Praxisbeispiel 2: Softwareentwicklung  234  Das  war  ein  Novum  bei  kingmedia  websolutions:  Der  Status  des  Projektes  war  zu  jeder  Zeit  klar  und  jeder  wusste,  was  zu  tun  war.  Dies  zeigt  auch  die  Abbildung  XX.  Dort  steht  die  X-Achse  für  den  Fortschritt des Projektes in Prozent und auf der Y-Achse die prozen- tuale Nutzung des Puffers.  Anwendung von CCPM in einer Multiprojektumgebung  Critical  Chain  Projektmanagement  (CCPM)  hatte  sich  bei  einem  Großprojekt bewiesen. Wie wird es sich wohl in einer Multiprojekt- umgebung verhalten? Das sollte sich ab November 2007 zeigen.  Denn  im  November  2007  wendeten  wir  CCPM  zum  ersten  Mal  im  Multiprojektmanagement-Umfeld  an,  nachdem  beim  Großprojekt  im Monat zuvor ein so großer Erfolg verzeichnet wurde.  Zunächst  legten  wir  ein  standardisiertes  Projekttemplate an,  das  bei  jedem Projekt verfolgt werden sollte:                          Abb. 68: Fullkit  Außerdem  überlegten  wir  uns  noch,  wie  „Full  Kit“,  also  die  Gege- benheiten,  die  herrschen  sollten,  bevor  ein  Projekt  in  Angriff  ge- nommen  werden  konnte,  aussehen  musste.  In  diesem  Zusammen- hang rate ich dazu, nicht zu viele Tasks zu definieren. Die  anfängli- chen Projekttemplates wurden bei uns deutlich vereinfacht.  Nach  der  Erstellung  eines  stimmigen  Projekttemplates  folgte  die  Suche  nach  dem  Engpass.  Dieses  Unterfangen  stellte  sich  als  gar  nicht so einfach heraus. Häufig wechselnde Engpässe verbunden mit  Suche nach  dem Engpass  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Praxisbeispiel 2: Softwareentwicklung    235  den  Change  Requests  der  Kunden,  wie  auch  die  Abhängigkeit  von  Kundenzulieferungen  erschwerten  diese  Aufgabe.  Also  legte  man  kurzerhand einen virtuellen Engpass fest.  Das  Buffer-Management  als  Handlungsleitfaden  für  das  Manage- ment war ein weiterer wichtiger Punkt. Was hat das Management zu  tun,  wenn  Fall  X  eintritt?  Anders  als  gewohnt,  liefen  die  Meetings  wesentlich fokussierter und zeitsparender ab.                                Abb. 69: Buffer-Management    Was haben wir bis heute erreicht?  Die  Abbildung  auf  der  folgenden  Seite  zeigt,  was  wir  durch  die  An- wendung des Critical-Chain-Managements bis heute erreicht haben.                  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Praxisbeispiel 2: Softwareentwicklung  236                                Abb. 70: Ergebnisse  Was lässt sich bei der Implementierung verbessern?  Abschließend  finden  Sie  einige  Tipps  und  Hinweise,  wie  sich  die  Einführung  des  Critical-Chain-Projektmanagements  (CCPM)  ver- bessern lässt:  1.  Einführung  von  CCPM  nicht  nur  in  einem  Einzelprojekt,  son- dern gleich in einer Multiprojektumgebung.  2.  Sofort  eine  Virtual  Drum  einführen  und  den  Engpass  nicht  zwanghaft bei den Mitarbeitern suchen.  3.  Rollen  vorab  definieren  und  auch  keine  Person  mit  mehreren  Rollen versehen.  4.  Kommunikation  über  den  Menschen,  nicht  zu  viel  über  die  Technik  laufen  lassen.  (Lieber  den  Projektleiter  eine  Runde  dre- hen lassen und mit den Mitarbeitern von Angesicht zu Angesicht  den  Taskstatus  kommunizieren  als  sich  Nachrichten  über  das  System zu schicken.)  5.  Pläne eher kurzfassen und auf Teambasis statt auf Personenbasis  erstellen und die Teams sich selbst organisieren lassen.    Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 237  Glossar: Fachbegriffe und Methoden  Dieses Glossar beschreibt neben den im Text vorkommenden Fach- begriffen  auch  einige  Anwendungen  der  Theory  of  Constraints,  die  teilweise in den Abbildungen und Schaubildern verwendet wurden.  AdditivRegel  Im  Paradigma  der  Kosten-Welt  gilt,  dass  die  aufsummierten  Kos- teneinsparungen  aller  einzelnen  Unternehmensbereiche bzw.  Abtei- lungen die Gesamtkosteneinsparung des Unternehmens ergeben, die  Kosten  also  der  Additiv-Regel  folgen.  In  der  Kosten-Welt  ist  die  globale Verbesserung der Organisation die Summe der lokalen Ver- besserungen in den Teilen der Organisation. Im  ToC-Paradigma  der  Durchsatz-Welt  gilt  dagegen,  dass  der  aufsummierte  Durchsatz  der  einzelnen  Unternehmensbereiche  bzw.  Abteilungen  nicht  zu- sammen  den  Gesamtdurchsatz  des  Unternehmens  ergibt;  der  Durchsatz folgt also nicht der Additiv-Regel. In der Durchsatz-Welt  ist  die  globale  Verbesserung  der  Organisation  nicht  die  Summe  der  lokalen Verbesserungen in den Organisations-Teilen. Aktivierung  Beschäftigung  einer  Nicht-Engpassressource,  nur  damit  sie  beschäf- tigt ist, unabhängig davon, ob sie den Durchsatz des Gesamtsystems  damit  unterstützt;  oder:  eine  Kennzahl,  die  ausdrückt,  wie  intensiv  eine  Ressource  bei  der  Herstellung  eines  Produktes  oder  Services  genutzt  wird.  Es  wird  die  arbeitende  Zeit  mit  der  verfügbaren  Zeit  verglichen.  Bedenkenträger  Person,  die  einen  Widerstand  gegen  ein  vorgeschlagene  Lösung  formuliert  Schichten des Widerstands gegen Veränderung  Begrenzender Faktor  Element  oder  Faktor,  das  bzw.  der  ein  System  davon  abhält,  einen  höheren Leistungsgrad zu erreichen (im Verhältnis zu seinem Ziel);  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Glossar: Fachbegriffe und Methoden  238  ein  Engpass  kann  physikalisch,  logistisch,  innerbetrieblich,  verfah- renstechnisch  oder  verhaltensabhängig  bzw.  psychologisch  sein.  Hätte  die  Organisation  mehr  von  ihm  oder  könnte  sie  ihn  besser  ausnutzen, würde sie mehr von ihrem Ziel erreichen  Betriebskosten (BK)  Geld,  das  die  Organisation  ausgibt,  um  „Zieleinheiten“  zu  erzeugen  oder – anders ausgedrückt – um  Bestände und Investitionen (BI)  in Durchsatz zu verwandeln. Die  „Theory of Constraints“ (ToC)  betrachtet  die  Kosten,  die  relativ  konstant  sind  (Löhne,  Gehälter,  Miete,  Versicherungen,  ...)  als  Betriebskosten,  während  die  Kosten,  die  mit  der  Menge  der  produzierten  Teile  oder  Leistungen  zusam- menhängen,  als  total  variable  Kosten  (TVK)  oder  „tatsächlich  vari- able Kosten“ bezeichnet und betrachtet werden.  Bestände und Investitionen (BI)  Eine  der  globalen  Messgrößen  der    „Theory  of  Constraints“  (ToC): das im Unternehmen gebundene Geld in Form von Rohma- terial,  Work-in-Progress,  Fertigprodukten,  Investitionen  wie  Ge- bäude,  Anlagen  etc.  Alle  BI  werden  in  der  Durchsatzrechnung  zu  Einkaufs- bzw. Rohmaterialkosten bewertet.  Claim  Forderung, die in einem Projekt von einem Projektbeteiligten erho- ben  wird  aufgrund  einer  unvorhergesehenen  Veränderung;  insbe- sondere  bei  Veränderungen  von  Rahmenbedingungen  und  wenn  andere  Projektbeteiligte  Fehler  machen  oder  Termine  nicht  einhal- ten.  Claim Management  Die Praxis, in Projekten zusätzliches Geld oder zusätzliche Zeit vom  Auftraggeber  zu  bekommen  –  infolge  von  Fehlern  oder  Terminver- zögerungen  oder  Änderungen  seitens  des  Auftraggebers  oder  ande- rer Lieferanten.  Constraint   Begrenzender Faktor,  Engpass    Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Glossar: Fachbegriffe und Methoden     239  Critical Chain   kritische Kette  CriticalChainProjektmanagement (CCPM)  Managementkonzept  der  Theory  of  Constraints  für  Projektumge- bungen. Im engeren Sinne umfasst CCPM:  •  eine  Lösung  für  die  Steuerung  von  Einzelprojekten  in  hoher  Geschwindigkeit;  •  eine  Lösung  für  die  Steuerung  einer  Multiprojektorganisation  unter bestmöglicher Nutzung der Ressourcen.    Im weiteren Sinne umfasst CCPM zusätzlich:  •  eine  Lösung  für  die  strategische  sinnvolle  Auswahl  von  Projek- ten;  •  einen Ansatz zur zielorientierten Planung der Projekte;  •  eine  Lösung  für  die  unternehmensübergreifende  Zusammenar- beit in Projekten;  •  die zielgerichtete Nutzung von Wettbewerbsvorteilen, die aus der  erhöhten  Zuverlässigkeit  und  der  Verkürzung  von  Projektlauf- zeiten resultieren.    Critical Supply Chain  Win-win-Lösung  für  die  unternehmensübergreifende  Zusammen- arbeit in Projekten. Sie basiert darauf, dass alle Mechanismen, die zu  einer  Verlängerung  von  Projektlaufzeiten  und/oder  Erhöhung  von  Projektkosten aufgrund von Interessenskonflikten führen, eliminiert  und  durch  andere  Mechanismen  ersetzt  werden.  Dies  ermöglicht  allen Projektbeteiligten, stets so zu entscheiden und zu handeln, dass  die  Zielerreichung  des  Projekts  gefördert  wird  –  ohne  im  Konflikt  mit davon evtl. abweichenden anderen Interessen zu sein.  Denkprozesse  Auch Effektive Denkprozesse (EDP) genannt: ein Set von Methoden,  die  dazu  geeignet  sind,  ein  System  systematisch  zu  analysieren  und  zu verbessern und dabei die drei Fragen des Veränderungsprozesses  zu beantworten. Die  ToC-Denkprozesse sind:      Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Glossar: Fachbegriffe und Methoden  240  Veränderungs prozess   Denkprozess   Logik  Gegenwartsbaum   SufficientCauseLogik  Was soll geändert  werden?  DilemmaWolke   NecessaryCauseLogik  Zukunftsbaum   SufficientCauseLogik  Wohin soll die Verände rung führen?  Vorbehalt der negativen  Nebenwirkung   SufficientCauseLogik  Voraussetzungsbaum   NecessaryCauseLogik  Wie soll die Veränderung  verursacht werden?  Umsetzungsbaum   SufficientCauseLogik    DilemmaWolke (DW)  Das  wahrscheinlich  wichtigste  Tool  der  ToC-Denkprozesse  basiert  auf der Necessary-Cause-Logik. Es beschreibt Dilemmata bzw. Kon- flikte und hilft bei deren Win-win-Lösung. Die wichtigsten Einsatz- bereiche sind:  •  strukturierte Darstellung und Lösung von Dilemmata bzw. Kon- flikten  •  Identfizierung  des  Kernkonflikts  des  Systems  im  Rahmen  der  Drei-Wolken-Methode    Die Entitäten der Dilemma-Wolke sind:  •  (A) ein Ziel  •  (B) eine Bedingung für die Zielerreichung und (D) eine Voraus- setzung für die Realisierung der Bedingung  •  (C)  eine  zweite  Bedingung  für  die  Zielerreichung  und  (D’)  eine  Voraussetzung für die Realisierung dieser zweiten Bedingung    Der Konflikt besteht zwischen den beiden Voraussetzungen (D) und  (D’),  die  sich  widersprechen,  das  Gegenteil  voneinander  darstellen  oder sich gegenseitig ausschließen.  Die  beiden  Bedingungen  (B)  und  (C)  stehen  dagegen  nicht  im  Wi- derspruch  zueinander,  sie  sind  vielmehr  beide  akzeptierte  Bedin- gungen für die Erreichung des Zieles (A).  Fünf  Pfeile  repräsentieren  die  Verknüpfungen  zwischen  den  Entitä- ten.  Die Annahmen, die den Verknüpfungen zugrunde liegen, sind eben- falls  identifiziert  und  dokumentiert.  Diese  Explizierung  der  Annah- men  liefert  den  Schüssel  zur  Lösung  mit  zwei  verschiedenen  Ansät- Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Glossar: Fachbegriffe und Methoden     241  zen.  Das  Dilemma  löst  sich  auf,  wenn  eine  wichtige  Annahme  als  nicht  zutreffend  identifiziert  wird  oder  durch  eine  Veränderung  im  System ungültig gemacht werden kann.  Die Leseweise der Dilemma-Wolke ist wie folgt:  •  „Um  (A)  zu  erreichen,  müssen  wir  (B),  weil  (AB).“  (AB)  sind  dabei die Annahmen, die begründen, warum (B) eine Bedingung  für (A) ist.  •  „Um  (B)  zu  erreichen,  müssen  wir  (D),  weil  (BD).“  (BD)  sind  dabei  die  Annahmen,  die  begründen,  warum  (D)  eine  Voraus- setzung für (B) ist.  •  „Um  (A)  zu  erreichen,  müssen  wir  (C),  weil  (AC).“  (AC)  sind  dabei die Annahmen, die begründen, warum (C) eine Bedingung  für (A) ist.  •  „Um (C) zu erreichen, müssen wir (D’), weil (CD’).“ (CD’) sind  dabei  die  Annahmen,  die  begründen,  warum  (D’)  eine  Voraus- setzung für (C) ist.  •  „(D) und (D’) schließen sich gegenseitig aus, weil (DD’).“ (DD’)  sind  dabei  die  Annahmen,  die  begründen,  warum  (D)  und  (D’)  unvereinbar miteinander sind.  Drum  Detaillierter Arbeitsplan der Ressource, die den Takt für das gesamte  System  vorgibt.  Der  Arbeitsplan  der  Drum-Ressource  muss  die  Kundenanforderungen  mit  dem  Engpass  des  Systems  abstimmen  bzw. abgleichen.  Drum Buffer Rope (DBR)  Lösung der Theory of Constraints für die Steuerung der Produktion,  Leistungserbringung  und  des  Multiprojektmanagements.  DBR  nutzt:  •  die Drum, um einen Plan zu erstellen, der auf der bestmöglichen  Ausnutzung der begrenzten Kapazität des Engpasses oder der am  stärksten belasteten Ressource basiert;  •  den Puffer, um die Drum und die Auslieferung vor Störungen zu  schützen;  •  den  „Rope“  genannten  Mechanismus,  der  die  Freigabe  neuer  Aufträge,  Projekte  oder  von  Produktionsmaterial  abhängig  vom  Takt und Fortschritt der Drum-Ressource steuert.  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Glossar: Fachbegriffe und Methoden  242  DrumPuffer  Puffer  im  Arbeitsplan  der  Drum-Ressource,  wenn  diese  nicht  der  Unternehmensengpass ist, sondern sich diesem unterordnen muss.  Durchsatz  Geschwindigkeit,  in  der  das  System  „Zieleinheiten“  erzeugt,  also  in  gewinnorientierten Unternehmen in Euro pro Zeiteinheit gemessen,  beispielsweise  Euro  pro  Jahr.  Der  Durchsatz  ist  die  Differenz  zwi- schen  dem  Umsatz  und  den  für  diesen  Umsatz  eingesetzten  TVK  (Total variable Kosten) pro Zeiteinheit.  DurchsatzWelt  Die Sichtweise, dass ein System aus einer Reihe voneinander abhän- giger  Teile  besteht,  die  zusammen  wirken  müssen,  um  das  Ziel  des  Systems  zu  erreichen.  Die  Fähigkeit  des  Systems,  sein  Ziel  zu  errei- chen  wird  durch  einen  einzigen  Faktor  eingeschränkt:  den    be- grenzenden Faktor. In der Durchsatz-Welt werden alle Handlungen  und Entscheidungen aufgrund ihrer Wirkung auf das Gesamtsystem  bewertet und niemals – wie in der  Kosten-Welt – aufgrund ihrer  Wirkung für ein Systemteil.  Effekt (auch: Symptom)  Entität, die die Auswirkung einer oder mehrerer Ursachen darstellt.   Erwünschter Effekt  Unerwünschter Effekt  Effektivität  Die Effektivität ist das Maß, zu dem ein System die Arbeit verrichtet,  die  erforderlich  ist  –  und  nicht  mehr.  Die  Effektivität  wird  in  Be- stands-Euro-Tagen gemessen.  Effizienz  Kennzahl (in Prozent), die den aktuellen Output ins Verhältnis zum  erwarteten  Output  setzt.  Sie  misst  nicht  das  Verhältnis  Output  zu  Input.  Engpass  Einrichtung,  Abteilung,  Funktion  oder  Ressource,  deren  Kapazität,  wenn sie sinnvoll geplant wird, kleiner oder genauso groß ist wie die  Nachfrage danach im vergleichbaren Zeitraum.  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Glossar: Fachbegriffe und Methoden     243  Engpassfaktor   Begrenzender Faktor  Erwünschter Effekt (EE)  Eine  positive,  gewollte,  erwünschte  Wirkung  bzw.  Ergebnis.  Das  Gegenteil  ist  ein    unerwünschter  Effekt  (UE).  EE  erscheinen  im  Zukunftsbaum,  wo  sie  als  das  genaue  Gegenteil  von  UE  des  Gegen- wartsbaumes  formuliert  sind  oder  als  Bedingungen,  die  deutlich  machen,  dass  die  UE  nicht  mehr  existieren.  Beispiel  für  einen  UE:  Die  Projektlaufzeiten  sind  zu  lang.  Beispiel  für  einen  EE:  Die  Pro- jektlaufzeiten sind deutlich kürzer als die des Wettbewerbs.  FeedbackSchleife  Eine  geschlossene  Verbindung  von  Kausalitäts-Verknüpfungen,  die  eine positive (für das Unternehmen und dessen Zielerreichung nütz- liche)  oder  negative  (für  das  Unternehmen  und  dessen  Zielerrei- chung  schädliche)  Verstärkung  von  Bedingungen  oder  Verhaltens- weisen  erzeugt.  Die  positive  Feedback-Schleife  wird  auch  „positive  Verstärkung“  genannt  und  findet  sich  typischerweise  im  Zukunfts- baum  des  Systems.  Die  negative  Feedback-Schleife  wird  auch    „negative  Endlosschleife“  oder  „Teufelskreis“  genannt  und  findet  sich  typischerweise  im  Gegenwartsbaum  des  Systems.  Aufgrund  der  entscheidenden  Wirkung  auf  das  System  ist  es  wichtig,  die  Feed- back-Schleifen zu finden und zu berücksichtigen.  Fünf FokusSchritte (FFS)  Kontinuierlicher  Prozess  zur  Verbesserung  des  Profits,  in  dem  das  Produktionssystem und das Marktangebot ausgewertet werden. Auf  dieser  Basis  entscheidet  man  dann,  wie  man  am  besten  „Geld  macht“,  während  man  den  Engpass  des  Systems  nutzt.  Die  Schritte  sind:  •  Identifiziere den Engpass – Identifizieren  •  Entscheide,  wie  der  Engpass  optimal  ausgenutzt  werden  soll  –  Ausnutzen  •  Ordne alles andere der Engpassnutzung unter – Unterordnen  •  Erweitere den Engpass – Erweitern  •  Wiederhole die Schritte, sofern sich der Engpass verschoben hat;  lasse keine Trägheit zu – Wiederholen  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Glossar: Fachbegriffe und Methoden  244  Viele andere Ansätze der ständigen Verbesserung fordern,  dass alles  im  Unternehmen  ständig  verbessert  werden  muss.  Der  Verbesse- rungsansatz der  ToC dagegen fokussiert die Aufmerksamkeit und  Energie  auf  einen  Punkt:  den  Punkt  der  größtmöglichen  Einfluss- nahme, den Engpass des Systems.  Gegenwartsbaum (GB)  Einer  der  TOC-Denkprozesse,  die  auf  der  Sufficient-Cause-Logik  basieren.  Der  GB  wird  genutzt,  um  die  erste  Phase  im    Verände- rungsprozess zu durchlaufen und die Frage „Was soll geändert wer- den?“  zu  beantworten.  Der  GB  wird  eingesetzt,  wenn  nicht  klar  ist,  was  das  System  daran  hindert,  einen  oder  mehrere  der  fünf  Fokus- Schritte  konsequent  zu  durchlaufen  und  entsprechend  zu  handeln,  oder  wenn  es  schwierig  ist,  Zustimmung  und  Mitwirkung  des  Ma- nagements für erforderliche bzw. vorgeschlagene Veränderungen zu  erlangen.  Der  GB  zeigt  die  Wenn-dann-Beziehungen  zwischen  dem  Kern- problem  und  den  unerwünschten  Effekten  (UE)  des  Systems.  So  kann  ein  klarer  Zusammenhang  zwischen  dem  Kernproblem  und  den einzelnen UE her- und dargestellt werden.  Hindernis (auch: Stolperstein)  Bedingung  oder  Reaktion,  die  die  erfolgreiche  Realisierung  einer  Injektion  oder  die  Zielerreichung  verhindert.  Hindernisse  werden  bei der Planung für die Realisierung einer Injektion identifiziert und  sind  Gegenstand  der  Schicht  5  der    „Schichten  des  Widerstands  gegen  Veränderung“.  Werden  die  Hindernisse  nicht  systematisch  bearbeitet  und  überwunden,  kann  das  Ziel  nicht  erreicht  werden.  Das  zutreffende  Tool  der    ToC-Denkprozesse  ist  der  Vorausset- zungsbaum. Im Prozess der Bearbeitung werden Zwischenziele defi- niert, die erst erreicht sein müssen, bevor die Hindernisse überwun- den werden können.  Injektion  (1) In einem Zukunftsbaum sind Injektionen die Elemente, die eine  noch  nicht  in  der  Realität  existierende  Bedingung  beschreiben,  die  wiederum  eine  erfreulichere  Zukunft  des  Systems  verursachen  wer- den.  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Glossar: Fachbegriffe und Methoden     245  (2)  In  einer  Dilemma-Wolke  ist  die  Injektion  das  Element,  durch  das  der  Konflikt  aufgelöst  werden  kann.  Die  Injektion  ist  eine  Be- dingung,  die  eine  oder  mehrere  der  Annahmen,  die  dem  Konflikt  zugrunde liegen, ungültig macht und dadurch den Konflikt auflöst.  Um  eine  Injektion  formulieren  zu  können,  ist  es  nicht  erforderlich,  auch schon sagen zu können, wie diese Injektion realisierbar ist.  KostenWelt  Sichtweise  bzw.  das  Paradigma,  dass  ein  System  aus  einer  Reihe  unabhängiger  Variablen  (Teilsysteme)  besteht,  die  jede  für  sich  ein  unabhängiger Kosten-Treiber sind. Aufgrund dieser Sichtweise wer- den  Entscheidungen  und  Handlungen  in  ihrer  lokalen  Wirkung  betrachtet.  Um  wiederum  lokale  Wirkungen  auf  Kosten  betrachten  zu  können,  wird  die  Kostenrechnung  bzw.  die  Umlage  von  Kosten  genutzt.  Diese  Sichtweise  steht  im  Gegensatz  bzw.  Konflikt  zum  Paradigma der Durchsatz-Welt.  Kritische Kette (KK)  Im  Critical-Chain-Projektmanagement  ist  dies  die  längste  Kette  voneinander  abhängiger  Aufgaben;  wobei  Aufgaben  dadurch  von- einander abhängig sein können, dass  •  eine  Aufgabe  ihr  Zwischenergebnis  geliefert  haben  muss,  weil  eine andere Aufgabe dieses Zwischenergebnis benötigt, um selbst  mit der Arbeit beginnen zu können. In diesem Fall sind die Auf- gaben inhaltlich voneinander abhängig.  •  eine  Ressource  erst  dann  mit  einer  Aufgabe  beginnen  kann,  wenn  sie  eine  andere  Aufgabe,  die  sie  ebenfalls  umsetzen  muss,  abgeschlossen hat. In diesem Fall sind die Aufgaben in Bezug auf  die Ressourcen voneinander abhängig.    Die kritische Kette ist der Engpass des Projektes. Die Länge der kriti- schen  Kette  plus  Länge  des  Projektpuffers  ergeben  die  Projektlauf- zeit.  Wenn  die  Abhängigkeit  in  Bezug  auf  die  Ressourcen  nicht  zu  einer  Verlängerung  des  Projektes  führt,  sind  kritische  Kette  und    kriti- scher Pfad identisch.      Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Glossar: Fachbegriffe und Methoden  246  Kritischer Pfad  Im  Projektmanagement  die  längste  Folge  sachlich  voneinander  ab- hängiger Aufgaben. Der kritische Pfad bestimmt die Projektlaufzeit.  Der so genannte „ressourcennivellierte kritische Pfad“ berücksichtigt  die  Ressourcenbelastung,  jedoch  ohne  den  kritischen  Pfad  dadurch  selbst zu verändern.  Lokale Effizienz  Versuch,  das  Unternehmen  durch  den  Einsatz  von  lokalen  Effi- zienzmessgrößen  zur  Zielerreichung  zu  führen.  Wenn  lokale  Effi- zienzen die dominanten Messgrößen sind, führt dies jedoch zu loka- ler Optimierung und damit zu einer Verschlechterung der Situation  des Unternehmens.  Marketing  Funktion  im  Unternehmen,  die  dafür  sorgt,  dass  das  Unternehmen  die  Produkte,  Leistungen  und  Angebote  hat,  die  für  die  Kunden  so  interessant sind, dass diese „vor der Tür stehen“ und Aufträge an das  Unternehmen vergeben wollen.  Matrixorganisation  Organisationsform,  in  der  Ressourcen  mehreren  Organisationsein- heiten  zugeordnet  sind.  Typisch  für  Multiprojektunternehmen,  in  denen  Mitarbeiter  sowohl  zu  einer  Abteilung  gehören  als  auch  in  Projekten  eingesetzt  werden.  Der  Abteilungsleiter  hat  für  die  best- mögliche Auslastung der Mitarbeiter zu sorgen, der Projektleiter für  die  Zielerreichung  des  Projektes.  Aus  diesen  beiden  Aufgabenstel- lungen  ergeben  sich  Konfliktsituationen,  die  die  Produktivität  des  Unternehmens negativ beeinflussen können.  Meilenstein   Zwischenziel  Multitasking, schädliches (SM)  Angewohnheit,  eine  Aufgabe  zugunsten  einer  anderen  Aufgabe  zu  unterbrechen. Schädliches Multitasking entsteht, wenn durch dieses  Verhalten  die  Projekte  verlangsamt  und  die  bestmögliche  Ausnut- Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Glossar: Fachbegriffe und Methoden     247  zung  des  Engpasses  behindert  werden.  Oft  wird  hierfür  auch  der  Begriff „negatives Multitasking“ verwendet.  Negative Endlosschleife   Feedback-Schleife  Paradigma  Grundannahme  oder  Glaubenssatz;  eine  Annahme  darüber,  wie  ein  System funktioniert oder zu steuern ist. Beispiel: Das Paradigma der  lokalen  Optimierung  geht  davon  aus,  dass  ein  Gesamtsystem  sich  automatisch  verbessert,  wenn  einzelne  Teilsysteme  verbessert  wer- den.  Das  Paradigma  bildet  sich  in  den  verschiedenen  Regeln,  Me- chanismen,  Verfahren  und  Kennzahlen  der  Organisation  und  im  Verhalten der Menschen ab.  Paradigmenwechsel  Veränderung  einer  grundsätzlichen  Annahme  über  die  Funktions- weise  eines  Systems  sowie  aller  mit  dem  Paradigma  verbundenen  Handlungsweisen,  Regeln,  Verfahren  und  Kennzahlen;  grundlegen- de Umgestaltung einer Organisation.  Parkinson’s Law  Erscheinung,  dass  die  für  eine  Arbeit  zur  Verfügung  stehende  Zeit  selten unterschritten wird, weil die Unterschreitung i. d. R. negative  Auswirkungen  für  die  Betroffenen  hätte,  wie  z. B.  die  Kürzung  zu- künftiger Zeitschätzungen und Vorgabezeiten.  Pilotprojekt  Die Einführung von Critical-Chain-Projektmanagement im Rahmen  eines Pilotprojekts ist ein schon oft probierter, aber meist gescheiter- ter  Versuch,  CCPM  „auszuprobieren“.  Da  CCPM  mit  einem  Para- digmenwechsel verbunden ist und die meisten Organisationen Mul- tiprojektorganisationen  sind,  entsteht  bei  einem  entsprechenden  Pilotprojekt zwangsläufig ein tiefgreifender Paradigmenkonflikt, den  die Organisation normalerweise nicht bewältigen kann.  Projekte staffeln  Bestandteil der Drum-Buffer-Rope-Lösung für das Multiprojektma- nagement,  in  der  die  Projekte  so  hintereinander  gestaffelt  werden,  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Glossar: Fachbegriffe und Methoden  248  dass  eine  optimale  Ausnutzung  und  multitasking-freie  Arbeit  der  Engpass-/Drum-Ressource möglich ist.  Projektkostenrechnung  Praxis,  den  Projekten  kalkulatorische  Kosten  zuzuordnen,  um  da- durch  die  Profitabilität  von  Projekten  in  der  Planung  und  auch  während  bzw.  nach  der  Realisierung  zu  ermitteln  und  daraus  Ent- scheidungen abzuleiten.  Projektportfolio  Summe aller Projekte, die in einem Zeitraum parallel in einer Orga- nisation umgesetzt werden und deren Umsetzung geplant ist.  ProjektRisikofonds  „Globaler“  Finanzpuffer  für  unternehmensübergreifende  Projekte;  er wird genutzt für:  •  unvorhergesehene Kosten;  •  Fehler;  •  Auszahlung  von  Incentives  an  alle  Beteiligten  bei  rechtzeitiger  Fertigstellung des Projektes.    PullPrinzip  Prinzip,  vom  Ende  einer  Kette  aus  zu  planen  und  zu  steuern,  statt  vom  Beginn  einer  Kette;  im  Projektmanagement  ist  damit  die  Pla- nung des Projektes mithilfe des Voraussetzungsbaumes gemeint.  Ressource  Sammelbegriff für Mitarbeiter, Anlagen, Einrichtungen  Schichten des Widerstands gegen Veränderung  Die Schichten des Widerstandes gegen Veränderung beschreiben, in  welcher  Reihenfolge  unterschiedliche  Arten  von  „Widerständen“  in  einem  Veränderungsprozess  auftreten.  Aus  Sicht  der    ToC  sind  diese  Widerstände  zumeist  berechtigt  und  daher  methodisch  zu  bearbeiten,  um  (1)  die  Lösung  und  den  Weg  der  Veränderung  zu  verbessern  und  (2)  alle  Betroffenen  in  den  Veränderungsprozess  einzubeziehen, sie zu Beteiligten und Mitgestaltern zu machen.  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Glossar: Fachbegriffe und Methoden     249  •  Schicht  1:  fehlende  Übereinstimmung  (Einigkeit  und  Verständ- nis) hinsichtlich des Problems;  •  Schicht  2:  fehlende  Übereinstimmung  (Einigkeit  und  Verständ- nis) hinsichtlich der Lösungsrichtung;  •  Schicht  3:  fehlende  Übereinstimmung,  dass  die  Lösung  die  Schwierigkeiten tatsächlich beseitigen wird;  •  Schicht  4:  Befürchtung,  dass  die  Lösung  zu  neuen  unerwünsch- ten Nebeneffekten führt;  •  Schicht  5:  fehlende  Klarheit  darüber,  wie  die  Stolpersteine  auf  dem Weg zur Umsetzung der Lösung überwunden werden kön- nen;  •  Schicht 6: fehlende Mitwirkung trotz erfolgter Zustimmung.  Sicherheiten  Projekte sind dadurch gekennzeichnet, dass sie nicht im Detail plan- bar  und  vorhersagbar  sind.  Daher  sind  Sicherheiten  erforderlich.  Diese  Sicherheiten  können  in  den  einzelnen  Projektschritten  ver- borgen  sein  oder  –  wie  im  Critical-Chain-Projektmanagement  –  explizit und global angelegt sein.   Projektpuffer   Der Projektpuffer wird nach dem letzten Bearbeitungsschritt auf der  kritischen  Kette  eingefügt.  Er  kann  von  allen  Ressourcen  genutzt  werden.  Der  Projektpuffer  entspricht  einem  Drittel  der  gesamten  Projektlaufzeit.  SOP   Start of Production  Staffelläuferprinzip  Arbeitsprinzip, das besagt:  •  Wenn Arbeit da ist, erledige sie so schnell wie möglich.  •  Wenn  keine  Arbeit  da  ist,  stehe  still  und  bereite  Dich  auf  die  nächste Arbeit vor.    Es  steht  im  Gegensatz  zum  Prinzip  „Jeder  muss  ständig  beschäftigt  sein“, das in der Verwendung von lokalen Effizienzen als dominante  Messgrößen zum Ausdruck kommt.  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Glossar: Fachbegriffe und Methoden  250  Start of Production (SOP)  Zeitpunkt,  zu  dem  die  Produktion  eines  neuen  Produktes  beginnt.  Der  SOP  ist  in  Entwicklungs-  und  Markteinführungsprojekten  ein  zentraler Meilenstein.  Stolperstein   Hindernis  Strategie  Richtung, in die das Unternehmen sich entwickeln soll. Eine schlüs- sige  Unternehmensstrategie  muss  zeigen,  wie  –  heute  und  in  Zu- kunft – die folgenden Anforderungen erfüllt werden:  •  Geld verdienen  •  Mitarbeitern sichere Arbeitsplätze bieten  •  Märkte zufrieden stellen    Studentensyndrom  Verhalten, den Beginn eine Aufgabe so lang hinauszuzögern, bis die  –  bewusst  oder  unbewusst  –  für  die  Aufgabe  eingeplante  Sicherheit  verbraucht ist. Die Folge dieses Verhaltens ist, dass Aufgaben so gut  wie  nie  vorzeitig  abgeschlossen  werden.  Stattdessen  ist  die  Wahr- scheinlichkeit groß, dass die Aufgabe verspätet fertig wird oder dass  – bei rechtzeitigem Abschluss – qualitative Mängel entstehen.  Supply Chain  Lieferkette  Critical Supply Chain  Symptom   Effekt  Theory of Constraints (ToC)  Unternehmensphilosophie,  die  von  Dr.  Eliyahu  M.  Goldratt  entwi- ckelt  wurde.  Sie  stellt  sich  in  drei  einzelnen,  aber  in  Wechselbezie- hung zueinander stehenden Gebieten dar – Logistik, Leistungskenn- zahlen und strenger Logik. (Wenig genutzte) Übersetzungen: Theo- rie  der  Einschränkungen,  Theorie  der  Engpässe  oder  Beschränkun- gen    Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Glossar: Fachbegriffe und Methoden     251  Umsetzungsbaum (UB)  Logik-basiertes  Tool  zur  Identifizierung  und  Sortierung  der  Tätig- keiten beim Verwirklichen eines Zieles; es verdeutlicht die Stufen auf  dem Weg von der Ist-Situation zum gewünschten Ziel.  Unerwünschter Effekt (UE)  Entität  im  Gegenwartsbaum  des  Systems,  die  als  negativ  betrachtet  wird  und  an  der  deutlich  wird,  dass  das  System  seine  Ziele  nicht  vollständig erreicht oder wesentliche Bedingungen dazu fehlen.  Unwiderstehliches Angebot (UWA)  Angebot  der  Zusammenarbeit  an  Kunden,  das  auf  den  bis  dahin  ungelösten  und  unlösbar  erscheinenden  Problemen  der  Kunden  in  diesem  Geschäftsumfeld  basiert  und  daher  als  unwiderstehlich  er- scheint.  Das  UWA  setzt  eine  rigorose  Analyse  des  Marktes  und  der  Schwierigkeiten der Kunden in diesem Markt voraus.  Verkettung von Aufgaben  Tatsache,  dass  innerhalb  eines  Projektes  Aufgaben  bzw.  Projekt- schritte  voneinander  abhängig  sind;  zum  einen  durch  die  sachliche  Abhängigkeit,  zum  anderen  dadurch,  dass  mehrere  Aufgaben  von  derselben Ressource bearbeitet werden.  Vertrieb  Funktion  im  Unternehmen,  die  dafür  sorgt,  dass  aus  Kundenanfra- gen Aufträge werden.  Vorbehalt der negativen Nebenwirkung (VNN)  Vorbehalt,  dass  eine  Injektion  neben  ihren  positiven  Wirkungen  auch neue unerwünschte Effekte (UE) erzeugen wird. Dieser Vorbe- halt  entspricht  der  Schicht  4  der    Schichten  des  Widerstands  ge- gen  Veränderung.  Im    Zukunftsbaum  erscheint  die  negative  Ne- benwirkung  als  so  genannter  negativer  Ast.  Die  negative  Nebenwir- kung erfordert i. d. R. eine neue, zusätzliche Injektion, die die nega- tive  Nebenwirkung  verhindert  und  oft  sogar  insgesamt  bessere  Er- gebnisse erzeugt.      Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Glossar: Fachbegriffe und Methoden  252  Widerstände gegen Veränderung  Die  von  einer  Veränderung  betroffenen  Menschen  haben  Wider- stände  gegen  Veränderungen,  wenn  die  geplante  Veränderung  für  sie von Nachteil ist oder sie den eindeutigen Vorteil nicht erkennen  können. Die  Theory of Constraints betrachtet diese Widerstände  als berechtigt und sagt, dass es nahezu immer eine Win-win-Lösung  gibt, die jedoch nicht gefunden werden kann, wenn die Widerstände  nicht geäußert und bearbeitet werden.  Schichten des Widerstands  gegen Veränderung  Voraussetzungsbaum (VB)  Tool  der  ToC-Denkprozesse,  das  auf  der  Necessary-Cause-Logik  basiert  und  die  dritte  Frage  im  Veränderungsprozess  „Wie  soll  die  Veränderung verursacht werden?“ bearbeitet. Die Absicht des VB ist  es, die Beziehungen zwischen  •  den  Hindernissen  (Stolpersteinen),  die  bei  der  Umsetzung  einer  Lösung (Injektion) bzw. bei der Realisierung einer Strategie auf- tauchen, und  •  den  Zwischenzielen,  die  erreicht  werden  müssen,  um  die  Hin- dernisse zu überwinden,    zu erkennen. Außerdem soll damit die Reihenfolge/Abhängigkeit, in  der  die  Zwischenziele  erreicht  sein  müssen,  um  die  Lösung  erfolg- reich zu implementieren, aufgezeigt werden.  Der  VB  wird  so  gelesen:  „Um  [das,  was  an  der  Pfeilspitze  steht]  zu  haben/bekommen/erreichen,  müssen  wir  (vorher)  [das,  was  am  Pfeilende steht; ein Zwischenziel] haben/bekommen/erreicht haben,  weil [das Hindernis].”  Mit  einem  VB  kann  die  Reihenfolge  der  Aktivitäten  festgelegt  wer- den, die erforderlich sind, um ein anspruchsvolles Ziel zu erreichen.  Zukunftsbaum (ZB)  Logik-basiertes  Tool  für  Konstruktion  und  Test  potentieller  Lösun- gen vor der Implementierung. Die Ziele sind:  •  Lösung entwickeln, ausformulieren und vervollständigen;  •  Identifizieren  und  Lösen  bzw.  Vermeiden  neuer  Probleme,  die  durch die Implementierung der Lösung entstehen.    Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Glossar: Fachbegriffe und Methoden     253  Der  Zukunftsbaum  stellt  die  Ursache-Wirkungs-Beziehungen  dar  zwischen  einer    Injektion  (Problemlösung)  und  den  dadurch  entstehenden  positiven  Auswirkungen  sowie  auch  möglicherweise  negativen Auswirkungen (negative Nebenwirkungen).  Zulieferkette  Folge von Aufgaben, die nicht Bestandteil der kritischen  Kette sind,  jedoch in diese einmünden. Die Zulieferkette ist der kritischen Kette  durch den Zwischenpuffer untergeordnet.  Zulieferpuffer  Die  kritische  Kette  wird  durch  Zulieferpuffer  geschützt.  Die  Zulie- ferpfade  haben  nach  ihrem  letzten  Bearbeitungsschritt  einen  Zulie- ferpuffer,  der  einem  Drittel  der  Laufzeit  des  Zulieferpfades  ent- spricht.  Zwischenziel (ZZ)  Meilensteine/Deliverables,  die  zwingend  erreicht  bzw.  vorhanden  sein müssen, um ein übergeordnetes Ziel erreichen zu können. Zwi- schenziele  sind  Entitäten  im  Voraussetzungsbaum  und  im  Umset- zungsbaum,  wo  sie  in  Zusammenhang  mit  Hindernissen  gesehen  werden,  die  zu  überwinden  sind,  bevor  das  Ziel  erreicht  werden  kann.  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de 255  Stichwortverzeichnis A  Abhängigkeiten  12, 89, 90, 91, 98,  100, 101, 102, 126, 127, 132,  146, 164  AdditivRegel  237  Analyseteam  33, 35, 38, 52, 55,  56, 57, 58, 63, 64, 67, 72, 76,  85, 87, 89, 91, 98, 105, 111,  112, 115, 117, 118, 122, 125,  127, 135, 139, 140, 141, 151,  155, 158, 166, 167, 168, 171,  172, 174, 175, 177, 179, 180,  182, 185, 187, 195  Anfrage und Angebotsteam 30,  140  B  Bedenkenträger  191, 192, 237  Begrenzender Faktor  237, 238, 243  Betriebskosten  22, 25, 28, 238  C  CCPM  191, 198, 239, 247  Claim  111, 167, 174, 238  Claim Management  111, 238  Claims 165, 168, 169, 172, 174  Constraint  238  Critical Supply Chain 18, 134, 163,  239, 250  D  Denkprozesse  239, 240, 244, 252  DilemmaWolke  56, 106, 120, 121,  240, 241, 245  Drum  67, 68, 69, 241, 242, 247  Drum Buffer  68, 69, 241  Durchsatz  27, 28, 29, 33, 49, 60,  62, 64, 67, 74, 142, 153, 155,  197, 237, 238, 242, 245  E  Endlosschleife 48, 95, 125, 151,  243, 247  Engpass  23, 25, 27, 28, 29, 49, 52,  61, 62, 63, 64, 65, 66, 67, 69,  70, 74, 76, 78, 79, 80, 81, 82,  83, 84, 99, 133, 141, 153, 155,  162, 175, 193, 196, 197, 237,  238, 241, 242, 243, 244, 245,  248  Engpassressource  27, 62, 65, 67,  79, 80, 81, 82, 83, 84, 153, 154,  196, 237  Engpasstagen 27  Erwünschter Effekt 242, 243  F  FeedbackSchleife  243, 247  Führungskultur  161  Fünf FokusSchritte  243  G  Gegenwartsbaum  47, 74, 124,  152, 157, 170, 181, 190, 240,  243, 244, 251  I  Injektion  244, 245, 251, 252, 253  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Stichwortverzeichnis  256  K  Kennzahl 15, 16, 29, 74, 139, 149,  154, 159, 237, 242  Kennzahlen 1, 18, 39, 55, 72, 88,  139, 155, 247  Kostenpuffer  146, 156, 158, 159,  173  KostenWelt  237, 242, 245  kritische Kette 13, 131, 132, 133,  134, 146, 148, 153, 154, 239,  245, 253  Kritische Kette  245  kritische Pfad  131, 246  kritischer Pfad 13, 245  Kritischer Pfad  246  Kultur des Zusammenhaltes  174  L  lokale Effizienzen  57, 58, 60, 194,  246  lokale Optimierung 55, 170  M  magische Dreieck  10, 11, 109, 140  Magische Dreieck  140  Marketing  141, 176, 177, 178,  185, 246  Matrixorganisation 35, 37, 38, 246  Meilenstein 126, 144, 246, 250  Messgrößen39, 47, 57, 61, 63, 70,  72, 139, 144, 189, 195, 196,  238, 246, 249  Mitarbeiterorientierung 161, 162  Multiprojektcontrolling  149  Multiprojektmanagement  1, 13,  38, 40, 42, 46, 48, 52, 53, 63,  72, 75, 76, 77, 85, 106, 135, 185  Multiprojektorganisation  135  Multiprojektumgebung  17, 39, 54,  77, 105, 143, 164  Multiprojektunternehmen 62, 246  Multitasking  41, 43, 44, 45, 46,  47, 48, 51, 54, 55, 63, 64, 65,  66, 69, 74, 76, 79, 82, 92, 94,  105, 114, 118, 127, 190, 246  N  Necessary Cause 101  P  Paradigmenwechsel  54, 55, 143,  172, 185, 194, 247  Parkinson’s Law  117, 119, 120,  121, 123, 127, 128, 129, 247  Pilotprojekt 77, 247  Projektauswahl  23, 27, 31, 74,  111, 140  Projektbudget 107, 108, 143, 155,  157  Projektfortschritt  72, 144, 145,  147, 159  Projektkostenrechnung  22, 23, 27,  29, 74, 248  Projektkultur  54, 87  Projektleiter  9, 12, 13, 15, 16, 17,  18, 21, 29, 34, 35, 36, 37, 41,  43, 49, 53, 62, 70, 71, 79, 81,  87, 88, 89, 105, 106, 107, 108,  109, 110, 111, 112, 113, 117,  128, 136, 137, 139, 144, 145,  147, 148, 149, 155, 159, 166,  167, 194, 246  Projektmanagement  9  Projektmanagementmethoden  9  Projektmanagementstandards  151  Projektpläne  12, 15, 17, 72, 81,  82, 87, 89, 111, 114, 128, 131,  146, 154, 171, 172  Projektplanung  17, 87, 90, 98,  129, 131, 132, 192  Projektportfolio  52, 63, 69, 149,  193, 248  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Stichwortverzeichnis  257  Projektpuffer  128, 129, 130, 131,  132, 133, 134, 146, 148, 158,  171, 193, 249  Projektstatus  82, 143, 147, 148,  149, 150, 159, 160  Projektsteuerung 35, 70, 139, 172  Puffer  Projektpuffer; Zeitpuffer;  Kostenpuffer  67, 69, 82,  88, 117, 133, 134, 146, 147,  171, 241, 242  Pufferverbrauch  72, 144, 146, 147,  148  Pufferzeiten  71  PullPrinzip 98, 248  R  Ressource  57, 58, 60, 61, 62, 63,  67, 79, 83, 108, 109, 132, 149,  237, 241, 242, 245, 248, 251  Risikofonds 173, 174, 248  S  Schichten des Widerstands  19,  187  Sicherheitspuffer  88, 115, 117,  132  SOP 164, 249, 250  Staffelläuferprinzip 72, 82, 133,  135, 249  Staffelung  51, 67, 83, 197  Stolperstein 99, 100, 244, 250  Stolpersteine  89, 99, 100, 144,  146, 162, 187, 192, 193, 249  Studentensyndrom 117, 122, 123,  127, 128, 250  Sufficient Cause 102  Supply Chain  1, 163, 170, 171,  250  T  Teilprojekt  164, 168, 172  Theory of Constraints 237, 238,  239, 241, 250, 252  U  Umsetzungsbaum  240, 251, 253  Unerwünschte Effekte  34, 45,  164, 165  unerwünschter Effekt 243  Unerwünschter Effekt 242, 251  Unwiderstehliches Angebot  251  UrsacheWirkungsDiagramm  180  V  Verkettung von Aufgaben  117,  122, 123, 127, 128, 251  Vertrieb  30, 115, 141, 176, 251  Voraussetzungsbaum 240, 244,  252, 253  Vorbehalt der negativen  Nebenwirkung  240, 251  Z  Zeitpuffer  67, 68, 69, 74, 81, 87,  88, 117, 128, 159  Zukunftsbaum 74, 75, 76, 182, 183,  190, 191, 192, 240, 243, 244,  251, 252, 253  Zulieferkette  253  Zulieferketten 131, 133, 147, 148,  154  Zulieferpuffer 131, 134, 146, 153,  171, 253  Zwischenergebnis  99, 100, 101,  102, 245  Zwischenziel  246, 252, 253  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   258  Abbildungsverzeichnis  Abb. 1:   Das magische Dreieck  10  Abb. 2:   Gegenwartsbaum Multiprojektmanagement, Teil 1  38  Abb. 3:   Gegenwartsbaum Multiprojektmanagement, Teil 2  40  Abb. 4:   Gegenwartsbaum Multiprojektmanagement, Teil 3  42  Abb. 5:   Arbeitsplan Elektronikentwickler  43  Abb. 6:   Tatsächlicher Arbeitsverlauf des Elektronikentwicklers  44  Abb. 7:   Tatsächlicher Arbeitsverlauf Projekt OSLO  45  Abb. 8:   Gegenwartsbaum Multiprojektmanagement,   Teil 4, schädliches Multitasking  46  Abb. 9:  Gegenwartsbaum Multiprojektmanagement,   Teil 5, Mitarbeiter sind überlastet  48  Abb. 10:   Gegenwartsbaum Multiprojektmanagement,   Teil 6, strategische Aufgaben  53  Abb. 11:   Der Kernkonflikt im Projektmanagement  56  Abb. 12:   Der aufgelöste Kernkonflikt  61  Abb. 13:   Der Elektronikentwickler – die Engpassressource E  65  Abb. 14:   Staffeln des Projektportfolios nach dem Engpass  66  Abb. 15:   Drei Projekte mit „Drum Buffer“  68  Abb. 16:    Die Ausgangssituation des Multiprojektmanagements   bei Toggotec  73  Abb. 17:   Zukunftsbaum Multiprojektmanagement  75  Abb. 18:   Falsche Abhängigkeiten, Teil 1  90  Abb. 19:   Falsche Abhängigkeiten, Teil 2  90  Abb. 20:   Auszug aus dem Projektplan ROBI 1  91  Abb. 21:   Arbeitsplan für die Mitarbeiter B und C  92  Abb. 22:   Tatsächlicher Ablauf der ersten Woche  93  Abb. 23:   Tatsächlicher Ablauf der zweiten Woche  94  Abb. 24:   Tatsächlicher Ablauf der dritten Woche  94  Abb. 25:   Tatsächlicher Ablauf der vierten Woche  95  Abb. 26:   Es treten Störungen auf, Teil 1  96  Abb. 27:  Es treten Störungen auf, Teil 2  97  Abb. 28:   Stolperstein, Engpassfaktor, Zwischenergebnis  100  Abb. 29:   Abhängigkeiten „Necessary Cause“  101  Abb. 30:   Projektziel „Sufficient Cause“  102  Abb. 31:   Dilemma Änderungswünsche  107  Abb. 32:   Zusätzliche Ressourcen  108  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Abbildungsverzeichnis  259  Abb. 33:   Dilemma des Projektleiters – Terminverzögerung  109  Abb. 34:   Kernkonflikt des Projektleiters mit Annahmen  110  Abb. 35:   Gegenwartsbaum Einzelprojekt, Teil 1  114  Abb. 36:   Wahrscheinlichkeitsverteilung  116  Abb. 37:   DilemmaWolke Parkinson’s Law  120  Abb. 38:   DilemmaWolke Parkinson’s Law – Verzögerung aufholen  121  Abb. 39:   Gegenwartsbaum Einzelprojekt, Teil 2  124  Abb. 40:   Negative Endlosschleife im Einzelprojekt  125  Abb. 41:   Alter Projektplan ROBI 2  128  Abb. 42:   ROBI 2 mit Projektpuffer am Projektende  129  Abb. 43:   Entwickler auf den Zulieferketten  131  Abb. 44:   Entwickler auf der kritischen Kette  132  Abb. 45:   Kritische Kette mit Puffer  133  Abb. 46:   Puffer auf den zuliefernden Ketten  134  Abb. 47:   Messung des Projektfortschrittes  145  Abb. 48:   Pufferverbrauch  147  Abb. 49:   Visualisierung Projektstatus Einzelprojekt  148  Abb. 50:   Visualisierung Projektstatus Multiprojekt  150  Abb. 51:   Gegenwartsbaum der vielen Standards  152  Abb. 52:   Gegenwartsbaum – Projektkosten  157  Abb. 53:   Finanzstatus des Projektes (Kostenpuffer)  159  Abb. 54:   Beispiel Statusbericht  161  Abb. 55:   Dilemma des Lieferanten  166  Abb. 56:   Gegenwartsbaum Supply Chain und lokale Optimierung  170  Abb. 57:   Das Marketing Dilemma  178  Abb. 58:   Gegenwartsbaum Marktanalyse  181  Abb. 59:   Zukunftsbaum – ein Beispiel für ein unwiderstehliches Angebot  183  Abb. 60:   Negativschleife schädliches Multitasking  201  Abb. 61:   Projektdurchsatz  202  Abb. 62:   Negativspirale ungenügender Vorbereitung  206  Abb. 63:   Identifizierung des Engpasses  214  Abb. 64:   Die Virtual Drum  215  Abb. 65:  Taktische Prioritäten  216  Abb. 66:   Vorgehensweise  223  Abb. 67:   Projektfortschritt  233  Abb. 68:   Fullkit  234  Abb. 69:   BufferManagement  235  Abb. 70:   Ergebnisse  236  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   260  Die Autoren  Holger Lörz  Dipl.  wirtsch.  Ing.  Holger  Lörz,  geb  1966  war  im  Zuge  einer  Nach- folgeregelung mehrere Jahre Geschäftsführender Gesellschafter eines  mittelständischen  Unternehmens.  Neben  dem  Aufbau  einer  Füh- rungsmannschaft  und  der  Einführung  eines  leistungsorientierten  Entlohnungssystems beschleunigte er die Projekte in der Produktion  und  Entwicklung  mit  dem  Critical  Chain  Ansatz  um  über  30 %.  Heute ist er Vorstand der Excellence Alliance AG und gibt sein Pra- xiswissen an interessierte Unternehmen weiter.  Uwe Techt  Uwe  Techt  ist  Unternehmensberater  und  Geschäftsführer  der  VISTEM GmbH & Co. KG. Er ist seit über 15 Jahren in Industrieun- ternehmen  und  in  Organisationen  des  öffentlichen  Sektors  tätig.  Seine  (Führungs-)  Erfahrungen  sammelte  er  während  seiner  Tätig- keiten  als  Geschäftsführer  und  Vorstand  in  verschiedenen  Bera- tungsunternehmen  sowie  als  Leiter  Projektmanagement  in  der  Bahnindustrie.  Im  Jahr  1997  war  er  Initiator  des  „Deutschen  Pro- jektmanagement Award“ der GPM und ist im Beirat für den „Deut- schen  Project  Excellence  Award“  aktiv.  Uwe  Techt  realisiert  seit  Jahren erfolgreiche ToC- und CCPM-Projekte. Darüber hinaus ist er  Fachautor  für  Projektmanagement-Themen  und  Autor  verschiede- ner Bücher u. a. „Goldratt und die Theory of Constraints“.                  Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de   Die Autoren    261  Feedback erwünscht!  Haben Sie Fragen, Anregungen und Feedback zu diesem Buch?   Sie  erreichen  die  Autoren  unter  
[email protected]  bzw.  
[email protected].  Danksagung  Danken möchten wir unseren Freunden und Geschäftspartnern, die  mit ihren kritischen Rückmeldungen zu den einzelnen Kapiteln viele  wertvolle Anregungen gegeben haben. Ein besonderer Dank geht an  Brigitte Lörz als kritische Erstleserin aller Kapitel, an Claudia Simon  für die Bildbearbeitung und zahlreichen Korrekturen und an Oliver  Steeger  für  die  exzellenten  journalistischen  Hinweise  und  das  Coa- ching.    Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de Jetzt bestellen!  www.haufe.de/bestellung oder in Ihrer Buchhandlung Tel. 0180-50 50 440; 0,14 €/Min. aus dem deutschen Festnetz;  max. 0,42 €/Min. mobil. Ein Service von dtms. Rückenwind für den Kurswechsel Weniger Stress, sinnvollere Arbeit und mehr Zeit für sich selbst? Wiebke Sponagel zeigt, wie Sie runterschalten und zu neuer Selbstbestimmung und Ausgeglichenheit finden. Mit vielen Übungen aus der Coachingpraxis. € 19,80 [D] ca. 224 Seiten ISBN 978-3-648-01288-8 Bestell-Nr. E00293 EigAnz1a_0111-runterschalt_A5_pr  29.12.2010  13:39 Uhr  Seite 1 Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de Jetzt bestellen!  www.haufe.de/bestellung oder in Ihrer Buchhandlung Tel. 0180-50 50 440; 0,14 €/Min. aus dem deutschen Festnetz;  max. 0,42 €/Min. mobil. Ein Service von dtms. Sicher und souverän moderieren Nutzen Sie das Know-how und das Arbeitsmaterial von Profis für Ihren gelungen Auftritt als Moderator. Setzen Sie moderne Methoden ein, wenn Sie Ihre Moderation vorbereiten oder Meetings und Events leiten. Mit Soforthilfe für den Umgang mit kritischen Situationen. € 24,80 [D] ca. 380 Seiten ISBN 978-3-648-01280-2 Bestell-Nr. E00292 EigAnz8_0111-Moderation_A5_pr  16.02.2011  12:18 Uhr  Seite 1 Dieses eBook ist lizenziert für UNI Koeln Alle Rechte vorbehalten. © Haufe Verlag, Download vom 06.04.2012 14:40, www.wiso-net.de